Silbersamt von DameEvieFrye (Fall des silbernen Sternes) ================================================================================ Kapitel 3: Ein kleines Wunder ----------------------------- Sechs Wochen, sechs Tage und sechs Nächte lag Lucifel da. Schweigend und weinend. Er konnte seine Serval nicht retten...Er konnte sie nicht mal von dem Leid befreien! Bis dato hatte er immer alles hinbekommen, zwar hier und da etwas holperig, doch er hatte es hinbekommen und nun? Nichts! Leise schlichen sein schwarzer Panter und Leopard hinein. Sanft und federleicht sprangen sie auf das Bett und der eine leckte ihm über die Wange. Lucifel musste lächeln und erhob sich. Die Raubkatzen schnurrten und legte den Kopf auf den Schoß des Engels. "Es wird Zeit, oder?", wisperte er sah zu ihnen. Leicht nickte der Panter. Sie hatten zwar die alltäglichen Geschäfte geregelt, doch es gab Anträge, die, die Katzen nicht übernehmen konnten... Der Engel erhob sich langsam und schwerfällig und seine Federn schienen aus Blei zu sein, so kam es ihm vor, da sie schwer an ihm hafteten. Und einer der Flügel, der seiner Serval, war am schwersten. Lucifel ging sich waschen und als er neue Kleider anhatte ging er zu dem Saal und wie immer sah er auf den Gang dahin schon die Bittsteller. Nichts hatte sich verändert in dieser Welt, nur das seine Serval nicht mehr da war. Die grausame Welt würde sich einfach so weiterdrehen, als wäre nichts geschehen... Es war schon merkwürdig. Ob sich so alle Trauernden fühlten? Er sank hinter dem Schreibtisch nieder und winkte den Ersten zu sich. Der Löwe an seiner Seite brüllte und eine Frau kam herein. Sie sah zu Lucifel und trat näher. "Seit gegrüßt meine Herr." Leicht verneigte sie sich und sprach dann weiter: "Herr....Ich komme mit einer Bitte zu euch. Schon lange wünsche ich mir ein Kind, doch bisher habe ich keinen Engel gefunden der mit mir diesen Wunsch teilt, darum..." Der Morgenstern zuckte zusammen und plötzlich hellte sich seine Miene auf. Das war es! Es war doch so einfach! Noch währen die Frau redete sprang er auf und lief hinaus. Die Dame erschrak und sah ihm verwirrt hinter her. Hatte sie etwas falsches gesagt? Auch die Katzen waren verwundert, folgten aber. "Es ist so einfach!", dachte er und lächelte, rannte die Treppe hinauf. Es war SO einfach! Der Gang endete in einen runden Turm. An den Seiten hingen Kerzenständer hinunter und die Flammen entzündeten sich sogleich. Im Raum stand eine Schale auf dem Podest und er trat davor. Langsam legte er das Halsband hinein und schnitt sich mit dem Dolch über die Handfläche. Das Blut, welches silbern schien, tropfte auf den Stein. Langsam zog er sich eine Feder heraus und legte sie auch dazu. Alles flammte auf und das Feuer färbte sich von schwarz zu violett und dann zu blau. Er ließ es lodern und trat zurück. "Tränen der Trauer sollen zu denen der Freude werden. Wörter des Klagens sollen Wörter des Glücks werden und was tot war soll sich neu erheben. Ein Leben mehr und du..." Die Flamme flackerte kräftiger auf und Lucifel nickte. So war es gut. So sollte es sein... Sechs Tage und Sechs Stunden vergingen. Das Feuer loderte und dann war da nichts mehr. Lucifel trat näher und lächelte. Das Feuer hatte ein Ei erschaffen. Es war etwa so groß wie der Kopf eines Mannes und schneeweiß. Goldene Verzierungen schimmerten auf der Schale. Langsam ging er zu dem Ei und nahm es auf den Arm. Seine Stola legte er um es und lächelte. Sein Schatz... Sanft sah er zu seinem Flügel und der Stein glimmte zu neuem Leben auf. Es war vollbracht. Vorsichtig ging er in sein Zimmer und seine elf Katzen sahen auf. Der schwarze Panter kam näher und streckte ihm den Kopf entgegen. Der oberste Engel aber ging zum Bett und legte das Ei darauf ab. Fragen! Sie zeichneten sich in den Gesichtern der Katzen ab. Was sollte das sein? Was zu essen? Der Schneeleopard sprang als erster aufs Bett und schnüffelte an dem Ei. "Das meine Lieben ist unsere Serval..." Schweigen. Großes Schweigen! "Ihr werdet es verstehen, wenn sie schlüpft." Der Löwe stieß ihn an. Lucifel lächelte. "Ich weiß, dass das euch Angst macht, aber ihr werdet sehen...Bald sind wir wieder komplett..." Der Engel ließ eine Lichtkugel erscheinen und schloss das Ei darin ein. Hier hatte es es warm und gemütlich. Geschützt und doch konnte des Kleine hören und fühlen was um es herum geschah. Lucifel selber ging seiner Arbeit wieder nach und die Katzen schienen ratlos. Hatte der Engel nun den Verstand verloren? Was genau würde aus so etwas erblühen? Diese Frage sollte erst später zu Antwort kommen. Es war ein regnerischer Tag im Himmel. Die Straßen waren leer und Lucifel lag mit den Ei auf den Bett und sah mit leeren Augen den Regen der gegen die Scheiben klatschte und hinunterlief. Es war still im Raum und seine Begleiter lagen auf den Boden, dem Sofa oder mit ihm auf den Bett. Jedem nach seinem Belieben. Es sollte nichts passieren, doch dann spürte der Engel etwas. Eine Hand...eine kleine Hand die sich gegen die Eierschale drückte. Sofort erhob er sich und ließ die Lichtkugel verschwinden und tatsächlich, die Eierschale hatte einen Riss bekommen, welcher sich langsam immer weiter ausdehnte. Und dann war da dieser Moment. Es war wie in Zeitlupe. Lucifel sah wie sich die Hand, dieses feingliedrige und kleine Händchen, von der Hülle befreite und dann große grüne Augen, die in seine sahen. Auch seine Begleiter hörte es und kamen herbei. Neugierig zu sehen was denn nun schlüpfen würde. Und zu recht. Langsam zerfiel die Schale und ein Wesen kam hervor. Lucifel nahm es an sich und wickelte es in deine Decke. Es war klein. Nicht größer, als das Ei. Doch es sah nicht aus wie Lucifel. Die Haut war ein gold- bis beigefarbendnes, kurzes Fell, welches aber an den Händen, Fußunterseiten, im Gesicht, an Brust und Bauch nicht vorhanden war. Kleine und große Flecken übersäten den Rücken des Kindes und im Nacken wurden sie zu Streifen. Oben am Kopf saßen zwei große, runde Servalohren, wovon eines komplett schwarz war. Und über dem Steiß war noch ein langer, plüschiger Schwanz. Doch da war auch noch etwas anderes, zwei paar Flügelchen noch klein und schwach, aber sie würde groß werden. Um den Hals war das Halsband der Serval und der Stein funkelte Lucifel an. "Hallo kleines Wunder...", wisperte er und das Kind gähnte nur müde und rieb sich die Augen, "du bist wunderschön." Die Katzen kamen näher, rochen und leckten das Kind, eine Art der Begrüßung und das Kleine kicherte. Ja, ein Wunder war dieses Kind... Ein Neuanfang. Lucifel wiegte es und ein paar Tränen rollten über seine Wange. Aber so glücklich wie nun war er nur selten in seinem Leben gewesen. Ein paar Wochen später saß Lucifel wieder an seiner Arbeit, hörte die Belange der Engel an und entschied. Dann aber spürte er etwas an seinem Mantel. Ein Zupfen, ein Ziehen, also sah er hinab und sah wie sich sein kleines Wunder damit vergnügte sich in den Stoff zu verkrallen Der Engel musste schmunzeln, doch dann stockte er. Wie war der Kleine hier her gekommen? Er sah sich erneut um und war froh, dass er noch keinen neuen Antragsteller herein gebeten hatte, doch er erblicke keine der großen Katzen. Langsam nahm er den kleinen Junge hoch. "Na, wie bist du hier her gekommen?", fragte er ihn und der Junge sah auf. Den Mund voller Stoff. "Ma...ma...", nuschelt er dann und Lucifel stocke der Atem. "Was?" "Mama!", kicherte der Kleine weiter und der Engel drückte ihn sanft an sich. "Dein erstes Wort...", sprach er, "ich kann es nicht glauben aber wer..." Ihm wurde erst nun bewusst, dass er ihn "Mama" und nicht "Papa"genannt hatte. Woher hatte er das Wort? Hatten sich seine Begleite etwa einen Scherz erlaubt? Immerhin kümmerten sie sich um den Kleinen, wenn er bei der Arbeit war.... Aber was noch viel wichtiger war, wie war der Kleine hier her gekommen? Vergnügt lachte der Junge nur und schmuste sich an den starken Oberkörper. Und auch Lucifel musste lachen. "Kannst du etwa schon krabbeln? Aber sollte nicht...." Ein schamerfüllter Löwenkopf sah ins Arbeitszimmer. Da wusste Lucifel, dass sein guter Freund eingeschlafen war. Na ja, er war trotz allem eine Katze und die brauchen nun mal ihren Schlaf. Der Schwanz des Kleinen schwang hin und her und kicherte wieder. "Du brauchst wohl kaum Schlaf, oder?" Ein Glucksen war die Antwort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)