Verrückt nach Freiheit von Jacqueline248 ================================================================================ Kapitel 4: Entführung --------------------- Neo hatte sich ein neues Hemd hervor gekramt. Es war gelb und leuchtend blau gestreift. Alice musterte ihn abwertend, das neue war genauso schlimm, wie das alte. "Was ist denn?", fragte Neo, als er ihren Blick bemerkte. "Hast du dir die Klamotten im Dunkeln gekauft?", fragte sie. "Was? Wieso fragst du? Das sieht doch gut aus", rechtfertigte er sich und deutete auf das Hemd, "Außerdem passt es sehr gut zu meiner gelben Mütze." "Falsch.", sagte Alice und grinste frech, "Die Mütze war Fehler Nummer eins." Eigentlich war es ihr egal, was er trug. Es machte ihr aber unglaublichen Spaß ihn zu provozieren. "Die gehört nun mal zu mir, ist ja auch egal.", meinte er leicht eingeschnappt und zuckte mit den Schultern. "Was machst du eigentlich hier auf dieser Insel?", fragte Sarah Alice mit leiser Stimme, "Etwas wundert es mich schon, eigentlich wagen sich selten Menschen hier her. Und du bist heute schon die zweite fremde Person hier, der ich begegnet bin." Nebenbei flechtete Sarah ihre weißen Haare und steckte ein paar hübsche, bunte Blüten dazwischen. Die Farbtupfer ließen sie wesentlich lebendiger wirken. Alice wurde hellhörig. "Was für ein Fremder?", fragte sie und ihr Herz klopfte vor Hoffnung etwas schneller. "Ich war nicht so dicht dran, dass ich genaueres sagen könnte, aber es war eindeutig ein Mann und er hatte grüne Haare.", sagte Sarah. "Ist auch nicht weiter von Bedeutung, wer dieser Fremde war. Wahrscheinlich überlebt den Tag hier sowieso nicht.", kommentierte Neo gleichgültig. "Was? Meinst du wegen diesen Geschichten über Monster? Er könnte doch auch Glück haben und ihnen entkommen", sagte Alice mit Panik in der Stimme. Vor Angst krampfte sich ihr Magen zusammen. Sie war sich ziemlich sicher, dass der Mann, den Sarah gesehen hatte, nur Jonas sein konnte. "Diese Monster sind Kreaturen, die einen ohne Skrupel in Stücke reißen. Es sind mutierte Wesen, die mehr oder weniger künstlich in Doktor Zawa Labor gezüchtet wurden, ursprünglich waren es mal Tiere. Sie stehen unter seinem Komando. Vielleicht hat der Fremde auch Glück und der Doktor hat eine Verwendung für ihn oder so.", erklärte Neo. "Glück nennst du das?", fragte Sarah und sah ihren Bruder dabei strafend an, "Ich würde lieber sterben, als wieder eins seiner Versuchskaninchen zu sein." "Tut mir leid, das war unüberlegt von mir.", sagte Neo reumütig. "Ich muss jetzt los.", sagte Alice plötzlich und sprang auf, "Danke, dass ihr mir geholfen habt." "Hey, warum auf einmal so eilig? Und das ist keine besonders gute Idee von dir, da alleine raus zu gehen.", meinte Neo und sah sie zweifelnd an. "Du kennst diesen Fremden, den ich gesehen habe oder?", fragte Sarah. Alice nickte. "Ja und deswegen gehe ich jetzt auch sofort los, ich muss ihn finden.", sagte sie und war schon fast zwischen den Ästen verschwunden. "Halt, du solltest es wirklich nicht so überstürzen, du kennst die Gefahren hier nicht.", sagte Neo und hielt sie an der Schulter fest. Alice glaubte tatsächlich so etwas, wie Besorgnis in seinen Augen zu sehen. "Das ist mir egal.", sagte sie und sah ihn entschlossen an. Neo rollte mit den Augen. "Also gut, dann komme ich mit. Kann man ja nicht verantworten, dass so ein kleines Mädchen sich im Wald verläuft und von von wilden Bestien gefressen wird." "Oh ja, was würde dieses kleine, schwache Mädchen nur ohne einen großen, starken Beschützer machen?", fragte Alice ironisch und grinste. "Ich möchte auch mitkommen. Länger hier herum sitzen halte ich nicht aus. Ich muss dieses Kapitel in meinem Leben endlich schließen, lass uns anschließend zum Labor aufbrechen. Durchs sinnlose Pläne schmieden, die wir eh nicht umsetzen können und das ewige Abwarten, wird das alles nicht besser.", erklärte Sarah leise, aber bestimmt und sah ihren Bruder eindringlich an. "Nein, du weißt genau, wie ich darüber denke. Und du durftest nur unter der Bedingung mit, dass du dich hier versteckt hälst.", sagte Neo. "Ich durfte nur mit, weil du mich woanders nicht beschützen und kontrollieren kannst.", sagte sie und sah nicht vorwurfsvoll sondern eher betrübt aus. "Sarah, du bist meine kleine Schwester, natürlich will ich dich beschützen. Ich kann nicht riskieren, dass dir etwas zu stößt, nicht noch ein mal.", sagte er und man sah den Schmerz in seinem Blick. "Das finde ich nicht richtig.", mischte Alice sich ein, "So, wie ich das verstanden habe, hat Sarah allen Grund diesen Doktor persönlich in die Hölle zu schicken. Dass du sie beschützen willst, verstehe ich ja, aber du kannst sie in diesem Fall nicht in Watte packen. Das hier ist ihre Geschichte." Sarah schenkte ihr ein kleines Lächeln, sie war dankbar dafür, dass Alice Partei für sie ergriff. Neo sah von einem zum anderem und verdrehte schließlich die Augen. "Ihr lasst sowieso nicht locker, bis ich zustimme oder?", fragte er und stöhnte leicht auf, "Also gut, dann komm mit, Sarah. Aber du begiebst dich nicht in Gefahr!" "Nein, wir sind auf einer Insel voller Monster und einem verrückten, bösartigen Doktor. Was soll da schon groß passieren?", sagte Alice und zwinkerte ihm zu. "Du machst mich wirklich wahnsinnig.", meinte er zu ihr. Doch sie hörte es nicht mehr, sie war schon zwischen den Ästen verschwunden. Neo und Sarah folgten ihr. "Ist echt ganz schön doof, dass man auf dieser blöden Insel keinen Empfang mit seiner Roboschnecke hat.", jammerte Alice, "Und habt ihr zufällig ein Schiff gesehen? Ich suche meins nämlich." "Nein, aufgefallen ist mir keins. Dort, wo du am Strand lagst, war weit und breit nichts von einem Schiff zu sehen. Das hatte ich als Erstes überprüft.", antwortete Neo. "Aha, dann wolltest du das also auch klauen. Du scheinst ganz schön kleptomanisch zu sein und auch sonst lässt deine Erziehung zu wünschen übrig. Wenn meine Oma hier wäre, hätte sie dir schon längst die Ohren lang gezogen. So, wie sie es bei meinem Opa immer gemacht hat. Obwohl, vielleicht doch nicht genauso, weil-", sagte Alice und wurde dabei mitten im Satz von Neo unterbrochen. "Sei bitte kurz still.", wies er sie an und blieb stehen. An seinem Tonfall erkannte sie, dass er es ernst meinte. Gespannt lauschte Alice und versuchte zu hören, was die beiden Geschwister so angestrend zu hören versuchten. "Ich höre nichts.", teilte Alice mit, "Was soll denn da sein?" "Nichts, wenn du nicht endlich still bist.", sagte Neo. Plötzlich gab es ein lautes Kreischen, dass ähnlich wie ein Tierschrei klang. Getrampel war jetzt laut und deutlich zu hören. Neo stellte sich schützend vor Sarah, entgegen der Richtung, aus der die Geräusche kamen. Er zog den Säbel, denn er an seiner Hose befestigt hatte und machte sich bereit zum Angriff. Das Monster kam immer näher, das konnte man hören. Alice' Herz schlug schneller als normal. Ein ungeahnter Nervenkitzel überkam sie, Angst verspürte sie eigentlich keine. Vor Aufregung tippelte sie mit den Füßen auf der Stelle und kaute nervös leicht auf ihrer Unterlippe herum. Zwischen den Bäumen tauchte das Monster dann schließlich auf. Es musste mindestens zwei Meter groß sein und es hatte lila farbenes Fell, mit einem weißen, unregelmäßigen Muster darauf. Seine Statur errinerte entfermt an einen Gorilla. Es hatte einen riesigen Mund, aus dem die verschieden langen, messerscharfen Zähne herausragte. Am beängstigend waren seine pechschwarzen Augen. Etwa drei Meter vor ihnen blieb es stehen und schrie sie erneut an. Neo wollte gerade losrennen, als Sarah ihn mit der Hand zurück hielt. "Was ist denn?", fragte er. Sarah antwortete ihm nicht. Stattdessen fing sie leise an ein Lied zu singen, in einer für Alice unbekannten Sprache. Ihre Stimme klang glockenhell und klar. Es war, als würde die Welt um sie herum verstummen und innehalten. Langsam bewegte sie sich auf das gorillaartige Wesen zu. Nicht ein mal ihr Bruder hielt sie auf, der Säbel war ihm aus der Hand gerutscht. Fasziniert stellte Alice fest, was für eine beruhigende und doch irgendwie berauschende Wirkung Sarahs wunderschöner Gesang ausübte. Es sorgte für ein Glücksgefühl im Bauch und eine leichte Gänsehaut. In diesem Moment hätte die Ähnlichkeit mit einem Engel nicht deutlicher sein können. Sie berührte das Monster schon fast mit ihrer zarten, fast weißen Hand. Plötzlich löste sich Neo aus seiner Starre, als wäre er eben erst aufgewacht und vorher nicht anwesend gewesen. "Sarah, nein!", schrie er und riss sie zu Boden und sie verstummte vor Schreck. Auch das Monster erwachte aus seiner kurzzeitigen Trance. Ein wilder Schrei löste sich aus seiner Kehle. Es setzte sich in Bewegung und sprang über die beiden am Boden liegenden. Alice konnte gar nicht so schnell reagieren, wie das Monster mit dem lilanen Fell bei ihr war und sie mit einer Hand packte. Sie kreischte und versuchte sich mit aller Kraft freizustrampeln, doch ohne Erfolg. Dieses Monster hatte sie fest in seiner Hand, dass sie fast Angst hatte, es würde sie zerquetschen. Rau und warm fühlte es sich auf ihrer Haut an. Der Gorilla achtete nicht sonderlich darauf, wie er Alice festhielt. Sie hing Kopfüber und ihre schwarzen Locken schliffen über den Boden. "Lass mich los, du Vieh! Du wirst es bereuen, das schwöre ich dir!", schrie sie und biss so doll sie konnte zu. Es schien ihn nicht ein mal zu kitzeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)