neko von michischreibt ================================================================================ Kapitel 6: 6 ------------ Darius erwachte, hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte und wie spät es war. Und er merkte, dass er so langsam einmal auf Toilette musste. Doch er lag immer noch im Bett auf dem Kissen, konnte sich kaum bewegen und schon gar nicht auf den Abort oder nach draußen laufen. Er begann zu miauen. Was blieb ihm auch sonst anderes übrig? Er war bislang noch nie so lange in Katzengestalt geblieben, um an diesen Punkt zu gelangen. Aber auch Katzen mussten schließlich irgendwann ihr Geschäft verrichten. Er miaute lauter, bis der Mann zu ihm kam. Darius schaute ihm in die Augen, versuchte, ihm klar zu machen, dass er mal musste, blickte dann zur Tür und versuchte, aufzustehen, wobei er ein wirklich unbeholfenes Bild abgeben musste. Irgendwie gelang es ihm, sich auf seine Vorderbeine zu stellen, aber seine Hinterbeine wollten es ihnen einfach nicht gleichtun. Sie und sein Hinterteil blieben schwer auf dem Kissen liegen. Darius versuchte noch einmal mit einem Blick in die Augen seines Retters, ihm seine Lage begreiflich zu machen. Und tatsächlich schien dieser zu verstehen. Der Mann lachte auf, wobei sich wieder kleine Fältchen in seinen Augenwinkeln bildeten. „Tut mir leid, daran hab ich gar nicht gedacht. Warte, ich bringe dich kurz nach draußen.“ Sorgfältig darauf bedacht, das verletzte Bein nicht unnötig zu berühren, hob er Darius vom Kissen hoch und trug ihn auf seinen Armen aus dem Raum, durch die Küche, die Darius momentan nur am Rande begutachtete, und hinaus in einen kleinen Garten, der sich direkt an die Küche anschloss. Die Sonne strahlte hell vom Himmel und Darius musste erst einmal die Augen zusammenkneifen. Dann zappelte er unruhig auf dem Arm, der ihn hielt. Es wurde langsam wirklich dringend. Der Mann setzte ihn auf dem Boden im Gras ab, hielt ihn jedoch noch kurz fest. Darius wankte zunächst, nachdem er bemerkt hatte, dass sein rechtes Hinterbein den Boden aufgrund der Schienung nicht berührte. Auf drei Beinen fand er dann sein Gleichgewicht und die Hände ließen ihn los. Er schaute sich um und bemerkte, wie er aufmerksam beobachtet wurde. Herrje, war das peinlich! Er konnte sein Geschäft doch nicht vor fremden Augen verrichten. Vielleicht wäre das einer normalen Katze egal gewesen, aber ihm war es das nicht. Er entdeckte einen Busch nicht weit weg und humpelte darauf zu. Dabei blickte er immer wieder zurück um zu überprüfen, dass der Mann ihm auch nicht folgte. Zum Glück blieb dieser, wo er war, schaute ihm nur halb besorgt, halb belustigt hinterher. Offenbar ging er nicht davon aus, dass Darius weit kommen würde. Womit er vermutlich auch recht hatte. Nach kurzer Zeit war alles erledigt und Darius kam wieder hinter dem Busch hervor. Was für eine seltsame Erfahrung und gar nicht so einfach, wenn man kaum Kraft und nur ein Hinterbein zur Verfügung hatte. Nach der Aktion spürte er, wie die Verletzung wieder stärker pochte. Außerdem begann sein intaktes Hinterbein zu zittern. Er machte einige hüpferartige Schritte auf den Mann zu – wohin sollte er sonst auch? – dann knickte sein Hinterteil einfach weg und er saß im Gras. „Was bist du doch für ein komischer Kater.“ Der junge Mann nahm ihn wieder auf die Arme und trug ihn zurück ins Haus. Komischer Kater? Darius schien einen prima Eindruck hinterlassen zu haben. „Ich fürchte, du musst noch etwas hierbleiben.“ Darius wurde wieder ins das Zimmer gebracht, das er schon kannte, und auf das Kissen gelegt. Na super, das wurde ja immer besser. Er war also nicht nur in diesem Haus, sondern auch in seiner Katzengestalt gefangen. Er konnte sich hier unmöglich zurückverwandeln. Außerdem hatte er keine Ahnung, was bei einer Rückverwandlung mit seiner Verletzung geschehen würde. Seine Narben im Gesicht waren zwar, wenn er sich von Mensch in Katze wandelte, verschwunden, aber wie und ob das umgekehrt genauso funktionierte und wie sich gebrochene Knochen auswirkten, wusste er nicht. Und er war grundsätzlich zu übervorsichtig, um so etwas einfach auszuprobieren. Also fügte er sich seinem Schicksal. Er konnte froh sein, dass ihn ein so hilfsbereiter Mensch aufgelesen hatte. Dafür musste er sich hinterher auf jeden Fall revanchieren. Aber nein … Er war für den Mann doch einfach nur eine Katze. Wenn er sich vielleicht als Besitzer ausgab und sich bedankte? Dann müsste er ihm aber in seiner menschlichen Gestalt gegenüber treten. Darius schob den Gedanken, in der Schuld dieses aufmerksamen Menschen zu stehen, erst einmal von sich. Er wurde in diesem Moment wieder hinter den Ohren gekrault, und das fühlte sich, im Gegensatz zu den Schmerzen, richtig gut an. Er drückte seinen Kopf gegen die Fingerspitzen, die ihn streichelten, und schnurrte. Er schnurrte! Egal – er war eine Katze, das war vollkommen normal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)