Bitte recht freundlich! von Jaywalker (10 Lektionen der Freundlichkeit sind lediglich 10 Schritte bis zur Liebe) ================================================================================ Kapitel 1: Lektion 1: Bitte lächeln ----------------------------------- Lächeln hebt die Laune... auch die des griesgrämigsten Alphas... Und ein gutgelaunter Alpha bedeutet ein gutgelauntes Rudel! ... Meistens jedenfalls... ~*~          ~*~          ~*~ Stiles stand nun schon seit geschlagenen zehn Minuten vor der schweren Metalltüre von Dereks Loft und kam sich dabei irgendwie verdammt fehl am Platz vor... Es war nicht so, dass er nicht schon etliche Male hier gewesen wäre, aber irgendwie war es dieses Mal anders. Zum einen war das hier kein offizielles Wie-erledigen-wir-das-Monster-der-Woche-Treffen, und zum anderen konnte er sich nicht daran erinnern, jemals alleine hier gewesen zu sein. Sonst war Scott immer wie ein Schatten an seiner Seite, jedoch hatte er seinen besten Freund heute einmal bewusst nicht als Unterstützung mit dabei. Vielleicht war auch das der Grund, weshalb Stiles Herz ihm gerade bis zum Halse schlug und er sich einfach nicht dazu durchringen konnte endlich anzuklopfen. Mit einem genervten Stöhnen raufte sich Stiles die Haare und tigerte einmal vor der Türe auf und ab. Okay... Tief durchatmen! Reiß dich jetzt einfach zusammen, verdammt nochmal... Das konnte doch nicht so schwer sein! Er benahm sich ja fast so, als hätte er gleich höchstpersönlich eine Audienz bei dem Präsidenten der Vereinigten Staaten... Tss... Dabei war das doch nur Derek Hale... und die Betonung lag hier bei NUR Derek FUCKING Hale! Der große... manchmal ziemlich angriffslustige... wohlgemerkt sehr muskelbepackte Alpha... der ihm innerhalb von einer Sekunde den Kopf abreißen könnte, wenn er wollte. Pah... Was war schon dabei? Stiles atmete zittrig aus und blieb schließlich wieder vor der Metalltüre stehen, wobei er sie argwöhnisch anstarrte, ganz so als befürchtete er, dass sie jeden Moment lebendig werden und ihn anfallen würde. Okay... Alles gar kein Problem! Er würde da jetzt ganz cool rein marschieren und Derek die erste Lektion in Freundlichkeit erteilen, sodass diesem Grumpywolf Hören und Sehen verging! Jawohl! Noch bevor Stiles seinen grandiosen Plan jedoch in die Tat umsetzen konnte, wurde die Türe plötzlich mit einem Ruck aufgerissen und zur Seite geschoben. Die Hand, die Stiles schon zur Faust geballt hatte, kollidierte dadurch leider nicht mit dem harten Metall, sondern prallte stattdessen gegen einen breiten Oberkörper. Erschrocken weiteten sich Stiles Augen und er wich einen Schritt zurück, wobei er beinahe über seine eigenen Füße gestolpert wäre. „Woah!“ Mit den Armen wild rudernd schaffte es der junge Mann gerade noch sein Gleichgewicht wieder zu finden und aufrecht stehen zu bleiben, so dass er in das genervte Gesicht eines nur allzu bekannten Werwolfs blicken konnte. „Meine Fresse... Hast du keine andere Türe gefunden, vor der du dein Unwesen treiben kannst, Stilinski? Dein lauter Herzschlag geht mir echt gewaltig auf die Nerven...“ Augenblicklich plusterte Stiles seine Backen auf, wie ein beleidigter Hamster, während er den größeren Werwolf mit einem Todesblick bedachte. „Ha! Ha! Sehr witzig... Ich freu mich auch dich zu sehen, Lahey!“ Verdammt... Da hätte er sich selber einiges an Aufregung ersparen können! Wie hatte Stiles nur vergessen können, dass Derek gar nicht alleine in dem großen Loft wohnte? Wie dämlich war er eigentlich?! Natürlich war die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Isaac – aka Mr. Hinterhältiges-Babyface – hier sein würde, was bedeutete, dass Stiles gar nicht mit dem großen, bösen Alpha alleine sein musste... Komischerweise blieb die Erleichterung über diese Feststellung aus, stattdessen war Stiles fast ein wenig enttäuscht darüber... aber nur FAST! Isaac machte in der Zwischenzeit nicht einmal die geringsten Anstalten den kleineren Mann herein zu bitten. Im Gegenteil... Er hatte sich vor Stiles aufgebaut wie ein Türsteher, der gerade ein potentielles Opfer gefunden hatte, um einmal ordentlich zu zeigen, was seine Aufgabe war. Nämlich möglichen Unruhestiftern den Eintritt zu verwehren. Und wenn jemand in seinen Augen ein Unruhestifter war... dann ja wohl Stiles Stilinski! „Was willst du hier?“, fragte Isaac schließlich misstrauisch, wobei er seinen Arm am Türrahmen abstützte und somit den Weg für unerwünschte Eindringlinge versperren wollte. „Mann... mach dir mal nicht ins Hemd! Ich bin nicht deinetwegen hier!“ Stiles verdrehte nur die Augen und duckte sich dreist unter Isaacs Arm hindurch, wobei er nicht widerstehen konnte den Größeren kurz in die Seite zu rempeln... vollkommen unbeabsichtigt natürlich. Der Werwolf ließ sich davon leider weniger beeindrucken. Mit einem leisen Knurren packte er sich den Kragen von Stiles T-Shirt und sorgte so dafür, dass Stiles mit einem Ruck zum Stehen kam. „Woah... Halt! Nicht so schnell!“ Der dünne Stoff von dem Shirt dehnte sich unnatürlich und eine der Nähte gab ein eindeutiges, reißendes Geräusch von sich, als Isaac kräftig daran zog um den Älteren wieder einen Schritt in Richtung Türe zu bugsieren. „Wenn du Scott suchst, der ist nicht hier... also... Zieh Leine!“ Stiles gab ein protestierendes Schnauben von sich, während er versuchte sich aus den Fängen des Werwolfs zu befreien. „Ich suche nicht nach Scott... und selbst wenn... dann würde ich bestimmt nicht hier suchen...“ Nun machte sich doch so etwas wie Neugierde auf Isaacs Gesicht breit und er lockerte unbewusst seinen Griff soweit, dass Stiles sich endlich wieder losreißen konnte. „Okay... wenn du nicht wegen mir hier bist und auch nicht wegen Scott, dann...“ Isaac ließ den Satz unvollendet. Stattdessen musterte er Stiles einmal von oben bis unten, so als müsste er sich nochmal davon überzeugen, dass er nicht gerade eine Halluzination vor sich stehen hatte. Stiles konnte nur entnervt sein Gesicht verziehen. Er hatte echt genug von diesen Spielchen, weshalb er auch gar nicht mehr weiter auf Isaac einging, sondern nur noch ungeduldig die einzig entscheidende Frage stellte. „Ist unser ach so großer, allmächtiger Alpha da?“ Isaacs Augenbrauen wanderten ungläubig ein Stück nach oben und er öffnete ein paar Mal den Mund, ohne dass er jedoch mit der Sprache herausrückte. Wenn die Situation eine andere gewesen wäre, dann hätte Stiles sich über diesen Anblick durchaus amüsieren können... Heute war ihm jedoch nicht wirklich nach Lachen zumute. Er war viel zu angespannt, unruhig und nervös... so als hätte er vergessen seine tägliche Dosis Adderall einzunehmen. Verdammt... Er wollte einfach nur diese erste Lektion hinter sich bringen... und dazu brauchte er nun einmal den grummeligen Alphawerwolf. „Du... willst echt zu Derek?!“ Irgendwie machte es Stiles fast ein wenig wütend, dass Isaac so fassungslos klang. Was war denn nur so abwegig daran, dass er Derek besuchen wollte? Andererseits... wenn er so darüber nachdachte... ganz so abwegig war es dann wohl doch nicht. Immerhin stand das Verhältnis zwischen ihm und dem Alpha nicht gerade unter einem guten Stern. Wenn Derek ihn nicht gerade wütend gegen irgendwelche Wände, Türen, Lenkräder oder Bäume schleuderte, dann führten sie entweder hitzige Diskussionen – die Stiles wohlgemerkt nicht nur auf eine Art und Weise hitzig fand... Wortgefechte machte ihn einfach an, okay? – oder aber Stiles missachtete mal wieder einen von Dereks Alphabefehlen... Dass er also freiwillig die Nähe des Älteren suchte war dann wohl doch zumindest für Isaac etwas abwegig. Trotzdem fühlte sich Stiles irgendwie auf den Schlips getreten, weshalb er auch ein beleidigtes Schnauben von sich gab. „Ja... hast du was dagegen?“ Isaac schüttelte lediglich den Kopf, wobei man in seinem Gesicht immer noch eine Mischung aus Neugierde und Verblüffung ablesen konnte. Stiles marschierte unterdessen zielsicher auf die große Ledercouch zu, die seitlich zu der Wendeltreppe, die in das obere Stockwerk führte, stand. Er ließ sich nach hinten in die Polster fallen, wobei das aufgeschlagene Buch, das neben ihm lag mit einem dumpfen Geräusch auf dem Betonboden aufschlug. So wie das aussah, hatte Isaac vorhin versucht etwas zu lesen und sich von Stiles Herzschlag gestört  gefühlt... Pah... Selbst Schuld... Was mussten diese verdammten Werwölfe auch so gut ausgeprägte Sinne haben? Mit einem Murren hob Isaac das Buch wieder auf und deutete Stiles an ein wenig zur Seite zu rutschen, so dass er sich neben den Älteren setzen konnte. „Derek ist nicht da... aber du darfst natürlich gerne hier warten... Ich freue mich doch immer über deine Gesellschaft.“ Der Sarkasmus war nur allzu deutlich aus Isaacs Stimme herauszuhören, wobei Stiles hätte schwören können, dass auch ein Funken Ehrlichkeit in dieser Aussage mitgeschwungen hatte. Jedoch überging er das einfach. Stattdessen knetete er unruhig seine Hände in seinem Schoß, bis er sich schließlich weiter zurück in die Polster lehnte und mit seinem rechten Bein ungeduldig auf und ab wippte. Isaac verdrehte daraufhin nur die Augen und es dauerte nicht lange, bis er sein Buch mit einem lauten Schnappen genervt wieder zuknallte. „Okay... jetzt im Ernst... was willst du von Derek?“ Stiles machte sich noch nicht einmal die Mühe den Werwolf anzusehen, vielmehr fixierte er einzig und alleine die Metalltüre. „Geht dich nichts an!“ Grummelnd lehnte sich Isaac ein Stück nach vorne, so dass er sich genau vor das Blickfeld des Kleineren schieben konnte. „Na gut... mich wundert es nur, dass du hier in einem Stück auftauchst... Ich hatte ja fest damit gerechnet, dass Derek dir nach dieser letzten Trainings-Session endgültig den Kopf abgerissen hat... war wohl leider nichts...“ Das Grinsen auf Isaacs Lippen wollte einfach nicht zu dem Gesagten passen. Wie schaffte es dieser Kerl nur wie ein unschuldiger, harmloser Welpe auszusehen, obwohl er doch eigentlich ein großer Mistkerl war? Das lag bestimmt an seinem doofen, lockigen Wuschelkopf und an den strahlenden Augen und an diesem bescheuerten Babyface! „Tut mir ja echt leid... aber den Wunsch kann ich dir nicht erfüllen, Lahey.“ „Hmm... du meinst wohl, dass Derek mir den Wunsch leider nicht erfüllt hat... also... wenn er dir nicht den Kopf abgerissen hat... was hat er denn dann mit dir angestellt?“ Das Grinsen wurde eine Spur vorfreudiger... Natürlich war Isaac erpicht darauf zu hören, wie sein Alpha diesem Volltrottel Stilinski ordentlich die Leviten gelesen hatte. Wenn das keine Demütigung war, dann wusste er auch nicht... Er konnte ja nicht ahnen, dass diese stichelnde Unterhaltung einen ganz anderen Effekt erzielte, als beabsichtigt. Stiles musste einmal trocken schlucken, da er das Gefühl, dass sich seine Kehle zusammenschnürte. Alleine die Erinnerung an Dereks nackten Körper, wie er selbstbewusst fast schon wie ein griechischer Gott in der Lichtung gestanden hatte... Wie er Stiles plötzlich so nah gekommen war... Wie er ihn gegen den Baum gepresst hatte... An dieses Versprechen, dass er dafür sorgen wollte, dass Stiles seine Unschuld verlieren würde... Okay... NEIN! AUS! PFUI! Vielleicht legte sich Stiles die Ereignisse doch etwas anders aus, als sie eigentlich gewesen waren... Er konnte spüren, wie sein Gesicht anfing zu glühen, da ihm das Blut in die Wangen und auch in tiefere Körperregionen schoss, weshalb er sich ein wenig aufrechter hinsetzte und die Oberschenkel fest zusammenpresste. Diese Reaktion sorgte auch dafür, dass Isaacs dämliches Grinsen von seinem Gesicht gewischt wurde und er stattdessen den Kopf schief legte. Die Nase des Werwolfs kräuselte sich ein wenig, so als konnte er etwas wittern, das er noch nicht ganz zuordnen konnte... Stiles brabbelte unterdessen vor sich hin und versuchte verzweifelt alles um Isaacs Aufmerksamkeit auf andere Dinge als auf seine aufkommende Erregung zu lenken. „Pah... was erwartest du? Gar nichts hat er mit mir angestellt... der ach so große, böse Alpha... ich sag nur... Hunde, die bellen, beißen nicht... hahaha... als ob er wirklich-“ Das laute Geräusch der zufallenden Metalltüre sorgte dafür, dass Stiles seinen Satz mit einem lauten, unmännlichen Schrei beendete und verschreckt zusammenzuckte. Und da war es wieder... Das breite, fiese Grinsen von Isaac, der Stiles musterte als hätte er ihm gerade verkündet, dass Weihnachten dieses Jahr vorverlegt worden war. Schließlich wandte sich der Lockenkopf um und warf einen Blick über seine Schulter in Richtung Eingangstüre, wo ein gewisser großer, böser Alpha plötzlich aufgetaucht war und alles andere als begeistert aussah. „Hey Derek...“ Isaac machte mit seinem Gesichtsausdruck regelrecht der Grinsekatze Konkurrenz, als er dem älteren Werwolf lässig zuwinkte. Stiles hingegen rutschte tiefer in die Polster der Ledercouch und betete inständig, dass sie ihn doch bitte auf der Stelle verschlucken sollten. Leider wurde dieses Gebet nicht erhört. Er blieb weiterhin wie auf dem Präsentierteller neben Isaac sitzen und musste hilflos mitansehen, wie der Alphawerwolf die Treppenstufen, die in das Loft führten, herunterkam und direkt auf sie zusteuerte. Stiles versuchte den üblichen Grumpycat-Gesichtsausdruck zu ignorieren, genauso wie die Tatsache, dass sie nicht einmal eine Begrüßung von dem Älteren zu hören bekamen. Stattdessen knallte Derek die beiden prallgefüllten Einkaufstüten, die er bei sich trug, auf den Wohnzimmertisch, wobei er Stiles keine Sekunde aus den Augen ließ. Die Stille, die daraufhin in dem Loft entstand, war fast schon erdrückend und erst Isaacs gekünsteltes Räuspern bereitete ihr ein Ende. „Ähm... trifft sich ja echt gut, dass du wieder da bist Derek, weil... wie du unschwer erkennen kannst, hast du Besuch... Stiles hat schon ganz sehnsüchtig auf dich gewartet!“ Stiles entgleisten alle Gesichtszüge, während Isaac ihm auf die Schulter klopfte und sich von der Couch erhob. „Ich will euch nur ungern stören, deswegen nehme ich das hier mit!“ Und schon hatte sich der junge Werwolf die beiden Einkaufstüten gekrallt und marschierte mit einem „Viel Spaß euch beiden!“ die Wendeltreppe nach oben in Richtung Küche. Stiles konnte diesem Mistkerl nur mit offenem Mund hinterher glotzen. Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? Wieso ließen ihn diese verdammten Betawölfe immer alleine mit ihrem brodelnden Alpha? Stand etwa 'Kauknochen für Derek' auf seiner Stirn? Schließlich wandte sich Stiles vorsichtig wieder dem besagten, brodelnden Alpha zu, der ihn auch tatsächlich immer noch mit diesem komischen Blick anstarrte. „Ähm... hi?“ Die Stimme des jungen Mannes schwankte unsicher, während er seine Hand hob und leicht mit den Fingern wackelte. Die einzige Reaktion, die er dafür erhielt, waren buschige Augenbrauen, die aussagekräftig nach oben gezogen wurden. „Du... ähm... du gehst einkaufen?“ Stiles hätte sich für diese dümmliche Aussage am liebsten selbst die Kehle raus gerissen und dem Alpha die Arbeit somit erspart... Andererseits... Alleine der Gedanke daran, dass Derek Hale – Mr. Grumpywolf höchstpersönlich – einen Einkaufswagen vor sich her schob, durch die Gänge schlenderte und Toilettenpapier einkaufte war so dermaßen absurd, dass es durchaus eine berechtigte Frage war. „Dürfen große, böse Alphas denn nicht einkaufen gehen?“, murrte der dunkelhaarige Werwolf ihn auch sofort an. Stiles zuckte lediglich mit den Schultern. „Naja... ich dachte irgendwie immer, dass ihr geborenen Werwölfe einen... natürlicheren Supermarkt bevorzugt? Den Wald unsicher machen... hier ein Kaninchen verputzen... da ein Reh anknabbern... sowas in der Art?“ Derek gab ihm darauf nicht einmal eine Antwort, sondern griff sich nur genervt ins Gesicht und rieb sich einmal über die Stirn. „Stiles... was zum Teufel willst du hier?“ What the fuck?! Nun war es an Stiles endlich auch einmal die Sprache der Augenbrauen einzusetzen... Mit einem gekränkten Schnauben zog er sie nämlich so weit zusammen, dass sich eine steile Falte zwischen ihnen bildete. „Na was wohl... ich bin hier für deine erste Lektion!“ Für einen kurzen Augenblick blitzte so etwas wie Erstaunen in den graugrünen Augen des Älteren auf, bevor sich Derek wieder unter Krontrolle hatte. „Du willst mir jetzt nicht sagen, dass diese komische Wette dein Ernst war...“ „Sehe ich etwa so aus, als würde ich über so etwas Witze machen? Das war mein voller Ernst!“ Stiles verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und setzte sich ein wenig aufrechter hin. „Also was ist nun? Bereit für Lektion Nummer Eins?“ Derek zögerte mit einer Antwort, was der jüngere Mann auch sofort als Angriffspunkt ausnutzte. „Oder hat der große, böse Alpha etwa Angst vor ein bisschen Freundlichkeit?“, provozierte er den Werwolf, was ihm auch sofort ein wütendes Knurren einbrachte. Dereks Zähne blitzten gefährlich auf, während er einen Schritt auf die Couch zumachte, jedoch ließ sich Stiles davon nicht aus der Ruhe bringen. Obwohl sein Körper am liebsten dem Fluchtinstinkt Folge geleistet hätte, zwang er sich eisern dazu sitzen zu bleiben. „Siehst du... und da wären wir auch schon bei unserer ersten Lektion!“ Stiles deutete mit seinem Zeigefinger auf Dereks Gesicht. „Weißt du eigentlich, dass es abgesehen von Aggression und Wut auch noch einen anderen Grund gibt, deine hübschen Beißerchen zu zeigen?“ Derek war so überrumpelt, dass er mitten in der Bewegung inne hielt und den Jüngeren mit offenem Mund anstarrte. „Schon mal was von Lächeln gehört, mein Großer?“ Stiles legte jeweils einen Zeigefinger auf seine eigenen Wangen und verzog seine Lippen zu einem übertriebenen Grinsen. „Das wirkt wahre Wunder! Dein Freundlichkeitsfaktor steigt dadurch mindestens um 30% und weißt du was das Beste ist?“ Derek starrte ihn nur weiter an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank, was Stiles jedoch gekonnt ignorierte und ungerührt fortfuhr. „Lächeln hebt auch noch die Laune! Und das ist bei deiner ständigen Miesepetrigkeit auch echt von Nöten...“ „Sag mal... willst du mich verarschen?“ Dereks Augen blitzten blutrot auf und wenn er gerade in seiner Wolfsform gewesen wäre, dann hätte sich bestimmt auch sein Fell gesträubt. „Nein... ich will dir helfen... und nebenbei gewinne ich auch noch meine Wette! Also... versuchst du es wenigstens einmal?“ Stiles rechnete nicht damit, dass der Werwolf wirklich mit ihm kooperieren würde. Wahrscheinlich würde noch nicht einmal der allerbeste Hundeblick – den er wohlgemerkt von Scott gelernt hatte – etwas bewirken können, aber trotzdem... einen Versuch war es Wert! Er blinzelte ein paar mal mit seinen honigfarbenen Augen. „Komm schon... es ist echt nicht schwer!“ Als ob er seine Worte bestätigen wollte, verzog Stiles seine Lippen erneut zu einem strahlenden Lächeln, wobei er Derek mit einem erwartungsvollen Blick bedachte. Jedoch wurde er enttäuscht... Zwar zuckten kurz die Mundwinkel des Werwolfs, aber Stiles hatte die Vermutung, dass er eher seine Zähne fletschen wollte, als ihm wirklich ein Lächeln zu schenken. „Kannst du überhaupt lächeln?“, fragte er deswegen ernüchtert, da er so langsam die Vermutung hatte, dass dem Werwolf einfach die gewissen Gesichtsmuskeln für jegliche Freundlichkeit fehlten... „Natürlich!“, murrte Derek ihn auch gleich an, wobei das unausgesprochene 'Vollidiot' klar und deutlich in seiner Stimme mitschwang. „Pah... das glaube ich erst, wenn ich es live und in Farbe gesehen hab!“ Das schien genau die Aufforderung gewesen zu sein, die Derek dazu brachte mit einem entschlossenen Schnauben näher zu kommen und genau vor Stiles stehen zu bleiben. Der Jüngere musste seinen Kopf in den Nacken legen, da er immer noch auf der Couch saß und Derek ihn somit um ein ganzes Stück überragte. Jedoch stützte sich der Werwolf mit seinen Händen rechts und links neben Stiles Oberkörper auf die Polster auf und lehnte sich so weit nach unten, dass sie wieder auf gleicher Augenhöhe waren. Stiles fühlte sich sofort eingepfercht. Derek war ihm so nah, dass er den warmen Atem des Älteren auf seinen eigenen Wangen spüren konnte, und er jedes Barthaar einzeln hätte zählen können. Er wusste nicht, ob er lieber zurückweichen sollte, um wieder ein wenig Abstand zwischen sie zu bringen, oder ob er sich nicht doch lieber weiter nach vorne lehnen sollte, um auch die letzten Zentimeter, die sie noch voneinander trennten zu überbrücken. Schlussendlich entschied er sich für keines von beidem... sondern blieb einfach wie erstarrt sitzen. Den Atem anhaltend, beobachtete er, wie sich auf Dereks Lippen langsam aber sicher ein erstes Lächeln ausbreitete. Stiles musste bei dem Anblick einmal trocken schlucken. Das war so verdammt anderes, als dieses fiese Grinsen, oder dieses gefährliche Zähne zeigen, was der Alphawerwolf sonst immer an den Tag legte. Es war ehrlicher, natürlicher... anfangs vielleicht ein wenig schüchtern, aber schließlich so umwerfend, dass Stiles ganz froh war, dass er schon saß, sonst hätte es ihm wahrscheinlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Scheiße... Wie schaffte es dieser verdammte Mistkerl nur, durch ein einziges Lächeln diesen Funken an Zuneigung, den Stiles eh schon für ihn empfand, so sehr zu entfachen, dass er zu einem regelrechten Feuer in seinem Inneren aufloderte. Unbewusst hatte Stiles eine Hand angehoben und war kurz davor mit seinen Fingern die Lippen des Älteren zu berühren – einfach nur um sich davon zu überzeugen, dass das gerade reell war – als Dereks Stimme ihn plötzlich aus seinem Bann riss. „Zufrieden?“ Schnell zog Stiles seine Hand wieder zurück, jedoch war sein Mund mal wieder schneller als gut für ihn war. „J.... ja... du solltest öfter Lächeln! Du siehst wirklich-“ Gerade noch rechtzeitig fing der Gehirn-zu-Mund-Filter wieder an zu arbeiten und Stiles kam ins Stocken, bevor er seinen Satz mit einem „...freundlicher aus!“ beendete. „Dann scheint deine erste Lektion ja erfolgreich gewesen zu sein!“ Derek lehnte sich ein ganz kleines Stück weiter nach vorne, was dafür sorgte, dass Stiles unbewusst zurückweichen wollte. Der Ältere hielt ihn jedoch erfolgreich davon ab, indem er eine Hand in seinen Nacken schob und ihn mit einem eisernen Griff festhielt. „Du weißt doch noch, was unser Deal war, oder? Für jede Lektion, die du mir in Freundlichkeit gibst...“ Stiles konnte nur kurz mit dem Kopf nicken. Zu mehr war er wirklich nicht mehr imstande, vor allem als sich Derek noch ein Stück weiter nach vorne lehnte und sich ihre Lippen fast schon berührten. Woah... WOAH! Stiles stand wirklich kurz vor einem Herzinfarkt. Er hatte die Augen fest zusammengekniffen und versuchte so ruhig wie möglich weiter zu atmen... und das obwohl er hier wahrscheinlich gleich von einem verdammten Alphawerwolf... aka Derek Hale höchstpersönlich... geküsst wurde...?! Jedoch... Stiles wartete vergeblich... Er riss seine Augen erschrocken wieder auf, als Derek plötzlich von ihm abließ und sich wieder aufrichtete, fast so als hätte er sich an dem Jüngeren verbrannt. Von dem Lächeln, das Stiles gerade noch so umgehauen hatte, fehlte jede Spur, stattdessen war der Blick des Werwolfs starr auf die Wendeltreppe gerichtet. Keine Sekunde später konnte auch Stiles die ersten Schritte auf den Metallstufen hören, weshalb er sich so weit umwandte, dass er über die Rückenlehne des Ledersofas hinwegblicken konnte. „Störe ich...?“ Isaac war unsicher auf der untersten Stufe stehen geblieben, wobei sein Blick immer wieder zwischen Derek und Stiles hin und her huschte. Es hatte sich nicht vermeiden lassen, dass er hier und da einige Wortfetzen von dem Gespräch der beiden Älteren mitangehört hatte... So ein Werwolfsgehör ließ sich nun mal schlecht ausschalten und zugegeben... Er war auch einfach zu neugierig gewesen, um NICHT zuzuhören. Leider war er nicht sonderlich schlau aus dem Gehörten geworden, weshalb er nun den direkten Weg gewählt hatte, in der Hoffnung mehr über diese komische... Wette, oder was auch immer... zu erfahren. Derek schien jedoch nicht sonderlich begeistert darüber zu sein, da er ein grimmiges „Stiles wollte eh gerade gehen!“ von sich gab Die Worte des Alphas ließen keinen Platz für irgendwelche Einwände, weshalb sich Stiles auch mit einem Ruck von der Ledercouch erhob. Manchmal wusste sogar er, wann es Zeit für einen Rückzug ohne Widerrede war. Derek schenkte ihm nicht einmal einen letzten Blick zum Abschied, was ihm zugegeben einen kleinen Stich ins Herz versetzte. Und obwohl er Isaac gerade eben noch für diese unpassende Störung verflucht hatte, so sollte er ihm vielleicht doch lieber dankbar sein... Es konnte einfach nicht gut sein, Derek Hale so nah an sich heran zu lassen... oder? Stiles setzte gerade den ersten Fuß auf die Treppenstufen, die zu der Eingangstüre hinauf führten, als er plötzlich noch einmal zurück gehalten wurde. „Stiles...“ Der übliche genervte Ton, mit dem Derek sonst immer seinen Namen aussprach, fehlte komplett, weshalb sich der junge Mann auch überrascht wieder umdrehte. „Ich bin gespannt auf die nächste Lektion!“ ... What... the... FUCK?! War das gerade wirklich ein 'Okay' für eine weitere Lektion? Und dann bedachte Derek ihn auch noch mit diesem verdammten, strahlenden Lächeln, das dafür sorgte, dass er einfach nur atemberaubend aussah?! Holy SHIT! „O... Okay...“ Stiles stolperte die restlichen Stufen nach oben, wobei er Derek mit großen Augen anstarrte und vor sich hin brabbelte. Verdammt... er musste hier echt raus... sonst würde er noch den Verstand verlieren und Dinge tun, die er später bereuen würde! Als wäre ihm ein ganzes feindliches Werwolfsrudel auf den Fersen, hastete Stiles zu der Metalltüre und schob sie umständlich zur Seite, nur um sie dann mit einem lauten Knall hinter sich zuzuschlagen. Mit laut pochendem Herzen lehnte er sich gegen das kühle Metall, atmete einmal tief ein und wieder aus und fuhr sich schließlich mit einer fahrigen Bewegung durch die Haare. Na... das... lief doch ganz gut... Okay... Wem log er hier eigentlich etwas vor? Das war eine einzige Katastrophe! Was hatte er sich nur bei dieser bescheuerten Wette gedacht?! Isaac starrte mit großen Augen die zugeschlagene Eingangstüre an. Er konnte hören, wie sich Stiles lauter Herzschlag langsam entfernte, als er durch das Treppenhaus nach unten ging, nur um dann den großen Gebäudekomplex zu verlassen. Schließlich schweifte der Blick des jungen Werwolfs neugierig auf seinen Alpha. Was zum Henker ging denn nur ab? Irgendetwas war hier ja wohl eindeutig im Busch! Von Derek würde er jedoch nichts erfahren. Das wurde ihm klar, als der Ältere ihm einen mahnenden Blick zuwarf und schließlich die Wendeltreppe nach oben ging. Isaac trottete ihm dabei wie ein verlorener Welpe hinterher bis sie gemeinsam in der Küche standen, die fein säuberlich aufgeräumt war. Natürlich hatte er vorhin die Einkaufstüten nicht nur als Tarnung nach oben mitgenommen, sondern er hatte alle Einkäufe verstaut und schließlich sogar Tee aufgekocht. Drei Tassen standen auf der Anrichte bereit, wobei sich das dann wohl mit dem Tee für Stiles erledigt hatte... Es war nicht so, dass Isaac Stiles hasste, auch wenn das vielleicht manchmal bei dem Älteren so ankam. Im Gegenteil... Er mochte die Sticheleien zwischen ihnen und zugegeben... Isaac wusste einfach nicht wie man anders miteinander umgehen sollte, als sich entweder wie bei Stiles zu streiten, oder wie bei Derek zu kuschen... Das war ihm wahrscheinlich so schon in die Wiege gelegt worden. Mit einem lautlosen Seufzen räumte Isaac die dritte Tasse zurück in den Schrank, ehe er sich die Teekanne schnappte und die anderen beiden Tassen bis zum Rand hin befüllte. Schließlich wandte er sich um und stellte erstaunt fest, dass sich Derek an den kleinen Tisch gesetzt hatte und sich nicht wie sonst einfach die Tasse Tee geschnappt und Isaac somit wieder sich selbst überlassen hatte. Etwas unsicher griff der junge Werwolf nach den beiden Tassen und stellte eine davon schlussendlich vor seinem Alpha ab, ehe er sich selbst mit an den Tisch setzte. Isaac rechnete nicht im geringsten mit einem Dankeschön – bekam er doch sonst auch keins – weshalb er jedoch umso erstaunter war, als er plötzlich mit einem ernst gemeinten, aufrichtigen Lächeln bedacht wurde. Er konnte nicht anders als Derek perplex anzustarren, bis sich schließlich auf seinen eigenen Lippen ein verlegenes Lächeln ausbreitete, das er jedoch schnell hinter seiner Teetasse versteckte. Und obwohl sie kein Wort miteinander redeten, hatte sich Isaac seinem Alpha noch nie so nah gefühlt, wie in diesem kleinen Moment... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)