Verrückt nach Freiheit von Jacqueline248 ================================================================================ Kapitel 2: Freier Fall ---------------------- Ein paar Stunden zuvor schlenderte Robin durch die Straßen von Loguetown und wurde Zeugin einer lautstarken Auseinandersetzung. Ein schmieriger, dicker Mann, vermutlich ein Pirat, brüllte einen anderen Mann zusammen. Der andere machte einen ziemlich ungepflegten und erbärmlichen Eindruck. "Was sagst du da, Greeno? IST DAS DEIN ERNST?", schrie der Dicke, "Willst du mir gerade sagen, dass das Schiff weg ist?" "Ja, da war dieses verdammte Mädchen mit ihrem Freund, sie hat gesagt, dass du sie geschickt hättest und dass es um einen Schatz ginge. Da bin ich 'türlich sofort los, ist ja wichtig. Und dann fiel mir irgendwann auf, dass ich gar nicht wusste, wohin. Ich bin dann zurück, um das Mädel und den Typen zu fragen. Aber sie waren weg und das Schiff auch.", sagte er und krazte sich nachdenklich am Kopf. "Du bist so ein IDIOT! Da gibt man dir eine einfache Aufgabe und nicht mal das kriegst du hin. Wie kannst du dir von einer kleinen Göre das Schiff klauen lassen?", sagte der dicke Pirat wütend und fing an auf den anderen einzuschlagen. Robin ging weiter, sollten diese Piraten sich doch die Köpfe einschlagen, sie hatte wichtigeres zu tun. Ihr Enkel Jonas hatte heute Geburtstag und sie wollte ihm einen Kuchen backen. Später Zuhause stellte sie ihre große Tasche ab und ließ sich schwer atmend auf einem Stuhl nieder. Das Alter spielte auch ihr so langsam mit. Ihre körperliche Verfassung ließ zu wünschen übrig, aber sie hat sich damit abgefunden, alles etwas langsamer anzugehen. Es könnte schlimmer sein. Jonas war nicht Zuhause. Wo er sich wohl wieder einmal herumtrieb? Bestimmt war er mit Alice unterwegs, die ihn wieder zu irgendeinem Mist überredete. Robin seufzte, sie liebte die Kleine, wie ihr eigen Fleisch und Blut, doch sie hatte sie so manch graues Haar gekostet. Sie war eindeutig Ruffys Enkeltochter. Die Zeit verstrich, es wurde so langsam spät und Jonas kam noch immer nicht zurück. Deswegen beschloss Robin, ein paar Häuser weiter nachzusehen, wo Alice mit Hancock wohnte. Als Robin klopfte, öffnete Hancock einen Spalt breit die Tür und sah sie kurz misstrauisch an. Dann schien sie sie zu erkennen und machte die Tür ganz auf, so dass sie eintreten konnte. "Nicht mal in Ruhe seine Möwe streicheln kann man hier, so eine Unverschämtheit.", murmelte Hancock und schaute dabei in eine andere Richtung, "Das Wasser brennt." Robin ignorierte ihr übliches, sinnloses Geschwafel. "Hast du die Kinder gesehen?", fragte sie. "Welche Kinder?", stellte Hancock als Gegenfrage und sah sie noch immer nicht richtig an. "Alice und Jonas, waren sie hier?", wollte Robin erneut wissen. "Achso, diese Kinder meinst du. Heute morgen war sie hier, hat den Regenbogen angemalt.", antwortete Hancock. Leichte Sorge um die beiden machte sich in Robin breit. Die Sonne begann schon unter zu gehen. Sie überlegte, wo sie nur stecken könnten. Ihr fiel die Situation mit den Piraten ein, die über ein Mädchen und einen Jungen sprachen, die ihr Schiff geklaut hätten. Könnte es tatsächlich sein, dass es sich um Alice und Jonas handelt? Nein, bestimmt nicht. So verrückt waren sie auch wieder nicht. Der Gedanke ließ Robin trotzdem nicht los. Sie griff nach ihrer Roboschnecke und rief Jonas kurzerhand an. Dass er das hasste, wenn sie ihm immer hinterher telefonierte, wusste sie, doch die Sorge war stärker. Es klingelte einen Augenblick, bis er das Gespräch endlich annahm. "Hallo, Oma.", sagte Jonas und Robin hörte genau heraus, dass seine Tonlage anders war, als sonst. "Hallo, Jonas. Was ist los? Wo bist du?", fragte sie. "Naja, es ist so... Also wir...", stotterte er herum. "Ihr habt doch kein Schiff geklaut und spielt Piraten oder so etwas?", fragte Robin und wartete gespannt die Antwort ab. Ein kurzes Rauschen war am anderen Ende der Leitung zu hören, dann folgte Stille. Bestimmt hatte er die Roboschnecke an sich gedrückt, damit Robin nicht hören konnte, wie er sich mit Alice darüber beriet, was er sagen solle. Da hatte sie den Nagel wohl auf den Kopf getroffen. "Hallo, Oma Robin, hier ist Alice.", erklärte sie gerade heraus, "Wir müssen dir etwas erzählen, sei aber bitte nicht sauer. Wir sind ab heute zu Piraten geworden und sind bereits mit einem Schiff unterwegs. Wir kommen nicht zurück. Versteh doch, wir mussten es tun. Und eine Moralpredigt wäre jetzt wirklich unfair, ihr wart früher schließlich auch Piraten!" "Alice, ich will euch überhaupt keine Moralpredigt halten.", sagte Robin, ihre Stimmlage klang trotzdem sehr ernst. "Willst du nicht?", fragte Alice leicht verwundert. "Nein.", antwortete Robin, "Ich bin trotzdem schwer enttäuscht von euch. Dass ihr irgendwann in die weite Welt loszieht, war absehbar. Aber dass ihr es nicht für nötig halten, euch anständig zu verabschieden verletzt mich. Habt ihr wirklich gedacht, wir würden euch auhalten?" "Aber... Ich... Es tut mir Leid.", sagte Alice, die Wiederworte blieben ihr im Hals stecken. Sie hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen. "Sollte es auch. Kannst du dir vorstellen, wie traurig mich das macht? Ihr habt anscheinend gar kein Vertrauen zu uns. Wir sind doch eine Familie! Opa und ich haben euch sehr lieb. Und hast du mal an Oma Hancock gedacht? Wie soll sie damit klar kommen, dass du von einem auf den anderen Tag weg bist, dich nicht mal verabschiedet hast. Auch wenn sie manchmal in ihrer eigenen Welt lebt, du bist noch immer ihre Enkelin und sie liebt dich." "So war das alles doch nicht gemeint, so weit habe ich nicht gedacht. Ich hab euch doch natürlich auch alle lieb.", sagte Alice reumütig, in ihren Augen glitzerten Tränen, "Aber zumindest Jonas kann wirklich nichts dafür, von ihm dürft ihr nicht schlecht denken. Er wusste das alles vorher nicht. Das ist alles meine Schuld." "Habe ich mir fast schon gedacht. Wie kamst du nur auf die Idee einfach ein Schiff zu klauen und dann auch noch von Piraten. Alice, das ist doch gefährlich.", meinte Robin. "Woher weißt du das eigentlich? Und du wolltest uns doch keine Predigt halten. Wir können schon super auf uns selbst aufpassen, wir sind schließlich keine Kinder mehr.", sagte Alice wieder etwas trotziger. "Ich kann nicht anders, ich bin schließlich eure Oma. Und als solche weiß ich auch darüber Bescheid, was ihr so treibt. Und wenn ihr keine Kinder mehr seid, dann verhaltet euch auch so.", meinte Robin. "Ja ja, machen wir. Du wirst wohl langsam alt, Oma Robin, früher warst du viel entspannter.", sagte Alice und Robin konnte sich ihr freches Grinsen im Gesicht gut vorstellen. "Du sollst nicht immer so frech sein, Fräulein.", ermahnte Robin sie ernst. Alice lachte kurz, wurde dann aber doch wieder ernst. "Pass gut auf Oma auf, wenn ich nicht da bin. Achte darauf, dass sie immer genug isst. Im Moment hat sie wieder eine sehr schwere Phase.", sagte Alice. Sie machte sich Sorgen um Hancock und hatte nur gehen können, weil sie wusste, dass Robin gut für sie sorgen würde. "Natürlich, das weißt du doch.", sagte Robin, "Ihr werdet uns fehlen und macht keinen Blödsinn." "Machen wir nicht, kennst uns doch. Und wir vermissen euch natürlich auch." "Sag Jonas bitte von mir, dass er auf dich aufpassen soll. Und richte ihm auch alles Gute zum Geburtstag aus und dass wir jetzt seinen leckeren Schokokuchen essen werden.", sagte Robin, "Aber im Ernst, meldet euch bitte zwischendurch." "Sag ich ihm und machen wir, versprochen. Tschüss, Oma Robin.", verabschiedete sich Alice. "Tschüss, meine Kleine.", sagte Robin und legte auf. "Das lief ja besser, als erwartet.", sagte Alice zu Jonas und atmete erleichtert aus. Ein paar Tage vergingen und den beiden wurde so langsam langweilig, auch hatten sie keinen Log-Port um schneller zu einer Insel zu finden. "Das hab ich mir anders vorgestellt.", jammerte Alice, "Wo bleibt die Action?" "Du meinst so etwas, wie dieser riesige Wasserfall da drüben?", fragte Jonas entsetzt und sprang los, um das Segel fest zu machen. "Wasserfall? Der war doch eben noch nicht da!", sagte Alice aufgeregt. "Steh da doch nicht so herrum, hielf mir lieber!", rief Jonas. Zusammen schafften sie es, das Segel einzuklappen. Sie wurden langsamer, doch die Strömung wurde stärker, je dichter der Wasserfall kam. Alice rannte zum Steuer und versuchte mit aller Kraft dagegen zu lenken und Jonas ließ den Anker ins Wasser. Schnell wurde Ihnen jedoch klar, dass das alles sinnlos war, der Druck und die Kraft des Wassers waren zu stark. "Was jetzt?", fragte Alice leicht panisch. "Jetzt hoffen wir, dass wir nicht so tief fallen und weich landen.", sagte Jonas und versuchte sie beruhigend anzulächeln und seine eigene Angst herunter zu schlucken. "Mit anderen Worten: Wir gehen jetzt vielleicht drauf.", sagte sie, was fast nicht zu verstehen war, weil der Wasserfall immer lauter wurde. Er sah die Verzweiflung in ihren dunkelblauen Augen und es zeriss ihn. Wie sollte er sie nur beschützen? Er kam sich so unnütz vor. "Hab keine Angst, das schaffen wir. Von so einem kleinen, lächerlichen Wasserfall lassen wir uns doch nicht unterkriegen.", sagte er laut gegen den Geräuschpegel an und lächelte aufmunternd. Er wollte wenigstens für sie stark sein. "Es tut mir so Leid.", sagte sie, obwohl er es so leise wahrscheinlich nicht verstehen konnte und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Das schlimmste für sie war, dass sie Schuld sein würde, an seinem Tod. Er würde sterben und sie konnte nichts dagegen tun. Der Abhang kam immer dichter. Alice griff nach seiner Hand und atmete tief durch. Sie sahen sich ein vermeindlich letztes Mal stumm in die Augen. Er strich ihr eine ihrer widerspenstigen, schwarzen Locken, die ihr ins Gesicht hing, hinters Ohr. Im letzten Moment, bevor sie fielen, warf sich Jonas aus Reflex beschützend über sie. Dann ging es hinab in die Tiefe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)