Bin ich wertlos in deinen Augen ...? von North-Blue ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Vollkommen außer Atem standen zwei Marinesoldaten vor uns. Akamatsu schien über diese Unterbrechung alles andere als erfreut zu sein und wollte sie grade wieder hinausschicken, als einer der beiden auf ihn zutrat und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Sein Gesichtsausdruck war zuerst düster, dann hellte er sich auf und schließlich grinste er. Auf seinen Befehl hin wurden meine Fesseln gelöst und ich rieb mir meine schmerzenden Handgelenke. "So, Mina, nun wirst du zeigen können, auf welcher Seite du stehst. Komm mit" Mit schnellen Schritten verließ er das Zimmer und ich folgte ihm, nicht zuletzt wegen der von den Marinesoldaten auf mich gerichteten Waffen. Als ich auf den Gang trat, blieb ich einen Moment lang erstaunt stehen. Ich war tatsächlich auf der Krankenstation für richtige Marinesoldaten untergebracht worden. Akamatsu behandelte mich also nicht schlechter als einen Mitarbeiter der Marine... Schweigend ging ich weiter. Ich hatte Probleme, mit dem Vizeadmiral mitzuhalten. Wegen der noch nicht verheilten Verletzungen konnte ich nur langsam gehen und jeder Schritt schmerzte. Der Weg schien sich eine Ewigkeit so hinzuziehen. Ich fragte mich, wo wir überhaupt hinliefen. Irgendwann blieb Akamatsu stehen, drehte sich zu mir um und wartete, bis ich ihn eingeholt hatte. Grinsend sah er mich an. "Hörst du es auch, Mina?", fragte er mich. Erst jetzt nahm ich die lauten Kampfgeräusche und Schreie wahr. Waren wir hier in der Nähe der Trainingsplätze, oder woher kam dieser Lärm? Nachdenklich zog ich meine Augenbrauen zusammen. Je länger wir den Gang entlangschritten, und je näher wir der großen Tür am Ende des Ganges kamen, desto lauter wurde die Geräuschkulisse. Am Ende des Ganges machten wir halt. Noch immer wusste ich nicht, was wir hier wollten. Fragend blickte ich Akamatsu an. "Hier Mina, wirst du dich entscheiden müssen, ob du durch mein Training eine Karriere bei der Marine beabsichtigst oder du dein Leben beenden wirst. Als mein Schüler würdest du stark werden. Bedenke, was dein Vater getan hat. Mit meiner Hilfe wirst du deine Mutter rächen können. Solltest du dich jedoch gegen mich wenden, wird dir das noch Leid tun..." Mit diesen Worten trat er hinter mich und hielt mir eine Waffe an den Kopf. Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Was war nur hinter dieser Tür? Gleichzeitig bekam ich von ihm mein Katana, das ich beim Kampf im Gasthaus verloren hatte, in die Hand gedrückt. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Warum gab er mir eine Waffe? "Versuch erst gar nicht, mich anzugreifen. Wenn du nur daran denkst, werde ich dir eine Kugel in den Kopf jagen. Die Waffe wirst du für etwas anderes brauchen." Akamatsu drängte mich weiterzugehen. Er wollte wohl, dass ich die Tür öffnete. Trotz, dass sich alles in mir dagegen sträubte, weil ich ein ungutes Gefühl bei der Sache hatte, hob ich langsam meine Hand, drückte die Klinke nieder und stieß die Tür auf. Dahinter befand sich entgegen meiner Erwartungen kein Raum oder ein Gang, sondern die Tür ermöglichte einen Zugang zu einer relativ großen Empore, auf welche wir nun traten. Geblendet von der Sonne torkelte ich vorwärts, bis ich auf Widerstand stieß. Vor mir befand sich das Geländer der Empore. Von hier aus hatte man einen Ausblick über die gesamte Stadt. Aber nicht nur über diese, wie ich feststellen musste, sondern man sah auch den Vorplatz der Marinebasis, der sich einige Meter tiefer befand. Und als ich realisierte, was sich in diesem Moment auf diesem abspielte, bekam ich fast einen Herzinfarkt. Dort stand ein Großteil meiner Crew und lieferte sich einen Kampf mit der Marine, die ihnen anzahlmäßig um das mindestens 30-fache überlegen war. Ich konnte Bepo, Penguin und Jean Bart erkennen, welche sich deutlich von den anderen Crewmitgliedern abhoben. Ich schluckte. »Was taten die denn hier?« Jeder andere Pirat, der von der Marine gefangengenommen worden war, hätte sich sicherlich gefreut, wenn seine Crew aufgetaucht wäre. Ich nicht, meine Crew ekelte mich an. Allein schon, weil sie dem Mörder meiner Mutter treu ergeben waren. Und dann fand ich auch Law, welcher grade an vorderster Front mehrere Marinesoldaten niedermetzelte. Beim Anblick meines Vaters empfand ich nichts als Hass. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Würde Law jetzt vor mir stehen, hätte ich versucht ihm das Selbe anzutun wie er meiner Mutter. Akamatsu, welcher direkt hinter mir stand und mir die Waffe nun in den Rücken hielt, flüsterte mir zu: "Und, Mina, gefällt dir, was du siehst?" Er lachte mir leise ins Ohr. Ich schwieg, was dieser wohl als Anlass dafür zu sehen schien, weiterzureden: "Los Mina, zeig deinem Vater, auf wessen Seite du stehst." Das war keine Bitte gewesen, vielmehr ein Befehl, das wusste ich. Deshalb hatte ich von ihm also mein Katana zurückerhalten. Er wollte, dass ich Law und meine Crew angriff. Es war eigentlich egal, wie ich mich nun entschied. Würde ich mich weigern, würde Akamatsu mich hier und jetzt erschießen. Sollte ich Law und meine Crew angreifen, wäre ich innerhalb weniger Sekunden Hackfleisch. Denn dass er nicht davor zurückschreckte, Familienangehörige zu ermorden, wusste ich ja nun. Er würde gewiss auch mir gegenüber keine Gnade zeigen, wenn ich ihn angriff. Grade, als ich überlegte, ob ich nun Pest oder Cholera wählen sollte, entdeckte Law mich. Er hatte einen undefinierbaren Blick in seinen Augen. Nach und nach sahen auch die anderen Crewmitglieder zu mir hoch. Gleichzeitig wurden sie von immer mehr Marinesoldaten umringt. Da hörte ich zum ersten Mal seit ein paar Tagen wieder Laws monotone Stimme: "Mina, komm, beeil dich uns läuft die Zeit davon!", rief er. Als ich daraufhin in Laws kalte Augen blickte, fasste ich meinen Entschluss. Ihm würde ich nicht die Genugtuung überlassen, mich zu töten. Denn dass er das tun würde, weil ich abgehauen war, mich seinen Befehlen widersetzt hatte und nun auch noch wusste, was er meiner Mutter angetan hatte, daran bestand kein Zweifel. "Akamatsu", flüsterte ich, "Tu es. Bitte." Als ich von ihm ein irritiertes "Was?" zurückbekam, flehte ich ihn regelrecht an: "Erschieß mich. Bitte." Einen Moment lang schien er sprachlos, dann brach er in lautes Gelächter aus. "Hast du das gehört, Trafalgar Law? Deine Tochter möchte lieber sterben, als mit dir mitzugehen!" Deutlich war zu sehen, wie sich Laws Gesicht anspannte. Er rief seinen Crewmitgliedern irgendwelche Befehle zu, die daraufhin langsam vor der Marine zurückwichen. Law selber blieb unterhalb des Gebäudevorsprungs, auf dem ich mich befand, stehen und sah Akamatsu voller Hass an. "Trafalgar Law, so sehen wir uns also wieder, hehe. Unser letztes Zusammentreffen war ja eher flüchtig.", vernahm ich die ölige Stimme des Vizeadmirals. "Halt die Klappe oder ich zerschneid dich in tausende kleine Stücke, du Mistkerl", zischte Law. "Und jetzt rück meine Tochter raus, wenn dir dein Leben lieb ist." Abermals lachte Akamatsu laut auf. "Wieso fragen wir nicht Mina, ob sie überhaupt zu dir will?" Ich schloss meine Augen. Ich wollte einfach nichts mehr hören, fühlen oder sehen müssen. Ich wollte nur noch meine Ruhe haben. Dann setzte ich zu einer Antwort an: "Vater. Ich hasse dich, und wenn ich noch bei Kräften wäre, würde ich dich ohne zu zögern töten." Als ich nun meine Augen wieder aufschlug, blickte ich in das gefühlskalte Gesicht meines Vaters. Düster blickten mich seine Augen an, und eine Spur von Ungläubigkeit war darin zu lesen. Im Hintergrund hörte man Laws Crew, die ihrem Captain zurief, dass er sich beeilen solle. Immer mehr Marinesoldaten liefen aus der Basis und griffen sie an. Law war einen Moment lang abgelenkt, als ihn mehrere dutzend Soldaten umzingelten. Ich wusste, dass es nun Zeit war, sich aus dieser Welt zu verabschieden. Entschlossen sah ich meinem Vater in die Augen, welcher grade mehrere Soldaten gleichzeitig auseinandernahm, ehe ich mein Katana hob und mir dieses in meinen Oberkörper stieß. Warmes Blut lief sogleich den Griff und meine Hände hinab. Kraftlos sank ich auf meine Knie und kippte anschließend zur Seite. Ich spürte, wie Akamatsu meinen Oberarm packte, mich umdrehte und sich meine Wunde ansah. Scheinbar erkannte er, dass man für mich nichts mehr tun konnte. "Du hättest soviel erreichen können, Mina. Aber scheinbar bist du schwächer, als ich dachte." Er hob mich hoch und trug mich in Richtung des Geländers. Am Rande von diesem blieb er stehen. Mit schwindendem Bewusstsein nahm ich wahr, dass er mich darüber hob und mich über den Abgrund hielt. Allem Anschein nach wollte er mich nun, da ich für ihn als Waffe im Kampf gegen Piraten nutzlos geworden war, in die Tiefe fallen lassen, um mich wie Abfall zu entsorgen. Müde schloss ich die Augen und hoffte, dass es schnell gehen würde. Ich wurde losgelassen, und fiel gen Boden, darauf vorbereitet, jeden Moment aufzuknallen. Da meine Augen zu waren, sah ich nicht die blaue Kuppel, welche sich Sekunden vor dem Aufprall um mich herum bildete. Erst durch das vernommene "Shambles!" realisierte ich, dass da gerade irgendetwas anders lief, als ich geplant hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)