Krone der Finsternis von Perro (das Erwachen der dunklen Horden (Es ist soweit! Großes FINALE mit Kapitel 33 und Epilog!!!)) ================================================================================ Kapitel 23: Das Volk der Aviore ------------------------------- So, ein klein wenig verspätet folgt nun Kapitel 23 ohne große Worte. Nur eins: Danke für all die Kommis! Und ich wünsche mir auch weiterhin solch aufmunternde Worte, aber auch Kritik! Haut sie raus, wenn es euch danach steht!!!^^ Hier kommt Kapitel XXIII !!! @stoffl: Tja, vielen Dank würde ich sagen. Ich versuche die Uploadzeiten immer regelmäßig und in nicht zu großen Abständen zu machen, weil ich ja aus eigener Erfahrung weiß, wie nervig es sein kann, wenn einfach kein nächster Teil zu einer Story kommt, die ich supergerne lese! @Nocturn: Yeah, Rigos großer Auftritt kommt! Ich empfinde deine Fragerei ganz und gar nich als pingelig, sondern eher als lobenswert, dass jemand auch mal ein wenig kritisch an die Sache geht^^ Deine neue Frage is echt gut...Also Rigo hat als Avior keine Probleme durch die Bannkreise. Und Melana ist seine Schutzbefohlene, somit also kein Feind. (schlechte Erklärung aber ich hab ehrlich gesagt nich richtig darüber nachgedacht :-P ) @mitsuki11: Natürlich lasse ich Melana sterben! MUAHAHAHA!!! Nein nein, ich werd erstmal sehen. Aber sie einfach selbst, wie es Rigo und Melana ergehen wird^^ @SylverMortal: Melissa wird noch weiterhin ihre Rolle spielen. Ich find es einfach interessanter, wenn sich auch das Böse bekämpft, denn jeder hat seine eigenen Ideale. Wesen die durch und durch Böse sind und einfach nur alles platt machen wollen, gibt es meiner Meinung nach nicht. @white_shark: Tja, Melana is wieder von anderen abhängig, das stimmt. Es wäre unrealistisch, wenn sich ihr Wesen auf ein Schlag vollkommen ändert und sie ist nunmal keine richtige Kämpferin, sondern ein verschüchtertes Mädchen, das Sicherheit braucht. Kapitel XXIII - Das Volk der Aviore Als Melana erwachte, verspürte sie sofort fürchterliche Kopfschmerzen. Sie war zu schwach um auch nur die Augen zu öffnen. Ihre Kehle fühlte sie trocken an, ihre Lippen spröde. Die Halbelfe konnte schwache Stimmen vernehmen, die sich unweit von ihr gedämpft unterhielten. "Sie war bereits fast vollkommen ausgebrannt. Ich musste hierher kommen." Melana erkannte den Sprecher sofort als Rigo. Eine andere, für sie unbekannte Stimme antwortete scharf: "Wie konntest du eine Halbelfe in das Reich der Aviore führen?" "Das habe ich doch eben erklärt! Verdammt, sie wäre gestorben!" "Du kannst nicht einfach nach vier Jahren wieder auftauchen, nur um zu erwarten, dass wir dich mit offenen Armen empfangen, deine Freundin heilen und euch wieder glücklich ziehen lassen!", erwiderte der Unbekannte zornig. Melana legte fest, dass er aufgrund seiner krächzenden Stimme auch ein Avior sein musste. Aber wieso befand sie sich im Reich der Aviore? "Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Signa. Es war damals meine Entscheidung, mein Leben an das Dafems zu binden, und ich habe es niemals bereut", erklärte Rigo ruhig. Signa seufzte gequält. "Mir bist du vielleicht keine Rechenschaft schuldig, doch Tigrun allemal...", sprach er betrübt, bevor die leiser werdenden Schritte sein Gehen verrieten. Es verging noch ein bisschen mehr Zeit, bevor Melana die nötige Kraft aufbringen konnte, um ihre Augen zu öffnen. "R...Rigo?", flüsterte sie schwach. Der Avior war sofort an ihrer Seite. Melana wollte noch etwas sagen, doch ihr blieb die Stimme in der trockenen Kehle stecken. Rigo verstand, zog einen Wasserschlauch unter seinem gelben Hemd hervor und träufelte der Halbelfe geduldig Schluck um Schluck in den Mund. "D...danke...", meinte sie mit einem leichten Lächeln. Rigo nickte und verbarg den Schlauch wieder unter seiner Kleidung. "Keine Ursache. Ich habe Dafem versprochen, auf dich aufzupassen." "Dafem?" "Er ist mit den anderen nach Mightran weiter gezogen. Wir befinden uns auf der Wolkennadel im Aviorreich. Keine Ahnung warum, aber du warst beinahe ausgebrannt, also musste ich dich hierher schaffen", erklärte Rigo ruhig. Melana richtete sich auf und fuhr sich nachdenklich über die Narbe an ihrer Stirn. "Ich wollte stark sein, um euch zu beschützen... und dann sind die Kräfte des Stabes... und meine Kräfte erwacht. Ich vernichtete den Dämonenbeschwörer..." Rigo hörte aufmerksam zu, bevor er aufstand und Melana auf die Füße zog. Seine goldenen Augen huschten unruhig hin und her. "Ich weiß, ich verlange jetzt viel von dir, Melana. Wir müssen verschwinden. Die Aviore haben dich geheilt, doch damit ist ihre Gastfreundschaft erschöpft. Eigentlich darf kein anderes Wesen als die Aviore dieses Reich betreten. Deswegen müssen wir gehen, solange es noch möglich ist." Melana schluckte schwer, nickte dabei aber. Sie war noch etwas schwächlich auf den Beinen, so dass Rigo sie beim Gehen stützte. Zu zweit folgten sie dem Tunnel, durch den sie gekommen waren. Doch als sie den Ausgang erreicht hatten, standen ihnen vier Aviore im Weg. Rigo blieb stehen, als sich die vier Vogelmenschen zu voller Größe aufbauten und ihre Klauenhände drohend knacken ließen. "Was hat das zu bedeuten, Signa?", murmelte Rigo nicht wirklich überrascht. Einer der Aviore, offensichtlich Signa, trat ein Stück vor. Seine Federn waren schneeweiß mit roten Spitzen. Auch die Iris seiner Augen, die die geschlitzten Pupillen umgaben, war rot. "Du weißt genauso gut wie ich, dass unsere Regeln es verbieten, solche Wesen wie deine Halbelfenfreundin gehen zu lassen, sollten sie jemals in unser Reich eindringen." Auf Signas Handzeichen hin stellten sich die drei anderen Aviore schützend vor ihn. "Nun gut, du hast die Halbelfe hierher gebracht, also darf sie das Reich der Aviore nicht mehr verlassen! Nie mehr!" Rigo schien mit dieser Antwort gerechnet zu haben. Augenblicklich ließ er von Melana ab und stürzte sich auf seine Artgenossen. Mit einem schmetternden Hieb brachte er den ersten zu Fall. Noch in der gleichen Bewegung wirbelte Rigo herum und trat dem zweiten heftig ins Gesicht, so dass dieser gegen die Höhlenwand knallte und ohnmächtig in sich zusammensackte. Erst jetzt viel Melana auf, dass sie ihren Rubinstecken nicht dabei hatte. Sie konnte nur mit offenem Mund zugucken, wie sich Rigo gerade auf den dritten Avior stürzte. Doch plötzlich schnellte Signas Klaue aus dem Nichts hervor und traf Rigo hart im Nacken. Dieser keuchte schwer, seine goldenen Augen wurden trübe. Kraftlos versank Rigo in der Schwärze der Bewusstlosigkeit. Signa seufzte betrübt und klopfte sich den Staub von seiner schlichten blauen Aviorkleidung. Grimmig sah er auf Rigo herab. "Es tut mir Leid, alter Freund, aber ich muss mich an unsere Gesetze halten. Ihr werdet diesen Ort niemals wieder verlassen dürfen..." Es war Nacht, als Dafem, Estilor, Aurora und Xab ihren Ritt unterbrachen und mitten in der Grassteppe Lutansiars rasteten. Aurora schürte für sie ein schnelles Feuer und sie setzten sich schweigend um die warmen Flammen, während sie lustlos an etwas altem Brot kauten. "Ich hoffe, es geht Rigo und Melana gut...", murmelte Dafem, nachdem er eine Zeit lang still die Sterne beobachtet hatte. Xab starrte den Abenteurer aus großen Augen an und mampfte fröhlich vor sich hin. "Sag, was ist das eigentlich für ein Ort? Woll...Wolg...Wof..." "Wolkennadel", half Dafem. Xab nickte heftig mit dem Kopf und grinste, bevor er das Kinn auf die Hände stützte. "Also? Was ist die Wolkennadel?", hakte der Gnom nach. "Das hat Rigo doch erzählt. Es ist der höchste Berg im Aviorreich. Er ist so umgeben von Bannkreisen und Schutzzaubern, dass er als sicherster Ort Lutansiars gilt. Deswegen hat Rigo doch Melana dorthin geschafft...hoffentlich geht es ihr wirklich gut...", seufzte Dafem. Aurora sah lächelnd von ihrem Brot auf und strich sich das lange Goldhaar aus dem Gesicht. "Du magst sie wirklich sehr, oder?" "Wen?" "Melana natürlich." Dafem spürte, wie er rot wurde und verfluchte sich innerlich dafür. Normalerweise hatte er nie Probleme mit Frauen oder Gefährtinnen gehabt, doch wenn es in letzter Zeit um die Halbelfe ging, wurde er ganz aufgewühlt. "Wie kommst du darauf?", versuchte er so beiläufig wie möglich zu sagen. Aurora lächelte nur noch breiter. "Man sieht es einfach. Ich habe bemerkt, dass du ihr nachts während deiner Wachschichten oft beim Schlafen zusiehst." Estilor starrte gedankenverloren ins Feuer. "Selbst in diesen Zeiten des Krieges keimen Hoffnung, Freundschaft und Liebe, vielleicht sogar stärker als sonst. Die Götter stellen uns vor Prüfungen, die wir nur damit bestehen können." Dafems Gesicht wurde heiß. Murrend rollte er sich in seine Decke und legte sich beschämt schlafen, ohne auf das einsetzende Gebrabbel von Xab zu achten. Am nächsten Morgen ritten sie früh weiter. Die Luft war erfrischend und pfiff ihnen ins Gesicht, während unter ihnen die Pferde das Gras mit den Hufen aufwirbelten. Die Landschaft veränderte sich kaum, bis irgendwann am Nachmittag erste Häuser am Horizont zu erkennen waren. Rasch kamen sie näher und schließlich waren sie da. Vor ihnen erstreckte sich soweit das Auge reichte Mightran, die größte und mächtigste Stadt der Menschen. Mightran benötigte keine Mauern. Die Stadt war mit Schutzzaubern und Bannkreisen umgeben, die rund um die Uhr von fähigen Priestern gewoben wurden und somit das Eindringen jeglicher feindlich gesinnter Kreaturen verhinderten. Die Häuser bestanden aus glattem Stein in weiß, zartgelb, himmelblau oder rosa, der so hell glitzerte, dass es selbst den Gebäuden in Sinthath Konkurrenz machen konnte. Die Häuser waren kreuz und quer gebaut, sie gingen ineinander über oder reihten sich geometrisch nebeneinander, waren lang oder mehrstöckig. Schnurgerade Straßen durchzogen die Gebäudereihen gleichmäßig. Farbenprächtige Mosaike befanden sich darauf und erzählten von alten Geschichten von Helden und Göttern, die man sich auch in den Tempel, die überall auftauchten, erzählen lassen konnte. Priester, Magier, Bauern, Soldaten und Handwerker liefen geschäftig durch die Stadt. Staunend betraten Dafem, Estilor, Xab und Aurora Mightran. "Es ist noch toller als ich gedacht habe!", schwärmte der Gnom träumerisch. "All die Leute! Und diese exotischen Marktstände!!! Ach, ich liebe eure Gesellschaft. Xab der Abenteurer und Weltenentdecker, das wollte ich schon immer von mir sagen können!" "Wir sollten zum Königspalast von Jenstak, dem regierenden Herren Mightrans. Ich glaube nicht, dass mein Vater bereits hier eingetroffen ist, doch dennoch sollten wir uns erkundigen... und wir sollten König Jenstak vor der Bedrohung Valnitars warnen", meinte Aurora. Zielstrebig visierten die vier Gefährten den Königpalast an, der aus der Stadt herausragte, wie eine gewaltige weiße Schildkröte aus einem glitzernden Meer. Es war ein quadratisches Gebäude mit vier kreisrunden Türmen, einem an jeder Ecke. Zwei Wachen, gekleidet in die mightranische rotgelbe Soldatentracht, erspähten die Gefährten und kamen sofort auf sie zu. Ein wenig verwirrt erhob Aurora die Hand zum Gruß. "Ich grüße euch, Aurora, Tochter König Fibathens. Wir erwarteten euch und euer Geleit bereits", erklärte einer der Soldaten mit scheinbar erleichterter Stimme. Estilor stützte sich schwer auf seinen kristallenen Stab und kratzte seinen eisengrauen Bart. "Wie kommt es, dass ihr von uns wisst?", erkundigte sich der Priester misstrauisch. "Vor etwa zwei Stunden erreichte uns ein Priester Ilerdts mit Namen Dertil. Er hatte eine Audienz bei König Jenstak und berichtete von eurer Ankunft. Es schien, dass der Priester unserem König bekannt war." "Dertil?", wiederholt Dafem verwundert. "Seit ihr sicher? Blaue Augen? Schneeweißes Haar?" Der Soldat nickte. Ein weiteres Mal hatte Dertil Unmögliches möglich gemacht. Dafem fragte sich ernsthaft, wie der Priester den Kampf mit Dimitav überleben und trotz allem schneller als sie in Mightran sein konnte. "Wir wünschen eine Audienz bei König Jenstak. Er muss vor der drohenden Gefahr von dem Dunkelelfen Valnitar gewarnt werden", sprach Aurora weiter. Der Soldat schüttelte lächelnd den Kopf. "Das ist nicht nötig. Der Herr weiß von der Krone der Finsternis. Er weiß vom Fall Sagandors und von der Unschuld der Elfen in diesen schrecklichen Zeiten. Unsere Magier und ihre Seherkugeln verrieten uns bereits alles." "Aber...", begann Aurora. Der Soldat unterbrach sie sofort. "Kein Aber, werte Prinzessin. Nichts kann uns bei unseren Schutzzaubern geschehen. Vor einiger Zeit wurde bereits der Weltenrat einberufen, der in sieben Tagen stattfindet. Das Böse wird aufgehalten. Ihr müsst einfach nur abwarten, vier Zimmer wurden euch bereits bereitgestellt. Ruht und erholt euch." Aurora nickte dankbar, dann wurde ihr Blick plötzlich nachdenklich. "Wisst ihr etwas von meinem Vater?", fragte sie hoffnungsvoll. Der Soldat nickte lächelnd. "Er und andere Überlebende haben sich seit Sagandors Fall tapfer geschlagen. Sie treffen in etwa vier Tagen ein." Auroras Gesicht hellte sich schlagartig auf. Der Soldat deutete mit einladender Geste auf das Eingangstor des Königspalastes. "Wenn ihr erlaubt, führe ich euch jetzt auf eure Zimmer. Außerdem wartet eure Mutter ungeduldig auf ihre Tochter." Der Soldat hatte die Worte kaum ausgesprochen, da stürmte Aurora auch schon in den Palast. Dafem hatte sie, seit er sie damals in diesem dunklen Kerker nahe Sagandors gefunden hatte, nie glücklicher gesehen. Der blonde Abenteurer folgte seufzend. "Melana...Rigo...Dertil...Fibathen...und alle Herrscher Lutansiars...die Schicksale aller laufen hier in Mightran zusammen. Jetzt heißt es wohl tatsächlich warten..." Und so vergingen die Tage... Es war tiefe Nacht. In der Höhle der Wolkennadel lag Melana und schlief ruhig dahin. Rigo hingegen lehnte mit dem Rücken an einer Wand, gefesselt durch mehrere Ketten, die mit Metallösen an der Wand festgemacht waren. Der Avior hatte die goldenen Augen geschlossen und lauschte dem gleichmäßigen Atmen der Halbelfe. Drei Tage saßen sie hier jetzt schon fest und wenn es nach Signa ging würden sie bis an ihr Lebensende hier bleiben, solange, bis sich Rigos Muskeln von dem ewigen Sitzen zurückentwickeln und verkrüppeln würden. Seufzend presste Rigo seinen Hinterkopf gegen die kalte Höhenwand. Die goldenen Augen des Aviors flogen auf, als leises Getrappel vom Gang aus zu hören war. Er wollte aufstehen, doch die Ketten rasselten nur und verhinderten jegliches Erheben. Schließlich trat jemand aus dem Gang. "Tigrun...", hauchte er fassungslos. Tigrun war eine Aviorin mit silbern schimmernden Federn. Ihr Schnabel war golden, die Augen wie pures Silber. Sie ging vor ihm in die Hocke und strich mit einer Klauenhand über seine weiche Wange. "Ich wollte es nicht glauben", meinte Tigrun mit Tränen in den Augen. Ihre Hand zitterte. "Ich wollte nicht glauben, dass du tatsächlich wieder da bist, mein geliebter Rigo." Rigo wich ihrem Blick aus und drückte ihre Hand bestimmt beiseite. Tigruns Silberaugen blitzten fragend auf. "Was ist passiert, geliebter Rigo? Wo warst du die ganzen letzten vier Jahre?", flüsterte sie schwach. Rigo schloss gequält die Augen. "Ich verließ das Aviorreich vor vier Jahren, um im Auftrag Signas Handelsware zu verkaufen. Doch auf dem Weg dorthin wurde ich von Goblins überrascht und fast tot geprügelt. Ein Mensch namens Dafem und seine Schwester Melissa retteten mich. Sie hatten ihr Zuhause verloren und ich tat das einzig Richtige, um mich zu bedanken. Ich leistete den Treueschwur, die beiden auf ewig zu beschützen, denn so sagen es die alten, fast vergessenen Regeln der Aviore." Rigo seufzte schwer und kraftlos. "Doch das ist jetzt egal. Ich bin von meinem Volk ausgestoßen und für das Herbringen der Halbelfe verurteilt. Melissa ist in meiner Obhut gestorben. Und jetzt kann ich Melana, die Person, die Dafem am meisten bedeutet, nicht zu ihm zurückbringen." Rigo öffnete die Augen. Bei dem schrecklich traurigen Ausdruck darin, zuckte Tigrun zurück. "Einst gingen wir den Bund der Ehe ein, doch jetzt bin ich ein Verstoßener, der dir nicht würdig ist. Vielleicht werde ich sogar für den Bruch unserer Gesetze hingerichtet. Ich habe mehrmals in meinem Leben versagt, möglicherweise ist das die gerechte Strafe dafür." "Was ist los mit dir? Das ist nicht der Rigo, den ich kenne. Seit wann gibst du so leicht auf? Ist es, weil du gefesselt bist? Es sind nicht die Ketten, die dich halten." Tigrun griff nach den schweren Ketten, doch Rigo hielt ihre Hand zurück. "Geh. Ich höre jemanden kommen", flüsterte er angespannt. Tigrun sah ihn einen Moment zornig an, bevor sie davoneilte und in einem der vielen Gänge der Wolkennadel verschwand. Kaum einen Augenblick später traten Signa und zwei schwarz gefiederte Aviore ein. "Was ist los?", murrte Rigo. "Wollt ihr gerne zusehen, wie ich mich quäle? Ihr wisst, dass ein Avior nicht lange in Gefangenschaft aushält." "Das also ist die Antwort auf all die schrecklichen Ereignisse in letzter Zeit", sprach Signa, als hätte er ihn gar nicht gehört. "Die Antwort auf die erwachten dunklen Horden, den Krieg im Menschenreich und die Feinde, die sich versuchen bei uns einzuschleichen." Seine roten Augen hatten einen fiebrigen, irren Glanz. "Die Halbelfe, die du bei dir hast, ist die Hüterin des Rubinsteckens. Diejenige, die über den fehlenden Stein der Krone der Finsternis wacht und über das Schicksal Lutansiars entscheidet!" Rigos Blick zeigte vollkommene Verwirrung. "Woher wisst ihr davon?", rief er lauter als geplant. Der Avior zwang sich auf die Füße, obwohl es in Anbetracht seiner Fesseln kaum möglich war. Signa faltete die Hände ineinander. "Vor etwa einem Jahr erschien aus dem Nichts ein Priester mit schneeweißen Haaren, genau in dieser Höhle. Er sagte, wir sollen nach einer Halbelfe mit dem Rubinstecken Ausschau halten, denn sie würde über Lutansiars Schicksal entscheiden. Er sagte, Böses würde sich schon bald rühren, im Norden unter den Ruinen der Alten Welt tief in der Trauerwüste." "Dertil erschien hier vor einem Jahr?", rief Rigo ungläubig. "Warum habt ihr dann nichts getan? Ihr hättet alle warnen müssen, dann hätten wir die Gefahr vielleicht schon frühzeitig bannen können!" Signa schnaubte abfällig. "Wir schenkten ihm keinen Glauben. Und selbst wenn, Aviore haben sich nie in die Angelegenheiten der Menschen eingemischt!" "Hier geht es nicht nur um die Menschen, sondern um ganz Lutansiar! Und ihr gehört dazu!", kreischte Rigo wütend. Melana rekelte sich schläfrig auf dem Boden. Sie war zu erschöpft, um aufzuwachen. Signa warf der Halbelfe einen kurzen Blick zu, seine roten Augen blitzten auf. "Beruhige dich, Rigo. Denn du selbst hast uns eine Möglichkeit gegeben, damit wir diesen Fehler wieder gutmachen können", wisperte er ruhig. "Wovon sprichst du?", fragte Rigo. Langsam wurde ihm Signas Blick unheimlich. Der weißrote Avior formte seine Hand zu einer Klaue, scharf und spitz. Er beugte sich über Melana und richtete sie auf ihr Herz. "Wenn wir die Wächterin töten, gibt es niemanden mehr, der den Stab freiwillig abgeben kann. Es wird unmöglich sein, die Krone der Finsternis zu vervollkommnen!" "Das ist nicht dein Ernst? Seit wann denken Aviore solch einen Wahnsinn?", rief Rigo entsetzt und zerrte klirrend an seinen Ketten. Er spannte all seine Muskeln bis aufs Äußerste und rüttelte, zerrte und zog wie besessen. Signa lächelte milde. "Selbst ein Avior kann diese Ketten nicht sprengen." Er hob die Klaue und war gerade dabei sie mit aller Kraft in Melanas Körper zu rammen und sie somit zu töten, als Rigo aus vollem Halse brüllte und an seinen Ketten zog. Schließlich riss er die Ketten kreischend aus der Wand, so dass Steinsplitter durch die Höhle flogen und Melana schlagartig aufwachte. "Dann bin ich kein Avior mehr! Von jetzt an bin ich nur noch Rigo der Abenteurer!!!" Mit seinem krächzenden Kampfschrei stürzte sich Rigo auf den überraschten Signa und schlug ihn zu Boden. Sofort wirbelte er die Kette an seinem rechten Arm in einem großen Bogen umher, so dass einer der schwarzen Aviore im Gesicht getroffen wurde und in sich zusammensackte. Der dritte wurde mit einem Schlag in die Magengrube ausgeknockt. Ehe sich Melana zurechtfinden konnte, packte Rigo sie und warf sie über seine Schulter. "Wir müssen jetzt fliehen, Melana. Auch wenn die Aviore Gutes beabsichtigen, tun sie aus Angst Falsches. Wir Aviore mussten uns früher nie fürchten, doch Signa beginnt zu verstehen, dass selbst unser Reich uns diesmal nicht schützen kann." So schnell es ging stürmte Rigo aus der Höhle in einen der Gänge und folgte ihm eilig. Bereits in kurzer Zeit hatten sie den Ausgang erreicht, doch jemand versperrte den Weg. "Tigrun! Was tust du hier noch?", zischte er erzürnt. Wortlos warf ihm die Aviorin zwei Rucksäcke, den Rubinstecken und sein Schwert vor die Füße. "Ich habe eure Sachen aus dem Lager gestohlen und frisches Proviant in die Rucksäcke getan. Es war nicht mit anzusehen, wie du dich quälst, also wollte ich dich befreien. Doch wie es aussieht...", seufzte sie mit einem Blick auf die Ketten, die Rigo an den Gliedern hingen. "...ist das nicht mehr nötig." Rigos Gesichtszüge wurden weicher. "Hab dank, Tigrun. Ich bringe Melana zu meinem Freund. Dann werden wir Valnitar und seine dunklen Horden ein für alle mal vernichten! Und wenn all das vorbei ist...wenn Dafem es schafft sich ein friedliches Leben ohne Kampf aufzubauen und ich somit meinen Treueschwur erfüllt habe...wenn die Aviore mein Handeln einsehen und es vergeben...dann kehre ich vielleicht eines Tages hierher zurück zu dir." Rigo schulterte den Rucksack, gürtete sein Schwert und wartete ab, bis auch Melana ihre Sachen zusammengesammelt hatte. "Wirst du auf mich warten?", flüsterte der Avior leise. Tigrun versuchte ein Lächeln, scheiterte jedoch kläglich. "Das ist der Rigo, den ich kenne und liebe...und auf den ich immer warten werde, mein Leben lang." Sie umarmte ihn und drückte ihn ganz nah an sich, wollte seine Wärme noch einmal spüren. Schließlich ließ sie von ihm ab. Rigos Goldaugen strahlten vor Stolz und Entschlossenheit. "Ich komme wieder. Gleich nachdem ich mir den Kopf von Valnitar geholt und die Krone der Finsternis zertrümmert habe!!!" Mit diesen Worten packte er Melana fest in seine Arme, rannte die letzten Meter durch den Tunnel und sprang aus dem Ausgang der Wolkennadel hinein in den schwarzen Nachthimmel. Während Melana vor Überraschung und Furcht einen kurzen Schrei ausstieß, entfaltete der Avior seine mächtigen Flügel und segelte schnell wie ein Vogel durch die Luft. Tigrun beobachtete die beiden, bis sie aus ihrem Sichtfeld verschwunden waren. Den Tränen, die die Aviorin die ganze Zeit zurückgehalten hatte, ließ sie nun freien Lauf... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)