Bin ich wertlos in deinen Augen ...? von North-Blue ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Scheiße, tat mein Rücken weh. Die ganze Nacht über hatte ich gegen die Wand gelehnt in einem Hauseingang verbracht, und das rächte sich jetzt. Nun, als die Stadt von den ersten Sonnenstrahlen beleuchtet wurde, sah ich zum ersten Mal die hellen, weißen Häuser, welche strikt in einer Reihe standen und eine Art Gasse bildeten. Jedes Haus sah gleich aus. Wie langweilig... Ich stand auf und begann, planlos durch die Stadt zu laufen. Viel gab es nicht zu sehen. Neben den Häusern waren noch ein Marktplatz, ein Rathaus, eine Kirche und ein paar Bars vorhanden. Alles war in demselben, eintönigen Weiß gehalten. Diese Stadt ödete mich jetzt schon an. Bestimmt lebten hier nur reiche, eitle Spießer, die in ihrer Freizeit nichts besseres zu tun hatten, als Gartenzwerge zu sammeln und mit den Nachbarn zu streiten, welches Haus weißer war. Jetzt, als ich meinen Entschluss, das Schiff meines Vaters zu verlassen, in die Tat umgesetzt hatte, wusste ich nicht, wohin ich gehen sollte, geschweige denn, was ich aus meinem Leben machen sollte. Darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Ich wusste nur, dass ich es nicht lange auf dieser Insel aushalten würde. Zumal es hier ja auch eine Marinehauptbasis gab. Zwar glaubte ich nicht, dass der Marine bekannt war, dass Trafalgar Law eine Tochter hatte, geschweige denn, wie ich aussah, aber ich musste ja auch keine Konfrontation mit der Marine herausfordern. Law hatte stets darauf geachtet, dass ich der Marine gegenüber unauffällig blieb. Was mir immer voll gegen den Strich gegangen war, schließlich hatte ich eine berühmt-berüchtigte Piratin werden wollen. Als ich klein war, hatte ich oft von meinem eigenen Steckbrief geträumt und Law geschworen, irgendwann ein höheres Kopfgeld als er zu haben. Ein kurzer Anflug eines Lächelns huschte über mein Gesicht. »Wie naiv ich doch damals noch gewesen war...« Trotz, dass es noch früh am Tag war, liefen schon verhältnismäßig viele Menschen durch die Gassen der Stadt. Und, wie wäre es auch nicht anders zu erwarten gewesen, trugen sie allesamt weiße Klamotten. Neben denen fiel ich in meinen schwarzen Sachen auf wie ein bunter Hund, und so wunderte ich mich nicht, dass ich unverhohlen angestarrt wurde. »Hatten die noch nie einen schlechtgelaunten, dunkelgekleideten Piraten gesehen?« Diese Leute machten mich aggressiv. Finster starrte ich jeden an, der mir begegnete. Ich nahm mir vor, erst einmal eine Gaststätte aufzusuchen und nach einem Zimmer zu fragen. Ich wusste, dass das Boot meines Vaters erst heute Abend ablegen würde. Sicherlich würde meine Crew- meine ehemalige Crew- heute noch einmal ordentlich feiern gehen. Und so konnte ich mich besser vor ihnen verstecken. Darüber hinaus war ich todmüde und konnte eine Mütze Schlaf gut gebrauchen. Ich suchte mir eine Herberge am Rande der Stadt aus und wartete am Tresen auf den Wirt. Ungeduldig klopfte ich mit meinen Fingern auf diesen. Irgendwann tauchte er dann endlich auf. Es war ein kleiner, dicker und unsympathisch wirkender Mann, welcher aufmerksam mein Gesicht musterte und mich dann nach meinem Begehr fragte. Sein Blick blieb einen Moment lang an meinem Katana hängen. Ich ließ mir ein kleines Zimmer geben und musste dafür ein halbes Vermögen hinblättern. Der Mann führte mich noch bis zu meinem Zimmer und ließ mich schließlich alleine. Ich war von vornerein davon ausgegangen, dass mein Zimmer nicht besonders groß sein würde. Aber es war winzig! Außer einem Bett, einer Uhr und einem Fenster gab es darin nichts. »Obwohl«, dachte ich mir, »immer noch besser als die Arrestzelle, in die Law mich gesperrt hatte.« Durch das Fenster hatte ich einen perfekten Ausblick auf die Stadt. Von oben sah man, dass tatsächlich ohne Ausnahme alles in weiß gehalten war. Selbst der Sand des Strandes, den man von hier aus nur grob erkennen konnte, schien strahlend weiß zu sein. Ich wusste zwar nicht, wie diese Insel hieß, aber der Name "Weiße-Spießer-Insel" wäre sicherlich passend gewesen. Erschöpft ließ ich mich auf meinem Bett nieder und deckte mich zu. Trotz meiner Müdigkeit wollte sich der Schlaf nicht einstellen. Gefühlte Stunden lag ich noch wach, ehe mich der Schlaf dann doch übermannte. Ausgeschlafen wachte ich auf und streckte mich. Mein Blick fiel auf die Uhr an der Wand. Ruckartig richtete ich mich auf. Es war schon fast 20 Uhr! Hatte ich etwa ganze 12 Stunden geschlafen? Das hieß... Sie waren weg. Meine Crew musste bereits weitergefahren sein. Es war ein komisches Gefühl. Aber es war meine Entscheidung gewesen, und jetzt musste ich fortan alleine klarkommen. Trotzdem verspürte ich irgendwo tief in meinem Herzen einen Stich, als mir bewusst wurde, dass ich meinen Vater vielleicht nie wieder sah. Betrübt nahm ich meine Sachen und beschloss, mir noch einmal die Stadt anzusehen. Ich brauchte dringend frische Luft. Mein Katana auf den Rücken schnallend öffnete ich meine Zimmertür. Ich bemerkte sofort, dass etwas nicht zu stimmen schien. Ich konnte weit und breit zwar niemanden erblicken, jedoch war die Atmosphäre um mich herum total angespannt. Es war viel zu leise, für das dies ein Gasthaus war. Kein Geräusch drang an meine Ohren. Langsam, und genauestens meine Umgebung im Auge behaltend, stieg ich die Treppen hinunter. Im Erdgeschoss angekommen, war immer noch keine Menschenseele zu sehen. Die ganze Situation kam mir mehr als suspekt vor. Mit schnellen Schritten durchquerte ich die Eingangshalle und blieb vor der Tür stehen. Ich war gerade dabei, diese zu öffnen, als ich hinter mir eine Bewegung wahrnahm. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich mich umgedreht, die auf mich gerichtete Waffe gesehen und demjenigen diese aus der Hand getreten. Erst im Anschluss daran erkannte ich, dass ich von mehreren dutzend Marinesoldaten umgeben war. Verblüfft starrte ich sie an. »Was taten die denn hier?« Einer von ihnen, vermutlich der Befehlshabende, trat nun vor und räusperte sich, ehe er zum Reden ansetzte: "Trafalgar D. Ocean Mina. Du bist festgenommen. Ergib dich." Ich war so irritiert, dass ich erstmal nicht antwortete. »Moment, woher kannten die meinen vollständigen Namen? Selbst Law hatte mich noch nie mit diesem angesprochen. Und woher wussten diese, wie ich aussah? Oder dass ich hier war?« Ich war mir nur in einer Sache sicher, und zwar dass ich mich ganz sicher nicht von ein paar Marineheinis festnehmen lassen würde. Wut kochte in mir hoch. Ich zog mein Katana und wartete darauf, dass meine Gegner den ersten Schritt machen würden. Die ließen auch nicht auf sich lange warten, nach wenigen Sekunden stürmten vier der Soldaten auf mich zu. Ohne Rücksicht schlitzte ich diese auf. Das umherspritzende Blut löste in mir keinen Ekel, sondern vielmehr das Verlangen nach mehr aus. Wie vor ein paar Tagen im Trainingsraum, unterdrückte ich meine Wut nicht, sondern ließ ihr die Oberhand. Nur waren meine Opfer diesmal keine Waffenregale und Trainingszubehör, sondern lebende Menschen. Und ich fand Gefallen am Töten. In meinem Blutrausch tötete ich fast die gesamte anwesende Marineeinheit. Bis mir mein von den Strapazen der letzten Tage gekennzeichneter Körper einen Strich durch die Rechnung machte. Denn als mir für einen kurzen Moment schwindlig wurde und ich infolgedessen zur Seite taumelte, nutzte das einer der verbliebenen Marinesoldaten, um mir sein Knie in meinen Magen zu rammen. »Verflucht« Meinen Bauch haltend sank ich auf die Knie. Als Nächstes wurden mir Handschellen angelegt. Doch ich hatte noch lange nicht aufgegeben. Ich würde eher sterben, als mich von denen festnehmen zu lassen. So viel Piratenehre besaß ich dann doch. Ich rollte mich zu Seite weg und stand auf. Es waren noch genau 7 Marinesoldaten im Raum. Mindestens das Dreifache von ihnen lag tot am Boden, was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass ich so verhasst angesehen wurde. Mit gefesselten Händen hatte ich im Kampf keine Chance zu gewinnen. Also tat ich das, womit sie wohl nicht gerechnet hatten: Ich lief zum geschlossenen Fenster und sprang mit voller Wucht dagegen. Hart kam ich inmitten eines Haufens aus Glasscherben auf dem Boden auf. Ich spürte, wie sich einige von diesen in mein Fleisch bohrten. Doch ich zwang mich aufzustehen, nur um den Schock meines Lebens zu bekommen. Ich war von Marinesoldaten umzingelt, die allesamt ihre Waffen auf mich gerichtet hatten. Sie schienen das Gasthaus schon zuvor umstellt zu haben. Hinter mir ging die Türe des Gasthauses auf, und die Marinesoldaten von eben traten heraus. Hasserfüllt starrten sie mich an. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Ich würde nicht einfach so aufgeben. Ich würde bis zum Ende kämpfen. So lief ich geradewegs in die bewaffnete Menge der Marinesoldaten, nur um ein paar von ihnen meinen Fuß ins Gesicht zu treten, ehe mich einige der von ihnen abgefeuerten Kugeln in der Schulter, im Bauchraum und am Arm trafen. Schmerzerfüllt sank ich zu Boden. Ich hatte verloren, ich war genau so schwach, wie Law es immer gesagt hatte. Ich war von der Death abgehauen, um schließlich als Gefangener bei der Marine zu landen. Das nenn ich mal vom Regen in die Traufe. Während ich von der Marine abgeführt wurde, verschwamm meine Sicht und mich überkam eine wohltuende Schwärze, welcher ich mich nur zu gerne hingab. Ich wusste, ab jetzt konnte alles nur noch schlimmer werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)