Bin ich wertlos in deinen Augen ...? von North-Blue ================================================================================ Kapitel 24: ------------ Einige Sekunden lang herrschte Schweigen. Law schien die Situation einzuschätzen. "Ist jemand verletzt?", sprach er, ohne sich irgendeine Gefühlsregung anmerken zu lassen. "Ähm, nein Captain. Wir müssen dir nur dringend etwas zeigen..." Zeitgleich kamen hinter ihm weitere Crewmitglieder zum Vorschein. Sie alle hatten ausnahmslos einen betretenen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Ich war froh über diese Unterbrechung und spekulierte darauf, dass Law mich nun endlich alleine lassen würde. "Wartet einen Moment draußen, ich komme sofort." Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, drehte er sich zu Bepo um und befahl diesem: "Bepo. Pass ein paar Minuten auf Mina auf, ich bin gleich wieder da. Und lass sie nicht aus den Augen." Mit diesen Worten war er auch schon durch die Tür verschwunden und hinterließ ein unangenehmes Schweigen. Bepo schien das mit dem "Nicht-aus-den-Augen-lassen" sehr wörtlich zu nehmen, denn er starrte mich unentwegt an. Ich erwiderte seinen Blick, und so lieferten wir uns eine gefühlte Ewigkeit lang ein Blickduell. Irgendwann senkte Bepo seinen Blick und schaute bedröppelt zu Boden. Man, dieser Bär war so ein Waschlappen… Die Minuten vergingen und Law tauchte nicht mehr auf, was mir nur Recht war. Schließlich hatte Penguin mir zuvor ja verraten, dass Law mich höchstwahrscheinlich noch über das Geschehene ausfragen würde. Auch wenn ich im Moment eh nicht sprechen konnte- auf eine Befragung von meinem Vater hatte ich echt keine Lust. Ich gähnte. Obwohl ich im Moment kaum etwas anderes tat, als zu schlafen, fühlte ich mich total müde und ausgelaugt. Nachdem Law auch eine gefühlte Ewigkeit später noch nicht wiedergekommen war, gab ich meiner Müdigkeit nach und ließ meinen Wachzustand in einen Dämmerzustand übergehen. Das Einzige, was mich noch wachhielt, waren meine pulsierenden Kopfschmerzen- und die Tatsache, dass das U-Boot irgendwann begann, stark zu schwanken. Ich fragte mich echt, was die da wieder anstellten. Waren wir nur in eine Strömung geraten, oder war das wieder die Marine, die uns angriff? Natürlich war es besonders intelligent von Law, wenn er in einem solchen Moment Bepo, den Navigator der Crew, dazu abstellte, auf mich aufzupassen, statt die Crew zu unterstützen. Erneut gähnte ich. Immer schwerer fielen mir meine Gedankengänge, und so nickte ich kurzerhand ein. Wenige Minuten später schon war ich jedoch schon wieder wach und hielt mir meinen Kopf. Der Schmerz trieb mich noch in den Wahnsinn. Ohne Medikamente würde ich in der nächsten Zeit wohl vorerst keinen Schlaf finden. Erst jetzt fiel mir auf, dass das Schiff wieder ruhig fuhr. Was auch immer uns angegriffen hatte, war abgeschüttelt worden. Ein Seitenblick auf Bepo verriet mir, dass er die Augen geschlossen hatte. Schlief er etwa? Ich beneidete ihn echt darum, einfach immer und überall einschlafen zu können. Er war immer so unbesorgt. Und als Laws Vize vertraute Law ihm. Die beiden kannten sich schon länger, als ich zurückdenken konnte. Er genoss das volle Vertrauen meines Vaters, welches ich wohl nie gehabt hatte und auch nie haben würde. Wie gerne würde ich mit diesem Bären tauschen. Wut stieg in mir auf. Ich konnte es nicht glauben, dass dieser Flohpelz all das hatte, das mir verwehrt geblieben war. Warum war Bepo in den Augen meines Vaters etwas Besseres als ich? Immer weiter breitete sich der Hass in mir aus. Der Hass auf Bepo, auf meinen Vater, auf die gesamte Crew… und auch auf mich. Wie gerne wäre ich jetzt aufgestanden, um meine Wut an ihm auszulassen... Ich war mir sicher, dass wenn ich hätte aufstehen können, ich in meiner Wut hundertprozentig auf Bepo losgegangen wäre. Da ich mich aber nicht wirklich bewegen konnte, versuchte ich diesen Druck, diese starken und besitzergreifenden Emotionen, die mich überkamen, zu unterdrücken.Unbewusst ballte ich dabei meine Hand zur Faust, bemerkte gar nicht, dass sich dadurch meine Fingernägel in mein Fleisch bohrten. Erst, als bereits das Blut meine Hand herunterzulaufen begann, bemerkte ich, was ich da grade tat. Doch der Schmerz hatte etwas Positives. Er hatte geholfen. Mein Zorn war so gut wie verebbt. Ich schüttelte meinen Kopf. War ich schon so tief gesunken, dass ich eifersüchtig auf einen wandelnden Bettvorleger war? Früher hätte ich alles dafür gegeben, damit Law mir auch nur ein kleines bisschen Beachtung schenkte. Doch nun empfand ich nichts anderes als Verachtung für diesen Mann, der sich mein Vater nannte. Ich war verwundert darüber, dass ich auf einmal eine solche Wut in mir gespürt hatte. Die Wanduhr führte mir vor Augen, dass es bereits über drei Stunden her war, seit Law uns für "ein paar Minuten" allein gelassen hatte. Nur Sekunden später hatte mich bereits erneut die Müdigkeit übermannt und ich schlief ein. Zumindest kurzzeitig. Denn als ich ein Geräusch neben mir wahrnahm, riss ich meine Augen auf, um dann zu bemerken, dass es nur Penguin war, der neben meinem Bett stand und wohl die Tür beim Betreten des Raumes laut hatte ins Schloss fallen lassen. Benommen blickte ich ihn an. Was wollte der schon wieder hier? Anders als sonst jedoch grinste er mich nicht direkt an- und das wollte was heißen, normalerweise zierte sein Gesicht fast ständig ein stupides Lächeln-, sondern er sah für seine Verhältnisse ernst aus. Erst als er bemerkte, dass ich ihn ansah, setzte er ein ziemlich unglaubwürdiges und erzwungenes Lächeln auf. Okay, irgendetwas stimmte hier nicht. Irgendetwas war passiert. Und scheinbar wollte Penguin vor mir geheimhalten, worum es sich dabei handelte. "H-Hey, du bist ja wach. Wie geht’s dir?" Finster blickte ich ihn an. Hielt der mich für so dumm, als dass er glaubte, dass ich nichts bemerkt hätte? Davon mal abgesehen, dass er genau wusste, dass ich nicht sprechen konnte. Erwartete er also wirklich eine Antwort auf seine Frage? Ich schloss einen Moment lang meine Augen und versuchte ruhig zu bleiben. Zu meinem Missfallen waren meine Kopfschmerzen noch stärker geworden und mir war schwindlig. "Ähm, also... Law sagte mir, dass ich Bepo ablösen soll und dass ich überprüfen muss, dass du auch wirklich deine Mahlzeit zu dir genommen hast. Er meinte, dass ansonsten die Medikamente nicht richtig wirken können." Ich schwieg. Was blieb mir auch anderes übrig? Erst jetzt erinnerte ich mich wieder daran, dass Bepo mir ja Essen nebens Bett gestellt hatte. Wie so oft in der letzten Zeit schon kroch mir beim Gedanken an Essen die Übelkeit hoch. Ich sah Penguin sich am Kopf kratzen. Er wirkte ob meiner Resignation überfordert. "Wie ich sehe, hast du dein Essen noch nicht angerührt. Hast du etwa keinen Hunger?" Ich nickte. Hoffentlich würde er mich jetzt in Ruhe lassen. Doch da machte mir mein Magen einen Strich durch die Rechnung. Er ließ ein lautes, unverwechselbares Knurren vernehmen. Innerlich fluchte ich. Wieso zur Hölle knurrte denn jetzt mein Magen? Ich hatte doch überhaupt gar keinen Hunger... Auch Penguin ließ sich zu meinem Pech leider nicht täuschen. "Keinen Hunger zu haben hört sich für mich aber anders an, Mina." Ein Grinsen zierte sein Gesicht, und dieses Mal war es ein richtiges. Ich drehte mich auf die andere Seite. Konnte der nicht einfach verschwinden? Der Typ war immerhin Pirat, hatte der nichts besseres zu tun, als jemanden damit zu nerven, dass man essen sollte?Mit der Intention, einfach weiterzuschlafen, schloss ich erneut meine Augen. Ich hätte ja nicht ahnen können, was Penguin nun vorhatte. Wenige Zeit später, ich hatte eigentlich gedacht, dass er den Raum verlassen hatte, stand er plötzlich neben meinem Bett und schnitt den Apfel, der sich auf dem Tablett, welches Bepo zuvor gebracht hatte, befand. Instinktiv wollte ich das Wort ergreifen, um ihm zu sagen, dass er mich in Ruhe lassen sollte- dass ich nicht reden konnte, hatte ich mal wieder komplett verdrängt. Doch sobald ich den Mund aufgemacht hatte, schob Penguin mir ein Stück Apfel in den Mund. Da ich nicht mit so etwas gerechnet hatte, verschluckte ich mich auch noch daran und begann zu husten, bis ich dieses blöde Teil endlich runtergeschluckt hatte. Finster starrte ich ihn an. Was fiel diesem Baka eigentlich ein? Fast wäre ich an diesem Mistding erstickt! Und dann hatte der auch noch nichts Besseres zu tun, als sich darüber kaputtzulachen! Tatsächlich stand Penguin da und kriegte sich kaum ein vor Lachen. Und mein pikierter Gesichtsausdruck schien das alles für ihn noch lustiger zu machen. Als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, meinte er: „Sorry Mina, aber du brauchst deine Vitamine. Und der Captain meinte, ich soll dich zur Not zwingen, das alles zu essen.“ Na warte. Wenn ich wieder halbwegs fit wäre, würde ich denen das heimzahlen. Und Penguin stand dann ganz oben auf der Liste. Zu meinem Übel war der Teller mit dem kleinen Apfelstück, das ich gegessen hatte, noch lange nicht leer. Neben dem restlichen Apfel lagen noch mehrere belegte Brote darauf. Schnell wandte ich den Blick ab, als ich erneut die Übelkeit in mir hochwallen spürte. Und der Geschmack des Apfels in meinem Mund trug dabei auch nicht grade zur Besserung bei. „Hier, du musst ja hungrig sein, so lange, wie du nichts mehr gegessen hast.“ Erwartungsvoll hielt er mir ein weiteres Stück Apfel hin. Glaubte der jetzt wirklich, dass ich noch mehr davon essen würde? Ich hatte jetzt schon das Gefühl, als ob ich ihm jeden Moment ins Gesicht kotzen müsste. Viel lieber wollte ich erfahren, was vorhin passiert war, als die Crew Law geholt hatte. Und ich war mir sicher, dass ich das aus Penguin rausbekommen könnte. Nur wie, wenn ich das nicht verbal bewerkstelligen konnte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)