Wie es geht von demona1984 ================================================================================ Kapitel 1: Wie es geht ---------------------- Ich bin müde, erschöpft, mir tut der Rücken weh, ich müsste noch den Unterricht für Morgen vorbereiten und ich habe absolut keine Lust hier zu sein. Und dennoch sitze ich in dieser Edelbar und halte mich mehr oder weniger an meinem Getränk fest. Warum bin ich eigentlich hier? Natürlich weil du mich hierher bestellt hast und natürlich kommst du zu spät. Warum solltest du auch pünktlich sein? Du bist nie pünktlich, du genießt es wenn Andere auf dich warten um dann einen besonders großen Auftritt zu haben. Ein Seufzen entringt sich meiner Kehle, auch wenn ich immer schimpfe, wenn du mal wieder zu spät kommst und drohe, dass ich irgendwann mal nicht mehr warten werde, kennen wir Beide die Wahrheit. Ich werde immer warten bis du zu spät kommst. Aber nur ich weiß warum. Mein Blick schweift durch die Bar, deine Lieblingsbar. Als wir uns hier das erste Mal treffen wollten, haben sie mich nicht rein gelassen, ich passe nicht ins Bild, nicht ins Klientel und das hatte mir der nette Herr am Eingang auch auf unmissverständliche Art klar gemacht. Also bin ich wieder gegangen und zum ersten Mal kamst du wirklich zu spät, zum ersten Mal hat niemand auf dich gewartet. Ich weiß nicht was du damals gemacht hast aber beim nächsten Mal hat der nette Herr mir sogar die Tür aufgehalten. Aber ich erinnere mich noch gut an dein siegesgewisses, zufriedenes Lächeln als du, natürlich zu spät, kamst und mich an der Bar sahst. Du bekommst eben, was du willst. Ich schau dich an und du bist unbeschreiblich schön Ich könnte ewig hier sitzen und dich einfach nur ansehn Doch plötzlich stehst du auf und du willst gehn Das war schon in der Schule so. Dreizehn, so alt warst du, als ich eingeschult wurde aber du warst so viel erwachsener als die anderen Schüler. Normal hättest du einen Erstklässler wie mich nicht mal beachtet, geschweige denn mit mir geredet aber ich tat etwas, was bis dahin keiner dir gegenüber getan hatte. Naja, eigentlich tat ich etwas nicht und das hast du wohl das erste Mal in deinem Leben erlebt. Ich wich dir nicht aus als du mir im Korridor entgegen kamst. Ich hatte fünf schwere Bücher auf den Armen und war der Meinung, dass es für dich wesentlich leichter war einen Schritt zur Seite zu gehen. Eine Fehlentscheidung denn du warst es gewohnt, dass man dir auswich und das Ergebnis waren zwei Jungen, die Beide auf ihren Hosenböden auf dem Fußboden saßen. Ich habe damals wohl mehr geflucht als mich entschuldigt aber du hast es eh nicht wirklich mitbekommen, du hast mich einfach nur angestarrt. Erst als ich schon meine Bücher wieder eingesammelt hatte und am gehen war, bist du aufgesprungen. „Hast du überhaupt eine Ahnung wer ich bin?“ Nein, war die ehrliche Antwort und da du mich nur geschockt angesehen hast, bin ich einfach gegangen. Woher hätte ich wissen sollen wer du bist? Bei Muggeln aufgewachsen, kannte ich deinen Namen und den deiner Familie nicht. Und da selbst meine Klassenkameraden nichts mit mir zu tun haben wollten, erfuhr ich auch hier in Hogwarts nichts von der Macht deiner Familie. Vielleicht war es diese Unwissenheit, die dich faszinierte aber egal, was es war, wir wurden Freunde. Bitte geh noch nicht. Ich weiß, es ist schon spät Ich will dir noch was sagen, ich weiß nur nicht, wie es geht Bleib noch ein bisschen hier und schau mich nicht so an Weil ich sonst ganz bestimmt überhaupt gar nichts sagen kann Lautes, ehrfürchtiges Gemurmel holt meine Gedanken wieder in die Gegenwart und zu dem Grund meines Hierseins in dieser verdammten Bar. Gespräche werden unterbrochen, Blicke wurden umgewandt, Frauen seufzten verzückt auf während ihre Männer verzweifelt versuchten ihre Aufmerksamkeit wieder zu gewinnen, erfolglos. Kein Wunder, du hast den Raum betreten. Du bist einer dieser Menschen, die einen Raum betreten und dafür sorgen, dass die Luft still steht, dass der Atem angehalten wird, dass Frauen sich zurecht rücken während Männer Mordgedanken schmieden. Du schaffst es durch deine bloße Anwesenheit alle Blicke auf dich zu ziehen, dich umgibt ein Strahlen, welches in jeder noch so großen Menge leuchtet. Nichts und niemand schafft es diesem Glanz zu entkommen, sich deiner Ausstrahlung zu entziehen und du? Du hast nur Geringschätzung und Abscheu für die meisten Menschen übrig. Dein Blick muss nicht durch den Raum schweifen, dein Schritt ist fest als du die Bar zielstrebig durchquerst und dich neben mir an den Tisch setzte. Wir sitzen immer hier und wenn der Tisch besetzt sein sollte, wenn ich komme, wechseln die Menschen schnell den Platz. Ob es die Angst vor dir oder der Ekel von mir ist, ist mir egal denn das Ergebnis zählte. Du bist zu spät, wie immer. Deine Antwort ist ein Schulterzucken und ein ungeduldiges Winken nach dem Kellner, der sofort ein Glas edlen Weißwein bringt. Niemand muss mehr nachfragen, was wir trinken und wenn es ein unglückseliger Neuling doch tut, dann Gnade ihm Merlin. Du bist nicht sehr nachsichtig mit Dingen oder Menschen, die nicht nach deinen Regeln spielen. Ich weiß selber nicht, was los ist, meine Knie werden weich Im Film sieht es so einfach aus, jetzt bin ich kreidebleich Ich weiß nicht, was ich sagen soll... Mein Gott, jetzt gehst du gleich Du bist schweigsam heute, starrst eigentlich nur in dein Glas. Warum hast du mich hierher bestellt? Solltest du dich nicht geschäftig auf dem Heiratsmarkt rumtreiben und irgendeine Reinblüterfamilie unendlich glücklich machen weil du ihre Tochter auserwählt hast? Du schnaubst auf meine Aussage hin. „Die wollen alle nur mein Geld und meinen Namen. Niemand will den Mann.“ Ich schweige und wechsle dann das Thema, wie geht es dem Kleinen? Jetzt lächelst du, du solltest öfters lächeln, und erzählst lebhaft von deinem Sohn, der gerade sechs geworden ist. Seit seine Mutter euch vor vier Jahren verlassen hat, kümmerst du dich alleine um ihn, zusammen mit einer älteren Hexe, die du als Kindermädchen angestellt hast. Ich schaue vorbei wann immer es mir möglich ist aber jetzt, wo du so erzählst, würde ich mir wünschen, dass ich noch mehr Zeit bei euch verbringen könnte. Dass ich ein festerer Teil deiner Familie wäre als nur ein Freund. Ich höre dir nur mit einem Ohr zu, viel zu sehr bin ich in Gedanken versunken. Wie lange trage ich dieses Geheimnis jetzt schon in mir? Wie lange schon hege ich diese Gefühle für meinen besten und einzigen Freund? Seit Hogwarts? Ja, seit dem Abschlussball als ich dich mit deiner Verlobten habe tanzen sehen. Diese Eleganz, diese Schönheit, ich wusste schon damals, dass ich nie an deiner Seite stehen könnte aber träumen durfte man ja. Und ich träumte, von dir, von mir, von uns, als Paar, Seite an Seite und nicht nur als Freunde. Es waren schöne Träume aber wenn man so lange von etwas träumt, verzweifelt man irgendwann daran. „Hörst du mir eigentlich zu?“ Nein. Bitte geh noch nicht. Bleib noch ein bisschen hier Ich muss dir noch was sagen, nur die Worte fehlen mir Bitte geh noch nicht, ich weiß, es ist schon spät Ich will dir noch was sagen, ich weiß nur nicht wie es geht Wie es geht Dein vorwurfsvoller Blick lässt mich grinsen, du hasst es ignoriert zu werden. Hast es schon immer gehasst und es macht mir unheimlichen Spaß dich in meinem Labor warten zu lassen während ich in aller Seelenruhe meine Arbeit erledige. Es macht dich wahnsinnig aber dennoch setzt du dich in den Sessel, den ich extra für dich da hingestellt habe, und wartest bis ich fertig bin. Schon wieder dieser Blick, mein Grinsen nervt dich und du fragst erneut, was los ist? Ob du mich langweilst? Nein, tust du nicht. Ich bin nur in Gedanken. Ich muss es dir sagen. Muss dir endlich offenbaren, was schon seit Jahren mein Herz zerfrisst. Aber was dann? Wirst du dich mit einem angeekelten Blick abwenden und nie wieder ein Wort mit mir wechseln? Wirst du mich sogar auslachen? Oder wirst du es mit einem Schulterzucken abtun und genauso weiter machen wie bisher? Ich habe es dir in meiner Vorstellung schon so oft gesagt, mir schon so oft ausgemalt wie du reagieren könntest aber keine dieser Reaktionen war wirklich zufrieden stellend. Du klopfst ungeduldig mit dem Gehstock auf den Boden, der silberne Schlangenknauf blitzt im Licht auf. Dein Blick bohrt sich in meine Augen, hypnotisiert mich und jetzt weiß ich wie sich eine Maus vor einer Schlange fühlt. Schon komisch, dabei bin ich doch selbst eine Schlange aber dennoch fühle ich mich wie ein hilfloses Mäuschen. Ich dachte immer, dass es leicht wär Ich dachte immer, das ist doch kein Problem Jetzt sitz ich hier wie ein Kaninchen vor der Schlange Und ich fühl mich wie gelähmt Ich muss es sagen, ich weiß nur noch nicht, wie Ich muss es dir sagen, jetzt oder nie Ich weiß nicht, was dich mehr irritiert und nervt, mein Schweigen oder die gestammelten Versuche es dir zu sagen. Du schüttelst den Kopf, leerst dein Glas und murmelst etwas davon, dass das Singleleben keinem von uns Beiden gut tut. Du wärst völlig überarbeitet und ich würde immer seltsamer werden. Insgeheim stimme ich dir zu, wir könnten das Problem gegenseitig beheben? Aber ich schweige, weiß immer noch nicht wie ich es dir sagen soll, ob ich es dir überhaupt heute sagen soll? Ich könnte auch noch warten, ich habe Jahrzehnte lang gewartet, da kommt es auf die nächsten Wochen oder Monate oder Jahre doch auch nicht mehr an, oder? Aber heute fühlt es sich so richtig an und ich bin mir sehr sicher, wenn ich heute nicht den Mut dazu aufbringe, werde ich es dir nie sagen. Du sagst etwas, ich höre gar nicht richtig zu aber ich bin plötzlich wieder hell wach als du aufstehst und gehen willst. Warte. Meine Hand hat sich bewegt noch bevor ich es realisiert habe. Deinen Blick, der meine Hand mustert, realisiere ich allerdings sehr wohl, fragend und auch etwas empört. Dich hält keiner fest, du kommst und gehst wann du willst und nichts hält dich normalerweise auf aber meine Hand tut es. Und du schüttelst sie nicht ab sondern setzt dich langsam wieder. „Was ist los mit dir? Und ich will eine Antwort.“ Deine Stimme ist ruhig aber ernst, ich kenne diese Stimme und sie duldet keinen Widerstand, keine Widerworte und kein weiteres Zögern. Ich schlucke, dein Blick bohrt sich in meine Augen, stechend, durchdringend und er lässt mein Herz in einem völlig falschen Rhythmus schlagen. Ein weiteres Schlucken, du versicherst mir, dass es ja nicht so schlimm sein könnte doch ich kann darauf nur lachen. Du wirst mich hassen. Nein? Doch, wirst du. Warum? Du stellst Fragen, wirst immer ungeduldiger und schließlich reißt dir der Geduldsfaden. „Verdammt, was ist los mit dir? Los, raus mit der Sprache!“ Ich schließe die Augen und sage es einfach, ich liebe dich. Ich sitze noch lange in dieser verdammten Bar, ich bin müde, erschöpft, mir tut der Rücken weh, ich hätte noch Aufgaben zu erledigen und ich bin alleine. Ich hatte die Augen geschlossen gehalten bis du eine Reaktion gezeigt hast, du bist einfach wortlos gegangen. Ich hätte zwar mit einem Ausbruch gerechnet aber es tut nicht weniger weh aber was habe ich auch erwartet? Ein Räuspern holt mich zurück in diese verdammte Bar, der Barmann sieht mich auffordernd an und ich bemerke jetzt erst, dass ich der letzte Besucher bin. Als ich zahlen will, winkt er ab, die Rechnung wäre bereits beglichen. Nun, das hat er sich wohl nicht nehmen lassen, gut, dann gehe ich halt so, es wird sowieso das letzte Mal gewesen sein, dass ich diese Bar betrete. Was soll ich auch alleine hier? Bitte geh noch nicht. Am besten gehst du nie Ich habs dir schon so oft gesagt in meiner Fantasie Bleib noch ein bisschen hier. Bitte geh noch nicht Was ich versuche, dir zu sagen, ist: Ich liebe dich Ich weiß nicht, wie es geht Wie es geht Es ist der vierte Sonntag im Monat, normal wäre ich jetzt bei dir und würde mit dir und deinem Sohn den Tag verbringen. Aber warum sollte ich zu dir gehen? Du hast dich seit diesem Abend nicht mehr gemeldet und ich erwarte es auch nicht mehr. Warum auch? Und so sitze ich an diesem Sonntag alleine in meinem Haus bei einem Buch und einem Glas Feuerwhisky zu viel. Dabei ist es noch nicht mal vier Uhr am Nachmittag. Ich sollte nicht trinken aber wer sollte mich davon abhalten? Wen würde es überhaupt interessieren? „Warum betrinkst du dich mitten am Tag während wir auf dich warten?“ Völlig verwirrt brauche ich einige Minuten bis ich realisiere, was oder wer da in meinem Wohnzimmer steht. Du, mit dem Kleinen auf den Armen, und ihr Beide seht mich verwirrt an. Was tust du hier? Warum ich nicht gekommen bin? Ich dachte, das wäre dir nicht Recht. Du schüttelst den Kopf und stellst deinen Sohn auf seine eigenen Beine. „Geh in den Garten, spielen, ich muss hier schnell was mit dem Onkel klären.“ Der Kleine nickte, kommt aber erst zu mir um mich zu umarmen, dann verschwindet er nach draußen. Ich habe den kleinen Garten hinter dem Haus extra für ihn wieder hergerichtet. Du wartest bis dein Sohn den Raum verlassen hat und fängst dann mit deiner Predigt an. Was mir einfiele, dir so etwas zu sagen und mich dann nicht mehr zu melden? Wieso ich nicht auf die Briefe reagiert hätte? Welche Briefe? Wütend gehst du zu der Stelle, an der meine Eule immer die Post ablegt und greifst gleich nach einem ganzen Stapel Briefe. Deine feine Handschrift springt mir förmlich entgegen. Ich zucke mit den Schultern, ich habe keinen Sinn darin gesehen, ich wusste ja, was du schreibst. Die Briefe klatschen gegen meinen Kopf, ich kann dich nur fragend ansehen. Doch du drehst dich rum und gehst Richtung Garten, zusammen mit den Worten, dass du einen guten Tee und Kuchen erwartest. „Und die andere Sache bereden wir wenn der Kleine im Bett ist, wir werden heute hier schlafen.“ Ich kann dir nur nachsehen während sich ein hoffnungsvolles, schmales Lächeln auf meinen Lippen ausbreitet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)