Sumi - e von Chaosbande (Tuschebild) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Menma Pov: Ich kann mein Glück kaum fassen und dabei hatte ich die Hoffnung doch schon beinahe aufgegeben. Nichts was ich bezüglich Sai Sumi getan hatte, hatte mich ihm auch nur irgendwie näher gebracht. Mit seinem Handy scheint der Kerl wirklich auf dem Kriegsfuß zu stehen. In der Galerie verpassen wir uns auch dauernd - so ich mich da denn hin bequeme - und in den Club oder das Café in der Nähe vom Crystal Dragon ist er auch nicht gekommen. Und dann will ich ihn bei der Arbeit ganz ‘zufällig’ treffen und bekomme mit, wie er den Ausraster schlecht hin bekommt. Doch dieser hat diesen mysteriösen Schwarzäugigen nur noch interessanter gemacht in meinen Augen. Niemand, eingeschlossen mir selbst, versteht warum ich diesen Kerl so interessant finde. Was mich in seine Richtung zieht wie Licht die Motte anzieht. Ist es dieses leicht Weltfremde? Die Mischung aus Abweisung und doch unendlicher Freundlichkeit? Diese ganz besondere Aura die einen Vollblut Künstler ausmacht? Ich weiß es nicht und doch habe ich seit dem ersten Augenblick, in dem ich Sai in die Augen blickte, das Bedürfnis ihn kennenzulernen. RICHTIG kennenzulernen und nicht nur diese leicht verwirrte aber doch höflich distanzierte Maske. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen über Ino an Informationen über den Schwarzhaarige zu kommen. Was eine ziemlich nervenaufreibende und nicht gerade erfolgreiche Aktion gewesen war. Aber eigentlich kein Wunder, denn das Mädel badete sich noch immer im Trennungsschmerz als grausam Verlassene. In ihren Augen war sie das Opfer und Sai der Teufel in Person. Aber warum denke ich jetzt an dieses Weibsbild, wo ich doch endlich die Möglichkeit habe, Zeit zu zweit mit Sai zu verbringen? Vorsichtig blicke ich zu ihm herüber und mein Herz schlägt unwillkürlich schneller als mir bewusst wird, dass wir gleich in der Wohnung ankommen. Ankommen und alleine sind! Ganz alleine. Die kleine Lilahaarige ist laut Sai im Liebesurlaub. Automatisch spinnen sich in meinem Kopf Bilder zusammen, was alles passieren KÖNNTE. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und vielleicht … vielleicht ist ja wenigstens eine Fortsetzung unserer Knutscherei drin? Beide sind wir wohl tief in verschiedene Gedanken versunken und wollen doch nicht, dass unser Gespräch verebbt. So kommen die unterschiedlichsten Gesprächsthemen zustande, aber auch das scheint keinen von uns zu stören. Wenn ich Sais Verhalten richtig gedeutet habe, fühlt er die gleichen seltsamen Dinge und spürt die gleiche Verunsicherung wie ich. Manchmal wirkt er ja wie ein verschrecktes Reh, welches zum ersten Mal im Leben die Welt um sich herum bemerkt. Irgendwie ja … putzig. Und so ganz anders als mein werter Ex war. Tobi… allein der Gedanke daran schmeckt bitter und zieht wie eine Gewitterwolke durch meinen Kopf. Dieser manipulative, arrogante, selbstgefällige Bastard, welcher mich wie eine Marionette kontrolliert hatte. Als wenn irgendetwas mich vor diesen düsteren Gedanken schützen möchte, stolpere ich über einen meiner Schnürsenkel. Dabei merke ich auch, dass ich wohl so abgelenkt gewesen war, dass ich zurück gefallen bin. Schnell rufe ich den vor mir Laufenden, der wohl ebenso abgelenkt gewesen ist, denn er blickt sich irritiert blinzelnd um wo ich bin. Ein wenig umständlich wird das weitere Vorgehen besprochen und während Sai sich auf den Weg in Richtung Marys Wohnung macht, binde ich mir breit grinsend die Schuhe zu. Gerade sehe ich bestimmt wie das grenzdebile Glücksbärchen aus, wie mich Sasuke nur noch nennt sobald das Thema Sai aufkommt. Oder wahlweise auch Stalker im Liebesrausch, da ich mindestens einen der Jungs immer in diese Ecke der Stadt mitschlüre. Wie auffällig ist es denn sonst bitteschön? Unter spielerischen Sprüchen sind die Schuhe bald wieder fest verschnürt und so ergreife ich die Box mit unserem Essen und richte mich auf. Doch die Szene welche sich vor meinen Augen abspielt, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Sai, der Depp, steht mitten auf der Straße und erkennt die Gefahr nicht. Doch ich sehe sie. Ein Kleinbus rauscht im ungeheuren Tempo auf den Schwarzhaarigen zu und anstatt zu bremsen hupt er einmal kurz. Ich will ihn warnen. Von der Straße ziehen oder was weiß ich, aber ich kann nicht. Meine Beine sind wie versteinert. Die Füße festgeklebt und mein Mund vollkommen trocken. Panisch reiße ich die Augen auf, denn ich weiß, egal was ich nun tue - oder auch nicht - es ist zu spät. Ich bin zu weit weg und der Kleinbus zu schnell. Zu schnell und doch wie in Zeitlupe - wie in einem schlechten Actionfilm - sehe ich wie Sai mich ansieht und wohl mitbekommt dass ich ihn anstarre. Ein einzelnes, lautes und irgendwie verrückt klingendes “SAI!” löst sich aus meinem Mund, dann treffen das zu schnelle Fahrzeug und der im Weg stehende Sai aufeinander. Niemals … niemals wieder werde ich dieses Geräusch vergessen. Oder sollte ich GeräuschE sagen? Wenn ein Mensch von einem großen Fahrzeug niedergemetzelt wird - dieser Knall. Dann der nächste geradezu ohrenbetäubende Knall: Wenn der Körper auf der Erde aufschlägt. Knochen die unter all dem Druck brechen und Übelkeit bei mir aufkommen lässt. Das Quietschen der Reifen ist in diesem Orchester genauso nur Hintergrundmelodie, wie das panische Schreien der Augenzeugen. Und ich? Ich stehe hier immer noch wie versteinert und frage mich allen ernstes, ob das nun ein schlechter Scherz des Universums ist. Es ist das hohe Weinen eines Kindes, welches mich aus der der Schock bedingten Apathie holt und mit einem erneuten lauten “SAI” zu diesem stürmen und mich neben ihm auf die Knie gehen lässt. “Sai, hey Sai. Komm schon wach auf! Verdammt … bitte … komm schon. Bitte, tu mir das nicht an!”, flehe ich unter mühsam unterdrückten Tränen. Wenn ich ihn anschreie und schüttel, wacht er bestimmt auf, oder? Der Logik nach ja, flüstert mir die Verzweiflung zu und so ergreife ich seine Schultern. “MENMA! FINGER WEG VERDAMMT! Hallo? Tsunade hier. Wir haben hier Ecke Hokagesstraße - Leafroad einen nulldreiunddreißig mit mindestens einem Verletzten. Schick Polizei und Rettungswagen raus.” Stark zusammenzuckend ziehe ich die Hände zurück und kann nicht anders, als erleichtert auszuatmen. Hilfe. Kompetente Hilfe. Tsunade hat gerade wirklich etwas von einem Engel, so wie sie alles regelt. Denn ich bin dazu schlicht nicht in der Lage in diesem Moment. Mehr als versteinert auf Sai zu blicken und ihm sanft über das Blut gezeichnete Gesicht zu streichen, kann ich nicht tun. Dies hier, ist NICHT wahr! Lüge, Albtraum und/oder eine schlichte Halluzinationen meines verrückten Unterbewusstseins. Ich kann meine Augen nicht von ihm lösen. Was wenn ich dann auch nur die allerkleinste Regung oder das schwächste Zucken verpasse? „Erde an Menma! Er lebt und jetzt hilf mir gefälligst damit es auch so bleibt, du Bengel!” Und so werde ich auf die typisch bestimmte - und auf ihre ganz eigene Variante - ‘Tsunade-Art’ in die blutige, makabere, Realität gezehrt. Würde mich irgendjemand fragen, ‘Was’ und ‘Wie’ ich die letzten Sekunden, Minuten und Stunden - oder sind es Tage? - getan habe, ich könnte es nichts sagen. Genauso wenig könnte ich irgendeine andere ‘W-Frage’ beantworten. Alles was ich weiß, ist, dass die Zeit verzehrt wurde und ich irgendwie hier ins Krankenhaus gekommen bin. Bin ich mit im Krankenwagen gefahren? Gelaufen? Habe ich den Bus genommen oder wie? Egal! Ich bin hier im Wartebereich vor dem Operationstrakt und warte auf Neuigkeiten. Am Anfang lief ich auf und ab, sprang jede Person die durch die automatische Tür trat gerade zu an und fragte nach Informationen. Jetzt allerdings, sitze ich nur noch hier, das Gesicht in den Händen vergraben und einen inzwischen kalten Kaffee vor mir auf dem niedrigen Glastisch. Es ist alles meine Schuld! Ja so ist es, denn ich habe ihn abgelenkt. Habe rumgealbert, sodass er länger als normal auf der Straße war. Ach was, der Fehler fing schon da an, als ich realisierte dass ich was von dem Sumi will und ihn dann heute - welchen Tag haben wir? - um dieses verkackte Date gebeten habe! Warum habe ich es nicht einfach sein lassen? Ihn einfach in Ruhe gelassen? Neeeein, Menma Uzumaki mutiert zum Stalker und bringt dabei Leute um. Wenn ich könnte, würde ich zu Zeit zurückdrehen zu dem Zeitpunkt, als Guren an meinen Vater herantrat um mich für die Ausstellung zu gewinnen! Denn dann würde ich Sai niemals begegnen und dann … “VERDAMMT, VERDAMMT, VERDAMMT!”, schreie ich durch die gespenstig leeren Flure. Scheiß drauf, ob ich irgendwen störe. Es ist mir sowas von egal ob ich irgendeinen scheintoten Opi oder den Nachtdrachen verärgere. Schuld. Schuld Schuld. Immer wieder halt dieses Wort in mir wieder, legt sich wie eine Decke um mich und nimmt mir die Luft zum Atmen. Bei allen Fadenknoten, diese Unwissenheit macht mich bekloppt! Wenn ich einfach in den OP-Trakt stürme und Sai suche … dann kann ich mich quasi gleich danebenlegen, sollte Tsunade mich erwischen. Und das wird sie, denn sie ist direkt aus dem Krankenwagen mit in den OP gehuscht. Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein. Wir sind mit im Krankenwagen und unter lautem Tatütata in Richtung Krankenhaus gerauscht. Jetzt wo mir dies wieder eingefallen ist, erinnere ich mich auch an dieses grausame Geräusch, als das EKG eine Nulllinie verkündete. Dieses hohe alarmierende Piepsen, welches Panik und Hektik auslöst. Ein Geräusch, welches ich wohl nicht so schnell vergessen werde und mein eigenes Herz an den Rand der Katastrophe brachte. Was mich Sai anschreien ließ, jetzt keinen Scheiß zu machen. Und mir eine Ohrfeige von Tsunade einbrachte. Erschöpft lehne ich mich zurück und gegen meinen Willen perlen salzige Tränen meine Wangen hinab. Mit geschlossenen Augen lausche ich. Schuld. Piiiiiiep. Schuld. Piiiiiiep. Schuld. Piiiiiiep. Seufzend erhebe ich mich, ziehe das Handy aus der Hosentasche und blicke irritiert auf die geradezu grell leuchtende Uhrzeit. Es ist bereits kurz vor Mitternacht, was zur Hölle treiben die? Muss ich eigentlich irgendwem Bescheid geben? Hat Sai Familie? Aber wie komme ich an diese Kontaktdaten? Ein lila Haarschopf taucht in meinen Gedanken auf. Mary! Warum habe ich daran nicht sofort gedacht? Meinen Bruder, Sasuke oder sonst irgendwen möchte ich nicht um mich haben, aber die kleine Holzkünstlerin … sie wird meine Sorgen verstehen. Ich weiß zwar nicht, wie die Verbindung zwischen den Beiden genau ist, aber ich weiß dass Sai Mary sehr wichtig ist. Ihr Kommentar, dass sie mir den Arsch aufreißt wenn ich dem Sumi weh tue, war es schließlich der mich genauer über den Tuschekünstler nachdenken ließ. Nun, jetzt hat sie wohl einen Grund sauer auf mich zu sein. Schnell suche ich die Nachtschwester, trichtere ihr ein mir sofort Bescheid zu geben wenn es Neuigkeiten über Sai gibt und flüchte geradezu aus dem stickigen, nach Desinfektionsmittel stinkendem Gebäude. Gierig sauge ich die frische Luft ein und blicke in den geradezu verspottenden sternenklaren Himmel. Die Welt hört nicht auf sich zu drehen, nur weil es uns so vorkommt oder wir es wollen. “Ok Menma ... du schaffst das”, baue ich mich selbst auf, während ich Marys Nummer anwähle und dem Tuten lausche. So sehr ich auch auf Geschrei verzichten könnte, so kann und will ich doch einfach nicht mehr alleine mit dieser Angst und Unwissenheit sein. “Ähm … Menma, hey. Warum rufst du mich an und woher hast du meine Nummer?” Das erste Schmunzeln seit gefühlten Jahren huscht über meine Lippen bei Marys direkten Art. Doch dies verschwindet genauso schnell wie es auftrit. Tief einatmend suche ich allen Mut und alle Kraft zusammen, die sich noch irgendwo in meinem überforderten Körper befinden. “Mary … ich … ich muss dir was sagen. Es … es geht um Sai.” Einen kurzen Moment schweigt meine Gesprächspartnerin, ehe sie mühsam herauspresst: “Menma, was, bei allen Holzwürmern, ist passiert?” Und so erzähle ich ihr was war, ist und was ich nicht weiß. Es ist wirr und die Kleine muss öfters nachfragen. Die wieder fließenden Tränen machen das Ganze auch nicht verständlicher. “Mary … kannst du herkommen?” “Ja! Was meinst du was ich nebenbei mache? Ich bin hier am Koffer packen oder meinst du ich bleibe lustig im Urlaub, während mein Bruder um sein Leben kämpft? Idiot! Ich wecke Yamato und dann sind wir in … keine Ahnung, drei Stunden da.” “Danke …”, flüstere ich nur erleichtert, was Mary zum Schnauben bringt. “Menma, hier bist du!” Es ist Tsunades Stimme, welche mich aus dem Gespräch reißt. “Beweg deinen knochigen Arsch, dein Stecher erwartet dich!” Und schon rauscht die blonde Frau wieder in das Krankhaus. “Mary, er ist wach! Ich … äh … also.” “Jetzt sieh schon zu, dass du zu ihm kommst und sag ihm ich bin auf dem Weg. Los, lass ihn nicht so lange alleine, er hat bestimmt Angst.” Zack, kaum ist dies gesagt - oder eher befohlen - zeigt das Tuten auch schon an, das Mary einfach aufgelegt hat. Erleichtert auflachend stopfe ich mein Handy in die Hosentasche und renne so schnell mich meine Beine tragen zurück ins Krankenhaus. Jetzt wird alles gut, bestimmt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)