Pläne von _Delacroix_ ================================================================================ Kapitel 1: Pläne ---------------- „I-Ich habe keine Angst“, murmelte Takumi und klammerte sich an seinen Arm. Leo wusste es besser, doch er sagte nichts. Sein neuester Freund hatte sich in dem Moment verspannt, indem er ihm die Augenbinde präsentiert hatte. Eine halbe Stunde lang hatte Leo bitten und betteln müssen, doch schließlich hatte er es geschafft und Takumi hatte sich von ihm das schwarze Stück Stoff umlegen lassen. Seitdem klammerte er sich an seinen Arm, prüfte jeden Schritt drei Mal und versicherte bei jeder Gelegenheit, dass er natürlich kein bisschen Angst hatte. Musste er auch nicht, aber das konnte Takumi nicht ahnen und er würde sich hüten, es ihm zu verraten. Auch wenn sein langsam taub werdender Arm es ihm sicher gedankt hätte. „Wir machen jetzt einen Schritt nach rechts“, raunte er und schob Takumi sanft in die richtige Richtung. Es war nicht mehr weit, nur noch ein kleines Stückchen durch den Raum.   Fünf weitere Schritte, dann hatten sie den Tisch und damit ihr Ziel erreicht und Leo zupfte an Takumi, damit er vor der hölzernen Kante stehen blieb. Er wusste, würde er ihn in ein Möbelstück rennen lassen, Takumi würde ihm nicht verzeihen. Er würde ihm nie wieder etwas anvertrauen. Vermutlich nicht einmal einen schnöden Topf mit Suppe oder einen der dämlichen Gummibögen, mit denen die Anfänger ihre Schießübungen abhielten. „Ich zähle jetzt bis drei, dann nehme ich dir die Augenbinde ab“, erklärte Leo und klang dabei viel ruhiger als er es in Wahrheit war, denn eigentlich war er kein bisschen ruhig. Als er das alles geplant hatte, hatte er es witzig und amüsant gefunden, doch jetzt, wo sie wirklich vor dem Tisch standen, stiegen zunehmend mehr Zweifel in ihm auf.   Was wenn die ganze Sache schief ging? Was wenn Takumi sie nicht verstand? Was wenn Takumi sie missverstand?   Panisch blickte er zu den Kerzen, die er höchst selbst auf dem Tisch arrangiert hatte.   Vielleicht waren es zu viele? Vielleicht waren es zu wenige? Vielleicht hätte er lieber gar keine nehmen sollen? Oder doch eine andere Farbe?   Leo atmete tief durch. Für eine Änderung war es inzwischen zu spät.   „Eins“, zählte er, die Augen fest auf den Kuchen gerichtet. Es hatte ihn viel Überzeugungsarbeit gekostet, Peri zu überreden, das Ding für ihn zu backen, aber er hatte es geschafft und das hieß, der Kuchen würde in jedem Fall verdammt gut schmecken.   „Zwei“, zählte er weiter, damit er es sich nicht doch noch anders überlegte. Seine Hände wanderten zu dem dicken Knoten an Takumis Hinterkopf. Sanft strichen sie die langen Haarsträhnen beiseite und machten sich daran den Stoff zu lösen.   „Drei“, kommentierte er sein Tun.   Die Augenbinde fiel. Takumi schlug die Augen auf. Er blinzelte. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, krächzte Leo. Er war nach wie vor nervös. Doch als er das Funkeln in Takumis Augen sah, die Art, wie er den Kuchen anstarrte und den Tisch, ja verdammt, sogar seine dämlichen Kerzen, da wusste er – Dieser Moment, so klein und unscheinbar er schien, war selbst die blauen Flecken wert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)