Nähe von Ruka_S_Orion ================================================================================ Kapitel 1: Akt 1 - Verlust -------------------------- Leise krachend fiel Usagis Handy zu Boden. Mit weit geöffneten Augen sank die erst Zwanzigjährige in sich zusammen. Zitternd legten sich ihre Hände um ihr bleiches Gesicht. Dann entwich ihr der markerschütternde Schrei. Sofort war Haruka bei ihr, während die übrigen Beschützerinnen der einstigen Mondprinzessin noch wie paralysiert auf ihren blonden Engel starrten, der eben diese Hiobsbotschaft erhalten hatte. Sie alle hatten die Worte gehört. Usagi hatte damit gerechnet, ihr Verlobter würde sie anrufen, um ihr zu sagen, dass sein Flieger im Londoner Flughafen bald zum Boarding bereit wäre. Sorglos hatte sie den Lautsprecher eingeschaltet, sodass alle Frauen, die sich im Wohnzimmer der äußeren Kriegerinnen zur Vorbereitung der geplanten Überraschungsparty für den Erdenprinzen versammelt hatten, die Stimme der englischen Krankenschwester hatten verstehen können. „Usagi, ich… es…“ Harukas sanftes Flüstern ging in Usagis Schreien unter. Verunsichert sah die Kriegerin zu den Anderen, doch auch von ihnen wusste keine einen Rat. Schon wenige Tage später war es soweit. Allein folgte Usagi den Trägern auf dem schmalen Pfad. Jede Einzelne ihrer Freundinnen hatte ihr angeboten, sie zu begleiten, aber diesen Weg wollte sie nicht teilen. So folgten ihr ihre Beschützerinnen, stumm und mit gesenkten Gesichtern. Der Pfarrer sprach einige kurze Worte des Abschieds, die Usagi nicht über ihre Lippen brachte. Schließlich trat die Blondine vor. Mit leerem Blick starrte sie in das kalte Loch, in das die goldene Urne hinabgelassen worden war. Jetzt hatte sie Gewissheit. Jetzt wurde diese ganze ungreifbare Situation real. In wenigen Minuten würde ihre Zukunft, ihr Schicksal, die Liebe, die alles überdauern sollte, unter schwarzer Erde verschwinden. Nie wieder würde sie seine Stimme hören, nie wieder seine Wärme spüren, nie wieder seine Küsse empfangen. Er war ihr entrissen worden. Von einem leichtsinnigen, betrunkenen Engländer, der trotz seiner Verfassung in sein Auto gestiegen war. Der ausgerechnet den Weg ihres Geliebten kreuzen musste. Der in seinem Delirium nicht im Stande gewesen war, auszuweichen oder abzubremsen. Usagis Lippen begannen zu beben. In ihr wütete ein Chaos. Ihre Mimik verzog sich. Wie sollte es weitergehen? Wie sollte sie von jetzt an ohne ihn leben? Er war doch alles für sie! Sie hatten sich doch gerade erst wiedergefunden. Wieso war er ihr jetzt erneut genommen worden? Unwiederbringlich! Sie war machtlos, kein Silberkristall konnte ihn ihr zurückbringen. Und die ersten stummen Tränen fielen ihrer zersprungenen Zukunft entgegen. Sie hob ihre Hand, führte sie in Richtung der Schale mit Rosenblättern. Doch sie konnte sie nicht erreichen. Kraftlos und laut weinend brach die Prinzessin zusammen. Sofort wurde sie von Makoto und Rei umringt, doch die Blondine schüttelte schreiend ihren Kopf. „Lasst mich! Ihr könnt mir nicht helfen! Er ist weg und ihr könnt nichts dagegen tun!“ „Usagi, wir wollen doch nur-“ „NEIN!!“ Rei zuckte zurück. „Lasst mich! Lasst mich einfach!“ Die Miko sah verunsichert zu den Anderen. Eine weitere Frau löste sich aus der Reihe. Zielstrebig trat Haruka zu ihrer Prinzessin. Sie ließ sich nicht abschrecken. Unnachgiebig zog sie Usagi auf ihre Beine, umarmte sie von hinten, hielt die sich schreiend Wehrende fest. Streng dirigierte sie Usagis Linke endlich zu den Rosenblättern, zwang sie dazu, einige von ihnen in ihrer Faust einzuschließen und dann in das leblose Loch vor ihr zu werfen. Als sich Usagis Finger öffneten, verstummte die Mondprinzessin. Geweitete Augen sahen den roten Blättern nach. Als sie landeten, verkrampfte sie. Sie drehte sich in der engen Umarmung und drückte ihr Gesicht wimmernd in Harukas schwarzes Hemd, krallte sich in dem von der Frühlingssonne aufgeheizten Stoff fest. Ohne weitere Proteste ließ sie sich zur Seite führen, damit auch die anderen Trauernden ihre Möglichkeit bekommen konnten, sich von Mamoru Chiba zu verabschieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)