Krone der Finsternis von Perro (das Erwachen der dunklen Horden (Es ist soweit! Großes FINALE mit Kapitel 33 und Epilog!!!)) ================================================================================ Kapitel 31: Melissa ------------------- Sorry, ein wenig verspätet, aber hier kommt der neue Teil! @Nocturn: Hm, wie das Kapitel bereits sag, wird hier Melissa nochmal einen großen Auftritt haben^^ Du wirst selbst lesen, was passiert also sag ich mal nix weiter. Zu dem Einfluss, naja, ich habe schon manchmal was im Nachhinein zm besseren Verständnis eingefügt oder so, aber größtenteils war der handlungsfaden meiner Story schon bestimmt. Nur einige Zwischenräume sind dann von mir spontan gefüllt worden. Im Epilog wird noch was geschehen, was ich aus euren Kommentaren entnommen habe, aber das wirst du ja noch sehn^^ @Deathborn: Die Folter war dir nicht heavy genug? Man oh man, so brutal bin ich dann doch wieder nicht...aber wir können uns ja darauf einigen, dass es für Aviore als Kriegervolk demütigender ist, wenn sie mit bloßen Händen geschlagen werden^^ Deal? @stoffl: Hm, Melana ist eben sehr verbunden mit ihren Freunden und hatte einfach irgendwann die Schnauze voll von den ganzen Qualen ihrer Odysee^^ Sie wollte einfach nur noch Ruhe haben. Und ich glaube in dieser Situation waren ihr die Folgen egal...hm, ehrlich gesagt macht mich das jetzt fertig, ich hätte die Szene wohl noch krasser machen solln, so wie Deathborn gesagt hat...hm...naja, was solls, zu spät^^ @warrior_nge: Ja, bist du jetzt ein neuer Stammleser?^^ Hätte nicht gedacht, dass die Story in diesem Abschnitt noch neue Gesichter anzieht^^ Hm, aber du hast ja auch meine andere geschichten kommentiert, dafür muss ich mich übrigens auch noch bedanken. Adult bekommen? @SylverMortal: Jahaa, ich werde Bodono ne größere Rolle andichten, zumindest so groß, wie man es in drei verbleibenen Kapitel noch machen kann. Ich mag ihn irgenwie, er ist anders als meine sonstigen Charaktere, die irgendwie alles so stillschweigend hinnehmen^^ Ansonsten kann ich nur sagen: Hier kommt Kapitel XXXI !!! Kapitel XXXI - Melissa "Zur Hölle noch mal, was tun wir denn jetzt?", zischte Bodono erzürnt. Dafem ballte wütend die Hand zur Faust. Sollte ihr Vorhaben jetzt schon scheitern, an solch einem kleinen Hindernis? Nachdem die beiden die ,Shigay di Trist' durchquert und die Ruinen der Alten Welt gefunden hatten, waren sie sofort auf die Suche nach einem Eingang, der in die unterirdischen Katakomben und somit in Valnitars Unterschlupf führen würde, gegangen. Tatsächlich brauchten sie nicht lange, um im Zentrum der Trümmerstadt eine Art Hügel aus glattem schwarzem Obsidian zu finden, der eindeutig nicht zu der Trauerwüste passte. Sie hatten auch ein goldumrandetes Tor entdeckt, dass in dieses Gebilde eingelassen war und über einen Tunnel offensichtlich in die tiefsten Eingeweide der Erde führte. Doch trotzdem gab es ein kleines Problem... "Warum muss dieses verfluchte Tor bewacht sein?", zischte Bodono zum wahrscheinlich tausendsten Mal. Er spähte von ihrem Versteck, eine halbwegsintakte brusthohe Mauer hinter die sie gekrochen waren, zu den zwei Dunkelelfen, die den Eingang in etwa fünfzig Metern Entfernung mit emotionslosen Gesichtern links und recht flankierten. Sie standen da wie steinerne Säulen, den Silberspeer in der Rechten, das Signalhorn bereit zum Alarmschlagen in der Linken. "Was tun wir jetzt?", flüsterte Dafem. Bodono tätschelte eine Zeit lang nachdenklich seine Axt, ehe sich sein Gesichtsausdruck voller Entschlossenheit verhärtete. "Wir stürmen den Laden..." Dafem berührte den Wirt am Arm und blickte ihm fragend in die Augen. "Bist du dir sicher? Wir wissen nicht wie viele Feinde sich in den Katakomben tummeln!" Unwirsch riss sich Bodono los. "Aber wir haben keine Zeit mehr! DU selbst bist doch alleine aufgebrochen, weil keine Zeit mehr zum Nachdenken und Planen bleibt! Wir müssen alles auf eine Karte setzen. Bei Koortigs Eiern, verstehst du das nicht?" Dafem zögerte. "Sag, Dafem, willst du deine Halbelfe noch weiterhin leiden lassen?", zischte Bodono so eindringlich, dass sich kurzzeitig eine eisige Gänsehaut über die Haut des Abenteurers legte. Schließlich seufzte er resignierend und zog als Zeichen seiner Zustimmung einen langen Dolch aus seinem Gürtel. "Bodono?", sagte Dafem mit düsterem Gesichtsausdruck. Als der Wirt ihn fragend ansah, lächelte er. "Danke..." Ein Grinsen breitete sich auf Bodonos Zügen aus. Der ältere Mann griff nach der Axt. "Auf zum letzten Kampf!" Mit einem Kampfschrei stürmte der Wirt aus ihrem Versteck hervor und sprintete mit großen Schritten auf die zwei Dunkelelfenwächter zu. Dafem folgte keuchend, der Sand unter seinen Füßen knirschte. Die zwei Dunkelelfen waren von dem plötzlichen Angriff vollkommen überrascht. Verwirrt richteten sie die Spitzen ihrer Silberspeere auf die Herannahenden, ohne von den Signalhörner Gebrauch zu machen, die jetzt an Lederschnüren lose um ihre Hälse baumelten. Dafem warf von weitem seinen Dolch und zog in einer fließenden Bewegung das Schwert. Das Wurfmesser durchschlug die Kehle des ersten Wächters, so dass dieser mit einem gurgelnden Laut zusammensackte. Bodono rannte wie von der Tarantel gestochen auf den zweiten Dunkelelf zu, schlug den Silberspeer entzwei, drehte sich einmal um die eigene Achse und schlug dem Feind seine Axt mit dem zweiten kräftigen Hieb hart in die Seite. Ein kurzes Keuchen und das Licht verschwand aus den dunklen Augen des Wächters. Der Dunkelelf ging neben seinem Artgenossen zu Boden. Der Sand saugte sich mit dem weinroten Blut voll. "Ich glaube, das ist das erste Blut, das seit über fünfhundert Jahren hier vergossen wurde", murmelte Bodono, als er seine besudelte Axt mit einem Ruck aus dem Leib des Toten zog. "Wenn es dabei hilft, die Krone der Finsternis aufzuhalten, hätte selbst Udeasin Kinta dieses Opfer gebracht." Dafem wischte die Klinge seines Dolches mit dem Hemdärmel sauber und steckte die Waffe zurück in den Gürtel. "Lass uns gehen, Bodono!" Trotz der Entschlossenheit von Dafems Stimme, erkannte der Wirt sofort die versteckte Furcht. Er sah es daran, dass der Abenteurer seine Kette mit einer Hand zitternd umklammert hielt. Dennoch nickte der Ältere nur. Zu Zweit betraten sie die Kuppel aus schwarzem Gestein. Der Weg vor ihnen fiel sofort in einem starken Winkel ab. Fackeln beleuchteten die verwitterten Bodenfließen, die von tausenden Jahren voller Fußtritte abgenutzt und bleich waren. Dafem löste eine der Fackeln aus ihrer Wandhalterung, bevor er weiterlief. Sie mussten beim Gehen sehr vorsichtig sein, denn der Weg führte immer weiter ins Erdinnere. Dafem wagte sich nicht auszumalen, womöglich auszurutschen und den kompletten Steilweg herabzurollen, bis ihn eine Wand oder ein Stein unsanft aufhalten würde. Vielleicht hatte dieser Gang aber auch gar keine Ende... Eine absurde Vorstellung, bei der der Abenteurer schaudernd den Kopf schüttelte. "Oh, Lichtgöttin Ampara, weise uns mit deinem Licht den rechten Pfad..." Der Weg schien tatsächlich kein Ende nehmen zu wollen. Sie folgten ihm sicher bereits über eine Stunde, ohne das irgendwelche Biegungen oder Abzweigungen zum Vorschein gekommen waren. Nur die regelmäßigen Nischen in den Wänden und das Licht der Fackeln zierten die Umgebung. Dafem spürte Bodonos Anspannung. Der Wirt ließ immer wieder ungeduldig seine Knöchel knacken. Dafem wusste, er würde lieber gegen das ganze Lager voller Dunkelelfen, Orks und Goblins kämpfen, als hier im Ungewissen herumzuschleichen. Und tatsächlich schien dieser Gedanke auch dem Abenteurer immer verlockender... Schließlich ist das was wir hier tun, vollkommener Wahnsinn! Zu zweit spazieren wir mitten im Lager des Feindes umher. Wahrscheinlich sind diese unterirdischen Katakomben das reinste Labyrinth! Außerdem ist es ein Wunder, dass wir bisher noch keinem Feind in die Arme gelaufen sind! Wie als Antwort hörte man plötzlich Stimmen. Sie kamen aus den Tiefen des Ganges, jedoch nicht allzu weit entfernt. Anhand der vielen Fußschritte ließ sich erahnen, dass es sich um mindestens fünf Leute handelte. "Warum müssen ausgerechnet wir schon wieder Wache schieben?" "Befehl von Valnitar. Der Eingang soll immer gesichert sein!" "Als ob jemand so irre wäre und durch die Trauerwüste marschieren würde, um HIER einzudringen..." Die fünf sprachen in der alten Zunge der Elfen, so dass es wohl Dunkelelfen waren, die sich dort unterhielten. Während Bodono vergebens versuchte die fremde Sprache zu entziffern, kroch in Dafem bereits das kalte Entsetzen hoch. Wenn die fünf Wache schieben sollten, würden sie ihnen in diesem engen Gang entgegenkommen! Hastig sah sich der Abenteurer nach einer Fluchtmöglichkeit um. Den Gang zurücklaufen war unmöglich, sie waren viel zu offensichtlich, außerdem konnten sie nur bis ganz zum Eingang zurück. Die Dunkelelfen würden sie entdecken! Geistesgegenwärtig stieß Dafem Bodono in eine der Wandnischen. Dieser verhielt sich instinktiv ganz still, während der Blonde mit zittrigen Fingern versuchte, seine Fackel in eine leere Wandhalterung zu stecken. Leider machte er dabei mehr Lärm, als ihm lieb war. "Was war das?", zischte einer der Dunkelelfen schließlich. Dafem biss sich wütend auf die Lippe, schaffte es endlich die Fackel zu verstauen und verbarg sich schnell in der Nische, in die er auch Bodono gesteckt hatte. Einen Augenblick später kamen auch schon die fünf Dunkelelfen in Sichtweite. "Ich hab eindeutig etwas gehört!" "Was liegt dort?" Einer der Dunklen hob etwas vom Boden auf. "Ein Menschenmesser!" Voller Grauen musste Dafem erkennen, dass er es offensichtlich hatte fallen gelassen, denn es steckte nicht mehr in seinem Gürtel. "Wir haben hier wohl ein paar Ratten! Ruft Verstärkung, durchsucht die Nischen und Gänge!" Ein Dunkelelf nickte, setzte sein Signalhorn an die Lippen und blies. Der tiefe durchdringende Ton schien die Erde erbeben zu lassen. Dafem war sich im Klaren, dass es überall zu hören sein musste. Tatsächlich hörte man in wenigen Augenblicken schon neuerliches Fußgetrappel und weitere Stimmen. Wir sind erledigt. Sie werden uns finden, es ist so offensichtlich! "Ich glaube wir haben Eindringlinge!", brüllte ein Dunkler. "Sucht alles ab, schaut in jede Nische! Wenn ihr sie findet, tötet sie!!!" Tja, das war's dann wohl... Ich hatte gehofft meine Freunde noch einmal sehen zu können. Alles ist schief gelaufen... Geschlagen schaute Dafem zu Bodono auf. Der Ältere trug ein grimmiges Grinsen auf den Lippen, in seinen Augen glühte ein inneres Feuer. Die Glatze glänzte im Schein der Fackeln vor Schweiß. "Hey Dafem...sorg für deine süße Halbelfe. Bring sie und die anderen hier raus, ich verlass mich darauf...", flüsterte Bodono leise. Was? Mit einem Satz war der Wirt aus seinem Versteck gesprungen. Das laute Klacken seiner schweren Stiefelabsätze auf den Fliesen lenkte jegliche Aufmerksamkeit auf ihn. Die Dunkelelfen sahen ihn einen Moment an, als hätten sie einen Geist gesehen, dann ging das Geschrei los. "Da ist er!" Was...was tust du Bodono...? Dafem war unfähig sich zu rühren. Er verharrte still in seinem Versteck, die Augen auf den glatzköpfigen Kameraden gerichtet. "Ich bin Bodono von Sagandor! Ehemaliger Wirt des Gasthauses ,Zum Wilden Bären' !!! Vertrauter König Fibathens!!!" "Was willst du, kleiner Mensch?", schrie ein Dunkler über das Gebrabbel der Masse hinweg. Bodono stand mit versteinertem Gesichtsausdruck da. Aus den Augenwinkeln schaute er Dafem noch einmal kurz an. Ihre Blicke trafen sich. Dafem spürte plötzlich eine so intensive Bindung zu dem Meister der kuriosen Flüche, als könnte er ihm in die Seele sehen. Seine Ängste, seine Wünsche und Erinnerungen, durchtränkt von dem Hass auf Valnitar und dessen Gefolge, lagen offen vor dem Abenteurer wie ein aufgeschlagenes Buch. Dann brach ihr Blickkontakt ab und mit ihm die innere Bindung. Was danach geschah, verging wie in Zeitlupe. Bodono brüllte den Dunkelelfen irgendetwas entgegen, doch Dafem sah nur wie sich seine Lippen bewegten. Das Gefühl, Bodono nie wieder zu sehen, wurde in ihm unerträglich. Würde er schon wieder jemanden verlieren, der ihm etwas bedeutete? Bodono jedenfalls machte auf dem Absatz kehrt und rannte davon. Dabei blies er in sein schwarzgoldenes Horn, so dass die Wände zitterten. Alle Dunkelelfen folgten dem fliehenden Wirt wie dumpfe Schafe. Sie hatten nur Augen für den Fliehenden, so dass sie einfach an Dafem vorbeistürmten, der sich in seiner Nische so klein und unauffällig wie möglich machte. Er drückte sich angespannt mit dem Rücken an die Nischenwand und beobachtete die Dunkelelfen, die nacheinander an seinem Versteck vorbeizogen. Schon kurze Zeit später war alles zu Ende und die Schritte der Dunklen verhallten in der Ferne... Noch eine ganze Zeit nachdem Dafem wieder von Stille umgeben war, verharrte er in der gleichen Position. Schließlich stieß sich der Abenteurer von der Wand ab und trat vorsichtig aus der Nische. Bodono hat sich geopfert, damit ich weiterkomme... noch ein Grund mehr um nicht aufzugeben... ich werde meinen Eid halten...ich werde meine Freunde befreien und Valnitar aufhalten... "Oh, Lili Liebesgöttin, bitte wache über Bodono. Lass nicht zu das ihm etwas geschieht." Entschlossen folgte Dafem wieder dem Lauf des Ganges noch tiefer in die Katakomben, weg von den vielen Dunkelelfen, die Bodonos Köder geschluckt hatten und ihm folgten. Nach weiteren zehn Minuten des Laufens fand sich Dafem erstmals in einem Raum wieder. Der Gang war abrupt in einen höhlenartigen Raum übergegangen, dessen Decke im schwachen Licht der Fackeln nicht zu erkennen war. Dafem konnte den Zweck dieses Ortes nicht einmal erahnen, denn er besaß keine erkennbare Einrichtung. Vielleicht war es einmal ein Versammlungskeller gewesen oder ein Schutzbunker, wie der, in dem sich einst Udeasin Kinta vor dem Angriff auf seine Heimatstadt verstecken konnte. "Ob er sich auch so einsam fühlte, als die ganze Welt um ihn herum zerbrach und dabei so viele tapfere Freunde verschlang?" Ohne es zu bemerken hatte Dafem die Frage laut gestellt. Seine Worte halten in einem unnatürlichen Klang an den Wänden wieder. "Ja, er war einsam..." Dafem zuckte zusammen, als tatsächlich jemand antwortete. Verwirrt sah sich der Abenteurer nach allen Seiten um. Dort, in einer schattigen Ecke am anderen Ende des Raumes, lehnte eine Gestalt, die Arme vor der Brust verschränkt. Die schwarzen Roben der dunklen Priesterin schienen schwärzer als die Schatten selbst. Zwei eisblaue Augen blitzten kurzzeitig auf. "Melissa...", hauchte Dafem atemlos. Die Halbdunkelelfe trat aus dem Schatten ins Licht der Fackeln. Ihr Gesicht war emotionslos und kalt. "Ich wusste, dass du hierher kommst. Ich wusste, du würdest nach der Schlacht sofort aufbrechen um deine Halbelfe zu befreien. Schon immer hast du voreilig gehandelt..." Ein schwaches Lächeln stahl sich auf Melissas Züge, als sie an die alten Zeiten dachte, in denen sie noch Seite an Seite mit ihrem Bruder unterwegs war. Doch es war zu spät um der Vergangenheit nachzutrauern. "Ich lasse dich hier nicht durch, Dafem... bitte kehr um oder ich werde dich töten...", flüsterte die Halbdunkelelfe leise, doch fest entschlossen. Dafem machte keine Anstalten sich zu bewegen, weder vorwärts noch rückwärts. "Wieso...wieso tust du das alles, Melissa?" Er hatte sich diese Frage so oft gestellt. In all den Nächten, all den Tagen die vergangen waren, seit er seine Schwester erstmals in den schwarzen Priesterroben gesehen hatte, fragte er sich, warum sie zu den Bösen gegangen war. "Wie oft soll ich dir das noch sagen? Es ist die Krone! Sie schreit nach mir, sie ist in meinem Kopf! Ich kann mich ihrem Ruf nicht entziehen!" "Warum hast du mich und meine Freunde dann nicht getötet, obwohl du mehrmals die Chance dazu hattest? Ich spüre doch, dass dein altes Ich immer mehr zurückkehrt! Warum wendest du dich nicht wieder vom Bösen ab?" "Es geht nicht!", schrie Melissa ungezügelt. "Du kannst es nicht verstehen! Ich bin diesem Pfad bereits viel zu weit gefolgt! Ich kann nicht mehr umkehren und so tun, als wäre nichts geschehen!" Dafem machte ein paar Schritte auf seine Schwester zu, doch diese wich zurück wie ein verschrecktes Tier. "Wieso kannst du nicht umkehren?" Melissa wich immer weiter zurück, bis sie mit ihrem Rücken gegen die Wand stieß. Sie drückte ihren Hinterkopf an den kühlen Stein. Zu Dafems Verwirrung sammelten sich Tränen in Melissas Augen. "Ich werde ein Kind bekommen..." Dieser eine Satz war für Dafem wie ein Schlag ins Gesicht. Er erstarrte mitten in der Bewegung und stand nur noch da, wie eine Statue. Melissa lachte bitter, während sie sich durch das weißblonde Haar strich. "Als Priesterin spürte ich sofort das Leben, das sich in mir sammelte. Ich werde einen Jungen gebären..." Niedergeschlagen schlug sie die Augen nieder. "Aber ich bin ja selber Schuld. Um meinen inneren Konflikt zu übergehen, habe ich Jodean verführt." Dafem schluckte schwer. Seine kleine Schwester und dieser widerliche Dunkelelf, der die Angriffe auf Sagandor und Mightran geführt hatte? Der Jodean, der Fibathen getötet hatte? Der Abenteurer schob all seinen Zorn beiseite und fragte so ruhig wie möglich: "Doch was hat das damit zu tun, dass du nicht mehr von den Bösen wegkommst?" Melissa seufzte und stieß sich leicht von der Wand ab. "Du willst die Wahrheit hören?" Sie richtete ihren Blick fest in seine Augen. "Erinnerst du dich an den Dunkelelfen, der Mutter damals bezauberte? Es war Valnitar...er ist mein Vater... Ich habe dir gesagt, dass er meine Familie ist. Und nicht nur das. Er ist auch ein Nachfahre von Rizzur, Udeasin Kintas Erzfeind. Das heißt auch ich bin eine Bluterbin Rizzurs. Ich bin eine von den Bösen...und ich werde einen weiteren Nachfahren Rizzurs zur Welt bringen...verstehst du nun, warum ich nicht mehr umkehren kann?" Stille. Dafem stand da, unfähig sich zu rühren oder auch nur ein Wort von sich zu geben. Die Erkenntnis, die er gewonnen hatte, war einfach unbegreiflich. Melissa lächelte gequält. "Und nun geh!" Sie stellte sich schützend vor den Gang, der nicht zurück zum Eingang, sondern noch tiefer in die Katakomben führte. "Das kann ich nicht und du weißt das", antwortete Dafem tonlos. Melissa zog ihr dünnes Kurzschwert unter den Roben hervor und hielt es drohend vor sich. "Aber ich werde auch nicht weichen." Immer noch flossen die Tränen ihre Wangen herab, ohne dass sie etwas dagegen machen konnte. "Es scheint, dies ist endgültig unser letztes Aufeinandertreffen. Wirst du diesmal kämpfen, Dafem? Du wirst nicht kampflos vorbeikommen, wenn du deine Freunde wieder sehen willst. Du kommst nur durch den Gang hinter mir zu ihnen." Sie hob das Kurzschwert höher, so dass die Spitze zwischen Dafems Augen zeigte. "Was ist dir wichtiger, deine Freunde und deine Halbelfe...oder ich?" Der Abenteurer zog sein Schwert. Er sah traurig aus, als er dies tat. "So viele sind schon dafür gestorben, dass die Krone der Finsternis nicht vollkommen wird! Stomp, Leafenisty, Estilor und Fibathen. Ich musste ansehen wie auch meine anderen Freunde litten. Bodono opferte sich sogar, um mir den Weg zu ebnen! Niemals werde ich umkehren!!!" Melissa sah diese Worte als Zeichen zum Angriff. Halb blind von Tränen stürmte sie auf ihren Bruder zu und schlug auf ihn ein, so hart sie konnte. Dafem parierte den Schwerthieb knapp und taumelte zurück. Es war anders als vor wenigen Tagen bei der Schlacht der roten Tränen. Diesmal kämpfte Melissa aus voller Überzeugung und mit aller Kraft. Es würde schwer werden zu gewinnen ohne sie zu töten, wie Dafem es sich vorgenommen hatte. Wieder schlug seine Schwester hart auf ihn ein, doch Dafem sah den Angriff voraus und duckte sich unter der Klinge hindurch. Melissa fauchte wütend, drehte sich einmal um sich selbst und griff sofort wieder an. Dafem wehrte ab. Ihre Klingen kreuzten sich, so dass sich ihre Gesichter so nahe kamen, dass Dafem genau in die Augen seiner Schwester blickte. "Bitte lass mich gehen, Melissa. Du kannst unmöglich wollen, dass die Krone komplett wird!" "Das ist sie bereits...", erwiderte die Halbdunkelelfe knapp. Dafems Augen weiteten sich vor Entsetzen. Er schlug Melissas Klinge zur Seite und taumelte zurück, bis er hinter sich gegen die Wand stieß. "Sie...sie ist es bereits? ...und...Melana...ist sie in Ordnung...?" "Deine Halbelfe? Sie lebt, falls du das meinst. Doch ihr Körper ist sehr schwer verletzt. Wenn sie weiter hier bleibt, wird sie sterben..." In Dafems Augen flackerte es auf. Ohne noch einmal daran zu denken, dass der Gegner seine Schwester war, rannte er auf sie zu und vollführte einen starken Schwerthieb. Als Melissa mühsam parierte, bemerkte Dafem sofort, das etwas nicht stimmte. Auch wenn sie im Schwertkampf niemals so gut wie er war, wirkte diese Abwehr halbherzig. Mit einem Hagel aus Schlägen zwang Dafem seine Schwester immer weiter in den Rückzug. Schließlich gelang es ihm ihr das Kurzschwert aus der Hand zu schlagen, so dass es klappernd über den Steinboden rutschte, und seine Klinge bedrohlich nahe an ihren Hals zu bringen. Melissa konnte nicht weichen, denn Dafem hatte sie wieder an die Wand gedrängt. "Bitte Melissa...komm mit mir...bitte stehe nicht länger auf Valnitars Seite..." "Töte mich" war ihre knappe Antwort. Dafem schüttelte heftig den Kopf und nahm sein Schwert wieder ein Stück weg von ihrer Kehle. Jetzt verstand er, warum sie nur halbherzig geblockt hatte. Auch wenn sie so tat als würde sie mit aller Kraft kämpfen, in Wahrheit wollte sie ihn nur provozieren und getötet werden! Sie hasste sich dafür, ein Nachfahre Rizzurs zu sein, sie hasste sich dafür ein Kind des schrecklichen Jodeans in sich zu tragen! "Das kann ich nicht, Melissa. Du hast mich diesmal gezwungen gegen dich zu kämpfen, aber ich könnte dich niemals töten", murmelte er betroffen. Was war nur aus seiner lebensfrohen Schwester geworden? Was hatte die Krone der Finsternis ihr angetan? Langsam ließ Dafem das Schwert sinken. Melissa vergoss Tränen der Verzweiflung, sie rollten ihr unablässig über die Wangen und tropften von ihrem Kinn. "Bitte...töte mich, Dafem. Ich werde sonst niemals Ruhe geben. Dadurch dass die Krone der Finsternis vollkommen ist, wird ihre Macht nur noch größer. Ich weiß nicht wie lange es dauert, bis die Dunkelelfe in mir wieder Oberhand gewinnt." "Ich kann dich nicht töten..." "Du musst!", schrie Melissa mit Nachdruck. "Mein Kind darf niemals geboren werden! Du kannst doch nicht zulassen, dass ein weiterer Rizzur-Nachfahre geboren wird! Du kannst keinen weiteren Messias der Krone der Finsternis auf Lutansiar loslassen!" "Messias der Krone der Finsternis?" Nun war Dafem ernsthaft verwirrt. Nicht nur, dass Melissas ständige Stimmungsschwankungen es fast unmöglich machten, ihre wahren Absichten zu verstehen, jetzt redete sie auch noch von Dingen, die Dafem nicht verstand. Melissa seufzte. Während sie mit einer Hand über den Bauch strich, sah sie hoch an die Decke. "Dir hat wohl niemand von den Messiassen erzählt...Du musst wissen, dass jeder Gott bei der Erschaffung seines Artefaktes eine Blutlinie als Messias gewählt hat. Ein Messias kann die Kräfte seines Götterartefaktes um ein Vielfaches besser einsetzen als jeder andere. Außerdem besitzen sie ein instinktives Verlangen nach ihrem Relikt, sowie angeborenes Wissen darüber. Opelaryn, Gott der Dunkelheit, wählte als Messias der Krone der Finsternis die Familie des Rizzurs. Das heißt solange ein Rizzur-Erbe existiert, existiert auch jemand, der über die Krone bescheid weiß und sie für sich will. Deswegen darf ich niemals einen Sohn gebären. Und auch ich darf nicht weiterleben. Du musst mich töten..." Nach der langen Erzählung schien Melissa erschöpft. Ihre Tränen versiegten langsam, doch ihre Spuren waren noch immer auf den dunkelhäutigen Wangen zu erkennen. "Ich kann das nicht...", hauchte Dafem, immer noch betäubt von den vielen aufgeworfenen Fragen und Antworten, die das Treffen mit seiner Schwester gebracht hatten. Er wollte einen Schritt zurücktreten, doch Melissas Hand legte sich plötzlich in eisernem Griff um sein Handgelenk. "Du musst mich töten...", zischte sie aufgebracht. Ihre eisblauen Augen funkelten bedrohlich. Dafem spürte, das die Wut Melissas Dunkelelfenseite wieder erstärken ließ. "Die Krone schreit so laut...ich kann mich nicht mehr lange wehren...töte mich, bevor ich vollends böse werde...ich will mein geliebtes Lutansiar nicht vernichten...ich will nicht gegen meine vielen alten Freunde kämpfen, die wir damals auf unseren Reisen kennen lernten..." "Ich kann nicht..." Melissa fauchte auf diese Reaktion hin so bedrohlich, dass es Dafem einen kalten Schauer den Rücken herab laufen ließ. Er wand sich ohne Erfolg in ihrer Umklammerung. Für einen Augenblick wurde Melissas Augenfarbe rot, dann wechselte sie wieder zum ursprünglichen eisblau. Keine Zeit...keine Zeit...sie wird schon von der Krone beeinflusst...sie wird wirklich böse...aber ich kann sie unmöglich töten...ICH KANN SIE DOCH NICHT TÖTEN... Während Dafems Gedanken rasten, bildete sich auf Melissas Zügen ein schmales Lächeln voller Qual und Trauer. Sie konnte die Gefühle ihres Bruders auf seinem Gesicht so deutlich lesen wie ein offenes Buch. "Ich liebe Lutansiar, Dafem...und ich liebe dich, mein Bruder...für euch würde ich sterben..." Ehe der blonde Abenteurer reagieren konnte, hatte Melissa plötzlich seine Hand am Schwertgriff gepackt... Mit aller Kraft, rammte sie sich die Klinge seines Schwertes tief in die Brust... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)