Bin ich wertlos in deinen Augen ...? von North-Blue ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Hart landete ich in Laws Armen. Mehr tot als lebendig öffnete ich mit letzter Kraft kurz meine Augen. Da mein Kopf zur Seite gedreht war, hatte ich nur einen Ausblick auf den sich bewegenden Boden. Ich bekam nicht mit, was um mich herum geschah. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Nein, Law würde mich nicht retten können. Ich würde in seinen Armen sterben. Das würde seinem Ego bestimmt einen ordentlichen Kratzer verpassen, immerhin war er als Chirurg weitbekannt. Im nächsten Moment durchfuhr mich eine Welle des Schmerzes und ich krümmte mich zusammen. Zitternd riss ich meine Augen auf. Nur am Rande nahm ich wahr, dass Law seine Schritte beschleunigte. Ich hatte mir das Sterben ganz anders vorgestellt, und wünschte mir, dass es nicht mehr lange dauerte. Immer wieder dämmerte ich weg, nur um dann Minuten später wieder das Bewusstsein zu erlangen. Mein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er brennen. Von der einen auf die andere Minute bekam ich keinen Sauerstoff mehr und ich schnappte röchelnd nach Luft. Immer wieder verkrampfte sich mein Körper und ich wand mich schmerzerfüllt in Laws Armen. Irgendwas stimmte hier nicht. Niemals hätte das Katana so etwas verursacht. Wimmernd klammerte ich mich an Laws Handgelenk fest, als mich der Schmerz erneut wie ein Blitz durchfuhr. Ich war mittlerweile total verschwitzt, mir wurde abwechselnd sehr warm und dann eiskalt. "Bitte L-Law, töte m-mich einfach", krächzte ich. Doch ich konnte von Seiten Laws keinerlei Reaktion auf meine Bitte feststellen. Dabei schmeckte ich Blut in meinem Mund und ich fühlte etwas warmes mein Gesicht runterlaufen. Als mich endlich Schwärze umgab, meinen Verstand benebelte und ich nichts mehr empfand, glaubte ich, mein Leben endlich hinter mir gelassen zu haben. Ich fühlte nichts. War ich tot? Wenn das der Tod wäre, gefiel er mir. Da waren keine Sorgen, Ängste oder Schmerzen mehr. Das einzige, was ich vernahm, waren einzelne Stimmen, die wie durch einen Schleier an mich heranklangen. Ich verstand nicht, was gesagt wurde. Immer weiter entfernten sie sich. Sekunden später war ich wieder bewusstlos. Immerzu sollte ich in der nächsten Zeit vorübergehend das Bewusstsein erlangen, nur um kurz darauf wieder ohnmächtig zu werden. Dabei umgab mich jedes Mal eine undurchdringbare Schwärze, nur einzelne Worte oder Sätze drangen an mich heran. Dann war da noch das monotone Piepen eines EKG-Gerätes, welches ich trotz meines benommenen Zustands als nervtötend empfand. Dies ging einige Zeit so weiter, ehe ich begann, meinen Körper wieder zu spüren. Langsam kam das Gefühl in diesen zurück. Meine Augen öffnen konnte ich trotzdem noch nicht. Sie waren schwer wie Blei. Und auch sonst war ich unfähig, mich zu bewegen, ich lag nur da und wartete, dass es sich besserte. Mit zunehmendem Bewusstsein kamen auch immer deutlicher die Schmerzen zurück. War es zunächst nur ein massives Druckgefühl, das ich empfand, so entwickelte sich dieses zu einem vehementen Stechen und Brennen im gesamten Körper und schließlich fühlte es sich an, als ob mir jemand sämtliche Knochen im Leib einzeln gebrochen hätte. Einige Zeit später gelang es mir dann auch, endlich meine Augen zu öffnen. Nach mehrmaligem Blinzeln hatten sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt und ich sah an die weiße, ebenmäßige Zimmerdecke. Fast zeitgleich vernahm ich, dass Stühle gerückt wurden und wie jemand sprach: "Sie ist wach. Shachi, geh den Captain holen." »Shachi?...«, dachte ich. »Also bin ich wirklich wieder auf der Death gelandet...« Spätestens hier war jeder Zweifel ausgeschlossen, dass ich tot war. Frustriert schloss ich meine Augen und öffnete sie erst dann wieder, als ich eine quietschende Tür und Schritte vernahm. Mit viel Mühe schaffte ich es, meinen Kopf zu drehen. Als meine Augen die meines Vaters trafen, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Zu sagen, dass er mich düster ansah, wäre noch untertrieben gewesen. Es war vielmehr eine Mischung aus Gefühlskälte, Enttäuschung, Wut und- da war noch etwas, das ich nicht deuten konnte... "Penguin, Shachi, bitte lasst uns kurz allein." Laws Stimme klang merkwürdig rau. Mir entging nicht, dass Penguin und Shachi mir beim Rausgehen mitleidige Blicke zuwarfen. Law nahm sich einen Stuhl und setzte sich direkt vor mich. Verzweifelt versuchte ich, ihm nicht in die Augen zu sehen. Erst jetzt fiel mir auf, dass er nicht wie sonst seine blöde gefleckte Mütze trug, sondern seine Haare wild durcheinander vom Kopf abstanden. Sein Anblick löste puren Hass in mir aus. Warum hatte er mich nicht einfach sterben lassen? Er wollte doch scheinbar nur, dass ich noch mehr litt. Nie würde ich dem Mörder meiner Mutter verzeihen könne, und er würde noch für seine Tat bezahlen. Außer, dass sich meine Augen verengten, war mir meine Wut über sein Erscheinen nicht anzumerken. Viel zu entkräftet war ich, als dass ich hätte einen Streit anfangen, geschweige denn reden, können. Dessen unbeachtet setzte Law zum Reden an: "Dein gesundheitlicher Zustand scheint im Moment den Umständen entsprechend stabil zu sein. Deine Verletzungen, welche durch das Katana im Oberkörper verursacht wurden, sind soweit abgeheilt, Narbenbildung ist trotzdem wahrscheinlich. Deine derzeitigen körperlichen Beschwerden rühren von dem Gift, mit dessen Auswirkungen dein Körper noch immer zu kämpfen hat. Zumindest konnten wir durch ein künstliches Koma deine Körperfunktionen in den letzten zwei Wochen so reduzieren, dass dein Körper sich soweit erholen konnte. Die nächsten zwei Wochen wirst du komplett im Bett bleiben." Ich hatte nur halbwegs zugehört. Vielmehr hatte mich Laws Tonfall verunsichert. Distanziert und emotionslos hatte er die Sätze runtergerasselt. Erst spät erreichten mich seine Worte. »Moment, was? Hatte er grade irgendwas von Gift geredet?« Nur langsam verarbeitete mein Gehirn das Gesagte. »Hieß das, an dem Katana war Gift gewesen? Aber wieso?...« Das erklärte natürlich die Schmerzen, und wieso ich fast erstickt wäre... »Und ich war ernsthaft ganze 2 Wochen ohnmächtig gewesen?« Meine wirren Gedankengänge wurden jäh von Law unterbrochen. Er räusperte sich, und ich wusste, dass der unangenehme Teil nun erst folgen würde. Laws bis dahin eher neutraler Gesichtsausdruck verfinsterte sich um einige Nuancen, ehe er fortfuhr: "Mina, wenn ich eins nicht dulde, dann ist das Illoyalität. Hätte es irgendein anderes Crewmitglied gewagt, sich meinen Befehlen zu widersetzen, einen Nakama anzugreifen, unerlaubt das Schiff zu verlassen und dann auch noch seinem Captain gegenüber eine Todesdrohung auszusprechen, dann hätte man dieses Crewmitglied später in Einzelteilen aus dem Meer fischen können, nachdem es als Objekt für meine Experimente gedient hat. Dass du meine Tochter bist, macht die Sache nur noch schlimmer. Glaub nicht, dass ich über dein Fehlverhalten hinwegsehen werde, Mina. Zu gegebener Zeit wirst du deine Strafe erhalten. Darüber hinaus wirst du mir noch berichten, was genau du beim Feind herausgefunden hast und wie du überhaupt in diese Lage gekommen bist. Dazu werde ich dich morgen befragen." Ich sah Law tief Luft holen, dann redete er mit noch härterer, eisigerer Stimme weiter: "Mina. Versuche nie, nie wieder abzuhauen, oder ich werde härtere Seiten aufziehen müssen. Das war das letzte Mal, dass ich bei dir nachsichtig war. Du hast nicht nur dich in Gefahr gebracht, sondern auch deine gesamte Crew, aber das scheint dir ja egal zu sein." Aus Reflex hätte ich ihm nun am liebsten an den Kopf geknallt, dass das nicht stimmte. Doch bei genauerem Nachdenken wurde mir bewusst, dass er Recht hatte. Mir war sowohl mein Leben, als auch das der Crew, egal gewesen. Und das war immer noch so. So nahm ich all meine Kraft zusammen, um ihm zu antworten: "Du hast Recht, Captain." Das "Captain" sprach ich mit der größtmöglichen Verachtung aus. "Es war mir tatsächlich egal, was mit dir, der Crew oder mir passiert. Ich habe dich nicht darum gebeten, in die Marinebasis zu kommen. Sollte es dir Leid tun, dass du mich da rausgeholt hast, kannst du ja gerne das beenden, was Vizeadmiral Akamatsu begonnen hat. Ja, Law, töte mich doch, wenn ich so eine Belastung für dich bin. Ich wäre lieber gestorben, als mit dir mitzugehen!" Die letzten Worte gingen in einem Hustenanfall unter. Laws Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er die Worte jedoch sehr wohl gehört. Ich glaubte, einen Moment lang Traurigkeit in diesem ausgemacht zu haben, als ich Sekunden später jedoch erneut hinsah, war da keine solche Emotion, und so ging ich davon aus, dass es nur Einbildung gewesen sei. Bedrohlich nahe trat er an mich heran und flüsterte mir beängstigend monoton zu: "Ich dachte, ich hätte dir deutlich gemacht, was auf Befehlsverweigerung steht, Mina. Ich hab auch kein Problem damit, dich längerfristig in einer Zelle einzuquartieren." Nach diesen Worten kontrollierte er noch schweigsam einige Geräte und Schläuche im Raum, ehe er diesen verließ. So blieb ich alleine mit den immer stärker werdenden Schmerzen zurück und ich wünschte mir trotz meiner vorherrschenden Übelkeit und Kopfschmerzen etwas Alkohol, um endlich wieder ins Land der Träume abtauchen zu können. Nur so schien es mir möglich, all das hier zu vergessen. Da ich noch stundenlang wach lag, über das Geschehene nachdachte, und eben keinen Alkohol zur Hand hatte, sollte dies erst nach Stunden der Fall sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)