Racheengel von Little-Cherry (Du entkommst ihr nicht!) ================================================================================ Kapitel 3: Blood ---------------- 3. Blood   Der Schuss halte in ihrem Kopf nach und ließ es in ihren Ohren klingeln. Temari aber achtete gar nicht darauf. Sie kniete auf dem kalten Asphalt des Parkwegs. Ihre Hände presste sie auf Shikamarus Unterleib. Die Kugel hatte ihn in den Bauch getroffen und zu Boden gehen lassen. Aus der Wunde floss unaufhörlich Blut, sickerte durch ihre Hände und benetzte Shikamarus Hemd und ihr Kleid mit seinem Blut, sodass beides binnen weniger Minuten rot gefärbt war.   Der fremde Mann, der geschossen hatte, stand noch immer an Ort und Stelle und lachte über Temaris verzweifelten Versuch, die Blutung zu stoppen. Es wurde immer deutlicher, was für ein Unmensch, was für ein Sadist er eigentlich war. Noch mehr wurde aber klar, dass es egal war, was Shikamaru gesagt hätte, er hätte so oder so geschossen.   Temari aber achtete gar nicht auf ihn. Sie presste ihre Hände weiter auf Shikamarus Bauch und weinte unerbittliche Tränen, die ihr dabei halten all das Blut nicht sehen zu müssen, das mittlerweile an ihren Händen klebte und sich auf ihrem silbergrauen Kleid verteilte. Dabei versuchte sie das Beben ihres Körpers zu unterdrücken.   „Temari … du musst … fliehen …“, hauchte Shikamaru mit schwacher Stimme. Temari aber schüttelte den Kopf.   „Ich bleibe bei dir, Shikamaru! Ich lasse dich hier nicht sterben!“, schluchzte sie wütend und schaffte es so doch tatsächlich Shikamaru zum Schmunzeln zu bringen.   „Keine Sorge … ich sterbe schon nicht …“, erwiderte er und versuchte dabei möglichst gelassen zu klingen. Temari konnte aber aus seiner Stimme und in seinen Gesichtszügen lesen, welche Schmerzen er hatte. Trotzdem spielte sie sein Spiel mit.   „Stimmt, das wäre dir sicher viel zu anstrengen und zu nervig“, versuchte sie zu spaßen, was ihr aber nicht so recht gelingen wollte.   Shikamaru versuchte trotzdem zu lachen, um sie zu beruhigen. Dabei wusste er selbst, dass es nicht besonders gut um ihn stand. Er hatte bereits viel Blut verloren, was seine Sicht verschwommen werden ließ. Trotzdem konnte er genau sehen, wie die Tränen unaufhörlich über Temaris Wangen flossen. Gerne hätte er über ihre Wange gestrichen, doch ein weiterer Effekt des Blutverlustes war, dass sich sein Körper unglaublich schwer anfühlte und es ihm nicht gelang, seine Arme und Beine zu bewegen. Aber nicht nur sein Körper fühlte sich schwer an, sondern auch sein Geist …   „Shikamaru, du darfst nicht einschlafen!“, riss ihn Temaris panische Stimme aus seiner Trance. Er musste also genauso schlimm aussehen, wie er sich fühlte. Er hatte noch nie gehört, dass sie mal panisch war.   „Hörst du, der Krankenwagen kommt schon!“, versuchte sie ihn und sich selbst zu beruhigen. Allerdings konnte Shikamaru weit entfernt tatsächlich die Sirene eines Krankenwagens hören. Dabei musste er schon viel näher an ihnen dran sein musste, denn der Dealer, der eben noch seine Verlobte ausgelacht hatte, war schon vor wenigen Minuten fluchtartig verschwunden. Schade. Er hätte gerne gesehen, wie das Arschloch von seinen Kollegen abgeführt wurde …   Diese erschienen wenig später zusammen mit den Sanitätern bei ihm und Temari. Sofort schoben die Sanitäter Temari beiseite, um sich besser um ihn kümmern zu können. Seine Kollegen hatten sich bereits aufgeteilt, um nach den Schützen zu suchen, aber davon bekam Shikamaru nichts mehr mit. Sein Geist verabschiedete sich immer mehr von ihm, bis er schließlich sein Bewusstsein verlor. Dabei dachte er bis zu letzte daran, wie sehr er Temari liebte und wie leid es ihm tat, ihr das hier anzutun, dass sie es miterleben musste, obwohl das hier einer der schönsten Tage ihres Lebens werden sollte.   Temari blieb nichts anderes übrig als hilflos daneben zu stehen. Sie musste dabei zusehen, wie die Sanitäter versuchten, die Blutung am Bauch ihres Verlobten zu stillen und ihm das Leben zu retten, während einer der Polizisten ihr irgendwelche Fragen stellte, die sie weder richtig verstand noch darauf antwortete. Den Polizist selbst kannte sie nicht. Es war irgendein Jungspund, der neu sein musste und noch kein Gefühl dafür hatte, wann der richtige Moment war, um eine trauernde oder angsterfüllte Frau zu befragen, wobei sie sich selbst niemals als angsterfüllt beschreiben würde. Dabei war es genau das, was sie gerade spürte. Angst.   Zu seinem Glück erkannte Asuma, ein langjähriger Kollege Shikamarus und mittlerweile sein Boss, das Problem und trat zu ihnen heran. Nach ein paar Wortwechsel schickte er den Jungspund weg, um sich selbst um sie zu kümmern. Führsorglich legte er ihr seine Jacke um ihre Schultern und zog sie vom Geschehen weg, damit sie nicht mehr mit ansehen musste, wie Shikamaru da auf dem kalten Boden lag, sein weißes Hemd blutgetränkt. Eigentlich war es auch sinnlos, denn das Bild hatte sich bereits in ihren Kopf gebrannt, trotzdem schätzte Temari es, wie Asuma mit ihr umging, wie er einfach bei ihr blieb und sie stützte, ohne etwas zu sagen. Jedes Wort, das ihr nicht sagte, dass es Shikamaru gut ging, wäre ein Wort zu viel. Das wusste auch Asuma nur zu gut. Er glaubte so oder so nicht mehr daran, dass der Mistkerl noch da war …   Irgendwann, Temari hatte jegliches Zeitgefühl verloren, kam einer der Sanitäter zu ihnen, um zu sehen, wie es ihr ging. Temari ließ die Behandlung nur widerwillig über sich ergehen. Das Blut, das an ihren Händen und ihrer Kleidung klebte, war eh nicht ihr eigenes. Es gehörte Shikamaru. Darum sollte sich der Typ lieber um ihn kümmern. Sagen tat sie das jedoch nicht, sie starrte einfach nur abwechselnd auf ihre Hände und die Stelle, an der Shikamaru lag, auch wenn sie ihn vor lauter Leuten nicht sehen konnte.   „Es scheint nicht so, als wäre sie verletzt. Sie steht nur unter Schock“, sagte der Sanitäter zu Asuma, als wäre sie gar nicht da, aber genau genommen war sie es auch gar nicht, zumindest nicht wirklich …   „Wir wären außerdem bereit das Opfer ins Krankenhaus zu überführen“, erklärte er weiter und holte Temari so augenblicklich aus ihrer Starre.   „Ich komme mit!“, sagte sie völlig unverwandt. Der Sanitäter aber betrachtete sie mitleidig und schüttelte den Kopf.   „Tut mir leid, aber das geht nicht. Ich möchte nicht lügen, um Ihren Freund steht es nicht besonders gut. Wir werden im Krankenwagen jeden Platz brauchen“, erwiderte er. Temari gefiel das gar nicht.   „Das verstehen wir natürlich“, erwiderte Asuma, bevor sie etwas sagen konnte. „Aber könnte sie ihren Freund vielleicht vorher noch einmal sehen? Ich fürchte, sonst ist sie gleich nicht mehr zu bändigen.“ Es klang ein wenig scherzhaft, wobei ihnen allen klar war, wie ernst die Situation eigentlich war. Der Sanitäter betrachtete sie einen Moment lang, in dem Temari dachte, er würde nein sagen, nickte dann aber doch. Vermutlich sah sie wirklich so aus, als würde sie gleich jemanden köpfen, wenn sie nicht gleich ihren Willen bekam … Zusammen gingen sie zum Krankenwagen, in den Shikamaru gerade geschoben wurde.   Neue Tränen sammelten sich in Temaris Augen und ließen ihre Sicht verschwimmen, dabei hatte sie gedacht, dass sie schon alle Tränen verweint hatte … Aber Shikamarus Anblick schmerzte so sehr in ihrem Herzen und ließ sie sich so gleich hilflos fühlen, dass sie gar nicht anders konnte. Ihre Gefühle brauchten ein Ventil und das waren in diesem Fall die Tränen, für die sie sich selbst hasste …   Die Hand, die ihr gereicht wurde, um leichter in den Krankenwagen zu steigen, nahm sie kaum war, auch wenn sie ihr dankbar war, weil sie sonst sicher ungalant in den Wagen gestolpert wäre … Ihr Blick lag dabei nur auf Shikamaru, der in rotweiße Mullbinden gehüllt und an irgendwelche Geräte angeschlossen war, die ihn am Leben erhalten sollten. Seine Augen waren geschlossen und seine Haut leichenblass. Beides ließ sie fürchten, dass er bereits tot war, wenn die Geräusche der Maschinen nicht etwas anderes sagen würden …   Andächtig trat Temari zu ihm heran. Sie nahm seine Hand in ihre und legte sie an ihre Wange, wo sie von ihren Tränen benetzt wurde. Ihre andere Hand legte sie an Shikamarus Wange und strich mit liebevollem Blick über die weiche Haut.   „Shikamaru, ich weiß, ich habe es dir nicht oft gesagt, aber ich liebe dich. Du bist für mich eine der wichtigsten Personen der Welt“, flüsterte sie ihm zu. Warum genau sie es tat wusste sie gar nicht. Vielleicht hoffte sie, dass es ihm half oder aber auch einfach nur, um sich selbst zu helfen.   „Dass du mir heute den Antrag gemacht hast, war das Beste, was mir passen konnte, aber weißt du, darum musste du auch wieder zu mir zurück kommen, denn ich schwöre dir Shikamaru, ansonsten mache ich dir das Leben zur Hölle!“   „Temari, die Zeit ist um“, richtete Asuma das Wort an sie. Temari drehte sich kurz zu ihm um nickte, auch wenn sie gerne noch viel länger bei ihm geblieben wäre und ihm noch mehr erzählt hätte. Aber sie verstand, dass es besser war, wenn sie die Sanitäter ihre Arbeit machen ließ. So wand sie sich ein letztes Mal an Shikamaru. Sanft küsste sie seine Wange, weil sein Mund von einem Beatmungsgerät versperrt war.   „Ich liebe dich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)