Krone der Finsternis von Perro (das Erwachen der dunklen Horden (Es ist soweit! Großes FINALE mit Kapitel 33 und Epilog!!!)) ================================================================================ Kapitel 1: Es gibt keine Helden mehr... --------------------------------------- Nach dem Ende meiner langen Geschichte Drachenbrut, wage ich mich nun an eine neue Fantasy-Story. Die Charaktere sind frei erfunden, Ähnlichkeiten sind unabsichtlich und ich kann sie kämpfen, sterben oder schlafen lassen wie ich gerade Lust habe, da sie auf meinen Mist gewachsen sind! Kapitel I - Es gibt keine Helden mehr... Drei Jahre waren seit dem Mord an Tozen, dem Menschenkönig, vergangen. Der unbekannte Schwarzmagier hatte mit Erfolg dafür gesorgt, dass das Verhältnis zwischen Elfen und Menschen völlig zusammenbrach. Beide Rassen ignorierten sich inzwischen so weit es ging, vereinzelte Gruppen von Gleichgesinnten schürten regelrechten Hass auf das andere Volk... "Bitte, hört auf! Lasst mich gehen!" Der verzweifelte Ruf einer weiblichen Stimme hallte durch eine kleine Menschensiedlung mitten in der Grassteppe. Hölzerne Bauten reihten sich dicht aneinander und wurden von einzelnen unbefestigten Straßen durchzogen. Bäume wuchsen grün und kräftig, Vögel zwitscherten, alles hätte so friedlich sein können. Wären in dem Dorf nicht der Hilfeschrei und die dicken Rauchschwaden, die sich über dem Marktplatz kräuselten. "Was habe ich euch getan? Lasst mich gehen!" Die Hilfesuchende, eine junge Frau, war an einem dicken Holzpflock festgebunden und umgeben von einem Haufen aus Holz und Reisig. Eine große Menschentraube hatte sich um sie gebildet, der Verwalter des Dorfes hielt eine brennende Fackel in die Luft. Vor wenigen Augenblicken hatte er damit den Scheiterhaufen entzündet. "Bitte! Lasst mich gehen! Ich habe euch nichts getan!", schrie die Frau ein weiteres Mal. "Du bist eine Halbelfe!", kam es aus dem Mob. "Genau! Du bist eine Schande für uns! Du bist teilweise ein Elf!" "Aber dafür kann ich doch nichts!", jammerte die Halbelfe verzweifelt. Tränen liefen ihre Wangen herab, der beißende Qualm nahm ihr die Luft zum Atmen. Ihre Lungen brannten wie das Feuer, das sie umgab. "Du bist das Produkt einer unnatürlichen Beziehung zwischen Mensch und Elf! Du bist Abschaum!" Die Halbelfe wollte etwas rufen, doch brachte nur ein gequältes Husten zustande. Die Flammen schlugen immer höher, Hitze legte sich schmerzhaft über ihre Haut. Ihr Kopf dröhnte und sie schnappte keuchend nach Luft. "Lasst mich gehen...", stöhnte sie schwach. Ihre Kraft entwich aus dem Körper, schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen, während die Menschen in einen grauenvollen Singsang einstimmten. "Brenn! Brenn! BRENN!" Dabei erhoben sie schüttelnd ihre Fäuste. Dafem, zwischen den begeisterten Massen verborgen, konnte es nicht länger mit ansehen. Grob bahnte er sich den Weg durch die Menschenmenge, schob die Leute mit seinen starken Armen aus dem Weg und schlug sich bis zum Stadtverwalter durch. Der Halbelfe war der Kopf auf die Brust gesackt. Dafem erregte in seiner Aufmachung sofort die Aufmerksamkeit vieler Schaulustiger. Er trug eine schlichte schwarze Hose und ein weißes Hemd. Darüber schmiegte sich ein Lederwams, bestehend aus separaten Arm- und Beinriemen, sowie einem dicken Oberkörperteil aus Leder. An einem braunen Gürtel um seiner Hüfte baumelte ein Langschwert. Man sah in diesem kleinen Dorf selten so gut ausgerüstete Kämpfer. Mit einer schnellen Bewegung stürmte Dafem, der Schwertkämpfer, auf den brennenden Scheiterhaufen zu, sprang wagemutig durch die Flammen, durchschnitt die Fesseln der Halbelfe mit seinem Schwert und fing sie in der gleichen Bewegung auf. Ehe der Pöbel überhaupt bemerkte was geschah, stand Dafem sicher auf der anderen Seite des tödlichen Feuers, die Halbelfe behutsam um die Taille festhaltend. Sie hatte das Bewusstsein verloren. "Er hat sie befreit!", kreischte einer der Versammelten wütend. "Wer ist das? Warum hat er das getan?" Dafem drehte sich zu den verwirrten Leuten um, seine blauen Augen blitzten gefährlich. "Ihr verübt Selbstjustiz an einer unschuldigen Halbelfe. Bis vor drei Jahren lebten wir im Einklang mit den Elfen und jetzt wollt ihr sie hier töten, nur weil dieses Bündnis in die Brüche gegangen ist? Das kann ich nicht tolerieren!" Der Stadtverwalter schnaubte erzürnt. "Die Elfen töteten Tozen!" Dafem schüttelte schwach den Kopf. "Das wurde nie bewiesen. Warum sollte der Auftragsmörder damals so einfältig gewesen sein, dass er mitten im Weltenrat zu seinen Auftraggebern gesprochen hat? Ihr sucht nur jemanden, dem ihr Schuld geben könnt. Wie zum Beispiel sie hier." Er deutete auf die Halbelfe an seiner Seite, die im gleichen Moment schwach die Augen öffnete. "Wo... wie...", murmelte sie benommen. Dafem schenkte ihr ein einfühlsames Lächeln. "Keine Angst, dir passiert hier nichts. Ich bringe uns erstmal hier raus." Er wandte sich wieder den Dorfbewohnern zu und richtete sein Schwert drohend auf sie. "Lasst uns gehen und folgt mir nicht. Glaubt mir, ich weiß wie ich meine Klinge gebrauchen kann." Die Leute wichen unsicher ein paar Schritte zurück. Sie hatten Angst vor einem bewaffneten Kämpfer und würden es nicht wagen sich ihm in den Weg zu stellen... "Kannst du laufen?", fragte Dafem die Halbelfe. Sie nickte, also lockerte er den Griff um ihre Taille. "Wie heißt du?" Die Halbelfe setzte zur Antwort an, doch hustete erstmal nur gequält. Erst beim zweiten Anlauf gelang es ihr vernünftig zu sprechen. "Mein Name ist Melana." "Ich bin Dafem. Freut mich." Er reichte ihr die Hand und sie nahm sie nach kurzem Zögern an. "Wir sollten erstmal von hier verschwinden.", meinte Dafem nach einem kurzen Blick auf die zornigen Gesichter der Dörfler. Melana die Halbelfe nickte. Ohne auf die üblen Flüche der Leute zu hören, stützte Dafem die Halbelfe beim Gehen und verließ mit ihr das Dorf... "Meister. Die Halbelfe wurde von einem Fremden gerettet. Sie haben das Dorf bereits verlassen." In den modrigen Tiefen eines dunklen Verlieses kauerte ein Hobgoblin ängstlich vor einem schwarzen Thron. Sein fetter Körper und die aschgraue, eingefallene Haut wurde von dem Schein einiger flimmernder Kerzen beleuchtet. Die blutroten Augen des Hobgoblins, die normalerweise bedrohlich glühten, spiegelten in diesem Augenblick pure Angst wieder. Auf dem Thron vor ihm saß eine vermummte Gestalt, auf dem Kopf eine schwarze Krone mit roten Edelsteinen. "Wieso hast du sie nicht aufgehalten?" Das Wesen, halb Mensch halb Goblin, zitterte jetzt panisch und fing an zu stottern. "I-ich dachte... es wäre w-wichtiger Bericht zu erstatten! A-außerdem verachten die Menschen u-uns Hobgoblins. Wenn ich mich gezeigt hätte, anstatt mich hierher zu warpen, hätten sie sich sicher auf mich gestürzt..." Der Hobgoblin kniff entsetzt die Augen zusammen, immer darauf gefasst erschlagen zu werden. Doch der Träger der Krone der Finsternis rührte sich nicht. "Was macht der Aufbau meiner Truppen?", fragte er plötzlich. "A-alles läuft nach Plan. Jeden Tag zieht es die dunklen Kreaturen aus ganz Lutansiar hierher, nur um euch zu dienen, Meister. Eure Krone der Finsternis zeigt Wirkung. Es sind inzwischen mehrere Tausend geworden, die Außenposten nicht mitgezählt." "Sehr gut...", zischte der Dunkelelf nachdenklich. Er spielte gedankenverloren mit einer Strähne grauen Haares und scheuchte den Hobgoblin mit der anderen Hand davon. Die Kreatur schien erleichtert von ihrem Herrn loszukommen. "Ach, noch eins..." Der Hobgoblin drehte sich noch einmal zurück und starrte geradewegs in die ausgestreckte Hand des dunklen Magiers. Bevor er auch nur einen Laut von sich geben konnte, schossen schwarze Flammen daraus hervor und verbrannten ihn zu einem Haufen Asche... Dafem und Melana liefen solange, bis das Dorf am Horizont verschwand. Auch die Sonne ging langsam in einem roten Feuerball unter und die Nacht brach herein. Wortlos kramte Dafem aus seinem großen Rucksack Feuerholz, zwei Decken und eine Wasserflasche. Schon nach kurzer Zeit saßen die beiden schweigend an einem prasselnden Lagerfeuer. "Wieso hilfst du mir?", fragte Melana, als Dafem ihr den Wasserschlauch reichte. "Es ist nicht richtig dich zu verurteilen, nur weil du eine Halbelfe bist." Er musterte sie eingehend. Melana war schlank und zierlich und hatte leicht spitz zulaufende Ohren, wie es bei Elfen oder Halbelfen typisch war. Ihre grünen Augen strahlten eine gewisse Ruhe aus und die kurzen roten Haare schimmerten im Schein des Feuers. Sie trug eine blaurote Magierrobe und einen abgetragenen Umhang. Ein goldener Stirnreif mit einem roten Rubin in der Mitte verlief um ihre Stirn. "Bist du eine Magierin?" Melana lächelte scheu und nickte. "Ja, aber scheinbar keine besonders gute. Die Menschen konnten mich ohne große Probleme fangen." Ihr Blick wurde traurig und sie starrte wieder stumm ins Feuer. "Mach dir nichts draus. Ich bringe dich wieder zu dir nach Hause, wenn du willst. Wo lebst du?" Melana biss sich unbehaglich auf die Unterlippe. "Ich habe kein Zuhause. Seit drei Jahren nicht. Weder Elfen noch Menschen akzeptieren mich unter sich." Dafem blieb stumm, seine Augen ruhten nachdenklich auf der Halbelfe. "Tja, was mach ich dann mit dir? Bei mir bleiben kannst du auf keinen Fall, das wäre zu gefährlich..." Melana horchte auf. "Wieso?", fragte sie neugierig. Ein Schatten huschte über Dafems Gesicht und ließ ihn für kurze Zeit ernst und kalt erscheinen. "Ich bin Abenteurer, manchmal auch Söldner wenn es sein muss. Seit dem Mord an Tozen ist es auf Lutansiar nicht mehr sicher. Gerüchte machen die Runde. Orks streifen durch das Land. Goblins besetzen Dörfer. An manchen Orten wird sogar erzählt, dass die Toten aus ihren Gräbern steigen." Das Lagerfeuer flackerte auf. Eine Gänsehaut legte sich über Melanas nackte Arme und sie schauderte. "Ich weiß nicht ob alle Gerüchte wahr sind, doch man kann nicht leugnen, dass irgendetwas im Gange ist. Während sich Elfen, Menschen und Zwerge untereinander streiten, zieht ein dunkler Schatten über Lutansiar. Die bösen Rassen verbreiten sich schnell und unbemerkt." Dafem seufzte traurig, sein Blick wanderte verloren zu den Flammen des Lagerfeuers. "Vor einem Jahr beschlossen meine Weggefährten und ich uns zu trennen, um nach den Ursachen dieser dunklen Entwicklungen zu suchen. Doch bis jetzt habe ich nichts herausgefunden...rein gar nichts..." Dafem verstummte und zog seine Decke enger um die Schultern. Auch Melana sagte nichts, sie konnte sich kaum vorstellen, dass wirklich so eine Gefahr bestand. Dafem schien ihre Zweifel zu spüren. "Wir sollten ruhen. Ich nehme dich ein Stück mit, bis zu einem Dorf wo sie dich nicht gleich verbrennen wollen." Melana nickte und hüllte sich in ihre Decke. Ihren Kopf betete sie auf eine dritte Decke aus Dafems Rucksack und ehe sich die Halbelfe versah, war sie bereits eingeschlafen. Dafem blieb noch lange wach, das Schwert griffbereit an seine Seite gelegt. Er beobachtete wie Melana friedlich dalag und schlief. Ein einfühlsames Lächeln erschien auf seinen Lippen, bevor er selbst ins Reich der Träume entschwand. Als Dafem erwachte war es bereits morgen. Die Sonne schien hell auf das grüne Gras und die erloschenen Überreste ihres Lagerfeuers, das schwache Gezwitscher von Vögeln drang an sein Ohr und eine kühle Brise wehte ihm erfrischend durch die blonden Haare. "Schon wach?" Von der Stimme erschrocken wirbelte Dafem herum, bereit sein Schwert zu ziehen. Doch dann erinnerte er sich wieder, dass er jetzt nicht mehr alleine unterwegs war. Tatsächlich war es nur Melana, die ihm begrüßend zulächelte. Sie hatte ihre Decken bereits wieder zusammengerollt und in Dafems Rucksack gestopft. "Du bist früh wach.", stellte die Halbelfe überrascht fest. "Es ist erst kurz nach acht." Dafem streckte müde die Arme aus und rückte sein Lederwams zurecht. "Ich bin ein Frühaufsteher", meinte der Abenteurer. "Du wohl auch." "Halbelfen brauchen weniger Schlaf als Menschen.", erklärte Melana. Dafem nickte verstehend, während er seine Decke in den Rucksack stopfte und ihn sich locker über die Schultern warf. "Wir müssten bald ein anderes Dorf erreichen, ich weiß nicht mehr wie es heißt, aber irgendwann war ich schon mal in dieser Gegend..." Melana hob fragend eine Augenbraue. "Wie alt bist du?" "Neunzehn. Und du?" Melana war ein wenig verwirrt. Dafem war erst neunzehn. Wie lange war er denn schon Abenteurer? "Achtzehn." "Ziemlich jung für eine Halbelfe." Melana kicherte schüchtern. "Also... Lass uns gehen." Es war ein warmer Sommertag und die beiden Reisenden kamen gut voran. Die Luft war frisch, der Himmel klar. Dafem, der das ständige Wandern durch seine Abenteuer gewöhnt war, zügelte sein Tempo ein wenig, damit auf Melana ohne Probleme mithalten konnte. Sie merkte es und lächelte darüber. Heutzutage war es selten so nette Leute kennen zu lernen, vor allem wenn man eine Halbelfe war. Und dann war er auch noch Abenteurer. Viele Leute streiften durch die Länder und suchten nach großen Abenteuern, die ihnen Ruhm und Ehre brachten. Doch Melana hatte sich solche Personen immer als verbitterte Riesen mit einem narbigen Gesicht vorgestellt. Dafem schien ganz anders. Wie Dafem es gesagt hatte, erreichten sie bereits gegen Mittag ein Dorf. Es ähnelte dem Nachbardorf, hölzerne Blockhütten mit Strohdächern und unbefestigte Straßen. Vereinzelte Häuser bestanden auch aus Steinen, doch in diesen wohnten nur die wohlhabenden Bewohner des Dorfes, meist Kaufleute oder erfolgreiche Händler. Dafem und Melana schritten ein wenig nervös über die steinigen Wege, der Kies knirschte unnatürlich laut unter ihren Füßen. Sonst war es merkwürdig still, geradezu totenstill. Kein Mensch befand sich auf den Straßen, keine Bewegung war innerhalb der Häuser zu erkennen, nicht einmal der Wind schien zu wehen. "Was ist hier los?", wisperte Melana eingeschüchtert. Dafem zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht... Vielleicht ist hier-" Ein schriller Schrei, weder von Melana noch von Dafem, zerriss die Luft. Die beiden sahen sich vielsagend an. "Das kam vom Marktplatz!", stieß Dafem aus und stürmte mit weit ausgreifenden Schritten davon. Melana rannte hinterher, doch der Abenteurer zeigte jetzt sein wahres Tempo und verschwand schnell aus ihrem Blickfeld. Verwirrt irrte die Halbelfe in den Gassen herum, bis sie eine große freie Fläche erkannte, die scheinbar den Marktplatz darstellte. Sie war fast von der engen Gasse hinaus auf den Platz getreten, als zwei kräftige Hände sie packten und in eine dunkle Seitenstraße zerrten. Melana schlug tödlichst erschrocken mit den Armen um sich und wollte schreien, doch eine der Hände bedeckte ihren Mund. "Beruhige dich! Beruhige dich! Ich bin es...", flüsterte Dafem in ihr Ohr. Melana entspannte sich merkwürdigerweise sofort und wurde ruhig. Sie hatte keinerlei Angst, obwohl sie ein eigentlich Fremder in eine Seitengasse gezogen hatte. Als Dafem merkte, dass sich die Halbelfe beruhigte, löste er seinen Griff von ihr. Sie sah ihm fragend in die ernsten blauen Augen. "Was ist los?", wisperte sie, als sie bemerkte, dass Dafem sich vor irgendetwas verborgen hielt. Anstatt zu antworten deutete der Abenteurer mit einem Kopfrucken um die Ecke. Melana streckte vorsichtig ihren Kopf aus der Seitengasse, schaute auf den Marktplatz und erstarrte. Alle Bewohner des Dorfes schienen auf dem Marktplatz versammelt. Sie schienen Geld abzugeben, an Goblins! In einer langen Schlange warteten sie darauf ihre Geldbörsen und Goldmünzen an sechs dieser grauenvollen Kreaturen abzutreten. Goblins waren widerwärtige Wesen, grausam und feige. Sie wurden selten größer als einen Meter und fünfzig, was daran lag, dass sie in einer gebückten Haltung liefen. Sie hatten faltige gelbgrüne Haut, meist vermoderte Reißzähne und knochige Finger, die mit ihren krallenartigen Fingernägeln schon als Klauen bezeichnet werden konnten. Um ihre Körper hüllten sich schmuddelige Bären- oder Wolfsfelle. Der Gestank der Goblins war ekelerregend und gefürchtet. "Was tun sie da?", flüsterte Melana, als sie wieder in die Seitengasse kroch. Dafems Blick war düster. "Die Dörfler zahlen Schutzgeld. Goblins tun das bei vielen Dörfern, die wenig oder gar keine Verteidigung besitzen. Es sind feige Kreaturen." Wieder zerriss ein Schrei die Luft. Melana und Dafem lugten mit böser Vorahnung um die Ecke. Einer der Dörfler, ein grauhaariger Mann, krümmte sich auf dem Boden, sein Blut sickerte langsam aus einer Bauchwunde. Einer der sechs Goblins stand über ihm, ein rostiges gekrümmtes Kurzschwert in der Hand. Genussvoll leckte der Goblin das Blut des alten Mannes von seiner Klinge. Der Alte stöhnte vor Schmerz, während eine junge Frau aus der Schlange trat und sich vor ihm in die Knie fallen ließ. "Vater!", weinte sie ängstlich. Tränen liefen ihr Gesicht herab. Der Goblin spuckte verächtlich auf den Boden. "Der Alte hat nicht genug Geld! Kein Geld, kein Leben!" Die Frau bettete den Kopf ihres Vaters in ihrem Schoß und blickte mit wässrigen Augen hinauf zu der grausamen Kreatur. "Bitte! Wir sind arm! Wir haben nicht genug Gold! Bitte lasst ihn am Leben!" Der Goblin grinste und zeigte dabei seine gelben Zähne. "Träum weiter, Mädchen!" Das boshafte Wesen schien den Augenblick zu genießen und hob das rostige Schwert über seinen Kopf. Die Frau blickte sich gehetzt um, starrte flehend auf die Schlange der verängstigten Dörfler. "Bitte helft uns! Irgendjemand! Bitte!" Dafem schien genug zu haben, er zog sein Schwert mit einem sirrenden Geräusch aus der Scheide und trat aus der dunklen Seitengasse heraus. "Du bleibst hier, egal was passiert. Halte dich versteckt und bleibe ruhig." Melana wollte widersprechen, doch Dafem hatte einen ernsten, geradezu versteinerten Blick aufgesetzt, der sie sofort verstummen ließ. Das war wohl sein wirklicher Abenteurerblick. So konnte er also auch sein... Während sich Dafem unbemerkt näherte, flehte die Frau weiterhin um Hilfe, bis das schaurige Lachen des Goblins ihre Stimme übertönte. "Niemand wird dir helfen! Du lebst in einer Traumwelt! Du denkst wohl, dass ist jetzt die Zeit, wo der Retter in letzter Not auftaucht?! Wach auf, Lutansiar geht langsam zu Grunde. Niemand kann es aufhalten! Es gibt keine Helden mehr in dieser Welt!" Genau in diesem Augenblick verrieten schwere Fußtritte Dafems Anwesenheit. "Ihr stinkenden Bestien, verlasst dieses Dorf wenn euch euer Leben lieb ist!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)