Bin ich wertlos in deinen Augen ...? von North-Blue ================================================================================ Kapitel 34: ------------ Ich lag schon seit einer ganzen Weile wach und konnte nicht mehr einschlafen. Obwohl ich allem Anschein nach mehrere Stunden geschlafen hatte, fühlte ich mich müder und ausgelaugter als zuvor. Das waren wahrscheinlich Nebenwirkungen des Beruhigungsmittels, welches Shachi mir verabreicht hatte. Ich wusste, dass sich außer mir noch jemand im Raum befand. Ab und zu vernahm ich Schritte an meinem Bett, doch die Augen geöffnet hatte ich bis dato noch nicht. Ich wollte im Moment jeglicher Art von Kommunikation aus dem Weg gehen. Wie ich dankbar feststellte, war zumindest der Geruch von Blut beinahe gänzlich verschwunden und wurde nun durch den vergleichsweise deutlich angenehmeren Geruch von Desinfektionsmittel ersetzt. Mühsam drehte ich meinen Kopf zur Seite. Auf einem Stuhl nahe der Türe saß Penguin. Er sah vollkommen übermüdet und abgekämpft aus, während er zwanghaft versuchte, sich auf das Buch in seinen Händen zu konzentrieren. Er beachtete mich nicht. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass er sich wohl eine Verletzung am Kopf zugezogen hatte, denn er trug einen Verband um diesen. Langsam traten auch die Geschehnisse von Saburos Angriff und meinem Gefühlsausbruch in mein Bewusstsein. Ich fasste mir verzweifelt an meinen Kopf. Mist. Das konnte alles einfach nicht wirklich passiert sein, das durfte einfach nicht geschehen sein... Wie hatte ich nur so die Kontrolle über mich verlieren können? Ich hatte Shachi beinahe alles erzählt und war dann auch noch in Tränen ausgebrochen... Beim Gedanken daran, dass er all das wahrscheinlich dann auch noch brühwarm Law weitererzählt hatte, wurde mir speiübel. Ich hasste mich dafür, so offen meine Gefühle gezeigt zu haben. Und Penguin wusste sicherlich auch von der Sache, wahrscheinlich war sie ihm sogar bis ins kleinste Detail bekannt, so gut, wie er sich mit Shachi verstand. Bestimmt hatten sie dann noch gemeinsam darüber gelacht. Am liebsten hätte ich keinen der beiden nie wieder auch nur angesehen, so unangenehm war mir mein Gefühlsausbruch. Doch ich musste mit Penguin reden, denn es gab ein paar Fragen, auf die ich endlich Antworten benötigte. Und er war im Moment scheinbar der Einzige, dem ich diese stellen konnte. "Penguin?" Mein Satz wurde von dumpfen Husten begleitet, da mein Hals knochentrocken war und sich meine Stimmbänder auch erst wieder an ihren Gebrauch gewöhnen mussten. Doch Penguin gab vor, nichts gehört zu haben. Er hielt seinen Blick stur weiterhin in sein Buch gesenkt. Dabei wahr es offensichtlich, dass er nicht darin las. "Wenn du das Buch verkehrt herum hältst, kannst du den Text nicht lesen. Oder ist das ein Bilderbuch?" Durch meine Frage vollkommen aus der Bahn geworfen, sah Penguin irritiert auf. Erst jetzt bemerkte er, dass er sein Buch falsch herum gehalten hatte. Resigniert seufzend legte er es zur Seite, nur um seinen Blick im Anschluss daran auf mich zu richten. "Du bist aufgewacht", stellte er in nüchternem Tonfall fest. Langsam nickte ich. Wir sahen uns eine ganze Weile lang schweigend an, darauf wartend, dass der jeweils andere das Wort ergriff. Als mir der Blickkontakt zu viel wurde, sah ich mich im Raum um. Tatsächlich erinnerte nichts mehr an die sich zuvor zugetragene Situation. Das Blut war, während ich geschlafen hatte, gänzlich weggewischt worden, und wenn ich die Platzwunde an meinem Kopf nicht so deutlich spüren würde, hätte ich denken können, dass all das nur ein schlechter Traum gewesen war. Gedankenverloren strich ich über meine Verletzung am Arm. Der von Shachi als Notlösung behelfsmäßig angebrachte Fixierverband zum Halten der Wundkompresse war durch einen antiseptischen Wundverband ausgetauscht worden. Höchstwahrscheinlich konnte ich froh sein, dass der Arm taub war, denn Law hätte mir mit Gewissheit kein Schmerzmittel verabreicht. "Der Captain hat gestern Abend deine Wunden versorgt." Gestern Abend? Das bedeutete, ich hatte mehr als nur ein paar Stunden geschlafen. Und ich war irgendwie froh darum, dass ich während Laws Behandlung nicht bei Bewusstsein gewesen war. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Andererseits hasste ich den Gedanken, dass Law mich behandelt hatte, während ich bewusstlos und somit wehrlos gewesen war. Wieso hatte Law überhaupt meine Wunden versorgt? Erst ließ er mich links liegen, und dann behandelte er meine Wunden? Obwohl, genau genommen war es Shachi gewesen, der sich um meine Wunden gekümmert hatte. Law bezweckte damit irgendetwas... Vermutlich wusste er, dass er mich nur ausfragen konnte, wenn ich bei Bewusstsein war. Tot nützte ich ihm grade nichts. Wenn er seine Informationen haben würde, sähe dies wahrscheinlich anders aus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mich am Leben lassen würde, da ich eine Gefahr für seine Crew darstellte. Er hatte mir deutlich gesagt, dass er von nun an bei Fehltritten meinerseits zu härteren Maßnahmen greifen würde. Und ich hegte keinen Zweifel daran, dass er dies umsetzen würde. Wenn ich ehrlich war, hatte ich Angst vor dem Gespräch mit meinem Vater. Ich wünschte, ich könnte mir selbst gegenüber behaupten, dass mir Laws Strafe egal wäre. Es waren nicht die körperlichen Strafen, die mir Angst machten. Egal, wie schmerzhaft seine Bestrafungen sein konnten, es gab etwas, was noch schlimmer war. Denn ich musste nur immer daran denken, dass es mein eigener Vater war, der mir das antat. Meinen Gesichtsausdruck vollkommen richtig deutend, sprach Penguin weiter: "So wütend, wie der Captain auf dich ist, kannst du vermutlich froh sein, dass er sich überhaupt deiner Wunden angenommen hat." Seine Stimme klang für ihn ungewöhnlich sachlich und desinteressiert. Vermutlich würde er ich mir gegenüber nie wieder so wie früher verhalten, diese Sache würde immer zwischen uns stehen. Auch wenn mir Penguin und Shachi immer auf die Nerven gegangen waren, wusste ich nicht, ob ich mich darüber freuen sollte. Seine Aussage reichte mir, um mich direkt auf hundertachzig zu bringen. "Ja, was habe ich doch für ein Glück, dass sich der großartige Trafalgar Law um meine Wunden gekümmert hat. Was täte ich doch bloß ohne meinen lieben Vater", brachte ich zynisch hervor. "Fast wären ich und Bepo auch noch draufgegangen, wenn Law nicht zufällig mal seinen Arsch ins Krankenzimmer bewegt hätte. Ist er eigentlich so dumm oder warum merkt er es nicht, wenn auf seinem Schiff Leute abgeschlachtet werden?" "Es war kein Zufall, dass er ins Krankenzimmer gegangen ist." Penguin ignorierte meinen rüden Tonfall. Mit dieser Aussage schaffte er es, mich vollends aus dem Konzept zu bringen. Bevor ich weiter nachfragen konnte, führte Penguin genauer aus, worauf er hinauswollte. "Nach unserem letzten Gespräch bin ich, wie ich es dir gesagt hatte, zum Captain gegangen, um ihn darüber zu informieren, dass du ihm Informationen vorenthältst, da ich dachte, dass er nochmal mit dir reden würde. Da er sich jedoch sicher war, dass es eine effektivere Methode gäbe und der Marinespion dich erneut anzugreifen versuchen würde, haben wir stattdessen den Plan beschlossen, den Spion aus der Reserve zu locken, indem wir innerhalb der Crew die Information verbreitet haben, dass du Kenntnisse darüber hättest, wer aus der Mannschaft hinter dem Giftangriff stecke und somit für die Marine arbeite, diese aber nicht preisgeben wolltest. Wir gingen davon aus, dass der Spion verhindern wolle, dass seine Identität auffliegt." "Ihr habt mich in der Crew schlechtgemacht, um Saburo reinzulegen?" Ich senkte meinen Kopf. Das hätte ich mir eigentlich denken können. Penguin verzog sein Gesicht. "Glaub mir, Mina, da mussten wir nicht mehr viel nachhelfen. Die Meinung der Crew über dich ist... nun ja, nicht so toll." Ich war mir sicher, dass "nicht so toll" vermutlich noch stark untertrieben war. Aber wahrscheinlich konnte mir das auch egal sein, da ich nicht einmal wusste, ob ich das "Gespräch" mit meinem Vater überleben würde. "Bei der nächsten sich ergebenden Gelegenheit hat Law dann vorgetäuscht, dass jemand deine Aufsicht übernehmen müsse, weil ich erkrankt sei. Da sich keiner um die Aufgabe gerissen hat, konnten wir mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass der Spion die Gelegenheit, dass dich keiner beaufsichtigt, nutzen würde, um dich zum Schweigen zu bringen.Wir mussten also nur abwarten, wer bei dir auftauchen wird. Law hatte mich angewiesen, aus einer geeigneten Position heraus das Krankenzimmer zu überwachen und ihm Bescheid zu geben, sobald jemand reingeht. Es wäre ein guter Plan gewesen, jedoch sind zwei Dinge schief gelaufen." Fragend sah ich ihn an. Penguin wies wortlos auf seinen Verband am Kopf, welcher aufgrund seiner Mütze kaum sichtbar war. "Ich war schon einige Zeit dabei, dein Zimmer zu beobachten und habe bereits geglaubt, dass der Plan fehlgeschlagen sei, als Saburo bei mir auftauchte. Er sagte, dass der Captain mich sofort sprechen wollen würde. Ich habe den Fehler begangen, zu denken, dass er ganz sicher nicht der gesuchte Spion sein kann, da er schon so lange dabei ist. Auch bin ich davon ausgegangen, dass der Captain irgendetwas wirklich wichtiges mit mir zu klären hätte, wenn er mich von meinem Posten wegbeordert, also wollte ich mich sofort auf den Weg machen. Kaum hatte ich Saburo jedoch den Rücken zugedreht, hat er mich von hinten niedergeschlagen." Penguin seuftze, dann fuhr er fort. "Als ich das wieder zu Bewusstsein kam, war Law bei mir. Ich hätte ihm regelmäßig Bericht erstatten sollen und ihm war es komisch vorgekommen, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe, deshalb hat er nach dem Rechten gesehen. Ich habe ihm dann das mit Saburo berichtet, er hat sich kurz meine Wunde angesehen, um auszuschließen, dass ich nicht lebensgefährlich verletzt bin, und wollte dann Saburo zur Rede stellen, der sich allem Anschein nach bei dir im Krankenzimmer befand. Doch dann passierte die zweite unvorhergesehene Sache." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)