Intermezzi von Luthien-Tasartir (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 2: Follow Ups --------------------- Rumpelkammergeschichten Ein letztes Rütteln an der Tür, bevor auch er aufgab. Ohne Zauberstäbe war es hoffnungslos hier herauszukommen. Und diese hatten beide aus Sicherheitsgründen nicht mitnehmen können. Apparieren war ebenso wenig eine Option, da der Kongress den üblichen Schutz dagegen aufgebaut hatte, um unerwünschte Gäste fernzuhalten. „Entschuldigung, das ist meine Schuld.“ Diese Worte waren an seine Begleitung gerichtet, die hinter ihm in der Kammer leicht mit ihrer Contenance zu kämpfen schien und nur ein schnippisches „Ach wirklich!“ hervorbrachte. Er konnte sie jedoch verstehen. Selbst war er ebenfalls wenig begeistert davon, dass ihm die Kontrolle durch eine Tür genommen worden war. Nun… dass er sie sich beiden genommen hatte, indem er zu früh abgebogen war. Dennoch lohnte es sich nicht, jetzt zu erstarren. Durch das kleine Fenster über ihnen, weit aus ihrer Reichweite und viel zu klein für einen erwachsenen Menschen, leuchtete noch ein wenig trübes Tageslicht, grauer Vorbote des herannahenden Abends. Spätestens wenn ihre Zauberstäbe am Ende des Tages übrigblieben, würde nach ihnen gesucht werden. Bis dahin sollten sie aber die Gelegenheit nutzen, sich mit ihrer Umgebung vertraut machen. Vielleicht fand er ja etwas, das ihnen half, sich aus der Situation zu befreien. Suchend blickte er sich um in dem kleinen Raum. Etwas größer als eine Besenkammer, fand sich hier trotzdem allerlei Gerümpel, das sich wohl über die Jahre angesammelt hatte. Ein alter Stuhl, dem jedoch ein Bein fehlte, etwas verzauberbares Muggelwerkzeug, allerlei Nägel und Schrauben, ein Hammer, Pappe, ein paar noch neu verpackte Kissen, ein sehr alter Reisebesen, dem aber die Mehrzahl seiner Zweige abgebrochen zu sein schienen, drei Trophäen für die Jugendquidditchmannschaft des Ortes und eine Auswahl an angebrochenen Klebern, die laut Etikett ebenfalls für die Bespaßung der anwohnenden Kinder gedacht waren. „Leider kein Schlüssel oder dergleichen“, murmelte Gabriel tatsächlich etwas enttäuscht und wandte sich erneut an Léa, die sich ebenfalls skeptisch im Raum umgeschaut hatte. „Ich fürchte, wir sitzen hier bis auf weiteres fest, wenn niemand vorbeikommt.“ Damit nahm er sich einen beinahe leeren Holzkleber aus dem Sortiment und angelte sich das abge… Gabriel runzelte irritiert die Stirn, als er sah, dass es eindeutig danach aussah, als sei das Bein abgesägt worden. Nun, es machte sein Vorhaben um einiges einfacher. „Was genau haben Sie vor?“, der Ton der Dunkelhaarigen war leicht gepresst, Skepsis, ja geradezu Misstrauen sprach aus ihm heraus und bewog Gabriel kurz aufzuschauen, als er nach einer geriffelten Feile griff. Die Arme vor der Brust verschränkt fühlte sich seine Kollegin eindeutig sehr unwohl. Allerdings konnte er selbst daran nur bedingt etwas ändern. Und genau das versuchte er hier gerade. „Da wir nicht wissen können, wie lange wir hier ausharren müssen, möchte ich Ihnen nicht zumuten, die gesamte Zeit über stehen zu müssen. Darum“, damit hob er sein Werkzeug hoch, „bin ich gerade dabei, den Stuhl zu reparieren.“ Um den Worten mehr Gehalt zu geben, begann er damit, die Oberfläche der beiden zu verbindenden Flächen aufzurauen. Er war zwar nicht der spontanste Mensch, aber dennoch besaß er aus seiner Kindheit her noch ein ausgesprochen pragmatisches Mindset und Kenntnisse von Muggelgegenständen. Aufgeraut kam der Kleber auf beide Flächen und die beiden Stücke wurden dann für einige Minuten aufeinandergedrückt. Stille fiel in dieser Zeit über den kleinen Raum. Weder Gabriel noch Léa besaßen das Bedürfnis sich gegenseitig mitzuteilen. Auch außen auf dem Gang blieb es still. Alle schienen mittlerweile die Veranstaltung gefunden haben, die sie spannend fanden. Léa und Gabriel hatten sich selbst nur durch Zufall getroffen und waren sich nicht bewusst gewesen, dass sie beide den magischen Buchkongress hatten besuchen wollen. Und auch wenn Gabriel kein großer Fan davon war, außerhalb der Schule Kontakt mit seinen Kollegen zu pflegen, waren sie dennoch über das gemeinsame Thema ins Gespräch gekommen. Der gleiche Weg zu einem der Lesungsräume führte zu einem gemeinsamen Schlendern und die Ablenkung durch das Gespräch zu der Situation, in der sie sich nun befanden. Nach einigen langen Minuten des Anschweigens, in denen Léa weiterhin unwohl im Raum stand und der Sprachenprofessor Stuhlbein und Sitz aneinanderpresste, lockerte Letzterer langsam wieder seinen Griff, testete die Stabilität des Klebers und stellte ihn schließlich wieder repariert vor Léa. Zusammen mit einem noch verpackten Kissen. Diese schaute skeptisch den Stuhl an, das reinblütige Misstrauen gegenüber Muggelpraktiken zeigend und allein mit ihren Augen fragend, ob das denn überhaupt halten könne. „Solange Sie sich nicht übermäßig darauf bewegen, wird er stabil bleiben“, beantwortete Gabriel die stumme Frage, nahm sich selbst ein Kissen und machte es sich in einer der wenigen freien Stellen auf dem Boden gemütlich. Zwar wurde dadurch sein Anzug dreckig, doch glücklicherweise befand er sich hier in der Zaubererwelt. Und das Kleid seiner Begleitung würde wesentlich mehr Schaden auf dem Boden nehmen. Wieder vergingen Minuten in der Stille. Beide lauschten auf Geräusche von außen, Léa beschäftigte sich mit einigen meditativen Atemübungen, Gabriel versuchte die Zeit mit Gedanken über das nächste Schulquartal totzuschlagen, doch niemand sprach. Dann: „Wo haben Sie sich das Wissen über Muggelartefakte angeeignet?“ Die ruhigere Stimme Léas ließ Gabriel leicht aufsehen. Eigentlich hatte er erwartet, dass die Zeit bis zur Befreiung schweigend vorbeigehen würde. Aber da er es als unhöflich empfand, seine Begleitung zu ignorieren, räusperte er sich. „Ich bin in einem sehr unmagischen Haushalt aufgewachsen. Mit der Zeit schaut man sich darüber einige Dinge ab.“ Das war per se keine Lüge, allerdings verschwieg er seiner Kollegin, dass schon lange nicht alle Muggel Reparaturen tätigen konnten und es schlichtweg der finanziellen Situation seiner Familie zuzuschreiben gewesen war, dass er und seine Brüder kreativ geworden waren, wenn seine Eltern auf der Arbeit gewesen waren…   Weihnachten im Museum Cait fragte sich schon zum wiederholten Mal, warum sie hier war. Und zum wiederholten Mal konnte sie sich keine befriedigende Antwort zusammenreimen. Sie war nun ein halbes Jahr auf der Frosch-Schule, hatte sich ein paar Freunde und ein paar Feinde gemacht und aufgrund von fehlenden schlechten Vorbildern, war sie zu einem braven Engel mutiert… naja, letzteres stimmte nicht wirklich. Aber ihre Umgebung hatte sich trotzdem stark verändert. Ihre beiden Hauptkontakte wären von ihr in Hogwarts nicht einmal in Erwägung gezogen worden. Und trotzdem hatte sie den unsicheren Streber und ihre Zimmergenossin irgendwie liebgewonnen. All das half ihr allerdings nicht, sich aus ihrer derzeitigen Lage zu winden… Es war kurz vor Weihnachten und eigentlich wären die Wrights auf dem Anwesen ihrer Großmutter die letzten Vorbereitungen für Heiligabend beschäftigt. Tatsächlich galt das auch zumindest für den Großteil ihrer Familie. Sie und ihr Vater hingegen waren gerade in Griechenland. Der Chef des Wright-Konzerns war mitten im Winter nämlich auf die großartige Idee gekommen, sich über neue Holzarten schlau zu machen, die er eventuell für seine nächste Kollektion benutzen wollte. Und da Leah Caitlin Wright nun kurz vor der Volljährigkeit stand und von ihr erwartet wurde, einmal das Erbe anzutreten, hatte Brandon Wright beschlossen, sie von nun an in ihren Ferien auf Geschäftsreisen mitzunehmen. Dass er sie dann aber nicht mitnahm, als es tatsächlich um ein Beratungsgespräch ging, war… an sich ja ganz nett, aber es machte ihren Aufenthalt nur noch unsinniger. Ein leises, frustriertes Schnauben entfuhr ihr und sie zog ihren Ravenclaw-Schal etwas enger. „Wir können auch gern was anderes machen. Ist dir kalt? Wenn du magst, kann ich dir helfen, dich aufzuheizen.“ Caits blick schweifte halb kritisch, halb irritiert schräg hoch, um den jungen Griechen stirnrunzelnd anzusehen. Normalerweise hätte sie sich wohl über die Zweideutigkeit amüsiert, aber ihre Laune war nicht gerade die beste. Dabei hatte sie eigentlich nichts gegen den besten Freund von Laza, aber ihre Laune war einfach unterirdisch. Von dem Sohn von Vaters Kontaktperson gebabysittet zu werden, zählte also definitiv nicht zu etwas, das sie zu ihren Vorlieben zählen würde. „In nem Museum? Wenn du was reiten willst, versuch’s doch damit“, grummelte sie also stattdessen missmutig, nicht ganz auf die gewollte oder ungewollte Anspielung verzichten könnend, und deutete auf das Modell einer der ersten griechischen Rennbesen, vor dem sie geradestanden. Vater hatte ihr gesagt, dass sie dennoch in der Nähe bleiben sollten und da die beiden Erwachsenen sich ausgerechnet in der Flugabteilung des griechischen, magischen Nationalmuseums hatten treffen wollen, hieß das für sie Gebäudearrest. Und kurz vor Weihnachten wollte sie ihn nicht verärgern. Immerhin hatte sie noch immer die Hoffnung, Kitty an Silvester treffen zu können, was sie am Fest der Liebe ansprechen wollte. Das durfte sie sich nicht verscherzen. Aber wahrscheinlich war es auch nicht die beste Idee, Familienmitglieder von helfenden Händen zu verärgern. Und in dem Fall sogar auch für sie persönlich nicht so. Quidditch-Spieler gehörten immerhin eher in die coole Sparte und mit denen wollte sie ja gut auskommen. Also seufzte sie lautlos und richtete sich mit freundlicherem Lächeln zu dem gutaussehenden Griechen. „Sorry, das war nicht fair“, entschuldigte sie sich und bekam dabei nur am Rande mit, dass Perseus scheinbar nicht ganz so gut mit solchen Sprüchen klarkam… und mit „am Rande“ war überhaupt nicht gemeint. Die Hände etwas tiefer in ihren Wintermantel rutschend, neigte sie leicht den Kopf und ihr Grinsen verbreiterte sich keck. „Also, Dad meinte, ich solle in der Nähe bleiben, und ich brauche später noch was von ihm, also heißt es brav bleiben. Also lass etwas bummeln gehen. Was hat es eigentlich damit auf sich?“ Damit nickte sie zu einem kleinen Menschenauflauf vor einer Vitrine, die scheinbar ausgesprochen interessant war. „Oh!“, Perseus hatte seine Stimme wiedergefunden, „Das sind Hermesschuhe. Bevor unsere Vorfahren Besen genutzt haben, haben sie ihre Schuhe verzaubert. Und einige von denen funktionieren noch immer. Der Legende nach kam die Idee davon von Hermes, als der Perseus“, Cait musste leise kichern, hörte aber tatsächlich recht interessiert weiter zu, „…Perseus seine Schuhe gab, um Medusa zu erschlagen. Und Perseus kam dann mit der Idee zurück und hat sie verbreitet.“ So ging es eine Weile weiter. Caitlin fragte nach einem Museumsstück, das entweder interessant wirkte oder abgrundtief hässlich war und deswegen NATÜRLICH unglaublich interessant war und Perseus erzählte ihr den Hintergrund, oder übersetzte ihr die Schilder, wenn er selbst keine Ahnung von dem Teil hatte, wobei sie sich Stück für Stück weiter von ihren Eltern entfernten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)