Krone der Finsternis von Perro (das Erwachen der dunklen Horden (Es ist soweit! Großes FINALE mit Kapitel 33 und Epilog!!!)) ================================================================================ Kapitel 33: Träume ------------------ Es tut mir Leid, dass es solange gedauert hat, doch jetzt endlich erscheint das letzte Kapitel von Krone der Finsternis (mein PC war im Eimer >.<) Genießt es, Leute! Kapitel XXXIII - Träume Dafem hob das Schwert vors Gesicht. Die Silberklinge war ein dünner Strich, der sein Gesicht in der Mitte zu teilen schien. "KOMM UND LASS UNS KÄMPFEN!!!" Valnitars eisblaue Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt. "Töricht", meinte er ausdruckslos. Mit einem Kopfschütteln hob er seinen rechten Arm. Als der Dunkelelf eine der blau leuchtenden Blitzkugel auf Dafem schleuderte, erkannte dieser die Gefahr beinahe zu spät. Mit einem Hechtsprung konnte der Abenteurer sich gerade rechtzeitig aus der Schussbahn werfen, nur einen Augenblick bevor das magische Geschoss an ihm vorbeizischte und mit unmenschlicher Kraft in der Wand einschlug. Schützend warf Dafem die Hände über den Kopf, denn die Wand zerbarst unter der gewaltigen Kraft, so dass ein Regen aus Steinsplittern auf ihn niederging. Der Staub vergangener Jahrhunderte wurde aufgewirbelt und erzeugte eine undurchdringliche Wolke. Valnitar fing wieder an zu lachen. "Was ist aus deinen großen Worten? Du kannst mich nicht besiegen, wenn du nur im Dreck liegst..." Dafem knirschte mit den Zähnen und erhob sich schwerfällig. Ein Felsbrocken hatte ihn hart an der Schulter getroffen und dort ein taubes Gefühl hinterlassen. Blut tröpfelte aus einem tiefen Schnitt an seiner Augenbraue. "Ich habe auch nicht vor hier nur herumzuliegen!!!" Mit einem entschlossenen Kampfschrei stürmte der Abenteurer mit erhobenem Zweihänder los. Valnitar blickte ihn ohne jegliches Gefühl in den Augen an. "Mutig bist du, das muss ich gestehen...doch Mut und Dummheit liegen oft nahe beieinander..." Mit einer kurzen Handbewegung hatte der Schwarzmagier nun auch seine zweite Blitzkugel von sich geschleudert. Dafem blieb ruckartig stehen, als das gleißende blaue Licht auf seine Netzhaut traf und ihn kurzzeitig erblinden ließ. Orientierungslos schlug er mit dem Schwert um sich, verlor dabei fast den Halt und fluchte mit zusammengepressten Liedern. Plötzlich traf etwas seine Magengrube. Ein unvorstellbarer heißer Schmerz, schlimmer als alles was er je in seinen fünf Jahren des Abenteurerdaseins erlebt hatte, durchflutete seinen Körper. Es war als würde flüssiges Feuer durch jede Muskelfaser und jede Ader strömen. Sein Kopf schien zu bersten, seine Haut zu verbrennen. Ehe er aufschreien konnte, presste die Wucht des einschlagenden Geschosses jegliche Luft aus seiner Lunge. Dafem wurde davon geschleudert, überschlug sich im Flug mehrmals und prallte zuckend mit dem Rücken auf den Boden, der noch immer mit Steinsplittern übersät war. Ein kurzes Stöhnen entwich noch seinen Lippen, dann war es still. "Tzz...er hätte sich eben nicht mit mir anlegen sollen. Schade eigentlich, er war ein sehr interessanter Mann. Aber die Menschheit ist so stur und dumm..." Erschöpft betastete Valnitar seinen Kopf. Das schwarze Eisen der Krone der Finsternis glühte. "Kopfschmerzen...", murmelte der Dunkelelf kaum hörbar. Er kehrte Dafem den Rücken und schritt durch den Saal. Seine Stiefelabsätze erzeugten ein Geräusch, dass durch die ganze Halle hallte. Plötzlich blieb der Erbe Rizzurs wieder stehen. Trotz allem spürte er noch immer die Lebenspräsenz des Schicksalsmessias... "Das ist nicht möglich, ER IST DOCH TOT!!!" Wütend wirbelte Valnitar herum, seine eisblauen Augen weiteten sich vor Überraschung, zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit. Dafem stand wieder aufrecht, das Schwert in seiner Hand blitzte auf. Ob die anderen wohl bereits geflohen sind...ob sie es geschafft haben? Dafem hob den Kopf und starrte seinen Feind bedrohlich an. Selbst Valnitar spürte bei diesem stechenden Blick, der schon viele zur panischen Flucht bewegt hatte, einen Moment lang Unbehagen. Doch noch unheimlicher war die Tatsache, dass Dafem immer noch auf den Beinen stand. Eine Hälfte seines Gesichtes war fast vollständig mit Blut beschmiert. Auch an seinem linken Arm lief die rote Flüssigkeit, die von einer heftigen Schulterverletzung stammte, frei herab. An der Vorderseite waren Lederweste, Kettenhemd und Wolloberteil vollkommen von der magischen Blitzkugel versengt. Ob Bodono entkommen konnte? Lebt er überhaupt noch? "Mein Angriff könnte einen Menschen zehnmal töten! Wieso bei Opelaryn lebst du noch?" Als Antwort riss Dafem seinen sowieso schon halb zerfetzten linken Ärmel ab. Darunter kam ein goldener Oberarmreif zum Vorschein. "Der magische Schützer der Kintas!", fauchte Valnitar zornig. "Dieses verfluchte Zauberschutzrelikt dieser verfluchten Familie!!! Doch selbst der Schutz des Armreifs kann dich nicht retten!!! Bala de Relampago!" Wieder beschwor Valnitar mit einem Zauber blau leuchtende Blitzkugeln. Diesmal ließ der Dunkelelf es nicht mehr gemächlich angehen. Wutentbrannt riss er seine Arme nach vorne, so dass die Geschosse davon sausten und Schweife aus Rauch und Funken hinter sich her zogen. Dafem rollte schützend hinter eine Säule. Die Blitzkugeln explodierten förmlich, als sie zwei neue gewaltige Löcher in die Wand rissen. Der Abenteurer nutzte die Chance, um durch den aufsteigenden Staub unbemerkt an Valnitar heranzutreten. Doch der Dunkelelf sah den Schwerthieb des Abenteurers rechtzeitig kommen um auszuweichen. Den Schwung der schweren Sturmklinge konnte Dafem nur mit einem weiten Ausfallschritt wieder ausgleichen. "Gib doch endlich auf, Dafem Abenteurer!" Wortlos startete er einen weiteren Angriff. Wieder und wieder schlug er auf Valnitar ein, doch egal wie stark oder schnell, Valnitar wich jedem einzelnen Hieb spielend aus. Als Dafem seine Attackenserie einen Moment abbrach, lächelte der Schwarzmagier nur. Anstatt die Chance zu nutzen, wartete der Dunkelelf schweigend ab. Dafems Augen blitzten vor Zorn. Mit einem Satz sprang er erneut auf seinen Feind zu und legte alle Kraft in einen gewaltigen Verzweiflungsschlag. Valnitar hob die Hand. "Prote'ga yo!" Eine kugelförmige Kuppel aus blauem Licht bildete sich um Valnitar wie ein schützender Panzer. Dafems Schwerthieb prallte daran ab, als hätte er gegen einen Eisenschild geschlagen. Ein Schutzzauber... "Siehst du es jetzt endlich ein? Verstehst du, dass ein Sieg ausgeschlossen ist? Ich muss nicht einmal ausweichen! Ein gewöhnlicher Kämpfer wie du hat keine Chance gegen einen fähigen Schwarzmagier, egal wie oft er wieder aufsteht!!!" Mit einem Lachen beschwor Valnitar eine Wolke aus schwarzen Splittern in der Luft. Obwohl Dafem wusste, was das zu bedeuten hatte, konnte er dem Angriff nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Die Scherben zerrissen Kleidung, Haut und Fleisch. Der Abenteurer widerstand der Versuchung sich einfach auf den Boden fallen zu lassen. Seine Beine wollten unter ihm zusammenbrechen wie ein paar dünne Streichhölzer. Blut bahnte sich den Weg zwischen seinen Lippen hervor... Nicht aufgeben... Doch was sollte er tun? Er wollte seine Freunde rächen, doch es gelang ihm nicht. Er war ohnmächtig vor Wut und Zorn, doch es war ihm nicht möglich den Grund seiner Gefühle zu vernichten. Er konnte nichts tun... Valnitar hatte Recht, er war vollständig machtlos... "Wenn du deine toten Freunde so sehr mochtest", zischte Valnitar, der gesehen hatte, dass der Widerstand des Gegners gebrochen war, eindringlich. "Dann schicke ich dich gerne zu ihnen!!! Schwarzbann-Klinge!!!" Ein Schwert materialisierte sich aus dem Nichts. Die Klinge strahlte in einem düsteren Blau, das Stichblatt hatte die Form eines Halbmondes. Ehe Dafem sich von seiner Überraschung erholen konnte, stieß Valnitar ihm die Waffe bereits tief in den sowieso schon gepeinigten Körper... "Du hättest wissen müssen, dass es nur so enden konnte...Ich bin ein GOTT!!!" Und damit war es plötzlich still im Saal. In Sekundenschnelle hatten sich die Fetzen, die noch von Dafems Hemd übrig geblieben waren, voll mit Blut gesogen. Ohne einen Schmerzensschrei sank er in die Knie. Kalt riss Valnitar ihm das Schwert aus dem Leib und stieß ihn mit dem Fuß von sich. Um Atem ringend lag der Abenteurer in einer sich schnell ausbreitenden Blutlache. Er fror plötzlich... Ich habe versagt... Was habe ich falsch gemacht? Es war doch mein Schicksal, oder? Habe ich Dertils Verhalten falsch gedeutet? War es vielleicht doch nur meine Aufgabe, die anderen zu befreien? Was...was habe ich übersehen...? Alles um ihn herum schien seine Konturen zu verlieren. Farben verblassten oder gingen ineinander über, verschwommen und wurden von tanzenden schwarzen Punkten überdeckt. Dafem war schwindlig und schlecht, die Schmerzen waren stärker, als sein Körper noch ertragen konnte. Dann traf ihn die Erkenntnis plötzlich wie ein Schlag. Seine Gedanken und Erinnerungen liefen auf einmal zusammen und verbanden sich wie die Teile eines Puzzles... Eins noch, Dafem. Denk immer daran, dass zwei besser sind als einer. Denk daran, dass zwei nur zusammen ihre wahre Stärke entfalten können... Das hatte Dertil gesagt, kurz nach Estilors Tod... Egal was geschehen wird, egal was zwischen uns liegt, diese Anhänger werden uns immer verbinden. Einzeln sind es nur zwei Teile, erst zusammen bilden sie eine Einheit. Wir werden immer zusammen bleiben, Melissa... Dieses Versprechen hatte er nicht halten können. Es war schmerzvoll an all die Qual zu denken, die seine Schwester hatte durchleben müssen. Doch wenigstens am Ende hatte sie ihren Frieden gefunden. Womöglich hätte Dafem erneut Tränen vergossen, doch die Erinnerung verblasste bereits wieder und entfernte sich. "Ist das die Antwort?", flüsterte Dafem zu sich selbst. Er zwang sich Valnitar anzusehen, der emotionslos auf ihn herabblickte. Der Abenteurer wühlte in seiner Hosentasche herum und zog Melissas Kette mit dem halben Anhänger hervor. Die saubere goldfarbene Oberfläche wirkte in den mit Dreck und Blut verkrusteten Händen beinahe fehl am Platz. Ächzend quälte sich Dafem auf die Füße, während er sich gleichzeitig seine Kette vom Hals riss. Beide Teile waren nun beisammen. Zwei Teile, die nur zusammen eine Einheit bildeten. Der Abenteurer musste lächeln. Seit er denken konnte, besaß er diese beiden Anhängerhälften und ausgerechnet jetzt stellte er fest, dass sie die Antwort auf alle Fragen waren. Das Amulett des Mutes zerbrach also vor fünfhundert Jahren tatsächlich... "Du müsstest doch längst tot sein!!! Wieso kannst du noch stehen?", brüllte Valnitar. Der Dunkelelf musste sich eingestehen, dass er nervös wurde. Es war eigentlich völlig unmöglich, dass Dafem die blauen Blitzkugeln und die schwarzen Splitterscherben überlebte. Es war unmöglich, dass er nach einem derartigen Treffer mit der Schwarzbann-Klinge, einem uralten mächtigen Schwert, das Valnitar auf seinen langen Suchen nach der Krone der Finsternis gefunden hatte, noch immer aufrecht stehen konnte. "Ich werde solange stehen bleiben, bis du besiegt bist. Denn ich kämpfe für meine Träume! Und damit sie in Erfüllung gehen, musst du vernichtet werden!!!", erwiderte Dafem energisch. "Was sind denn deine Träume?" Abfällig verschränkte Valnitar die Arme vor der Brust. "Mein Traum...mein Traum ist ein friedliches Leben in einer friedlichen Welt. Ich habe das viele Kämpfen satt...ich will nur noch meine Ruhe, doch dafür darfst du Lutansiar NIEMALS erobern!!!" Ich bin ein Titanier! Es ist meine Bestimmung! Mit ausgestreckten Armen hielt Dafem die Anhängerhälften vor sich, eines in jeder Hand. Sturmklinge lag vergessen irgendwo auf dem Boden. Er starrte Valnitar fest in die eisblauen Augen, während er sie langsam zueinander führte. Der Dunkelelf erkannte zu spät, dass das eintrat, wovor er sich schon immer gefürchtet hatte... Es wird Zeit, dass das Amulett des Mutes nach fünfhundert Jahren erneut in Erscheinung tritt... Es wird Zeit, dass ich, der Messias des Schicksals, erwache... Als sich die beiden Hälften berührten und zusammenfügten, durchflutete grelles weißes Licht den ganzen Saal mit einer unvorstellbaren Intensität. Eine nie gekannte, fast beängstigende Kraft durchflutete Dafems Körper... Dann wurde alles schwarz... Er sah nur noch Schwärze. Um ihn herum war es so dunkel, dass er nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen konnte. Hatte er die Augen überhaupt geöffnet? Tropf... Plötzlich schien sich die Finsternis wie eine Nebelwolke zu verziehen und gab somit die Sicht auf einen glasklaren See frei. Auf der sich kräuselnden Oberfläche stand Ilerdt in seiner menschlichen Gestalt mit den schneeweißen Haaren. Seine Erscheinung wirkte auf Dafem wie ein Geist. "Du hast also das Rätsel gelöst...", lächelte der Schicksalsgott, "du bist ein Titanier, ein Angehöriger der Familie, die ich erwählte, um das Amulett des Mutes zu tragen..." Ilerdt kniete sich nieder und schöpfte ein wenig Kristallwasser in seinen Händen. "Es tut mir Leid, dass ich dir dies nicht offenbaren konnte. Es war wichtig, dass du dein Schicksal erkennst. Niemand durfte dir dies abnehmen..." Ilerdt erhob sich wieder. Das Wasser in seiner Hand plätscherte in einem dünnen Strahl lautlos zurück in den See. "Wo sind wir hier?", fragte Dafem als er nach einer Weile seine Stimme wieder fand. Ilerdt machte eine weit umschweifende Geste, obwohl um den See herum weiterhin nichts Außergewöhnliches außer Dunkelheit herrschte. "Wir befinden uns am See der Ewigkeit. Er befindet sich in einer Ebene, die zwischen Lutansiar und dem Götterreich liegt. Die Zeit ist hier ohne Bedeutung, in deiner Welt vergeht womöglich nicht einmal eine Sekunde. Dadurch dass du jetzt das Amulett des Mutes trägst ist deine Verbindung zu mir stark genug, um noch einmal in Kontakt zu treten..." Dafem wartete ab, bis Ilerdt von sich aus weiterredete. "Denn eine Sache musst du unbedingt noch wissen...durch den Besitz meines Götterartefaktes wird deine ohnehin schon beschädigter Körper noch weiter in Mitleidenschaft gezogen. Du kannst unmöglich einen Kampf mit Valnitar durchstehen. Du musst ihn mit einem einzigen Schlag vernichten", erklärte der Schicksalsgott eindringlich. "Ein einziger Schlag?", wiederholte Dafem skeptisch. "Wie soll das möglich sein? Er ist unglaublich stark und schützt sich mit Schutzzaubern..." "Du musst es aber schaffen. In jedem Augenblick, der während eures Kampfes vergeht, verlierst du mehr Blut. Valnitars Schwarzbann-Klinge besteht aus Todeseisen. Es zerstört die heilenden Organismen in deinem Blut, so dass die Wunde sich nicht schließen wird." Dafem betastete seinen Magen. Er war überzogen mit Brandwunden und Blut, doch kein Schmerz war zu spüren. Die Zeit schien an diesem Ort tatsächlich eingefroren zu sein. "Ein einziger Schlag, Dafem. Du musst alles in diesen Schlag legen, deine Stärke, deinen Mut, Zorn und Freude. Alle Empfindungen, die du in dir trägst...und nicht nur das." Dafems Haut fing an elektrisierend zu kribbeln. Ilerdt stand unbeweglich auf der Oberfläche des Sees der Ewigkeit. "Lege die Erinnerungen an die Vergangenheit in deinen Schlag..." Vor Dafems Augen zogen in einer irren Geschwindigkeit Bilder vorbei. Augenblicke seiner Kindheit, der Tag an dem er mit Melissa aus Mid'tha floh, sein erstes Treffen mit Rigo, die vielen Kämpfe mit all den Feinden, die er bis jetzt gefochten hatte. Er sah Estilor den letzten Atemzug seines Lebens tun, sah Stomps brennendes Haus über Leaf und dem Zwerg einstürzen... "Lege die Geschehnisse der Gegenwart in deinen Schlag..." Weitere Bilder drangen auf ihn ein. Chemir stand auf einem Podest mitten in Mightran und sprach zu den Bewohnern. Ein Heer, zusammengestellt aus allen Teilen des Landes umgab ihn wie eine wogende Flut. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte das Bild eines glatzköpfigen Mannes auf, doch es verschwand, ehe Dafem etwas Genaues erkennen konnte. Stattdessen sah er Rigo, der sich torkelnd durch einen düsteren Gang schleppte, Aurora über der Schulter, Xab unter den Arm geklemmt. Er schleifte Melana, die sich offenbar verbissen wehrte, hinter sich her. Sie sagten irgendwas, doch Dafem erkannte nur, wie sich ihre Lippen bewegten. Er wollte seinen Freunden länger zuschauen, doch das Bild verblasste bereits wieder... "Und lege die Träume und Wünsche der Zukunft in deinen Schlag..." Noch einmal sah er Mightran und das große Podest mit einer Menschenmenge darum. Auf dem Sockel stand Aurora mit dem langen goldblonden Haar. Sie trug wertvolle Kleidung, angefertigt mit der Geschicklichkeit der besten Menschen- und Elfenschneider. Auf dem Kopf trug sie die Krone der Königin. Plötzlich verwandelte sich Mightran in einen Wald. Aus einer kleinen Blockhütte aus Holz trat eine Halbelfe. Ihr Haar war lang und rot und glänzte in der frühen Morgensonne. In den Armen hielt sie voller Zärtlichkeit ein kleines Bündel. Die Visionen verschwanden so schnell wie sie gekommen waren. Ilerdt lächelte auf eine merkwürdige Weise. "Bist du nun bereit, Dafem Titanier, Abenteurer aus Lutansiar?" "Ja..." Ilerdt verschwand. Der See verschwand. All die Dunkelheit verschwand. Mit einem Mal stand Dafem wieder mitten in dem dunklen Saal tief unter der Shigay di Trist. Alles bebte unter der unvorstellbaren pulsierenden Macht des Amulettes des Mutes, dass in der Hand des Abenteurers vibrierte und grelles weißes Licht versprühte. Während Valnitar seine Augen fluchend dagegen abschirmte, hob Dafem Sturmklinge vom Boden auf. Er drückte das Amulett entschlossen gegen den Ansatz der Klinge. Der Abenteurer wusste mit unerklärbarer Sicherheit, was nun zu tun war. Es schien einem Messias tatsächlich im Blut zu liegen, dass man wusste wie man mit seinem Götterartefakt umging. Das weiße Licht, die Energie und die Macht des Amuletts flossen frei in die Stelle der Waffe. Valnitar spürte, dass etwas vor sich ging. Wütend riss er die Augen weit auf. Die Krone der Finsternis verhinderte mit ihrer Magie, dass er geblendet wurde. "Ich lasse nicht zu, dass das geschieht! Ich bin ein Gott! Lutansiar gehört mir!" Ungerührt zog Dafem das Amulett des Mutes in einer fließenden Bewegung über die Klinge seines Schwerts bis zur Spitze hinauf. Die Waffe zitterte in Dafems Hand, so dass er Schwierigkeiten hatte es festzuhalten. Alle Kraft war nun in Sturmklinge konzentriert. Nur ein Schlag...ich muss treffen... Doch Valnitar war aufmerksam wie ein Luchs. Die Erfahrungen des bisherigen Kampfes hatten gezeigt, dass es schwierig werden würde, den Dunkelelf zu treffen. "Bala de Relampago!" Wie sooft flogen blaue Blitzkugeln durch die Luft. Die erste zerschmetterte eine der vielen großen Rundsäulen, der anderen konnte Dafem so ausweichen, dass sie gefahrlos gegen die Wand krachte. "Bei Opelaryn, stirb doch endlich!" Dafem wollte losstürzen, doch es flogen bereits neue magische Geschosse auf ihn zu. Als er sich unter diesen hinweg duckte, gaben seine Beine plötzlich nach. Er fiel hart zu Boden. Kraftlos versuchte er sich aufzurappeln, doch er fühlte sich mit einem Schlag wie ausgesaugt. Das Leben schien zusammen mit seinem Blut aus dem Körper zu fließen. Und scheinbar schien davon bereits viel zu viel geflossen zu sein. "Das wurde auch Zeit...scheinbar hilft dir dein tolles Relikt doch nicht soviel", höhnte Valnitar, während er langsam auf Dafem zuschritt und sich vor ihm aufbaute. In seiner Hand hielt er wieder die Schwarzbann-Klinge. "Dennoch darf ich kein Risiko eingehen!" Der Dunkelelf lachte und hob das Schwert, so dass sich Fackelleicht schillernd auf der blauen Klinge reflektierte. Er konnte nicht verlieren, er durfte nicht verlieren. Sein Schwur. Sein Ziel. Sein Schicksal. Er durfte wegen all diesen Gründen nicht aufgeben. Verzweifelt versuchte er sich erneut aufzurappeln, doch diesmal schien das Glück ihn endgültig verlassen zu haben. Gerade als Schwarzbann auf ihn niederging und alles zu spät schien, ließ der Ruf eines Horns die ganze Halle erzittern. Aus den Augenwinkeln sah Dafem einen Schatten an ihm vorbei stürmen. Bodono... Der glatzköpfige Wirt warf sich mit einem markerschütternden Schrei auf Valnitar und schwang dabei so kraftvoll wie möglich die Axt. Sie prallte unter dem Aufblitzen blauen Lichts auf den Schutzzauber des Dunkelelfen. Beide wurden von der Wucht der freigesetzten Kräfte zu Boden geschleudert. Doch Valnitar sprang sofort wieder auf die Füße, das Gesicht eine Grimasse des Zorns. Die eisblauen Augen glühten, als er voller Wut Schwarzbann hob und alles außer Bodono völlig vergas. Der Dunkelelf stürzte los. Jetzt... In diesem Augenblick schien die ganze Welt stillzustehen. Dafems Armmuskeln spannten sich bis zur Unerträglichkeit, als er sein Schwert mit der letzten verbliebenen Kraft packte und immer noch liegend zustieß. Sturmklinge traf auf den Schutzzauber Valnitars. Die magischen Kräfte entluden sich in einer gewaltigen Explosion, die Bodono erneut zu Boden riss. Dann bohrte sich Rigos Schwert tief in die Bauchdecke des Dunkelelfen. "Dein Schutzzauber hat versagt", lachte Dafem gurgelnd. Valnitar sah voller Entsetzen auf die silberne Klinge, die in seinem Körper steckte. Blut quoll aus der riesigen Wunde und durchweichte die schwarze Robe des Magiers. "Das...das ist nicht möglich...", keuchte der Dunkelelf. "Ich...ich kann nicht sterben...ich bin am Ziel...ich BIN EIN GOTT!!!" Kraftlos ging er in die Knie. "Ich sagte dir bereits, du bist kein Gott. Du bist ein armseliges Geschöpf, das die Realität aus den Augen verloren hat. Du hast jeden getötet, der dir im Wege stand. Und jetzt sieh dich an, ist das dein Traum gewesen? Jämmerlich verblutend, tief in diesen dunklen Gefilden?" "SCH...WEIG!!!", röchelte Valnitar als Antwort. Verzweifelt robbte er vorwärts, seine Augen waren voller Hass. Als die dunkelhäutige Hand des Magiers Dafem am Fußgelenk berührte, zuckte sein Körper unkontrolliert und erlahmte schließlich. Die Krone der Finsternis rollte vom Kopf des Dunkelelfen. Valnitar, der Schrecken Lutansiars, hatte sein Leben ausgehaucht... Dafem kniff angestrengt die Augen zusammen. Erleichtert ließ er Sturmklinge los und versuchte ruhig einzuatmen. Irgendein Angriff musste seine Lunge beschädigt haben, denn er hatte Schwierigkeiten dabei. Außerdem war inzwischen soviel Blut aus seinem Mund gesickert, dass das ganze Kinn rot verschmiert war. Der Schmerz war unerträglich, seine Kraftreserven verbraucht. Nicht einmal den Arm konnte er noch heben. "Bei Koortigs Eiern!", stöhnte Bodono grimmig. Der Wirt rappelte sich fluchend auf, klopfte sich den Staub von der Kleidung und ging herüber zu seinem Kamerad. Bei Dafems Anblick sog er scharf die Luft ein und schüttelte den Kopf. "Feuerwitwe Tifa, du siehst gar nicht gut aus!" Dafem lachte schwach, brach jedoch schnell wieder ab. "Vielen Dank, Bodono. Ohne dich...hätte ich es nicht geschafft. Jetzt verstehe ich was Dertil damit meinte als er sagte, dass zwei besser sind als einer. Vielen Dank." Bodono errötete sichtbar vor Verlegenheit und grinste breit von Ohr zu Ohr. Als er jedoch in die Hocke gehen wollte, fing der Boden an zu beben. Dafem lächelte gequält. "Die Katakomben der Ruinen der Alten Welt wurden nur von Valnitars Magie aufrechterhalten. Mit seinem Tod zerbrechen auch die Gefilde." Zur Bestätigung seiner Worte brach ein großer Steinbrocken aus der Decke und zerschmetterte den Boden, auf dem er auftraf. Staub und Putz rieselte von oben herab, eine Säule stürzte krachend um. "Koortigs Eier, es hat schon begonnen! Schnell Dafem, ich nehme dich Huckepack und dann verschwinden wir." Der Wirt wollte den Abenteurer auf die Arme nehmen, doch dieser schüttelte kraftlos den Kopf. "Das hat keinen Sinn, Bodono. Meine Verletzungen sind zu schwer, ich werde sterben, ob nun hier oder in einem dieser Gänge oder draußen. Du bist alleine schneller." Er versuchte nach Sturmklinge zu greifen, doch noch immer war sein Körper wie gelähmt vor Schwäche. "Nimm Rigos Schwert mit. Ich habe es mir nur geliehen und er soll es zurückbekommen, denn das Schwert das Valnitar vernichtete soll nicht verloren gehen. Meine Freunde sind irgendwo draußen, wenn sie es geschafft haben." Eine weitere Säule krachte um und zerschellte auf dem Boden. Risse zogen sich splitternd durch Wand und Decke. "Geh jetzt!" Bodono zögerte. Unschlüssig hockte er da und wusste nicht, was er tun sollte. "GEH!!!" Scheinbar unzufrieden mit sich selbst griff Bodono nach Sturmklinge und richtete sich auf. "Du bist ein toller Kerl, Dafem. Ich bin froh dir begegnet zu sein!" Mit diesen Worten wandte sich der Wirt widerwillig ab und rannte davon. In seinen Augen glitzerten Tränen. Rasselnd atmete Dafem ein und aus. Er lächelte schwach. Sein Schicksal war erfüllt, er musste sich nicht schämen zu sterben. Seine Gedanken hingen traurig an seinen Freunden und Melana, doch eines Tages würde er auch sie wieder sehen. Wenigstens würde er im Jenseits bei Estilor, Leaf, Stomp und Melissa sein können. Das Einzige was er sich wünschen würde wäre jemand, der ihn auf dem Weg ins Jenseits führen würde, so wie Dertil Fibathen ein Stück auf diesen Pfad geführt hatte, damit der König nicht alleine war. Wie gerufen beugte sich plötzlich jemand über ihn. Dafems Augen glänzten bereits fiebrig und starrten halb ins Leere, als er die schillernd weiße Gestalt seiner Schwester über sich sah. Freundlich lächelnd streckte sie ihm die Hand entgegen. "Bist du...bist du gekommen um mich abzuholen?" Die geisterhafte Melissa nickte wortlos, aber immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen. Dafem tat es ihr gleich. Inzwischen hatte er genug Kraft, um zitternd den Arm zu heben. Als er die Hand seiner Schwester berührte, erlosch in seinen Augen der Funke und es wurde dunkel... "Die Ruinen stürzen ein", stellte Rigo nüchtern fest. Er saß im Sand der Shigay di Trist, unweit des Einganges in die Katakomben. Sein Federkleid wurde von einem leichten Wind durcheinander gewirbelt, einzelne weißbraune Flausen flogen davon wie kleine Blätter. Melana war neben ihm vor Erschöpfung eingeschlafen. Sie hatte geweint und getobt, war vor Angst um Dafem beinahe verzweifelt. Außerdem hatten sich die schweren Strapazen der Folter bemerkbar gemacht. Gleich neben ihr kuschelte sich Xab in ihre weiten Magierroben, Aurora hatte das Bewusstsein wiedererlangt und saß deswegen an Rigos Seite. "Meinst du er schafft es?", fragte sie leise, während sie an einer Wasserflasche nippte, die sie bei der Leiche eines Dunkelelfenwächters gefunden hatten. Rigo zuckte die Achseln. Ehrlich gesagt glaubte er nicht daran, doch andererseits konnte Dafem ein Gegner sein, der zäher und unheimlicher war als jeder andere Mensch, den der Avior je gesehen hatte. "Da kommt jemand", flüsterte Aurora. Rigo griff geistesgegenwärtig nach dem Silberspeer, den sie ebenfalls dem toten Wächter entwendet hatten. Doch er ließ die Waffe wieder sinken, als er sah wer da aus dem Gang kam. "Bodono..." Für einen Augenblick war der Avior ehrlich überrascht, doch dann erinnerte er sich wieder, dass Dafem gesagt hatte, er wäre mit ihm zusammen unterwegs gewesen. Der Wirt brauchte gar nichts zu sagen. Rigo erkannte bereits an seinem Gesichtsausdruck und an Sturmklinge in seinen Händen, dass Dafem es geschafft hatte, sich dabei aber selbst geopfert hatte. Schwerfällig erhob sich der Vogelmensch und breitete die Arme aus. Die Flügel auf seinem Rücken spannten sich zu voller Größe. "MÖGEN DIE GÖTTER DICH SICHER ZU SICH NEHMEN, DAFEM!!! GANZ LUTANSIAR DANKT DIR!!!", schrie er in den Himmel. Triumphal riss er die Klaue in die Luft und stieß dabei sein durchdringendes Vogelgeschrei aus. "FREUNDE FÜR IMMER!!!" Rigo lachte und weinte gleichzeitig. Aurora sah verwirrt zu ihm auf, sie war zu jung und zu unerfahren im Kampf um zu verstehen, weswegen Rigo so reagierte. Der pfeifende Wind der Shigay di Trist erzeugte ein Geräusch, als würden tausende Seelen klagen. Aurora sah genau wie der Avior hinauf in den Himmel. Die Sonne schien hell und freundlich, als wäre Valnitar, seine dunklen Horden und all die Kämpfe nur ein böser Traum gewesen. Die Prinzessin Sagandors stimmte ein Klagelied an für ihren Gefährten und Freund Dafem, einem Abenteurer, der sich seinem Schicksal stellte... und ein Held wurde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)