Bin ich wertlos in deinen Augen ...? von North-Blue ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Bereits eine gefühlte Stunde verbrachte ich damit, im Trainingsraum sämtliche Einrichtungsgegenstände mit meinem Katana zu Kleinholz zu verarbeiten. Überall im Raum lagen kaputte Trainingsutensilien, zersplittertes Holz der Waffenregale und Glasscherben. Doch mein Zorn war noch lange nicht verebbt. Zitternd vor Wut stand ich in der Mitte des Raumes und umklammerte meine Waffe so fest, dass meine Knöchel weiß hervortraten und sich meine Fingernägel ins Fleisch bohrten. An meinem Körper befanden sich durch die umherfliegenden Glassplitter zahlreiche Schnittverletzungen, die teilweise sogar ziemlich stark bluteten. In meinem linken Handgelenk befand sich ein größerer Splitter. Unter mir bildete sich bereits eine Blutlache. Ich betrachtete den zerstörten Raum. Das passierte also, wenn man sich seiner Wut hingab, statt sie zu unterdrücken. Aber es hatte sich gut angefühlt... Zumindest bis jetzt. Denn langsam spürte ich immer stärker den Schmerz der Verletzungen, die ich mir zugezogen hatte. Mir war schon immer bewusst gewesen, dass Law mich für zu schwach hielt. Aber dass er es mir so direkt ins Gesicht sagte, war dann einfach zu viel gewesen und ich hatte die Kontrolle verloren. Eine plötzliche Welle von Müdigkeit überkam mich, und ich wäre am liebsten auf der Stelle eingeschlafen. Dennoch zwang ich mich, den Weg zurück in meine Kabine anzutreten. Auf dem Weg dorthin hinterließ ich eine Spur von Blutstropfen, über die wohl früher oder später jemand stolpern würde. Das würde noch Ärger geben. Durch den Blutverlust wurde mir schwindlig. Fuck. Hatte ich mich etwa zu sehr verausgabt und die Verletzungen unterschätzt? Kurz vor meiner Kabinentür fiel ich auf meine Knie. »Mist.« Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen könnte, wäre, dass mich jemand in diesem Zustand fand und Law herholen würde. Ich musste es wenigstens bis in mein Zimmer schaffen. Keuchend lehnte ich mich an die Wand, und versuchte, gegen die mich einnehmende Schwärze anzukämpfen. Ein Kampf, den ich verlieren sollte. Kurz darauf schloss ich vollkommen erschöpft meine Augen und gab mich der erlösenden Dunkelheit hin. Mühsam öffnete ich meine Augen. Mehrmals musste ich gegen das grelle Licht anblinzeln. Ich starrte an eine weiße Decke. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit kamen meine Erinnerungen an das Geschehene zurück. Ich hatte in Wut den Trainingsraum zerstört und mir dabei Verletzungen zugezogen, die mich auf dem Weg zurück in meine Kabine hatten das Bewusstsein verliere lassen... »Moment mal, wo bin ich denn grade? Liege ich immer noch auf dem Flur?« Mit großer Anstrengung drehte ich meinen Kopf zur Seite. Dort stand Law, mit dem Rücken zu mir, und zog eine Spritze auf. Ich hörte, wie er leise vor sich hin murmelte, verstand aber nicht genau, was. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich im Behandlungszimmer befinden musste. Die medizinische Ausrüstung, der Desinfektionsmittelgeruch und die Einrichtung des Raumes waren da eindeutig. Ich schien auf einer Liege in der Mitte des Rames zu liegen. Ich sah, wie Law sich langsam umdrehte und wie er wahrnahm, dass ich wach war. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich direkt vor mich. Sein Blick war nicht wie sonst kalt und emotionslos, sondern es spiegelten sich Wut und Fassungslosigkeit darin wieder. "Sag mal was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Du hast nicht nur den gesamten Trainingsraum zerstört, Nein, auch der Flur sah aus als ob man ein Tier darin geschlachtet hätte! Was glaubst du, wie geschockt Bepo war, als er dich fand! Du hast Glück, dass man dich so schnell gefunden hat! Aus Strafe hätte ich dich eigentlich liegen lassen sollen, damit du beim nächsten Mal dein Hirn einschaltest! Wenn es überhaupt ein nächstes Mal gegeben hätte..." Ich schloss die Augen wieder. Mir war einfach nur kotzübel und von Laws Standpauke wurde das auch nicht besser. Hätte ich in der letzten Zeit was gegessen, hätte ich mich sicherlich jetzt erbrochen. Ein leichtes Pieksen an meinem Arm zeigte mir, dass mir mein Vater wohl gerade eine Spritze geben wollte. Aber leider wollte ich das nicht. Trotzig wie ein kleines Kind zog ich meinen Arm weg. Law hatte mich schwach genannt. Ich würde ihm das Gegenteil beweisen, indem ich jetzt aufstand und hier rausmarschierte. So war zumindest mein Plan. Leider ließ der sich nicht so gut in die Tat umsetzen wie ich erhofft hatte. Zum einen hielt Law meinen Arm fest, welchen ich ihm zu entziehen versuchte, während er mir die Spritze verpassen wollte. Zum anderen knickten meine Beine sofort, als ich mich zur Seite drehte und aufstehen wollte, unter mir weg und konnten mich nicht tragen. Unsanft kam ich auf dem Boden auf. Law schien das alles wortlos zu beobachten. Erneut startete ich einen Versuch, aufzustehen. Der misslang. Ich fühlte mich dafür viel zu schwach und müde. "Was hast du mir für Medikamente gegeben Law?", krächzte ich, immer noch mit allen vieren auf dem Boden liegend. "Beruhigungsmittel. Du brauchst Schlaf, Mina.", antwortete dieser mit kühler Stimme. "Und wenn du nicht aufhörst, dich gegen die Spritze zu wehren, werde ich dich auf der Liege fixieren müssen, und glaub mir, das willst du nicht." Er beugte sich zu mir hinunter, und hielt meinen Arm fest. Ausgerechnet den, in dem zuvor der große Glassplitter gesteckt hatte. "Ey Lawii, nisch machen", lallte ich. Was auch immer er mir zuvor verabreicht hatte, ich fühlte mich besoffen davon. "Du tust misch weh", heulte ich. Wieder versuchte ich, meinen Arm aus seinem Griff zu entziehen. Da riss ihm wohl endgültig der Geduldsfaden. Ohne Mühe hob dieser mich unsanft hoch, legte mich auf die Liege und fixierte meine Arme und Beine mit Gurten. Bewegungsunfähig sah ich, wie er erneut mit der Spritze an mich herantrat und es kurz darauf piekste. Fast gleichzeitig überkam mich eine unglaubliche Müdigkeit, der ich nach kurzer Zeit nachgab. Als ich das nächste Mal aufwachte, fühlte ich mich schon viel besser. Zwar waren die Kopfschmerzen und die Übelkeit noch da, aber die restlichen Schmerzen waren deutlich zurückgegangen. Mein Blick schweifte durch Laws Arztzimmer. Auf einer Uhr sah ich, dass es bereits nach 17 Uhr war. Wir mussten also bereits angelegt haben. Mühsam richtete ich mich auf. Die Fixierungen hatte Law zum Glück gelöst. Neben mir regte sich etwas. Neben die Tür gelehnt standen Penguin und Shachi, flüsternd in ein Gespräch vertieft. Als ich meine Füße aufsetzte und schwankend aufstand, drehten die beiden ihre Köpfe in meine Richtung, nur um im selben Moment loszustürmen. Penguin in meine Richtung, und Shachi verließ das Zimmer, vermutlich, um Law zu holen. Penguin versuchte sofort, mich dazu zu bewegen, mich wieder hinzulegen, was ich nicht zuließ. Ich wollte doch nur hier raus. Grade, als ich rabiater gegenüber Penguin zu werden beabsichtigte, betrat Shachi mit Law im Schlepptau das Zimmer. Dieser hatte einen äußerst genervten Gesichtsausdruck. "Bleib liegen, Mina.", sprach dieser mit monotoner Stimme. Ich tat was er sagte. Nicht, weil er mir das befahl, sondern weil mich mein Aufstehversuch komplett ermüdet hatte. Auf einen Wink Laws hin verließen Penguin und Shachi das Zimmer. Law trat näher an mich heran. "Da die Mannschaft gleich das Schiff verlässt und an Land geht, solltest du wissen, dass du in diesem Raum bleiben wirst. Ich werde Bepo mit deiner Überwachung beauftragen. Solltest du auf dumme Ideen kommen, hat Bepo die Erlaubnis, dagegen vorzugehen. Wenn ich mit dem Koordinieren des Auffüllens der Vorräte und den anderen Aufgaben fertig bin, werde ich dich aufsuchen. Dies kann etwas dauern. Aber ich denke, wir müssen uns dann nochmal unterhalten. Scheint so, als ob du grundlegende Regeln dieses Schiffes noch immer nicht begriffen hättest. Aber was erwarte ich auch von dir..." Den letzten Satz hatte Law eher zu sich selbst als zu jemand anderem gesprochen. Ich hatte ihn natürlich trotzdem gehört. Wütend stand ich auf. Und stolperte zu meinem Pech. Schon wieder. Diesmal hatte ich weniger Glück und knallte mit meinem Kopf gegen den Medizinschrank. Ich spürte das warme Blut meinen Kopf herunterlaufen. Law, der grade auf dem Weg zur Tür gewesen war, hielt inne und sah mich ob meiner Dummheit ungläubig an. Zum zweiten Mal an diesem Tag musste Law mich hochheben und wieder auf die Liege legen. Wieder fixierte er mich an diese. "Zu deiner eigenen Sicherheit", sprach dieser. Dann untersuchte er meine neu entstandene Platzwunde am Kopf, leuchtete in mein Auge und fragte mich, ob mir schwindlig sei oder übel, was ich bejahte. Law stöhnte genervt auf und schien etwas im Medizinschrank zu suchen. "Du hast es wahrscheinlich auch noch geschafft, dir grade eine Gehirnerschütterung zuzuziehen." Erbarmungslos setzte er erneut eine Spritze an meinem Arm an. Ich wollte protestieren, wollte er mich etwa schon wieder schlafen schicken? Dumpf vernahm ich noch seine kalte Stimme: "So bist du wenigstens keine Gefahr mehr für dich selbst.", ehe ich weg döste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)