Berufliche Entwicklungen von _Delacroix_ ================================================================================ Der Weg zu der großen, steinernen Villa, die ausländischen Diplomaten als Gästehaus diente, war hell erleuchtet. Glitzerfeen funkelten im Schein der schwebenden Kerzen. An jedem anderen Tag hätte sie es wunderschön gefunden, doch heute hatte sie keinen Blick dafür. Hermione Granger, amtierende Zaubereiministerin, war sauer. Richtig sauer. Schuld daran war nicht etwa der französische Botschafter, der sie schon seit zwei Tagen mit abstrusen Sonderwünschen überschüttete, sondern einzig und allein ihr Ehemann.   Hermione knirschte mit den Zähnen, während sie an sein bemüht trauriges Gesicht dachte. „Ach, das war heute?“, hatte er gefragt, fast so als hätte er nicht gesehen, wie sie die ganze letzte Woche daran gearbeitet hatte, dass dieser eine Abend perfekt wurde. Und sie brauchte einen perfekten Abend. Großbritannien brauchte ihn. Seit dem Krieg mit Voldemort hatten die Franzosen sie stets mit Argwohn betrachtet, hatten sich zurückgehalten und ihre Kontakte zu den Deutschen weiter ausgebaut. Wenn Großbritannien sich nicht in kurzer Zeit einer Allianz gegenüber sehen wollte, musste es aktiv werden. Musste sie aktiv werden. Das alles hatte sie in den vergangenen Monaten wieder und wieder erzählt. Ihren Beratern, deren Beratern, der Presse und natürlich auch Ron. Nur der hatte ihr offensichtlich nicht zugehört. Weder als sie sich in bunten Farben ausgemalt hatte, was eine Allianz zwischen Frankreich und Deutschland für den hiesigen Kesselmarkt bedeuten würde, noch als sie ihn gebeten hatte, sie heute Abend zu begleiten. Die wirtschaftliche Zukunft des halben Landes stand auf dem Spiel und er -   „Gran- Hermione“, erklang es hinter ihr und riss sie für einen Moment aus ihren düsteren Gedanken. Sie kannte diese Stimme, sie kannte sie sogar recht gut. Unwillkürlich lief sie etwas langsamer und ließ zu, dass er zu ihr aufschloss. Seit der ganzen Misere mit ihrem Neffen hatten sie sich selten gesehen, doch wenn, dann war es immer recht aufschlussreich gewesen. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Draco“, begrüßte sie ihren ehemaligen Erzfeind und erntete ein knappes Nicken von ihm. Im Schein der Kerzen leuchtete sein Haar fast weiß und zog die Glitzerfeen an, was er tapfer zu ignorieren versuchte. „Hast du Potter nicht mitgebracht?“, wollte er wissen, während ein rosafarbenes Licht um ihn herumschwirrte, als wäre er der Mittelpunkt der Welt. Hermione schüttelte den Kopf. „Harry mag keine politischen Treffen“, klärte sie ihn auf. Draco zog die Augenbrauen zusammen. „Aber... Ist er nicht der Kopf der magischen Strafverfolgung?“ Sie nickte, bemüht nicht dem zweiten, hellblauen Licht nachzusehen, das sich spontan dem Rosafarbenen anschloss. Wenn sie ehrlich war, fand sie es auch etwas absurd, dass Harry sich hatte überreden lassen, einen Posten zu übernehmen, der eigentlich mehr politisch motiviert war, als praktisch. Vor allem weil ihm schon immer nur an der Praxis gelegen gewesen war.   Draco hob die Hand um damit beiläufig nach einer der Glitzerfeen zu schlagen. „Ich nehme an, Ron ist auch unpässlich?“   Hätte sie es nicht besser gewusst, sie hätte geschworen, er wollte sie ärgern, aber nein, diese Zeiten waren vorbei. Er wusste es einfach nicht. Er konnte es nicht wissen.   Vielleicht war es ihr Blick, vielleicht auch ihr Schweigen, doch Draco nickte langsam. „Verstehe“, murmelte er, wie er es früher gelegentlich im Zaubertrankunterricht getan hatte, wenn er komplett in Snapes Anweisungen versunken war. Hermione schüttelte den Kopf. „Du hast keine Ahnung“, verbesserte sie ihn und brachte ihn so dazu ein zweites Mal die Stirn in Falten zu legen. Graue Augen musterten sie abschätzig. „Nun, dann klär mich auf“, forderte er.   Einen Moment lang war Hermione still. Ron, das wusste sie, würde es nicht gut heißen, wenn sie Draco Malfoy von der Sache erzählte. Er mochte ihn nicht, hatte ihn nie gemocht und er war hundert prozentig der Ansicht, dass das Frettchen nichts in ihrem Privatleben zu suchen hatte. Und eigentlich hatte er damit auch recht. Nur hatte Draco sie gefragt und sie war nach wie vor sehr wütend.   Hermione raffte ihre Robe um die Stufen zur Eingangstür hinaufsteigen zu können, ohne dass das teure Kleidungsstück Schaden nahm. „Es ist so“, erklärte sie zwischen der dritten und der vierten Stufe, „Ronald ist an einer ganz großen Sache dran. Sie ist gigantisch, wenn du es so willst und deshalb hat er leider keine Zeit mich zu begleiten.“ Draco erlaubte sich einen skeptischen Blick. „Ronald ist an etwas dran?“, echote er und klang ein bisschen als hätte sie erzählt, sie wolle morgen mit Celestina Warbeck um die Wette trällern, „Und die Sache ist wichtiger als die wirtschaftliche Zukunft Englands?“ „Nicht wichtiger“, korrigierte Hermione, „gigantischer.“ Sie rollte mit den Augen. „Ronald erfindet nämlich gerade seine erste, eigene Furzpille.“ Draco starrte sie groß an. „Bitte was?!“ „Du hast mich schon verstanden. Er erfindet eine Furzpille und hat deshalb keine Zeit sich mit solchem Kleinkram wie dem französischen Botschafter oder der Wirtschaft unseres Landes zu befassen.“ Sie presste die Kiefer aufeinander, während sie auf Malfoys Lachen wartete. Und tatsächlich zuckten seine Mundwinkel gefährlich. Sie konnte es ihm nicht einmal übel nehmen. Hätte er ihr erzählt, dass seine Begleitung ihn wegen einem Scherzartikel versetzte, sie hätte es wohl auch lustig gefunden. Zumindest ein kleines bisschen.   Bei Malfoy aber war es wohl ein etwas größeres bisschen. Sie konnte ihn mit sich ringen sehen. „Du weißt, du kannst ruhig lachen“, lenkte Hermione ein, „Ich weiß, dass das Ganze ziemlich dämlich ist.“ Er erlaubte sich ein arrogantes Grinsen. „Ist es“, stimmte er ihr zu, „vor allem, das Ronald eine Furzpille deiner Gesellschaft vorzieht, aber zum Glück weiß ich was da hilft.“ Hermione legte den Kopf schief. „Will ich wissen, worauf deine Erfahrung auf dem Gebiet beruht?“, stichelte sie probeweise. Das Grinsen auf Dracos Zügen vertiefte sich. „Ich fürchte das ist ein Slytheringeheimnis, aber vielleicht kann ja ein Glas Elfenwein meine Zunge etwas lösen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)