Vertauscht von lullulalla (Vertauschte Welten) ================================================================================ Kapitel 10: Beisammen --------------------- 10 Beisammen AKEMI „Du bist so ein Dummkopf, Kari! So ein Idiot! Ein Fiesling! Eine völlig übergeschnappte-…“ „Yolei, hörst du mal bitte auf Kari zu beleidigen?“, unterbrach der Junge namens Davis das violetthaarige Mädchen, die mich noch immer umarmte. Sie schniefte. „Ist doch wahr! Mann, Kari! Immer muss ich mir Sorgen um dich machen! Du bist so eine Idiotin.“ Sie wischte sich über die Augen. Ihr Freund, Ken, lächelte und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Jetzt lass sie doch erst einmal richtig Hallo sagen, Yolei.“, sagte er und sie seufzte dramatisch. „Es ist einfach…schrecklich, was passiert ist.“, wimmerte sie und Davis, der hinter ihr stand, verdrehte die Augen. „Sie ist doch wieder da. Also ist doch wieder alles in Ordnung…du Heulsuse.“, fügte er noch hinzu. Mit einem Ruck drehte sie sich um und wollte ihm an die Gurgel gehen, doch Ken hielt sie auf. Ich lächelte nur schüchtern und blickte hilfesuchend zu T.K., der neben mir stand und mir zunickte. „E-Es tut mir leid, dass ihr euch solche Sorgen gemacht habt.“, sagte ich schließlich und blickte unsicher in die Runde. Yolei schniefte wieder. „Wie schwer muss das bloß sein. Du weißt bestimmt gar nicht, wer wir alle sind! Wie schrecklich!“ Ich winkte schnell ab. „Tai hat mir viel von euch erzählt! Deshalb habe ich eine ungefähre Vorstellung! Und T.K. hat mir natürlich auch sehr geholfen“ Plötzlich starrten sie mich an. T.K. neben mir seufzte. „T.K….?“, flüsterte Yolei und sah mich entsetzt an, ehe ihr Blick zu T.K. wanderte. Er schüttelte stumm den Kopf, als würde er ihr etwas mitteilen wollen. Sie hielt sich eine Hand vor dem Mund und ihre Lippen zitterten wieder. „Wir sind auf jeden Fall sehr froh, dass du wieder gesund bist.“, sagte Ken und rettete somit die wankende Situation. Irritiert blinzelte ich, lächelte dann aber. „Danke.“ Davis trat nach vorne und nahm meine Hand. „Wir werden deine Erinnerungen schon wieder zurückholen! Mach dir keine Sorgen und überlass das alles Onkel Davis.“ Er grinste und ich konnte nicht anders als auch zu lächeln. Davis war ein Junge, der anscheinend immer gute Laune hatte. „Ich stimme ihm zu, aber ich glaube eher weniger, dass Davis dir eine große Hilfe sein wird.“, entgegnete Yolei schnippisch und beide funkelten sich an. „So, jetzt hört aber mal auf, ihr zwei.“, rügte Ken die beiden und seufzte. „Lasst uns erst einmal in Karis Zimmer gehen, dann können wir uns weiter unterhalten.“, schlug T.K. vor und alle stimmte zu. „Ich hole euch etwas zu trinken.“, sagte ich und huschte in die Küche. „Ich helfe dir!“ T.K. machte Anstalten mir zu folgen, aber ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, nein. Ich mach das schon, geh schon einmal vor, ich komme sofort nach!“ Er schaute mich noch einen Augenblick an und nickte schließlich. „Ist gut.“, antwortete er und ging. Als er die Tür hinter sich schloss, blieb ich noch einen Moment stehen. Das waren also Karis Freunde. Sie schienen alle sehr nett zu sein, besonders die beiden, die sich dauernd in die Haare kriegten, waren wirklich lebhaft. Ken schien deshalb der erwachsenere von den beiden zu sein. Mit einem leichten Lächeln ging ich in Richtung Küche. Ich fühlte mich im Augenblick gut. Besser gesagt, ich freute mich sogar, gleich mit den anderen im Zimmer zu sitzen und mich mit ihnen zu unterhalten. Summend suchte ich nach Gläsern, als dann Karis Mutter in den Raum trat und mich überrascht musterte. „Kari? Was machst du denn? Ich dachte, Davis und die anderen wären zu Besuch da?“ „Ich wollte nur etwas zu trinken holen.“, antwortete ich ihr etwas schüchtern. Noch immer fühlte ich mich etwas unwohl in der Anwesenheit von den Eltern. Sie waren so ganz anders als meine eigenen. Sie lächelte leicht. „Das ist lieb. Die Gläser sind in dem Schrank dort drüben. Wenn du magst, leg ich noch einen Teller mit Keksen hin, die ich gebacken habe.“ Erfreut nickte ich. „Vielen Dank.“ Während ich die Gläser und etwas Eistee auf ein Tablett legte, packte Karis Mutter eine Dose mit Keksen aus. „Das sind Karottenkekse. Habe ich erst letztens gebacken“, sagte sie als ich neugierig in die Dose blickte. Interessiert hob ich meine Augenbrauen. „Karotten?“ „Meine neuste Kreation!“, antwortete sie und ihre Augen begannen zu strahlen als sie mein Interesse sah. „Ich hoffe, deine Freunde werden sie mögen!“ Sie legte die Kekse mit auf das Tablett. Lächelnd nahm ich es entgegen. „Da bin ich mir sicher.“ „Huah, Kari! Das ist doch viel zu schwer! Warte, ich nehme es dir ab!“, entgegnete Davis als ich das Zimmer betrat. Er sprang auf und nahm mir das Tablett aus der Hand, dabei verschüttete er fast den Glaskrug mit dem Eistee. „Mann, Davis! Pass doch auf!“, rief Yolei, als er aus Versehen auf ihren Fuß trat. „Ups, sorry.“ „Wow, das sieht wirklich gut aus. Hast du die gebacken?“, fragte Ken und nahm sich einen der Kekse. Auch die anderen bedienten sich und ich begann ihnen Eistee einzuschenken. „Nein, die hat Ka-…meine Mutter gebacken.“, antwortete ich und wurde rot als ich mich verhaspelte. Ken tat so, als hätte er den Verhaspler nicht gehört. „Die sehen wirklich gut aus.“, sagte er und wollte reinbeißen, als T.K. plötzlich seinen Arm festhielt. „Halt stop.“, raunte er und sah den Keks entsetzt an. „Was ist denn?“, fragte Ken verwirrt und auch ich wusste nicht, was los war. „Du…Du solltest das besser nicht essen.“ T.K. schluckte und schüttelte dabei langsam den Kopf. „Wieso? Was ist mit dem Keks?“, fragte nun auch Yolei und beäugte ihn in ihren Händen eingehend. T.K. wandte sich an mich und seine Augen wurden größer. „Die hat deine Mutter gebacken?“ „Ja, sie meinte, das wären Karottenkekse. Ist etwas nicht in Ordnung?“ Ich nahm mir einen Keks und wollte gerade kosten, als T.K. wieder laut eingriff. „Nicht essen!“ Wir zuckten zusammen. „Mensch, T.K., jetzt sag endlich, was los ist.“, meinte Yolei und verdrehte die Augen. Ich versuchte sie zu beruhigen. „Die Kekse sind in Ordnung, bestimmt. Sie hat sie erst letztens gebacken. Sie meinte, es wäre eine eigene Kreation.“ In meiner Stimme schwang sogar ein wenig Stolz. Karis Mutter war wirklich eine interessante Person, die anscheinend viele neue Ideen hatte und ausprobieren wollte. „Oh Gott.“, flüsterte T.K. und zwickte sich mit den Fingern in den Nasenrücken. Wir schwiegen und Ken legte den Keks langsam wieder weg. „Ok, ihr nervt alle echt. Wenn ihr’s nicht probieren wollt, ess’ ich halt alles auf!“, rief plötzlich Davis und nahm sich einen Keks und bevor T.K. ihn aufhalten konnte, stopfte er es sich ganz in den Mund und kaute geräuschvoll. Wir alle starrten ihn abwartend an. „Geht doch voll klar! Bisschen hart die Dinger.“, sagte er mampfend und zuckte mit den Schultern. Aber plötzlich wurde sein Kauen langsamer und auch sein Gesichtsausdruck wurde dunkler. Er senkte sogar den Kopf! „Davis…?“, flüsterte Ken besorgt und wir alle wussten, irgendetwas war nicht in Ordnung. Er antwortete nicht und schaute uns auch nicht an. „Davis, alles klar bei dir…?“, fragte jetzt auch T.K. Mit einem Mal sprang Davis auf und rannte aus dem Zimmer und wir alle zuckten zusammen und wagten nicht uns zu rühren. Nach einigen Sekunden brach Yolei das Schweigen. „T.K., was ist mit diesen Keksen?“, raunte sie und T.K. seufzte. „Karis Mutter ist berühmt berüchtigt für ihre Kochkünste.“ „Berühmt?“, flüsterte nun auch ich. „Du kannst es nicht wissen, aber ich hätte dich schon vorher warnen müssen.“, gestand er und schaute mich entschuldigend an. „Wegen ihre Kochkünste sind schon einige im Krankenhaus gelandet. Am besten, ihr rührt nichts an, was aus ihren Händen gekocht wurde.“ „Hui.“, machte Yolei, fast beeindruckt. „Das ist aber fies… Sie hat sich so viele Mühe gegeben.“ Mir passte es nicht, dass T.K. so über sie sprach, war es doch nicht seine Mutter, von der er redete! Er hob überrascht die Augenbrauen und blinzelte. „Tut mir leid, Kari. Ich wollte niemanden beleidigen. Tai hat Matt und mir nur viel zu oft davon erzählt und auch ich habe einige ihrer Experimente in den Magen gekriegt.“ Tai also auch? Hm…Vielleicht war das einer der Gründe, weshalb meistens Tai und sein Vater in der Küche standen und für uns kochten. „Ich schau mal nach Davis.“, sagte Ken besorgt und stand auf. „Klopf ihm ein bisschen auf den Rücken, das hilft ihm vielleicht!“, riet Yolei ihm. „Der Ärmste…“, sagte ich leise und überlegte, wo die Arznei-Sachen gelagert wurden. Vielleicht fand ich eine passende Tablette für ihn? „Mach dir keine Sorgen, der kommt schon wieder auf die Beine.“, beruhigte mich T.K. und auch Yolei nickte und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Auch wenn er Durchfall bekommen würde; wenn du ihm sagst, du lädst ihm zum Essen ein, er würde direkt aufspringen.“ „Typisch Davis eben.“ Jetzt sprang auch T.K. auf. „Ich schau mal trotzdem nach Davis. Der arme Ken ist sicher viel zu überfordert.“ Damit ging er aus dem Zimmer. Auf einmal legte Yolei mir einen Arm um die Schulter. Leicht zuckte ich zusammen, doch es schien sie gar nicht zu stören. „Eins muss ich dir aber mal sagen, Kari. Du änderst dich wirklich nie! Wie eh und je sorgst du dich um die anderen.“ Plötzlich senkte sie etwas den Kopf, sodass ich, wegen der Spiegelung der Brillengläser, ihre Augen nicht erkennen konnte. „Darüber bin ich so froh…“, sagte sie leise und ihre Stimme wankte. Ich biss mir auf die Unterlippe und legte zaghaft meine Hand auf ihr Knie. Sagen konnte ich nichts, ich wüsste auch nicht was… Schließlich konnte ich ja nicht sagen, dass ich nicht Kari war. Dass sie niemals wieder ihre Kari sehen würden. Dass ihre Hoffnungen auf das Wiedersehen nichts nützen würden… Plötzlich schniefte sie laut und hob ihren Kopf. Ihre feuchten Augen zeigten feste Entschlossenheit und mit Druck ergriff sie meine beiden Hände. „Ich…Nein, wir werden dir helfen! Wir werden immer auf deiner Seite sein und alles mögliche tun, damit du deine Erinnerung wiedererlangst! Das verspreche ich dir!!“ Jetzt wurden meine Augen feucht. Vor Rührung. Und vor schlechtem Gewissen. Das Wissen, dass ich sie alle belog, stach tief in meinem Herzen, doch trotzdem war da die Rührung. Ich war so froh, dass jetzt so wundervolle Menschen um mich herum waren, die sich um mich scherten und mir helfen wollten. Sie hatten mich lieb. Sie waren meine Freunde. Und ich…Ja, ich wollte das glauben! Ich wünschte mir, dass es kein Traum war, sondern hier und jetzt, die reine Wahrheit. Dieses Leben hatte ich mir schon immer gewünscht und mich danach gesehnt. Jetzt befand ich mich hier, in dem Leben meiner Träume. Dieser Traum war die Wahrheit geworden. Und wenn es wirklich erlaubt war…Wenn mir dieses Leben nun wirklich gegeben wurde… Dann würde ich es annehmen und behalten. Durfte ich zu Hikari Yagami werden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)