Carpe Diem von Dracos-Princess ================================================================================ Kapitel 1: Dum spiro, spero --------------------------- Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen. - Antoine de Saint-Exupéry   ~*~   Carpe Diem! Bulma saß gedankenverloren in ihrem Labor, den Blick auf ihren - wohl mittlerweile kalten - Kaffee gerichtet. Wie konnte sie dieses Problem umgehen? Wie konnte sie Vegeta all das erklären? Nun, bevor es ein "Wie" gab, sollte sie sich erst einmal überlegen, wann der richtige Zeitpunkt war - doch gab es diesen? Offenbar nicht, denn ansonsten würde sie sich nicht ihren Kopf so sehr darüber zerbrechen. Gleichzeitig fuhr ihr Zeigefinger ovale Kreise über ein leeres Blatt Papier, das eigentlich voll geschrieben sein müsste. Ja, eigentlich, aber ihre Gedanken waren soweit abgedriftet, dass sie selbst das Öffnen der Glastür nicht bemerkte, bis Vegetas Faust schnaubend neben dem leeren Blatt landete. Erschrocken fuhr ihr Kopf nach oben, wo sie in das Gesicht eines wütenden Vegetas blicken konnte. Irritiert, weil sie ihre Stimme nicht fand und diese sowieso kratzig wäre, wartete sie stattdessen auf ein Wort ihres Gegenübers, der alles andere als erfreut zu ihr hinab sah. „Onna“, knurrte er verärgert. Aber wann klang seine Stimme schon normal? „Es wäre schön, wenn du antwortest, sobald man nach dir verlangt“, lamentierte er erzürnt, wodurch er seine Position, bezüglich der Nahrungskette - in welcher sich beide befanden -, sehr deutlich präsentierte. „Es ist wenig hilfreich, wenn du nicht reagierst, obwohl ich dich rufe! Es bringt mich eher in eine missgelaunte Stimmung.“ Kurz darauf, nachdem einige Sekunden vergangen waren, entschloss sie sich, ihm zu antworten, wenn auch nur widerwillig, denn auf Abruf hatte sie nicht bereit zu stehen, wenn doch, schien Vegeta ein falsches Bild einer Beziehung zu haben. „Entschuldige, ich war in Gedanken. Diese Maschinen rauben mir noch den letzten Nerv“, erklärte sie mit einem gequälten, aufgezwungenem Lächeln. Die Lüge rollte ihr so schwer über die Lippen, doch sie war ausgesprochen. Denn in Wirklichkeit befassten sich ihre Gedanken mit etwas ganz anderem. Verflucht! „Ah ja?“ Vegetas Blick wanderte zu den Drohnen, nach welchen er verlangte. Die Alten waren allesamt - von ihm höchstpersönlich - zerstört worden. Ob er darauf stolz sein konnte? Nun ja, nicht unbedingt. Viel eher war er schlecht gelaunt, weil die Produktion neuer Drohnen zu viel Zeit in Anspruch nahm. Als seine Augen zurück huschten, erblickte er wieder dieses gequälte Grinsen, was ihm gehörig auf den Geist ging, doch noch sagte er nichts - gar nichts. Er würde sich diesbezüglich in Geduld üben, da er sich sicher war, dass Bulma früher - was ihm recht wäre - oder später zu ihm käme; ganz sicher. „Ich bin aber aus einem anderen Grund hier. Dein Bengel aus der Zukunft steht vor der Tür“, informierte er sie belanglos. Als würde er ihr erzählen, der Mond wäre aufgegangen. Zumal ihr richtiger Sohn, der zu ihrer Zeit gehörte, gerade erst vier Jahre alt war. „Vor der Tür? Hast du ihn draußen stehen lassen?“, entfuhr es der jungen Wissenschaftlerin empört. Dass es sich demnach auch um Vegetas Bengel handelte, behielt sie für sich. Allem Anschein nach, interessierte Vegeta sich nicht einmal für dieses Detail. Im Gegensatz zu Bulma. Sie war wie erstarrt, aber auch erfreut zugleich, anlässlich der Erfahrung, wer der Junge aus der Zukunft war - nämlich ihr kleiner Trunks. „Nein, ich bin gar nicht zur Tür, aber ich bin mir sicher, deine Mutter verwöhnt“, höhnte er abschätzig, „und bemuttert ihn bereits bestens“, endete er geringschätzig. Doch statt einer schlagfertigen Antwort, sah er ihr zu, wie sie sich aus ihrer lethargischen Pose erhob und an ihm vorbei spurtete. Jetzt konnte sie plötzlich aufspringen... Naives Weibsbild. Pah, Gefühle, Emotionalität... Dinge, die Vegeta zum Kotzen fand, obwohl er doch selbst eine... tiefgehende Bindung zu dieser Erdlingsfrau hatte, sowohl als auch mit ihr - aufgrund des gemeinsamen Sohnes - verbunden war; es sogar immer wäre. Gelangweilt verließ auch Vegeta ihr Labor. Jedoch nicht, ohne einen prüfenden Blick auf die leeren Papiere, sowie die Drohnen zu werfen. Hier würde er sowieso nichts entziffern können, ganz gleich, ob er leere oder vollgeschriebene Blätter vorgefunden hätte. Im Anschluss passierte er die Flure, bis er vor der Küche stehen blieb und das Gespräch der Anwesenden belauschen konnte. „Ist das wahr?“, erkannte Vegeta die Stimme seiner Frau. „Ja, wir könnten noch heute aufbrechen“, erwiderte der erwachsene Trunks freudestrahlend. Anscheinend hatte er seine Mutter damit überraschen können. Ob sein Vater genauso überrascht wäre? „Sicher? Willst du dich nicht erst einmal ausruhen und... Na ja“, zwinkerte Bulma schelmisch, „dir die Matte schneiden lassen?“ Doch kaum wollte Trunks antworten, seiner Mutter verständlich machen, dass er seine Haare gerne so trug, wurde er jäh unterbrochen. „Und wohin soll die Reise gehen?“, machte Vegeta sich endlich bemerkbar, infolgedessen er sich von der Wand abstieß und im Innern der Küche erschien, wo er bereits den voll gedeckten Tisch erblicken konnte. Natürlich, Bulmas Mutter war hinsichtlich ihrer Art, die Leute zu verköstigen, echt nervig und auf Dauer anstrengend. „Deine Mutter“, richtete er die Worte spöttisch an seinen Sohn aus der Zukunft, „hat hier Arbeit zu erledigen. Sie kann nicht einfach weg!“ „Hallo Vater“, grüßte Trunks ihn, bevor er den Abstand schloss und ihm seine Hand reichen wollte, die sein Vater jedoch zur Seite schlug. „Tag! Was willst du hier?“, war die nächste, unhöfliche und unverschämte Frage, welche den Mund des stolzen Saiyajin-Prinzen verließ. Von oben herab, obwohl Trunks größer war, betrachtete er seinen Sohn wachsam. „Ich dachte, die Cyborgs in deiner Zeit konntest du eliminieren? Oder etwa nicht?“ Trunks hatte sie doch besiegt? Seine verschränkten Arme konkretisierten sehr genau, wie enttäuscht er war, hinsichtlich Trunks' offensichtlichen Versagens. „Und hast du etwa deine Mutter wieder alleine -“ Bevor er weiter sprach, unterbrach er sich, angesichts Bulmas kryptischen Gesichtsausdruck. Scheiße! Was gab er nur für einen Müll von sich? Das musste aufhören. „Nein, Vater. Mutter geht es gut und auch die Cyborgs konnte ich zerstören. Mein Erscheinen hat einen... einen anderen Grund.“ Verlegen suchte er den Boden ab, der durchaus interessanter geworden war, als sich dem Blick seines Vaters auszusetzen. „Lass dich nicht so lange bitten! Komm endlich auf'n Punkt“, herrschte er Trunks an, die Arme noch immer verschränkt und den Blick stur auf ihn gerichtet. „Wieso, und ich will eine Antwort, Trunks, bist du hier? Ich finde, du hast mit deiner Erscheinung damals genug verändert. Ich glaube, das reicht an Veränderungen.“ Was gut war, denn anders wäre Vegeta lange tot. Aber dies offen zugeben? Dem Bengel seine Erleichterung bezeugen? Niemals. „Stell dir vor, Vegeta“, übernahm Bulma das Gespräch, um eine Eskalation des Gesprächs zu verhindern. „Trunks möchte dich einen Tag mit in seine Zeit nehmen. Damit du sehen kannst, wie er mit... äh... mit mir lebt.“ Wie hätte sie es sonst ausdrücken können? Trotzdem war es komisch, von ihrem zukünftigen Selbst zu sprechen, wo sie doch gar nicht wusste, wie sie dort lebte – ganz ohne Vegeta. Hinzu kam, dass das nicht Bulmas wirkliche Zukunft wäre, da sie Einfluss darauf hatte, ihre Zukunft selbst zu gestalten. „Das klingt doch gut, nicht? Du könntest dir ansehen, wie -“ „Ich will mir diese Zeit nicht ansehen!“, stellte er mürrisch fest, den Mund leicht verzogen, während Trunks bekümmert zur Seite sah. Um Himmels Willen. Hoffentlich wurde sein vierjähriger Sohn nicht so ein Weichei, wie der Junge vor ihm. Was hatte Bulma nur aus dem Jungen, nach Vegetas Ableben, angestellt? „Wieso nicht?“ Bulma wusste, er würde das sagen, aber sie hatte noch ein Ass im Ärmel - ihren persönlichen Royal Flush. „Aber wenn du nicht willst.“ Ehe sie fortfuhr, gesellte sie sich erfreut neben ihren erwachsenen Sohn, um derweil ihre Hand amüsiert durch das fliederfarbene Haar gleiten zu lassen. „Dann will ich! Ich werde mit ihm in die Zukunft reisen. In Ordnung, Trunks? Sicher ist es amüsant, sein eigenes Ich in der Zukunft zu sehen.“ Zwinkernd sah sie zu ihm auf und zerzauste weiterhin Trunks' Haare. „Ähm... Ja, natürlich“, gab er unsicher, aber nickend von sich. „Es gibt kein natürlich, Freundchen.“ Genervt hob er seine geballte Faust. „Deine Mutter muss meine Drohnen fertigstellen! Diese haben oberste Priorität, falls dir das Wort geläufig ist, Bürschchen.“ Nun ja, das konnte warten. Allerdings kannte er die Zeit seines erwachsenen Sohnes nur aus Erzählungen... Er wollte schlichtweg nicht, dass Bulma in eine Zukunft flog, die vor kurzem noch so gefährlich war. Und Vegeta... Er wollte nicht in diese Zeit, aus Angst, einen anderen Mann an Bulmas Seite zu sehen. Sollte dies nämlich sein, könnte er womöglich diesen Anblick nicht ertragen - nicht einmal stumm könnte er das und fragen wollte er Trunks auch nicht. Da die Idee jedoch nicht aus den Köpfen der beiden zu kriegen war und Bulmas Mutter diesem Gespräch nur grinsend folgte, müsste er wohl oder übel über seinen Schatten springen. Verdammt! „Das kann warten. Schließlich leben wir in Frieden. Deine Drohnen kann ich später reparieren, denn im Gegensatz zu dir“, begann Bulma schnippischer fortzufahren, „interessiert es mich sehr, wie mein Sohn lebt.“ „Fein. Schön. Du hast gewonnen. Ich werde ihn - bis heute Abend - begleiten. Keine Stunde länger!“, richtete er die Worte an die beiden Verbündeten. Ja, sie hatten sich eiskalt und gegen jedwede Vernunft gegen Vegeta verschworen - allen voran Bulma, die wusste, welche Worte sie wählen musste, um ihn umzustimmen. „Hast du das verstanden, Junge?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, machte Vegeta auf dem Absatz kehrt, ließ die Küche hinter sich und marschierte auf direktem Weg nach draußen, wo die Kapsel bereit stand. Lange blieb er unterdessen nicht alleine, denn Bulma und auch Trunks näherten sich ihm tuschelnd, was er augenrollend beobachtete. Das Verhalten seiner Frau war kindisch. Einfach kindisch und bevor Vegeta die Zeitmaschine besteigen konnte, hörte er sich die Verabschiedung zwischen Mutter und Sohn gezwungenermaßen an. „Pass auf dich auf, mein Schatz und bring mir deinen Vater wohlbehalten zurück, ja?“ Währenddessen strich ihre Hand zärtlich über Trunks' Wange. Sie genoss die Zuneigung, denn die Besuche ihres Sohnes waren selten und dürften – würde man der Natur ihren Lauf lassen – auch gar nicht stattfinden. „Schließlich muss uns hier doch jemand auf Trab halten und das tut nun mal dein Vater“, kicherte sie leise. „Wird das heute noch was? Das läuft alles von deiner Zeit ab, Trunks!“, unterbrach er die innige Zweisamkeit, denn es handelte sich um nichts weiter, als blödes Geschwätz, welches er sich anhören musste. „Mach dir keine Sorgen.“ Ein letztes Lächeln schenkte er seiner Mutter, ein letztes Mal drückte er ihre kleine Hand, bevor er mit Vegeta die Maschine bestieg und ehe sie im Nichts verschwanden, schicke Trunks einen letzten Wink zu seiner jüngeren Mutter.   ~*~ „Willkommen in meiner Zeit, Vater“, eröffnete Trunks das Gespräch, nachdem die Glaskuppel geöffnet und der jüngere der beiden Saiyajins zu Boden sprang. Willkommen? Ha, wohl kaum. Vegeta gehörte nicht in diese Zeitebene, denn er war hier bereits verstorben. Er hinterließ eine Frau und einen Säugling, weil er sich in den Kampf stürzte, Seite an Seite mit minderbemittelten Kreaturen gegen die Cyborgs kämpfte und... Oh Scheiße. „Du bist der letzte Saiyajin in dieser Zeit, richtig? Son Gohan ist -“ „- umgekommen, ja. Er wollte mich schützen und musste es mit seinem Leben bezahlen.“ Das Thema lag Trunks noch immer schwer im Magen. Der Anblick, wie Son Gohan in einer nassen Pfütze lag, das Leben langsam aus seinem Körper wich, war grauenvoll gewesen. Doch im Nachhinein hatte er sich für diese schreckliche Tat revanchieren können, indem er den Cyborgs - in Form eines Super-Saiyajins - entgegentrat, sie herausforderte und schlussendlich besiegte. Auch Dank des Trainings, das er mit seinem Vater im Raum von Geist und Zeit in Dendes Palast absolvierte. „Jetzt mal Butter bei die Fische. Wieso hast du mich hierher gebracht? In diese Zeit gehöre ich nicht.“ Energisch scannte er dennoch seine Umwelt akribisch ab. Jedes Detail, jede einzelne Wahrnehmung speicherte er in seinem Cortex. „Irgendetwas musst du dir ja dabei gedacht haben und ich wüsste gerne, was das war?“ Die zusätzliche Aura nahm er sofort wahr, doch er drehte sich nicht um. Er... Er wollte sich nicht umdrehen. „Meinetwegen.“ Seine Galgenfrist, über die er sich akzidentell Gedanken machte, hatte ja nicht gerade lange Bestand, da er sich innerhalb weniger Sekunden umdrehte. Seine Neugier war, nachdem er ihre bekannte und doch unbekannte Stimme vernahm, sofort aktiviert worden, wodurch es seiner Motorik erleichtert wurde, sich zu ihr umzudrehen, wohl wissend, wer dort stand und seinen Rücken betrachtete. Sofort stachen ihre kurzen, türkisfarbigen Haare hervor, ihre azurblauen Augen komplettierten ihr Erscheinungsbild und doch sah er die Unterschiede zu seiner Bulma. Diese Bulma vor ihm, war einige Jahre älter geworden. Kleine Falten hatten sich bereits um ihre Augenpaare gebildet, auch erschien sie ihm kleiner und... zierlicher, gebrochener und verletzlicher. Dem sonst so direkten Vegeta fehlten die Worte und er konnte nur dabei zusehen, wie Bulma sich ihm unaufhaltsam näherte, woraufhin er mehrmals hart schlucken musste. „Hallo Vegeta“, ertönte die sanfte Stimme, die sich allerdings in seinen Ohren ohrenbetäubend anhörte – so sehr klingelte es. „Schön, dich wieder zu sehen. Schöner wäre es jedoch, dich auch sprechen zu hören oder hast du das verlernt?“ Bulma wusste nicht, weshalb sie das tat, doch unbewusst legte sie ihre Hand auf seinen Oberarm, worüber sie fast zärtlich strich.  „Ich habe das Sprechen nicht verlernt!“, bellte er ungehalten. Was bildete sie sich überhaupt ein, ihm etwas so derartig unmögliches zu unterstellen? Das altbekannte Onna, womit er gewöhnlich seinen Satz vollendete, konnte er nicht hinzufügen, denn... sie war nicht seine Onna.  „Gut, das beruhigt mich. Möchtest du reinkommen? Ich habe Tee aufgesetzt. Vorausgesetzt, du magst Tee?“ Auffordernd deutete ihre Hand zur offen stehenden Tür, welche sie augenblicklich ansteuerte und nicht darauf wartete, ob Vegeta ihr folgte. Himmel, sie war nervös. Er mochte keinen Tee. Seine Bulma wusste das! Aber dieser Bulma konnte er das nicht zum Vorwurf machen. Schließlich war er seit knapp einundzwanzig Jahren tot. Ach, wäre er doch einfach in seiner Zeit geblieben und hätte Bulma hierher reisen lassen sollen. Er wusste doch genau, dass sie dies nur vorschlug, um Vegeta zu überzeugen, mit Trunks hierher zu kommen. Er war eine Marionette geworden, die sich lenken ließ... Oder zählte dieses Verhalten ebenfalls zu dieser nervigen Beziehung, die Bulma so schätzte? In all den Jahren hatte er sich nie ernsthafte Gedanken darüber gemacht, sich nie gefragt, wie diese Beziehung noch verlaufen könnte, geschweige denn, was wäre, wenn er starb und nun? Nun wurde er mit diesem Szenario leibhaftig konfrontiert und es gefiel ihm nicht – ganz und gar nicht. Denn Bulma sah nicht gut aus. Nein, ausgelaugt und ihrer Kräfte beraubt, so sah sie aus. Vor ihm stand eine Fremde, deren Lieblingsfarbe er nicht einmal kannte. Im Endeffekt kannte er gar nichts von dieser Person, die gerade im Haus verschwand und ihn mit Trunks zurückließ. Kannte er die Lieblingsfarbe seiner Bulma? Nein...  „Möchtest du nicht reinkommen?“  „Doch.“ Entschlossen steuerte er das bekannte, aber deutlich ramponierte Gebäude der Capsule Cooperation an, nicht sicher, was ihn dort erwartete. Aber lieber irrte er nichtssagend durch das Haus, statt sich weiter Löcher in den Bauch fragen zu lassen, von einem halbstarken Möchtegern-Saiyajin. Im Innern des Hauses traf ihn fast der Schlag. Überall standen Kisten, vollgestopft mit Lebensmittel, mit Kleidung, mit soviel Schund, den er unmöglich kategorisieren konnte. „Oh, lass dich nicht davon stören. Wir lebten lange Zeit aus den Kisten, da wir nicht wussten, ob oder wann wir jemals auf die Schnelle flüchten müssen, aber seit die Gefahr vorüber ist und wir wieder in Frieden leben, fängt die Stadt an, sich nach und nach aufzubauen – auch wir, obwohl davon noch nicht viel zu sehen ist, aber alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen“, erklärte sie bedächtig und stellte sich direkt neben Vegeta, um mit ihm gemeinsam die Kisten anzustarren. „Und wie ich höre, lebt ihr ebenfalls wieder in Frieden?“ Ihren Kopf zur Seite geneigt, beobachtete sie jede Regung Vegetas. Sie wollte alles von ihm, wie ein Schwamm, aufsaugen. Neben ihr stand schließlich der Mann, den sie vor 7589 Tagen verloren und von Herzen geliebt hatte. Ha, würde sie ihm erzählen, dass sie die Tage zählte, würde er sie für verrückt erklären. „Ja, wir leben in Frieden“, gab er kurz angebunden zurück.  „Dir ist es nicht wirklich recht, hier zu sein, was?“ Sie klang traurig, das hörte Vegeta heraus, aber sollte er etwas vorspielen, was nicht der Realität entsprach? Sicher war sein verstorbenes Ich nicht anders. „Sagen wir so: Es ist seltsam, nicht unangenehm, aber sehr, sehr seltsam.“ „Ja, es ist etwas befremdlich, nicht wahr?“, pflichtete sie ihm bei, während ihre Hände verschlossen hinter ihrem Rücken ruhten und ihr Körper leicht nach vorne und zurück schwang. „Aber ich wollte dich einfach noch einmal sehen. In meiner Zeit bist du bereits seit fast einundzwanzig Jahren tot und... und -“ Ihre Stimme brach, woraufhin sie sich abwandte, doch kurzerhand von Vegeta zurückgehalten wurde, dessen Hand nach vorne schnellte und Bulma zu sich drehte. „- und was?“, betonte er streng. „Beende deine Sätze.“ „Du fehlst mir, Vegeta. Das wollte ich sagen.“ Beschämt entzog sie ihm ihren Arm, um in der Küche zu verschwinden. Ihm das zu sagen, obwohl sie wusste, dass solche Momente nur selten gewesen waren, als Vegeta noch lebte, kostete sie eine Menge Überwindung. Immerhin war er ein Saiyajin, dessen Gefühle tief verborgen waren und doch war sie es, von der die Intention ausging, Vegeta hierher zu holen, um ihn noch einmal zu sehen, zu riechen, einfach noch einmal bewusst wahrzunehmen, denn ihre Träume waren niederschmetternd – jedes Mal, wenn sie im Schlaf hochschreckte und feststellen musste, dass seine Erscheinung wieder nur in ihren Träumen passierte und seine Seite des Bettes nach wie vor leer war. Mit fahrigen Fingern griff sie nach der zischenden Teekanne, befüllte ihre Tasse, um sich anschließend am Tisch niederzulassen und dem aufsteigenden Dampf zuzusehen.  „Und? Hast du mich noch so in Erinnerung?“, begann er einen neuen Versuch - von dem er glaubte, daran zu scheitern - sie in ein Gespräch zu verwickeln. Es war wie einen Berg zu Fuß zu erklimmen, wo er noch auf weitere Hindernisse stieß, die kaum zu überwinden waren. Schon immer fielen ihm solche Gespräche schwer. Vegeta war ihr nur wenig später gefolgt, denn damit, mit dieser Offenbarung, hatte er wahrlich nicht gerechnet. Dass das am Anfang schwer für sie war, alleine mit einem Baby, konnte er nachvollziehen, aber nach über zwanzig Jahren hing sie noch immer an ihm? Das war heftig. Ihre Liebe zu ihm musste sehr tief gewesen sein, trotz seiner Art, trotz seiner Wut und seiner Eigenschaften, die oft die positiven Werte überwog. Wenn er überhaupt je welche besessen hatte. „Ja, etwas. Aber gewöhne dich besser nicht zu sehr an meine Erscheinung“, versuchte sie ihn zu necken, immer noch etwas getroffen von seinen rauen Worten. „Deine Bulma wird sicherlich anders werden.“ „Das ist sie bereits.“ Selbst die Küche war nur spärlich eingerichtet worden, was ihn doch mehr abschreckte als angenommen. Ihre Zeit musste wirklich schwer gewesen sein, wenn er daran dachte, welcher Gefahr sie ausgesetzt war. „Tatsächlich? Inwiefern?“, wollte sie neugierig wissen und war verblüfft, dass Vegeta sich - trotz seiner Probleme, was Nähe betraf - prompt neben sie setzte, nach der Kanne griff und seine Tasse ebenfalls füllte, um seine Hände daraufhin um die warme Keramik zu legen. „Sie ist schwanger und denkt, ich bemerke es nicht.“ Was? Erzählte er das gerade wirklich? Benebelte dieses Gesöff vor ihm sein Gehirn etwa? „Wie? Aber... Trunks ist doch schon geboren, oder nicht?“, wollte sie verwirrt wissen. Doch, sicher war Trunks geboren. Schließlich hatte ihr Trunks schon davon erzählt. „Ich verstehe nicht ganz, was du sagen willst?“ Die anfängliche Beklommenheit, diese schier unglaubliche Befangenheit, von welcher Bulma dachte, sie nicht loszuwerden, schien plötzlich wie von selbst hinabzufallen, aber anscheinend auch von Vegeta. Andernfalls würde er ihr das nicht so offensichtlich sagen. „Es geht auch nicht um Trunks, sondern um ein zweites Kind.“ Schnell fand die Teetasse den Weg zu seinen Lippen, um einen beherzten Schluck des ekelerregenden Gebräus zu trinken, was er im gleichen Moment bereute. Wah, es schmeckte ihm wirklich nicht und heiß war es auch noch. „Trunks bekommt ein Geschwisterchen?“, fragte sie ungläubig nach, den Tränen nahe. „Das... Das sind schöne Neuigkeiten, Vegeta.“ Die Tränen siegten, sie quollen aus ihren Augenwinkeln, welche sie im gleichen Atemzug wegwischte, ehe ihre Hand nach Vegetas Hand griff, kurz darüber strich und sie wieder zurückzog. Über ihr vergangenes Ich zu sprechen war skurril und doch wollte sie alles wissen, sich daran erfreuen, was ihr verwehrt bleiben würde. Neid überkam sie nicht, nein, im Gegenteil. Sie freute sich, auch wenn sie dieses Glück nicht erleben konnte, so wusste sie, dass die Vergangenheit besser verlaufen würde – viel besser. „Und sie denkt, du wüsstest es nicht? Ha, ja“, fing sie zu lachen an. „Das dachte ich bei Trunks auch und doch hattest du mich einfach so durchschaut, was ich ganz schön dreist fand.“ „Das denkt sie, ja.“ Angewidert schob er die Tasse unauffällig zur Seite. Anschließend überkreuzte er seine Arme und streckte die Beine unter dem Tisch aus. „Demzufolge werde ich gespannt warten, bis sie es mir sagt.“ „Freust du dich, Vegeta?“ „Ich denke schon.“ Die Zwänge, die ihn fesselten, lösten sich immer mehr. Vegeta schaffte es, aus seiner Starre zu entkommen, Bulma neutral zu behandeln und sich vernünftig mit ihr zu unterhalten. „So erhalten wir wenigstens zum Teil meine Rasse und sichern den Fortbestand der Saiyajins.“ Wie konnte das passieren? Wieso redete er so ungezwungen mit dieser Fremden? Aber in Wirklichkeit war sie doch gar nicht fremd, sondern nur etwas anders als seine Bulma. „Du bist ein schlechter Lügner.“ Bulma schnappte die leere Kanne, stand auf und räumte sie in die Spülmaschine ein.  „Ach ja?“, wollte er reserviert wissen, wonach er seinen Arm über die Rücklehne platzierte und seinen Kopf soweit drehte, um ihr dabei zuzusehen, wie sie das restliche Geschirr in die Maschine räumte.  „Ja, denn die Wahrheit sieht doch anders aus, richtig? Schon lange interessiert dich der Fortbestand deiner Rasse nicht mehr. Immerhin leben in deiner Zeit noch Son Goku, Son Gohan und Trunks. Somit ist deine Rasse nicht gänzlich vom Aussterben bedroht“, erwiderte sie versiert und kicherte nebenbei. Dieses Kichern... Ja, seine Bulma kicherte genauso. „Ebenso das zweite Kind von Kakarott – Son Goten“, fügte er feixend hinzu, worauf Bulma sich kurz umdrehte.  „Tatsächlich? Son Goten also, ja?“ Wissend nickte sie, ehe sie sich wieder der Maschine widmete. „Ja, Kakarotts Bengel ist ein Jahr jünger als Trunks, aber mein Sohn ist eben der Bessere und wenn es nicht der Fortbestand ist, dann freue ich mich allem Anschein nach auf das zweite Kind.“ Sein breites Grinsen konnte Bulma nicht sehen, da sie noch damit beschäftigt war, das restliche Geschirr einzuräumen. Wo war überhaupt Trunks abgeblieben? Ob er sich in sein Zimmer schlich? Kurz schloss er die Augen, um seine Aura zu spüren, die er schließlich etwas abseits fand – offensichtlich war er in seinem Zimmer, ja. Als er die Augen wieder öffnete, saß Bulma wieder neben ihm, woraufhin er seine Augenbraue in die Höhe hob, weil sie ihn so seltsam ansah. „Was?“ Verflucht, eben hatte sie doch noch vor der Spülmaschine gestanden. „Nichts. Ich denke nur darüber nach, als Trunks mir von deiner Reaktion, bezüglich seines Sterbens durch Cell, erzählte“, gestand sie, während ihre Hand ihr Kinn stützte und sie zu Vegeta sah. „Wenn ich daran denke, wie schwer es dir schon immer gefallen war, dich deiner Familie zu öffnen und du dann – vor all den anderen – ausgerastet bist, aufgrund deiner Gefühle. Vielleicht bin ich auch einfach nur etwas neidisch, dass ich das so selten gesehen habe.“ Definitiv, er hätte nicht hierher kommen dürfen. Wo er eben noch dachte, seinem Schneckenhaus entkommen zu sein, wollte er gerade wieder dahin zurück.  „Das ist kein Vorwurf, Vegeta“, schloss sie sanfter. „Zwar bin ich etwas neidisch, doch freut es mich umso mehr für Trunks, denn der Gedanke, dass er seinem Vater etwas bedeutet, stärkt ihn. Schließlich hatte er dich siebzehn Jahre nicht gekannt, bevor er das erste Mal in eure Zeit gereist war. Er war sehr aufgeregt“, erzählte Bulma weiter. „Und du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es ihm gefallen war, dir damals nicht sagen zu dürfen, wer er war oder wie beeindruckt er war, nachdem er dich zum ersten Mal sah. Als er mir davon erzählte, habe ich dich zum ersten Mal in unserem Sohn wiedererkannt. Er war mächtig stolz, ähnlich wie du es gewesen warst.“ Dass er ausgerechnet darauf angesprochen wurde, war ihm nicht gerade recht und doch setzte es Mechanismen in seinem Körper frei, welche er nicht kontrollieren konnte, denn er war es, der nun nach Bulmas Hand griff und sie versuchte, mehr schlecht als recht, anzulächeln. „Ich bin auch stolz auf den Bengel.“ „Ich weiß“, bekräftigte die blauhaarige Bulma dem deutlich jüngeren Vegeta. „Auch wenn es weniger glückliche Momente für mich geben wird, weiß ich die wenigen Momente, die Trunks mit dir verbringen durfte, umso mehr zu schätzen. Und er schätzt sie genauso, wobei ich es unfair finde, dass ich – auch wenn unsere Zeit knapp bemessen war – mehr Zeit mit dir verbringen durfte, als Trunks.“ „Gut... Gut zu wissen.“ Sein Druck um ihre Hand wurde fester, aber weiterhin verunsichert. Dass diese Unterhaltung ihm doch so nahe ging, konnte er nicht im Ansatz erahnen. Doch seine hart antrainierte Maske legte ihm auch keine Steine in den Weg, sodass er dieses Zerwürfnis gut verbergen konnte. Gerne würde er dieser Bulma sagen, was er für seine Bulma empfand. Sollte er den Schritt wagen? Aber vermutlich wusste diese Bulma vor ihm, dass sie ihrem Vegeta wichtig genug gewesen sein musste, auch wenn er Gefühle nur selten zugelassen hatte. Dass sie immer noch alleine lebte, führte er ebenfalls auf die tiefe Liebe zurück, was Vegeta Leid tat... Es musste schmerzlich sein, denjenigen zu verlieren, den man aufrichtig liebte, für den man durch die Hölle und wieder zurück gegangen wäre. „Ich weiß ja nicht“, unterbrach Bulma unwissentlich die Gedankenstränge ihres Gegenübers, „wie deine Bulma sich entwickeln wird, aber sprich sie auf die Schwangerschaft an. Meinst du nicht?“ „Auf meine Art?“ „Ja. Ja, auf deine Art, Vegeta, denn die liebt sie an dir“, sprach sie ihm Mut zu, sich sicher, dass das der Wahrheit entsprach, denn bei ihr war es nicht anders gewesen und so verschieden konnte ihre Vergangenheits-Bulma doch nicht sein, oder? „Ich habe sie auch an Vegeta geliebt. Seine Art war immer ehrlich, sowie authentisch. Auch wenn wir nicht soviel Zeit zusammen verbringen durften, gab es keinen Mann, der meine Liebe mehr verdient hätte als Vegeta.“ Ah, seine Frage, die ihm auf der Zunge lag, wurde gerade beantwortet. „Und ich glaube“, räusperte er sich peinlich berührt, „dass das auf Gegenseitig beruhte.“ Das Thema war eindeutig nicht seines. Ihm war es unangenehm und doch verspürte er den Drang, ihr das zu sagen, ganz gleich, ob sie sich darüber bewusst war oder nicht, aber er wollte einfach, dass sie wusste, dass sein verstorbenes Ich sie genauso liebte. Wenn auch die Art und Weise anders war, so wusste er, dass Bulma immer einen wichtigen Platz in Vegetas Leben eingenommen haben musste. Schließlich wohnte seine Frau, in seiner eigenen Zeit, ja auch in seinem Herzen. „Ich hoffe es inständig“, gestand sie.  Vegeta wusste nicht, wie lange sie da saßen und sich miteinander unterhielten. Zwar hatte sie ihm noch das Haus und den Garten gezeigt, aber dass das soviel Zeit beanspruchte, konnte er nicht ahnen, weshalb sie nach ihrer Tour zurück ins Haus gingen, wo sie - in der Küche ankommend - immer tiefgründigere Gespräche begannen, die mehr aus Bulmas Sätzen bestanden, aber er genoss es, wenn sie sprach und er weniger dazu beitragen musste. Es war ähnlich einer besten Freundschaft, diese Unterhaltung – man könnte stundenlang zusammensitzen, sich anschweigen und doch wäre es die beste Unterhaltung, die man jemals geführt hätte; so fühlte sich Vegeta auch immer in der Nähe seiner Bulma, wenn sie beisammen waren und sich anschwiegen. Sie brauchten keine Worte, um sich zu verstehen. Sie beide bräuchten keine andauernden Liebesbekundungen, denn es waren die kleinen, unerwarteten Momente, die einzigartig und besonders waren.  Unterdessen erfuhr er, während er Bulma zuhörte, wie Trunks aufgewachsen war. Sie erzählte ihm, wie anstrengend Trunks war, nachdem Son Gohan gestorben war und welch wichtige Position er in Trunks' Leben eingenommen hatte. „Wir sind übrigens verheiratet“, setzte er sie, nach Bulmas endenden Erzählungen, in Kenntnis. Darauf wanderte sein Blick nachdenklich zum Fenster, wo er der Sonne zusehen konnte, wie sie den Horizont erreichte.  „Ach, wirklich?“ Das Gespräch wurde unbekümmerter, offener, ja, fast freundschaftlicher. „Nun, ich zog es nie in Erwägung, aber da wusste ich nicht, was uns noch bevorstand.“ Übergangslos fuhr ihre Hand zu ihrem Hals. Sie zog eine lange Kette, die unter ihrem Kittel verborgen war, hervor, an welcher etwas baumelte. Kurz darauf löste sie die Kette von ihrem Hals, nahm Vegetas Hand und ließ das Silber in dessen geöffnete Hand rieseln. „Das habe ich zwischen Vegetas Sachen gefunden. Vielleicht magst du es Bulma schenken?“ Mit Argusaugen betrachtete er das Etwa an der Kette. „Willst du es nicht selbst behalten?“  „Ich hatte nie die Gelegenheit, ihn zu tragen. Es hätte sich nicht richtig angefühlt, da wir nicht verheiratet waren, obwohl ich vermute, dass -“ „Ja, er wollte“, entfuhr es ihm schnell. Zu schnell.  „Ach ja?“ „Ja“, murmelte er mit geröteten Wangen. Schließlich war er es auch, der damals nervös seiner Gefährtin die überaus beliebte Frage stellte... Grundgütiger, konnte diese Frau vor ihm auch einmal nicht alles hinterfragen? Konnte sie einmal etwas stumm akzeptieren? Nein, womöglich nicht. Immerhin saß Bulma vor ihm. „Behalte es. Es scheint das einzige Beweisstück dafür zu sein, dass er einmal etwas in seinem Leben richtig gemacht hätte.“ Peinlich berührt gab er ihr die Kette zurück, an der ein kleiner, schlichter Silberring befestigt war. Vegeta wusste, wozu dieser Ring hätte dienen sollen und er wollte nicht, dass ihr dieses Erinnerungsstück genommen wurde. Seine Bulma trug einen Ehering, im Gegensatz zu Vegeta. Er mochte keinen Schmuck, da er ihn im Kampf als hinderlich empfand. Lediglich sein königliches Amulett hatte er in seinem Nachtschrank aufbewahrt.  „In Ordnung, aber nur, wenn du nicht mehr so hart mit dir ins Gericht gehen wirst. Du hast, wenn auch verborgen, gute Seiten, Vegeta. Vergiss das nicht.“ „Werde ich nicht, aber ich werde mich auch nicht anders verhalten. Ich bin das, was ich bin.“ „Und das ist gut so.“ Das war es auch. Immerhin war das einer der Gründe, weshalb sie sich in ihren Vegeta verliebte. Diese aufbrausende Art, sein Temperament und sein Stolz trugen damals dazu bei, ihn unmöglich nicht attraktiv zu finden.  „Soll ich dich zurückbringen, Vater?“ Trunks erschien in der Küche, denn es wäre sinnlos zu warten, da Vegeta ihn durchaus bemerken konnte. „Die Zeitkapsel habe ich mit genügend Energie versorgt, sodass ich dich in deine Zeit bringen und ich wieder zurückkommen kann.“ „Ich komme sofort.“ Vegeta wartete bis Trunks verschwunden war, ehe er zu Bulma hinab sah. In der Tat. Die Zeit war kostbar, das wurde ihm – gerade hier – bewusst. „Pass auf meinen Jungen auf! Er ist schließlich ein Prinz der Saiyajins.“ „Natürlich.“ Sie musste es einfach tun, denn vermutlich würde sie ihn nicht mehr wieder sehen und Bulma wusste nicht, ob sie es bereute, Trunks aufgefordert zu haben, Vegeta hierher zu bringen, denn wieder verlor sie Vegeta, wenn auch auf andere Weise, aber sie verlor ihn. Die Tatsache, dass er in einer anderen Zeitebene mit ihr glücklich war, beruhigte sie immens und würde ihr helfen, dieses trauernde Loch in ihrem Herzen mit Freude zu füllen. Ganz sicher, auch wenn es schmerzlich war ihn gehen zu lassen, denn es fühlte sich an wie vor einundzwanzig Jahren, als er sie zurückließ, um in den Kampf zu ziehen, um... um ihr und Trunks eine bessere Zukunft zu bieten, obwohl er selbst kein Teil davon war. „Und pass du, in deiner Zeit, auf uns auf, Vegeta. Versprochen?“ Ihre Arme schlangen sich um seinen Rücken, ihren Kopf drückte sie gegen seine Brust, wodurch sie seinen Duft einatmen konnte. Das vertraute Gefühl beflügelte sie ungemein und als sie seine Hand auf ihrem Hinterkopf spüren konnte, drückte sie sich fester an ihn. „Versprochen“, krächzte er. Noch nie fiel es ihm schwer, etwas zu versprechen, denn entweder hielt er sich nicht daran oder es war nicht weiter von Belang. Doch dieses Versprechen... es war bindend, selbst über die Zeitebenen hinaus und er würde dieses Versprechen halten. Er konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, wie lange sie dort gemeinsam standen, doch wieder war Bulma die stärkere, die, die ihre Umarmung löste und zurücktrat. Sie hatte Tränen in den Augen. Ihr glasiger Blick, die zitternden, funkelnden Pupillen und ihre schnelle Atmung verrieten sie.  „Geh, sonst fliegt Trunks am Ende noch ohne dich“, scherzte sie, während sie gleichzeitig versuchte, ihn zum Abschied zu bewegen. Es tat jetzt schon weh, ihn zum letzten Mal zu sehen, denn ein weiteres Mal würde sie Trunks nicht bitten, ihn hierher zu bringen. Sie würde es womöglich nicht ertragen können, Vegeta abermals gehen zu lassen. „Bulma? Ich... Vielleicht bin ich zu feige es meiner Bulma zu sagen, aber ich weiß, dass dein Vegeta dich... sehr geliebt haben muss. Das... Ja, das wollte ich dir noch sagen“, stotterte er vor sich hin, um sich im selben Augenblick abzuwenden und zu gehen. Er wollte nichts dazu hören. Er wollte nicht, dass sie ihn darauf hinwies, dies auch seiner Bulma zu sagen, obwohl sie recht behalten würde, wenn sie ihn darauf aufmerksam gemacht hätte. Vielleicht bräuchte Vegeta diesen Arschtritt, aber nicht von einer Bulma, die bereits unglücklich war. Nein, gewiss nicht. Er wollte, dass seine ausgesprochenen, tröstlichen Worte die letzten Worte waren, die sie von ihm hörte – sonst nichts, was die Erinnerung trüben konnte und er war froh, als er endlich in der Zeitmaschine saß. Sein Gesicht spiegelte sich im Innern der Scheibe, welches mit Bulmas Gesicht - das er durch die Scheibe sehen konnte - verschmolz, während sie vor der Haustür wartete, bis Trunks mit Vegeta verschwand. Zaghaft hob er seine Hand, winkte ihr zu und im nächsten Moment war er im Nichts verschwunden.    ~*~ Trunks hatte die Maschine so eingestellt, dass Vegeta weder in der Zukunft, noch in der Vergangenheit landete. Sie waren in der richtigen Zeit erschienen – so viele Stunde, wie Vegeta in der Zukunft verbrachte, fehlte er in seiner richtigen Zeit. So konnte er nichts verkehrt machen. Auch hier war schon die stille Nacht eingekehrt. Vegeta hob zögerlich, auch leicht verkrampft, seine Hand, die er auf Trunks' Schulter legte. „Pass auf deine Mutter auf. Sie... Pass einfach auf sie auf, klar?“ Danach hob er sich in die Lüfte, um auf dem Balkon zu landen, der ihn in Bulmas und sein Schlafzimmer führte. Doch statt hinter den langen Vorhängen zu verschwinden, sah er seinem Sohn zu, wie er in seine Zeit zurückkehrte und Vegeta den Himmel, vor allem den Punkt an dem Trunks verschwand, bestaunte.  Die Reise führte ihm deutlich vor Augen, welch ein glückliches Leben er doch führte. Und doch hatte er es stets nur für sich zu würdigen gewusst, statt seiner Frau zu zeigen, was sie ihm bedeutete. Das Leben – auch das eines Saiyajins – konnte so schnell vorbei sein. Ja... alles war vergänglich. Bis auf die Liebe, wie Bulma sagen würde. „Onna, du musst dich nicht anschleichen oder gar versuchen, mich zu erschrecken.“ Seine Entdeckung quittierte er mit einem Lächeln, nachdem er sich umdrehte und Bulma vor sich stehen sah, eingehüllt in ihren Morgenmantel. „Oder ist dir vielleicht übel?“ „Was?“ Erschrocken weiteten sich ihre blauen Augen. Vegetas Grinsen dagegen wurde nur breiter. Konnte er spüren, dass...? Bei Trunks hatte er es doch viel später bemerkt?  „Ich weiß es schon eine ganze Weile und wollte abwarten, bis du es mir sagst, aber anscheinend wolltest du so lange warten wie bei Trunks.“ Zuerst hatte er geplant, ihr ganz schlimme Vorwürfe zu machen, um sie im Nachhinein sardonisch grinsend darauf hinzuweisen, dass er sie veralberte, doch sah er davon ab. Die heutige Begegnung mit Bulma aus der Zukunft hatte einfach ernstere Eindrücke in ihm hinterlassen, sodass ihm der Spaß vergangen war. „Wir Saiyajins können die Aura relativ früh spüren. Ich habe es bei Trunks auch schon sehr früh gewusst“, klärte er sie weiter auf.  „Hast du?“ Oh, würde er sie gleich anschreien? Ihr die wüstesten Beschimpfungen hinterherwerfen? „Hab ich und ich muss sagen, ich bin etwas enttäuscht. Es erweckt den Anschein, als würdest du mir keinen Meter trauen. Ist dem so?“ „Du täuscht dich. Allerdings kann ich ein solches Gespräch nicht zwischen Tür und Angel mit dir besprechen.“ „Nette Ausrede, Onna, aber ich akzeptiere sie. Ich habe wohl wirklich mehr Zeit in mein Training investiert, als in Trunks und dich. Sollten wir vielleicht mal ändern.“ Steif wie es sonst nur gewisse Körperteile werden konnte, streckte Vegeta seinen Arm aus, um Bulma zu zeigen, dass sie zu ihm kommen sollte. Erst danach zog er sie zu seinem Körper, hielt seine Frau im Arm und beobachtete mit ihr gemeinsam den Himmel. „Trifft sich ganz gut, denn ich muss noch ein Versprechen einlösen.“ „Du hast ein Versprechen gegeben?“, wollte Bulma erstaunt wissen und sah zu Vegeta hinauf. Trotz der ruhigen Nacht fror sie leicht. Allerdings war Vegetas Wärme unweigerlich, nach ihrer Ankunft in seinem Arm, auf sie übergesprungen. Nein, er hatte sogar zwei Versprechen gegeben. „Ja, ich habe deinem Sohn, während unseres Trainings, versprochen, dass ich – wenn er mich mit seinen Fäusten im Gesicht trifft – mit ihm auf den Rummel gehen werde und hätte ich nur erahnen können, wie ehrgeizig der Bengel ist, wäre ich nie so blöd gewesen, dieses Versprechen zu geben.“ Na ja, doch. Schließlich wusste er, was sein Sohn konnte und was nicht.  „Er vergöttert dich wirklich sehr, dein Bengel“, zitierte sie seinen Titel, den er für seinen kleinen Sohn wählte. Aber ihr war sonnenklar, dass Vegeta seinen Sohn liebte, weshalb sie den Sarkasmus in ihrem Satz deutlich hervorbrachte. „Und ich“, schluckte Vegeta und starrte intensiv den Himmel an, „vergöttere... euch!“ Oh Gott, nie hätte er diese Worte gewählt, aber er befand, dass er Bulma wenigstens einmal sagen musste, was er für sie empfand. Wenigstens ein einziges Mal! Das musste sein Stolz einfach schlucken, Punkt.  Bitte? Sagte er gerade das, was sie verstand? Wow, was war nur passiert, dass Vegeta so etwas zugab? Beschweren wollte sie sich keineswegs, aber... es war ungewohnt und doch wunderschön, diese Worte aus seinem Mund zu hören. „Wie war es überhaupt? Wie bin ich in der Zukunft? Erträglich?“ „Das und vor allem weise!“ Seine Bulma würde gewiss auch so werden, nur... glücklicher? Ja, das hoffte, nein, das wusste Vegeta. „Aber das werde ich dir morgen erzählen.“ „Einverstanden.“ Langsam fuhr Bulmas Arm über Vegetas Rücken, bis sie auf seiner Taille zum Stillstand kam.  „Was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe?“, entkam Vegeta die Frage, die ihn eben kurzzeitig beschäftigte, als er der Bulma aus der Zukunft nachsah, wie sie im Haus verschwand.  „Meine -?“ Perplex suchte sie Vegetas Blick, den sie nach wenigen Sekunden fand und sie daraus lesen konnte, dass die Frage ernst gemeint war. „Blau.“ Na toll. Gab es blaue Rosen? Auf Vegeta-Sei gab es welche, aber sein Heimatplanet existierte nicht mehr. Egal, dann würde er die Rose, die er ihr morgen kaufen würde, im Notfall mit Trunks' Wasserfarben anmalen, nur um ihr eine kleine Freude zu bereiten. Denn für ihn gab es nichts schöneres, als Bulma lächeln zu sehen. Die Bedeutung ihres Lachens wurde ihm nur noch mehr bewusst, nachdem er die Zustände in der Zukunft, die seine niemals wäre, sehen konnte. Folglich könnte er ihr morgen auch erzählen, dass sie eine Tochter bekämen und er war gespannt, wie sie darauf reagierte. Doch für heute wollte er diesen Moment genießen. Sie standen noch einige Zeit zusammen auf dem Balkon, doch die Sterne waren uninteressant geworden, nachdem Vegeta ihren Kopf zu sich drehte, um seine Lippen mit ihren zu versiegeln.  Wahrhaftig, Bulma war Vegetas Pendant, sein Gegenstück, das ihn komplettierte. Er liebte seine Onna, seinen Sohn und das ungeborene Mädchen wahrlich mehr als sein eigenes Leben.   ~*~ The End ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)