Freunde fürs Leben - Was bleibt sind die Erinnerungen von Jacqueline248 ================================================================================ Kapitel 5: Abenteuerlust ------------------------ Ruffy wurde mit einem Lächeln im Gesicht wach. Er konnte sich nicht genau daran erinnern, was er geträumt hatte, das konnte er nie, aber das Gefühl blieb. Das Gefühl von absolutem Glück, von Freiheit, von Abenteuerlust. Er brauchte einen Moment, um in der Wirklichkeit anzukommen. Leicht enttäuscht wurde ihm klar, dass er nicht mitten in einem neuen Abenteuer steckte. Blinzend erkannte er sein Schlafzimmer. Aber als er neben sich sah, verflog dieses bedrückende Gefühl gleich wieder. Hancock lag da, die langen, mittlerweile auch ergrauten Haare lagen verwuschelt und wirr um sie herum. Auf dem Rücken liegend hatte sie einen Arm über ihrem Kopf gestreckt. Sie gab ein gleichmäßiges, relativ lautes Schnarchen von sich. Wenn Hancock sich selbst so sehen würde, wäre sie bestimmt ganz und gar nicht von sich begeistert. Doch Ruffy musste schmunzeln, er fand sie echt süß. Er rutschte etwas näher an seine Ehefrau heran und schlang vorsichtig einen Arm um sie, darauf bedacht sie nicht aufzuwecken. Ihr Körper fühlte sich schön warm an und ihr Haar duftete gut. Sie drehte ihm dann doch wütend vor sich hin murmelnd den Rücken zu, scheinbar hatte das nicht aufwecken nicht so ganz funktioniert. Sein Grinsen wurde breiter. Ruffy machte seinen Arm lang und zog Hancock einfach dichter zu sich. Noch immer im Halbschlaf meckernd schmiegte sie sich jedoch sogar an ihn. Er hätte stundenlang so daliegen können. Wenn nicht plötzlich die aufgeregte Stimme seiner Enkelin durchs schallen würde. "SIE SIND DA! SIE SIND DA!", hörte man Alice vergnügt rufen. Hancock stöhnte genervt auf und auch Ruffy konnte ein Augenverdrehen nicht verhindern. Wo nahm dieses Kind nur diese ganze Energie her? War er auch so schlimm gewesen? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Ihre Freude konnte er allerdings schon verstehen. Sie bekamen nicht sehr oft Besuch und so hatte Alice meist nur ihre Großeltern um sich. Deswegen war ihr ihre Roboschnecke auch so wichtig, sie war fast ihr einziger Kontakt zur Außenwelt. Sie lebte fast ihr ganzes Leben lang schon hier, sie konnte sich an nichts anderes mehr erinnern. Eine zeitlang hatte sie versucht etwas über ihre Eltern zu erfahren, doch irgendwann gab sie es auf. Jedesmal, wenn sie versuchte das Thema darauf zu lenken, wurde ihr Opa unheimlich wütend und ihre Oma verließ sofort weinend das Zimmer. Deswegen hatte sie sich angewöhnt, ihre Fragen einfach für sich zu behalten, Antworten bekam sie sowieso keine. Wenn Oma Robin und Opa Zorro zu Besuch kamen, freute sie sich riesig. Öfters brachten sie auch ihren Enkelsohn mit. Der kleine Jonas war nicht viel älter als Alice und sie verstanden sich sehr gut. "Klingt, als wären Robin und Zorro da.", sagte Ruffy. "Ja, ist wohl besser wenn wir jetzt aufstehen.", meinte Hancock und setzte sich auf und gähnte. Etwas später kamen beide die Treppe herunter und begrüßten ihre alten Freunde. Auch den beiden sah man das vorangeschrittene Alter deutlich an. Doch auch sie wirkten sehr glücklich. Freudestrahlend fiel Ruffy beiden in die Arme, während Hancocks Begrüßung etwas knapper ausfiel. Sie ging auch gleich in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. "Alice hat sich Jonas geschnappt und ist mit ihm nach draußen gerannt, die beiden sehen wir wohl erst wieder, wenn sie Hunger haben.", sagte Robin zu Ruffy und lächelte ihn an, "Zorro hat den beiden ein paar Schwerter aus Holz geschenkt." "Oh, lass das besser nicht Hancock hören, sie ist manchmal etwas besorgt und zu fürsorglich, wie ihr wisst.", meinte Ruffy, "Hat Alice sich gefreut? "Die Kleine war völlig übermütig. Sie erinnert mich da an jemanden.", meinte Zorro grinsend, "Immer mitten ins Abenteuer, ohne vorher nachzudenken." "Echt, an wen erinnert sie dich?", fragte Ruffy neugierig. "Na, an dich!", lachte Robin. "Tja, aber die Zeiten sind wohl leider längst vorbei.", sagte Ruffy betrübt und seufzte, "Es scheint so, als würde ich nie wieder eins erleben" "Bist du denn nicht froh, dass wir unser Leben jetzt in Ruhe genießen können?", wollte Zorro wissen. "Doch, bin ich.", antwortete Ruffy, sah aber so gar nicht davon überzeugt aus. Er hatte mit Hancock auch schon ein paar mal darüber gesprochen, einfach mal wieder los zu segeln, so wie früher. Dann führten sie immer stundenlange Diskussionen, die sie immer mit logischen Argumenten gewann. Ruffy sah auch ein, dass sie Recht hatte und doch wurde dieser Wunsch in ihm immer größer. "Das ist Gefährlich." "Wir sind nicht mehr die jüngsten, natürlich sind wir noch immer stark, keine Frage. Aber können wir uns wirklich gegen andere Piraten oder die Marine behaupten? Du bist der König der Piraten, was meinst du, werden sie mit dir tun?" "Was ist, wenn dir oder mir etwas zustößt? Oder Alice? Könntest du dir das je verzeihen?" "Ich verstehe nicht, warum du das unbedingt brauchst, ich dachte du hättest das früher ausgelebt. Erfüllt dich ein Leben mit mir nicht?" Das waren nur einige ihrer Argumente und Ruffy fiel nichts ein, was er erwiedern könnte. Da war immer nur dieser Drang. Das Meer rief nach ihm. Er versuchte die Bedrücktheit abzuschütteln, schließlich waren seine Freunde da und er freute sich darüber. Sie saßen zu viert am Küchentisch und unterhielten sich über die verschiedensten Dinge, die Zeit verging wie im Flug. Gegen Nachmittag kamen Alice und Jonas dann tatsächlich zurück. Sie waren von oben bis unten dreckig und übersät mit Schürfwunden und blauen Flecken. Alice strahlte übers ganze Gesicht. Als Hancock die beiden erblickte ging das Gemecker los. Eine Sekunde lang holte sie tief Luft, bevor es aus ihr heraussprudelte. "WIE SEHT IHR DENN AUS?", zeterte Hancock, "Kinder, ihr hättet euch verletzen können, bei dem, was auch immer ihr getan habt! Alice, wie oft soll ich dir sagen, dass du auf dich aufpassen sollst. Deine Lippe blutet ja!" "Ganz ruhig Hancock.", unterbrach Ruffy sie, "Wie du gesagt hast, es sind Kinder. Kann ich dich kurz draußen sprechen?" Sie warf Ruffy einen strafenden Blick zu, folgte ihm dann aber doch vor die Tür. "Ich weiß, du machst dir nur Sorgen.", begann Ruffy das Gespräch, "Aber findest du nicht, dass du Alice etwas zu sehr behütest?" "Nein, sie ist doch noch so klein. Hast du gesehen, wie sie zugerichtet war?" "Ein paar Schrammen sind normal, das sind keine ernsthaften Verletzungen. Willst du dass sich das von damals wiederholt?" Ruffy sah seine Ehefrau eindringlich an. "Das ist unfair, dass du das mit rein bringst. Das ist eine völlig andere Situation.", sagte Hancock und Tränen glitzerten in ihren Augen. "Entschuldigung, ich wollte das nicht wieder aufwühlen und ich wollte auch nicht mit dir streiten.", meinte Ruffy und nahm sie in den Arm, "Aber ist nun mal so." Hancock wischte sichdie Tränen aus den Augenrändern und ging ohne jedes weiter Wort wieder nach drinnen, Ruffy folgte ihr. "Besser, du gehst dich jetzt erst mal baden, Alice.", sagte er zu seiner Enkelin und zwinkerte ihr zu. "Hallo, Jonas. Hab dich noch gar nicht begrüßt. Du bist aber groß geworden.", sagte Ruffy und wuschelte ihm durch die dunkelgrünen Haare. Jonas war vielleicht nicht ganz so aufgekratzt, wie Alice aber trotzdem ein totaler Draufgänger. Schon seit er ganz klein gewesen ist und gesehen hat, wie sein Opa Zorro mit dem Schwert trainierte, wollte er es unbedingt so gut können, wie er. Er schwärmte davon, ein großer, gefürchteter Pirat zu werden, was seine Eltern nicht so toll fanden. Am Abend, als die Kinder im Bett waren, tranken sie zusammen Sake. Eigentlich mochte Ruffy keinen Alkohol, machte aber mal eine Ausnahme. Ihr Gespräch drehte sich seit einiger Zeit hauptsächlich um ihre früheren Abenteuer und sie lachten viel. Bis Ruffy immer klarer den Wunsch äußerte, wieder loszusegeln, so wie früher. Da wurde das Gespräch ernst, denn auch Robin und Zorro waren der Meinung, dass dies keine Gute Idee war. "Sei vernünftig, Ruffy. Hancock hat völlig Recht, mit dem was sie sagt. Es ist viel zu riskant." "Das ist mir langsam echt egal. Ich kanns nicht mehr hören! Ihr seid vielleicht alt geworden und wollt nichts mehr in eurem Leben machen, aber für mich ist das nichts! Mein Herz schreit dannach, sich ins nächste Abenteuer zu stürzen und wieder etwas zu erleben. Und das werde ich auch tun!", rief er wütend, eilte zur Haustür und schlug diese laut hinter sich zu. Kurz sahen die drei sich an. Selten haben sie Ruffy so erlebt. Er sprach sonst nicht so mit ihnen. "Er wird doch nicht... Hoffentlich macht er keine Dummheiten", sagte Hancock. "Was erwartest du? Das ist immerhin Ruffy, von dem wir hier sprechen.", meinte Zorro trocken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)