Die Rose von Ferelden von Akemi-Homura (Die Geschichte der Heldin von Thedas) ================================================================================ Kapitel 32: Hier wartet der Abgrund - Eine Reise durch das Nichts ----------------------------------------------------------------- Hinter dem Riss falle ich immer weiter direkt auf den Boden zu. Dieser kommt mir immer näher, so dass ich befürchte, hart aufzuschlagen. Doch plötzlich scheint sich die Schwerkraft umzudrehen. Ich mache einen halben Überschlag, dann werde ich von einer unbekannten Macht nach oben gezogen. Kurz vor einem felsartigen Untergrund stoppt dieser Zug unerwartet. Mit einem Finger versuche ich den Boden oder die Decke oder was auch immer das ist zu berühren. Gerade als mir das gelingen würde, zieht mich etwas ruckartig rücklings auf den Untergrund. Stöhnend komme ich auf. Verwundert erhebe ich mich und sehe mich erst einmal um. Wo bin ich hier? Wo sind die anderen? „Wo sind wir?“, kommt es links von mir. Dort steht Stroud waagerecht an der Wand?! Verblüfft wendet er sich mir zu. Die Schwerkraft scheint ihn dort festzuhalten, da er nicht abrutscht. „Wir sind gefallen“, ertönt Hawkes Stimme über mir. Suchend blicke ich mich um, bis ich ihn über mir an der Decke kopfüber stehend sehe. „Ist das? Sind wir tot?“, sein Blick irrt umher. „Nein, das ist das Nichts“, Dorian taucht in meinem Rücken auf und tritt neben mich. Na wenigstens einer, der nicht von der Decke oder Wand hängt. In Garrets Augen tritt Unglaube: „Leyla, du hast doch einen Riss geöffnet? Wir haben diesen durchquert und überlebt!“ „Aber, würde das nicht bedeuten, dass wir körperlich im Nichts sind?!“, fragt Stroud. „Meine Erinnerungen an das Nichts sehen auch anders aus“, überlegt Hawke. „Als ich zum ersten Mal im Nichts war, sah es aus wie ein wundervolles Schloss aus Gold und Seide. Soweit ich mich erinnere, war da ein hinreißender Dämon der Wolllust. Wir plauderten und aßen Trauben, bis er von mir Besitz ergreifen wollte. Der Unterschied ist vielleicht, dass wir körperlich hier sind. Dies ist niemandes Traum“, vermutet Dorian. „Es heißt, du wärst in Haven aus dem Nichts geschritten. War es wie das hier?“, fragt mich der Champion. „Ich weiß es nicht. Ich kann mich immer noch nicht erinnern, was letztes Mal geschehen ist. Alles was ich über den Vorfall in Haven weiß, haben mir andere erzählt. Meine Erinnerungen enden damit, dass Anders und ich am Konklave im Tempel ankommen und beginnen dann wieder mit meinem Erwachen in den Verliesen von Haven“, ich gehe einige Schritte nach vorne. „Also gut. Egal was in Haven geschehen ist, wir sind hier wohl kaum sicher. Dieser riesige Dämon vom Platz war auf der anderen Seite des Risses, den Erimond benutzt hat. Und er war vermutlich nicht alleine“, Garret sieht sich nach einer Möglichkeit um, auf den Boden zu kommen. „In unserer Welt war der Riss, durch den die Dämonen kamen, ganz in der Nähe. In der Haupthalle. Können wir auf diesem Wege entkommen?“, will Stroud wissen. „Es klingt, als wäre das unsere beste Option. Dort“, ich kann die Anwesenheit des Risses spüren, „lasst uns gehen.“ Wir machen uns auf dem Weg, um dem Nichts zu entkommen. Cassandra und Bulle streiten sich leise irgendwo weiter hinter mir. Ich glaube, es geht um Schwachstellen oder so ähnlich. Aber es ist mir auch ehrlich gesagt ziemlich egal. Wir wandern durch das Nichts und kommen so schließlich zu einer Treppe, welche nach oben führt. Gemeinsam erklimmen wir die Stufen. Diese führen zu einer Art Plattform, wo eine Person steht. Perplex trete ich langsam auf diese zu. Es handelt sich um eine alte Frau in einem weiß-rot-goldenem Gewand mit einer farblich passenden Haube. Eine Frau, die für ganz Thedas von Bedeutung war. Die anderen scheinen nicht minder überrascht zu sein. „Beim Erbauer, kann das wirklich sein?“, Stroud kommt vorsichtig näher. „Ich grüße Euch, Wächter. Und auch Euch, Champion“, kommt es von der Fremden. „Göttliche Justinia? Eure Heiligkeit?“, Cassandra kann es augenscheinlich genau so wenig fassen wie wir anderen. „Cassandra“, erwidert die Göttliche. „Cassandra, Ihr kanntet die Göttliche. Ist das wirklich sie?“, ich werfe der Sucherin einen kurzen Blick zu. „Ich... ich weiß es nicht. Es heißt, die Seelen der Toten würden das Nichts durchqueren und manchmal dort verweilen, aber... wir wissen, dass die Geister lügen. Seit auf der Hut, Inquisitor“, warnt diese mich. „Ich fürchte, die Göttliche ist wirklich tot, Leyla. Wir sehen uns hier einem Geist gegenüber... oder einem Dämon“, seufzt Stroud schwer. „Ihr haltet es für unmöglich, dass ich überlebt habe. Und doch, seit ihr selbst hier im Nichts und am Leben. Tatsache ist, dass der Nachweis meiner Existenz auf jeden Fall mehr Zeit erfordern würde, als wir haben“, erklärt Justinia. Hawke ist skeptisch: „Aber Ihr versteht doch sicherlich unsere Bedenken und könnt uns erklären, was Ihr seit?“ „Ich bin hier, um euch zu helfen. Ihr erinnert Euch nicht an das, was im Tempel der Heiligen Asche geschehen ist, Inquisitor“, wendet sich ihre Heiligkeit mir zu. „Nein, tue ich nicht“, bestätige ich ihre Aussage. „Die Erinnerungen, die Ihr verloren habt, wurden von dem Dämon geraubt, der Corypheus dient. Er ist der Albtraum, den man vergisst, sobald man erwacht. Er nährt sich von Erinnerungen voller Angst und Finsternis und labt sich an dem Grauen. Dieser falsche Ruf, der die Wächter so sehr in Angst versetzt und zu solch gewaltigen Fehlern getrieben hat? Er ist sein Werk“, erklärt diese uns. Verärgerung steht in Strouds Zügen: „Ich würde liebend gerne Rache nehmen für das Unrecht, das meinen Brüdern und Schwestern widerfahren ist!“ „Ihr werdet Eure Chance bekommen, tapferer Wächter. Dieses Reich der Finsternis ist sein Hort“, versichert ihm das Oberhaupt der Kirche. „Könnt Ihr uns helfen, das Nichts wieder zu verlassen?“, frage ich sie ruhig. „Aus diesem Grund bin ich zu euch gekommen. Als Ihr damals in Haven das Nichts betreten habt, hat der Dämonen einen Teil von Euch geraubt. Bevor Ihr irgendetwas anders tut, müsst Ihr es wiedererlangen. Dies sind Eure Erinnerungen, Inquisitor“, dabei deutet sie auf einige auftauchende Schemen. Wir greifen diese ohne zu zögern in unserer, bei dieser Schlacht bewährten, Formation an. Die Schemen hinterlassen kleine, grüne Lichtkugeln, welche in der Luft schweben. Zögerlich gehe ich auf diese zu und halte jeweils meine Hand mit dem Mal darüber. Das Licht wird vom Mal angezogen, verschwindet darin. Als ich alle Kugeln eingesammelt habe, erscheinen Bilder vor uns: Die Göttliche wird von mehreren Wächtermagiern mithilfe eines Zaubers gefangengehalten. Dann erscheint Corypheus mit der Kugel der Elfenmagie in der Hand: „Dies ist die Stunde unseres Sieges.“ „Warum tut Ihr das?“, fragt die Göttliche, „ausgerechnet Ihr?“ Er tritt zielstrebig auf sie zu: „Bringt das Opfer zum schweigen!“ Die Kugel beginnt aufzuleuchten und scheint etwas aus dem Körper der Göttlichen zu ziehen. „Hilfe, jemand muss mir helfen!“, ruft diese. Die Türflügel werden aufgestoßen und ich selbst betrete den Raum: „Was geht hier vor?“ Beide Parteien wenden sich mir zu. Dann schlägt die Göttliche ruckartig Corypheus die Kugel aus der Hand. Diese rollt in meine Richtung. Gerade als ich mich beuge und besagte an mich nehmen will, beginnt das grünliche Mal, welches sich seit einigen Tagen auf meiner linken Hand zeigt, zu leuchten. Es wird immer heller. Ich verziehe das Gesicht vor Schmerz. Dann erstrahlt alles im grünen Licht. Die Bilder verschwinden und wir befinden uns wieder in der Gegenwart. „Dein Mal! Was hat das alles zu bedeuten? Es muss in einer Verbindung mit der Kugel stehen, die Corypheus bei seinem Ritual verwendet hat“, Stroud sieht mich überrascht an. „Corypheus wollte mithilfe des Ankers den Schleier zerreißen, das Nichts betreten und die Tore der schwarzen Stadt aufstoßen. Aber nicht für die Alten Götter, sondern für sich selbst. Als jedoch damals Eure Mutter seinen Plan zum ersten Mal durchkreuzt hat, suchte sich die Magie einen würdigen Träger, Euch. Die Kugel samt ihrer Macht in Haven hat dafür gesorgt, dass der Anker seine ursprünglichen Kräfte freisetzt. Doch das wisst Ihr zum Teil bereits, nicht wahr?“, Justinia sieht mich ruhig an. „Aber was war das ursprünglich? Ein Unfall? Ein zufälliger Querschläger in der Hitze des Gefechts? War es das, was damals mir zufälligerweise diese Macht verliehen hat?“, frage ich etwas ungehalten. Zuerst nannte man mich den Herold Andrastes. Doch je mehr ich über den Anker erfahre, desto mehr beginne ich zu verstehen, dass das alles nur ein unglücklicher Zufall gewesen sein muss. „Und wenn dem so wäre?“, entgegnet ihre Heiligkeit ruhig. „Dann waren weder der Erbauer noch Andraste in irgendeiner Weise an all dem hier beteiligt und diese Prophezeiung, die damals meinem Vater gemacht wurde nichts weiter als Unsinn!“, fahre ich hoch. „Wenn Ihr an den Erbauer glaubt, dann glaubt Ihr auch, dass er diese Welt und alles in ihr erschaffen hat. Einschließlich des Eingreifens Eurer Mutter. Und wenn Ihr nicht an den Erbauer glaubt, hat sich auch nichts verändert. Doch die Prophezeiung, die damals Eurem Vater gemacht wurde, hat sich doch erfüllt, nicht wahr?“, schafft sie meine Vorwürfe ruhig aus der Welt. „Ihr könnt erst dann aus dem Hort des Albtraumes entkommen, wenn Ihr alles zurückerlangt habt, was er Euch genommen hat. Ihr habt einen Teil Eurer selbst zurückgewonnen, aber er weiß jetzt, dass Ihr hier seit. Ihr müsst Euch beeilen! Ich werde Euch den Weg bereiten“, mit diesen Worten verschwindet die Göttliche. Mein alter Freund Hawke strengt sich an, seinen Blick abseits der Gruppe zu richten. „Habt Ihr etwas auf dem Herzen, Hawke?“, verlangt Stroud von ihm zu erfahren. „Es waren Graue Wächter, die die Göttliche in dieser Vision festgehalten haben. Ihre Taten haben dazu geführt, dass die Göttliche jetzt tot ist“, Garret wendet sich Stroud zu. „Ich bin davon ausgegangen, dass er ihren Verstand beherrscht hat. Ihr selbst habt schon gesehen, wie er das getan hat!“, versucht der Wächter ihn zu beschwichtigen, „nun kommt. Wir können uns streiten, wenn wir von diesem finsteren Ort entkommen sind.“ „Worauf Ihr Euch verlassen könnt“, verspricht dieser ihm. Dann ziehen wir weiter. Als wir das nächste Mal auf die Göttliche treffen, sind auch dort wieder Schemen. Rasch schlagen wir auch diese zurück. Nachdem ich auch hier alle Kugeln, welche meine Erinnerungen enthalten, eingesammelt habe, erscheint wieder eine Vision vor uns: Dieses Mal klettere ich eine Art Turm hinauf. Mehrere Dämonen in Spinnenform verfolgen mich. Es muss sich hierbei um die Bresche handeln. Am Ende, oben auf dem Turm, erblicke ich die Göttliche, welche mir eine Hand hinhält. „Die Dämonen!“, warnt sie mich. Dann befinde ich mich ebenfalls auf der Spitze des Turmes, wo sich ganz in der Nähe ein Riss befindet. „Lauft weiter!“, rufe ich der Göttlichen zu. Schon fast habe ich den Riss erreicht, als ich hinter mir einen Schrei höre: „Argh!“ Ich wirble zu Justinia herum, ergreife ihre Hand. Das Kreischen der Dämonen erklingt. „Geht!“, verlangt ihre Heiligkeit von mir. Eine Macht reißt sie fort nach hinten, die Dämonen klettern weiter den Turm herauf. Einen Moment sehe ich ihr nach, bevor ich mich umdrehe und im Riss verschwinde. Nachdenklich schüttle ich den Kopf, als die Vision vorbei ist: „Ihr wart es!“ Die Göttliche, welche etwas entfernt von uns steht, wendet sich mir zu. „Alle dachten, Andraste habe mich aus dem Nichts gesandt. Dabei war es die Göttliche und dann seit... dann starb sie“, ich trete auf das Oberhaupt der Kirche zu. Sie zögert einen Augenblick, doch dann bestätigt sie meine Aussage: „Ja.“ „Dann ist diese Kreatur lediglich ein Geist“, stellt Stroud fest. „Ich denke, dass war uns allen bewusst, Wächter“, merkt Hawke an. „Ich bedaure, euch zu enttäuschen“, erwidert die Göttliche. Bei ihren Worten entspannen sich Hawkes verhärtete Züge etwas. Helles Licht hüllt die Göttliche ein. Als wir wieder hinsehen, erblicken wir eine Gestalt aus strahlendem Licht mit einer Haube, nicht größer als ein Kind. „Seit Ihr sie? Seit Ihr statt zu sterben geblieben, um mir zu helfen?“, frage ich die Gestalt. „Wenn das die Geschichte ist, die Ihr erzählen wollt, hättet Ihr es schlechter treffen können“, entgegnet diese. „Eines wissen wir aber mit Sicherheit: Die sterbliche Göttliche ist im Tempel umgekommen und zwar dank der Grauen Wächter!“, wettert mein alter Freund wieder los. „Wie ich bereits sagte, standen die Grauen Wächter, die dieses Verbrechen zu verantworten haben, unter Corypheus Kontrolle. Wir können das aber gerne weiter diskutieren, wenn wir wieder in Adamant sind“, rechtfertigt Stroud sich für seine Ordensgeschwister. Doch Hawke scheint an einer Vertagung der Diskussion nicht interessiert zu sein: „Ja, Adamant! Wo sich die Inquisition einer von Wächtern beschworenen Dämonenarmee gegenüber sieht!“ „Ihr wagt es, uns zu verurteilen! IHR habt Kirkwall ins Chaos gestürzt und den Magieraufstand losgetreten!“, wirft der Wächter diesem vor. „Um unschuldige Magier zu beschützen! Keine Wahnsinnigen, berauscht von Blutmagie! Selbst ohne Corypheus Einfluss gehen die Wächter zu weit! Sie müssen aufgehalten werden!“, hält der Champion dagegen. Auch Cassandra mischt sich nun mit ein: „Die Wächter stellen ein Risiko dar. Schickt sie fort, bevor sie noch mehr Schaden anrichten.“ Dorian hingegen schlägt sich klar auf Strouds Seite: „Sie könnten noch immer nützlich sein. Was, wenn Corypheus eine weitere Verderbnis heraufbeschwört? Man kann nie wissen.“ Zwar kann ich die Argumentationen beider Gruppierungen nachvollziehen und verstehen, aber jetzt habe ich weder das Interesse noch die Kraft – in Anbetracht der Tatsache, dass wir schleunigst von hier fort sollten – mich einer solchen Diskussion zu stellen: „Beim Erbauer: SCHLUSS DAMIT! Die Wächter sind unverzichtbar, ja, aber sie sind zu weit gegangen! Jetzt haben wir aber gerade akut andere Probleme!“ „Leyla...“, setzt Stroud an, doch jäh wird er von dem Kreischen einiger, sich uns näher kommenden Dämonen unterbrochen. „Der Albtraum hat uns gefunden!“, damit verschwindet die Göttliche und wir sehen uns erneut einigen Dämonen gegenüber, die es zu bekämpfen gilt. Stroud und Hawke tauschen einen ernsten Blick, ehe sie sich zu nicken und sich hinter mich stellen: „Formiert euch!“, ruft Stroud. „Ich bin da!“, erwidert Hawke. Dann geht es auf ins nächste Gefecht. Schnell und präzise – genau so, wie wir es schon vorhin getan haben beseitigen wir diese rasch. Im Anschluss folgen wir der Göttlichen tiefer ins Innere des Horts. Ich gebe ja zu, dass ich mit einigem gerechnet habe, aber nicht mit dem, was uns dann erwartet. Wir nähern uns immer weiter dem Zentrum des Hortes, als eine plötzliche Stille hereinbricht. Irritiert davon, dass das Kreischen der Dämonen in der Ferne verstummt ist, bleibe ich stehen und blicke mich um: Erst jetzt bemerke ich die Banner der Wächter an den Felswänden, oder aber die Feuerstellen, welche ich aus Weisshaupt kenne. „Mein geliebtes, kleines Mädchen“, eine tiefe Stimme ertönt, eine Stimme, die ich seit Jahren nicht mehr gehört habe. Als ich zu der Mitte des kleinen Platzes blicke, an dem wir uns befinden, sehe ich Duncan in seiner Wächterrüstung, welcher mit entschlossen Schritten und einem sanftem Lächeln auf mich zutritt. In seinen Augen liegt der warme Ausdruck von früher, wenn er mich für etwas gelobt hat. Schmerzhaft zieht sich mein Herz bei seinem Anblick zusammen. „Wie stark du geworden bist“, Duncan hat uns fast erreicht, als er gut drei oder vier Schritte von mir entfernt stehen bleibt. „Vorsicht! Das könnte ein Dämon sein“, Stroud umfasst meinen rechten Oberarm. Ich höre seine Warnung. Und doch will ich nicht glauben, dass er Recht behalten könnte. „Leyla, Dämonen zeigen uns die Dinge, mit denen sie uns in Versuchung führen können!“, Hawke stellt sich vor mich, versperrt mir die Sicht auf meinen Ziehvater. Einen Moment lang blicke ich ihm in die Augen. „Ich weiß“, flüstere ich leise, „keine Sorge. Es gibt Dinge, die mir sehr viel bedeuten und die ich, für nichts auf der Welt, einfach aufgeben würde.“ Langsam gehe ich an meinem alten Freund vorbei auf Duncan zu. Dieser lächelt noch immer, tut so, als ob Stroud und Hawke nie versucht hätten, mich zu warnen. Unmittelbar vor meinem Ziehvater komme ich zum stehen. Er lächelt mich nach wie vor an, dann schließt er mich in die Arme: „Ich bin stolz auf dich, meine Kleine. Unfassbar stolz.“ Aus meinem rechten Ärmel rutscht ein Dolch, den ich fest umfasse. Ich hebe ihn hoch, richte ihn auf seinen Nacken. „Das weiß ich“, mit diesen Worten steche ich zu. „Gut gemacht“, flüstert Duncan bevor er sich auflöst und verschwindet. Eine einzelne Träne rinnt über meine Wange und fällt zu Boden. Das Wesen, die Kreatur in der Gestalt meines Ziehvater, ich bin fest davon überzeugt, dass er es wirklich war. Er und kein Dämon des Nichts, der mich in Versuchung führen wollte. Doch diese Antwort wird er mir wohl auf ewig schuldig bleiben. Cassandra bricht das Schweigen, welches nach Duncans Verschwinden vorherrscht: „Wer war dieser Mann?“ „Der einstige Kommandant der Grauen Wächter von Ferelden: Duncan. Er war der Mann, der Leyla anstelle ihrer Eltern aufgezogen und wie sein eigenes Kind geliebt hat“, antwortet ihr Stroud. Jemand nähert sich mir von hinten und legt mir eine Hand auf den Rücken. „Wir sollten weiter gehen. Ich möchte nicht länger als nötig an diesem Ort verweilen“, beschließt Dorian. Ich nicke und wir machen uns wieder auf den Weg. „Denkt Ihr, Ihr könntet mich bekämpfen? Ich bin die Verkörperung all Eurer Ängste! Ich bin die verschleierte Hand von Corypheus persönlich! Diese Dämonenarmee, die Ihr fürchtet? Ich befehlige sie! Und sie alle sind durch mich gebunden“, eine Stimme, vermutlich die des Albtraum selbst erschallt. „Ah! Wenn wir also Euch verbannen, verbannen wir auch die Dämonen? Vielen Dank Verkörperung all unserer Ängste“, erklingt die Stimmte der Göttlichen. Diesem scheint das eher weniger zu gefallen. Die Göttliche öffnet für uns die Barrieren, die der Albtraum erschaffen hat, um uns an der Flucht zu hindern. „Ihr müsst durch den Riss gehen, Inquisitor! Geht durch ihn hindurch und schlagt ihn mit aller Kraft hinter Euch zu!“, erklärt mir Justinia, „das wird die Dämonenarmee vertreiben und diese Albtraumkreatur in den hintersten Winkel des Nichts verbannen!“ Endlich kommt der Riss in Sichtweite. „Der Riss! Wir sind fast da!“, ruft Stroud, als er diesen erblickt. „Noch sind wir nicht da. Bleibt wachsam!“, appelliert Cassandra. Dann betreten wir den Hort des Albtraumes. Dieser stellt sich als eine abscheuliche Kreatur heraus, die zur Unterstützung eine gewaltige Monsterspinne hat. Unsicher betrachte ich unsere Gegner, an denen wir vorbei kommen müssen, um in die stoffliche Welt zurückzukehren. Meinen Begleitern scheint es ähnlich zu ergehen. „Und bitte sagt Leliana: Verzeiht, auch ich lies Euch im Stich“, mit diesen, wohl letzten Worten schwebt die Göttliche an uns vorbei, entfaltet all ihre Kraft und greift den Albtraum und seinen Helfershelfer an. Gleißendes, weißes Licht hüllt alles ein. Dann ist die Göttlich verschwunden und wir sehen uns dem Albtraum gegenüber. „Ich labe mich an Eurer Angst!“, ruft dieser aus. Immer und immer wieder erschafft er Illusionen vor Stroud oder Hawke, welche diese vom Kämpfen abhält. Ich will nicht wissen, was genau die beiden sehen. Und ich glaube, dass ist besser so. „Euer Tod wird qualvoll sein“, droht uns der Dämon. Hawke und Dorian geben bestmöglich Rückendeckung, während Stroud, Cassandra, Bulle und ich unseren Feind frontal attackieren. Erschwerend kommen dazu die ganzen kleinen Dämonen in Spinnenform, welche uns angreifen. Doch diese stellen für uns das kleinere Übel dar. Der Kampf ist hart und verlangt uns einiges ab, aber wir gehen schlussendlich als Sieger aus diesem hervor. Mit einem letzten, alles entscheidenden Hieb gibt der eiserne Bulle dem Albtraum den Rest. Der Weg zum Riss ist frei. Cassandra, Dorian und Bulle rennen auf ihn zu, verschwinden durch ihn zurück in die wirkliche Welt. Ich laufe ihnen nach, um es ihnen gleich zu tuen, Stroud und Hawke direkt hinter mir. Das bedrohliche Geräusch, welches die Monsterspinne von sich gibt, als sie aus ihrem Loch herausgekrochen kommt, um sich an uns zu rächen, bemerke ich nicht. Ich drehe mich um und winke die beiden Männer zu mir, doch diese starren nur mit einem erschrockenem Gesichtsausdruck auf einen Punkt hinter mir. Ich wirble herum und entdecke nun auch die Spinne. Diese positioniert sich zwischen uns und dem Riss, versperrt uns den Weg. „Der Weg ist versperrt“, ruft Stroud. „Geht! Ich erledige das!“, verlangt Garret. „Nein! Ihr hattet Recht. Das hier waren die Grauen Wächter. Ein Wächter muss...“, widerspricht ihm Stroud, als er diesen unterbricht: „Ein Wächter muss sie wieder aufbauen! Ihr müsst es tuen. Corypheus gehört mir!“ Ich weiß, die beiden überlassen mir die endgültige Entscheidung. Ich weiß, sie werden sie beide akzeptieren. Niemals käme es für mich in Frage, dass Garret – der mir seit einigen Jahren ein guter Freund ist – diese Aufgabe übernimmt. Doch das bedeutet im Umkehrschluss, dass Stroud derjenige ist, der hierbleibt. Derjenige, der stirbt, um die anderen beiden zu beschützen. Mein Mund bewegt sich schneller, als ich denken kann: „Stroud!“ „Es war mir eine Ehre, Leyla!“, einen Moment sieht er mir fest in die Augen. Dann wirbelt er herum, zieht sein Schwert und attackiert die Spinne: „FÜR DIE WÄCHTER!“ Garret und ich rennen auf den Riss zu. Mein alter Freund verschwindet durch diesen hindurch, als ich mich noch einmal zu Stroud umdrehe. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Den, in diesem Moment, senkt die Spinne ihr Maul auf ihn herab um ihn zu töten. Ich schließe die Augen, dann drehe ich mich um und verlasse durch den Riss das Nichts. Unsere Soldaten wenden sich mir überrascht zu, als ich aus dem Nichts geschritten komme. Entschlossen hebe ich meine linke Hand. Mein Mal leuchtet und mit einem kleinen Knall verschließt sich der Riss. Die Dämonen sterben mit einem letzten, grauenvollem Brüllen. Einige unserer Männer haut es von den Füßen. Jubel bricht um mich herum aus. Sie wissen, die Schlacht ist vorüber. Wir haben gesiegt. Ich stelle mich auf eine kleine Erhöhung in der Haupthalle. Garret tritt auf mich zu: „Sie hatte Recht. Ohne die Kontrolle durch den Albtraum sind die Wächtermagier frei und Corypheus verliert seine Dämonenarmee. Soweit es sie betrifft, hat allerdings der Inquisitor den Bann dank der Gnade des Erbauers gebrochen.“ „Sie brauchen etwas, woran sie glauben können“, erwidere ich ruhig. „Ja, das tuen sie“, stimmt mir Hawke zu. „Inquisitor! Der Erzdämon ist in dem Moment weggeflogen, in dem Ihr verschwunden seit. Der Venatori-Magister ist bewusstlos, aber am Leben. Cullen dachte, Ihr möchtet Euch vielleicht selbst mit ihm befassen. Die überlebenden Wächter sind in Gewahrsam“, bringt mich einer unserer Männer auf den aktuellen Stand. Einer der Wächter tritt vor: „Ja, der klägliche Rest von uns. Wir ergeben uns Euch bedingungslos. Wo ist Stroud?“ Garret senkt bei den letzten Worten den Blick. „Wächter Stroud gab sein Leben im Kampf gegen einen Diener der Verderbnis. Wir werden sein Opfer ehren und nie vergessen, dass er den Idealen der Grauen Wächter treugeblieben ist. Selbst als Corypheus und seine Diener versuchten euch alle von innen heraus zu vernichten“, mit meinen Gestiken unterstreiche ich meine Worte. „Inquisitor, kein ranghoher Wächter ist noch am Leben. Was machen wir jetzt?“, fragt mich der Wächter. Einen Moment überdenke ich die Situation. Ich kenne den Orden. Ich weiß, dass sie es gut meinten, auch wenn sie die falschen Wege einschlugen. Sie sind zu weit gegangen und doch... doch möchte ich ihnen eine zweite Chance geben. Die haben sie sich verdient. „Ihr bleibt und tut alles was ihr könnt, um zu helfen. Stroud starb für die Ideale der Wächter: Siegreich im Krieg. Und noch sind wir im Krieg. Denkt Ihr, die Wächter können uns immer noch helfen“, beschließe ich. „Ja, Euer Gnaden“, antwortet mir der Wächter. „Ihr seit weiterhin durch Corypheus und vielleicht auch seine Venatori manipulierbar, aber es gibt reichlich Dämonen zu erschlagen“, erkläre ich diesem. „Nach alldem wollt Ihr ihnen wirklich noch eine Chance geben?“, Cassandra zweifelt. „Und während sie das tuen, berichte ich den Wächtern in Weisshaupt was geschehen ist. Sie müssen gewarnt werden!“, antwortet mir Hawke. Ich nicke zustimmend. „Habt Dank, Euer Gnaden. Wir werden Euch nicht enttäuschen“, versichert mir der Wächter, bevor er sich gemeinsam mit einem unserer Soldaten zurückzieht. „Viel Glück, Leyla. Es war mir eine Ehre. Und, pass mir gut auf Varric auf“, bittet mich Garret. Dann wendet auch er sich ab und geht seiner Wege. „Alles bereit machen zum Rückzug! Wir kehren zur Himmelsfeste zurück!“ befehle ich den Soldaten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)