Die 5 Idioten und ich von Misses-Law ================================================================================ Kapitel 1: Die chaotischen 5 ---------------------------- Jetzt kommen erstmal ein paar Informationen zu meiner Person. Ich bin ein 17 jähriges etwas jungenhaften aussehendes Mädchen, welches gerade dabei ist das Abitur zu meistern. Ich habe kurze dunkelbraune Haare und gleich farbige braune Augen. Mehr gibt es eigentlich nicht zu erzählen. Außer, dass ich die meiste freie Zeit damit verbringe, mein Otaku-dasein zu genießen und mich dem voll und ganz hingeben. Und noch etwas… „Hey Alex, kannst du endlich mal Frühstück machen!!? Wir sind am verhungern“, schrie ein Junge aus der Küche. Ich lebe auf Grund meines mäßigen Reichtums mit fünf Jungs zusammen. Auch wenn sie den Titel ‚die fünf Idioten‘ eher verdient hätten, die auch noch dazu allesamt faule Säcke und zu nichts zu gebrauchen sind. Ich frage mich wirklich, wie sie es bisher ohne mich auch nur eine Woche überleben konnten. Es hat alles vor einer Woche angefangen, als ich auf der Suche nach einer Wohnung war, da meine Schule an einem anderen Ort war, wo ich bisher gewohnt hatte. Sie war ebenfalls zu weit weg, um dorthin jeden Tag hinzufahren und wieder zurück und da es kein Internat war, blieb als einzig logische Entscheidung umziehen übrig. Auch wenn es mir schwer fiel, ich musste auch an meine Zukunft denken. Derzeitig lebte ich in einem Hotel, doch ich sah mich jeden Tag irgendwo auf den Straßen um, ob nicht doch noch irgendwo eine Wohnung zur Miete frei war, die man schnell beziehen konnte, denn ich hatte nur noch drei Wochen Zeit, bevor die Ferien vorbei waren. Da ich aber gerade nur mein Abitur mache und ein Job als Kellnerin in einem kleinen Café nicht die herausragende Einnahmequelle ist und so viele Mieter zweifeln lässt und mich letztendlich abweisen. So lief ich an einem Freitag etwas gefrustet durch eine kleine Einkaufsstraße und sah auf einen grauen Pfosten ein Plakat, mit der Aufschrift ‚Wir suchen ein sechstes Mitglied für unsere WG!!‘ hängen. Mein Interesse wurde geweckt und ich las mir die weiteren Informationen durch. ‚Wir suchen ein sechstes Mitglied für unsere WG!! Wenn du interessiert bist, dann schau direkt an unsere Haustür vorbei. Zu mindestens wenn du folgende Kriterien erfüllst. Unsere WG besteht hauptsächlich aus Otakus oder Zockern, also solltest du auch schon eins von beide oder beides sein  Uns ist egal, wie du an die 500€ kommst, es ist nur wichtig, dass sie gegen Ende des Monats immer wieder da sind!‘ Schnell riss ich das Plakat von dem Pfosten und presste es fest an meine Brust. Es klang sehr interessant und genau nach meinem Geschmack. Otakus und Zocker. Endlich unter Gleichgesinnten, ging mir durch den Kopf. Als ich fröhlich versuchte die angegebene Adresse zu finden. Durch ein wenig Hilfe von vorbeilaufenden Passanten hatte ich den Wohnblock endlich gefunden. Er war riesig und war nach moderner Architektur gebaut worden. Die hellgraue Fassade und mit den vielen Fenstern wirkte es sehr ansprechend, sowie der Eingang und das Foyer, in das ich eben eintrat. Alles war schlicht in Weiß gehalten, doch frischten die verschiedenen und vielen grüne Pflanzen den Raum wieder etwas auf und ließen ein schönes Bild entstehen. Ich ging geradewegs zum Fahrstuhl und betätigte den Knopf. Direkt kam der Fahrstuhl langsam runter in das Foyer gefahren und die Türen öffneten sich. Ich lief hinein, während ich nochmal auf das Plakat sah, um mich zu vergewissern in welches Stockwerk ich denn nun musste. Ich drückte den Knopf für den 6. Stock, die Tür schloss sich und ich wurde langsam nach oben getragen. Nach der kurzen Fahrt stieg ich wieder aus dem Fahrstuhl und suchte die Wohnungsnummer. „65…65… Wo ist denn die 65?“ murmelte ich leise vor mich hin. „Ach, da ist sie ja.“ Ich sah die Wohnungsnummer vor mir und betätigte die Klingel mit einem breiten Grinsen. Zum Einen um einen guten ersten Eindruck zu machen und zum Anderen, weil ich mich extrem freute. Die Tür wurde von einem schludrig, aber trotzdem gutaussehenden jungen Mann geöffnet. Er sah mich mit seinen grünen Augen, die leicht von seinen braunen längeren Haaren bedeckt wurden, verwundert an. Ich schätzte ihn um die 1,90m groß und um die 20 Jahre alt. „Was willst du hier?“ fragte er mich mit einer müden, doch trotz der genervten wirkenden Frage, freundlichen Ton. Seine Stimme war sanft und tief, man hätte einschlafen können, wenn man ihr länger zugehört hätte. Er sah mich fragend an und ich antwortete mit einer stotternden Stimme. „I-Ich bin hier wegen… wegen dem freien Platz in der WG…“ Mit ebenso einer zitternden Hand, zeigte ich ihm das Plakat. „Ach?“ Seine wunderschönen Augen weiteten sich. „Warte mal eben…“ Damit schloss er die Tür und man hörte seine entfernenden Schritte. Seine Stimme erhob sich und er schrie: „JUNGS, hier ist jemand, der sich für den freie Platz interessiert. Und ob ihr wollt oder nicht, jeder bewegt sein Arsch in das Wohnzimmer.“ Ich würde nicht gerne erleben, wie er schreit, wenn er sauer ist. So wie der jetzt schon schreit. Unwohlsein machte sich in meinem Körper breit und ich empfand es nicht mehr als allzu gute Idee hier her gekommen zu sein. Ich dachte darüber nach zu gehen und drehte mich schon langsam um, als die Haustür wieder von dem Braunhaarigen geöffnet wurde. „Wenn du willst, kannst du reinkommen. Keine Angst, wir tuen schon nichts“, lächelte er mich an. Leider machte mir die Aussage noch mehr Angst, als diese zu lindern. Trotzdem ging ich durch die Haustür und fand mich in einen regelrechten Saustall wider. Alles lag herum. Dreckige Wäsche, erkennbares Essen und weitere Sachen, die man nicht genau identifizieren konnte. Ich folgte dem Mann durch das Chaos und wir kamen in einem etwas größeren Raum an. Es schien das Wohnzimmer zu sein. Denn ein schwarzes Ecksofa machte sich links von der Tür breit und ihm stand ein Fernseher gegenüber. Dazwischen war ein kleiner Tisch platziert mit einem kleinen dunklen Hocker daneben. Doch war der Tisch kaum noch zu erkennen, da er von so viel Müll, wie der restliche Raum, zugemüllt war und sich auch keiner die Mühe machte, alles aufzuräumen. Ich begutachtete alles etwas skeptisch und überlegte. Wenn ich das Zimmer wirklich nehmen sollte, dann muss hier aber einiges passieren. Es saßen vier weitere Jungs bzw. junge Männer auf dem Sofa und sahen sie interessiert an. Der Mann, der mich bis hier hin begleitet hatte, lies sich am rechten äußersten Rand auf das Sofa nieder und deutete mir mich ebenfalls zu setzten. Langsam setzte ich mich also auf den Hocker und ließ meine Tasche neben mir hinfallen. Mein Blick richtete sich auf. Hier saß ich nun. Ein einziges Mädchen, schutzlos, gegenüber von fünf jungen Männern, die alle um die fünfzehn bis zwanzig Jahre alt waren. Wie man jedoch erkennen konnte, legten sie auf ihr Äußeres genauso viel Wert, wie auf die Sauberkeit ihrer Wohnung. Sie waren eigentlich alle recht gutaussehend, jedoch hatten sie sich ein paar Tage gehen lassen. Ganz rechts saß der gepflegteste von allen, nämlich der Braunhaarige. Er sah auch so aus, als ob er der Älteste in dieser Runde war. Dann folgte links ein etwas jüngerer Mann. Er hatte blonde, fast schon weiße längere Haare, die sich um sein zierliches Gesicht kräuselten und die feuerroten Augen, die mich interessiert musterten halb verdeckten. Sie schienen schon fast zu brennen, doch funkelten sie wunderschön, wie sie Abendröte. Neben ihm saß ein gelangweilter 18jähriger mit rosa Haaren. Ja, ihr habt richtig gehört. Mein Gegenüber besaß rosafarbene Haare. Seine Haare waren ziemlich auffällig und wurde dies, durch seine dunkle Haut nur noch mehr betont. Sie waren etwas länger und zu einem Zopf nach hinten gebunden, wodurch seine kalten grauen Augen erkennbar waren. Auch sie hatten einen ganz eigenen Glanz, doch wirkten sie auf irgendeine Art verlassen. Der Nächste hingegen lächelte mich breitgrinsend an und seine gelben Zähne kamen zum Vorschein. Er schien der Jüngste und Kleinste in der Runde zu sein, aber auch der Fröhlichste. Seine braunen Augen sahen mich gebannt an und ich konnte nicht anders, als ihm zurück Lächeln. Er wirkte deswegen noch glücklicher und sein Grinsen wurde immer breiter. Der Letzte von den Fünf wirkte irgendwie am interessantesten für mich. Auch wenn er mich nicht direkt ansah, war ich von seinen eiskalten Augen und dem glänzenden schwarzen Haar regelrecht angezogen. Er sah so aus, als ob er nicht im hier und jetzt, sondern irgendwo anders, weit entfernt und in seiner eigenen Welt, leben würde. Er erlebt dort seine eigenen Abenteuer und bekommt gar nicht mit, was hier gerade passiert. Ich musste Lächeln und in genau diesem Moment sah er mich an. Seine blauen Augen durchbohrten mich regelrecht und Nervosität machte sich in jeder einzelnen Zelle meines Körpers breit. Er wirkte nicht sehr glücklich mich hier zu sehen, obwohl sein Gesicht keinerlei Emotion zeigte. Er sah mich stumm an und ich sah das Meer in seinen Augen. Das wundervolle Meer. Ich wäre am liebsten in seine Augen gesprungen um es zu sehen, doch wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Ich heiße Yosch und ich bin 24 Jahre alt, somit auch der Älteste hier“, fing der Rechte sich an vorzustellen. „Mein Name ist Dave und ich bin 20“, machte der Mann neben Yosch mit der Vorstellungsrunde weiter. „Sam.“ Der Pinkhaarige schien ja wirklich gesprächig zu sein. „Ich bin Timo und mit 15 der Jüngste“, grinste er mich mit gelben Zähnen an. Es wird wirklich Zeit, dass jemand mal in dieser WG Ordnung schafft, schoss es mir so durch den Kopf. Nun war der Letzte der Männerrunde dran, doch er schien schon wieder in seiner ganz eigenen Welt zu leben und die anderen ignorierten ihn einfach. „Und dürfen wir auch deinen Namen erfahren?“ fragte Yosch. Ich schreckte zusammen und mein Blick richtete sich nun wieder auf ihn. „Ich heiße Alex und bin 17“, antwortete ich nickend. „Schöner Name“, lächelte er mich an, „also Alex, warum willst du hier wohnen?“ Ich lächelte vorsichtig in die Runde und sah in vier fragende Gesichter. Es war ja eigentlich ein spontaner Besuch gewesen und nicht richtig durchdacht. Ich bin auch nur hierhin gekommen, weil auf den Zettel „Otaku“ stand. Irgendwann wird mich das bestimmt auch nochmal umbringen. „Kannst du auch putzen und sowas?“ fraget der Braunhaarige. Ich sah ihn fragend an. „Ja ich weiß, es stand nicht auf den Zettel, aber du siehst ja wie es hier aussieht. Und wir bekommen das nicht so richtig auf die Kette“, lachte er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. Ich nickte einmal zum Verständnis und als Antwort. „Klar. Sie ist doch ein Mädchen. Warum sollte sie es dann nicht können?“ stellte der Pinkhaarige fest. „Warum kannst du es nicht?“ konterte ich. Mein Gegenüber sah mich verwundert an. Er hatte anscheinend nicht damit gerechnet und sein rechter Nachbar fing leise an zu kichern. Sam hatte sich anscheinend wieder gefangen und setzte zum Gegenangriff über. „Warum sollte ich das können? Ich meine ich bin ein Junge, also…“ Doch er hatte die Rechnung ohne mich gemacht. „Ach, deswegen meinst du, du musst das nicht können? Scheint aber nicht wirklich mit deinen Haaren zusammen zu passen, oder warum hast du sie dir pink gefärbt? Es muss ja schon an deinen fehlenden Männlichkeitsgen liegen, also hast du eigentlich das Zeug dazu eine perfekte Putzfrau zu sein!“ Jetzt fingen alle an zu lachen, außer der Schwarzhaarige und mein Gegenüber. Er war wütend, aber es war mir egal. Er sollte schon gar nicht damit anfangen, mich wie etwas zu behandeln, dass nur sauber macht und die Wäsche wäscht. „Was fällt dir ein mit mir so zu reden?“ „Du hast doch angefangen. Mit mir so zu reden, als ob ich irgendwas wäre, dass dir immer den Arsch hinterher trägt und deswegen auch noch glücklich ist. Scheinst es nicht gewohnt zu sein, dass ein „Mädchen“ dich fertig macht.“ Ich zog ihn an seinem Pulli zu mir hoch und sah ihm tief in die Augen. „Dieses Gelaber kannst du dir echt sparen.“ Ich ließ ihn los und schubste ihn zurück auf das Sofa. Ich nahm wortlos meine Tasche und wollte gerade aus dem Raum verschwinden, als… „Warte“, sagte jemand. Der Schwarzhaarige hielt mich an der Hand fest, aber sah weiter so aus, als ob er nicht hier sein würde. Yosch ist aufgestanden und wollte mich aufhalten, doch war ihm der mysteriöse Junge zu Hilfe gekommen. Die anderen vier sahen ihn verwundert an. „Bitte verzeihe ihm, er ist gerade von seiner Freundin verlassen worden und deswegen ein bisschen reizbar“, entschuldigte sich Yosch für Sam. Der Gemeinte sah seinen Mitbewohner giftig an und wenn Blicke töten könnten, wäre er schon längst von uns gegangen. „Aber ich muss sagen, ich habe auch nicht damit gerechnet und bin umso positiver überrascht. Also wenn du willst kannst du gerne hier wohnen. Du musst auch nicht putzen oder sowas, ich denke einfach, dass du gut hier rein passt. Oder Jungs?“ Er sah die anderen erwartungsvoll an. Zwei hatten ein Lächeln von der einen Gesichtshälfte bis zur anderen. Mein bester Freund Sam schnaufte nur genervt und der Stille war weiterhin weggetreten. Obwohl er immer noch meinen Arm fest hielt. Ich nickte. Es wird vielleicht anstrengend mit den fünf, aber ich denke es wird irgendwie schön werden und was Besseres finde ich eh nicht. Also warum nicht mal ausprobieren. Yosch lächelte mich an und klatsche in seine Hände. „Gut, dann zeige ich dir mal dein Zimmer. Währenddessen räumt ihr Jungs hier auf. Aber Zack Zack.“ Und so sprangen die zwei frohgesonnten auf und schnappten sich ein paar Essenreste, die sie tanzend und singend zur Küche brachten. „Wir haben jetzt eine One-chan. Und sie ist so kawaii. So kawaii.“ Mein bester Freund stand eher widerwillig auf, nahm aber auch nichts mit und verschwand ihn den Flur und schloss sich in sein Zimmer ein. „So anstrengend der Junge.“ Der Braunhaarige ging an mir vorbei, um mir mein Zimmer zu zeigen und ich wollte ihm folgen, doch wurde ich immer noch von den Schwarzhaarigen festgehalten. Er scheint es aber nicht zu bemerken, sodass ich ihn antippen musste. Keine Reaktion. Nach erneuten Versuch, entschloss ich mich dazu, mich seinem Gesicht zu nähern und ihn sein Ohr zu flüstern.“ „Kannst du mich loslassen?“ Er schreckte zusammen und sah mich mit großen Augen an. „Kannst du mich bitte loslassen.“ Ich deute auf seine Hand an meinem Handgelenk. Er nickte und ließ los. „Du scheinst ja nicht viel zu reden. Wie heißt du?“ Er schien zu überlegen. „……….Armin.“ Ich lächelte. „Mal hoffen, dass du nicht so bist wie Armin aus Attack on Titan.“ Nach diesen Worten folgte ich Yosch. Er sah mir noch kurz hinterher und dann sengte sich sein Blick auf seine Hand. Träumerisch sah er sie an und lächelte. „Hey, Armin. Jetzt hilf uns doch endlich mal. Wir haben keine Lust, das alles alleine zu machen“, beklagten sich die Mitbewohner und der Angesprochene richtete sich auf und half mit. Ich folgte dem Ältesten durch die Wohnung voll mit Müll. Sie hatte die Form eines etwas entstellten „T‘ s“ Wenn man die Tür hineinkam war rechts die mittelgroße Küche. Links von der Küche kam ein langer Flur mit 7 Türen und ganz am Ende des Ganges war das Wohnzimmer. Wir gingen bis zu der letzten Tür am Ende des Flurs und als er diese Tür öffnete wusste ich noch nicht was auf mich zukommt. Erst als er den Lichtschalter betätigte sah ich diese gewaltsame Ansammlung an alles was man auch nur hätte sammeln können. Es war unbeschreiblich. Der ganze Raum stand voll, mit Reinigungszeug und Sachen die schon längst auf den Sperrmüll gekonnt hätten. „Es tut mir wirklich leid, aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir so schnell ein neues Mitglied finden. Und wie du siehst, dient dieser Raum bisher als Abstellkammer. Aber wenn hier alles raus ist, hast du genug Platz für dein ganzes Zeug und alles was du brauchst.“ Ich nickte. „Ich muss aber noch was beichten.“ Mein Blick war bedrückt dem Boden zugewandt. Mein Gegenüber sah mich fragend an. „Im Moment wohne ich einem Hotel, hab also keine Möbel. Ich müsste mir erst welche besorgen und ich weiß nicht wie lange das dauern soll. Ich bin einfach spontan auf diese Plakat gestoßen und hätte nie gedacht, dass ich so schnell eine Wohnung finden würde.“ Nach Beendung meiner Erklärung fing Yosch laut an zu lachen. „Ach ja? Du gefällst mir immer besser und ich hab wirklich das Gefühl, dass du hier perfekt rein passt. Aber mach dir keine Sorgen wegen den Möbeln. Du kannst ruhig erst noch im Hotel schlafen oder es dir auf dem Sofa bequem machen.“ „Oh nein. Ich verbringe nicht noch eine Nacht in diesem Hotel“, antwortete ich kopfschüttelnd. „Dann bleibt dir nur noch das Sofa.“ „Wo jeder mich beobachten kann. Yeahi. Das habe ich mir schon immer gewünscht“, lachte ich ironisch und streckte meine Arme triumphierend in die Luft. „Jetzt kann dein Wunsch ja in Erfüllung gehen“, zwinkerte er mir zu. „Oh man, das kann ja heiter werden“, schnaufte ich, doch freute mich innerlich umso mehr. „Jetzt gibt es kein Entkommen mehr.“ Der Braunhaarige klopfte mir auf die Schulter. „Wie? Ich kann nicht mehr gehen?“ fragte ich empört. „Als ob wir dich hier weggehen lassen. Immer nur Jungs zu sehen ist auch irgendwann ätzend. Immer dasselbe“, lachte er. „Naja ich würde vorschlagen, dass du dein ganzes Zeug holen gehst und wir räumen in der Zeit für dich auf.“ „Das ist eine gute Idee, wenn das denn für euch okay ist? Ich kann das auch alleine hier wegschaffen. Immerhin ist es ja mein Zimmer.“ „Ach was, du willst nicht wissen, was hier alles versteckt ist. Ich weiß es ja selbst nicht mal“, lachte er verlegen. „Die geheime Pornosammlung, die ich nicht sehen darf?“ fragte ich neugierig. „Zum Beispiel.“ „Schade, ich dachte, ich kann meine Sammlung mal ein bisschen aufstocken“, zwinkerte ich dem Älteren zu. „Können sie ja für dich zurücklegen. Es sei denn, sie nehmen sich die wieder selbst. Wer weiß, wer es alles nötig von denen hat.“ „Ich glaube Sam am meisten.“ Wir sahen uns an und fingen lauthals an zu lachen. „Jetzt mach dich schon auf den Weg und hol deine Sachen“, lächelte er mich an, „und wenn ich dir noch ein bisschen Geld geben würde, könntest du dann auch noch in dem Supermarkt in der Nähe einkaufen gehen?“ „Dann rück mal die Kohle raus“, antwortete ich und hielt ihm meine Hand ihn. „Das ging schnell“, sah er mich verdutzt an und holte genug Geld aus seinem Portemonnaie, welches in seiner Hosentasche steckte. „Aber nur wenn du mir ein paar Pornos zurücklegst“, war meine einzige Forderung. „Wird gemacht“, antwortete er und salutierte vor mir. Also machte ich mich auf den weg, um mein Zeug zu holen und noch etwas einkaufen zu gehen. Ich verließ die Haustür und hörte nur noch das laute Schreien von Yosch, der alle Jungs zusammen trommelte, als ich auch schon im Aufzug verschwand. Nach zwei Stunden kam ich wieder an der Wohnung an und ich hörte nichts außer Stille. Ich schloss die Tür mit dem Ersatzschlüssel, den Yosch mir noch schnell eingesteckt hatte, auf und sah leichtes Flimmern im Wohnzimmer. Es war bestimmt anstrengend, die ganzen Sachen aus dem Zimmer zu räumen. Ich lief leise den Flur entlang, stellte meine Sachen in meinem leeren, großen Zimmer ab und machte mich dann auf den Weg in die Küche. Ich stellte die Lebensmittel auf die Anrichte, sah mich kurz um, nahm mir das was ich brauchte und begann an zu kochen. Sie hatten sich solche Mühe gegeben, dann kann ich ihnen auch mal was Ordentliches kochen. Nach einer halben Stunde füllte sich die Wohnung auch schon mit dem Geruch von Essen, was anscheinend die Jungs anlockte. Sie standen gebannt an der Tür und beobachteten mein tun. „Wenn ihr euch hinsetzt, können wir anfangen.“ Gesagt getan. Ich stellte alles auf den Tisch und wir fingen an zu essen und zu erzählen. Sie fragten mich ein bisschen über mich aus und ich über sie. Zu mindestens die drei, die bereitwillig waren etwas zu erzählen. Sam aß sein Essen schweigend und auf den Teller glotzend, während Armin wieder in einer anderen Welt sein Essen zu sich nahm. Aber mir soll es recht sein, so lange sie nur etwas aßen. Es ging noch ein bisschen so weiter als es auch schon spät wurde und sich jeder in sein Zimmer verkroch. Yosch hatte mir netterweise eine Decke und ein Kissen gegeben, doch als er mir die Sachen gab starrte er mich nur an. Er musterte mich in meiner Shorts und Top und ein leichter Rotschimmer bildete sich auf seinen Wagen. Ich sah ihn fragend an, aber er schüttelte nur den Kopf und wünschte mir mit gebrochener Stimme eine gute Nacht. Ich legte mich auf das Sofa und umhüllte mich mit der weichen Decke, als ich auch schon einschlief. Dies war also mein erster Tag in der WG, wo ich das einzige Mädchen bin, doch macht es mir nichts aus. Im Gegenteil. Ich finde es toll, nur hätte ich nie damit gerechnet, was mich in dieser Nacht erwartet. Kapitel 2: Aufregendes Bettgeflüster ------------------------------------ Ich schlief seelenruhig auf dem Sofa und träumte von einem kleinen Garten, bestückt mit blutenden Blumen, die wunderschön im Mondlicht schimmerten. Doch auf einmal spürte ich einen Ruck und wachte schlagartig auf. Es hatte sich jemand neben mich gelegt, doch konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, da er mit den Rücken zu mir lag. Ich richtete mich auf, dennoch konnte ich sein Gesicht immer noch nicht erkennen. Zusätzlich war meine Sicht durch die Dunkelheit, an die ich mich erst noch gewöhnen musste, eingeschränkt. Eine Sekunde später schien plötzlich ein Mondstrahl durch das Fenster und alles erstrahlte im hellen Licht. Es war Armin, der sich auf der Decke an mich schmiegte. Ich wurde nervös und wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Ich sah mich ein wenig panisch um, als ich ein leises Gemurmel aus Armins Richtung ausmachen konnte. Ich nährte mich ihm und hörte aufgeregt zu. „…..Nein. Lass mich liegen….“ Er zog mich zu sich runter und sein warmer Atem streifte meinen Haaransatz. Eine starke Hitze ging von seinem Körper aus und ließ mich nach einiger Zeit ein wenig schwitzen. Mein Gesicht wurde von Sekunde zu Sekunde immer wärmer. Entweder von der wirklichen Wärme, die mich umgab, oder von dieser peinlichen Situation. Oder auch beides. Ich versuchte mich immer wieder aus seinem Griff zu lösen, doch wurde er nur noch fester und ließ mich nicht los. Als ob man in Treibsand stecken würde. Warum muss sowas eigentlich immer mir passieren?? Ich strampelte die Decke weg, um es wenigstens ein bisschen kühler zu haben, und versuchte so einzuschlafen, aber ließ mich Armin nicht in Ruhe. Mein Gesicht machte einer Tomate bestimmt Konkurrenz und mir ist einfach nur heiß. „Hehe, du bist so ein Loser“, lachte Armin im Schlaf und da ich eh keine bessere Alternative hatte, hörte ich ihm einfach zu. Aber was träumt er bloß? Eins musste man ihm jedoch lassen, er hatte ein wunderschönes Lachen und er wirkte im Schlaf viel aufmerksamer und nicht so geistesabwesend, wie tagsüber. „Wir haben wen neues“, erzählte er weiter und meine Ohren spitzen sich. Jetzt redete er über mich oder? „…nein, kein Kerl. Ein Mädchen……..was ich von ihr halte? Ich weiß nicht. Sie hat Sam zur Schnecke gemacht und das war schon echt witzig, haha“, lachte er. Okay, er spricht eindeutig über mich. „…nein, sie guckt nur Anime und liest Mangas. Ich glaube nicht, dass sie zockt. Wäre aber echt cool.“ Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Es sah wunderschön aus. „….WAS??“ Er wurde auf einmal ganz laut. Was ist los? Armin? Ist alles in Ordnung? „….sie ist zwar ganz süß…“ Was redet er da? Ist das sein Ernst? Mein Gesicht nahm einen noch rötlicheren Ton an. „….ob sie was für mich ist?“ WAS?? „….ich glaube schon…“ WAAS?????????? Was?? Was zum…?? Was soll das den heißen? Wie? Warum? Ich… ich verstehe gar nichts mehr. Ich sah auf, um mir sein Gesicht etwas näher zu betrachten und wenn ich mich nicht täuschte war ein leichter Rotschimmer auf seinen Wagen zuerkennen. Was denkt er sich eigentlich? Warum sagt er denn so etwas? Er meint es doch nicht ernst oder? Bitte sag, dass du es nicht ernst meinst. „….nein…“ Danke. Ein Seufzer verließ meine Lippen. Warte… Hat er meine Gedanken gehört? Das kann nicht. Er muss irgendwas anderes gemeint haben. Dennoch hoffte ich ihm Stillen, dass er mir geantwortet hat. Wie unwahrscheinlich das auch ist. „…ich werde es nicht ausnutzen, dass sie bei uns wohnt…“ Schade. Gedankenlesen ist wohl doch noch nichts. Was soll ich denn jetzt tun? Er hat mir doch gerade indirekt gesagt, dass er auf mich steht? Er weiß zwar nichts davon und ich glaube es wäre das Beste, es auch dabei zu belassen. Das erspart so einiges. Und vielleicht ist es gar nicht wahr. Genau, wer würde denn schon auf mich stehen? Es ist einfach eine Lüge, versuchte ich mir einzureden und es zeigte Wirkung. „….Ah.“ Auf einmal fing er schnell an zu atmen und seine Brust hob und sank unregelmäßig. Ich sah ihn fragend an und wusste nicht was los war. Ich wand mich aus seinem gelockerten Griff und setzte mich auf. Ich sah in sein schweißübersätes Gesicht und war überfordert. Vorsichtig legte ich meine Hand an seine Wange. Schnell, packte er meinen Arm und ich schrak zusammen. Er schien immer noch zu schlafen. Aber nach ein paar Sekunden beruhigte er sich wieder, doch Schweiß lief immer noch über seine Stirn und nässte seine Haare. Ich löste gewaltsam meinem Arm aus seinem Griff und holte einen kalten, feuchten Lappen aus der Küche. Der Schwarzhaarige fing wieder an etwas schneller zu atmen und wand sich auf dem Sofa. Vorsichtig legte ich den Lappen auf seine Stirn und tupfte sein Gesicht ab, während ich mich neben ihn auf dem Boden hockte. Plötzlich schlug er seine Augen auf und sah mich fassungslos an. Ich schrak zurück und blieb wie eingefroren stehen. Wir verharrten einige Sekunden in dieser Haltung. Armin sah sich um und schien seine Umgebung zu realisieren. Er schnellte hoch und presste sich gegen die Sofawand. „Was machst du hier?“ fragte er und sah mich mit seinen eiskalten blauen Augen an. Sie glitzerten im Schein des Mondlichtes. Die Farbe des Meeres. So eiskalt und unergründlich, man weiß nicht ob eine Gefahr sich hinter hier verbirgt und trotzdem. Trotzdem kann man sich nicht von ihnen reißen. Sie schienen einen zu verschlucken, in die Tiefe des Meeres mitzuziehen. „Ich wollte eigentlich hier schlafen“, antwortete ich, nachdem ich mich seinem Blick entzogen habe. „Warum ‚wolltest‘ du bei mir schlafen?“ fragte er verwundert. „Nicht Ich wollte bei Dir schlafen, sondern Du bei Mir.“ Ich sah ihn entgeistert an. Er verstand gar nichts mehr. „Du hast dich neben mich auf das Sofa gelegt und geschlafen…“ versuchte ich ihm die Situation zu erklären. Ich überlegte, ob ich ihm davon erzählen sollte, dass er im Schlaf geredet hat? …Lieber nicht. Ich behalte es wirklich lieber für mich. „Und warum hast du einen Lappen in der Hand?“ Neugierig sah er erst den Lappen in meiner Hand an und danach mich. „Auf einmal wurdest du ganz nervös, hast mich am Arm gepackt und geschwitzt. Da habe ich einen Lappen geholt und versucht dich ein bisschen zu beruhigen.“ Es entstand Stille. Ich sah nervös auf das weiße Tuch in meiner Hand um den neugierigen Blick meines Gegenübers zu entfliehen. „…ich….af….ge…..det…?“ murmelte er unverständlich und ich sah auf. „Nochmal.“ „Hab ich ihm Schlaf geredet?“ fragte er nun deutlich mit nervöser Stimme und sah mich durchdringend an. Wieder diese Augen. Schnell sah ich weg und schüttelte den Kopf. „Gut…..“ Stille. Ich sah einmal fragend zur Uhr und stellte fest, dass es erst 3:00 Uhr morgens war. Armin folgte meinem Blick und wir standen beide nervös auf. Er ist in dem Moment vom Sofa gesprungen, als ich mich aufstellte und er stand nun dicht vor mir. Es fehlten nur noch ein paar Millimeter bis wir uns berühren würden, doch seinen Atem spürte ich auf meiner Haut. Ich sah erst panisch nach unten, aber aufgrund des nicht nachdenken‘ s wendete ich meinen Blick nach oben und erstarrte. Seine Augen sahen genau in meine und es entstand Stille. Keiner traute sich etwas zu sagen. Sein heißer Atem streifte meine Wange und es prickelte überall. Mir wurde warm und mein Gesicht färbte sich rot. Doch bei ihm war es nicht anders. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen. Zu viele Gedanken gingen durch mein Kopf. Alles in Verbindung mit dem was er im Schlaf geredet hat und die allgemeinen Erfahrungen, die man durch so manche Romanzefilme oder Animes macht, wenn so eine peinliche Situation zustande kommt. „Du riechst gut“, hauchte seine tiefe Stimme. Ich sah ihn an. Wusste nicht wie ich reagieren sollte. Weder habe ich mit irgendwas gerechnet, noch mit gerade so etwas. Er hatte wohl auch nicht damit gerechnet, dass er so etwas sagt. Denn nun sah er sich auch panisch um und wollte anscheinend so schnell wie möglich weg hier. Ich wollte ihm den Weg frei machen, doch funktionierte das nicht so wie es sollte. Es stand ein Tisch hinter mir, der das zurücktreten nicht möglich machte. Also sah ich mich um, um einen anderen Weg zu finden, doch plötzlich hatte mich Armin am meinem Armen gepackt und quetschte sich an mir vorbei. Unsere Körper berührten sich und bei mir bildete sich eine Gänsehaut. Wärme durchfloss meinen Körper. Er nuschelte noch leise „Gute Nacht“ und war damit verschwunden. Ich stand regungslos im Wohnzimmer und zitterte. Die Wärme war wieder weg. Die Wärme, nach der sich mein Körper an paar Sekunden dran ergötzt hat und die er jetzt vermisst. Nachdem ich mich endlich wieder gefasst hatte, brachte ich den Lappen wieder in die Küche und legte mich auf das Sofa. Erfolglos versuchte ich einzuschlafen, doch kreisten meine Gedanken nur um Armin. Was er auf einmal so unerwartet gesagt hatte. Aber auch was er im Schlaf sagte. Aus ihm werde ich einfach nicht schlau. Und so kam es, dass ich die restliche Nacht wach blieb, umgeben vom Duft von Armin, den das Sofa aufgesogen hatte. Als auch schon um acht die Sonne wieder aufging und ich aufstand, um das Fenster zu öffnen und in der Küche das Frühstück vorzubereiten. Leise briet der Speck und die Eier in der Pfanne, während ich mir ein Brot zwischen die Zähne schob. Ich hatte nicht allzu großen Hunger und machte das Frühstück für die Jungs fertig, wenn sie das überhaupt mögen. In den Moment war es mir aber einfach egal und ich stand gedankenversunken in der Küche. Als auf einmal zwei Arme meine Hüften umfassten und ich mir einen kurzen Aufschrei erlaubte. „Wie süß. Kannst du das nochmal machen?“ Wer auch immer das war, legte seinen Kopf auf meine Schulter und ich spürte seinen regelmäßigen Atem an meinem Ohr. Meine Nackenhaare stellten sich hoch und es stieg mir Röte ins Gesicht. „G-ganz bestimmt n-nicht!“ Verdammt, ich stottere. „Bitteee.“ Er verstärkte seinen Griff um meine Taille und hauchte mir ins Ohr. Mein Gesicht nahm eine gefährliche Röte an. „Du bist so süß. Siehst auch noch echt heiß aus in der kurzen Shorts und Top!“ Seine Stimme kam immer näher und er presste meinen Körper noch stärker gegen seinen. Wenn ich hier nicht bald weg bin, fall ich noch um. Meine Beine fühlen sich an wie Pudding. „Was macht ihr denn da?“ hörte ich eine verwirrte Stimme hinter mir. Der Übeltäter löste sich nicht von mir. Im Gegenteil. Er drückte mich immer noch fest an hin und drehte sich mit mir um. Ich erkannte Yosch, der mich entgeistert ansah. „Sie ist einfach zu süß. Sieh sie dir doch mal an“, sagte derjenige hinter mir und knuffte mir in die Wange. Mein Gegenüber sah mich von oben bis unten an und wendete seinen Blick schnell ab. „Aw, nein, wie süß. Dem guten Yosch ist dein Anblick zu viel. Ich hab dir doch gesagt, dass so wenig Kleidung einfach zu heiß ist“, sagte der andere und löste sich endlich von mir. Nun erkannte ich, dass es sich um Dave handelte, der ein breites Grinsen auf seinem Gesicht hatte. „Wenn du hier weiter wohnst, dann wunder dich nicht, wenn dich wirklich mal jemand ernsthaft anfällt“, zwinkerte mir der Weißhaarige zu. „Und was sollte das eben?“ fragte ich mit zitternden Stimme. „Nichts“, lächelte er weiter. „Oh, du machst Eier mit Speck. Du bist die Größte.“ Somit war das Thema gewechselt, doch machte das die Situation nicht besser. Ich machte aus Panik einfach das Radio an und es ertönte leise Musik. Yosch stand immer noch perplex an der Tür, während Dave den Tisch deckte und ich mich weiter um das Essen kümmerte. Ich wollte ihn nicht ansehen. Weder ihn noch Dave. Nach und nach kamen auch ein verschlafener Timo und ein schlecht gelaunter Sam in die Küche. „Wir haben neun Uhr. Es ist viel zu früh, um Lärm zu machen“, beschwerte sich Sam und setzte sich genervt auf seinen Stuhl. „Frühstück, Frau!“ Ich sah ihn fragend an. Er erwiderte den Blick und sah mich wütend an. „Was ist? Bring mir mein Frühstück!“ Fordernd hob er seinen Teller, damit dort das Frühstück platziert werden konnte. „Ich dachte man soll so früh am Morgen noch keinen Lärm veranstalten!?“ Seine Miene verschlechterte sich. „Und außerdem bist du doch hier, der dem das Männlichkeitschromosom fehlt. Warum hast du nicht das Frühstück gemacht?“ Und der Kragen war geplatzt. Er stand wütend auf und stellte sich genau vor mir. Er kam mir bedrohlich nahe und ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, damit ich ihn in die Augen gucken konnte. Mir kamen die Bilder von gestern Nacht in den Sinn, doch das hier war anders. Jetzt gab es nichts romantisches oder peinliches. Es war nur ein Streit zwischen mir und dem Pinkhaarigen und keine Romantik. Im Hintergrund hörte ich das leise Kichern der anderen drei Jungs und musste selber ein wenig schmunzeln. Doch als ich mich wieder auf die grauen Augen vor mir konzentrierte, wurde meine Miene ernst. „Du willst dich schon am Morgen mit mir anlegen?“ Wütend sah er mich an. „Sieht wohl so aus.“ „Das ist eine ganz schlechte Idee, Kleine!“ fing er an mir zu drohen. „Ach ja? Bist du morgens noch schlechter gelaunt als sonst schon?“ Fragend sah ich an. „Ah ich weiß, du hast deine Tage und leidest an Stimmungsschwankungen. Da spielen die Hormone ja immer so verrückt. Mal ist man gut drauf und eine Sekunde später könnte man einfach jemanden umbringen. Ich versteh das, Schwester.“ Oh, jetzt hatte ich übertrieben. Sein Kopf war vor Wut rot angelaufen und es fehlte nicht mehr viel, bis endlich Dampf aus seinen Ohren raus kommen würde. Im Hintergrund hörte ich lautstarkes Gelächter und ich musste mich echt zusammenreißen, damit nicht auch ich gleich lauthals anfange zu lachen. Dieses Gesicht von meinem Gegenüber war einfach zu genial. Hahaha. Verdammt, warum habe ich in solchen Momenten nicht mein Handy dabei. Ich würde das so gerne festhalten. „Na na, wer wird denn schon am Morgen so mies gelaunt sein. Beruhig dich Sam. Setzt dich und ich bring dir dein Frühstück.“ Yosch zog ihn von mir weg und er setzte sich widerwillig auf seinen Platz. Der Älteste deutete mir ebenfalls mich zu setzten, während er das Frühstück verteilte. Als ich mich setzte, sah ich wie Armin mir zulächelte. Wann war er denn gekommen? Panisch sah ich auf meinem Teller und mein Gegenüber tat es mir gleich. Mir wurde wieder so warm im Gesicht und ich wusste nicht was ich tun sollte. „Alles okay, Alex?“ fragte mich eine Stimme und sah nervös hoch. Es war Yosch, der mich besorgt ansah. „Jaja, alles gut“, versuchte ich ihn anzulächeln. Er sah mich weiterhin besorgt an, doch legte mir zwei Eier und eine Scheibe Speck auf den Teller. „Aber ich hab doch schon gegessen.“ Ich sah bestürzt auf meinen Teller. „Echt?“ fragte er und ging einfach weiter. „Vergiss es. Mit ihm zu diskutieren ist hoffnungslos“, lächelte mir Dave zu. „Ich muss es aber doch nicht essen?“ „An deiner Stelle würde ich es tun. Er sieht zwar immer so nett aus, aber er kann auch anders“, flüsterte er. „Jetzt verschreck sie nicht“, sprach der Älteste dazwischen und damit hatte es sich wohl erledigt. Alle begannen zu essen und manch einer bedankte sich sogar dafür. Ich hingegen versuchte mir nichts anmerken zu lassen und aß widerwillig das Ei. Ich hatte gar keinen Hunger mehr. Seit Armin aufgetaucht war, ist mir schlecht und ich will hier weg. Ich versuchte an etwas anderes zu denken. An das, was ich heute noch erledigen wollte. In Gedanken ging ich meinen heutigen Plan durch, mit all den Sachen, die ich noch besorgen muss. Farbe, Möbel und vielleicht noch ein paar Lebensmittel für die Woche. Nachdem ich alles in mich hineingestopft hatte und hoffte, dass nicht alles direkt wieder raus kam, stand ich auf und ging mit ein paar neuen Anziehsachen in das Badezimmer und schloss die Tür ab. Ich zog mich aus und stieg unter die warme Dusche. Endlich mal ein bisschen entspannen. Nach fünfzehn Minuten stieg ich aus und umhüllte mich mit einem Handtuch. Ich rubbelte meine Haare trocken und zog mich an. Eine etwas weiter sitzende Latzhose und ein enges schwarzes Top umgaben meine Haut. Meine kurzen Haare ließ ich einfach so trocknen und schon verließ ich das Bad, bereit für einen anstrengenden Tag. Ich steckte meinen Kopf durch die Tür der Küche und fand alle fünf vor. „Ich mach mich dann mal auf den Weg.“ Ich bekam fragende Blicke von den anderen. „Ja noch ein paar Sachen besorgen. Farbe und sowas eben“, lächelte ich sie an. „Ich geh danach auch noch einkaufen, braucht jemand vielleicht was?“ „Wie wäre es mit einem neuen Mitbewohner?“ fragte Sam provozierend. Er hatte wohl wirklich seine Tage, schnaubte ich. „Ja? Soll ich dir eine neue Wohnung suchen?“ gab ich zurück. „Was spielst du dich eigentlich so auf?“ schnaubte er verächtlich. „Du wohnst erst seit nicht mal eine Tag hier und führst dich schon auf wie der Big Boss.“ „Tut mir leid, dass ich mir von so Typen wie dir nicht gerne was sagen lasse. Wenn du willst, dass ich gehe, dann sag es doch einfach und führ dich nicht wie ein Arschloch auf.“ Ich sah ihn durchdringend an. „Das habe ich nie behauptet. Tu nur nicht so, als ob du die Beste überhaupt wärst und sei mal netter!“ „Sollen wir den Nettigkeitskurs dann mal beide belegen?“ Es entstand wieder Spannung zwischen uns. „Ich kann ja versuchen netter zu dir zu sein, aber dann musst du mir auch schon ein bisschen entgegen kommen. Denn sonst funktioniert das nicht.“ Ich streckte ihm meine Hand entgegen, doch er reagierte nicht. Soll mir recht sein. „Wenn du dir es vielleicht noch anders überlegst, ich denke, du weißt wo du mich findest.“ „Also braucht sonst noch jemand was?“ wechselte ich das Thema und schrieb alles auf was die anderen vier mir sagten. Damit zog ich meine Sneakers an und verließ mit meinen neuen Schlüssel, der vorherige Ersatzschlüssel, die Wohnung. Es bildete sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen und ich war glücklich nun endlich eine Wohnung gefunden zu haben und vor allem so nette Mitbewohner. Auch wenn das mit Sam wahrscheinlich noch etwas länger dauern wird, bis wir uns verstehen, aber ich denke das wird noch was. Das größere Problem ist eher Armin. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Als ich wieder an ihn dachte, wurde mir irgendwie wieder warm. Ich schüttelte nervös meinen Kopf und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren, um auf andere Gedanken zu kommen. So lief ich durch die Straßen und machte mich auf den Weg zum Baumarkt. Zwischendurch noch etwas Geld von der Bank gezogen und so möge der Spaß beginnen. Kapitel 3: Die "nette" Beratung ------------------------------- Als ich durch die Tür des schon von außen großaussehenden Möbelmarkt ging, stand mein Mund erst mal hoffen. So einen Möbelmarkt hatte ich noch nie gesehen. Es gab für den jeweiligen Wohnbereich eine Etage und die war bestimmt immer 300x400 Quadratmeter groß. Ich sah mir den Plan des Gebäudes an, der nahe der Eingangstür stand und erkannte, dass ich in die dritte Etage musste. Also ich kann die Treppe oder auch den Aufzug nehmen. Ich glaube ich mach das davon abhängig, was ich schneller finde. Nach einer Viertelstunde hatte ich zu meinem Leidwesen erst die Treppe gefunden. Ich sah mich noch einmal kurz um, ob nicht doch der Aufzug in der Nähe war, doch vergebens. Es war keiner in Sichtweite. Mit einem entsetzten Blick sah ich mir die Treppenstufen an und machte mich auf den Weg sie zu erklimmen. Was Sport angeht, war ich, wie nicht anders zu erwarten, eine totale Niete. Dann saß ich doch lieber vor dem PC mit ein paar Süßigkeiten und gucke Anime. Ein fauler Sack durch und durch. Ich musste bei dem Gedanken lächeln und machte schon nach der Hälfte der Stufen zum zweiten Stock schlapp. Komm schon Alex, wenn du es geschafft hast alle Folgen von diesen schrecklichen Magical Boys Anime zu gucken, dann schaffst du auch noch die 2/3 der Stufen. Denk einfach daran, dass du dann Betten testen kannst. Es zeigte Wirkung und es spornte mich an. Nach endlich 20 Minuten hatte ich es total erschöpft in die dritte Etage geschafft. Ich stützte meine Arme auf meinen Beinen und holte kurz Luft. Ich hätte vielleicht eine Wasserflasche oder ähnliches mitnehmen sollen. Aber wie heißt es so schön? Nachher weiß man immer alles besser. Immerhin schwitzte ich nicht so viel und konnte den vorhandenen Schweiß mit einer Handbewegung schnell wegwischen. Nachdem ich mich fünf Minuten erholt hatte, sah ich auf und erkannte einen großen Raum mit tausenden Vorschlägen von Möglichkeiten sein Schlafzimmer einzurichten. Als ich anfing mir alles anzusehen befand ich mich in der girly Ecke. Alles Pink und so Prinzessinnenhaft wie es nur ging. Ich sah mich um und mir wurde schlecht. Schnell raus hier und ab in die Jungenabteilung, wo es hoffentlich schickere und eindeutig dunklere Möbel gibt. Endlich erreicht, sah ich direkt ein sogenanntes Blocketagenbett. Es war angenehm weich, als ich mich zur Probe drauflegte. Ich sank in die Matratze hinein und sie passte sich perfekt meinen Körper an. Ich schloss kurz die Augen und merkte gar nicht wie ich langsam in das Reich der Träume glitt. „Miss…Stehen Sie auf! Sie können hier kein Nickerchen halten!!“ Jemand rüttelte an meinem Arm und ich drehte mich zur Seite, damit es aufhörte. Nur tat es das nicht und so drehte ich mich wieder um und öffnete müde und leicht genervt meine Augen. „Was willst du von m-…“ Ich sah in zwei giftgrüne Augen und war wie erstarrt. Sie erinnerten mich an einen dunklen Tümpel. Aber wenn man genauer hinsah, waren sie nicht dunkelgrün, sondern befand sich ein dünner hellgelber Ring um die Pupille, was sie nur noch interessanter machten. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie wecken musste, aber leider ist es nicht erlaubt, auf den Betten zu schlafen.“ Er lächelte mich mit einem herzerwärmenden Lächeln an und ein leichter roter Schimmer bildete sich auf seinen Wangen. „Es tut mir leid“, schnell sprang ich von dem Bett, „ich habe nur letzte Nacht fast gar nicht geschlafen und dieses Bett war einfach zu bequem.“ Ich lachte verlegen. „Na ja, immerhin hat sie kein anderer Angestellter erwischt, sonst müssten Sie nämlich „unverzüglich“ die Tür aufsuchen“, lachte er und imitierte wohl einen seiner Kollegen. Als ich vor ihm stand bemerkte ich, dass ich gut einen Kopf kleiner war als er und ihm Gegensatz zu ihm, ziemlich schmal. Seine breiten Schultern waren gut unter dem T-Shirt zu erkennen, aber der Gegensatz zu seinem Gesicht und seiner Statur war enorm. Der Körper ließ eher darauf deuten, dass er entweder täglich trainieren ging oder immer beim Möbel umpacken half und sein Gesicht dagegen die Freundlichkeit in Person. Auch wenn das Gesamtbild trotzdem gut zusammenpasste, was er doch ein starker Unterschied. „Wie kann ich Ihnen denn helfen?“ wechselte er nun das Thema. Ich bemerkte, dass ich ihn zu lange angestarrt hatte und drehte meinen Kopf verlegen zur Seite. „Ich bin gestern umgezogen und wollte mich mit neuen Schlafzimmermöbel einrichten.“ „Sie wollen nur ein Schlafzimmer einrichten?“ fragte er verwundert. Ich nickte. „Ja, es ist eine WG und die restlichen Zimmer sind schon alle möbliert.“ „Ach so. Na gut. Was schlägt Ihnen denn vor?“ „Also dieses Bett ist schon mal ziemlich bequem“, lachte ich und deute auf das Bett hinter mir. „Das habe ich gesehen“, lächelte er zurück, wobei mein Gesicht sofort wieder eine rötliche Farbe annahm. „Haben Sie mich etwa im Schlaf beobachtet?“ fragte ich entsetzt. „Sowas würde ich doch nie wagen“; antwortet er gespielt entrüstet. Und wieder mussten wir lachen. Er war echt ziemlich nett. „Dann werde ich mich wohl mal in Acht nehmen müssen. Wer weiß, vielleicht sind Sie ja ein Stalker?“ überlegte ich. „Haha, ja wer weiß.“ Er hatte ein fettes Grinsen auf seinem Gesicht. Oh man, ich habe echt nur noch mit Verrückten zu tun. „Egal. Was haben sie denn so zu Auswahl?“ fragte ich neugierig. „Oh, das ist ziemlich viel. Am besten zeige ich Ihnen alles was so unser Angebot hergibt, wenn Sie sich noch nicht auf was Bestimmtes festgelegt haben.“ „Also Sie können mir alles zeigen, aber ich möchte nicht so ein girly Zeug. Das was ich schon gesehen habe, war mir zu viel.“ „Haha, okay, dann ist auch ein viertel schon weg.“ „So viel?“ fragte ich mit großen Augen. „Ja, die meisten stehen auf dieses Zeug. Ich weiß einfach nicht warum“, sagte er und fing an vor mir herzulaufen. „Ich versteh was Sie meinen.“ Damit gesellte ich mich an seine Seite und lächelte ihm zu. Und so begann die Rundführung. Es kam mir so vor, als ob er mir wirklich die restlichen dreiviertel der Vorschläge von dem Möbelhaus zeigen würde. Von schlicht und steril, bis hin zu einem aussehenden S&M Raum. Es hatte wirklich Spaß gemacht sich von ihm beraten zu lassen und wir haben viel gelacht. Am Ende der Führung konnte ich mich nicht auf ein einzelnes Beispiel von einem Zimmer entscheiden und stellte meine Auswahl beliebig zusammen. Am Ende kam das weiche Bett, worauf ich geschlafen hatte, einem ebenso bequemes grünes Sofa, eine längliche weiße Kommode, ein passendes Nachschränkchen und noch ein Holzschreibtisch zusammen. „So und jetzt noch die Farbe“, sagte ich euphorisch und klatschte meine Hände zusammen, woraufhin mein Berater leicht zusammenzuckte. Auf diese Reaktion musste ich mal wieder lächeln. Im Laufe der Beratung musste ich immer wieder an meine neue WG denken und daran, dass ich eigentlich gar nicht zurück wollte. Hier war es viel angenehmer und lustiger. Ich werde hier nicht unnötig angeschrien oder begrapscht. Auch wenn ich mir eingestehen muss, sie sind ja doch auf ihre Art und Weise doch ganz nett. Vielleicht sieht man sie nicht direkt aber sie haben bestimmt alle einen guten Kern. „Wie heißen Sie eigentlich?“ brachte mich mein Berater aus meinen Gedanken. Ich sah ihn verdutzt an. „Warum wollen Sie das wissen?“ „Ich hatte noch nie so eine lustige Beratung und weil ich Sie echt süß finde.“ Ich weitete meine Augen. „Wie kommen Sie denn jetzt da drauf?“ fragte ich verwundert. „Sie haben schon so süß ausgesehen als Sie geschlafen haben und es hat sich seitdem nicht geändert“, lächelte er mich an. „Sie sind aber sehr offen“, lachte ich verzweifelt, in der Hoffnung, dass mir eine Antwort einfallen würde. „Sie lassen mir keine andere Wahl“, bestätigte er mit einem Lachen. „Ach so…“ Stille. Er war wohl gut im flirten… „..Äh nun, mein Name ist Alex“, brachte ich dann doch heraus. „Ein schöner Name“, lächelte er mich an. „Rafael.“ „Was für eine Farbe möchtest du denn haben?“ wechselte er das Thema. „Ich wollte zwei meiner Wände hellgrau streichen und die anderen zwei einmal dunkelgrau und grün.“ „Okay. Dann zeige ich dir mal, welche Farben wir alles so haben.“ Er gab mir den Katalog mit den ganzen Farben und ich suchte mir diejenigen heraus, die mir gefielen. „Wann können denn die ganzen Möbel geliefert werden?“ fragte ich, als ich mich bereit machte zu gehen um die Farbe mit den Arbeitsutensilien zu bezahlen. „Wahrscheinlich nächste Woche Montag.“ „Gut, dass das so schnell ist. Die Adresse habe ich dir aufgeschrieben oder?“ Er nickte. „Okay, dann auf Wiedersehen. Es war wirklich ein schöner Tag.“ Ich lächelte ihm zu und winkte zum Abschied. Nachdem ging ich zur Kasse und wollte bezahlen, doch wurde ich von Rafael aufgehalten. „Ich habe sofort Feierabend, wollen wir dann vielleicht noch einen Kaffee trinken gehen?“ fragte er mit erwartungsvollen Blick. „Sorry, aber ich wollte eigentlich jetzt anfangen und mein Zimmer fertig streichen. Vielleicht ein anderes Mal“, lehnte ich ab. „Wirklich?“ „Ja.“ „Wie kann ich dich dann erreichen?“ „Ich kann dir meine Nummer geben.“ Sein Lächeln wurde immer breiter. „Okay.“ Wir tauschten Nummer aus und ich kaufte meine Sachen. „Bis dann“, winkte ich noch einmal zum Abschied. „Ich freu mich“, verabschiedete er sich auch. Ich verließ mit einem Lächeln den Möbelmarkt und machte mich auf den Weg in mein neues zu Hause. Zu Hause angekommen schleppte ich die drei Farbeimer plus Utensilien, mit den restlichen Einkäufen nach oben und kam schnaufend endlich an der Tür an. Dieser Tag ließ mich immer weiter spüren, dass ich nicht für sportliche Aktivitäten geschaffen bin. Die Tür aufgeschlossen und die Sachen werden in die Küche und in meinem Zimmer verteilt. Ich merkte, dass ich alleine zu Hause war und so machte ich mich an die Arbeit. Noch eben schnell in eine Shorts und ein Top rein geschlüpft und ich fing an die Fußleisten, Fensterrahmen und die Steckdosen sowie die Schalter abzukleben und hörte währenddessen Musik durch meine Kopfhörer. Nach ein paar Minuten find ich an mitzusingen und so wurde die Wohnung von meinem wunderschönen Gesang *hust, hust* beschallt. Es war mir egal, da ja eh niemand zu Hause war, doch das galt nicht die ganze Zeit. Alle kamen sie nach einiger Zeit wieder und machten die Tür zu meinem Zimmer auf, doch ich bemerkte sie nicht. Ich war einfach zu sehr vertieft. Nach fünf Stunden war ich endlich fertig und war begeistert von meinem Werk. Es war wunderschön geworden. Die Wand mit dem Fenster links von der Tür war dunkelgrau. Die grüne Wand war genau im Blick wenn man in das Zimmer herein kommt und die restlichen zwei Wände waren hellgrau. Mit einem Lächeln sah ich mir nochmal alles an und suchte mögliche Fehler, um sie auszubessern. Die untergehende Sonne, die durch das Fenster schien, tauchte den Raum in angenehme Wärme und ich verließ den Raum mit einem Strahlen, um mir und den anderen etwas zu Essen fertig zu machen. Ich ging immer noch davon aus, dass niemand zu Hause war, umso überraschter war ich, als mich in der Küche fünf Augenpaare anstarrten. "Oh, was macht ihr denn hier?“ versuchte ich meine Überraschung zu überspielen. Wenn sie schon hier sind, dann haben sie mich auf jeden Fall singen gehört… Wie peinlich ist das denn!? Darf ich hier und jetzt einfach im Boden versinken? „Wir sind schon länger hier und haben alles gehört“, antwortete Sam mit einem schadenfrohen Grinsen. Mit großen Augen sah ich sie alle an und mir wurde leicht warm in der Wangengegend. „Also ich finde Onee-chan hat gut gesungen!“ lächelte Timo mich mit einem breiten Grinsen an. „Haha… Danke Timo. Wenigstens einer, der das denkt“, tätschelte ich ihm auf seine Kopf. „Wie ist es denn im Möbelmarkt und beim Streichen gelaufen?“ versuchte Yosch das Thema zu wechseln, weswegen ich ihn dankbar zulächelte. „Mit dem Streichen bin ich soweit fertig und die Möbel kommen am Montag“; berichtete ich. „So schnell schon?“ fragte der Braunhaarige verwundert. „Ja, ich hatte einen wirklich guten Berater und er versicherte mir, dass sie am Montag kommen würden. Da ich ja auch schnell die Möbel brauche und umso schneller desto besser“, lächelte ich ihn die Runde. Doch es kamen mir nur fragende und skeptische Blicke entgegen. „Du warst doch im Möbelmarkt hier in der Nähe oder?“ fragte mich Dave. Ich nickte. „Wie hieß denn der Berater?“ „Rafael.“ „Oh, da hast du dir aber jemanden angelacht“, sagte Dave und grinste. „Wie meinst du das?“ „Eigentlich brauchen so Lieferungen mindestens zwei Wochen und Montag ist jetzt schon in vier Tagen. Also wird er sich persönlich darum kümmern, um seiner heißen und verzweifelten Kundin in Not zu helfen“, erklärte er mit einem schelmischen Grinsen. „Das stimmt doch gar nicht. Er war einfach nur sehr freundlich“, versuchte ich ihn zu verteidigen. „Glaub mir. Ich kenne Rafael und sowas würde er nicht zu jeder x-beliebigen Kundin sagen. Er steht auf dich, Süße.“ „Du kennst ihn?“ „Ja. Wir waren mal in derselben Klasse und das reicht um sowas über ihn zu wissen. Es würde mich nicht wundern, wenn er Montag auch kommen würde…“ „Werden wir dann ja sehen. Naja, wenn ihr alle schon hier seid, habt ihr bestimmt schon gegessen. Ich geh dann mal.“ Ich schnappte mir noch einen Schokoriegel aus dem Kühlschrank und ging aus der Küche in Richtung Badezimmer, wo ich schnell unter die Dusche sprang und mich ein bisschen entspannen konnte. „Was ist los Armin? Du wirkst komischer als sonst“, stellte Dave fest. „Hmm?“ Er schreckte auf und sah mit großen Augen in die Runde. „Du wirkst komischer als sonst“, wiederholte sich Dave, „etwa schon verschossen in unsere Neue?“ Erschrocken verschluckte er sich an seinen Cornflakes. „hust……hust… W-w-was?“ stotterte er hustend. „Ich hab in der Nacht gesehen, wo du warst“, fuhr der Weißhaarige provozierend fort. Armin sah ihn schockiert an und hatte seine Sprache verloren, während die restlichen drei nur verwirrt zwischen den beiden hin und her sahen. „Was meinst du mit ‚wo du warst‘? Und warum Nacht? Wo warst du in der Nacht, Armin?“ fragte Yosch verwundert und hatte das ausgesprochen, was jeder dachte. „…….Nirgendwo!!“ antworte der Angesprochene panisch und wirkte etwas nervös. Er stand schnell auf, stellte die Schüssel in die Spüle und verließ die Küche ohne ein weiteres Wort. „Wo war er?“ wiederholte der Älteste, aber diesmal an Dave gerichtet. Dieser sah den Schwarzhaarigen mit einem breiten Grinsen hinterher. „Nirgendwo.“ „Das wird noch sehr interessant“, nuschelte er und gab sich wieder seinem Essen hin. „Dieser Rafael darf sich nicht unsere Onee-chan holen“, sagte Timo auf einmal weinerlich. „Das wird er bestimmt nicht“, sprach ihm der Weißhaarige zu und tätschelte ihn auf dem Kopf. „Dafür wird ein gewisser jemand schon sorgen.“ Alle sahen ihn planlos an, beließen es aber dabei, da sie wussten, dass keine vernünftige Antwort dabei rauskommen würde. Währenddessen stand ich unter der Dusche und beobachtete wie das warme Wasser langsam meine nackte Haut hinunter lief. Ich mochte schon immer lieber duschen als ein Bad zu nehmen, da das prasselnde Wasser auf den Körper ein viel besseres Gefühl war. Vor allem konnte man hier hervorragend nachdenken. Ob Rafael wirklich auf mich steht? Ich meine er hat mich nach meine Nummer gefragt und war ziemlich beharrt auf den Kaffee. Aber es kann doch auch sein, dass er nur mal wieder ein nettes Gespräch führen würde. Ach was weiß ich denn? Ich hatte noch nie einen Freund und bin somit 18 Jahre Singel, womit ich bisher sehr gut mit klar gekommen bin. Hoffentlich hatte Dave nicht Recht und wird kein Recht behalten. Er darf es einfach nicht. Warum war ich auch so blöd und habe ihm meine Nummer gegeben? Ich sollte wirklich mal dazu lernen. Naja, ein andermal werde ich wohl noch mehr erfahren. Mal hoffen, dass alles gut geht. Ich bin schnell aus der Dusche gegangen, mich abgetrocknet und wieder meine Schlafsachen angezogen. Noch ein paar Wollsocken an den Füßen und alles war perfekt. Da mein Zimmer noch unmöbliert war und es mir dort noch nicht bequem machen konnte, ging ich in Richtung Küche. Wo ich erleichtert feststellte, dass niemand mehr dort war sondern alle in ihren Zimmern. Ich stellte sogar erstaunlich fest, dass die Küche aufgeräumt war. Beachtlich pfeifend ging ich zum Kühlschrank und suchte mir noch etwas zu Essen raus. Plötzlich klingelte mein Handy und ich sah auf dem Display, dass meine Mutter mich versuchte anzurufen. „Hallo? Was gibt’s?“ nahm ich ab. „Es ist was schreckliches passiert“, sagte meine Mutter am anderen Ende der Leitung hysterisch. Sie weinte und atmete laut. Panisch hörte ich ihrem Atem zu und fragte mich was passiert sei, dass meine Mutter so reagiert. „Mama, beruhig dich doch erstmal und erzähl mir was passiert ist.“ Meine Mutter atmete tief durch und schniefte in ein Taschentuch bevor sie zu erzählen begann. „Papa… er war gerade auf den Weg zum Flughafen zu irgendeiner Geschäftsreise, als ihn ein Auto erwischte. Es war wohl irgendein Geisterfahrer. Er liegt jetzt im Krankenhaus, Alex…“ Stille. Sie fing wieder an zu weinen. „Die Ärzte versuchen ihr bestes, doch wird er es wohlmöglich nicht schaffen… er hat innere Blutungen… selbst wenn er es schaffen würde, wäre es kein Leben für ihn… Alex…“ Das Weinen wurde immer lauter. „…….“ Stille von meiner Seite aus. Mir rutschte das Handy aus der Hand und ich stand wie versteinert in der Küche. „Alex?.... Was war das, Alex?“ kam die Stimme meiner Mutter aus meinem Handy, die ich doch nur am Rande mitbekam. Ich spürte, wie sich mein Magen verkrampfte und mein Atem stecken blieb. Jemand kam aus dem Wohnzimmer in die Küche, doch richtig wahrnahmen tat ich ihn nicht. Ich hörte eine Stimme und spürte eine kalte Hand auf meiner Schulter. „Hey? Alex? Alles in Ordnung?“ Ich wendete mich der Stimme zu und sah in zwei rote Augen. Sie kamen mir noch nie so kalt vor wie jetzt. Als wolle der Tod bei mir persönlich vorbeischauen und mich ansehen. Ich starrte ihn mit leeren Blick an und bekam noch am Rande mit wie die Stimme von meiner Mutter immer wieder aus meinen am bodenliegenden Handy schallte. Dave nahm den Blick von mir und hob das Handy auf. „Hallo, hier ist Dave und wer ist da?“ „Ich bin die Mutter von Alex. Ist alles in Ordnung mit ihr?“ „Sie steht gerade geistesabwesend vor mir und ist im Moment nicht ansprechbar. Wenn Sie mir vielleicht eben die Situation erklären könnten, dann kann ich Ihrer Tochter wohlmöglich helfen.“ „Gut…Okay. Es ist so…“ Und so schilderte meine Mutter die Situation dem Weißhaarigen. „Gut, danke. Wir werden uns gut um Ihre Tochter kümmern, aber stehen sie erstmal Ihren Mann bei. Er braucht Ihre Hilfe und Ihren Beistand. Sie müssen sich keine Sorgen um Ihre Tochter machen. Sie ist hier in besten Händen. Das verspreche ich Ihnen. Melden Sie sich, wenn etwas Neues passiert ist. Viel Glück“, verabschiedete er sich. „Danke“, waren ihre letzten Worte, als sie den Anruf abbrach und Dave den Arm mit dem Handy sinken ließ. Es wurde still in der Küche. Mein ganzer Körper zitterte und ich drohte hinzufallen, doch Dave fing mich vorher auf. Ich krallte mich an seine Pullover fest und sank zusammen mit ihm auf den Boden. Leise fing ich an zu wimmern, was sich zu einen Tränenfluss entwickelte. Ich hatte so lange nicht mehr geweint und nun kam alles raus. Bei dem Tod meiner geliebten Großmutter hatte ich nicht geweint. Ich habe mich immer zusammengerissen und lieber etwas geschlagen, als zu weinen. Jahrelanger Schmerz, der jetzt alles hoch kam und gar kein Ende fand. Ich merkte gar nicht, wie die anderen ebenfalls in die Küche kamen, doch Dave sie direkt raus warf. Nach gefühlten Stunden hatte ich mich beruhigt und bin eingeschlafen. Ich träumte von meinem Vater, wie wir allen Blödsinn gemacht hatten und viel lachten. Während ich schlief vermischten sich Trauer und Freude und so zeigte mein Gesicht rot umrandete Lieder, die durch salzige Tränen schimmerten und ein leichtes Lächeln. Dave trug sie auf das Sofa, wo sich Yosch und Timo niedergelassen hatten und Fern sahen. Doch sie machten schnell den Platz frei, Fernseher aus und machten aus dem Sofa wieder ein Bett. Sie sahen das traurige Mädchen an und Yosch fragte:“ Was ist passiert?“ „Ihr Vater ist im Krankenhaus und wird es vermutlich nicht schaffen.“ „Arme“, sagte Timo, während er ihre Haare streichelte. Armin und Sam standen am Türrahmen des Wohnzimmers und sahen sich die Szene an. Sie hatten alles gehört und so verließen sie nacheinander alle den Raum, bis auf Armin. Er blieb am Türrahmen stehen und erst als alle weg waren setzte er sich neben Alex. Er sah sie besorgt an, während er ihr durch das Haar strich. Sie hatte ein verheultes und schmerzverzerrtes Gesicht. Erst als der Schwarzhaarige seine Hand auf ihre Wange legte und sie streichelte, schien sie sich zu beruhigen. Mit einem Lächeln schlief sie ruhig atmend. Armin stand auf und gab ihr einen Kuss auf ihren Haarschopf, als er sich wieder in sein Zimmer verzog, um zu zocken. Doch waren seine Gedanken ganz wo anders. Kapitel 4: Zufall oder Schicksal? --------------------------------- Als ich das dritte Mal diese Nacht schweißgebadet aufwachte, zeigte die Uhr halb zwei. Verzweifelt setzte ich mich aufrecht hin und starrte in die Dunkelheit. Ich hatte schon wieder von meinem Vater geträumt. Wie wir erst noch zusammen auf der Wiese spielten, wie wir es früher immer getan hatten und im nächsten Moment sah er mich durchdringend an. Blut tropfte aus seinen Augen und er kam langsam auf mich zugeschritten. Ich wollte wegrennen, doch er hatte mich schon am Arm gepackt. Blut lief auf diesen herunter und auf meine nackten Füße. Ich sah runter und erkannte, dass der ganze Boden mit Blut überdeckt war und ich drohte zu versenken, doch genau dann wachte ich auf. Es konnte so nicht weitergehen. Also stand ich auf um mir ein Glas Wasser aus der Küche zu holen. Langsam lief das Wasser meine Kehle hinunter. Auch warf ich mir noch einmal Wasser ins Gesicht und spülte die getrockneten Tränen weg. Ich traute mich nicht wieder in das Wohnzimmer zurück zugehen und nochmal einen Albtraum zu bekommen. Also ging ich in den Gang mit den einzelnen Zimmertüren und öffnete die Erstbeste. Ich wusste nicht genau wo jeder Einzelne schläft, aber das interessierte mich im Moment ziemlich wenig. Ich wollte einfach diese Nacht einmal schlafen ohne einen weiteren Albtraum zu bekommen. Vielleicht hilft es ja, bei jemand anderen zu schlafen. Als ich die Tür öffnete, sah ich nur schwarz. Ein paar Umrisse waren zu erkennen, doch reichte es um ein Bett und einen dort liegenden Körper zu erkennen. Leise schloss ich die Tür wieder und schlich zu dem Bett hin. Ich hob die Decke an und stahl mich unter diese. Sie war angenehm warm und ließ mich nur nach ein paar Sekunden einschlafen. Als Alex eingeschlafen war, wachte der Eigentümer des Zimmers auf. Er bemerkte den Körper neben sich und wie er sich in die Decke eingekuschelt hat. Geistesabwesend sah er zu dem Körper und fragte sich, warum er nicht alleine war. War das alles nur ein Traum. Hatte er zu viel gezockt und paranoid geworden. Auf einmal hörte er ein leises Wimmern. War es real, oder spielte ihm sein Kopf einen Streich? Er hob seine Hand und berührte den Arm des Körpers. Okay, es war real, stellte er fest. Das Wimmern wurde lauter und er tat das, was ihm als erstes in den Kopf schoss. Er strich ihr über ihre Haare um sie so zu beruhigen, doch wurde es nur noch schlimmer. Also raufte er sich dazu auf und umschloss ihren Körper mit seinen Armen. Er drückte sie fest an sich und ließ sie seine Körperwärme spüren. „Sch. Es wird alles wieder gut“, sprach die Stimmer von Armin leise in Alex’ s Ohr und tatsächlich. Es funktionierte. Ihre Gesichtszüge entspannten sich und er spürte ihren beruhigenden warmen Atem auf seinen nackten Oberkörper. Er schlief eigentlich immer mit Boxershorts, aber heute war es dann doch wohl die falsche Entscheidung gewesen. Seine Wangen nahmen einen rötlichen Ton an, doch nach einiger Zeit beruhigte er sich auch wieder und ist eingeschlafen. Und so schliefen beide umarmend ein. Am Morgen wachte Alex als Erstes auf und sah sich um. Ich hatte total vergessen, dass ich nicht wieder in das Wohnzimmer und so auf das Sofa zurück gegangen bin, um dort zu schlafen, umso überraschter war ich, als Armins Gesicht vor meinem auftauchte und ich immer noch in seinen Armen lag. Dass ich ausgerechnet sein Zimmer erwischen musste. Zufall oder Schicksal? Aber anstatt länger liegen zu bleiben versuchte ich mich aus seiner Umarmung zu befreien, da es ihr doch unangenehmer wurde. Ich musste zugeben, dass ich ohne weiteren Albtraum geschlafen habe. Also es hat mir schon geholfen hier zu schlafen, doch musste es ausgerechnet immer Armin sein? Nervös nahm ich Abstand von dem Schwarzhaarigen, doch er drückte mich nur noch fester an sich. Mit hochrotem Kopf versuchte ich es mit einer anderen Taktik. „Armin? Armin, wach auf“, flüsterte ich leise. „Ich will nicht aufstehen“, murmelte er und festigte die Umarmung. „Armin!“ sagte ich nun in einem deutlich auffordernden Ton. „Hmm?“ Langsam öffnete er seine Augen einen kleinen Spalt. „Lass mich doch weiter schlafen, es ist gerade so bequem.“ Er schloss wieder seine Augen und wollte weiter schlafen, als er plötzlich die blauen Augen weit aufriss und seine Arme blitzschnell von mir löste. „Sorry, das- das war nur ein Versehen. I-Ich…“ „Schon gut.“ Es entstand Stille und ich stand langsam auf und ging zur Tür. Ich nahm den Griff in die Hand und drehte mich dennoch einmal um. „Danke.“ Schnell war ich aus dem Raum verschwunden und schloss die Tür hinter mir. Ein leiser Seufzer verließ meine Lippen und ich ging Richtung Küche. „Warte…“ sagte Armin zu der längst verschlossen Tür und zog die Hand zurück, die er nach ihr ausgestreckt hatte. Er sah zu sich runter und schwieg. Es war mir unangenehm, aber hatte ich gut geschlafen. Ich habe gar nichts mehr geträumt, aber war es das wert gewesen? Was er wohl jetzt denkt? Ob er weiß, warum ich zu ihm gekommen bin? Es war ja eigentlich nur ein Versehen und hätte bei jedem anderen landen können, aber ich sollte mit ihm reden, bevor irgendwelche Missverständnisse entstehen. Wie spät haben wir denn? Mit einem kurzen Blick zur Uhr, zeigte sie schon halb drei. Mit großen Augen kontrollierte ich es noch einmal und es stimmte wirklich. Wir haben schon halb drei. So lange habe ich noch nie geschlafen und es scheint auch nicht, dass jemand anderes wach ist oder er ist schon weg. Ich war umgeben von Stille, selbst das Ticken der Uhr war nicht mehr zu hören. Ich fühlte mich allein und verlassen. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht alleine sein. Warum muss ausgerechnet jetzt niemand da sein, wo ich doch eigentlich Gesellschaft brauche. Innerlich kämpfte ich mit mir, ob ich nun doch wieder zurück zu Armin gehen sollte. Denn er war bestimmt da. Aber im nächsten Moment war ich wütend. Wütend auf mich selbst, dass ich so eine Schwäche zeigte. Ich hatte gestern schon welche gezeigt und wollte dies eigentlich nicht tun. Ich hasse es zu weinen. Keine Schwäche zeigen!! War das nicht das Motto von meinem Vater und mir gewesen. Egal welche Verletzungen er oder ich nach Hause gebracht haben, wir haben doch immer wieder versucht uns gegenseitig zum Lachen zu bringen, so dass wir den Schmerz vergessen konnten. Also Alex, reiß dich zusammen und lache! Dein Vater will bestimmt nicht, dass du wegen ihm weinst. Ich würde das doch auch nicht wollen. Also zeig deinem Vater dein Lächeln in dem Himmel und zeige ihm, dass du trotz des Schmerzes glücklich werden kannst, so wie er es immer gewollt hatte. Ich sah auf meine Hand, die sich zu eine Faust zusammen ballte und schlug gegen die Wand, die mir am nächsten war. Körperlicher Schmerz ließ einen psychischen Schmerz kurz vergessen und es war das, was ich jetzt brauchte. Mit neuer Energie und einem Lächeln machte ich mich ans Essen. Auch wenn noch nicht alle da sind, oder überhaupt wach, irgendwann würden sie doch kommen und Hunger haben. Ich wohnte zwar erst seit kurzen hier, doch eins habe ich gelernt. Wenn es ums Essen geht, dann sind sie die zuverlässigsten Personen überhaupt. Und schon nach kurzer Zeit, als sich der Geruch von Curry in der Wohnung breit machte, kamen alle an. Sie waren anscheinend nicht weg gewesen und wenn alle in Boxershorts und T-Shirt. Ich musste bei ihrem Anblick kurz Lächeln und stellte das Essen fertig auf den Tisch. Wir setzten uns um ihn herum und fingen an zu essen und zu erzählen. Ich bemerkte die besorgten Blicke der anderen, doch ignorierte sie. Ich durfte mich nicht runterziehen lassen und wollte auch nicht, dass sie sich sorgen machen. Also schenkte ich allen ein Lächeln und das Thema hat sich erledigt. Drei Tage vergingen ohne weitere Vorkommnisse. Ich träumte zwar zwischendurch immer noch von meinem Vater, aber es war nicht mehr so schlimm, wie am Anfang. Mit Armin hatte ich auch noch nicht geredet, da sich noch kein günstiger Zeitpunkt dazu ergeben hatte. Aber hatte ich es auch immer wieder aufgeschoben und noch nicht durchgesetzt. Mit meiner Mutter habe ich inzwischen geredet. Der Tod von meinem Vater macht ihr zwar zu schaffen, doch sie versucht auch stark zu sein und so haben wir uns gegenseitig aufbaut. Sie weiß genauso gut wie ich, dass er nicht gewollt hätte, wenn man um ihn weint und wir wollten das auch nicht. Wir wollten ihn ein Lächeln in den Himmel zeigen, damit er weiß, dass es uns gut geht. Heute war Montag und das hieß, heute würden meine Möbel ankommen. Ich freute mich wie sonst was und wartete, wie ein Kind an Weihnachten, auf das Klingeln des Möbelhauses. Bei jedem auch nur leisesten Geräusch sah ich auf die Uhr und machte so meine Mitbewohner nervöser als mich selbst. Wir saßen gemeinsam mal wieder in der Küche und frühstücken. „Jetzt beruhig dich doch mal! Du bist ja noch schlimmer, als ein kleines Kind an Weihnachten. Es sind noch gut zwei Stunden bis die Möbelpacker endlich kommen“, beschwerte sich Sam schon zum dritten oder vierten Mal. „Ich weiß, aber ich bin einfach so nervös. Ich kann endlich in meinem eigenen Zimmer schlafen auf meinem super Bett“, lachte ich fröhlich. „Letztens noch rumgeheult und dann das“, murmelte der Pinkhaarige säuerlich vor sich hin. „Hm?“ fragte ich, da ich es nicht verstanden hatte. „Autsch!! Was fällt dir ein?“ fauchte Sam auf einmal Dave an. „Ich weiß nicht was du meinst“, antwortete der Angesprochene unschuldig. „Was ist denn?“ fragte ich verwirrt nach. „Der Idiot hat mich…“, fing Sam an, unterbrach aber wieder durch einen weiteren Schmerzensschrei. „Nichts“, antwortete der Weißhaarige auf einmal. „Dafür wirst du bezahlen“, waren die letzten Worte, des wütenden Sams. „Aber wirklich auf dem Sofa hast du doch auch nicht geschlafen oder? Zu mindestens nicht allein?“ fragte Dave provozierend, auch wenn es sich eher wie eine Feststellung anhörte. Ich starrte ihn mit großen Augen an und der Löffel, mit dem ich mein Müsli aß fiel auf den Tisch. Jeder wurde still und Armin fing an zu husten. Er hatte sich anscheinend verschluckt, denn schnell trank er sein Glas Wasser aus. Jeder wurde still und drei Augenpaare sahen fragend zwischen Dave und mir hin und her. „Wie meinst du das?“ fragte ich mit leiser Stimme. „Wie ich es gesagt habe“, antwortete der Angesprochene weiterhin mit einem durch dringenden Blick und provozierenden Lächeln. „Was meint er?“ Timo‘ s Frage richtete sich an mich und ich wusste nicht wie ich antworten sollte. Ich sah kurz unauffällig zu Armin, der stumm auf seine Schüssel voll Müsli konzentrierte. Also war er auch nicht wirklich eine Hilfe, auch wenn das wahrscheinlich noch merkwürdiger gewesen wäre. So musste ich mir schnell eine Notlüge überlegen, doch Dave war schneller und fing an zu reden, als ich gerade beginnen wollte. „Ach nichts. Ich muss wohl geträumt haben. Passiert ja schon mal“, lachte Dave und zwinkerte mir zu. Ich werde aus ihm einfach nicht schlau. Warum weiß er das? Und warum fängt er vor allen anderen damit an? Ich muss unbedingt mit ihm reden!! Die anderen drei fragenden Gesichter von Timo, Sam und Yosch wurden auch zu einem Lachen, auch wenn erst zögerlich, dennoch stiegen wir alle mit ein und die Wohnung wurde durch ein lautes Gelächter beschallt. Ich hob meinen Löffel wieder auf und aß weiter, so wie jeder andere. Als wir mit dem Frühstück fertig waren, räumten wir noch gemeinsam auf und jeder machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Außer ich, ich wollte unbedingt mit Dave reden. So hielt ich ihn unauffällig auf und wir blieben beide in der Küche stehen. „Was gibt’s?“ fragte Dave. Doch hörte es sich so an, als ob er genau wüsste, was los war. „Erzähl mir, was das vorhin sollte!“ forderte ich ihn auf und ich bekam ein breites Grinsen als Antwort. „Ich wollte nur eure beiden Reaktionen sehen“, antwortete er. „Woher weißt du das überhaupt?“ „Ich habe gesehen, wie du vor drei Tagen aus seinem Zimmer gekommen bist. Aber ich weiß auch, dass Armin am ersten Tag zu dir auf das Sofa gekommen ist, um dort zu schlafen.“ „Wie?“ fragte ich ihn neugierig, aber auch aufgelöst. Ich habe ihn doch gar nicht gesehen. „Ich weiß schon wie man unauffällig ist. Aber ich muss dazu sagen, du hast dich nicht sonderlich um deine Umgebung geschert“, lächelte er immer noch. „Warum lächelst du überhaupt so blöd?“ Meine Stimme klang leicht genervt, doch wollte ich es wirklich wissen. „Wir wohnen hier schon eine ganze Zeit zusammen und ich habe noch nie Armin oder überhaupt irgendjemanden von den anderen so reagieren sehen. Du hast unser komplettes Leben schon in der kurzen Zeit auf den Kopf gestellt und ich muss sagen, es gefällt mir.“ Ich sah ihm tief in die Augen und musste auch Lächeln. „Du hast aber auch ein Geheimnis oder?“ Er war anscheinend überrascht, denn es sahen mich zwei rote Augen perplex an. „Was meinst du?“ „Du bist schwul oder?“ fragte ich. „Ähh…“ Er wusste nicht, was er sagen sollte. „Ich wusste es“, lachte ich ihn an. „Aber wie?“ „Weiß nicht. Wie nennt man es doch, ‚weibliche Intuition‘?!“ „Haha, oh man. Du bist ja noch besser, als ich gedacht hatte.“ Nun fing er auch an zu lachen. „Ich erzähl es niemanden weiter, wenn du das mit Armin nicht weiter erzählst bzw. auch nur irgendwie zur Ansprache bringst.“ „Haha, ok.“ „Gut, denn da läuft nichts zwischen uns. Es war nur ein Zufall, dass ich in sein Zimmer gelandet bis. Ich hätte in jedes gehen können und bin einfach in das erstbeste gegangen. Ich konnte einfach nicht einschlafen und das war dann so die Option.“ „Wie geht’s dir denn?“ fragte Dave nun etwas besorgt. „Es geht mir besser und danke, dass du mich in gewisser Weise beruhigt hast.“ Ich zeigte ihm ein Lächeln, doch er schien es nicht so wirklich zu glauben. „Wirklich?“ fragte er besorgt. „Ja. Ich habe auch gestern noch einmal mit meiner Mutter telefoniert und wir haben uns gegenseitig aufgebaut. Mein Vater und ich hatten auch immer das Motto ‚keine Schwäche zeigen‘. Es ist zwar nicht das Beste, aber es hilft mit einem Lächeln in den Himmel zu sehen.“ „Dann ist ja gut. Und wenn was sein wollte, dann komm ruhig zu mir“, lächelte er mich aufmunternd an. „Endlich habe ich einen schwulen Freund“, lachte ich und umarmte ihn. „Haha und ich ein Mädchen als Freundin.“ Auch er lachte und erwiderte meine Umarmung. „Hattest du etwa nie Mädchen als Freunde?“ fragte ich verwundert. „Nein. Es sollte ja nie auffallen, sonst hätte mich meine Familie auch rausgeschmissen. Aber insgeheim habe ich mir immer eine gewünscht. Es ist schon schwer, mit Jungs über Jungs zu reden.“ „Das ist ja furchtbar. Dann müssen wir mal die ganzen Jahre nachholen in denen du keinen zum Reden hattest.“ „Oh, das könnte lange dauern“, überlegte er. „Ich hab Zeit.“ Dave umarmte mich und wir füllten die Küche mit lautes Gelächter. Wir waren so abgelenkt, dass wir gar nicht bemerkten, wie Yosch an der Küchentür stand. „Was ist denn hier los?“ fragte der Braunhaarige verwundert. „Hast du was gehört?“ ging ich gar nicht auf seine Frage an und meine Stimme wurde etwas hysterisch. „Nein, ich bin gerade erst hier vorbeigegangen und habe lautes Lachen gehört. „Dann ist ja gut“, lachte ich immer noch und Dave löste sich von mir. „Okay, ich bin dann mal weg arbeiten“, berichtete Yosch mit immer noch fragender Stimme und genauso aussehenden Blick. „Ja, ist gut. Viel Spaß“, verabschiedete ich mich und zwängte mich an ihm vorbei und ging nochmal kurz in mein Zimmer um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. „Ist alles in Ordnung mit euch?“ fragte der Braunhaarigen den anderen noch einmal. „Ja alles gut“, antwortete der Angesprochene und legte dem anderen seine Hand auf die Schulter. „Ich würde dir ein bisschen mehr Mühe geben, wer weiß, was noch alles passiert!?“ „Äh, wie meinst du das?“ Perplex sah er Dave an. „Du wirst schon sehen“, lächelte er. „Warst du schon immer so komisch?“ „Ja.“ Es waren seine letzten Worte und so ging er in sein Zimmer zurück und ließ den verwirrten Yosch im Türrahmen der Küche stehen. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr musste er dennoch erkennen, dass es schon recht spät war und wenn er sich nicht beeilte, würde er zu spät zur Arbeit kommen und dies ließ sein Boss nicht immer mit sich machen. Also verließ er schnell die Wohnung, stieg in sein Auto ein und war mit den Gedanken immer wieder bei Dave und Alex. Währenddessen stand ich nervös in meinem Zimmer und warte wiedermal auf das Klingeln. Jeder der anderen verabschiedete sich nach einiger Zeit, da sie entweder irgendwas vor hatten oder so wie Yosch ebenfalls arbeiten mussten. Ich war gerade im Badezimmer um mein Aussehen für akzeptabel zu halten, als die Tür klingelte. Nervös schlug ich die Tür des Badezimmerschrankes zu und ging in Richtung Tür. Mit einem Lächeln öffnete ich diese und wurde gleich überrascht. Mein Lächeln entgleiste und ich sah meinem Gegenüber mit großen Augen an. „Die Möbel sind da“, lächelte mich Rafael mit einem breiten Grinsen an. Kapitel 5: Der fleißige Helfer? ------------------------------- „Die Möbel sind da“, lächelte Rafael mir mit einem breiten Grinsen zu. Ich starrte ihn mit offenen Mund an und wusste nicht, was ich sagen sollte. Hatte Dave nicht gesagt, dass er heute herkommen würde? Es ist gruselig, dass er Recht hatte. Was macht Rafael hier? „Was machst du denn hier?“ kam die Frage, die mir durch den Kopf schwirrte, über die Lippen. „Ich hätte ja eigentlich einen netteren Empfang erwartet, aber gut. Ich helfe bei der Möbellieferung, wie es sich als Angestellter eines Möbelgeschäftes gehört“, lachte er nun, doch irgendwie klang es nicht ehrlich. Auch seine Augen sahen ein bisschen enttäuscht aus. „Nein, sorry, so meinte ich es nicht. Ich freu mich“, lächelte ich ihn nun ebenfalls an und ließ meine Verwunderung verschwinden. „Worauf?“ fragte er leicht provokativ. „Äh…“ Was soll das denn jetzt? „Auf die Möbel?“ „Aha auf die Möbel.“ Mein Gegenüber schien noch betrübter als vorher und etwas wütend. „Jaha und auf dich natürlich auch.“ Meine Stimme klang nicht wirklich überzeugend. „Ich wollte dich nur etwas herhalten“, versuchte ich es nun etwas überzeugender und erfüllte meine Stimme mit einem Lachen. Es hatte anscheinend gewirkt und Rafaels Gesicht wurde zunehmend fröhlicher. „Na dann, ist ja gut. Sollen wir denn jetzt die Möbel hoch bringen?“ wechselte er das Thema. „Ja, ich helfe euch.“ Also gingen wir beide runter in das Foyer und halfen den Möbelpacker, die gewünschten Möbel nach oben zu tragen. Es dauerte ganze zwei Stunden bis alle oben waren und sich jeder eine Pause gönnte. Ich gab den drei Männern etwas zu trinken und sie bedankten sich. Nach einer viertel Stunde gingen zwei von ihnen, doch Rafael blieb sitzen und sah in sein Glas hinein. „Ähm Rafael, musst du nicht auch mit?“ fragte ich zögerlich. „Nein, ich habe jetzt eh Feierabend und wenn du willst, kann ich dir noch beim Aufbauen helfen. So alleine könnte sich das schon als schwierig erweisen.“ Er sah sich um und ich folgte seinem Blick. Ist es eine gute Idee ihn um Hilfe zu bitten? Was wenn die anderen gleich wieder kommen? Sie wirkten nicht gerade begeistert von ihm auch nur zu hören. Aber davon abgesehen, ich müsste alleine ein Bett, eine Kommode und ein Sofa aufbauen und das ist nun wirklich viel. Sollen sich die anderen nicht so anstellen. Wenn sie schon nicht bereit sind mir zu helfen, müssen sie eine andere Hilfe eben akzeptieren. „Na gut, du kannst mir helfen“, antwortete ich ihm und sein Gesicht fing an zu strahlen. Ich frag mich, was er nun schon wieder hat? Er ist auf jeden Fall leicht durchschaubar und offen wie ein Buch. Ist doch auch mal nicht schlecht. Ich musste lachen und bekam einen fragenden Blick, den ich gekonnt ignorierte. „Dann mal los, das könnte etwas länger dauern hier.“ Mit Motivation machte ich mich daran, die Möbel auszupacken und mir die Bedienungsanleitung anzusehen. Es würde ein leichtes werden die Möbel aufzubauen, was die Motivation nur noch verstärkte und wir uns beide mit Freude an die Sache ran machten. Nach kurzer Zeit der Stille, was Rafael anscheinend etwas unangenehm war, denn er ergriff, als erstes das Wort. „Wie kann es eigentlich, dass du alleine hier wohnst und dann doch nur Möbel für dieses Zimmer gekauft hast?“ fragte er neugierig. „Oh, ich wohne nicht allein. Ich habe noch fünf Mitbewohner“, antwortete ich ihm und konzentrierte mich wieder auf die Bedienungsanleitung der Kommode. „Mitbewohner?“ Seine Stimme klang leicht verwirrt. „Ja!?“ „Du wohnst hier alleine mit fünf Jungs?“ hackte er nach. „Ja. Ist das ein Problem?“ Ich verstand seine Überraschung nicht. Ich war schon immer lieber und mehr mit Jungs zusammen, als mit Mädchen. Sie waren nicht so kompliziert und verachteten auch keinen, wenn man gerne Anime schaute oder eine leidenschaftliche Gamerin war. Ist es denn wirklich so schlimm, so Sachen zu mögen? „Nein, eigentlich nicht.“ „Eigentlich nicht?“ „Wenn du einen Freund hast, der das akzeptiert und damit klar kommt.“ „Tja, das werden wir wohl nie erfahren?“ „Wie meinst du das? Ist etwas mit ihm passiert?“ fragte er mit großen Augen. „Er ist wahrscheinlich irgendwo auf der Welt und weiß noch nicht mal von seinem Glück, mich als Freundin zu haben“, kicherte ich. „Das versteh ich nicht“, gab er zu und sah mich fragend an. „Oh man, ich hab keinen“, löste ich das ungelöste Rätsel, auch wenn es so offensichtlich war wie sonst was. Ich sah ihn an und er schien anscheinend zu verstehen. „Ach so.“ Er sah etwas peinlich berührt in meine Augen. „Und auch keinen in Aussicht oder so?“ „Nein. Warum interessiert es dich?“ fragte ich verwundert. „Nur so“, sagte er und kratze sich am Kopf. „Aha.“ Waren meine letzten Worte und ich gab mich wieder meiner Kommode hin, die nach gut einer viertel Stunde perfekt zusammen gebaut in der Ecke neben der Tür stand. Der gesamte Aufbau der Möbel für mein Zimmer nahm nur noch eine weitere Stunde in Anspruch. Wir sahen uns das vollendete Werk an und waren stolz auf uns beide. Wir hatten es geschafft und waren endlich fertig. „Juhu, endlich fertig. Möchtest du vielleicht etwas trinken oder essen?“ bat ich meinem Helfer an. „Ja gerne, was ist denn so da?“ „Ähm, dann müssen wir mal in der Küche gucken.“ So gingen wir beide in die Küche und sahen eine Überraschung. Armin und Dave saßen am Tisch und waren sich anscheinend über irgendwas am unterhalten, so dass sie uns beide nicht mitbekamen. Erst als ich ‚Hey‘ rief wurden sie beide aufmerksam und sahen mich und meinen Begleiter an. „Also, dass ist Rafael. Er hat mir geholfen, die ganzen Möbel aufzubauen. Es war ja kein anderer dazu bereit mir zu helfen“, stellte ich ihn vor und die Stimmung in der Küche nahm schlagartig ab. Armin sah den Besucher mit einem wütenden Blick an und Dave aß nur belanglos seinen Apfel weiter. „Freut mich“, begrüßte sich nun Rafael. Es schien so, als ob er den Blick von Armin gar nicht sehen würde, denn er strahlte genau wie am Anfang. Der Schwarzhaarige dagegen wirkte von Sekunde zu Sekunde wütender und stand plötzlich auf und zwang sich den Weg zwischen uns aus der Küche. „Was ist dem mit ihm los?“ fragte ich Dave. „Ich hab keine Ahnung“, sagte er und sah mich durch dringend an. Als wolle er mir sagen, dass er Recht gehabt habe und Rafael wirklich heute gekommen sei. Ich schenkte ihn ein fragendes Lächeln und lief einfach weiter zum Kühlschrank. „Also wir haben Wasser, Saft oder Cola. Einen Schokoriegel könnte ich dir auch noch anbieten, denn bei den anderen Sachen müsste ich erst noch anfangen zu kochen“, sagte ich zu Rafael und drehte mich um, damit ich ihn ansehen konnte. Doch er sah wohl zu etwas anderes hin. Ich hatte mich runtergebeugt, damit ich einen besseren Blick in den Kühlschrank bekam, aber meinem Helfer schien etwas ganz anderes zu interessieren. „Ähh“, er sah schnell woanders hin. „Ich glaube ich werde jetzt gehen. Wir sehen uns dann ein anderes Mal.“ Schnell ging er aus der Küche und rief noch schnell „Tschüss“ hinterher, als man nur noch ein lautes Knallen der geschlossenen Tür hörte. „Was war das denn?“ fragte ich Dave verwundert und nahm einen Schokoriegel aus dem Kühlschrank. „Ich hab doch gesagt, er steht auf dich“, zwinkerte mir Dave zu. „Stimmt doch gar nicht“, verneinte ich es. „Ach ja? Und warum war er denn noch hier und konnte gerade seinen Blick von deinem knackigen Arsch nicht lassen?“ lachte er. „Mein knackiger Arsch?“ Ich sah mein Gegenüber mit großen Augen an. „Also ich würde ihn ja anders nennen“, sagte nun eine andere Stimme und Sam tauchte am Türrahmen auf. „Was willst du denn?“ fragte ich ihn auffordernd. „Ein paar Sekunden hier und schon wird man dumm angemacht“, beschwerte sich der Pinkhaarige. „Dann frag dich mal woran das liegt“, konterte ich. „Keine Sorge, ich wollte mir nur eine Cola hole.“ Sam ging auf mich zu und nahm die Cola aus den Kühlschrank. Er sah mich an und dachte wohl über irgendetwas nach, doch bevor ich nachfragen konnte, nahm er seinen Blick von mir und ging wieder aus dem Raum, doch war noch seine Stimme zu hören, die sagte: „Also ich weiß echt nicht, was an dir so toll sein sollte.“ „Pff, was ist denn mit dem los?“ „Wer weiß das schon“, lachte der Weißhaarige. „Naja, ist mir jetzt auch egal. Ich geh mal ein mein neues Zimmer. Endlich nicht mehr auf dem Sofa schlafen.“ Mit einem fetten Grinsen und einem Schokoriegel in der Hand ging ich aus der Küche in mein Zimmer. Als man in den Raum hineinkam sah man das graue Sofa und links das Bett, welches unter dem Fenster platziert wurde, mit noch einem kleinen Nachttischchen. Welches man aber nicht direkt sah, da das Bett und der Nachtisch in einer kleinen offenen Raum hinter Tür standen. Rechts von der Tür in der Ecke stand noch die Kommode und das Zimmer war fertig eingerichtet. Ich freute mich immer noch wie ein kleines Kind an Weihnachten und sprang auf mein Bett. Es war so gemütlich, dass man drin versinken konnte. Dazu war es noch angenehm kühl, da es heute besonders warm war. Ich versuchte aus dem Fenster zu sehen, doch hing es zu hoch und man konnte nur den leicht orange lila gefärbten Himmel erkennen. Also hob ich meinen Körper an, öffnete das Fenster und setzte mich auf die Fensterbank. Frische Sommerluft strömte mir ins Gesicht und ließ mich aufatmen. Ich liebte die Frische und habe mich schon als kleines Kind immer auf die Fensterbank gesetzt um mir dort den Sonnenuntergang anzusehen. Er war immer so schön und ließ einen die täglichen Sorgen vergessen. Früher sah ich immer einen kleinen Teich aus meinem Zimmer, wo sich die Sonne drin spiegelte. Heute sah ich einen kleinen Park und Hochhäuser hinter denen sich die Sonne nur halb zeigte, doch war die Wirkung die gleiche. Es entspannte mich und ich musste lächeln, als ich die kleinen Kinder im Sandkasten spielen sah. Erinnerungen von meinem Vater kamen wieder hoch, doch ich musste mich zusammenreißen. Er beobachtet mich jetzt bestimmt und soll sich keine Sorgen machen. Ich bin immerhin sein starkes Mädchen. Ich schlug mir mit beiden Händen auf die Wangen und erschreckte anscheinend jemand, der gerade in mein Zimmer gekommen ist. Ein kurzer überraschter Aufschrei und ich drehte meinen Kopf zu dem plötzlichen Geräusch. „Yosch?“ Ich sah den Ältesten fragend an. „Ja“, lächelte er mich an. „Ist ein schönes Zimmer geworden“, sagte er und sah sich um. „Nicht wahr?“ Ich folgte seinem Blick mit großer Begeisterung. „Sieht auf jeden Fall besser aus als vorher“, lachte er nun und sah mich an. „Also das nehme ich jetzt als Beleidung“, antwortete ich mir aufgeplusterten Wangen. „Diesen Saustall, der vorher hier war, kann man doch nicht als Vergleich nehmen.“ „Haha, nein ich meinte auch den aufgeräumten Raum als Vergleich. Ich glaube, dass ist der schönste Raum in der ganzen Wohnung“, gestand er. „Sogar schöner als deiner?“ Interessiert sah ich ihn an. „Mit Abstand“, antwortete er und wir beide mussten lachen. „Wie geht’s dir denn?“ fragte er auf einmal mit einer besorgten Stimme. Ich sah ihn fragend an. „Mir geht es so ganz gut, aber ich bezweifle, dass du das einfach so fragst.“ „Haha, ja, du hast mich durchschaut.“ Er setzte sich auf das Bett und sah mich auffordernd an. „Ich wollte fragen wegen von vor drei Tagen. Bisher hatte ich nicht wirklich die Möglichkeit gefunden um dich danach zu fragen. Willst du vielleicht darüber reden?“ Seine Augen sahen genauso besorgt aus, wie seine Stimme klang. „Es gibt da eigentlich nicht viel zu reden. Mein Vater ist bei einem Autounfall gestorben und wacht nun über mich und meine Mutter. Mit ihr habe ich auch schon gesprochen und wir haben uns gegenseitig aufgebaut. Auch wenn er uns vielleicht fehlt, er hätte nicht gewollt, dass wir um ihn weinen“, beendete ich meine Erklärung mit einem Lächeln. Vielleicht war es fehl am Platz und der falsche Zeitpunkt, doch half es mir und das war das Einzige was zählt. „Ist es wirklich ok? Es ist nicht schlimm auch mal zu weinen“, sagte er und sah mich mit großen Augen an. „Nein, ich habe schon genug geweint. Es war vielleicht nur eine Stunde oder so, aber es fühlte sich wie Tage an und das möchte ich nicht noch einmal erleben. Manche mögen es verkraften zu weine, doch ich lächle lieber und weiß, dass ich meinem Vater damit eine Freude bereite. Ich bin immerhin sein starkes Mädchen“, antwortete ich schon fast wütend. „Ok. Aber wenn irgendwas ist, dann kannst du immer zu mir kommen. Ich hoffe du weißt das?“ versprach er mir aufbauend. „Ja und danke“, lächelte ich zufrieden und ich bekam es genauso von meinem Gegenüber zurück. „Wie kommt es eigentlich, dass du hier sitzt?“ wechselte er nun das Thema. „Ich habe es schon immer geliebt, den Sonnenuntergang auf der Fensterbank zu beobachten.“ „Ach echt? Ist das so toll?“ „Öffne das andere Fester und finde es selbst heraus“, forderte ich ihn auf. Gesagt, getan. Er öffnete das zweite Fenster und setzte sich mit einem Bein auf die Fensterbank und sah hinaus. „Es ist wirklich schön.“ Ich folgte seinem Blick und stimmte ihm murmelnd zu. Es folgte eine Weile Stille, als wir anfingen über belanglose Sachen zu reden. Aus einigen Minuten wurden ein paar Stunden und schon zeigte die Uhr Mitternacht, als wir uns gute Nacht wünschten. Ich machte mich noch eben bettfertig und schon ließ ich mich in mein bequemes Bett hineinsinken und schlief tief und fest ein. Kapitel 6: Ignorieren und ignoriert werden ------------------------------------------ Es war nun schon eine Woche her, dass Rafael mir geholfen hatte. Es ist seitdem nicht mehr viel passiert, nur scheint Armin so gut es geht mir aus dem Weg zu gehen. Ich weiß einfach nicht, was mit ihm los ist. Weswegen ich immer wieder versucht habe mit ihm zu reden, aber er war schon weg, als ich ihn nur kurz zu Gesicht bekam. Also gab ich es nach einiger Zeit auf, auch wenn ich die eine letzte Chance noch irgendwann ergreifen werde, und konzentrierte mich auf meine neue Schule, die ich nach diesem Wochenende besuchen werde. Meine ganzen Sachen hatte ich schon zusammen, doch wurde ich von Stunde zu Stunde aufgeregter. Zu meinem Glück besuchen Sam und Armin dieselbe Schule, obwohl… Momentan kann man das wohl eher weniger als Glück bezeichnen. Armin ignoriert mich und mit Sam streite ich mich nur. Sie sind zwar nicht in meiner Klasse, doch morgens den gleichen Weg laufen, kann auch schon schwierig werden. Mal hoffen, dass wir uns nicht gegenseitig den Kopf einschlagen werden. Ich ging gerade aus meinem Zimmer, als ich Armin zum Bad laufen sah. Jetzt war eine gute Gelegenheit mit ihm zu reden. Ich habe mir selber gesagt, wenn sich die letzte Chance bieten lässt, dann werde ich sie ergreifen. Schnell rannte ich zur Badezimmertür und versperrte diese, bevor mein Ziel hinter ihr verschwinden konnte. Mein Gegenüber sah mich erst überrascht mit großen blauen Augen an, als sein Blick zu traurig und eine Sekunde danach zu Enttäuschung wechselte, so schnell, dass ich dachte ich hätte mir das nur ausgedacht. „Warum ignorierst du mich?“ fragte ich direkt und mit fester Stimmt. „Was meinst du?“ lautete seine Gegenfrage. Er sah sich kurz nach einen Ausweg um, um doch noch irgendwie ins Bad zu gelangen, doch als er erkannte, dass sein Wunsch unmöglich war, nahm er seinen Blick von mir. „Was ich gesagt habe? Warum ignorierst du mich schon seit einer Woche?“ wiederholte ich mit ärgerlicher Stimme. „Ich ignoriere dich gar nicht. Es waren nur Zufälle, dass ich immer gehen musste, wenn du gekommen bist“, antwortete er dem Boden. „Das sehe ich anders.“ Ich stellte mich vor seinem Gesicht, hielt es mit meinen zwei Händen fest und zwang ihn mir direkt in die Augen zu sehen. „Du sagst mir jetzt was los ist, sonst werde ich noch richtig wütend“, zischte ich ihn an. „Warum war Rafael hier?“ nuschelte er so leise, dass ich ihn nicht verstand. „Was hast du gesagt?“ „Warum war Rafael hier??!!“ fragte er nun laut und ärgerlich. Er versuchte meinem Blick auszuweichen, doch gelang es ihm nicht. Ich sah ihn erst verwundert und mit großen Augen an. „Das ist dein Problem?“ Meine Stimme klang genauso verwundert, wie mein Blick aussah. „Ja und?!“ versuchte er scheiternd zu kontern und ein leichter Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen. „Er hat mir geholfen die Möbel aufzubauen“; erklärte ich in einem monotonen Ton. „A-aber warum? Das hätte doch auch einer von uns machen können. Ich hätte dir gerne geholfen.“ Er versuchte sich vergebens aus meinem Griff zu befreien. „Wenn jemand hier gewesen wäre und sich nicht alle verzogen hätten, hätte ich vielleicht auch jemanden von euch gefragt.“ Monoton wechselte zu Aufgebrachtheit. „Du hättest dann ja auch warten können.“ Seine Stimme klang hilflos. „Ich glaube wir kommen vom Thema ab. Warum stört es dich, dass Rafael hier war? Er hat mir doch nur geholfen“, versuchte ich ihn zu rechtfertigen. „Er hat wahrscheinlich ‚nur‘ geholfen“, betonte er besonders und sah mir nun tief in die Augen, „aber das wird nicht das Einzige gewesen sein. Hast du ihm deine Nummer gegeben?“ Ich sah ihn sprachlos an und wusste nicht ganz was ich sagen sollte. Warum interessiert ihn das überhaupt? „Ich deute dein Schweigen dann mal als ja. Er hat dir bestimmt auch so gut wie jeden Tag geschrieben und immer mit kleinen Herzen und sowas alles?“ Es war zwar eine Frage, doch klang es eher wie eine besorgte Feststellung. Warum weiß er das? „Hast du ihm denn auch auf so eine Art geantwortet?“ „Nein. Ich finde das irgendwie unangenehm und unnötig. Mir ist sowas auch zu viel.“ Warum sage ich ihm das? „Hör zu. Ich kenne Rafael und er hat es eindeutig auf dich abgesehen“, erklärte er mir. „Was?“ fragte ich fassungslos. „Es ist wahr!“ bestätigte der Schwarzhaarige. „Warum interessiert dich das überhaupt?“ fragte ich nun eindringlich und löste meinen Griff von ihm. Trotzdem sah er mich weiterhin in die Augen, nur schienen ihm die Worte im Hals zu stecken. „Wenn es so wäre, was ich nicht glaube, dann ist das doch wohl mein Problem?“ fuhr ich wütend fort. „Ich möchte dich doch beschützen“, nuschelte er. „Ich möchte dir doch helfen, außer du stehst auch auf ihn“, korrigierte er sich und wirkte enttäuscht. „Was? Nein! Das wird auch nicht passieren“ sagte ich entsetzt, auch wenn ich mir das Letzte, hätte verkneifen können. Seine Miene hellte sich etwas auf, woraufhin ich ihn nur fragend ansah, aber trotzdem noch wütend. „Ich kann mir aber gut selber helfen, trotzdem danke für den Tipp“; warf ich ihm noch wütend ins Gesicht und ging weg. „Warte“, rief er mir hinterher. „Das kannst du vergessen. Wer hat den wen zuerst ignoriert?“ Ich drehte mich erst gar nicht um, sondern lief weiter zur Haustür, öffnete diese und knallte sie wütend wieder zu. „Leise reden ist auch nicht mehr so, oder?“ erklang auf einmal die Stimme von Dave hinter Armin. Dieser schreckte kurz zusammen und sah seinen Mitbewohner an. „Was ist denn mit dir passiert?“ fragte er erstaunt. „Hm?“ fragte der Angesprochene. „Für mich klang das eher weiniger fröhlich, also warum lächelst du?“ „Ich weiß nicht was du meinst.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging er mit dem breitesten Lächeln, was Armin je zu Stande bekommen hat ins Bad. „Ich habe noch nie so viele Emotionen und Gesichter von Armin gesehen“, lachte der Weißhaarige und sah, der schon längst verschwundenen Alex nach. Ich war mit der besten Laune, die es auf der ganzen Welt gab, auf dem Weg zu meinem Vorstellungsgespräch in einem Café, um endlich Geld für meine Miete aufzutreiben. Wütend stopfte ich mir meine Kopfhörer in meine Ohren und stellte meine Musik so laut, wie es nur geht. Der Bass war anscheinend so laut, dass ich ein paar Passanten sich kopfschüttelnd nach mir umdrehten, doch war mir das sichtlich egal. Ich würde ihnen nur mein wirklich angepisstes Gesicht zeigen, also sah ich auf den Boden und verfluchte die Welt. In meinem Kopf schwirrte den ganzen Weg über das Wort Vollidiot umher, als ob es irgendeine Beschwörung von einem Dämon wäre. Ich bereute es mit Armin geredet zu haben, zu mindestens in diesem Moment. Denn mit so einer Stimmung zu einem Vorstellungsgespräch zu gehen, ist vielleicht nicht die beste Wahl. Aber wer hätte denn auch so etwas erwartet. Warum stört es ihn denn, wenn ich etwas mit Rafael zu tun habe und warum musste ich ihm sagen, dass ich nie auf ihn stehen werde. Sowas peinliches. Ein leichter Rotschimmer bildete sich unerklärlicher Weise auf meinen Wangen und ich verfluchte diesen Vollidioten nur noch mehr. Vollidiot, Vollidiot, Vollidiot!! Fuhr ich mein Mantra fort. Nach zehn Minuten des weiter verfluchen, war ich nun endlich angekommen und setzte das beste Lächeln auf, was ich in diesen Moment zustande bekam. Ich ging in das Café und stellte mich bei der Kellnerin vor, die zu mir kam. Sie begrüßte mich mit einem Lächeln und beschrieb mir den Weg zum Büro des Chefs. An der Tür angekommen, klopfte ich zweimal und man hörte ein lautes ‚Herein‘. Sachte öffnete ich die Tür und lächelte den Mann hinter dem Schreibtisch freundlich zu. Er stand auf und streckte mir seine Hand entgegen, die ich mit Freude ergriff. „Sie sind also Alex Sayer, die sich für die freie Stelle beworben hat?“ „Genau“, antwortete ich mit fester Stimme. Meine schlechte Laune schien wie weggeblasen und ich konnte den Chef aufrichtig anlächeln. „Gut, dann setzen Sie sich doch.“ „Danke.“ Gesagt, getan. Ich setzte mich, genauso wie er, hin nur auf die andere Seite des Schreibtisches und sah meinem Gegenüber in die Augen. „Wie kommt es denn, dass Sie sich für diese Stelle interessieren?“ „Ich bin gerade hier her gezogen und war auf der Suche nach einem Job, den ich wenn möglich nur am Wochenende ausüben kann. Da ich nun gerade mit meinem Abitur mache und das Geld benötige um meine Wohnung zu finanzieren“, erklärte ich ihm. „Oh, so ehrlich habe ich noch nie einen bei den Vorstellungsgespräch erlebt“, antwortete er verwundert und schien etwas überrollt. „Oh, das tut mir leid. Ist das schlecht?“ fragte ich besorgt. „Ganz in Gegenteil. Es ist mal sehr erfrischend, dass mal jemand sagt, dass er wirklich das Geld braucht und die Fakten auf den Tisch legt, ohne irgendwie eingebildet zu klingen oder überheblich“, lachte er. „Aber Sie sollten das nicht bei jedem machen, ich bin da etwas sehr eigen.“ „O-ok, danke“, stotterte ich. „Na, seien Sie doch nicht so schüchtern. Es ist ein nett gemeinter Rat von einem alten Mann“, lachte er immer noch. „Haha, danke. Aber so alt sind Sie doch noch gar nicht?“ Ich wünschte ich kann hier arbeiten, so einen Chef habe ich noch nie erlebt und es ist wirklich angenehm und beruhigend mit ihm zu reden. „Also mit Schmeicheleien kommen Sie hier nicht weiter, davon halte ich nichts“, sagte er auf einmal ernst. „D-das sollte nicht als Schmeichelei gelten, es war nur so eine Feststellung“, versuchte ich mich nervös zu verteidigen. Vielleicht war er doch nicht so, wie ich gedacht habe. „Na dann ist ja gut“, sagte er auf einmal übertreiben eingebildet, musste aber schon im nächsten Moment wieder anfangen zu lachen. Ich stieg mit ein und so wurde der Raum von Gelächter gefüllt. Er war doch nicht so verkehrt. „Ein Anruf auf Leitung zwei“, erklang auf einmal eine weibliche Stimme hinter mir und ich drehte mich um. Die Stimme gehörte einer wunderschönen Frau mit blonden langen Haaren, die ihr feines Gesicht umrahmten und grünen Augen, die hinter einer schwarzen Brille nur noch größer wirkten. Ihre schmale Figur ummantelte eine weiße Bluse mit passenden schwarzen Rock. Ihre gebräunte Haut war von manchen Tattoos bemalt, die sie irgendwie nur noch schöner wirken ließen. „Ich bin beschäftigt. Ich muss hier ein Vorstellungsgespräch führen“, antwortete der Chef, als wäre nichts gewesen. „Oh.“ Nun sah sie mich an und meine Stimme steckte im Hals fest. „Gut dann geh ich wieder und sage, dass Sie beschäftigt sind“, verabschiedete sie sich und ging aus dem Zimmer. Doch bevor die Tür sich ganz schloss, lächelte sich mich an und zwinkerte mir zu. Ich starrte sie noch an, als sie schon längst verschwunden war und vergaß, dass ich noch bei einem Vorstellungsgespräch war. „Haha“, hörte ich auf einmal den Chef und drehte mich panisch um. „Eine wahre Schönheit, nicht wahr?“ Mit rotem Kopf sah ich meinen Gegenüber an und wusste nicht was ich sagen sollte. „Nicht dass Sie sie mir noch wegschnappen. Ich bin schon ein paar Jahre mit ihr liiert.“ Mein Kopf machte einer Tomate schon Konkurrenz und ich sah beschämt zu Boden. „I-i-ich stehe nicht auf F-frauen“, rechtfertigte ich mich. „Haha, das ist sehr gut, denn sonst könnte ich Sie nicht einstellen“, lächelte er mich an. „Was?“ Ich sah überrascht auf. „Sie haben richtig gehört. Ich denke ich werde Sie einstellen“, wiederholte er sich. „Sind Sie sich da sicher?“ fragte ich mit überraschter Stimme. „Warum fragen Sie das? Sie sind wirklich ein bisschen merkwürdig. Doch ich denke, Sie werden sich gut bei uns machen. Es sei denn Sie wollen nun doch nicht?“ fragte er besorgt. „Was? Nein, ich würde hier gerne arbeiten, a…“ „Dann ist ja alles gut“, unterbrach er mich mit einem Lächeln. „Aber Sie wissen doch fast gar nichts über mich. Ob ich denn schon ein paar Erfahrungen habe oder sowas in der Art. Sie haben gar nicht die Fragen gestellt, die doch sonst üblich sind und…“ „Nun hören Sie mal. Ich habe eigentlich schon im ersten Moment gewusst, dass ich Sie einstellen werde und meine Frau hat auch das Ok gegeben. Wenn man schon so viele Gespräche geführt hat wie ich, dann bekommen man ein Auge und Gespür dafür, wer geeignet ist und wer nicht. Seien Sie doch glücklich und hinterfragen Sie nicht alles.“ Er stand auf und reichte mir seine Hand. Ich tat es ihm gleich, doch wirklich sicher war ich immer noch nicht. „Nächste Woche haben Sie Schulbeginn oder?“ fragte er mich. „Ja, am Mittwoch“, antwortete ich ihm mit leiser Stimme. „Gut, dann können Sie sich ja morgen und Sonntag schon etwas einarbeiten und wenn Sie ihren Stundeplan bekommen, werden wir dann sehen, wie Sie arbeiten wollen und können“, erklärte er mir und schüttelte meine Hand mit einem festen Griff. „Ist gut“, antwortete ich nun mit etwas festerer Stimme und konnte es eigentlich immer noch nicht glauben. Ich habe eine super Stelle und kann schon morgen anfangen. Das Leben meint es wohl doch gut mit mir. „Und nun verschwinden Sie und genießen Sie noch ihren Tag. Ich erwarte Sie dann um zehn Uhr morgens vor der Tür.“ „Ja, ich danke Ihnen“, verabschiedete ich mich und ging aus dem Büro. „Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Tag“, rief ich durch das Café und ging mit bester Laune wieder zurück in meine Wohnung. Ich sah kurz auf die Uhr und erkannte, dass es schon drei Uhr mittags war. Also hielt ich noch eben kurz an einen kleinen Supermarkt an und holte etwas Leckeres zu Essen. Heute gönnte ich meinen Jungs mal etwas und als ich aus den kleinen Supermarkt lief begrüßte ich die Passanten mit einem Lächeln. Nach nur sieben Minuten hatte ich es schon in die Wohnung geschafft und wurde direkt von Timo gegrüßt. „Nee-chan, ich habe Hunger“, jammerte er und fiel auf die Knie. „Alles gut Timo, hier habe ich Essen.“ Ich zeigte auf die Tüten und ging in die Küche. „Nee-chan, ich liebe dich“, rief er, während er mir folgte. „Ich weiß“, lachte ich und fing an, das Essen zu zubereiten. Nach einer guten halben Stunde fanden sich auch die anderen vier in der Küche zusammen und setzten sich an den Tisch. Während wir aßen, ignorierte ich Armin gekonnt. Er hatte es nicht anders verdient, hat er es ja auch eine Woche mit mir gemacht. Wir lachten und unterhielten uns, sogar mit Sam habe ich ganz normal geredet, was zu einiger Verwunderung der Anderen führte, doch war mir das egal. „Hey Leute, ich muss euch was Wichtiges erzählen“, erhob ich meine Stimme, als es gerad etwas stiller wurde. Alle sahen mich gebannt an und warteten nur darauf, dass ich weiter redete. „Ich habe den Job in dem Café bekommen“, sagte ich nun. Sie sahen mich mit großen Augen an und freuten sich nach einer kurzen Stille mit mir. „Was ist denn in die gefahren, dass die so jemanden wie dich einstellen?“ fing Sam nun doch ein Streit mit mir an. „Tja, ich habe wohl mehr drauf als du, wenn ich schon beim ersten Betrieb angenommen werde, wo ich mich bewerbe“, antwortete ich eingebildet und provozierend. „Was soll das denn wieder heißen?“ Er wurde etwas lauter und wollte sich wohl wieder mit mir anlegen. „Ich glaub, ich weiß wo deine Schwäche liegt. Du kannst nicht richtig zu hören.“ Während ich lauter lachte wurde sein Blick immer wütender. Yosch, der neben ihm saß, versuchte ihn zu beruhigen, doch musste er sich auf ein Lachen verkneifen. Letztendlich war dieser Abschnitt des Tages so wie immer und als der Tag sich zum Ende neigte, wünschte man sich gegenseitig gute Nacht und jeder verkroch sich in sein Zimmer, um dort über die Dinge nachzudenken, die einem im Kopf herumschwirrten. Kapitel 7: Warum ausgerechnet jetzt? ------------------------------------ Noch ein kurzer Blick in das Schaufenster des Cafés und schon öffnete ich die Tür, um mein neuen Arbeitsplatz zu begrüßen. Mit einem freundlichen Lächeln ging ich durch die Tür und begrüßte die Mitarbeiter und einzelne Kunden, die schon einen Platz an den Tischen gefunden hatten. Eine der Mitarbeiter empfing mich fröhlich und schickte mich zu dem kleinen Pausenraum hinter dem Café, um mich umzuziehen. Nach zehn Minuten war ich komplett umgezogen und bereit. Ich ging strahlend aus dem Pausenraum ins Café. Auf dem Weg begrüßte ich meinen neuen Chef, der sich mit seiner Frau unterhielt. Er sah zu mir hoch und lächelte. „Können Sie noch einen Moment warten? Dann zeige ich Ihnen wie wir die Maschinen und alles andere handhaben.“ Daraufhin wartete ich noch, bis der Chef mit seiner Frau fertig diskutiert hatte, um mich danach genau einzuweisen. Er zeigte mir die verschiedene Funktionen der Kaffeemaschinen und wie ich die Kunden zu bedienen hatte, als ich auch schon selber ran musste. Er meinte mir nur noch den guten Ratschlag zu geben „Learning by doing“ und war verschwunden. Gesagt getan. Ich machte mich fertig um ein paar Gäste in Empfang zu nehmen, als ich meine Mitbewohner durch die Tür traten sah. Meine Augen weiteten sich und ich schickte sie innerlich in die Hölle. Was machen die den hier? Wie können sie es wagen an meinen ersten Arbeitstag hier aufzukreuzen? Alle sahen mich mit einem breiten Grinsen an, bis auf Armin, der sich verhalten im Hintergrund hielt. „Guten Tag die Herren. Wie kann ich Ihnen weiter helfen?“ fragte ich mit einen Lächeln auf den Lippen, als ob ich sie nicht kennen würde. „Wir hätten gerne eine Tisch für fünf“, antwortete Dave, der es sich nicht nehmen ließ mir zu zuzwinkern. „Vier“, ertönte eine Stimme aus dem Hintergrund. Alle drehten sich zu Armin um und starrten ihn an. „Ich hätte gerne eine Einzeltisch“, versuchte er es zu erklären und wandte seinen Blick nicht vom Boden ab. „Wie Sie wünschen.“ Ich begleitete die ersten vier an ihrem Tisch und sagte:„ Die Bestellung nehme ich sofort auf.“ Danach zeigte ich Armin seinen Einzeltisch am Fenster in der hintersten Ecke des Cafés, damit ich nicht dauernd in seine Nähe kam und nahm seine Bestellung auf. „Was kann es denn für Sie sein?“ „Ich hätte gerne einen Kaffee mit einem Stück Erdbeerkuchen.“ „Milch und Zucker?“ „Schwarz.“ „In Ordnung. Der Kaffee und der Kuchen kommen sofort.“ Ich machte mich auf dem Weg zu den anderen, als er mich zurück hielt. „Warte!! Wann hast du Feierabend?“ Er sah zu mir auf und durchdrang mich mit seinem Blick. Er sollte wirklich aufhören mich immer so anzusehen. Schnell suchte ich den Blick zu meiner Uhr und überlegte ob ich ihm wirklich antworten sollte. „Ich möchte mit dir reden“, versuchte er es weiter. Ich sah zwischen ihm und meiner Uhr hin und her und entschied mich. „Meine Schicht hat gerade erst angefangen. Das wird noch ein paar Stunden dauern.“ Wollte ich mit ihm reden? „Ich warte so lange“, beharrte er. „Wir treffen uns um 18:30 im Park hier in der Nähe. Weißt du welchen ich meine?“ Er nickte aufgeregt und sah mich mit glänzenden Augen an. Er sollte wirklich aufhören mich immer so anzusehen! Sonst wird er immer mit irgendwas durchkommen. Oder bin ich einfach zu weich geworden? Oh man, Alex, reiß dich zusammen. Ich schüttelte den Kopf und erntete einen fragenden Blick, den ich jedoch gekonnt ignorierte. „Dann sehen wir uns um halb sieben“, lächelte er. Er soll aufhören!! „Wenn Sie mich jetzt in Frieden lassen“, antwortete ich und ging so schnell wie möglich von seinem Platz. Mit schnellem Schritt ging ich zu den restlichen vier um auch ihre Bestellung aufzunehmen. Als ich sie alle mit ihren Wünschen versorgt hatte, stellte ich mich hinter die Theke und spülte dreckige Tassen und andere Arbeit, die noch anfiel. Zwischendurch fragte ich bei den Kunden nach, ob alles in Ordnung sei und empfing manche Rechnungen, etwas Trinkgeld und wieder neue Kunden, die mit einem Lächeln in das Café eintraten. Schlimmer weise kam plötzlich Rafael durch die Eingangstür des Cafés und begrüßte mich breitgrinsend, als ich hinter der Theke stand und wieder Tassen spülte. „Was haben wir denn hier für eine Schönheit?“ fragte er, während sich ein schelmisches Grinsen sich auf seinen Lippen bildete. Mich dabei nicht aus den Augen lassend, setzte er sich auf einen der Hocker vor der Theke und stützte seinen Kopf auf seinen Händen. Warum musste er ausgerechnet heute und zu diesem Zeitpunkt kommen? Nachdem Armin und ich uns gestritten hatten, bin ich nochmal alles in meinem Kopf durchgegangen und seitdem weiß ich nicht was ich von Rafael halten soll. Es war wirklich der schlechteste Zeitpunkt, den es überhaupt geben könne. Und was wird passieren, wenn die anderen ihn sehen? Was wird Armin unternehmen? Warum musste ich ausgerechnet wieder an ihn denken? „Ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest“, stellte er freudig fest und riss mich somit aus meinen Gedanken. „Ist auch mein erster Arbeitstag“, versuchte ich zu lächeln. Warum jetzt? Warum heute? „Das freut mich umso mehr.“ Sein Blick wich nicht von mir und ich fühlte mich langsam unwohl. „Dann kommen wir ja doch früher zu einem Kaffee als gedacht.“ „Ich glaube nicht, dass ich während der Arbeitszeit mit einem Kunden Kaffee trinken darf“, redete ich mich geschickt heraus. „Trotzdem können wir uns ja nett unterhalten.“ Er lächelte mich zuckersüß an. „Das stimmt wohl.“ Das Einzige, was ich zustande bekam, war ein gebrochenes Lächeln. Es war wirklich der schlechteste Zeitpunkt, der jemals hätte auftreten können. Ich wusste nicht was ich tun sollte, damit er die anderen fünf nicht sieht, oder eher gesagt, die anderen nicht ihn. So wie sie auf ihn reagieren, scheinen sie bzw. Armin und Dave nicht das beste Verhältnis miteinander zu haben. Ich wusste nicht warum oder was vorgefallen sein könnte, dass sie sich so verhalten. Aber ich war auch nicht sonderlich besessen darauf, das jetzt herauszufinden. Da war mir ein anderer Zeitpunkt doch lieber. Also versuchte ich so gut es ging mitzuspielen und fing an, mich mit ihm zu unterhalten. „Was führt dich denn hier her?“ „Ach ich bin nur zufällig hier vorbeigekommen und habe dich von dem Fenster aus gesehen. Und da habe ich gedacht, ich leiste dir ein bisschen Gesellschaft.“ „Haha, man könnte wirklich meinen, dass du ein verrückter Stalker wärst“, stellte ich leicht beängstigend fest. „Haha. Keine Sorge, dass ist nur bei hübschen Frauen der Fall“, erklärte er es. „Dann werde ich schon mal nicht von dir gestalkt“, seufzte ich gespielt erleichtert. „Gerade du würdest von mir gestalkt werden“, zwinkerte er mir zu. „Wie war das nochmal mit, es sei nur bei hübschen Frauen der Fall?“ hackte ich nach. „Ja.“ „Und ich sollte von dir gestalkt werden?“ „Ja.“ „Das ist nicht dein Ernst oder?“ „Warum denn nicht?“ „Weil ich eindeutig nicht hübsch bin!!“ erläuterte ich mit fester Stimme. „Ach nein?“ Er sah mich mit zur Seite gesenktem Kopf an. „Nein! Ich bin alles, aber nicht hübsch!“ Ich blieb weiter hartnäckig. Ich konnte es einfach nicht glauben. Wenn jemand hübsch ist, dann die Frau vom Chef und eindeutig nicht ich. „Das sieht dann wohl jeder anders.“ Er zwinkerte mir zu. „Was darf es denn für dich sein“, versuchte ich nicht gerade unauffällig das Thema zu wechseln. „Was habt ihr denn alles zur Auswahl?“ „Du kannst auf die Tafel hinter mir gucken. Da steht alles von Kaffee bis Kuchen und sonstiges“, erwiderte ich. „Aber dann kann ich dich nicht mehr angucken.“ Perplex sah ich ihn an. Ist das sein Ernst? „Dann musst du wohl in deinen Erinnerungen nachforschen, was hier alles angeboten wird.“ „Willst du etwa keine Komplimente annehmen?“ fragte er verwundert und ein wenig enttäuscht. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich seine Komplimente auf diese Weise entgegennehme. „Ich bin da jetzt nicht der größte Fan von. Und bin es auch ehrlich gesagt nicht gewohnt. Von daher kannst du dir das eigentlich alles sparen“, versuchte ich ihm mit einem Lächeln drauf hinzuweisen. Plötzlich hörte ich Gelächter und wendete mich in die Richtung, aus der es kam. Sam muss wohl auf Toilette gegangen sein und steht nun in unmittelbarere Nähe zu uns. Er ging auf uns zu und legte seinen Arm um Rafaels Schulter. „Glaub mir, mit ihr willst du nichts zu tun haben. Sie ist der Inbegriff eines Teufels. Sie mag dir jetzt nett und süß erscheinen, aber in Wahrheit ist sie das nicht, mein Freund. Es gibt da auch eindeutig hübschere Frauen als sie. Ich kann dir gerne welche zeigen.“ Mit seinen Worten versuchte er Rafael von seinem Hocker zu ziehen, doch zeigte dies keine Wirkung. Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie war ich froh, dass Sam gekommen war. Wenn er mich auch nur wie immer beleidigt. Aber nicht alleine mit Rafael zu sein, war sehr erleichternd. „Ich glaube du hast einen falschen Eindruck von ihr“, verteidigte mich der Blondschopf. „Ne, gerade ich hab die wahren Seiten von ihr kennen gelernt.“ Er sah zu mir auf. „Nicht wahr?“ Nachdenklich sah ich ihn an, als ich verstand und antwortete:“ Arsch!“ Ich versuchte ernst zu bleiben um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich in mich hineingrinste. Sam war zwar ein Arsch, aber eigentlich doch kein so schlechter Kerl. Plötzlich tauchte Dave hinter ihm auf und gesellte sich zu uns. „Willst du dich denn nicht mehr zu uns setzten, Sam?“ Er bemerkte den an der Theke sitzenden Rafael und meinen hilfesuchenden Blick. Er schien die Lage schnell verstanden zu haben. „Ach du bist auch hier“, wandte sich der Neuankömmling zu Rafael. „Willst du dich nicht zu uns setzten? Dann sitzt du hier nicht so ganz alleine.“ Er näherte sich ebenso dem Blondschopf und legte seinen Arm um seine Schulter. Der Angesprochene wirkte sichtlich genervter und versuchte sich aus dem Griff der beiden zu befreien. „Ich würde mich aber lieber in Ruhe mit Alex unterhalten, wenn es den Herren genehm ist“, erwiderte dieser. „Oh, ‚wenn es den Herren genehm ist‘. Der Junge kann sich ja wirklich vernünftig artikulieren. Aber wie nett du es auch formuliert hast, ich glaube das geht nicht, oder Sam?“ Dave wandte sich an Sam. „Durchaus nicht“, äffte Sam Rafaels altmodische Aussprache nach. „Wir haben uns doch noch gar nicht bedankt, dass du, anstatt wir, die Möbel mit aufbauen musstest. Du hast uns die ganze Arbeit abgenommen und da kann man doch mal einen Kaffee spendieren“, sagte nun wieder Dave und zog Rafael von dem Hocker. „Nicht das ich vorgreifen möchte, aber ist das nicht eigentlich die Aufgabe von Alex?“ fragte der Angesprochene und versuchte sich weiterhin tatkräftig aus dem festen Griff zu befreien. „Das schon, aber wie du siehst muss sie arbeiten und hat bestimmt noch viel zu tun. Wo wir doch gerade alle hier sind können auch wir, anstatt sie, dich einladen und dann hat sich das erledigt.“ Dave und Sam nahen all ihre Kraft zusammen, um ihr Opfer an ihren Tisch zu zerren. Doch das vermeidliche Opfer sträubte sich und konnte sich letztendlich befreien. „Tur mir leid, aber mir ist gerade eingefallen, dass ich noch für eine Möbellieferung eingeteilt bin. Alex, ich wünsche dir noch einen schönen Arbeitstag und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen“, damit wandte er sich lächelnd an mich. „…Bis dann“, sagte er zu den anderen zwei und verschwand so schnell es ging aus dem Café. Ich stand hinter der Theke und atmete erleichtert auf. „Danke euch beiden.“ „Ich kann dich ja echt nicht leiden, aber diesen Typen noch weniger. Wenn ich den weiniger sehen muss als nötig, mach ich da alles für. Aber sorg beim nächsten Mal dafür, dass du deinen Kram alleine geregelt bekommst. Nochmal helfe ich dir nicht“, brummte Sam. „Wir helfen doch gerne“, ignorierte Dave Sam und zwinkerte mir zu. „Halts Maul!“ Lautete der letzte Kommentar von dem Pinkhaarigen, als sich die beiden wieder zu ihren Mitbewohner gesellten. Ich ertappte mich dabei, wie ich kurz zu Armin hinsah, als ich sehen wollte ob irgendwelche Kunden das Szenario von vor ein paar Sekunden verfolgt hatten, doch war es glücklicherweise nicht so. Dennoch stellte ich erstaunt fest, dass Armin wohl ebenfalls in meine Richtung sah. Schnell sah ich weg und merkte wie mir immer wärmer wurde. Doch Schwarzhaarige dachte gar nicht daran woanders hinzusehen und behielt sie weiterhin im Blick. Wie er es schon die ganze Zeit tat. Als Rafael ins Café gekommen war, wollte Armin schon aufstehen, um ihn davon abzuhalten sich zu Alex zu setzten. Das wäre jedoch keine gute Idee gewesen. Rafael hätte sich bestimmt nicht umstimmen lassen, das Café zu verlassen. Seine körperlichen Fähigkeiten in Sache Kraft war ebenfalls stark eingeschränkt, um ihn rauszuziehen und am Ende wäre Alex bestimmt noch wütender gewesen. Also, Niederlage auf allen Ebenen. Die Lage hatte sich jedoch geändert, als der Blondschopf sich zu ihr gesellte und leichte Panik in ihren Augen aufleuchtete. Er bekam zwar nicht mit, was sie besprachen, doch musste er jetzt was tun. Er schrieb Sam an, als er sah, dass er an ihnen vorbei kommen würde. Der Pinkhaarige war zwar die meiste Zeit wirklich ätzend, wenn es aber hart auf hart kam und man in wirklich braucht, dann kann man sich auf ihn verlassen. Dass Dave dazukommen würde, war wohl reiner Zufall gewesen, zu mindestens hatte Armin ihn nicht darum gebeten, auch wenn man es glückliche Fügung nennen könnte. Im Laufe des weiteren Arbeitstages ist nichts außergewöhnliches mehr passiert. Der Chef hat glücklicherweise nichts von dem indirekten Rauswurf gemerkt, genau wie die anderen Kolleginnen und Kollegen. Ich durfte die ganze Zeit hinter der Theke stehen und verschiedene Sorten von Kaffee ausschenken und verteilen. Es kommen nur noch freundliche Kunden zu Gast und spendierten gutes Trinkgeld für den ersten Arbeitstag. Zum Ende meiner Schicht, was gleichzeitig die Schließung des Cafés bedeutete, ging ich freudestrahlend aus diesem und wünschte meinem Chef und meinen Kolleginnen und Kollegen einen schönen Feierabend. Jeder ging seinen eigenen Weg und ich lief mit Kopfhörern in den Ohren, mit meiner beste und lauteste Musik hörend, grinsend zum Park. Auch wenn dieses Grinsen schnell verschwand, als ich durch das Tor des Parks hindurchlief und Armin auf einer Bank erblickte. Es ging los. Wird jetzt alles bereinigt? Kapitel 8: Wird jetzt alles bereinigt? -------------------------------------- Armin saß ruhig auf der Parkbank und war vertieft in seine PSP. Er bemerkte mich gar nicht. Erst als ich mich neben ihn setzte, schreckte er auf und zog die Kopfhörer aus seinen Ohren. Mit schnellen Bewegungen versuchte er die PSP mit den Kopfhörer in seine Jackentasche zu stopfen, doch sah es alles andere als elegant und erfolgreich aus. Die PSP blieb zwar in der Tasche, doch konnte man das nicht von den Kopfhörern behaupten. Sie hingen heraus und der verzweifelte Schwarzhaarige musste Zentimeter für Zentimeter verschwinden lassen. Ich sah ihm belustigt dabei zu und tat es ihm gleich. Doch wurde mein Vorhaben von mehr Glück gekürt. Als nun auch Armin alles verstaut hatte, entstand Stille. Keiner sagte etwas, noch sahen wir uns an. Unser Blick ging stur geradeaus. Er war der erste, der sich dazu zwang mich anzugucken. „Ich hätte gedacht, du kommst nicht“, versuchte er die Konversation zu starten. „Warum sollte ich nicht kommen?“ fragte ich daraufhin, immer noch mit den Blick nach vorn gerichtet. „Es hätte ja sein können, dass du dich mit Rafael verabredet hast oder so“, reimte er sich bedrückt zusammen. Fragend sah ich ihn an. Nur weil er heute im Café gewesen war? „Dann hätte ich dir wohl noch vorher abgesagt“, stellte ich trocken fest. „Stimmt wohl.“ Stille… Kleine Kinder spielten im Sandkasten. Ich bemerkte, dass es dieselben waren, die ich letztens schon von meinem Fenster aus gesehen habe. Ein Lächeln durchlief meine Lippen. „Was ich dir sagen wollte…“ Mein Blick wanderte zu Armin und heftete sich auf seine Augen. „Es tut mir leid.“ Oh. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. „Ich hätte dich nicht so anfahren sollen und nicht für irgendwas beschuldigen, wofür du im Grunde genommen nichts kannst. Ich hab einfach ein bisschen überreagiert und sollte dich entscheiden lassen, mit wem du was zu tun haben willst und wem nicht. Ich meine wir kennen uns ja auch noch nicht lange, da sollte ich mich echt nicht so verhalten“, lachte Armin Richtung Boden und stand auf. „Es tut mir leid“, wiederholte er sich und wollte sich bereit machen zu gehen. Ich konnte nicht glaube, dass er jetzt einfach gehen wollte, denn für mich war das Gespräch eindeutig noch nicht beendet. Er kann sich nicht einfach entschuldigen und dann gehen. „Warte“, hielt ich ihn davon ab zu gehen. „Das war‘ s jetzt? Das war alles, was du mir sagen wolltest?“ Ich sah ihn fassungslos an. „Ich wollte mich für mein Handeln entschuldigen und das habe ich getan. Ich werde von jetzt an nichts mehr sagen.“ Er blieb stehen und sah mich durchdringend an. Es wirkte so unnatürlich, wie er mich so ansah. Sein Handeln war jedoch genauso unüblich. Ich kannte ihn zwar auch noch nicht lange, aber das was ich bisher vom ihm kennengelernt habe, stellte einen totalen Kontrast dar. „Erst setzt du diese Gedanken von Rafael in meinem Kopf, über die ich die ganze Zeit nachdenken muss. Und jetzt entschuldigst du dich einfach, womit die Sache vergessen ist, oder was erhoffst du dir davon?“ Ich stand nun ebenfalls auf, um mit ihm in einer Augenhöre zu sein. Seine Jacke hielt ich immer noch klammerhaft fest. „Was meinst du?“ fragte er ahnungslos. „So wie du auf ihn reagierst hast und vor allem mir deine Hilfe für ihn anzubieten und mich beschützten zu wollen, das lässt doch darauf schließen, dass eindeutig irgendwas nicht mit ihm stimmt? Und da bist du ja nicht der Einzige. Eigentlich kann ihn doch keiner von euch fünf leiden und irgendeinen Grund muss das ja schon haben! Ich musste die ganze Zeit darüber nachdenken und du willst es jetzt einfach ignorieren?“ hielt ich ihm vor. „Ich dachte du kannst ihn gut leiden und er ist wohl auch ziemlich nett zu dir oder? Dann spielt das doch gar keine Rolle, was wir anderen denken?“ Es war so unnatürlich. „Das schon, aber ich weiß im Moment nicht, was ich von ihm halten soll“, versuchte ich es zu erklären. Warum tat ich das überhaupt? Warum erzähle ich das alles? „Willst du es denn nicht selber herausfinden? Lern ihn doch kennen und dann wirst du dir deine Meinung schon bilden“, er klang wütend, nur warum? Habe ich irgendwas falsch gemacht? „Aber ich will ihn nicht kennen lernen. Er war zwar ganz nett, aber irgendwie ist er unheimlich. Er wirkt auch irgendwie so unecht.“ Ich sah zu Boden und stellte mir seine Gesichtsausdrücke vor. „Warum auch?“ fragte mein Gegenüber neugierig. „Er erinnert mich an einen aus meiner alten Klasse. Ich hatte nicht wirklich viel mit ihm zu tun, aber eine ehemalige Freundin von mir, war mit ihm zusammen. Doch wirkte im Gegensatz zu ihr, er nie wirklich glücklich. Er war nur mit ihr zusammen gekommen, weil sie ganz hübsch war und leicht zu haben. Ich wollte ihr immer helfen, doch hat es nichts gebracht. Irgendwann habe ich sie einfach in Ruhe gelassen und es war mir dann auch egal was mit ihr passierte. Sie sollte ihre eigenen Erfahrungen machen. Am Ende hat sich rausgestellt, dass er noch mit zig anderen was am Laufen hatte, worauf sie sich getrennt hat. Ihm passte es nicht, dass wohl das erste Mal das Mädchen mit ihm Schluss gemacht hat und hat sie mit etlichen Nacktbildern und noch anderem bloßgestellt. Aber ich will nicht dieselben Erfahrungen machen. Ich will einfach in Ruhe gelassen werden und mein Leben auf die Reihe bekommen“, beendete ich meine Erzählung und es stand ein stiller Armin mir gegenüber. Ich hatte ihn wohl ziemlich geschockt. „…Es wird wohl nie einfach werden.“ „Was hat Rafael denn gemacht, dass ihr ihn alle nicht leiden könnt?“ hackte ich nach, um mehr über ihn herauszufinden. „Ich glaube nicht, dass du das wissen willst! Und selbst wenn, solltest du das nicht lieber von ihm erfahren?“ versuchte sich Armin herauszureden, doch ich blieb hartnäckig. „Ich bezweifle, dass er mir sowas erzählen würde. Wenn es schon wirklich schlimm gewesen ist, wie ich es mir vorstelle, ist es nichts womit man ein Mädchen beeindrucken könnte.“ „Das stimmt wohl. Aber ich bezweifle wirklich, dass du das hören willst.“ „Das ist mir egal. Immerhin weiß ich dann mehr und verschaffe mir ein wenig Klarheit in meinem Kopf.“ „Na gut...“, sagte Armin und fing an zu erzählen, „ich weiß bestimmt nicht alles, aber das was ich weiß hat er mir höchstpersönlich erzählt. Er war mit einem Mädchen zusammen und sie schienen beide auch wirklich glücklich zu sein, aber war das wirklich nur äußerlich so. Er hatte ihre Güte eigentlich nur ausgenutzt. Sie hatte wirklich alles für ihn getan und er tat nichts. Er meinte, sie kann froh sein mit ihm zusammen zu sein. Ein richtiges Leben zu besitzen und jemanden der sie ab und zu mal richtig durch nimmt. Er hatte es wirklich so formuliert. Sie war ja anscheinend auch zufrieden damit, aber er hat sie wirklich nur ausgenutzt. Nie wirklich geliebt und ihre Schönheit für seinen Status genutzt.“ … „Und was ist dann passiert?“ hackte ich nach. „Als er keine Lust mehr auf sie hatte und jemand neues gefunden hatte, kam er zu mir. Er sagte, ich kann sie von jetzt aus ruhig haben. Es wäre jetzt ja auch einfacher sie rum zu kriegen, da sie nach dem aus auch verletzt ist und sowas eben. Als ich mich jedoch weigerte sagte er zu mir, wie ich nur so etwas tun könnte. Sie einfach so alleine lassen und so weiter. Ich muss da nicht wirklich ins Detail gehen. Auf jeden Fall antwortete ich ihm darauf, dass es ja nicht meine Schuld sei, wenn sie verletzt wird. Und das ich keine Gefühle für sie hege und ich auch nicht verkuppelt werden möchte. Wenn ich eine Freundin haben möchte, dann bekomm ich das schon irgendwie selber hin. Er ist daraufhin total ausgerastet, ich gleich mit und der Streit ging einige Zeit weiter. Seitdem sind wir also keine Freunde mehr…“ … „Das ist wirklich bescheuert“, antwortete ich nach der Erzählung von Armin. „Und das ist wirklich so passiert?“ „Glaub es oder nicht. Aber es ist wirklich passiert. Jedoch hast du Recht. Es ist wirklich absurd. Dennoch kann ich mich nicht beklagen. Ich glaube dieser Streit ist das Beste was mir je passiert ist“, lächelte er mich an. „Warum denn das?“ Perplex erwiderte ich seinen Blick. „Ich hab bessere Freunde gefunden und hab mich das erste Mal gewehrt. Sonst habe ich mir immer alles gefallen lassen, wenn überhaupt. Ich habe endlich mal was getan und du kannst dir nicht vorstellen welches Gefühl das in mir ausgelöst hatte.“ Er stand auf und streckte seine Arme in die Höhe. Seine glänzenden Augen sahen mich auf einmal an und mein Herz machte einen kleinen Hopser. Er soll aufhören mich so anzusehen!! „Haha, das ist doch schön“, lachte ich stockend und sah verlegen auf den Boden „Aber wie gesagt, du musst selber wissen, wie du zu ihm stehst. Ich habe dir das nicht erzählt um dir ihn schlecht zu reden, sondern weil du es unbedingt hören wolltest. Also, schiebe nicht mir die Schuld zu“, sagte er auf einmal ausdrücklich und stellte sich vor mich. „Jaja ist gut. Aber was haben die anderen für ein Problem mit ihm?“ fragte ich den Boden. Ich wollte ihn nicht mit meinem feuerroten Gesicht ansehen. Ich betete in den Himmeln, dass sie endlich verschwinden soll. Man, warum muss sowas ausgerechnet jetzt passieren? „Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Dann musst du sie wohl selber fragen, aber ich glaube da wird nichts Gutes bei rum kommen. Aber du musst es selber wissen.“ „Ja das denke ich auch. Naja, dann danke ich dafür.“ Hektisch sah ich auf dem Boden, als ich aufstand. „Ich wollte dich noch fragen, ob jetzt wieder alles….“ Nur hatte ich nicht mehr im Gedächtnis, das Armin noch vor mir stand und war nun nur noch ein paar Millimeter von der Berührung seiner Körpers an meinen entfernt. Ich sah nach oben und fand genau sein Gesicht über mir. Ich spürte seinem Atem auf meinen immer heißer werdenden Wangen und bekam kein Wort raus. „….gut…ist…?“, beendete er seine Frage. Mit großen Augen stand ich vor ihm und konnte kein Wort über meine Lippen bringen. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinem immer wärmer werdenden Gesicht. Seine tiefblauen Augen sahen mich an und schienen mich wieder mal aufzufressen. Sie glänzten so schön in dem Sonnenlicht der Dämmerung und schienen eher lila als blau zu sein. Sie waren wie ein wunderschöner Sternenhimmel, den man sich ansehen musste. Ich hätte mir seine Augen ewig ansehen können, doch sollte es nicht so sein. „Ihhh, die küssen sich gleich“, schrie eine hohe Stimme in unsere Richtung. Es war ein kleiner Junge, der aufgehört hatte zu spielen und zu uns rüber sah. Das Mädchen, das hinter ihm im Sandkasten saß, sah nun auch zu uns rüber und bekam glänzen in den Augen. „So schön“, schwärmte sie. „Was ist denn mit dir?“ Der Junge wandte sich wieder zu seiner Freundin und sah sie angewidert an. „Du hast doch keine Ahnung. Jetzt küsst euch doch endlich“, schrie das Mädchen aufmunternd zu uns rüber. Armin sah verwirrt zwischen dem Mädchen und mir hin und her. Plötzlich kam er immer näher. Was hat er vor? Er kam noch näher und fast lagen seine Lippen auf meinen, als ich ihn panisch wegschubste und das Weite suchte. So schnell ich konnte, rannte ich aus dem Park auf die Straße. Dabei rammte ich einige Passanten, die genervt hinter mir her sahen, doch ich ignorierte sie. Wollte Armin mich wirklich gerade küssen oder kam es mir nur so vor? Armin hingegen kratzte sich verlegen an den Kopf und ging verzweifelt zu den Kindern rüber. „Sie ist weg gerannt.“ Verwundert sah die Kleine, der schon längst verschwundenen, Alex hinter her. „Sieht wohl so aus. Und dabei sollte gerade alles gut werden.“ Der Ältere bückte sie zu den zwei Kindern und sah auf den Boden. „Habt ihr euch gestritten?“ fragte das blondhaarige Mädchen und klopfte aufmunternd auf den Oberarm des Schwarzhaarigen. „Jop. Auch wenn er nicht hätte sein müssen.“ „Weißt du, meine Eltern streiten sich auch zwischendurch, aber nachher nehmen sie sich wieder in den Arm, weil sie wissen, dass sie sich lieben. Das wird schon wieder.“ Armin sah in die Augen des kleinen Mädchens, die ihn aufmunternd anlächelte. „Da hast du wohl Recht. Aber so etwas wie Liebe gibt es nicht zwischen uns“, versuchte er zu erklären. „Aber du liebst sie!“ stellte das Mädchen ohne auch nur einen einzigen Zweifel fest. „Ach, wie kommst du denn da drauf?“ verlegen sah der Enttarnte zu Seite. „Selbst ich hab das gemerkt und das muss schon was heißen“, kam die Stimme von dem Jungen aus dem Hintergrund. „Das stimmt. Der peilt eigentlich gar nichts.“ Der kleine Blondschopf kreiste genervt die Augen. „Ey“, kam es wieder aus dem Hintergrund. „Ignorier ihn. Wenn du sie liebst renn ihr hinter her.“ „Dass es in Filmen so funktioniert heißt nicht, dass es auch im realen Leben zu einem Happy End führt.“ Verzweifelt stand der Schwarzhaarige auf. „Warum soll es denn nicht funktionieren? Wenn sie dich auch liebt, dann funktioniert es bestimmt.“ Traurig sah das Mädchen zu ihm hoch. „‘Wenn‘ sie mich auch liebt. Das muss dann erstmal bewiesen werden.“ „Sie tut es.“ Perplex sah Armin zu ihr runter. „Das kann man doch sehen, wenn man nicht so blind wie du wäre. Und jetzt renn ihr hinterher.“ Sie schubste ihn in Richtung Tor und machte keine Anstalten aufzuhören, sobald Armin nicht anfangen würde zu rennen. Demnach tat er es und rannte los. Mit einem letzten Blick zu dem Mädchen und dem Jungen, die ihn aufmunternd zu winkten, folgte er Alex. In der Hoffnung sie noch zu finden, bevor sie zu Hause ankommen würde. Währenddessen war Alex schon zu Hause angekommen und verschanzte sich in ihr Zimmer. Laut machte sie ihre Tür zu und schmiss sich aufs Bett. Sie schnappte sich ihr Kissen und umarmte es krampfhaft, um sich beruhigen zu können. Er wollte mich küssen. Warum wollte er mich küssen? Es fing doch gerade erst an wieder besser zu werden und dann startete er so eine Aktion. Wie kann er das nur machen? Und fast hätte ich ihn erwidert. Das kann doch nicht. Warum? AHHHHH… Plötzlich klopfte es an der Tür und Dave kam herein. „Du hast geschrien!?“ Langsam kam er auf das Bett zu und setzte sich neben mich. Ich sah ihn verzweifelt an und wusste nicht was ich sagen sollte. „Was ist denn mit dir passiert? Bist du irgendwo gegen gerannt oder warum ist dein Gesicht so rot?“ „Er wollte mich… küssen. Er wollte mich KÜSSEN“, krächzte ich laut. Fassungslos sah der Weißhaarige mich an. „Wer wollte dich küssen? Rafael? Ist er dir nach der Arbeit nicht noch begegnet und hat dich belästigt?“ preschte er hervor. „Nein. Armin. ARMIN wollte MICH KÜSSEN.“ Dave sagte gar nichts. Sah mich mit großen Augen an und blieb stumm. Plötzlich fing er lauthals an zu lachen und bekam Tränen in den Augen. Ich hingegen vergrub mich unter meiner Decke und erwürgte weiterhin mein Kissen. Nach einigen Minuten hatte er sich beruhigt, wischte sich seine Tränen vom Gesicht, während er immer noch seinen Bauch hielt. „Tut mir Leid, Schätzchen. Aber damit hätte ich jetzt echt nicht gerechnet.“ Er zog meine Decke weg und setzte mich aufrecht hin. „So und jetzt erzählst du mir was passiert ist. Und bloß kein Detail vergessen, ich will nämlich alles wissen.“ Daraufhin fing ich an zu erzählen. Dass Armin und ich uns wegen Rafaels Hilfe bei dem Möbelaufbau gestritten hatten. Er versuchte sich heute mit mir zu versöhnen und mir auch die Geschichte erzählte, warum er Rafael nicht leiden könne. Als wir uns verabschieden wollten, ich vergessen hatte, dass er vor mir stand und mit ihm zusammen stieß, nachdem ich von der Bank aufgestanden war. Und auf einmal diese Kinder geschrien hatten, ‚Jetzt küsst euch doch‘, woraufhin Armin immer näher kam und ich weg gerannt bin. Während der Erzählung musste ich immer wieder erkennen, wie Dave doch sichtlich begeistert von allem war. Am Ende entstand eine kurze Stille, die wieder mit lautem Lachen gebrochen wurde. Es vergingen wieder einige Minuten in der der Ältere seine Fassung erlangen musste. „Ach, so viel Spaß hatte ich seit Jahren nicht mehr“, sagte er, nachdem er sich beruhigt hatte. „Ich danke dir dafür.“ Er nahm mich in seinem Arm und streichelte mir den Kopf. „Schön, dass ich dich zum Lachen bringen konnte“, erwiderte ich schnaufend, doch tat ich es ihm gleich und umschloss ihn mit meinem Armen. Er löste sie jedoch wieder und sah mich an. „Und was ist jetzt?“ „Ich weiß es nicht. Eigentlich sollte es ja nach dem Gespräch besser werden, doch hat er es nur noch schlimmer gemacht. Ich kann ihn nie wieder unter die Augen treten.“ „Jetzt übertreibst du aber. Denkst du nicht, dass du gerade aus einer Mücke einen Elefanten machst?“ Er lächelte mich aufmunternd an. „Kann schon sein.“ Zweifelnd sah ich auf meine Hände. „Jetzt schlaf doch erstmal eine Nacht drüber und rede morgen mit ihm.“ „Das wäre wohl das Beste“, gähnte ich. „Du bist schon ganz erschöpft, jetzt leg dich hin und schlaf eine Runde.“ Gesagt getan. Ich legte mich vernünftig aufs Bett, während Dave mich zudeckte. „Ich hab ganz vergessen zu fragen, warum du Rafael nicht leiden kannst?“ fragte ich im Halbschlaf. „Das Mädchen, von dem Armin dir erzählte, war meine Schwester. Aber schlaf jetzt.“ „Okay.“ Ich schloss meine Augen und war schon in meinen Träumen gefangen. Ich träumte von meinem Vater, der mit mir picknickte und noch vieles andere mit mir unternahm. Und ja, vielleicht hatte sich auch Armin in meinen Traum geschlichen, doch wachte ich nicht auf. Sondern genoss die Zeit mit ihm. „Es ist eine Straftat zu spannen“, sagte plötzlich eine Stimme hinter Armin. Er schrak zusammen und musste aufpassen, die Zimmertür von Alex nicht zu zuschlagen und sie somit zu wecken. „Hast du mich erschreckt.“ Armin schloss leise die Tür und drehte sich um. Ein weißer Schopf war in der Dunkelheit zu erkennen. „Ich hab dich ja noch nie so erlebt.“ Fragend sah der Schwarzhaarige seinem Gegenüber an. „Ich weiß nicht was du meinst?“ „Alex hat mir erzählt was passiert ist. Wie du versuchst hast sie zu küssen.“ Dave grinste ihn schelmisch an. „Das.. Das war ein Versehen. Ich wollte das nicht.“ „Hör auf das zu leugnen, was offensichtlich ist. Du brauchst vor mir nichts zu verheimlichen und erst recht nicht vor dir selbst. Ich wollte dir viel Glück wünschen. Denn das wirst du brauchen.“ „Was meinst du damit?“ „Gute Nacht.“ Dave machte Anstalten zu gehen, doch wurde er von dem Jüngeren aufgehalten. „Warte. Du erzählst es doch niemanden, oder?“ „Deine Geheimnisse sind bei mir sicher. Gute Nacht“, waren seine letzten Worte und er verschwand in sein Zimmer. Mit einem letzten Blick auf der schlafende Alex, verschwand auch Armin in sein Zimmer und versuchte, ohne großen Erfolg, zu schlafen. Doch seine Gedanken waren ganz woanders. Kapitel 9: Kleines extra Kapitel -------------------------------- Leises prasseln des Regens gegen mein Fenster ist zu hören. Es beruhigt und entspannt mich. Im Gegensatz zu ihm, der mir gegenüber steht. Er sieht mich von oben bis unten herunter an und betrachtet meinen nackten Körper. Ich fühle mich unwohl, doch gibt es mir auch ein Gefühl der Aufregung und Spannung. Ein Lächeln ziert sein Gesicht, als er langsam auf mich zu schreitet. Seine warme Hand berührt meinen kalten Arm und die Gänsehaut verstärkt sich. Ich zittere am ganzen Leib. Nicht etwa von der Kälte, nein. Wegen dieser Spannung zwischen uns beiden. Er hat mich bisher nur angesehen, doch wollte ich mehr. Genauso wie er. Ich will seinen Körper an den meinen spüren. Seine heißen Lippen meinen Bauch küssen. Seine langen eleganten Finger in mir fühlen. Doch er provoziert mich. Anstatt mich zu küssen, streichen seine Hände nur über meine Arme. Anstatt meine Brüste zu massieren und zu kneten, spüre ich seinen heißen Atem an meinen Schlüsselbein. Ich halte es nicht mehr aus. Ich will mehr und wollte meine Hände an sein Gesicht legen, doch er wehrt sie ab. Er sieht mich grinsend an und hebt mich hoch. Ich schlinge meine Beine um seine Hüften und presse meine Brüste gegen seinen Oberkörper. Er hielt mich an meinen Hintern fest, den er leicht anfing zu kneten. Schmiss mich jedoch so schnell es geht auf das Bett. Ich schnappe kurz nach Luft, was jedoch von einem heftigen Kuss unterdrückt wird. Er presst seine Lippen gegen die meine. Sein Körper hingegen hält er in der Luft. Ich versuche mit meinen Beinen in herunter zu drücken, doch er ist stärker. Er lächelt in den Kuss hinein und beißt mir auf meine Lippe. Ein leichter erregender Schmerz durchläuft meinen Körper. Mein Verlangen wird nur noch größer und lässt mich fast den Verstand verlieren, doch es wird nicht gestillt. Seine Küsse werden immer heißer. Meine Atmung immer heftiger und das Verlangen immer stärker. Doch um das endlich zu befriedigen macht er sich daran, meine Nippel zu zerquetschen. Der Schmerz läuft durch meinen ganzen Körper, doch keuche ich freudig auf. Ich drücke sein Gesicht zu meinen Brüsten und er beißt in meine hochgewachsenen Nippel. Ich merkte wie es in mir drin immer heißer wurde. Plötzlich spüre ich einen Finger an meiner Klitoris, der sie auf und ab bewegt. Mein Körper krümmt sich und meine Atmung entwickelt sich zu einem leichtem stöhnen. Armin, währenddessen, sieht mit einem Grinsen zu mir hoch, doch bemerke ich es gar nicht. Ich bin zu sehr auf das konzentriert, was er mit mir macht. Mein Körper ist mit Wolllust gefüllt und wartet nur darauf zum Höhepunkt zu kommen, doch will ich nicht mehr länger warten. Ich reiße Armins Klamotten von seinem Leib und machte mich über ihn her. Er sieht mich mit großen Augen an, da ich ihn gerade von mir herunter geschubst habe und nun auf ihm liege. Nun bin ich es, die anfing zu grinsen. Nach einem kurzen Kuss auf die Lippen, küsse ich seinen Hals. Seine Brust. Seinen Bauch. Seine sichtliche Erregung. Sie ragt sich mir entgegen. Ich umschließe sie mit meinem Mund und fing an ihn zu provozieren. Meine Zunge spielt mit seiner Eichel, während meine Hand, sein Fleisch auf und ab bewegt. Es scheint ihm zu gefallen, denn er schließt seine Augen und fängt leise an zu stöhnen. Ich merke, wie sein Blut höher in seinen Penis floss und ihn nur noch härter werden ließ. Es macht mir Spaß, doch sollte dies nicht von langer Dauer sein. Denn nun zieht er mich zu sich hoch und setzt mich auf seinen Schoß. Ich reibe mich noch ein wenig an seine Erregung, als er in mir eindringt. Ein gemeinsames Stöhnen ist aus unseren Mündern zu hören, als ich mich auch schon auf und ab bewege. Ich spüre seinen Penis jedes Mal ein wenig tiefer in mir und ließ mein Verlangen immer näher dem Höhepunkt zu kommen. Ebenso Armin. Er hat zwar die Augen geschlossen, doch umfassten seine Hände meine Brüste. Sie spielen mit meinen Nippel und zerdrücken sie. Es ist schmerzvoll, dennoch erregend. Meine Lust wurde immer mehr und fand kein halten, als er mich plötzlich festhält. Es bringt mich dazu zu stoppen und ihn fragend ansehend, richtete er sich auf. Er setzt mich von sich herunter und ging hinter mich. Ehe ich realisieren kann, was er gerade tat, spürte ich ihn auch schon wieder in mir und ließ mich aufschreien. Er ist nun noch tiefer, noch heftiger, noch schmerzvoller, doch kann ich nicht anders und fang an zu stöhnen. Er wird immer schneller und bringt mich dazu mich noch mehr zu krümmen. Keinen klaren Gedanken kann ich mehr fassen. Alles ist auf das hier und jetzt ausgerichtet und nichts anderes war wichtig. Armin, den ich über alles liebe und den Sex mit ihm, den ich wahrscheinlich genauso viel liebe und begehre. Doch nun hält er wieder an. Schnell gleitet er wieder aus mich heraus und dreht mich um. Schweißperlen haben sich auf seiner Stirn und seinen Oberkörper gebildet. Sie lassen seine Haut glänzen und ihn nur noch erotischer wirken. Er zieht mich zu sich ran und rammt mir sein Genital rein. Ich stöhne auf. Meine Beine umschlingen seinen Oberkörper und meine Finger suchen an seinen Rücken halt. Ich kralle mich mit meinen Fingernägeln in sein Fleisch, was ihn zu einem kurzen Aufschrei verleiten lässt, doch lächelt er mich im nächsten Moment an. Ohne mit dem auf und ab aufzuhören, sucht er mit seinen Zähnen meine Nippel, auf denen er freudig knabbern kann. Mein Stöhnen wird lauter und erregender. Ich merke, wie Armin sich immer enger an mich presst. Sein Höhepunkt würde gleich folgen, so wie auch meiner. Es dauert nicht mehr lange, bis er abrupt aufhört und mich mit seinem halben Leben füllte. Es ist der Moment in dem ich mich ebenfalls verkrampfe und merke, wie es in mir drin immer heißer wird. Armin sieht mich von oben herab mit einem Lächeln an und küsst mich. Mit voller Hingabe erwidere ich ihn, womit der Höhepunkt mit einem wunderschönen Gefühl der Liebe beendet wird. Kapitel 10: Nirgendwo mehr sicher --------------------------------- Schweißgebadet wachte ich auf. Ich hatte von Armin geträumt. Wie wir, ähnlich wie in einem Prinzessinnen Film, zusammen auf einen Ball tanzten. Ich trug ein wunderschönes hellblaues Kleid, das eng um die Brust sowie die Taille saß und sich ab da weitete. Es war ein schlichtes Kleid. Ein wenig verschönert durch einen glitzernden Stoff, der über den Rock genäht war. Der obere Teil glitzerte ebenfalls durch gelegentlich eingenähte Brillanten. Meine Füße liefen in dazu passenden hellblauen Pumps, auf denen ich um einiges größer war. Denn durch sie konnte ich Armin direkt in die Augen schauen und musste nicht wie sonst hoch gucken. Armin war ebenfalls in einem festlichen Aufzug verkleidet. Er trug einen schlichten schwarzen Smoking, mit einem weißen Hemd und schwarzer Krawatte. Die schwarzen Lackschuhe glänzten im Licht der Scheinwerfer, als wir langsam zur Musik tanzten. Er glitt mit mir elegant durch den Ballsaal, wo wir alle eifersüchtige Blicke auf uns zogen. Doch ignorierten wir diese, denn wir hatten nur Augen für uns selbst. Mein eleganter Tanzpartner drückte mich eng gegen sich, löste sich zwischendurch von mir um mich zu drehen, doch im nächsten Moment waren wir wieder fest miteinander verbunden. „Du siehst heute wunderschön aus“, machte mir Armin nach kurzer Zeit der Stille ein Kompliment. Ich musste kichern und wurde etwas rot um die Nasenspitze. „Danke. Du siehst aber auch gut aus in einem Anzug. Ganz formell“, erwiderte ich. „Nur für dich.“ Wir lächelten uns gegenseitig an und bewegten uns weiter zur Musik. Auf einmal hielt der Schwarzhaarige inne und drehte sich um. Es war Rafael, der ebenfalls in einen schwarzen Anzug mit weißen Hemd gekleidet, vor uns stand. Er beugte sich zu mir rüber und streckte seine Hand in meine Richtung aus. „Dürfte ich um diesen Tanz, mit dieser reizenden Dame bitten?“ fragte er an Armin, doch den Blick weiterhin auf mich gerichtet. Es lag ein teuflisches Glitzern in seinen Augen, das mich immer unwohler fühlen ließ. Panisch sah ich zu Armin, der angewidert zu den blonden Mann herübersah. „Ich bin der Einzige, der mit ihr tanzen darf“, antwortete er bestimmt und bewegte sich von Rafael weg, welcher sich nun wütend irgendein Mädchen im grünen Ballkleid schnappte, um mit ihr zu tanzen. Darauf bedacht in unserer Nähe zu sein, dass er mich vielleicht doch noch abfangen kann. Er konzentrierte sich gar nicht auf seine Tanzpartnerin, die im Gegensatz zu ihm sehr begeistert schien mit ihm tanzen zu dürfen und in einen Trance Zustand war. Ich musste immer wieder zu den beiden hinüber sehen und konnte mich gar nicht mehr auf das Wichtigste konzentrieren. Mein Tanzpartner schien das zu bemerken und drehte mit einer Hand mein Gesicht wieder in seine Richtung, damit ich ihn ansah. „Alles okay?“ fragte er mich mit besorgter Stimme. Ich nickte nur und konzentrierte mich wieder auf ihn. Er war der Grund warum ich hier war. Warum ich hier sein wollte und nicht woanders. Ich sollte es genießen und nicht wegen Rafael mein Glück verwerfen. „Ich meinte das gerade aber ernst?“ „Hmm?“ Was meinte er? „Ich bin der Einzige, der mit dir tanzen und dich so anfassen darf. Du bist mein Mädchen und niemand darf es wagen dich anzufassen. Und wenn er es wagen sollte, hat er es mit mir zu tun.“ Ich sah ihn mit großen Augen an. Ich bemerkte dass er immer näher kam und bevor dass sich unsere Lippen trafen, wachte ich auf. Zehn Minuten saß ich aufrecht auf meinem Bett und starrte in die Luft. Warum träume ich sowas schon wieder? Es war nicht das erste Mal gewesen, seit Armins versuchte vor ein paar Tagen mich zu küssen. Seitdem haben wir zwar noch geredet und soweit alles bereinigt. Dass es ihm Leid täte und hofft dass sich nichts verändert hat. Er war zu überfordert mit der Situation gewesen und sonstige Ausreden hatte er mir vorgesetzt. Ich habe es demnach so stehen lassen und die Entschuldigung angenommen, auch wenn ich ihm nicht glaubte. Doch wollte ich nicht wieder unnötigen Stress anfangen, der negative Auswirkungen für beide Parteien gehabt hätte. So war es einfacher gewesen. Das Negative ist nur, dass ich seitdem diese Träume habe. Immer war ich erst mit Armin zusammen, dann tauchte Rafael auf, gelegentlich noch Yosch und Dave, und brachten mich zur Verzweiflung. Ich hatte noch niemanden von den Träumen erzählt und rang immer mit mir sie nicht mit Dave zu teilen. Doch er würde mich wahrscheinlich nur wieder auslachen und darauf konnte ich ehrlich verzichten. Es bleib mir nichts anderes übrig und die Träume zu ertragen auch wenn es nicht die beste Voraussetzung für den ersten Schultag war. Bei dem Gedanken sah ich gleich auf die Uhr und erkannte, dass es erst 5:30 war. Ich hätte eigentlich noch eine gute Stunde schlafen können, doch gelang es mir wahrscheinlich nicht und wenn, wollte ich nicht wieder träumen. Demnach schälte ich mich aus dem Bett, ging aus meinem Zimmer in Richtung Bad. Ich machte das Licht an, zog mich aus, während ich meine Zahnbürste mit Zahnpasta bestrich und ausgezogen in die Dusche stieg. Gedankenversunken putzte ich meine Zähne unter der Dusche und wusch meine Haare sowie meinen Körper. Nach zehn Minuten stieg ich aus der Dusche und betrachtete mich im Spiegel. Erstaunlicherweise hatten sich keine Augenringe unter meinen Augen gebildet, was mir ein Lächeln auf meine Lippen brachte. Während ich meine Haare bürstete und so tat, als würde ich mich mit dem größten Aufwand für die Schule fertig machen, öffnete sich die Tür. Ein halbnackter Yosch stand vor mir. Verschlafen und schien erst nicht zu realisieren, dass ich nur mit Unterwäsche bekleidet vor ihm stand. Erst als er genauer hinsah und mich auch wirklich sah, wurden seine Augen immer größer. Dicht hinter ihm stand, ebenfalls halbnackt, Armin, der sich ebenfalls ins Bad drängte. „Was ist denn Yosch? Warum bleibst du einfach stehen?“ fragte er, doch der Angesprochenen konnte nicht antworten. Er schien wie versteinert. Jetzt sah mich ebenfalls der Schwarzhaarige mit dem gleichen Blick wie der Älteste an. Ihre Gesichter bekamen eine immer roter werdende Farbe, dennoch bewegten sie sich kein Stück. Sie starrten wie gebannt auf meinen Körper. „WAS FÄLLT EUCH EIGENTLICH EIN?“ schrie ich die beiden an und schubste sie aus dem Bad. „NOCH NIE WAS VON ANKLOPFEN GEHÖRT?“ Jetzt schien wohl das gesamte Haus wach zu sein, doch das war nicht von Belang. Wie können sie einfach ins Bad kommen? Hätten sie nicht anklopfen können? Und warum habe ich nicht abgeschlossen? War wohl zu müde um es zu bemerken und sie wahrscheinlich auch. Also trifft sie ja eigentlich keine Schuld. Aber warum muss sowas jetzt passieren? Reichen die Träume denn nicht? „Sie muss wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden sein“, brach Yosch die Stille und hob sich auf, nachdem er durch die plötzliche Attacke von Alex auf den Boden gefallen war. Armin, der wie versteinert noch auf dem Boden lag, gab keine Antwort. Doch sein Gesicht sprach Bände. Mit großen Augen, einem Hochrotem Gesicht und einer sichtlichen Erregung starrte er ins Nichts. Er war überfordert mit der Situation und konnte sich nicht bewegen. „Jetzt reiß dich zusammen.“ Der Ältere hob nun den Schwarzhaarigen auf und stellte ihn aufrecht hin. „Jetzt geh erstmal in dein Zimmer und beruhig dich.“ Und schon war er verschwunden. Ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, verschwand er hinter seiner Zimmertür. Yosch ließ einen Seufzer von seinen Lippen. „Ich kann mich doch heute nicht mehr richtig konzentrieren…“ „Was denn?“ tauchte hinter ihm plötzlich eine Stimme auf und der Angesprochene zuckte zusammen, als er erkannte das es Dave war und sich in seine Richtung drehte. „Oh, Morgen.“ „Was ist denn passiert, dass unser Schatz hier rumschreit und den ganzen Häuserblock aufwacht?“ ignorierte der Angesprochene die Begrüßung. „Nichts“, versuchte sich der Ältere rauszureden, doch Dave sah ihn skeptisch an. „Habt ihr etwa gespannt und sie hat euch gesehen?“ schlussfolgerte er. „Nein, sowas würden wir doch nicht tun“, antwortete Yosch entrüstet. „Jaja. Stille Wasser sind tief.“ Waren Daves letzte Worte, womit er in die Küche verschwand. Einen letzten Seufzer kam aus Yosch‘ s Mund, als er nun auch in die Küche ging, um sich dort Frühstück zu machen. Nach weiteren zehn Minuten hatte ich mich fertig angezogen. Es hätte schneller gehen können, doch musste ich mich erstmal wieder beruhigen. Mit sowas rechnet man wirklich nicht. Aber ich werde mich noch bei den beiden entschuldigen, da sie im Grunde genommen keine Schuld trifft. Mit einer blauen Latzhose und einem schwarzen Top trat ich aus dem Bad und ging in Richtung Küche, wo sich schon alle lebhaft unterhielten. Als ich durch die Tür trat wurde es augenblicklich still und ich wurde von fünf Augenpaaren angestarrt. Wie versteinert blieb ich in der Tür stehen und wagte es nicht mich zu bewegen. „Wegen dein lauten Geschreie wurde ich geweckt. Hast du mal auf die Uhr geguckt? Wir haben gerade mal 6:00 Uhr und da wäre bestimmt noch eine halbe Stunde Schlaf drin gewesen“, fing Sam sich zu beschweren und brach somit die Stille. „Warum hast du denn geschrien?“ folgte die Frage von Timo. „Ich glaube die zwei haben gespannt“, antwortete Dave und zeigte damit auf Armin und Yosch, die wie gebannt auf ihr Frühstück starrten. „Was sollen die denn bei ihr bespannen? Da ist doch nichts“, kommentierte Sam unnötig. Bevor ich antworten konnte, tat es schon der Weißhaarige für mich. „Du hast ja keine Ahnung. Unter den hässlichen Klamotten und den kurze Haaren befindet sich ein heißes Teilchen. Andere Unterwäsche wäre vielleicht auch nicht schlecht, aber daran kann man noch arbeiten“, zwinkerte er mir zu und musste sich verkneifen zu lachen, als er mein Gesichtsausdruck sah. „Wer ist jetzt hier der Spanner?“ fragte ich provozierend und lief zum Kühlschrank um mir Milch für mein morgendliches Müsli zu holen. „Ihr habt Alex nackt gesehen?“ fragte nun Timo an Yosch und Armin. Armin verschluckte sich an seinem Frühstück, fing stark an zu husten und fing an auf seine Brust zu schlagen. Yosch hingegen wandte sich an den Jüngsten und sagte: „Da bist du eindeutig noch zu jung für.“ Fassungslos sah der Jüngste den Ältesten an. „Nein haben sie nicht und das Thema ist schon gegessen. Es tut mir leid, dass ich euch angeschrien habe und dass ihr das sehen musstet. Es wird nie wieder vorkommen, da ich demnächst einfach abschließen werde“, wandte ich mich an die zwei Jungs und somit war das Thema beendet. „Und hör auf zu lachen Dave.“ Ich schlug ihn auf seine Schulter, doch konnte nichts gegen sein schelmisches Grinsen unternehmen. Was weiß er jetzt schon wieder? „Okay, kommen wir zu einem anderen Thema. Die Schule hat heute begonnen und das heißt, dass sich einiges ändern wird. Wir können nicht verlangen, dass Alex immer das Essen macht, deswegen…“ „Da hab ich kein Problem mit. Von mir aus kann ich das immer machen“, unterbrach ich ihn, während ich von meiner Schüssel aufsah. „Oh okay. Dann hat sich das schon erledigt. Das heißt aber, dass der Rest von euch, für den Haushalt zuständig ist. Das heißt Fenster putzen, saugen etc. Es wird wöchentlich gewechselt und keiner kann sich davor drücken.“ „Und was ist mit dir?“ fragte Sam genervt. „Ich werde mich auch daran beteiligen und du, Sam, wirst als Erster die Schicht übernehmen“, stellte der Braunhaarige klar. „WAAH?“ Der Angesprochene konnte es nicht begreifen. „Warum muss ich denn als erster?“ „Keine Widerrede“, antwortete Yosch in einem festen Ton, der wirklich keine Widerrede erlaubte. „Ja, Boss“, gab er widerwillig nach. Ich war beeindruckt. Dass der Älteste Sam so schnell ‚zähmen‘ konnte. Ich glaube ich müsste mir mal ein bisschen von ihm abgucken und es dann ausprobieren. Ich musste bei den Gedanken lächeln, wie Sam vor mir auf den Boden kniet und mir gehorcht. „Was lachst du so blöd“, machte mich der ‚Sklave‘ blöd von der Seite an. „Nichts“, antwortete ich nur und beließ es dabei. Ich hatte keine Lust mich wieder zu streiten und mir den Tag verderben zu lassen. Ich wollte den Tag nicht noch mehr provozieren. Wer weiß was er noch alles für mich bereithielt. Mit einem kurzen Blick erkannte ich, dass es sieben Uhr war. Mein Weg zur Schule dauert etwa eine halbe Stunde zu Fuß. Ich könnte auch mit dem Bus fahren, aber neben schwitzenden fetten Leute zu sitzen oder stehen oder auch nur mit ihnen in einem Bus zu fahren konnte ich gerne verzichten. Wenn ich jedoch jetzt schon loslaufen würde, bin ich eine halbe Stunde zu früh da. Trotzdem stand ich auf, stellte die Schüssel in die Spülmaschine und holte aus meinem Zimmer Tasche und Schuhe, zog diese an und ging zurück in die Küche. „Dann bis heute Mittag“, wollte ich mich verabschieden, doch erntete nur überraschte Blicke. „Wir haben erst sieben Uhr“, antwortete Yosch mit einem kurzen Blick zur Uhr. „Ich weiß, aber ich würde gerne laufen. Also dann, euch allen einen schönen Tag“, verabschiedete ich mich endgültig und ließ jeden anderen Kommentar von mir abblocken. Schnell steckte ich mir die Kopfhörer in meine Ohren und schaltete die Musik an der Grenze der erträglichen Lautstärke ein. Als ich auch schon durch die Haustür lief, in den Fahrstuhl eilig nach unten fuhr um dort aus der Tür des Foyers zu fliehen, konnte ich mich beruhigen. Ich holte einmal tief Luft und lief mit einem strahlenden Grinsen in Richtung Schule. Nach einer halben Stunde stand ich vor dem riesen Tor der Schule und sah sie mir an. Sie war riesig. Monströs, übertrieben und ähnliche Synonyme für riesig. Ich wusste gar nicht wo ich zuerst hingucken sollte. Die Schule glich der aus einem Anime und sah hoffentlich von innen genauso aus. Ich liebte die Schulen, die immer in den Anime gezeigt werden und hoffte immer auf eine zu gehen, die genauso aussah. Und mein Wunsch ging in Erfüllung. Ich ging durch die große Eingangstür und fand mich in einem Vorraum mit vielen verschiedenen Schließfächern. Ob sie dazu dienten die Schuhe dort zu lagern, bezweifelte ich zwar, doch spiegelte es meine Erinnerungen wieder. Mit langsamen Schritt ging ich an den Schließfächern vorbei und ging vorsichtig in den Flur hinein. Ich wunderte mich warum keiner hier war und trotzdem die Eingangstür offen war, doch konnte ich keinen Verantwortlichen finden, der die Tür geöffnet haben könnte. Also lief ich einfach weiter und erkundigte die Schule. Ich sah durch einige Fenster der Türen zu den Klassenzimmern und mein Strahlen wich nicht aus meinem Gesicht. Es sah genau gleich aus. Wie ein kleines Kind hüpfte ich weiter durch die Gänge und blieb plötzlich stehen. Ich trat näher zu der Tür, neben der ein Schild mit der Aufschrift ‚Bibliothek‘ stand. Ich näherte mich der Tür immer noch und versuchte sie zu öffnen. Drücken. Kein Anzeichen von Bewegung. Vielleicht ziehen? Doch genauso wenig. Mein letzter Versuch war die Tür zur Seite zu schieben und endlich. Das Tor zum Himmel öffnete sich. Durch die Tür gehend sah ich mir die ganzen Regale, befüllt mir Büchern, an. Leise schloss ich die Tür wieder und war im Himmel angekommen. Mit einem prüfenden Blick ging ich durch die Regale und sah, dass die Schulbibliothek nicht nur Schulbücher oder pädagogisch wertvollen Kram anbot. Es gab auch Fantasy-Romane und andere Lektüre an die Jugendliche Interesse zeigen könnten. Meine Finger glitten über die verschiedenen Einbände und ließen mein Lächeln immer größer werden. Plötzlich sah ich doch einen Tisch, wo sich ein Junge mit schwarzen Haaren dran gesetzt hatte. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, weil er mit den Rücken zu mir saß. Ich sah ihn und fragte mich ob ich ihn ansprechen sollte, als er sich auf einmal in meine Richtung drehte. Ich versteckte mich reflexartig hinter einem Regal, doch starrte ihn weiterhin an. Er hatte mich nicht bemerkt, was mir die Möglichkeit ließ ihn genauer zu betrachten. Und wirklich. Er sah aus wie Armin. Ich mag sogar fast zu behaupten, dass es wirklich Armin war, der hier saß. Aber wie kann das sein? Er saß doch heute Morgen am Tisch und sah nicht so aus, als ob er schon Lust hätte zur Schule zu gehen. Gut, er hätte auch nach mir gehen und dann den Bus nehmen können, doch warum? Das macht doch kein Sinn? Ich studierte weiter sein Gesicht, Haltung, Körper und der weiteren, als mein Handy plötzlich vibrierte. Aufgeschreckt sah ich auf mein Handy und sah nur die Uhrzeit. 7:54 Uhr. Noch sechs Minuten und ich müsste mich eigentlich in der Aula befinden und nicht in der Bibliothek. Mit schnellen, dennoch bedachten, leisen Schritten ging ich aus der Bibliothek in Richtung Aula, um bloß nicht an meinen ersten Tag zu spät zu kommen. Wieder vibrierte ein Handy in der Bibliothek. Der Schwarzhaarige sah auf sein Handy und las die Nachricht. „Wo bleibst du Armin. Du warst doch vor mir an der Schule und warum bist du dann nicht in der Aula?“ Mit großen Augen sah Armin auf die Uhr, die sein Handy ihm anzeigte und sprang panisch auf. Er hatte noch fünf Minute um von dem einen Ende zu dem anderen Ende der Schule zu kommen. Schnell stellte er das Buch in seine Hand zurück in das Regal und rannte los. Kurz dachte er, das Parfüm von Alex gerochen zu haben, doch er schüttelte den Kopf. Das kann nicht sein. Und lief unbeirrt weiter. Kapitel 11: Was wird alles noch auf mich zukommen? -------------------------------------------------- Die Willkommensrede dauerte nur einige Minuten, doch die restlichen Stunden verbrachten wir damit über jeglichen Vorkehrungen des Abiturs aufgeklärt zu werden. Sowie in die einzelnen Klassen aufgeteilt zu werden und noch weiteres Programm, dass man für die neuen Schüler aufführen könnte. Ich hatte noch Glück gehabt und kam pünktlich. Als ich die Aula trat, sah ich hunderte von Menschen. Wie viele wohl davon in meine Klasse kommen? Ich entdeckte Sam, der mit seinen pinken Haaren aus der Masse hervorstach und setzte mich neben ihn. „Wo ist Armin?“ flüsterte ich. „Keine Ahnung. Er war auf einmal weg und sollte mal so langsam kommen. Sonst ist er noch zu spät“, antwortete er mir, ohne sich nicht entgehen zu lassen, mir einen genervten Blick rüber zu werfen. „Und was machst du so spät hier? Du bist doch eine halbe Stunde vor uns losgegangen!“ „Ich hab mich verlaufen“, log ich und damit war das Gespräch beendet. Es dauerte nicht lange, als auch Armin auftauchte und sich schnappatmend neben mich setzte. Er hatte ebenfalls Glück gehabt, denn gerade als er sich setzte, fing das Programm an. Ich sah ihn fragend an, doch er schenkte mir nicht einen Blick und so sah ich starr auf die Bühne, die sich weit vor uns erstreckte. Man sollte sich eigentlich darüber freuen, dass sich die Schüler der oberen Klassen sich große Mühe gegeben hatten, solch ein Programm auf die Beine zu stellen. Doch war es einfach nur Langweilig. Ich dachte nur noch eine meine zukünftige Klasse. Wie sie wohl ist? Ob ich gut mit meinen Mitschülern klar komme? Oder ob ich schnell jemand kennen lerne? Ich hoffte es so. Aber wer weiß schon, was kommt. Als auch schon die einzelnen Namen für die Klassen aufgerufen wurden. Sie mussten sich auf der Bühne in einer Reihe aufstellen und verließen, als alle Namen vorgelesen wurden, den Saal. Er leerte sich immer mehr, als nur noch eine Hand voll von Schülern übrig blieb. Ich stellte mit Erleichterung fest, dass ich immer noch zwischen Armin und Sam saß. Auch wenn wir bestimmt momentan nicht gerade auf den besten Fuß standen, aber ich war froh schon mal welche in meiner Klasse zu kennen. Die letzte Stunde wurde eingeläutet und die Namen der letzten Klasse wurden vorgelesen. Viele verschiedene Namen wurden nacheinander aufgerufen und es sammelten sich Mädchen und Jungen auf die Bühne. Armin und Sam begaben sich auch schon zur Bühne, als ich wenig später ebenfalls gebeten wurde, nach vorne zu treten. Und der letzte Name der aufgerufen wurde, ließ mir das Blut in meinen Adern gefrieren. „Rafael Tareser.“ Nachdem dieser Name vorgelesen wurde, kam ein junger Mann auf die Bühne. Ich konnte ihn erst nicht erkenne, erst als er mit einem Lächeln an mir vorbei lief, erstarrte mein Körper. Er ist hier, in meiner Klasse? Ist das Zufall? Jetzt werd nicht wahnsinnig Alex, als ob er das so geplant hätte. Oder doch? Nun waren alle da und wir folgten unseren Klassenlehrer durch die Schule. Das meiste hatte ich zwar schon gesehen, aber mochte ich die Schule immer mehr. Ich war die Einzige, die wirklich mit einem strahlenden Lächeln durch die Gänge lief und sich mit jedem Schritt mehr freute hier auf die Schule gehen zu können. Klar ist es immer noch eine Schule, doch allein durch diese Kulisse wurde es immer schöner. Doch um nicht nachher noch vor Freunde umzukippen, sah ich mir meine neuen Mitschüler an. Sie schienen alle ziemlich durchschnittlich, aber nicht sehr erfreut zu sein, hier lang laufen zu müssen. Sie wollten wohl alle wieder nach Hause oder sonst wo sie auch immer in den Ferien waren. Zwei Schüler vor mir lief ein Mädchen, welches sich jedoch besonders von den anderen Schülern abhob. Sie trug einen kurzen blauen Minirock, der bei jedem Schritt immer mehr ihres prallen Hinterns zeigte. Ihre langen Beine wurden von schwarzen Kniestrümpfen umhüllt mit passenden schwarzen Sneakers an den Füßen. Durch ihr weißes Top zeichnete sich ein roter Spitzen-BH, in dem ihre großen Brüste freudig umher sprangen. Diese wurden noch von braunen langen Haaren umrandet, welche runter bis zu ihrer Hüfte liefen. Ihr Gesicht konnte ich kurz ausmachen, als sie sich umdrehte, damit sie sich wohl den Rest ihrer Klasse ansehen konnte. Sie hatte braune Augen, die von zu viel Schminke umrahmt wurden. Jedoch sieht das gesamte Gesicht so aus, als ob es eine komplett Überholung bekommen hat, die eher so aussah, als ob jemand einen Farbeimer über ihr Gesicht geschüttet und die Farbe noch ein wenig verschmiert hat. Ich bekam regelrecht Angst von ihrer Erscheinung, aber wer es mag. Während ich sie mir ansah, bemerkte ich, dass sie mich keines Blickes würdigte. Ich folgte ihrem Blick und sah direkt auf Rafael. Schnell drehte ich mich wieder um, bevor er noch bemerkte, dass ich ihn eventuell anstarren könnte. Sie sah sich also nur die Typen an. Ihre Augen wurden leicht glasig, als sie immer noch nach hinten starrte. Ob sie wohl Interesse an Rafael hat? Mir kann es recht sein, dann lässt er mich wenigstens in Ruhe. Nach kurzer Zeit waren wir auch schon in unseren Klassenzimmer angekommen und ich suchte mir ganz klischeehaft den hintersten Platz neben dem Fenster aus. Ich saß nervös auf dem Stuhl und konnte es immer weniger erwarten endlich Unterricht hier zu haben. Als sich jemand vor mir setzte, schreckte ich kurz auf. Es war Armin, der sich vor mir hinsetzte und nun aus dem Fenster sah. Wie kann er es wagen, sich vor mich hinzusetzten? Dieses…. Okay, ich sollte nicht übertreiben und mich beruhigen, aber wollte er wirklich meine Zeit hier ruinieren. Wenn er hier sitzt kann ich mich doch nicht konzentrieren. Warum kann er nicht einfach woanders sitzen? Als ich mich umsah, um ein neuen Platz für ihn zu suchen, erkannte, dass alle außer zwei Plätze vergeben waren. Der eine war direkt neben mir und der andere auf der anderen Seite. Mit einem Strahlen wollte ich gerade Armin antippen um ihn zu fragen, ob er sich nicht umsetzten wolle, als sich ein Mädchen neben mir setzte und somit Rafael den Platz wegnahm und sich genervt auf den anderen Stuhl saß. Mit traurigen Blick senkte ich meinen Arm und sah auf die Tischplatte. „Hey, ich bin Nina“, hörte ich eine Stimme und als ich aufsah erkannte ich, dass sie dem Mädchen neben mir gehörte. Sie streckte mir die Hand entgegen und sah mich mit einem Lächeln an. „Alex“, stellte ich mich kurz vor und schüttelte ihre Hand. Sie war die Rettung für alles. Ich betete sie jetzt schon an, obwohl sie nicht einmal wusste was sie für mich getan hatte. Dennoch schenkte ich ihr mein breitestes Grinsen und würde sie am liebsten umarmen, doch das wäre dann etwas zu viel. Ich vergaß auch einen Moment, den ein paar Zentimeter von mir entfernten, Armin, der stumm nach draußen sah und gar nichts mitbekam. Rafael hingegen schien sichtlich genervt und zog sich auf den Platz an der anderen Seite zurück. „Auf gute Nachbarschaft“, lachte ich, als sich unsere Hände voneinander lösen. Sie schenkte mir ebenfalls ein Lächeln und nickte, als sie sich schon nach vorne wandte, um den Lehrer zuzuhören. Ich kann es nicht glauben. Meine Liebe für diese Schule wuchs stetig weiter. Wenn es weiter so Berg auf geht, dann verlasse ich sie gar nicht mehr und zieh hier ein. Egal ob das zugelassen wird oder nicht. Und wenn ich mich jede Nacht einschleichen muss. Ich folgte dem Beispiel meiner Nachbarin und sah nach vorne, wo der Lehrer gerade seinen Name an die Tafel schrieb und sich vorstellte. Des Weiteren wiederholte er noch einmal, was der Schulleiter in der Aula uns mitgeteilt hatte und noch ein paar Randinformationen. Das übliche, wenn man ein neues Schuljahr an einer neuen Schule beginnt. Die Vorstellungsrunde ließen wir jedoch außen vor, da der Lehrer der Meinung war, wir müssen das selbst auf die Reihe bekommen und man möchte ja auch nicht von jedem die Lebensgeschichte hören. So war der erste Tag innerhalb weniger Stunden zu Ende gegangen und wir konnten vor zwölf noch das Gebäude verlassen. Auch wenn ich dies ein wenig wehmütig tat, lief ich mit Nina bis zu den Tor, wo wir uns bis morgen verabschiedeten. Ich überlegte ob ich noch auf Sam und Armin warten solle, denn sie haben im Prinzip denselben Weg. Weswegen ich noch ein paar Minuten vor dem Tor stand und auf die beiden wartete. Ich sah die einzelnen neuen Schüler, die mich entweder komisch ansahen oder mich nicht mal eines Blickes würdigten. Plötzlich konnte ich jedoch Rafael und das Mädchen mit dem knappen Outfit in der Menge ausmachen. Sie sah ihn mit großen Augen an und presste seinen linken Arm zwischen ihren Brüsten. Die sind sich ja schnell nahe gekommen, schoss es mir durch den Kopf. Doch wenige Sekunden später hatte Rafael mich auch schon gesehen und versuchte das Mädchen von sich zu drückten. Sie dagegen presste sich nur noch fester an ihn und schien ihn schon fast in sich aufzusaugen. Ich musste mir ein Lachen bei seinem hilfesuchenden Blick verkneifen und stöpselte meine Kopfhörer in meinem iPod rein, um sie ignorieren zu können. So waren sie auch schon schnell an mir vorbei, wobei Rafael noch einige Blicke nach hinten wagte und anscheinend nicht fassen konnte, dass ich ihn nicht beachtete. Aber das konnte ich mir wirklich sparen. Irgendwann müsste ich ihm das auch mal sagen, aber momentan hatte ich noch andere Sorgen und die kamen gerade auf mich zu. „Wo ist denn Sam?“ fragte ich den Schwarzhaarigen ein wenig verzweifelt. „Er hat sich wohl schon eine geangelt und geht jetzt mit ihr nach ihr zu Hause.“ Kopfschüttelnd stopfte ich mir einen Hörer in mein Ohr und fing an los zu laufen. „Dann wollen wir mal los.“ Armin folgte mir eine ganze Weile ohne ein Wort zu sagen. Doch schien ihm das immer unangenehmer zu werden und versuchte ein Gespräch zu starten. „Es ist noch niemand zu Hause, oder?“ Ich stockte kurz, antwortete doch kurz darauf mit einem ‚Ja‘. Jetzt sind wir alleine zu Hause. Warum muss ausgerechnet heute Sam wieder eine abschleppen. Hätte das nicht ein Tag warten können? Aber nun gut, die Wohnung ist groß genug, damit zwei Leute sich aus dem Weg gehen können. „Wir können aber noch kurz am Supermarkt vorbei, dann können wir das kaufen worauf wir Lust haben. So als guter Start in das neuen Schuljahr…“ Was redete ich da bitte. Mein Unterbewusstsein will wohl unbedingt Zeit mit ihm verbringen, aber hätte es sich das nicht sparen können? Ich will das nicht… Betrübt verließ ein leiser Seufzer meine Lippen, den Armin aber nicht mitbekommen hatte. Denn er sah mich mit großen Augen an. „Alles was ich möchte?“ fragte er mich wie ein kleines Kind, das auf den Weihnachtsmann wartete. Was ist denn mit ihm los? Ich nickte zustimmend, als er mich auch schon am Handgelenk packte und mich zum nächsten Supermarkt zerrte. Wo er so schnell verschwunden war, dass ich nicht die leiseste Ahnung hätte, wo er auch nur im Ansatz sein könnte. Aber nun gut. Ich lief langsam durch die Gänge und nahm mir frisches Obst aus den Regalen, als auch schon Armin wieder kam und mir stolz Zutaten für eine Pizza zeigte. Ich sah ihn etwas entgeistert an, da ich bei seiner Reaktion mit etwas anderem gerechnet habe. „Können wir Pizza mit Käserand machen?“ Seine Augen glitzerten wie ein voller Sternenhimmel. „Klar.“ Ich konnte mit diesem Blick einfach nicht nein sagen. Er schafft es wirklich meine Knie immer wieder zum Schmelzen zu bringen. Nachdem wir noch einmal gemeinsam durch den Supermarkt gegangen waren und das mitgenommen haben, was wir eventuell die Woche noch brauchen könnten, bezahlten wir die Lebensmittel und gingen nach Hause. Dort angekommen räumten wir alle Sachen in die Schränke und machten uns an die Pizza ran. Dazu holte ich ein großes Blech, auf dem Armin den Pizzateig ausbreitete. Währenddessen ließ ich die Ananas im Waschbecken abtropfen und machte die Tomatensoße fertig. Schnell war alles fertig, als sich Armin schon darauf vorbereitete die Tomatensoße auf dem Pizzateig zu verteilen. Nachdem verteilte er den geriebenen Käse auf die Soße und legte Mozzarella Scheiben am Rand aus. Missglückend versuchte er mit dem überlappenden Teig der Mozzarella zu überdecken. Ich sah ihn kopfschüttelnd dabei zu und versuchte ihm zu helfen. Dabei trat ich neben ihn und legte meine Hände über seine. „Du musst das so machen“, sagte ich und zeigt es ihm. Ich spürte, wie sich Armin neben mir versteifte und merkte erst jetzt, was ich da eigentlich gerade tat. Schnell sprang ich einen Schritt zurück und rutschte auf einen Soßenfleck aus, der vorhin aus der Schüssel beim Umrühren gefallen ist. Ächzend saß ich auf dem Boden. Armin sah mich mit großen Augen an und fing an zu lachen. Perplex starrte ich ihn an. Wie kann er es wagen zu lachen? Mein Arsch tut weh und er lacht mich auch noch aus. Immer noch war sein Gelächter zu hören, sodass Tränen ihn in die Augen stiegen. Er krümmte sich vor Lachen und bekam keine Luft mehr. Erst nach einer gefühlten Minute hatte er sich beruhigt. „Bist du dann auch fertig?“ fragte ich, nachdem sein Lachen verstummte. „S…So…Sorry, das war nicht meine Absicht“, antwortete er mir nach Luft suchend. „Das wage ich ja jetzt mal zu bezweifeln.“ Meine Stimme klang so kalt wie ein Eisblock. „Soll ich dir helfen?“ fragte er, während er sich zu mir runter beugte und mir seine Hand entgegenhielt. Während er sich jedoch nach unten beugte schien einen guten Blick in mein Dekolleté erhaschen zu können und sah mit einem hochroten Kopf weg. Ich dachte darüber aber gar nicht nach und nahm einfach seine Hand um wieder auf meinen Füßen stehen zu können. Verdrängend, dass ich ihm gerade so nahe gekommen war, lief ich an ihm vorbei und schob die fertige Pizza in den Ofen. Stellte ihn auf die richtige Stufe und richtete mich wieder nach Armin. „In einer viertel Stunde müsste sie fertig sein.“ „Hmm“, waren seine einzigen Worte. „Alles okay?“ Ich kam auf ihn zu, sodass ich genau vor ihm stand. Er sah mich nicht an und nickte nur. „Ich bin dann gleich wieder hier.“ Mit diesen Worten verschwand er aus der Küche und rannte schon fast zu seinem Zimmer. Ich sah ihn nach und ein Schnaufen verließ meine Lippen. „Du verlangst zu viel von ihm.“ „Hmm?“ Ich drehte mich um. Armin schloss die Tür hinter sich und sank auf dem Boden. Er starrte verzweifelt auf seine Hände. „Wie soll ich mich da denn noch zusammen reißen? Hättest du nicht einfach irgendein Kerl sein können, der keinen interessiert? Warum bist du ausgerechnet so ein wunderschönes Mädchen, das es nicht einmal merkt. Du verlangst eindeutig zu viel von mir, wenn ich mich zurück halten soll. Erst stehst du halbnackt vor mit und dass dann heute. Mach mir doch nicht solche Wünsche und Hoffnungen.“ Starr blieb er auf dem Boden sitzen. Auch wenn er verzweifelt war, musste er lächeln, aufgrund seiner Bilder im Kopf. „Du verlangst zu viel von ihm“, wiederholte Dave sich. „Warum verlange ich zu viel vom ihm? Ich hab doch gar nichts getan“, versuchte ich mich zu rechtfertigen. „Oh doch, Schätzchen. Das hast du.“ „Ich wollte ihm doch nur helfen!?“ „Das ist es ja nicht nur. Du standst heute Morgen halb nackt vor ihm. Und wenn ihr nicht vorhin angezogen gewesen wärt, hättet ihr fast Sex haben können. Du musst dich nicht großartig anstrengen und denkst dir nicht so viel dabei, außer dass es dir vielleicht peinlich werden könnte. Aber du musst auch mal aus der Sicht von ihm denken. Er ist nun mal ein Mann und ist pervers. Und die haben nun einmal Wünsche und Bedürfnisse. Wenn jemand schon so ein heißes Teil wie dich in solchen Situationen zu sehen bekommt, wird er sich schon an dich ranmachen wollen, wenn nicht sogar gänzlich alle Klamotten von deinem Körper reißen. Aber jemand, der auf dich wirklich steht und dich nicht nur für eine billige Nummer haben möchte, ist das die reinste Folter. Er respektiert das, aber lange wird er das nicht mehr aushalten können“, erklärte mir der Weißhaarige. „Du willst mir jetzt sagen, dass Armin irgendwann zum Tier und über mich herfallen wird?“ Ich sah ihn fragend an. „Das nicht unbedingt, aber irgendwann wird er seinen Zug machen. Spätestens wenn Rafael seinen gemacht hat.“ „Warum sollte er einen machen. Ich möchte eigentlich nichts mehr mit ihm zu tun haben…“ Verzweifelt sah den Älteren an. „Meinst du, dass wird ihn davon abhalten.“ Waren seine letzten Worte und er ließ mich alleine in der Küche zurück. Starr stand ich in der Mitte der Küche und wusste nicht mehr was ich denken sollte. Plötzlich erklang das nervige Piepen des Ofens und die Pizza war fertig. Ich drehte mich um und holte sie aus dem Ofen. Sie sah wirklich köstlich aus, aber ist der Hunger mir schon vergangen. Was wohl noch auf mich zukommen wird? Kapitel 12: Das Paradies ------------------------ Der erste Schultag war nun schon eine Woche her und seitdem ist nichts Erwähnenswertes passiert. Ich verstehe mich mit Nina von Tag zu Tag besser und ich möchte schon so weit gehen und sagen, dass wir beste Freundinnen sind. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber ich bin wirklich mit einem Mädchen befreundet und dazu sind wir auch noch beste Freunde. Heute war schon wieder Montag und ich begrüßte Nina mit einem Lächeln. Auch wenn es Montag war, ich liebte diese Schule immer noch. Sie war einfach ein wahr gewordener Traum von mir gewesen. Doch schien ich als einziges so zu empfinden. Meine Mitschüler waren alles andere als begeistert zur Schule gehen zu müssen. Aber wenn sie nicht hier wären müssten sie arbeiten und ich glaube, dass wollten sie definitiv noch weniger. Also mussten sie es nun einmal ertragen und der eine besser als der andere. Wie es üblich war, hatten sich schon Grüppchen und Gemeinschaften gebildet. Es gab einmal die ‚Coolen‘, die alles und jeden nieder machten, der nicht zu ihnen gehört. Zusätzlich noch die ‚Geeks‘, also im Grunde genommen die Außenseiter der Klasse, die sich nur mit verschiedenen Spielen etc. auseinander setzten und die Realität manchmal total vergessen. Wo ich übrigens hinzugehöre, als einziges Mädchen, wenn sich Nina ab und zu mal dazu gesellte. Eine weitere Gruppe waren die ‚Tussen‘, die auch zu den ‚Coolen‘ gehörten, aber manchmal gab es eben auch nur die Mädchen im Alleingang. Und zu guter Letzt noch die Normalen, die irgendwie ein bisschen zu allen aber auch gleichzeitig zu keinen dieser Gruppen gehörten. Ich war stolz einer von den ‚Geeks‘ zu sein, doch machte es das Leben nicht unbedingt einfacher. Zwar sahen mich die Jungs als einer von ihnen an und versuchten sich nicht irgendwie an mich ran zu machen, da sich endlich mal ein Mädchen auch für die Dinge interessierte, die sie so verehrten. Aber dafür machten die Tussen es umso schwerer. Ihre Anführerin, wie nicht anders zu erwarten war es Miss Megamöpse Penelope, die seit Schulbeginn Rafael schöne Augen machte, tat alles, um mir mein Leben zur Hölle zu machen. Vielleicht wusste sie ja von der Beziehung die zwischen mir und Rafael läuft, auch wenn ich so gut wie immer versuche nicht in seine Nähe zu kommen. Doch starrt er mich kontinuierlich an und es wäre unmöglich, dass ihr das nicht auffällt. Was aber nur ein weiterer Grund ist um mich zu hassen. Auch wenn mich das alles kalt lässt und mich wenig interessiert. Aber heute sollte es anders sein. Nach Sport, als wir uns alle wieder angezogen hatten, erkannte ich erst nicht, dass an meiner Latzhose ein paar Fäden fehlten, genau wie an meinem T-Shirt. Ich zog mich also ganz normal an und ging aus der Umkleide, als sich meine Klamotten langsam von meinem Körper verabschiedeten. Ich merkte wie meine Hose immer weiter herunter hing und sich mein T-Shirt von meinen Schultern entfernte. Panisch sah ich mich um und lief so schnell es ging zur Bibliothek, die glücklicherweise nicht weit entfernt war. Glücklicherweise war ich auch die Einzige in diesem Raum, denn meine Klamotten bedeckten nur noch wenige Stellen meines Körpers. Schnell verkroch ich mich in die hinterste Ecke und rief Nina an. „Tuuut….Tuuut….Tuuut….Hey, hier ist…“ “Nina?” schrie ich ihn mein Handy. „Ich bin leider gerade nicht zu erreichen, also versuch es doch noch einmal später. Auf…“ Und schon verstummte ihre Stimme. „Verdammt“, schnaufte ich. „Wer ist da?“ reif eine männliche Stimme. Starr blieb ich in der Ecke sitzen. Bitte, lass es doch einfach gut sein heute, betete ich. „Bist du das, Alex?“ fragte die Stimme und ich wagte es nicht zu antworten. Schnell versuchte ich mit den Stücken meiner übrig gebliebenen Klamotten alles Notdürftige zu bedecken und da stand er auch schon vor mir. „Was machst du denn hier?“ fragte mich Armin. „Ich hab gedacht ich setzte mich hier in die Ecke, weil sie so schön ist“, antwortete ich ironisch. „Stör ich dich bei irgendwas?“ fragte er weiter ohne mein Kommentar zu beachten. „Eigentlich kommst du gerade im richtigen Moment.“ Perplex sah er mich an und hielt seinen Kopf schräg. Ich sah ihn an und musste mir eingestehen, dass er schon irgendwie süß aussah. Warum muss er denn immer so süß aussehen. Komm schon Alex, konzentrier dich!! Du hast gerade größere Probleme. „Ja, kannst du mir Nähzeug besorgen oder besser, kannst du mir meine Sportklamotten aus meinem Schließfach holen?“ „Warum das?“ „Weil jemand sich einen Spaß mit mir erlaubt hat und die Fäden aus meinen Sachen gezogen hat. Entweder lauf ich nur noch mit Unterwäsche durch die Schule oder du holst mir meine Sachen“, antwortete ich schon fast barsch. „Ist ja gut. Ich kann dir aber auch meine Sachen geben. Ich durfte beim Sport heute nicht mitmachen, also sind sie auch nicht verschwitzt oder so.“ Ich sah ihn an und nickte. „Danke.“ „Okay, dann warte und ich bring sie dir eben.“ Und schon war er verschwunden. Warum muss ausgerechnet er mir immer helfen. Gut es hätte auch schlimmer kommen können, aber wenn irgendwas passiert ist Armin immer dabei. Ob freiwillig, ein Zufall oder es passierte einfach. Er ist immer da. Es dauerte ein paar Minuten bis er zurück kam und mir seine Sachen brachte. Ich bedankte mich bei ihm und wollte aufstehen, als ich bemerkte, dass er immer noch vor mir stand. „Willst du dich nicht wenigstens umdrehen?“ fragte ich, während ich noch in der Ecke hockte. „Ich kann dir auch helfen“, lächelte er mich an und kam auf mich zu. „Ich glaube, ich schaff das schon alleine.“ Panisch sah ich ihn an. Er kam immer näher und duckte sich zu mir runter. Er stemmte seine beiden Hände neben meinem Gesicht und ich war somit eingeschlossen. Ich hielt seine Sportkleidung immer noch krampfhaft vor meinem Körper. Als ich ihm in die Augen sah konnte ich nicht genau ausmachen, was er wirklich vorhatte. Sein Blick schien schon fast leer zu sein und das machte mir nur noch mehr Angst. Meine Haut spürte seinen heißen Atem, wodurch sich eine Gänsehaut bildete. Mir kam die Überlegung ihn wegzudrücken, doch würde mein halbnackter Körper danach komplett entblößt sein. Es war aussichtslos. Sein Gesicht kam immer näher und ich schloss die Augen, weil ich dachte, er würde mich jetzt küssen. Doch er glitt an meinem Mund vorbei in Richtung Ohr. „Warum?“ hauchte er mir mit tiefer Stimme in dieses. Ich machte meine Augen wieder auf und verstand nicht ganz. ‚Warum?‘ Warum fragt er das? Und in welchem Kontext. Doch so schnell er zu mir runter kam, war er nun auch schon wieder oben und sah mich mit einem fetten Grinsen an. „Es war nur ein Scherz. Ich lass dich jetzt alleine.“ Und schon war er verschwunden. Ich hingegen sah dem verschwundenen Armin hinterher und sank komplett auf dem Boden. Was sollte das denn gerade? Was hat das zu bedeuten? Ist es das was Dave meinte? Wird er seinen Zug machen? Aber wofür und warum? Ich versteh das alles nicht… Währenddessen stand Armin verzweifelt vor der Tür der Bibliothek. Er verbarg sein feuerrotes Gesicht hinter seinen Händen und konnte nicht fassen, was er gerade getan hatte. Wie hatte er es geschafft so etwas zu sagen? Warum musste ihm all das passieren? Warum war sie immer da wo er war? Warum war sie so wunderschön? Warum? Die Frage hallte in seinem Kopf und verstummte als plötzlich ein Junge vor ihm stand. „Hast du Alex gesehen?“ fragte eine Stimme, die Armin aufblicken ließ. „Nein“, antwortete er ihm eiskalt. „Kein Grund gleich so zu reagieren.“ Und schon war er verschwunden. Der Schwarzhaarige sah Rafael hinterher. Was er wohl von ihr wollte? Armin löste sich nicht von der Stelle, als ihm auch schon eine Tür in den Rücke gerammt wurde. Alex kam aus dieser und sah ihn kurz an, als ihr Blick sich so schnell wie möglich wieder auf den Boden wandte. „Danke“, murmelte sie vor sich hin, bevor sie das Weite suchte. Er sah ihr hinterher, doch wagte er es nicht, ihr hinterher zu laufen. Er hatte es vermasselt. Ich distanzierte mich den ganzen Tag von Armin, selbst auf dem Weg nach Hause lief ich fünf Meter hinter Armin und Sam, der glücklicherweise heute kein Date arrangieren konnte. Er fragte auch nicht, warum ich so viel Abstand hielt, oder Armins Sportklamotten angezogen hatte. Worüber ich ihm sehr dankbar war. Glücklicherweise hatten mich Penelope und die anderen den restlichen Tag über in Ruhe gelassen. Selbst wenn dies nicht ihre letzte Aktion gegen mich war, konnte ich mich ihnen heute immerhin nicht so präsentieren wie sie es gerne gehabt hätten. Und das war schon viel Wert. Aber es wird noch weit schlimmeres kommen, auf das ich mich irgendwie vorbereiten muss. Aber wie ist dann die Frage. Ob ich Nina hinzuziehen soll? Aber wenn sie mir hilft, dann könnte sie auch ins Kreuzfeuer geraten. Nein, das lass ich nicht zu. Ich muss mir irgendwas anderes überlegen. Nach zehn Minuten hatten wir unser Wohnung erreicht und ich bekam fragliche Blicke seitens Yosch und Dave, die zusammen in der Küche einen Kaffee tranken. „Warum hast du dich umgezogen?“ fragte mich Dave. „Ach nichts Besonderes. Ich hab nur ein Glas Wasser umgeschüttet, weswegen ich mir meine Sportsachen angezogen habe“, erklärte ich hoffend, dass sie mir die Geschichte abkauften. „Sind das nicht die Sachen von Armin?“ fragte eine Stimme im Hintergrund. Timo kam nun ebenfalls in die Küche, seine Schultasche immer noch auf den Rücken. Ich sah ihn mit großen Augen an. Mit ihm und mit das was er gesagt hat, hatte ich am wenigsten mit gerechnet. „Du musst dich irren. Kann sein, dass wir dieselben Sachen haben, aber das sind meine“, lächelte ich ihn an. „Echt? Sind die nicht ein bisschen groß?“ Er hielt seinen Kopf schräg und sah mich genau an. „Ach Timo, ist doch egal. Mal kauft man sich Sachen, die viel zu groß sind, weil die eben viel bequemer sind“, lachte ich. „Naja, soll ich dann mal anfangen zu kochen?“ „Oh ja.“ Seine Augen strahlten mich an und er scheint alles vergessen zu haben, was in den letzten Sekunden passiert war. Erleichtert, verließ ein Seufzer mein Lächeln und ich machte mich an die Arbeit. Timo, Sam und Armin verließen währenddessen die Küche, um sich in ihre Zimmer zurück zu ziehen. Yosch und Dave hingegen saßen immer noch an ihren Plätzen und beredeten irgendwelche geschäftlichen Sachen. Ich dagegen hörte meine Musik und bereitete alles vor. Nach einer halben Stunde war ich komplett fertig und alle versammelten sich in der Küche, um zu essen. Es wurde über Gott und die Welt diskutiert und nach einer weiteren dreiviertel Stunde war alles wieder ruhig. Ich räumte den hinterlassen Saustall auf, da ich in dieser Woche den kompletten Küchendienst verrichten musste. Nachdem ich damit fertig war, zog ich mich in mein Zimmer zurück und begann mit meinen Hausaufgaben. Es dauerte nicht lange als es an meiner Tür klopfte und Armin hereinkam. Da ich meine Kopfhörer jedoch in meinen Ohren trug, hörte ich ihn nicht, weswegen ich zusammen schrak, als mich jemand an der Schulter antippte. Aufgeschreckt sah ich hinter mich und erkannte Armin, der ebenfalls überrascht über meine Reaktion war. Er sah mich erst mit großen Augen an, als er verlegen zu Boden blickte. „Was denn?“ fragte ich mit leiser Stimme. Ich wollte ihn jetzt nicht sehen. Kann er nicht einfach wieder gehen? „Hör mal, ich… ich wollte mich für mein Verhalten von heute Mittag entschuldigen. Es war nicht richtig und ich könnte verstehen, wenn du nie wieder etwas mit mir zu tun haben möchtest, auch wenn ich hoffe, dass es nicht dazu kommen wird…“ Peinlich berührt hielt er seinen Blick auf dem Boden, der wohl in diesem Moment sehr interessant zu sein schien. Schon wieder verließ ein Seufzer meine Lippen und ich schnaufte auf. „Es wird wohl auch schwer sein nie wieder etwas mit dir zu tun zu haben. Immerhin wohnen wir zusammen und gehen auch in dieselbe Klasse. Also von daher, bringt das doch auch nichts.“ Ich sah ihn mit einem leichten Lächeln an, als er mir in die Augen blickte. „Heißt das, du verzeihst mir?“ fragte er mit glänzen Augen. Wenn du mich ansiehst, könnte ich dir alles verziehen. Doch das behielt ich lieber für mich. Weswegen ich nur nickte und sein Funkeln in den Augen nur noch größer wurde. Bitte hör auf, mich so anzusehen. „War das dann alles, oder ist sonst noch etwas?“ „Ja, kannst du mir helfen?“ fragte er mich und kam auf mich zu. Er hielt mir unsere heutige Mathehausaufgaben entgegen und sah mich flehend an. „Ich verstehe das nicht“ „Was verstehst du daran denn nicht?“ fragte ich ruhig. „Das hier.“ Er deutete auf die Formel, die wir heute neu gelernt hatten und holte sich einen Stuhl, damit er sich neben mich setzten konnte. Ich sah mir kurz alles an und versuchte es ihm so gut wie möglich zu erklären. „Also, hier musst du…“ Es dauerte eine ganze Stunde, bis ich ihm alles verständlich erklären konnte und er die Hausaufgaben alleine machen konnte. Doch anstatt wieder in sein Zimmer zurück zu gehen, blieb er in meinem. Ich musste feststellen, dass es schön war ihn bei mir zu haben und nicht immer alleine zu sein. Auch wenn es schön ist allein zu arbriten, war es ganz nett in Gesellschaft zu arbeiten. So bemerkten wir nicht, dass der Abend zu Ende geht und die Sonne hinter den Häusern verschwindet. Ich machte daraufhin das Licht an und setzte mich wieder an den Schreibtisch. „Weißt du, was hier fehlt?“ kam es auf einmal von ihm. „Nein?“ Fragend sah ich ihn an. „Ein Fernseher.“ Weiterhin durchbohrte ich ihn mit meinem Blick von der Seite. „Ich meine du guckst doch Animes. Wo siehst du sie dir denn an? Auf deinem iPod?“ Ich nickte. „Ab und zu auch auf meinem Laptop, aber warum interessiert dich das?“ „Das ist doch viel zu klein. Wenn du willst, kannst du sie dir bei mir am Fernsehen ansehen.“ Er sah mich an und wurde ein bisschen rot. „Nur wenn es dir nichts ausmacht, natürlich.“ Verlegen sah er wieder auf das Blatt Papier, welches vor ihm lag. Mit einem Blick auf die Uhr, sah ich, dass es erst neun Uhr war, also noch viel Zeit, um sich in paar Folgen anzusehen. „Darf ich?“ fragte ich ihn aufgeregt. Auch wenn ich meinen Laptop liebte, nach einiger Zeit wird es anstrengend sich auf ihn zu konzentrieren. Mein Gegenüber sah mich fassungslos an und verstand wohl nicht ganz, welche Antwort ich ihm gegeben hatte. „Wir haben erst 9:00 Uhr und ich denke nicht, dass du jetzt schon schlafen gehst oder?“ fragte ich schüchtern. Was fällt dir bitteschön ein, ihm zu zusagen. Das ist doch nur eine Ausrede, dass mein Laptop zu klein ist. Du willst doch nur Zeit mit ihm verbringen!! „Nein, natürlich darfst du mitkommen. Ich guck nur eben, ob mein Zimmer überhaupt aufgeräumt ist.“ Schnell stand er auf und warf dabei seinen Stuhl um. Tollpatschig versuchte er ihn wieder an seinen vorherigen Platz hinzustellen. „Ich glaube, so wie es hier vorher aussah, kann es nirgendwo schlimmer sein.“ Ich musste lachen, als ich daran dachte. „Das mag wohl sein. Du hast echt Talent für Zimmereinrichtung.“ Er sah sich um und kratze sich am Hinterkopf. „Naja, wenn die Bombe entschärft ist, sag ich dir Bescheid.“ Und schon war er verschwunden. So eine Metapher habe ich auch noch nie gehört. Sie ließ mich lächeln und in Gedanken versinken. Es vergingen einige Minuten, in denen ich mich selbst für mein Handeln verfluchte. Heute Mittag warst du noch böse auf ihn, hättest am liebsten nie wieder was mit ihm zu tun und jetzt das. Sag mal, du bist auch der reinste Widerspruch oder? Erst schickst du ihn zur Hölle und dann willst du ihm auch noch folgen, damit du Zeit mit ihm verbringen kannst. Was fällt dir eigentlich ein? Was soll er nur von dir denken? In der einen Minute denkt er, du hasst ihn und in der nächsten, glaubt er, dass du ihn liebst. Kannst du nicht einfach mal so handeln, dass solche Komplikationen nicht mehr auftreten? Ich wäre dir da sehr dankbar für. Gedankenversunken merkte ich wieder nicht, dass Armin in mir Zimmer gekommen war und erschrak diesmal wieder, als er auf meine Schulter tippte. „Die Bombe ist entschärft“, lächelte er mich an und ich folgte ihm in sein Zimmer. Es befand sich am Anfang des Flurs und somit am weitesten von meinem entfernt. Während ich dem Schwarzhaarigen folgte, betrachtete ich ihn mir genauer von hinten. Trotz seiner irgendwie hageren Figur, hatte er breite Schultern, die von einem engen schwarzen T-Shirt umhüllt waren. Auch wenn ich nicht glaubte, dass er trainieren geht, sah es ganz danach aus. Man könnte ein paar Muskeln ausmachen, die sich bei jedem Schritt von ihm mitbewegten. Es war ein interessantes Spektakel, welches meine Fantasien spielen ließ. Doch bevor ich mich in diesen verlor, dachte ich lieber an gar nichts. Ich schüttelte den Kopf, damit meine Gedanken verschwinden, doch konnte ich dabei einen Blick auf seinen Hintern werfen. Ich konnte nicht fassen, dass ich da tatsächlich hinsah, doch konnte er sich sehen lassen. Hör auf! Hör auf!! HÖR AUF!!! Konzentrier dich auf irgendwas anderes und nicht seinen gutaussehenden Arsch. Man, Alex, reiß dich zusammen. Es ist nicht das erste Mal, dass du so etwas sieht. Du kannst es doch überall sehen und da ist es auch keine große Sache. Aber bei den anderen sieht er nicht so gut aus… Jetzt reiß dich zusammen!!! Ich schüttelte meinen Kopf immer heftiger und bekam einen fragenden Blick von Armin, der das aber nicht weiter kommentierte. So waren wir auch schon an seinem Zimmer angekommen und ich durfte zuerst rein gehen. Es war recht dunkel, da die Deckenlampe nicht viel Licht spendete. Ebenfalls sah es sehr schlicht gehalten aus. Ein schwarzes Doppelbett stand auf der linken Seite der Tür. Ein Schreibtisch auf der gegenüberliegenden Seite und ein Bücherregal, welches die hintere Wand komplett bedeckte. Zu meinem Erstaunen jedoch, sah ich keinen Müll, Wäsche oder einen Fernseher, von dem er mir erzählt hatte und der Grund war, warum ich in diesem Raum stand. Perplex sah ich zu Armin hoch, der nun neben mir stand. „Und wo soll der Fernseher sein? Oder musst du jetzt einen Knopf drücken, wo dann deine kompletten Möbel verschwinden und jegliche Technik zum Vorschein kommt?“ fragte ich verständnislos. „Oh man, du hast zu viele Filme gesehen“, lachte er mich aus und lief auf das Bücherregal zu. Er schob eines der Regale weg und man erkannte einen bläulichen Schimmer im Hintergrund. Er deute mir ihm zu folgen. Ich trat neben das Regal und war wie gelähmt. Ein riesiger Flachbildschirm ragte an der linken Wand des zusätzlichen Raums. Unter ihm stand eine PS4, die Wii, Wii U und noch zusätzlich eine x-Box. Vor diesen stand ein kleiner Tisch mit etlichen Süß Kram und Chips, sowie eine bequem aussehende schwarze Couch, auf deren Lehen Getränkehalter eingebaut wurden. Doch das war noch nicht alles. Auf der rechten Seite des Raums, stand ein Schreibtisch mit einen fast so großen Bildschirm, wie der Fernseher, auf dem fröhliche Anime Charaktere nacheinander zu sehen waren. Ein moderner schwarzer Schreibtischstuhl stand noch vor dem Tisch, doch war dieser am wenigsten interessant. Ich trat wie gebannt in den Raum ein und konnte nicht fassen, was gerade alles vor mir stand. „Na, gefällt es dir?“ hörte ich eine Stimme im Hintergrund. „Das…Das…Das ist der Himmel.“ Freudig sprang ich zu Armin. „Darf ich mich hier wirklich hinsetzten?“ „Klar, du wärst sogar das erste Mädchen, das sich je hier aufgehalten hätte.“ Doch ich hörte ihm gar nicht mehr richtig zu und schmiss mich auf das Sofa, in welches ich sofort versank. Der Schwarzhaarige kam auf mich zu und lächelte zu mir herunter. „Das ist der Wahnsinn. Ich möchte hier nie wieder weg.“ „Irgendwann musst du es.“ Er setzte sich zu mir und schaltete den Fernseher an. „Was willst du denn gucken?“ „Hmm, lass mich mal überlegen. Die neue Staffel von Attack on Titan ist raus. Kennst du das?“ „Also jetzt beleidigst du mich aber“, schmollte mein Sitznachbar, der nun die neue Folge von Attack on Titan einrichtete und sich nach hinten fallen ließ. „Und jetzt sieh zu und genieße.“ Gesagt, getan. Es dauerte keine zehn Sekunden, da war ich schon wie gebannt und vergaß alles um mich herum. Erst saß ich noch neben Armin, doch nach einer kurzen Weile hatte ich meinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt und kam ihm so gefährlich nahe, aber bemerkte ich es einfach nicht. Mein Körper konnte nun komplett alleine handeln, ohne dass mein Verstand oder sonst irgendwas in meinem Kopf dazwischen stellen konnte. Wie gefesselt saß Alex vor dem Fernseher und bemerkte gar nicht, wie Armins Gesicht immer rötlicher wurde. Er konnte sich gar nicht richtig auf den Kampf zwischen Mensch und Titan konzentrieren, denn war sein Kopf ganz woanders. Er wusste nicht was er tun sollte, doch genoss er es einfach, wie Alex‘ s Kopf auf seiner Schulter ruhte und sich kein Stück rührte. Er konnte es nicht glauben. Dass sie trotz seiner dämlichen Aktion, von vor ein paar Stunden, ihm verzeihen würde und jetzt ihm sogar so nahe kommt. Nicht dieser Raum war der Himmel, sondern sie und alles was er schönes bisher mit ihr erleben konnte. Sie war wie ein Traum, der für ihn in Erfüllung gegangen ist. Ein wahrgewordener Traum, den er heute, hier und jetzt erleben durfte. Doch dieser Traum hielt nur noch weitere zwanzig Minuten. Denn danach, war die aktuelle Folge zu Ende und Alex machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. „Gute Nacht“, verabschiedete sie sich mit einem Glitzern in den Augen, welches Armins Herz schneller schlagen ließ. „Wenn du willst, kannst du auch ruhig öfters vorbeikommen.“ Es klang schon fast wie ein Flehen. „Mach ich. Das ist einfach so coool“, strahlte sie immer noch, als sie schon in ihr Zimmer verschwand. Armin schloss die Tür hinter sich. Nachdem er sich bis auf die Boxershorts ausgezogen hatte, schmiss er sich in sein Bett. In diesem Moment war er so froh, dieses Zimmer mit viel Arbeit konstruiert zu haben. Sein Gaming Zimmer war zu seiner stärksten Waffe geworden, Alex zu sehen und mit ihr Zeit verbringen zu können. Und sie würde wieder kommen. Mit einem fetten Grinsen schlief er langsam ein und hatte die beste Nacht seit langer Zeit gehabt. Endlich hat mal etwas funktioniert, was nicht nach hinten losgegangen ist. Kapitel 13: Wein und eine gute Freundin --------------------------------------- Es waren nun schon einige Monate vergangen und der Herbst neigte sich schon langsam dem Ende zu. Es ist nicht mehr viel Nennenswertes passiert. Die erste Klausurphase ist mit teilweise guten Noten erstmal vorbei und die zweite ließ nicht mehr lange auf sich warten, doch würde ich die schon irgendwie meistern. Zurzeit hatte ich andere Gedanken im Kopf, denn war heute der letzte Schultag vor den Herbstferien. Das heißt, der letzte Tag, wo wir in die zweiwöchige Freiheit entlassen werden. Nur noch fünf Minuten und die Ferien würden kommen. 4. 3. 2. 1. 0… Unser Lehrer wünschte uns schöne Ferien, doch die meisten Schüler hörten dies gar nicht mehr, denn suchten sie den Weg auf die Flure und raus aus dem Gebäude. Auch wenn ich diese Schule liebte, liebte ich die Ferien mehr. Freudig sprang ich zu Armin und Sam, die schon langsam nach Hause liefen. Als ich bei ihnen ankam, sah ich Sam fragend an. „Heute kein Date? Immerhin ist doch heute der letzte Schultag und da kann man doch so richtig abfeiern und was flach legen?“ lächelte ich ihn an. „Wie bist du denn drauf`?“ fragte er mich verwundernd. „Ich hab gute Laune, wir haben Ferien“, lachte ich und sprang umher. Ich hatte so gute Laune, dass ich sogar versuchte Armin auf den Rücken zu springen, sodass er mich Huckepack nehmen konnte. Er wusste nur gar nicht wie ihm geschah und ließ seine Tasche fallen. Sam hob diese auf und lief uns ein Stück voraus. „Solche Leute wie euch kenne ich nicht.“ Armin und ich sahen uns an, fingen an zu Grinsen und ich sprang auf seinen Rücken. Ich umschlang mit meine Arme seinen Hals und meine Beine hielt Armin fest. Huckepack liefen wir lachend die Straße entlang. Plötzlich trafen wir das kleine Mädchen und den Jungen, denen wir schon mal auf dem Spielplatz begegnet waren. Das Mädchen schlug freudig auf den Oberarm des Jungen und sah uns strahlend an. „Hast du sie jetzt geküsst und seid ihr zusammen?“ fragte sie Armin mit glitzernden Augen. Perplex blieb der Angesprochene stehen und starrte das Mädchen an. Schockiert sah ich weg und glitt langsam von Armins Rücken. „Hör mal, wir sind nur Freunde, nichts weiter“, antwortete er. Ich stand immer noch hinter Armin und traute mich nicht, die beiden anzusehen. Nur kam auf einmal das Mädchen auf mich zu und sah mich traurig an. „Das ist eine Lüge oder?“ Ist es das? „Ihr liebt euch doch und wollt euch das nur nicht eingestehen!?“ Tun wir das? „Ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll, aber es gibt Menschen die vielleicht so aussehen, als ob sie sich lieben würden, doch sie sind dann meistens nur Freunde. Es gibt Freundschaften, da liebt man sich vielleicht, aber das ist die Liebe, die man für ein Familienmitglied empfindet und nichts anderes.“ Was erzähle ich da? Ich empfinde doch keine Liebe gegenüber Armin! Wir verstehen uns ja ganz gut, aber wir sind auch keine Familie. Freunde, aber nicht mehr! Oder? Bedrückt sah ich zu Boden und wusste nicht was ich tun soll. „Du bist eine Lügnerin!“ Das Mädchen fing an zu weinen und der Junge nahm ihre Hand. „Komm Lizzy, wir gehen“, sagte er wütend und sie verschwanden. Hat sie Recht? Bin ich eine Lügnerin? Stille war zwischen mir und Armin eingebrochen. Es war so schön und so schnell kann es zerstört werden. „Naja, machen wir uns dann mal auf den Weg nach Hause.“ Ich nickte und folgte dem Schwarzhaarigen. Schweigend liefen wir den Weg entlang, während entgegenkommenden Schülern, die Erleichterung und die Freude direkt anzusehen war. Ich sah ihnen bedrückt hinterher und verfluchte mein Leben, da es immer so eine bittere Überraschung für mich bereithielt. Der Weg fühlte sich fünf Mal länger als sonst, doch waren auch wir irgendwann angekommen. Schnell sprintete ich von der Haustür bis in mein Zimmer, ohne Armin die Chance zu geben irgendetwas zu sagen. Ich glaube nicht einmal dass er es versucht hätte, aber das interessierte mich auch nicht. Schnaufend stand ich hinter meiner Zimmertür. Hab ich übertrieben? Bin ich zu weit gegangen? Hätte ich flüchten sollen? Eigentlich ja nicht… Warum bist du nur so Alex? Leicht öffnete ich wieder meine Tür und spähte zu der Zimmertür von Armin. Doch konnte ich sie nicht sehen, geschweige denn, ob Armin sich dort aufhält, oder ob er irgendwo anders ist. Auf die Gefahr hin gesehen zu werden, schlich ich zu sein Zimmer und ging leichten Fußes hinein. Sein Vorzimmer schien nicht besetzt, doch war ein kleiner erleuchteten Schlitz, zu seinem Gamer Zimmer zu erkennen. Immer noch ohne mich bemerkbar zu machen, lief ich auf das Regal zu und schob es weg. Was ich sah, war ein halbnackter Armin, sitzend auf dem Schreibtischstuhl, der gerade versuchte den Vater aus Resident Evil 7 zu töten. Armin war so fokussiert auf sein Spiel, dass er mich nicht bemerkte. Weswegen ich leise Regal wieder zurück schob und ihm zusah, ohne dass er mich bemerkte. Wie gebannt sah ich auf den flackernden Bildschirm und feuerte Armin in meinen Gedanken an. Nur noch ein Schuss. Ein perfekter Treffer und die schleimige Version des Vaters würde zusammen fallen. Ein Schuss… Peng. Und er hat es geschafft. Der Vater fiel zusammen und Armins Mund verließ ein erleichtertes Seufzen. Ich freute mich mit ihm und klatschte in meine Hände. Vergessend, dass er mich gar nicht bemerkt hatte und ich vielleicht gar nicht hier sein sollte. Zusammenzuckend drehte er sich um und schrak noch einmal zusammen, als er mich sah. „W-w-was machst du denn hier?“ Panisch sah sich der Schwarzhaarige um. „Ich wollte mich entschuldigen, aber du warst gerade so vertieft und da wollte ich dich nicht stören“, antwortete ich ihm, während ich mich ebenfalls panisch umsah, um nicht seinen nackten Oberkörper anzustarren. Wo hatte er diese Muskeln her? Er zockt doch nur und isst Fast Food. Also, was soll das? „Wofür denn entschuldigen?“ fragte er mich. „Dafür, dass ich gerade so weg gerannt bin“, sprach ich zur wunderschönen Decke. „Pff, dafür musst du dich doch nicht entschuldigen. Es wäre ja nicht das erste Mal gewesen und langsam habe ich mich daran gewöhnt“, lachte er und kratzte sich am Hinterkopf. Super, jetzt denkt er du magst ihn nicht. Oder willst nichts mit ihm zu tun haben. Super gemacht, Alex. „Du denkst jetzt aber nicht, dass ich dich nicht leiden kann, oder?“ „Ich weiß nicht, kannst du mich denn leiden?“ Sein Ton wurde auf einmal ernster und auch interessierter. „Also es ist nicht so, dass ich dich nicht leiden könnte. Ich kann dich sogar ganz gut leiden.“ Ich wandte mich von der Wand ab und sah ihn direkt in die Augen. Den größten Fehler, den ich hätte machen können. Sie sahen mich erwartungsvoll an. Als ob sie auf irgendetwas warten. „Es ist sogar so, dass ich dich sehr gut leiden kann. Vielleicht ein bisschen zu sehr“; flüsterte ich. Glücklicherweise hatte er mich nicht gehört und sah mich nur noch erwartungsvoller an. Mein Blick wanderte deswegen ein bisschen nach unten und wechselte wieder schnell zu einer Wand. „Ja so als Mitbewohner und so. Also nichts Besonderes. Ich wollte mich einfach für mein Verhalten vorhin entschuldigen.“ „Ach so.“ Bedrückt sah er zu Boden. Es zerbrach mir das Herz. Ich wollte das nicht so gesagt haben. Er ist etwas Besonders für mich. Warum gebe ich es nicht einfach zu? „Naja, ich lass dich dann mal lieber wieder in Ruhe spielen. Viel Spaß noch“, und schon „rannte“ ich wieder weg. Schnell ging ich wieder in mein Zimmer und schmiss mich aufs Bett. Doch anstatt diesmal in mein Kissen zu schreien, seufzte ich in es hinein. Warum muss ich mir alles so sinnlos kompliziert machen? Auf einmal klingelte mein Handy und ich sah erleichternd, dass Nina` s Name auf dem Display stand. „Hey“, nahm ich bedrückt den Anruf an. „Was ist denn mit dir los? Wir haben Ferien“, hörte ich Nina` s Stimme lautstark auf der anderen Seite der Leitung. „Ich hasse nur mein Leben, also nichts Neues. Was gibt’s denn?“ „Meine Eltern sind heute nicht da und da wollte ich fragen, ob du Lust hast vorbei zu kommen und wir vielleicht einen kleinen Schluck trinken?“ „Du bist ein Schatz, weißt du das?“ „Deswegen bin ich deine Freundin. Und du hörst dich so an, als ob du ein gutes Gespräch verkraften könntest.“ „Ich mach mich gleich auf den Weg.“ Schnell zog ich mir andere Shorts mit passendem schwarzem Top an und schon war ich fast weg. Ein kurzen Blick in die Küche werfend, erkannte ich, dass Yosch und Dave dort saßen und sich unterhielten. „Ich bin bei einer Freundin“, verabschiedete mich. Nur noch ein Schritt zur Tür fehlte, doch dann wurde ich von Yosch zurück gerufen. „Warte. Was heißt ‚Ich bin bei einer Freundin‘?“ Er sah mich eindringlich an. Ich fühlte mich schon fast wie bei meiner Mutter, die alles und über jeden Schritt wissen wollte, den ich tat. „Meine beste Freundin Nina ist alleine zu Hause und wir wollten einen Mädels Abend machen“, erklärte ich. „Nur ihr beide?“ „Komm schon Yosch, sie ist nicht deine Tochter und sie ist schon 18. Heißt alt genug“, kam Dave dazwischen. Sie ähnelten meinen Eltern immer mehr. Meine überfürsorgliche Mutter und mein Vater, der immer schon mehr Vertrauen in meine Selbstständigkeit gesetzt hatte. „Es sind aber auch nur wir beide und ich komme auch heute Abend wieder nach Hause.“ „Wenn es zu spät wird rufst du mich an und ich hole dich ab.“ „Ja Mama“, waren meine letzten Worte, bei denen ich kichern musste. „Ich wünsche dir viel Spaß und nimm die Jungs nicht zu sehr auseinander“, lachte Dave. „Ist gut.“ Ich musste auch lachen und verschwand aus der Tür. „Ich dachte es sind nur die beiden?“ wandte sich Yosch an Dave. „Warst du noch nie auf einen Mädels Abend?“ fragte der Angesprochene und musste sich ein Lachen verkneifen, als er Yosch` s entgeisterten Gesichtsausdruck sah. „Jetzt sieh mich nicht wie ein Auto an. Es ist üblich, dass Mädchen an so einen Abend über Jungs reden. Alles über ihn herausfinden etc. So war das gemeint.“ „Ist das wirklich so schlimm?“ „Je nachdem, was du für Mädchen hast, ja. Mit ihnen solltest du dich nicht anlegen. Die haben ein richtiges Netzwerk, wo sie jede Kleinigkeit von dir herausfinden und dir dein Leben zur Hölle machen.“ „Bin ich froh, dass ich als Junge geboren wurde“, seufzte der Ältere erleichtert. „Ja, das macht einiges einfacher.“ Nach dem Gesprächsende widmeten sie sich nun der Zeitung zu und schlürften an ihrer Tasse Kaffee. Währenddessen machte ich mich auf den Weg zu Nina` s Haus. Oder eher gesagt Villa. Ihre Eltern waren angesehene Buisnessmanager und hatten ihre Finger in vielen Angelegenheiten von Großkonzernen. Trotzdem waren es liebreizende Menschen, die sich alle Zeit der Welt für ihre Tochter nahmen. Auch wenn es häufig vorkam, dass Nina mal alleine zu Hause war, doch war das kein Problem für sie. So hatte sie auch mal Zeit für sich. Nach einer halben Stunde war ich angekommen. Das Gebäude ähnelte sehr einer Villa im viktorianischen Stil, wobei sie von innen sehr modern und schlicht eingerichtet wurde. Als mir Nina die Haustür öffnete, fand ich mich erst im Foyer wieder. Es wurde durch einen riesigen schwarzen Kronleuchter beleuchtet. Die Fliesen, die im ganzen Haus verlegt wurden, waren ebenfalls schwarz und die Wände weiß. Doch anstatt das es steril oder trist wirkt, belebten alle möglichen Blumen und Familienbilder, das Haus. Sie waren aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen, die die Eltern mal bereist und die Blumen dort mitgenommen hatten. Mal waren es Orchideen, Rosen und jegliche andere Arten, die ich nicht kannte. Immer wenn ich zu Besuch kam, stand irgendwo eine neue Blume und bezauberte den Raum. „Ich freu mich, dass du hier bist“, strahlte Nina. „Ich mich auf.“ Ich zog meine Chucks aus und wir liefen die Treppe rauf zu ihren eigenem Wohnzimmer. Ein quadratischer Raum, indem eine quietschgrüne Couch steht. Ihr gegenüber ein Flachbildschirmfernseher und dazwischen ein Glastisch, der schon mit Weinflaschen und Süßes befüllt war. Unter diesem lag ein passender pinker Teppich. Die Wände waren creme farbig gestrichen und der Boden mit dunkelbraunen Laminat verlegt. Wir setzten uns auf die Couch und Nina öffnete bereits die erste Flasche. Sie befüllte zwei Gläser und reichte mir eins. „Danke“, und wir stießen an. „Also erzähl. Was ist vorgefallen, dass du so deprimiert bist?“ fragte sie, während sie an ihrem Glas nippte. Ich schnaufte und erzählte ihr was heute vorgefallen war. Nach meiner Schilderung war mein Glas schon leer und ich schenkte mir ein weiteres ein und stopfte mir weitere Chips in meinen Mund. Ich hörte ein leichtes Kichern im Hintergrund. „Du musst mich jetzt gar nicht auslachen. Ich weiß, dass ich doof bin.“ Mit meinem vollen Glas setzte ich mich wieder vernünftig auf die Couch und nippte an meinem Wein. „Ich lach dich doch nicht deswegen aus. Es ist nur so, dass du dir selber im Weg stehst!“ Ich sah sie fragend an. „Du willst es zwar nicht zugeben, aber du liebst Armin!“ Perplex starrte ich Nina an. Was sagt sie da? Ich liebe Armin? Das ist doch lächerlich… „Widersprich mir jetzt nicht, ich weiß das besser als du. Du liebst ihn, oder warum sonst handelst du so? Siehst ihn so an? Hast ihn die ganze Zeit in deinen Gedanken und gibst Rafael nicht einmal eine Chance?“ zählte Nina lächelnd auf. „Warte, was hast Rafael da jetzt mit zu tun?“ Erschrocken, nahm ich einen weiteren Schluck. „Ach bitte. Rafael steht auf dich und du ignorierst ihn einfach wie nichts und wendest deinen Blick lieber zu Armin. Er gibt sich so viel Mühe, Penelope abzuwimmeln und dich lässt das einfach kalt. Ich glaube sogar fast unsere ganze Klasse steht auf ihn, aber dir ist das egal.“ „Das hat aber einen anderen Grund. Ja gut, er interessiert mich auch nicht, aber er ist dazu noch ein hinterlistiges Arsch“, erklärte ich ihr. „Warum das denn?“ fragte Nina erstaunt nach. Als ich erzählte, was Armin mir einmal erzählt hatte, entgleiste ihr sonst so ruhiger Gesichtsausdruck. „Jetzt kann ich verstehen, warum du ihn so ignorierst. Das ist ja widerlich.“ „Ja“, stimmte ich ihr zu. „Nichtsdestotrotz stehst du voll auf Armin.“ Ich verschluckte mich und hustete meine Kehle aus dem Hals. Statt Nina auf die Idee kommt, mir irgendwie zu helfen, lachte sie mich nur aus und musste aufpassen, dass ihr ihr Glas nicht herunter fiel. Ich hasste sie, aber gleichzeitig, war sie mein Engel. Sie half mir immer, wenn ich sie am meisten brauchte. Im Laufe des Abends sprachen wir noch über Gott und die Welt und sahen uns noch einige Filme an, in denen Frauen ihre große Liebe fanden und ein Happy End erlebten. Ab und an, machte Nina jedoch passend zu der Filmstelle Kommentare zu mir und Armin und versaute mir meinen Spaß. Doch dafür hatte sie umso mehr Spaß. Einige Flaschen Wein später zeigte die Uhr schon halb drei Uhr morgens an und ich musste mich langsam auf den Heimweg machen. „Du kannscht disch doch jetzt noch nischt auf dem Heimweg machen“, nuschelte Nina. „Doch, muss aber bei mir anrufen, damit man mich abholt. Ich kann nicht mehr alleine nach Hause.“ Auch wenn meine Artikulation, nicht so sehr gelitten hat, wie bei meiner Freundin, war ich doch genauso stark betrunken wie sie. Während ich auf meinem Handy nach der Telefonnummer der WG suchte, nahm ich noch einen weiteren Schluck von meinem Glas. Schneller als gedacht hatte ich die Nummer gefunden und tippte auf den Anruf-Button. Es tutete zweimal, als ich auf einmal Armins Stimme auf der anderen Leitung hörte. „Was gibt’s Alex?“ fragte er. „Hab ich dich geweckt?“ kicherte ich. „Wer ischt da“, flüsterte Nina dazwischen. „Armin.“ Sie bekam ganz große Augen und ein breites Grinsen im Gesicht. „Du musst mich von Nina abholen. Ich kann nicht mehr alleine nach Hause“, versuchte ich wie ein unschuldiges Mädchen zu klingen. „Sag mal, bist du betrunken?“ Seine Stimme klang ein bisschen entsetzt. „Das ist sehr gut möglich, aber ich möchte, dass du mich abholst“, kicherte ich weiter. „Wo bist du denn gerade?“ fragte der Schwarzhaarige. „Bei Nina zu Hause. Du weißt wo das ist, oder?“ fragte ich mich auch selbst. „Ich bin in 10 Minuten da.“ Und dann legte er auf. „Was hat er g´sagt?“ Nina setzte sich neben mich und sah mich eindringlich an. „Er wäre in 10 Minuten da.“ Perplex sah sie mich an. „Wie will er das denn schaffen?“ „Ich weiß nicht, aber er kommt mich abholen“, schwärmte ich. „Du wirst ja ganz rot“, lachte die Blondhaarige. „Du bist auch rot“, versuchte ich zu kontern. „Vielleicht… weil ich noch nischt genuch getrunken habe.“ Sie nippte an ihrem Glas und legte ihren Arm um meine Schulter. „Weißt du eigentlich…, dass ich dich echt liebe und froh bin…, dich als meine Freundin zu haben?“ „Ich liebe dich auch.“ Ein bisschen lesbisch sind wir ja schon, aber das war uns egal. Wir gaben uns gegenseitig einen Kuss auf die Wange, als kurz danach schon jemand klingelte. „Uhhh, das ist dein Schatziiii“, schwärmte nun auch Nina und schwankte mit mir zusammen zur Haustür. Meine beste Freundin öffnete die Tür, während ich mir meine Schuhe anzog. „Uch, Armin, ist dir schlecht?“ Ganz außer Atem stützte er seine Arme an seinen Beinen und konnte nicht antworten. Ich ging zu den beiden und sah Armin fragend an. „Alles okay?“ fragte ich besorgt. Er raffte sich auf und stand nun gerade vor uns. „Mir geht’s super.“ „Gleich wir es dir noch viel besser gehen“, kicherte Nina und zwinkerte ihm zu. „Was meinst du?“ bohrte der Neuankömmling nach. „Nichts.“ Ich schob Armin von Nina weg und verließ den Hauseingang. „Tschüüü, Nina, wir sehen uns noch.“ „Viel Spaß“, schrie sie uns hinterher und schloss die Tür. „Alles okay mit euch?“ Besorgt sah er mich an. „Mir geht’s bestens.“ Es entstand Stille und so liefen wir leise nach Hause. Beziehungsweise lief Armin und ich schwankte eher hin und her. Ich hatte doch mehr getrunken als vermutet. Wein ist wirklich hinterlistig. Wir hatten schon einen Teil des Weges zurückgelegt, als mein Gähnen immer mehr zunahm. Ich war müde und wollte mich am liebsten auf die nächste Bank legen und schlafen. Gedacht getan. Nur war die eingebildete Bank keine Bank, sondern der kalte Stein, des Fußgängerwegs. Doch war mir das egal, ich wollte einfach nur schlafen. Leider war das Armin nicht ganz so egal und er hob mich auf. „Du kannst doch nicht einfach auf den Boden schlafen.“ „Warum denn nicht?“ schmollte ich. „Weil es nicht mehr lange dauert bis wir zu Hause sind.“ „Das ist kein Grund“, schmollte ich weiter. „Na gut, Prinzessin, dann eben so.“ Er stellte sich vor mich und ging in die Hocke. Ohne auf meine Reaktion zu warten, packte er mich an den Beinen und hievte mich auf seinen Rücken. Aus Reflex schlang ich meine Arme um seinen Hals und spürte seine Wärme. „Du bist warm“, hauchte ich in seinen Nacken. Ohne genau zu wissen was ich tat, gab ich einen leichten Kuss auf seinen Nacken und kuschelte mich in ihm ein. Sein Nacken wurde nur noch wärmer, genau wie seine Hände an meinen Beinen „Wie betrunken bist du eigentlich?“ lachte meine Heizung. „Ich weiß es nicht. Aber du weißt doch, Betrunkene und Kinder sagen immer die Wahrheit“, flüsterte ich schläfrig. „Willst du mir irgendetwas sagen?“ Er wurde hellhörig. „Du darfst das eigentlich gar nicht wissen, aber ich erzähle es dir, wenn du heute mit mir zusammen auf meinem Sofa schläfst.“ Stille. Meine Heizung wurde noch heißer und ich schlief langsam ein. Kapitel 14: Sofageflüster ------------------------- Ich wachte auf, als Armin mich auf den Boden neben unsere Wohnungstür absetzte. Schläfrig und leicht beduselt versuchte ich aufzustehen. Doch war jeder Versuch hoffnungslos und zum Scheitern verurteilt. Weswegen ich es aufgab und wartete bis Armin mich aufhob und wie im Brautstil über die Türschwelle trug. Ich schlang wieder meine Arme um seinen Hals, um es richtig genießen zu können. „Schläfst du denn heute auf meinem Sofa?“ flehte ich ihn mit lieblicher Stimme an. Keine Antwort. Ich versuchte in sein Gesicht zu sehen, aber wurde es durch seine Haare verdeckt und ließ keinen Einblick. Dennoch lief er zusammen mit mir in seinen Arm auf mein Zimmer zu. Freudig strahlend machte ich meine Tür auf und ließ mich aufs Bett legen. „Da will ich aber nicht hin“, schmollte ich. Wieder keine Rückmeldung. Stattdessen lief Armin aus meinem Zimmer heraus. Ich glaubte ihn heute Abend nicht mehr wieder zu sehen, weswegen ich mich anfing auszuziehen und bettfertig zu machen. Soweit es mir eben sitzend auf meinen Bett möglich war. Zuerst das Top ausziehen und danach die Hose. Ich wollte gerade meinen BH Verschluss öffnen, als Armin wieder hereintrat. Er hatte sich umgezogen und stand nun im schwarzen Tank Top und schwarzer Sporthose vor mir. Große Augen sahen mich an und wussten nicht genau wo sie hingucken sollten. „Hilfst du mir?“ Ich machte meinen Kopf schräg und musterte ihn. Doch schien der Schwarzhaarige heute Abend zum Schweigen verpflichtet zu sein und drehte sich nur um. „Dann mach ich es eben allein.“ Beleidigt schmiss ich meinen ausgezogenen BH auf den Boden und zog meine Shorts zum Schlafen an. Anstatt mein Top auch noch anzuziehen, schlich ich nach Armin und presste meinen nackten Oberkörper gegen seinen Rücken. Ich umarmte ihn von hinten und genoss die Nähe. Der Schwarzhaarige versteifte sich und regte keinen Muskel. „Magst du mich nicht, oder warum redest du nicht mit mir?“ versuchte ich wie ein trauriges kleines Mädchen zu klingen, welches nicht verstand warum man gemein zu ihr war, da sie nichts Schlimmes gemacht hatte. Aber wieder keine Antwort. Also löste ich mich von ihm und zog mein Top an. Beleidigter als zuvor schmiss ich mich auf mein Bett und verkroch mich unter meiner Decke. Plötzlich spürte ich jedoch Arme um mich herum, die mich aus dem Bett zogen und wieder auf dem Sofa ablegten. Verwundert sah ich Armin an und verstand nicht ganz, was er da tat. Er machte das Licht aus, welches ich vor kurzem angeschaltet hatte. Trotzdem wurde mein Zimmer durch das Licht des Modes beleuchtet. „Du hast doch gesagt, dass du mir etwas Wichtiges sagst, wenn ich hier zusammen mit dir auf dem Sofa schlafe, oder?“ Noch immer konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, aber ich strahlte. Freudig kam ich ihn näher und kuschelte mich an seine Brust. „Du bist toll“, sagte ich in sein Top. „Das wolltest du mir sagen?“ Enttäuschung machte sich in ihm breit. „Das ist nur eine Kleinigkeit, die dazu gehört“, gestand ich. Stille. Er schien zu warten und ich zog es noch ein bisschen weiter. „Was hast du eigentlich den kleinen Kindern erzählt, denen wir auf den Rückweg von der Schule begegnet sind?“ fragte ich neugierig nach, da mir das gerade so durch den Kopf schoss. „Nichts. Sie hat mich nur aufgemuntert dir hinterher zu laufen, wie in so einen billigen Hollywood Film.“ Ein leichtes Lachen entwich Armins Lippen. „Das ist ja langweilig“, seufzte ich. „Ja, weil ich es nicht einmal geschafft habe. Was musst du auch immer vor mir wegrennen“, lachte er weiter und fing an mich zu kitzeln. „H-hör auf…. Neeeeeiiiiin.“ Ich versuchte mich zu wehren und wir fingen an uns gegenseitig zu kitzeln. Auf einmal saß ich in Hocke auf dem Sofa und konnte genau in Armins blaue Augen sehen. Er lag neben mir, sein Top war ein wenig nach oben gerutscht, sodass man etwas von seinen Bauchmuskeln erahnen konnte. „Ich liebe dich.“ Unerwartet verließen diese Worte, dieses Liebesgeständnis meine Lippen. Fassungslosigkeit machte sich breit. Nicht nur bei meinen Gegenüber sondern auch bei mir. Ich brauchte noch ein wenig um zu realisieren, was ich gerade gesagt hatte. Sprach jetzt gerade nur das betrunkene ich oder auch mein nüchternes? Bis jetzt habe ich gar nicht gemerkt, wie ich mich verhalten hatte. Mein Kopf war nun klarer als sonst. Armin lag mit mir auf meinem Sofa. Bereit zu schlafen und ich gestand gerade meine Liebe. Große blaue Augen sahen mich an. Er sagte nichts und blieb still. Hatte er mich gehört? Natürlich hat er das, sonst würde er mich jetzt nicht so ansehen. Ich wartete auf eine Reaktion von ihm, doch nichts tat sich. Ich wollte gerade aufstehen und gehen, doch er hielt mich an Arm fest und zog sich zu mir hoch. Plötzlich spürte ich seine weichen Lippen auf die meinen. Er küsste mich. Wärme durchströmte meinen Körper und ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit. Ich schloss meine Augen und erwiderte den Kuss. Mein Herz pochte wie verrückt, doch nahm ich das nicht mehr war. Ich nahm gar nichts mehr war. Mein Kopf war leer und es gab nichts Wichtigeres als diesen Moment. Mein erster Kuss wurde mir von den jungen Mann gestohlen, den ich liebe. Es hätte nicht schöner kommen können. Doch irgendwann sind auch die schönsten Momente vorbei und das war es nun. Armin löste sich von mir und sah mich mit hochrotem Kopf an. Das Mondlicht, welches immer noch in mein Fenster schien, strahlte nun genau auf ihn und ließ ein wunderschönes Bild entstehen. Seine Augen glänzten und ich schmälzte dahin. „Ich liebe dich“, wiederholte ich mich. Mein Kopf war immer noch leer und das war das einzige, was mein Gehirn zu sagen im Stande war. „Ich liebe dich auch“, antwortete Armin. Allmählich wurde mein Gesicht immer rötlicher und ich wandte es von ihm ab. Ich habe gerade meine Liebe gestanden und er hat mich geküsst. Er liebt mich auch. Er LIEBT MICH auch. Ich könnte gerade vor Freude schreien und auf dem Sofa herumhüpfen, doch versuchte ich ruhig zu bleiben. „Entschuldige mich.“ Er wollte aufstehen, doch hielt ich ihn auf. „Warte!!!“ Ich packte ihn am Arm und schmiss mich auf ihn. Während ich auf ihn saß wurde von überraschten blauen Augen angesehen. „Willst du gehen?“ fragte ich, nicht genau wissend, was ich tat. „Ich weiß es nicht.“ Er wandte sein noch immer rotes Gesicht von mir ab. „Meinst du das den ernst?“ Nun wandte er sein Blick doch wieder zu mir. „Was meine ich ernst?“ „Den Kuss und das gerade?“ hackte ich nach. „Ja“, antwortete er mit fester Stimme. „Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, meine ich es ernst.“ Langsam ging ich von ihm runter. Geistesabwesend saß ich neben ihm und brachte kein Wort heraus. „Ist alles okay?“ fragte mich Armin auf einmal besorgt und nährte sich mit seinem Gesicht den meinem. Ich wandte mich von ihm ab. „Du liebst mich“, sagte ich eher zu mir selbst als zu ihm. „Und das von Anfang an“, bekam ich mit einem Lächeln als Erwiderung. „Du liebst mich“, wiederholte ich mich. „Deswegen warst du so sauer auf mich, als Rafael mir geholfen hatte. Deswegen hast du mich fast geküsst, als die Kinder dich dazu ermutigt hatten. Deswegen hast du ebenso gehandelt, wie du gehandelt hast. Alles, weil du mich liebst.“ Tränen standen in meinen Augen. Sie fließen langsam und einzeln über meine Wangen und verschleierten meine Sicht. „Warum weinst du denn jetzt?“ Armin wusste nicht genau, was er tun sollte. Nach kurzer Überlegung nahm er mich in den Arm und versuchte mich so zu beruhigen. „Ich weiß es auch nicht. Es kommt jetzt alles über mich. Ich war doch so doof.“ „Nein, schhh. Alles gut. Hör auf zu weinen. Ich war auch ein ziemlicher Idiot.“ „Das stimmt.“ Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Die Tränen hörten langsam auf zu fließen und ich schlief leise in Armins Arm ein. Dieser blieb noch eine Weile sitzen, bis er Alex hin legte und sie zu deckte. Er gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und verließ ihr Schlafzimmer. Strahlend ging er in sein Zimmer und versuchte dort zu schlafen, doch gelang es ihm nicht eine Sekunde Ruhe zu finden. Er war so aufgewühlt, wie schon seit langem nicht mehr. Alex liebte ihn. Wie ein verliebtes 14-jähriges Mädchen, wälzte er sich in seinen Bett umher und grinste in sein Kissen. „Sie liebt mich“, sagte er fröhlich zu sich selbst. Nach einiger Zeit konnte er immer noch nicht schlafen. So lief er in sein Gamer Zimmer und zockte dort bis zum Morgen Resident Evil 7. Doch anstatt müde zu sein, war er wacher als nie zuvor und so lief er freudestrahlend in die Küche. Er war nicht der Erste, denn saßen Alex und Dave schon auf den Stühlen am Küchentisch und sprachen miteinander. Als Armin jedoch dazu kam verstummten auf einmal beide schlagartig und gaben sich wieder ihrem Frühstück hin. Ohne sich was dabei zu denken machte er ebenfalls sein Frühstück und gesellte sich zu ihnen. „Morgen“; begrüßte ihn Dave. „Morgen“, antwortete der Angesprochene und erlaubte sich einen flüchtigen Blick zu seiner ersten und großen Liebe, die ihn jedoch zu ignorieren schien. „Na Armin, was hast du denn heute vor?“ redete der Weißhaarige weiter, sich ein Lächeln verkneifend. „Ich weiß nicht. Eigentlich habe ich heute noch nichts geplant.“ Wieder sah er zur Braunhaarigen rüber. Doch vergebens, sie schien ihn weiterhin zu ignorieren. „Das ist gut, denn ich wollte heute einkaufen und brauche noch ein paar Helfer. Ich habe keine Lust, das alles allein zu schleppen.“ Er sah beide erwartungsvoll an. „Okay, ist kein Problem“, stellte Armin sich bereit. „Sorry, aber ich kann nicht. Ich treffe mich gleich mit Rafael.“ Zwei große blaue Augen sahen sie perplex an. „Warum denn das?“ entwich es den Schwarzhaarigen. „Ich wollte mit ihm was besprechen“, antwortete sie ohne von ihrem Frühstück aufzusehen. „Bitte, entschuldigt mich.“ So verließ sie die Küche und einen kurzen Moment danach auch die Wohnung. „Warum trifft sie sich mit Rafael?“, fragte Armin Dave hitzig. „Jetzt komm mal runter. Ich weiß es auch nicht.“ Der Angesprochenen musste nur noch mehr grinsen. „Du bist doch hier der Allwissende! Der, der über alles und jeden Bescheid weiß“, warf der Schwarzhaarige ihm vor. „Es tut mir leid, aber ich kann dir echt nichts sagen. Sie hat mir nichts erzählt.“ „Ich dachte sie liebt mich“; nuschelte er traurig und sah auf sein Müsli. Dave sagte nichts sondern klopfte ihn nur auf die Schulter. „Vielleicht möchte sie ja nur ein wenig Klarheit. Aber jetzt iss auf und dann gehen wir einkaufen. Außer Salat haben wir nichts mehr im Kühlschrank und ich weiß nicht, wie lange es noch dauert, bis ihm Füße wachsen. Ich glaube ja nur noch ein paar Minuten.“ Dave stand nun ebenfalls auf und verließ kurz darauf später die Wohnung, um mit Armin in den Supermarkt zu gehen. Währenddessen machte ich mich auf den Weg in den Park, um mich mit Rafael zu treffen. Ich wollte mir nun endlich Klarheit über unsere Beziehung verschaffen und sie beenden. Ich weiß jetzt, dass ich Armin liebe und Rafael dem nur im Weg steht. Als ich dort angekommen war, setzte ich mich auf die gleiche Bank, auf der ich mit Armin gesessen hatte. Erinnerungen kamen hoch und mein Gesicht nahm der Farbe einer Tomate an. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, denn auf einmal sah ich Rafael auf mich zukommen. Er soll nicht glauben, dass ich mich freue ihn zu sehen. Im Gegenteil. Ich wäre nun auch viel lieber mit Armin und Dave einkaufen gegangen als hier zu sitzen. Trotzdem blieb mir keine andere Wahl und ich begrüßte Rafael mit einem „Hey.“ Der Angesprochene erwiderte nichts, sondern setzte sich etwas zu nah neben mich auf die Bank. Er sah mich mit einem strahlenden Lächeln an und legte seinen Arm auf die Rückbank, so dass es aussah als würde er mich umarmen. Ich rutschte ein bisschen von ihm weg, doch er zog direkt mit, womit ich meinen Sicherheitsabstand aufgab und einfach neben ihm sitzen blieb. Wir sagten einige Minuten nichts, bis ich die Stille brach. „Ich habe dich hier hergebeten um dir etwas Wichtiges zu sagen.“ Ein grünes Augenpaar sah mich aufgeregt an. „Unterbrich mich, wenn ich falsch liege, aber ich habe das Gefühl, dass du irgendwie auf mich stehst?“ Das Augenpaar sah mich ohne Unterbrechung weiterhin an. „Also scheint das zu stimmen“, nuschelte ich zu mir selbst. „Gut, dann muss ich dir sagen, dass ich nicht dieselbe Art von Gefühlen habe.“ „Das ist mir durchaus bewusst“, waren die ersten Worte aus Rafaels Mund. „Doch das ist mir egal. Ich werde dich dazu bekommen mir zu verfallen.“ Perplex sah ich ihn an. Das ist doch nicht sein ernst? „Du kannst dir diese Mühe sparen“, fing ich an ihm zu erklären. „Und was, wenn ich das nicht will?“ Sein Gesicht kam immer näher und brachte mich dazu meinen Sicherheitsabstand doch wieder zurück zu gewinnen. Doch half dies nichts, denn nun kam er noch näher und trieb mich bis zum Ende der Bank. „Ich werde dir aber nicht ‚verfallen‘!“ sagte ich mit Bestimmtheit. „Du hast mir auch noch gar nicht die Möglichkeit gegeben, mich dir näher vorzustellen. Obwohl mich das schon wundert, dass du mir nicht schon nach unserm ersten Gespräch gefolgt bist. Aber das macht dich ja gerade so interessant.“ Wie selbstverliebt kann man bitte sein? „Glaub mir, ich werde mich nie in dich verlieben. Du kannst dir wirklich die Mühe sparen und dir einfach jemand anderen suchen!“ Ich wollte flüchten, doch wusste ich nicht wohin. Panisch sah ich mich um und fand keine richtige Fluchtmöglichkeit. „Aber du bist viel interessanter als die anderen. Sie sind alle so langweilig, aber du bist aufregend. Du lässt mich nicht an dich ran, trotzdem habe ich das Gefühl, dass du mit mir flirtest. Deine Augen folgen jeder einzelnen Bewegung von mir und du gibst dich bestimmt nur mit Armin ab, um mich eifersüchtig zu machen?!“ Ich sah ihn mir genauer an und überlegte, ob ich mitspielen sollte. „Was ist denn mit Armin passiert, dass du eifersüchtig wirst?“ Ein Lächeln bildete sich auf sein Gesicht. „Ich war damals mit einem Mädchen zusammen und habe sie vergöttert. Doch war ich nicht der Einzige. Armin war auch in sie verliebt. Er hing immer mit uns ab und ließ uns keine freie Minute. Sie störte es nicht weiter und war nur immer sauer auf mich, da ich auch mal was mit ihr alleine machen wollte. Sie ließ sich nicht darauf ein und traf sich danach alleine mit Armin. Irgendwann machte sie Schluss mit mir und war mit Armin zusammen. Er hat mir bereist eine Freundin gestohlen. Ich lasse nicht zu, dass er mir noch eine stiehlt.“ Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. „Ich wusste gar nicht, dass wir ein Paar sind.“ Er fing an zu stottern. „So, so meinte ich das doch gar nicht. Es ist nur so, dass ich gewisse Gefühle für dich habe und du sollst dich nicht in jemanden so falschen wie ihn verlieben.“ „Ich glaube, das entscheide ich lieber selbst. Und ich entsinne mich, dass du der Arsch warst, was Armin seine Ex aufzwingen wollte, da sie ja nicht mehr gut genug für ihn war.“ Rafael sah mich mit großen Augen an und wusste nicht was er sagen sollte. Ich stand dementsprechend auf und stellte mich vor ihm. Meine Hände an meine Hüfte gelegt. „Es tut mir leid, aber ich glaube Armin mehr als dir. Jemand der so selbstüberzeugt von sich ist, kann auch gut ohne mich leben und ich glaube du passt besser mit dieser Penelope zusammen. Ihr beide seid durchtrieben und denkt ihr bekommt alles das, was ihr wollt. Aber ohne mich. Darauf kann ich gerne verzichten“, beendete ich meine wütende Ansprache. „Was ist denn jetzt mit dir?“ Rafael wusste gar nicht mehr, was er machen sollte. Überfordernd sah er mich an. „Ich liebe Armin und nicht dich. Du bist ein hinterhältiger Arsch, der meint, er wäre der Beste. Aber das bist du nicht. Du bist auch nur ein kleines Etwas, dass denkt, es wäre was ganz großes. Das wollte ich einfach mal loswerden und denk nicht mal daran, dass ich irgendwelche Gefühle für dich hege. Melde dich nie mehr bei mir, ich möchte nichts mehr mit dir zu tun haben, also lass mich und vor allem Armin in Ruhe. Er ist im Gegensatz zu dir wenigstens ehrlich!“ Wütend stampfte ich davon, doch wurde ich von einem Arm festgehalten und zurückgezogen. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich einfach so davon kommen lasse“, sagte Rafael und presste seine Lippen auf die meine. Ich versuchte mich zu lösen, doch hielt mich der eiserne Griff Rafael´ s fest. Kapitel 15: Und was jetzt? -------------------------- Ich schlug Rafael gegen seine Brust, in der Hoffnung er würde dadurch von mir ablassen, aber es gab kein entringen. Sein Griff war zu fest und ich musste seine rauen Lippen auf meine spüren. Es ekelte, widerte mich an, doch konnte ich nichts dagegen tun. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand an meiner Schulter packte und mich nach hinten zog. Meine Augen erfassten einen schwarzen Schimmer und ich sah Rafael zu Boden fliegen. Ich brauchte einige Sekunden um zu bemerken, dass Armin gerade den blonden Jungen geschlagen hat und mich nun fest in seinem Arm hielt. Ich krallte mich in seine Jacke und sah tief in seine blauen Augen. Sie musterten mich. „Ist alles in Ordnung?“ bedrückt starrte er mich an. Ich wusste immer noch nicht was genau passiert war und verlor mich einfach nur in diesen blauen Ozean. Wie gerne würde ich jetzt dort sein. Mit Armin auf einer Decke liegend und einfach nur das Meer anschauen. Doch stattdessen stand ich hier, in seinen Arm, gerade von Rafael geküsst, der sich wütend auf raffte. Der Schwarzhaarige schenkte jedoch nur mir seine ganze Aufmerksamkeit, wodurch er gar nicht bemerkte, dass Rafael dicht hinter im Stand und ebenfalls ausholte. Doch anstatt auch auf den Boden zu landen, stand Armin nach dem Schlag noch und sah mich mit derselben Fürsorglichkeit an, wie zuvor. Mein nun größter Feind wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte und schlug Armin weiter auf den Kopf. Langsam bahnte sich Blut den Weg über sein Gesicht und er krümmte sich immer weiter zusammen, dennoch hielt er mich noch schützend fest. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich entriss mich den Schutz von Armin und stellte mich vor ihm. „…“ Still stand ich Rafael gegenüber. „Meinst du, so ein kleines Ding wie du, kann etwas gegen mich ausrichten?“ Übermütig spielte er sich auf. Ich hingegen spuckte ihm ins Gesicht, nahm Armins Hand und rann weg. Diese Schreckenssekunde war die perfekte Möglichkeit um aus den Park zu fliehen. Die wütenden Schreie ignorierend, zog ich den Schwarzhaarigen bis in die Wohnung und setzte ihn ins Bad. Zum Glück war niemand zu Hause, der komische Fragen stellen könnte und so verarzte ich Armin an seiner Stirn. Während dieser Zeit sprach niemand von uns auch nur ein einziges Wort. Ich war seinem Gesicht so nah. So nah, dass sich unsere Lippen fast berührten. Doch da dachte ich gar nicht dran. Meine ganze Aufmerksamkeit galt seiner Wunde. Erst machte ich diese mit einem nassen Lappen sauber, um sie danach vernünftig zu verbinden. Ich merkte, wie Armin seine Hände zu Fäuste ballte, doch er machte keine Anstalten sich zu wehren und so war der komplette Prozess schon nach einigen Minuten erledigt. Zum Ende hin streichelte ich über seine verbundene Stirn und sah sie traurig an. „Es tut mir leid“, entschuldigte ich mich, ohne meinen Blick abzuwenden. „…“ Armin musterte den Boden. Auf einmal vibrierte mein Handy und ich sah auf dem Display, dass Rafael mich anrief. Den Anruf annehmend, lief ich aus dem Bad um Armin dies zu ersparen. Am anderen Ende der Leitung hörte ich seine rasende Stimme. „Du hast ja keine Ahnung was du angefangen hast!!“ Meine Stimme blieb mir im Hals stecken. „Wenn du denkst, ich lasse dich jetzt einfach in Ruhe, dann hast du dich aber gewaltig geirrt. Du machst mir mein Leben zur Hölle? Na gut, dann mache ich deins eben auch zur einer. Und eine, die schlimmer ist, als du es mir jemals wünschen würdest. Und ich werde es dir nicht einfach machen. Du hast dich ja gerade schon versucht für Armin zu opfern, deswegen behaupte ich einfach mal, dass es dich anscheinend mehr interessiert was mit ihm geschieht, als mit dir. Nun gut, dann werde ich dir folgendes Spiel erklären. Du wirst ab jetzt an, nichts mehr mit Armin zu tun haben wollen. Ihn nicht sagen, wie sehr du ihn doch liebst. Noch wirst du ihm auch nur jegliche Gefühle offensichtlich zeigen. Du wirst ihn einfach ignorieren und so tun, als ob du ihn nie geliebt hättest und wie ein Fremder für dich ist. Wenn du diese Spielregeln einhältst wird deinem geliebten Armin nichts passieren. Wenn nicht, dann kannst du dir ja ausmalen, was dann geschehen wird. Und du wirst alles mitansehen müssen. Und komme erst gar nicht auf die Idee, verschlüsselte Nachrichten zu überbringen. Zu keinem. Wirklich niemanden. Ich schwöre dir, ich werde es herausfinden und dann geht der Kampf erst richtig los!!“ Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, lag er auf und ich stand kreidebleich im Flur. Ich hörte wie die Badezimmertür aufging und Armin nun ebenfalls im Flur stand. „Was ist?“ fragte er mich. In meinen Augen sammelten sich Tränen. Er legte seine Hand auf meine Schulter und versuchte mich umzudrehen, doch ich wehrte mich dagegen. Ich darf Armin nicht lieben? Ihn behandeln wie einen Fremden? Und wenn ich das nicht tue, was wird dann mit ihm passieren? Was wird Rafael mit ihm anstellen? Soll ich es riskieren und es ihm erzählen? Aber was, wenn Rafael es herausfindet? Ich kann das nicht riskieren. Ich darf Armin nichts antun. Das kann ich nicht… Mit einem gezwungenen Lächeln sah ich zu Armin auf. „Nichts. Das war nur Nina, die mich gefragt habe, ob ich gleich Zeit hätte.“ Innerlich hoffte ich, dass mir der Schwarzhaarige glaubte, doch klang ich nicht wirklich überzeugend. „Und das soll ich dir glauben?“ Zweifelnd schob er eine Augenbraue nach oben. „Komm du musst dich hinlegen. Du bist verletzt.“ Ich packte ihm an seinem Ärmel und zog ihn in sein Zimmer. Dort ließ ich ihn stehen und verschwand mit einem letzten warnenden Blick. Schnell lief ich in mein Zimmer. Nachdem meine Zimmertür geschlossen war, sank ich an dieser herunter. Selbst meine Augenlider konnten meine Tränen nicht mehr zurückhalten und so ließ ich ihnen frei lauf. Immer wieder wischten meine Hände das salzige Wasser weg, doch hielt dies nicht lange und bewässerte weiterhin mein Gesicht. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich beruhigen konnte. Doch irgendwann habe ich es tatsächlich geschafft. Ich saß auf der Fensterbank und sah mir den Sonnenuntergang an. Das komplette Wasser aus meinen Tränensäcken hat mein Boden nun aufgesaugt und in sich verinnerlicht. Weswegen ich nur noch stumm da saß und darauf wartete, dass meine Augen nicht mehr ganz so schmerzten. Was soll ich jetzt machen? Kann ich Armin jetzt einfach auf ewig ignorieren? Soll ich Dave davon erzählen? Aber wenn Rafael das herausfindet, was geschieht dann mit Armin? Ich möchte es gar nicht wissen. Ich kann nur noch still schweigen bewahren. Oder…? Plötzlich klopfte es an der Tür. Erschreckend stellte ich fest, dass ein schwarzer Haarschopf hervorlugte. Armin ging durch die Tür und schloss diese wieder. Ich sah ihm bei jeden seinen Bewegungen interessiert, doch zugleich auch schockiert zu. Ich sagte kein einziges Wort und wartete darauf, dass der Schwarzhaarige die Stille brach. „Ich habe mich kurz hingelegt und es geht mir schon viel besser. Danke“, bedankte er sich bei mir. Ich nickte ihm mit einem gezwungen Lächeln zu. Er machte einen Schritt auf mein Bett und so auf mich zu. Entgeistert wich ich ein Stück weiter von ihm entfernt, musste jedoch feststellen, dass ich schon am Ende der Fensterbank saß und nicht weiter nach hinten konnte. Er kam noch einen Schritt näher. „Ist alles okay? Geht es dir gut?“ Fragend sah er mich an, während er seinen Kopf schief hält. „Ja bei mir ist alles supi.“ Ich entfloh seinem Blick und sah mir wieder den fast vollendeten Sonnenuntergang an. „Sicher? Ich meine Rafael hat dich doch geküsst oder?“ Ich hörte seine Stimme näher kommen, doch wandte ich meinen Blick nicht ab. „Ja hat er.“ Es hörte sich so an, als ob meine Stimme kilometerweit entfernt wäre. Egal wo das ist, wäre ich jetzt lieber dort als hier in diesem Zimmer. „Dieses Schwein“, zischte Armin. Ja das ist er. Ein mieses, verdorbenes Schwein. Doch weiß er, wie man die Karten so einsetzt, dass man das Spiel gewinnt. Das muss man ihm lassen. „Ja das ist er“, antwortete ich und beobachtete, wie die Sonne gänzlich hinter dem Horizont versank und Dunkelheit zurückließ. Ich brachte ein leichtes Grinsen auf die Lippen, da die Sonne sich genau der Stimmung anpasste. Wie hinterlistig sie doch ist. „Alex, bitte! Sie mich an!“ Er war mir schon so sah nahe gekommen, dass er meine Schultern packte und mich von der Fensterbank zog und zu sich umdrehte. Mit großen Augen sah ich ihn an, der Versuchung zu widerstehen, wieder anfangen zu weinen. Er darf mich nicht weinen sehen. Es ist alles in Ordnung, so lange Armin in Sicherheit ist. „Was ist mit dir los?“ Das Meer in seinen Augen tobte, während sie mich bedrückt ansahen. „Es ist nichts. Bei dir denn alles okay?“ versuchte ich so monoton zu klingen wie möglich. „Nein!“ Er starrte mich so lange an, bis sich seine Lippen auf die meinen legten. Wärme machte sich in mir breit und ich fühlte mich wohl. Langsam fing eine Träne wieder über meine Wange zu laufen. Wie gerne würde ich seinen Kuss erwidern. Wie gerne würde ich mich an ihn fest krallen und nie wieder los lassen. Wie gerne würde ich das tun, doch durfte ich nicht. Langsam drückte ich ihn von mir weg. Verzweifelnd sah er mich an und wusste nicht, wie ihm geschieht. „Ich werde morgen früh zu meiner Mutter reisen.“ Keine Antwort. „Es tut mir Leid, aber ich muss dich bitten zu gehen. Meine Tasche ist noch nicht bereit und ich muss früh raus.“ Der kalte Klang meiner Stimme erschrak mich selber, doch war es am besten für ihn. „…“ Ohne jeglichen Worte lief Armin aus mein Zimmer. Ich stand noch eine Weile wie eingefroren dar, als ich schlussendlich weinend zusammensank. Ich wollte schreien, doch würden mich die anderen dadurch hören. So machte ich mich mit wässrigen Blick an die Arbeit und packte meinen Koffer. Ich muss morgen früh raus und möchte meinen Flug nicht verpassen. Während Alex ihre Tasche für die spätere Reise packte, trat Armin aufgebracht in sein Zimmer. Leise schloss er die Tür und stand geistesabwesend in der Mitte seines Zimmers. Er wusste nicht genau, was gerade passiert war. Hatte er Recht behalten und Alex liebt ihn gar nicht. Das war alles nur eine Farce um ihn hereinzulegen? Vielleicht sollte er auch sehen, wie sie sich mit Rafael küsst? Sie war schon von Anfang an in Rafael verliebt. Das war alles nur ein Spiel. Sie haben von Anfang an nur mit ihm gespielt. Aber Alex hat letzte Nacht so aufrichtig gewirkt und so süß. Das kann man doch nicht spielen oder? Sie hatte auch ganz rote Augen! Hat sie etwa geweint? Vielleicht hat Rafael auch irgendwas gesagt, dass sie so komisch werden ließ. Zuzutrauen wäre es ihm. Am besten frage ich sie. Soll ich sie anschreiben oder sie lieber persönlich fragen? Ich meine sie wohnt nur 2 Türen weiter. Am besten Frage ich sie persönlich. Und so machte Armin sich wieder auf dem Weg in Alex´ s Schlafzimmer. Nach einem leichten klopfen trat er wieder in ihr Zimmer, musste jedoch mit bedauern feststellen, dass alles dunkel war. Er konnte Alex in ihrem Bett ausmachen, die anscheinend schon längst schlief. Der Schwarzhaarige stellte sich neben ihrem Bett hin und streichelte ihre Wange. Wundernd bemerkte er, wie ihr Gesicht glühte. Er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Ihr angespannter Gesichtsausdruck beruhigte sich ein bisschen und sie schlief seelenruhig weiter. Armin lächelte ihr zu und verschwand wieder in sein eigenes Zimmer, wo er abermals eine schlaflose Nacht verbrachte. Ich riskierte einen Blick nach draußen und sah wunderschöne, flauschige Wolken. Ein leichtes Lächeln blieb auf meinem Gesicht haften, während ich den ganzen Flug über aus dem Fenster schaute. Es dauerte nicht mehr lange bis ich am kleinen Flughafen meiner Heimat stand. Die Erinnerungen von meiner Abreise kamen hoch. Wie meine Mutter und mein Vater mich mit Tränen in den Augen gehen ließen und sie mir viel Glück wünschten. Ich weiß noch genau, wie meine Mutter mir eine Dose von ihrem Essen gegeben hatte, damit ich auch ja etwas Vernünftiges esse. Und jetzt stand ich nur hier, mit meiner Tasche in der Hand, darauf wartend, dass mich ein Taxi zu meinem zu Hause fahren würde. Als ich in eins einstieg dauerte es nur noch weitere 40 Minuten bis ich angekommen war. Ich stieg aus und fiel sofort meiner Mutter in die Arme, die schon an der Haustür auf mich gewartet hatte. „Schön dass du da bist“, sagte sie und hielt mich fest in ihrem Arm. „Ich freue mich auch hier zu sein.“ Ich musste mich zusammenreißen, damit ich nicht gleich in Tränen ausbreche. Ich riskierte einen Blick und stellte fest, dass sie älter aussah. Etwas erschöpfter, trotzdem ließ sie sich nichts anmerken und lächelte mich an wie zuvor. Woraufhin ich meine Sorgen vergessen konnte und meine Heimat wieder genießen. Wie sehr ich es auch in der Stadt liebte, geht es nichts über die Heimat. Sie war nicht sonderlich groß, viele Menschen lebten auch nicht hier. Aber trotzdem war es einer der schönsten Orte, die ich bisher kennengelernt hatte. „Jetzt komm aber rein. Das Essen ist schon fertig.“ Mit einem Lächeln begleitete meine Mutter mich herein und trug meine Sachen direkt in mein altes Zimmer. Ich lief in die Küche und stellte fest, dass sich nichts verändert hatte. Mit Freude stellte ich fest, dass mein Lieblingsessen auf den Tisch stand. Ohne zu warten, setzte ich mich hin und packte sofort ein Löffel Kartoffelpüree auf meinen Teller. Danach kamen die kleinen Hähnchenschnitzel und zu guter Letzt, der Spinat. Heißhungrig nahm ich einen großen Bissen und genoss den leckeren Geschmack in meinen Magen. Meine Mutter trat mit einem Lächeln in die Küche. „Ich wusste doch, dass du dich freuen würdest.“ Und so aßen wir zusammen, wie zu alter Zeit. Als mein Vater immer zu spät von der Arbeit kam, da er irgendwas gefunden hatte, dass er uns unbedingt zeigen musste. Meistens war es Müll, doch zwischendurch brachte er auch einen vermeidlichen Schatz mit, den er meiner Mutter schenkte. Anfangs tat sie alles noch in eine kleine Dose, doch nach einiger Zeit wurden die Dinge immer größer und es häuften sich die Kisten an. Auch wenn sich meine Mutter manchmal darüber aufregte und ihren Mann bat, damit endlich aufzuhören, tat er es nicht. Warum auch immer, aber er tat es nicht und so hörte meine Mutter auf sich darüber aufzuregen und mein Vater brachte weiterhin Müll mit nach Hause. Als ich daran dachte musste ich Grinsen und meine Mutter mit mir. Ob sie weiß, woran ich dachte? „Und, wie ist es so in der Stadt?“ Sie fragte mich gar nicht wieso ich auf einmal hier war und innerlich bedankte ich mich bei ihr. So war es schon immer gewesen. Immer, wenn ich mit einer Schramme, Tränen in den Augen oder ähnlichen nach Hause kam, verarzte sie mich und sagte nur:„ Wenn ich jemanden verprügeln soll, dann sag mir Bescheid. Derjenige wird sich wünschen, dir niemals begegnet zu sein.“ Daraufhin musste ich immer lachen und meine Tränen waren verschwunden. So erzählte ich ihr von der Schule, der WG und die vielen Freunde die ich gefunden hatte. Aber kein einziges Wort von Rafael oder Armin. Ich muss sie nicht damit rein ziehen, sie hat schon genug Sorgen. „Und was hast du heute noch vor?“ fragte sie mich, während sie das Geschirr von Tisch räumte. „Ich würde gerne das Grab von Papa besuchen.“ Ich sah aus dem Fenster. Die Wollen verdichteten sich und es wurde dunkler. Bestimmt wird es gleich anfangen zu regnen. „Soll ich mitkommen?“ Besorgt sah sie mich an. „Nein. Ich würde gerne allein gehen.“ Ich wandte dem Blick vom Fenster ab und sah sie an. „Gut. Dann nimm aber wenigstens einen Regenschirm mit.“ „Mach ich.“ Und so machte ich mich auf den Weg. „Bis gleich, Schatz“, rief sie mir noch hinterher, bevor ich die Tür schließen konnte. Mit meiner Musik im Ohr machte ich mich auf zum Friedhof, der auf einer großen Wiese hinter dem Dorf lag. Es dauerte eine halbe Stunde bis ich dort ankam. Überall lagen Grabsteine, doch war es nicht einer der deprimierenden Friedhöfe. Auf und um den Grabsteinen blühten die verschiedensten Arten von Blumen. Doch das von meinem Vater war anders. Es lag etwas abgelegener und anstatt Blumen, wuchs ein Baum neben dem Grab. Es war eine Trauerweide, da er diese geliebt hatte. Ich setzte mich unter diese und sah auf den schlichten Grabstein meines Vaters. Ich zwang mich zu Lächeln, doch hielt dies nicht lange an. Abermals brach ich in Tränen aus und krümmte mich zusammen. Laut schreiend ließ ich meine Trauer über mich kommen und konnte es nicht mehr zurück halten. So viel Schlimmes ist passiert, doch auch viel Gutes. Dennoch hielt dies nicht lange und wurde direkt wieder zerstört. Irgendjemand möchte mich wohl nicht glücklich sehen. Sondern von Trauer und Zweifel zerfressen. Ich wünschte mein Vater wäre wirklich hier und würde mich in den Arm nehmen. Doch geht dies nicht. Stattdessen hielt mich der Boden nur davon ab, mich nicht komplett fallen zu lassen und alles zu beenden. Allerdings konnte ich nicht alles einfach so zu Ende bringen. Das würde mein Vater nicht wollen und ich auch nicht. Ich musste ein Weg finden und mich gegen Rafael wehren. Er darf nicht gewinnen und vor allem mein Herz nicht zwingen, wen es lieben soll und wen nicht. Das geht gegen die Natur und die ist nicht so einfach zu besiegen. Die Geschichte darf nicht so enden. Ich muss handeln und Rafael besiegen. Kapitel 16: Endlich ein Ende!? ------------------------------ Ich verbrachte die ganze halbe Woche bei meiner Mutter, ohne dass sie fragte, wann ich endlich nach Hause gehen würde oder warum ich überhaupt so überstürzt zu ihr gereist bin. Wie dankbar ich ihr auch dafür war, ich musste wieder zurück. Noch länger davor weglaufen konnte ich einfach nicht. Ich konnte Armin das nicht antun. Aber noch wichtiger, mir selber auch nicht. Rafael darf diesen aussichtlosen Kampf nicht gewinnen. Es war Donnerstag, als ich zu meiner Mutter ging und mich von ihr verabschiedete. Sie lächelte mich an und gab mir ein kleines Päckchen. „Dein Vater hat mir gesagt, dass ich es dir geben soll.“ Ohne ein weiteres Wort nahm ich es an, umarmte sie noch ein letztes Mal und machte mich auf dem Weg zum Flughafen. Die Mittagssonne strich an mir vorbei und errötete den Himmel, als ich in meiner zweiten Heimat ankam. Wütend schnaubend verließ ich den dortigen Flughafen mit meiner Tasche und machte mich auf den Weg zu Rafaels zu Hause. Es brachte nichts ihm zu schreiben, denn benötigte mein Plan die Überraschung und völligen Körpereinsatz, damit er funktionierte. Der Horizont hatte die Sonne schon fast ganz verschluckt, als ich an seiner Haustür stand und die Klingel betätigte. Auf dem Weg dahin hatte ich mir noch kurz andere Sachen gekauft und sie angezogen, sodass er mich mit großen Augen ansah, als er die Tür öffnete. „Hi, Rafael. Darf ich reinkommen?“ fragte ich ihn mit zuckersüßen Stimme. Er musste schlucken und machte nur ein bisschen Platz, damit ich an der Tür vorbei in seine Wohnung stolzieren kann. Das schwarze, luftige, kurze Kleid wippte hin und her und machte nicht allzu viel Platz für Phantasien übrig. Ich spürte den gaffenden Blick von Rafael und müsste lächeln. „Wie kommt es dass du mich besuchst und warum hast du die große Tasche dabei?“ Er hatte endlich seine Stimme wiederbekommen, auch wenn man sie eher einem Hauch glich, als wirkliches sprechen. „Ich habe meine Mutter besucht und als ich wieder zurückgekommen bin, wollte ich dich besuchen.“ Langsam bückte ich mich nach unten, um meine Schuhe zu öffnen. Ich konnte schon fast hören, wie Rafael zu sabbern anfing. „Das ist… ja sehr schön. Dann komm doch rein.“ Er lief langsam an mir vorbei und zeigte mir den Weg in sein Zimmer. Meine Tasche ließ ich im Flur stehen und lief ihm hinterher. „Wohnst du alleine?“ fragte ich, während wir den Flur entlang liefen. „Ja. Die Wohnung ist zwar nicht sonderlich groß, aber es reicht für einen alleine.“ „Muss ja echt toll sein“, bewunderte ich seine Situation. „Ja, da kann man alles machen was man will und wird von niemanden gestört.“ Mit seiner letzten Bemerkung machte er eine Tür auf und sah mich mit einem schelmischen Grinsen an. Ich lächelte ihn ebenfalls an, durchaus bewusst worauf er anspielte. In dem Raum angekommen, der aussah wie sein Schlafzimmer, musste ich Widerwillens feststellen, dass er einen sehr guten Geschmack hat. Das Zimmer war modisch schlicht möbliert und die Pflanzen verliehen dem Ganzen eine natürliche und wohnliche Note. „Schick, nicht wahr?“ Er konnte nicht anders als zu prahlen. Ich nickte ihm nur zustimmend zu. Zu viel Genugtuung gönnte ich ihm dann doch nicht. „Und was hast du jetzt vor?“ fragte ich ihn gespannt, während ich mich zu ihm umdrehte. Dabei flog mein viel zu kurzes Kleid abermals hoch und ließ einen kurzen Blick auf meine Unterwäsche zu. „Du wolltest mich doch besuchen. Es liegt an dir, was wir jetzt machen.“ Wieder zierte ein schelmisches Lächeln seine Lippen. „Echt?“ Langsam lief ich auf ihn zu. Darauf konzentriert, soviel von dem Kleid springen zu lassen, damit man alles sehen konnte. Nur noch wenige Millimeter trennten unsere Körper voneinander und es lag Anspannung in der Luft. Ich spürte Rafaels warmen Atem auf meiner Haut und sah nach oben. Seine grünen Augen waren ganz glasig und spiegelten das wieder, was er unbedingt wollte. „Ich weiß aber nicht, was ich will“, hauchte ich in sein Ohr, nachdem ich mich auf Zehnspitzen gestellt hatte. „Vielleicht kannst du es mir ja zeigen.“ Sein Atem wurde immer schneller und es dauerte nicht mehr lange, damit er seine komplette Fassung verlor. „Bitte Rafael. Zeig. Es. Mir.“ Und hier war sein Ende erreicht. Er schmiss mich auf sein Doppelbett und beigte sich über mich. Dieser Schwung hat mich so mitgerissen, dass mein Kleid bis zum Bauch hochrutschte und meine Unterwäsche nun so lange betrachten konnte, wie er nur wollte. Ein animalisches Verlangen kam über ihn und er zog sich sein T-Shirt aus. Ich betrachtete seinen halbnackten Körper und grinste ihn an. Darauf reagierte er jedoch gar nicht mehr und fing an meinen Bauch zu küssen. Mein Kichern musste ich unterdrücken, damit er sich nicht abgelenkt fühlte. Seine Küsse kamen immer weiter nach oben und zogen mich immer weiter aus. Währenddessen gingen seine Hände auf Wanderschaft und untersuchten meine Körper. Doch bevor er meine BH öffnen konnte und bevor er mir das Kleid komplett vom Körper riss stoppte ich ihn. Verwundernd sah er mich an. „Du willst doch nicht, dass alles so schnell sein Ende findet.“ Weiterhin sprachlos sah er mich an. „Dreh dich um“, forderte ich ihn auf und er tat wie ihm geheißen. Er legte sich auf den Rücken und ich setzte mich auf seine Leistengegend. Ich spürte wie hart er wurde und deutlich anfing zu zittern. Langsam fing ich an mit meinen Fingern seinen Oberkörper zu betasten und zu massieren. Rafael schloss seine Augen und fing an sich zu entspannen. Ich überlegte kurz seinen Körper zu küssen, doch konnte und wollte ich es nicht. So verwarf ich den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Ungeschickt öffnete ich den Knopf seine Jeans und zog sie runter. Er sah zu mir runter, doch befahl ich ihm die Augen geschlossen zu halten und es zu genießen. So tat er es und wartete. Ich suchte nach einem Seil, oder irgendwas womit ich ihn an sein Bett fesseln konnte. Nach einer Weile fand ich gutes Klebeband und machte mich daran ihn zu fesseln. Er dachte wohl es würde alles zum Spiel gehören, denn verließ das Lächeln nicht seine Lippen. Zum Glück. Als ich mit seinen Händen und Füßen fertig war, klebte ich noch den Mund zu und das war ein Zeichen für ihn, dass doch nicht alles ein Spiel war und er langsam die Augen öffnen sollte. Er sah mich gehässig lächelnd auf seinen Schoß sitzen und sein Blick wanderte von Lust, zu Verwunderung bis hinzu eine klein wenig Verzweiflung. „Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass ich mit dir schlafen würde, oder?“ Verloren sah er sich um. „Du brauchst dir gar keine Mühe zu geben. Es ist aussichtslos für dich, außer du lässt mich einfach in Ruhe!!“ Lautes Murmeln war seinerseits zu hören, jedoch ließ ich ihm nicht den Triumph auch nur ein Wort zu sagen. „Du kannst so viele Laute machen, wie du willst. Aber wird es nichts bringen. Niemand wird dich hören können und dir zur Hilfe eilen. Ich will dass du mich und vor allem Armin in Ruhe lässt. Du wirst ihn nie wieder belästigen, noch drohen, noch sonst was. Ich habe unseren ganzen Chatverlauf gespeichert und solltest du auch nur wagen in die Nähe von uns zu kommen, werde ich zur Polizei gehen und dich wegen Stalking und Belästigung anzeigen lassen. Und mit uns, meine ich alle meine Freunde, Mitbewohner, Familie und alle anderen die mir näher stehen. Willst du das?“ Statt einer Antwort kassierte ich einen wütenden Blick. Rafaels Körper bebte unter mir und versuchte sich aus seinen Fesseln zu befreien. Bei dem Versuch schmiss er mich fast von seinem Bett, doch konnte ich mich mit meinen Beinen an ihm festhalten. „Hast du mich verstanden?“ hakte ich noch einmal nach, nachdem er es aufgegeben hatte. Widerwillig nickte er und ich ging von ihm runter. Ich schmiss ihm ein Messer auf sein Bett, damit er sich so von seinen Fesseln lösen konnte und verließ seine Wohnung. Ich hörte sein Schreien, doch interessierte mich dies nicht mehr. Nun konnte ich wieder in Frieden leben und Armin ohne irgendwelchen Hindernissen lieben. Während der ganzen Zeit, die Alex bei sich zu Hause verbachte, verzweifelte Armin von Tag zu Tag mehr. Jeden Tag fragte er Dave, ob er schon irgendwas gehört hatte, doch es war immer dieselbe Antwort: „Sie hat mir nicht geschrieben.“ Stundenlang lief er sein Zimmer auf und ab und fand keine Ruhe. Zum Zocken fehlte ihm die Geduld und was anderes hatte er nie in seinem Leben versucht. Und mit etwas neuen anfangen hatte er auch keine Gedanken für. Warum ist Alex einfach so gegangen? Kommt sie noch jemals wieder? War er der Grund gewesen, warum sie gehen musste? So viele Fragen, auf die keine Antwort folgen sollte. „Armin!“ Der Angesprochene sah sich panisch um und bemerkte erst jetzt, dass er am Essenstisch in der Küche saß. Er sah Dave mit großen Augen an und wartete. „Du kommst heute mit zum Einkaufen und es gibt keine Widerrede!“ Ohne auch nur ein Wort zu sagen, ging er mit dem Weißhaarigen einkaufen. Sie liefen durch die einzelnen Gänge des Supermarktes, als Dave die Stille zwischen ihnen brach. „Hast du schon was Neues gehört?“ Es folgte ein Kopfschütteln und ein Kopfsalat fand Platz im Wagen. „Weißt du denn was passiert ist, dass sie so schnell abreisen musste?“ Wieder ein Kopfschütteln als Antwort. „Du wurdest also zum Schweigen verurteilt.“ Ein kurzer Blick zu dem Schwarzhaarigen und schon lief der Ältere von beiden weiter. „Ich glaube ja, dass es irgendwas mit Rafael zu tun hat.“ Armin blieb wie erfroren stehen. „Weißt du, was passiert ist, als sich die beiden getroffen haben?“ „Er hat sie geküsst“, hauchte er. „Dann heißt das nur noch abwarten.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen lief Dave zur Kasse und legte die eingekauften Sachen auf das Band. Armin sah währenddessen auf sein Handy und stellte fest, dass Donnerstag war. Als sie vom Einkaufen zurückkamen, räumten sie nur noch schnell alles in die Regale und den Kühlschrank ein und zogen sich danach zurück. Aus unerfindlichen Gründen hatte Armin heute die Ruhe um zu zocken und so schaltete er seinen Computer an und öffnete das erste Spiel, was ihm in sein Blickfeld kam. Er startete das Spiel und dachte die ganze Zeit daran, wie Rafael die Dreistigkeit besaß Alex zu küssen. Dass er dabei jeden tötete, der ihm in Weg stand, war vielleicht auch nur Zufall. Die Uhr zeigte 23:00 Uhr an, als ich durch die Wohnungstür der WG trat und mich in einer dunklen Wohnung widerfand. Ich hörte kein Geräusch und sah sogar unter den Zimmertüren nicht einmal Licht. Verwundernd lief ich in mein eigenes Zimmer und legte dort meine Tasche ab. Ohne weiter nachzudenken lief ich jedoch wieder aus meinem Zimmer in Richtung des Zimmers von Armin. Langsam öffnete ich die Tür und sah, dass Armin nicht in sein Bett lag. Daraufhin lief ich durch sein Zimmer und öffnete die „Geheimtür“ seines Gamerrooms und tatsächlich saß er auf seinen Stuhl und spielte ‚The Evil Within 2‘. Nach kurzer Überlegung räusperte ich mich und lief auf ihn zu. Er bemerkte mich nicht. Erst als ich auf seine Schulter tippte, schrak er zusammen und sah mich mit großen Augen an. Ohne ihn zu Wort kommen zu lassen presste ich meine Lippen auf seine und hörte im Hintergrund wie sein Charakter starb. Armin wusste gar nicht wie ihm geschah, doch erwiderte er den Kuss kurz darauf. Wärme durchströmte meinen Körper und ich war so überglücklich, dass ich ihn ohne weitere Auswirkungen küssen darf. Es dauerte eine Weile bis wir und voneinander lösten und ich einen überforderten Armin vor mir sitzen hatte. „Was, wie, wieso…?“ stammelte er vor sich hin. „Ich dachte du liebst Rafael!?“ Ohne ihm eine Antwort zu geben küsste ich ihn nochmal. „Ich liebe nur dich“, war meine einzige Antwort zwischen den leidenschaftlichen Küssen. Sie waren geprägt voller Verzweiflung und Sehnsüchten, die mich die letzten Tage heimgesucht hatten. Armin ließ sich nun ebenfalls gehen und zog mich auf seinen Schoß. Es dauerte eine ganze, unendlich wirkende, Zeit, bis wir uns wieder lösten. „Seit wann bist du eigentlich wieder hier?“ fragte er mich mit einem eindringlichen Blick. „Beziehungsweise warum musstest du unbedingt weg? Warum hast du mich die Nacht davor geküsst und den Tag danach komplett ignoriert? Warum küsst du mich jetzt? Ich verstehe das alles nicht. Aber was wichtigste gerade ist. Warum hast du so wenig, oder genau dieses Kleid an? Ich meine, man sieht ja fast alles.“ Mit seinen Worten sah er mich von oben bis unten an und konnte wirklich alles sehen. Dadurch, dass ich auf seinen Schoß saß, ist mein Kleid so weit hochgerutscht, dass mein halber Hintern zu sehen war. Und mein Dekolleté ließ auch genug Einblick. So schnell wie ich konnte sprang ich von seinem Schoß und versuchte alle so gut wie möglich zu verdecken, doch ohne Erfolg. Bei Rafael ist mir das doch auch nicht so peinlich gewesen und ich bin mit diesem Fummel durch die Stadt gelaufen. Jeder hat bestimmt gedacht „Was ist das denn für eine?“ oder sowas und jetzt fällt mir überhaupt erst auf, was ich da eigentlich trage. Oh man, ist das peinlich. Währenddessen wandte Armin sein hochrotes Gesicht ab und stand auf. Kurz kramte er in einen seiner Schubladen herum und hielt mir ein T-Shirt und eine Sporthose hin- Ich zog mich schnell im vorderen Teil des Zimmers um und ging wieder nach hinten. Der Schwarzhaarige wartete auf dem Sofa auf mich und bat mich, mich neben ihn zu setzten. Langsam setzte ich mich hin und starrte auf den Fernseher. Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. So entstand Stille und keiner traute sich etwas zu sagen. „Warum bist du gegangen?“ brach Armin die Stille und starrte ebenfalls mit hochrotem Kopf auf den Fernseher. Er traute sich nicht Alex anzusehen, da er immer noch das Bild mit ihr in dem Kleid im Kopf hatte. „Es gab viele Gründe…“ war meine einzige Antwort. „Nennst du sie mir auch?“ Erwartend sah er mich an. „Ich hatte Angst dich zu verlieren!“ Jetzt verstand der Schwarzhaarige gar nichts mehr. „Und darum bist du gegangen?“ „Ja.“ Stille… „Rafael hat mir gedroht dir etwas antun, wenn ich meine Gefühle für dich offen zeugen würde. Er hat mir Angst gemacht und ich wusste kein anderen Ausweg mehr.“ Langsam füllten sich meine Augen mit Tränen. Doch anstatt sie wegzuwischen, ließ ich sie einfach meine Wangen runter laufen. „Und warum bist du nicht zu mir gegangen?“ „Weil er es herausgefunden hätte und mir gedroht hat, dass er dir dann schlimme Sachen antun würde. Ich durfte es keinem sagen.“ Meine Sicht verwischte. „Warum kannst du es mir jetzt sagen?“ „Weil ich ihn dazu gebracht habe mich und besonders dich in Ruhe zu lassen. Und er wird nie mehr auch nur in die Nähe von uns allen kommen.“ „Und da bist du dir sicher?“ Skepsis war in seiner Stimme herauszuhören. „Absolut sicher“, antwortete ich fest und war erleichtert, dass dieses Kapitel abgeschlossen werden konnte. „Hör mal, es tut mir leid wie es gelaufen ist, aber ich wusste einfach keinen anderen Ausweg. Aber ich kann ich dir wirklich versprechen, dass dies nun vorbei ist und nun immer ehrlich zu dir sein werde.“ Ich rieb mir die Tränen aus meinen Augen und sah meinem Gegenüber mit einem festen Blick an. „Wirklich?“ „Wirklich.“ Ich lächelte dem wunderschönen jungen Mann neben mir an und konnte nicht anders als ihn einfach zu umarmen und ihn dadurch von Sofa zu schmeißen. Ich lag unter ihm und musste lachen. Langsam fing er auch an zu lachen und wir lagen uns lachend in den Armen. Ich lag die ganze Nacht in Armins Arm und sah mir einige Ghibli-Filme mit ihm an. Irgendwann schlief ich ein und merkte erst als ich wieder aufwachte, dass sich meine Position ein bisschen verändert hatte. Ich sah mich um und fang Armin nicht in sein Zimmer wieder. Leicht panisch lief ich durch die Wohnung und sah in der Küche Yosch. Er sah mich mit großen Augen an. „Was machst du denn hier?“ „Hast du Armin gesehen?“ Ihn komplett ignorierend lief ich ins Wohnzimmer. „Er ist vor eine Weile gegangen, warum?“ schrie Yosch aus der Küche. Ich sah panisch zur Tür. Das hat er nicht wirklich gemacht, oder? Kapitel 17: Ich liebe ihn! Ich liebe ihn. Ich liebe ihn? -------------------------------------------------------- Armin klingelte an der Tür und wartete. Nach kurzer Zeit wurde ihm auch schon von Rafael geöffnet, der die Augen weit aufriss, als er den Schwarzhaarigen sah. „Was machst du denn hier?“ begrüßte er ihn. „Ich will mit dir reden!“ Ohne ein weiteres Wort abzuwarten stampfte Armin in die Wohnung und setzte sich in das Wohnzimmer. „Komm doch herein“, entgegnete Rafael sarkastisch und schloss die Tür. Er folgte seinen unerwünschten Gast in sein Wohnzimmer und setzte sich auf den leeren Sessel. „Was willst du?“ „Warum hast du Alex gedroht?“ Armin saß steif und verkrampft auf dem Sofa. „Oh, du kommst ja direkt zur Sache.“ Rafael war dagegen kalt und emotionslos. „Also?“ „Wie kann sie es auch wagen, dich zu lieben? So etwas Dreistes habe ich noch nie erlebt. Sie hat mich ja nicht mal ein einziges Mal richtig angesehen. Immer folgte ihr Blick nur deinen Schritten und nicht meinen. Weißt du, wie erniedrigend das ist?“ Leichte Wut machte sich in seinem Körper breit. „Und da fiel dir nichts anderes ein, sie zu bedrohen? Hast du eigentlich eine Ahnung, was sie wegen dir durchmachen musste? Und das alles nur, weil sie deine Liebe nicht erwidert?“ Aufgebracht stand Armin auf. Er konnte nicht mehr ruhig im Sofa sitzen bleiben und eine ‚normale‘ Unterhaltung führen. „Andere machen weit aus schlimmeres, wenn ihre Liebe nicht erwidert wird.“ „Ach, und das entschuldigt dein Verhalten? Andere sind weitaus schlimmer als du?“ „Ich wollte es ja nur mal gesagt haben.“ Rafael sah aus dem Fenster. „Ich hasse dich.“ Armin sah ihn wütend an. „Denkst du, das weiß ich nicht?“ Der Angesprochene wandte seinen Blick vom Fenster und erwiderte Armins wütenden Blick. „Du hast meine Liebe schon einmal zerstört!“ „ICH?“ Nun wusste der Schwarzhaarige gar nicht mehr, was er denken sollte. Warum sollte er seine Liebe zerstört haben. „Als ich damals mit Elena zusammen war, warst du derjenige, der uns zur Trennung gebracht hatte.“ Rafael erhob sich nun auch und stellte sich vor seinen Gast. „DU hast sie doch nur ausgenutzt. Ich hab da doch gar nichts mit zu tun.“ „Oh doch. Sie hat immer nur von dir geredet, wie es dir denn so gehen würde und so weiter. Weil sie sich Sorgen um dich gemacht hat. Du warst immer alleine und hast mit deiner dummen PSP rumgespielt, anstatt mal mit realen Personen was zu unternehmen. Ich dachte, das würde aufhören, wenn ich sie immer mehr beanspruchen würde, aber es half alles nicht. Im Gegenteil. Es wurde alles nur noch schlimmer. Nach der Trennung war sie gar nicht so traurig, sogar eher erleichtert. Aber als du nicht mehr mit ihr geredet hast, war sie am Boden zerstört.“ „Und dafür machst du mich verantwortlich. Ich kann doch da gar nichts für.“ „Du hättest für sie da sein können.“ „Jetzt machst du hier einen auf sentimental und liebevoll, oder was?“ Außer sich vor Wut schlug Armin Rafael ins Gesicht, welcher zugleich zu Boden fiel. „Sie war eh zu gut für dich und das ist Alex auch.“ „Und du meinst, du erkennst das?“ Der Schwarzhaarige stand über dem am Boden Liegenden und sah ihn mit feurigen Blick an. „Durchaus. Ich kann nicht zulassen, dass du mir Alex wegnimmst.“ Der Blonde rappelte sich auf und machte sich bereit. „Eher, dass du sie mir wegnimmst, du Elender.“ Und der Kampf hat begonnen. Sie schlugen sich gegenseitig die Fäuste ins Gesicht, sodass auch kurz darauf schon das Blut auf dem Boden lag. Sie fanden kein Ende, erst als sie am Nacken gepackt und voneinander gelöst wurden. „Was ist denn hier los?“ hörten sie eine hohe Stimme schreien. Ihr Blick war immer noch auf den jeweiligen Gegner gerichtet und sie wollten wieder aufeinander losgehen, doch verpasste er Rafael noch einen Tritt in die Magengrube. Dieser fiel stöhnend zu Boden und brachte Armin dazu aufzusehen. Er sah Alex, die wütend vor den beiden stand und sie mit ihren kühlen Augen fast erstach. „Was soll das Armin?“ Sie durchstach ihn mit ihrem Blick und ließ in erstarren. „Ich…Ich…Ich wollte…“ Er kam keinen einzigen Satz heraus. Ich durchbohrte ihn mit meinen Blick, während Armin interessiert den Boden begutachtete. „Das hätte ich nie von dir erwartet. Ich dachte, es wäre jetzt alles gut.“ Entsetzt sah ich zu Rafael auf den Boden. „Was fällt dir eigentlich ein?“ „Er hat doch angefangen“, antwortete er und zeigte dabei auf den Schwarzhaarigen. „Ich glaube da seid ihr beide dran beteiligt.“ Ich packte Armin am Arm und zog ihn weg. „Auf Wiedersehen, Rafael“, verabschiedete ich mich von ihm und verschwand zusammen mit Armin aus der Wohnung. Während wir durch die Straßen liefen, wurden unsere Schritte von Schweigen begleitet. Wut kochte in mir und ich wusste nicht genau wie ich ihn loswerden konnte. Ich suchte nach einem nah gelegenen Baum, doch war keiner zu finden. Aufgrund dessen lief ich auf die nächste Laterne zu und verpasste ihr einen heftigen Schlag. Die vorbeilaufenden Passanten starrten mich perplex an, doch waren sie für mich nicht von Belang. „Alex…“ hörte ich den Schwarzhaarigen meinen Namen sagen. Ich sah wie er langsam auf mich zukam, doch wich ich einen Schritt zurück. „NEIN!“ Entsetzt sah er mich mit seinen großen blauen Augen an. Die Traurigkeit, die sich in ihnen ansammelte, zerstach und verschluckte mich gleichzeitig. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich wusste nichts mehr. Warum mache ich all das? Wieso hätte es nicht einfach ein schönes Ende finden können? Ob Rafael uns jetzt immer noch in Ruhe lässt? Mein Kopf konnte keinen klaren Gedanken fassen. Verwirrung machte sich breit, gefolgt von Verzweiflung und Enttäuschung. Armin machte einen weiteren Schritt auf mich zu und ich entfernte mich einen weiteren. Ich wollte ihn nicht bei mir haben, noch sonst wen. Er soll mich mit seinen wunderschönen blauen Augen in Ruhe lassen und sich mir nicht nähern. Das, was ich heute von ihm gesehen habe, eröffnete mir einen ganz neuen Augenwinkel und ich musste erst meine Gedanken sammeln und über diese Situation nachdenken. Ich liebe ihn! Ich liebe ihn. Ich liebe ihn? „Es tut mir leid“, und ich rannte weg. Weg von allem und weg von den farblosen blauen Augen. „ALEX…“, schrie er meinen Namen. Weg, immer weiter weg. Tausend Menschen, ellenlange Straßen und kein endender Schmerz. Tränen liefen meine Augen herunter und meine Füße trugen mich immer weiter. Plötzlich rempelte ich jemand an und entschuldigte mich um weiter zu rennen, doch hielt mich derjenige am Arm fest. „Ms. Sayer?“ hörte ich meine Namen, der mich dazu brachte aufzusehen. Es war mein Chef mit seiner Frau. Schnell wischte ich meine Tränen weg und schenkte ihm ein aufgesetztes Lächeln. „Was ist passiert?“ fragte mein Chef besorgt, gefolgt von dem besorgten Blick seiner Frau. „Nichts, es ist alles hervorragend.“ Er sah zu seiner Frau und sie nickte. „Gehst du bitte schon vor?“ Ohne weitere Worte, gab sie ihm ein Kuss auf die Wange und lief weiter. „Nun, dann setzten wir uns mal. Ich kenne ein wunderschönes Café ganz in der Nähe.“ Er zog mich mit sich und setzte mich ihm gegenüber, als wir im Café angekommen waren. Zwischen uns lag immer noch Stille. Diese wurde jedoch von dem Kellner gebrochen, der unsere Bestellung aufnehmen wollte. „Ich hätte gerne einen Kaffee mit einen Stück Kirschkuchen und für meine Begleitung bitte eine heiße Schokolade und einen Stück von ihrem herausragenden Schokoladenkuchen.“ Der Kellner schrieb alles auf, bedankte sich und verschwand wieder. Hingegen ließ ich meinen Blick durch das Café schweifen. Es war wirklich ein wunderschönes Café mit einer familiären Atmosphäre. Ich fühlte mich geborgen und konnte ein bisschen abschalten und meine Gedanken vergessen. Nachdem uns der Kellner uns die Bestellung brachte fingen wir an zu essen und es war ein wahres Erlebnis. Der Schokoladenkuchen war saftig und schmeckte nach leckerer Schokolade. Ein wohliges Gefühl machte sich in meinen Magen breit und brachte ein Lächeln zustande. „Da ist es doch“, lächelte mich mein Chef an. Perplex sah ich ihn an und wusste nicht was er meinte. „Der Kuchen ist lecker, oder?“ Ich nickte nur. Und sah auf meine Tasse, in der gerade die Sahne freudig herumschwimmt. „Also entweder sagst du jetzt was los ist, oder ich gebe mein Geld umsonst aus.“ Mit großen Augen sah ich ihn an und wusste nicht genau, ob ich was sagen sollte. Mein Chef über mein Privatleben belästigen? „Denk einfach, ich wäre eine von deinen Freundinnen. Ich kann bestimmt auch so hoch reden“, mit seinem letzten Satz erhöhte er seine Stimme und ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen und musste anfangen zu lachen. „Also, Schätzchen, erzähl deiner besten Freundin was los ist“, forderte er mich, immer noch mit der hohen Stimme, auf. „Es tut mir leid“, beichtete ich lachend. „Bin ich denn so lustig?“ Nun setzte er seinen Kopf auf seine rechte Hand ab und blinzelte extra schnell mit seinen Wimpern. „Ja“, gestand ich und lachte immer noch. Nach einiger Zeit hatte ich mich endlich beruhigt und nahm einen Schluck von meiner heißen Schokolade. „Wollen Sie wirklich über die Probleme eines pubertierenden Mädchens erfahren?“ „Jedes kleinste Detail“, lächelte er mich auffordernd an und ich fing an zu erzählen. Von Anfang an. Wie ich in die Stadt kam und eine Wohnung suchte und so weiter. Mein Chef unterbrach mich kein einziges Mal und hörte mir einfach nur interessiert zu. Ich merkte, wie ich mich immer weiter entspannte und immer mehr erzählen konnte. Es war befreiend es einen Außenstehenden zu erzählen, der wirklich gar nichts mit der ganzen Geschichte zu tun hat und keine emotionale oder sonstige Beziehungen zu den einzelnen Parteien hat. „…und ich weiß, dass das eine blöde Aktion war, aber ich konnte einfach nicht anders. Als ich Rafael auf dem Boden gesehen habe und wie an Armins Händen wahrscheinlich sein Blut klebte. Ich war so enttäuscht und gleichzeitig wütend, dass Armin einfach zu ihm gegangen ist und sich mit ihm prügelte. Ich meine, ich hab doch eigentlich alles erledigt und es sollte nichts mehr passieren, oder? Und jetzt bin ich mir nicht mal wirklich sicher, ob ich ihn liebe oder nicht. Aber das ist so lächerlich. Warum sollte sowas, meine Gefühle verändern. Wenn ich ihn lieben würde, dann würde ich da doch nicht zweifeln?“ fragend sah ich meine Gegenüber an. Dieser nippte an seinen Kaffee und dachte nach. Erst nach einiger Zeit gab er mir eine Antwort. „Ich kann sehr gut verstehen, dass du wütend bist und enttäuscht. Aber du musst das auch mal aus seiner Perspektive sehen. Er hatte noch nie eine Freundin und sie wurde von seinen ehemaligen besten Freund bedroht. Ich glaube, ich würde da nicht anders handeln.“ Seine Antwort überraschte mich und brachte mich zum Nachdenken. „Und ehrlich gesagt, gerade weil du dir so viele Gedanken machst, liebst du ihn doch umso mehr. Es ist doch ganz einfach. Der Junge wollte dich beschützen und nichts weiter und du bist es einfach nicht gewohnt beschützt zu werden. Es ist für euch beide neu und ich denke, ihr solltet da einfach mal drüber reden. Dein heißgeliebter Armin sitzt bestimmt schon wieder in seinem Zimmer und zweifelt wieder an sich selbst. Er wollte nur das Beste für dich. Du musst ihm dann einfach nur die Grenzen setzten, wie weit du sein Verhalten vertreten kannst.“ Mein Chef nahm den letzten Schluck seines Kaffees, sowie ich. „Ich danke Ihnen.“ „Mach ich doch gerne. Es tut mir übrigens Leid mit deinem Vater. Er war bestimmt ein hervorragender Mann.“ „Ja, das war er…“ meine Gedanken schweiften kurz zu ihm rüber. „Ehrlich gesagt erinnern Sie mich ein bisschen an ihn.“ „Das ist mir eine Ehre“, lächelte er mich strahlend an. „Und jetzt mach dich auf dem Weg, sonst leidet der arme Junge noch länger.“ „Aber ich muss doch meinen Kuchen noch bezahlen“, während ich die Worte aussprach kramte ich in meiner Tasche rum und suchte mein Portemonnaie. „Jetzt geh schon, das geht auf mich.“ „Danke.“ Und schon war ich weg. Auf dem halben Weg aus dem Café stoppte ich und lief noch einmal zurück. Ich umarmte meinen Chef und rannte zu Armin. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus, als ich sein Zimmer betrat. Wie gehabt war er nicht in seinem eigentlichen Schlafzimmer, sondern einen Raum weiter hinten. Ich trat in diesem und fand einen Armin auf dem Sofa vor. Er las gerade einen Manga und hörte Musik. Erst als ich neben ihm stand bemerkte er mich. Er sah mich geistlos an. Ich würde mich am liebsten selber schlagen, wenn ich ihn so dasitzen sehe. „Bevor du was sagt, es ist alles meine Schuld. Es tut mir leid, wie ich gehandelt habe und du trägst wirklich nicht die Schuld. Ich hätte nicht einfach weg rennen sollen und jetzt habe ich das auch mal realisiert. Ich habe dir in den letzten Tagen und vielleicht auch schon davor so viel Schmerz zugefügt und ich verstehe einfach nicht, warum du mich liebst. Ich meine, ich liebe dich und ich kann einfach an nichts anderes mehr denken. Du machst mich jedoch gleichzeitig so wahnsinnig und ich verstehe manchmal dein Verhalten nicht. So wie heute. Es hätte einfach alles in Frieden ruhen können, doch du musstest dich nochmal mit Rafael treffen und nochmal alles hochholen. Ich habe das nicht verstanden, weil das noch nie jemand für mich getan hat, doch jetzt verstehe ich es. Du wolltest mich nur beschützen und das alles nur weil du mich liebst. Ich habe bis heute nie wirklich solch ein Liebe erfahren. Natürlich lieben mich meine Eltern und sie beschützen mich auch, aber das ist eben meine Familie. Du bist es nicht. Du bist ein Außenstehender, die mich liebt und es zeigen möchte. Mich beschützen möchte und sich nur wünscht, dass mir kein Leid zugefügt wird. Es tut mir leid, dass ich das alles jetzt erst verstehe, doch du musst bedenken, ich bin noch ganz neu in dieser Szene und weiß nicht, wie man sich verhalten soll. Ich verspreche dir, ich werde mich verbessern und versuchen dir eine angemessene Freundin zu sein. Ich liebe dich und werde mich von nun an auch so verhalten.“ Nachdem ich meine Erzählung beendete sah Armin mich mit großen Augen an. Er sagte nichts und das beunruhigte mich. Habe ich etwas Falsches gesagt? Liebt er mich so viel, dass ich sagen kann, dass er mich liebt? War das ein Fehler hier hin zu kommen? Doch bevor ich meinen kompletten Gedankengang vollenden konnte, legte er den Manga weg, zog mich zu sich in seinen Arm und hielt mich fest. Ich hörte den lauten Schlag seines Herzens und spürte seinen warmen Atem. „Ich liebe dich auch und werde mich in Zukunft auch verbessern. Ich war einfach zu entsetzt, als du mir das mit Rafael erzählt hast und konnte an nichts anderes mehr denken. Es tut mir leid, dass ich das getan habe.“ Ich umklammerte seine Arme und weinte in seinen Pullover. „Dich trifft keine Schuld. Es tut mir leid, dass ich mal wieder weggerannt bin. Ich bin ja so feige.“ Lachend hielten wir uns fest in dem Arm und ließen uns über eine Stunde nicht los. Ich hörte wie Armins Atem gleichmäßiger wurde, wie auch sein Herzschlag. Ich sah zu ihm rauf und erkannte, dass er eingenickt war. Ich gab ihm einen leichten Kuss auf den Mund und deckte ihn mit einer naheliegenden Wolldecke zu. Lächelnd musterte ich ihn. Er sieht so niedlich aus wenn er schläft. Von meinem vibrierenden Handy aus den Gedanken gerissen, wandte ich meinen Blick von ihm ab. Chef: Und, alles in Ordnung mit deinem Lover? ;) Ich: Ja, es ist gut verlaufen. Ich danke Ihnen wirklich. Sie waren wirklich kurz wie mein Vater. Er hat mir auch immer bei so einen emotionalen Problem am besten geholfen. Chef: Kein Problem. Und wenn nochmal so etwas passiert, zögere nicht zu mir zu kommen. Ich bin zwar dein Chef, aber ich bin nun auch nur ein Mensch, der solche Geschichten liebt und dich auch sehr mag. Von mir aus kannst du mich jetzt auch mit Papa oder Dad ansprechen. Ich habe mir immer so eine Tochter wie dich gewünscht ;) Ich: Ich glaube meine Mom wäre da nicht so mit einverstanden ^^ Chef: Das bekomme ich schon geregelt. Sie ist bestimmt erleichtert, dass du hier einen erwachsenen Ansprechpartner hast ;) Ich: Und noch einen Fremden dazu ^^ Chef: Man kann sich ja auch kennenlernen. Ich: Danke. Chef: Wir sehen uns dann am Montag im Café. Ein schönes Wochenende noch  Ich legte mein Handy weg und überlegte, was ich nun machen sollte. Ob ich Armins PC benutzen dürfte. Ich wollte mich jetzt auch nicht so breit auf seinem Sofa machen. Nachher weckte ich ihn noch auf. Also setzte ich mich auf den Schreibtischstuhl und schaltete den PC an. Noch schnell bei Steam angemeldet und der Spaß konnte beginnen. Während ich ein paar Zombies tötete, schlief Armin seelenruhig auf seinem Sofa. Wir wirkten wie ein Paar, das schon seit Jahren zusammen war, doch kannten wir uns gerade mal ein paar Monate. Doch habe ich in diesen paar Monaten schon so viel erlebt, dass die nächsten Jahre erstmal ruhig verlaufen könnten. Ob man immer so eine Tortur durch machen muss, wenn man sich das erste Mal verliebt? Ich hoffe für jeden anderen auf dieser Welt nicht. Und wenn doch, dann viel Glück und denkt immer daran. Es gibt Leute, die hinter euch stehen und euch lieben, egal was passiert. Verliert sie nicht und haltet sie für immer bei euch. Ende? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)