Café Enterprise von Janora ================================================================================ Kapitel 7: Die nächste Generation --------------------------------- Bones hatte so seine Launen. Das bestritt niemand, außer er selbst vielleicht. Jim wusste aber immer genau, wie er mit ihm umzugehen hatte, wenn er die Enterprise betrat. Er konnte den Arzt lesen wie ein offenes Buch, auch wenn diesem das nicht passte. Was ihm auch nicht passte, und was er noch weniger zugab, war, dass es Jim mit seinen Sprüchen und seine aufgeschlossenen Art immer wieder schaffte seine Stimmung zu heben. Bisher zumindest. McCoy betrat die Enterprise heute am frühen Nachmittag. Es war für ihn gar nicht unüblich vorbeizuschauen auch wenn er gerade nicht eine Schicht im Krankenhaus beendet hatte, oder auf dem Weg dorthin war. Heute bemerkte Jim aber noch bevor Leonard den Mund aufmachte, dass etwas nicht stimmte. „Extra stark?“, fragte er vorsorglich. „Mit Schuss.“ Der Blonde blickte ihn an. „Bones, wir sind ein Coffee Shop. Ich verkaufe keinen Alkohol“, erinnerte er ihn. Ohne eine Miene zu verziehen, machte Leonard auf dem Absatz kehrt und ging. Nur um eine knappe halbe Stunde später wiederzukommen; in der Hand eine Flasche Jack Daniels, die er auf den Tresen stellte. „Einen Kaffee mit Schuss“, bestellte er erneut. Jim schürzte die Lippen, verkniff sich aber einen Kommentar. Er griff nach der Flasche und machte Bones' Bestellung fertig – ohne Alkohol. Dafür gab er die Leitung an Uhura ab und setzte sich zu seinem Freund an den Tisch, als er ihm den Becher brachte. „Was ist passiert?“, wollte er wissen. Leonard nahm einen großen Schluck, bevor er anfing zu erzählen. „Ich wollte am Wochenende zu Joanna fliegen. Hab mir extra ein paar Tage frei genommen. Es war alles geregelt mit ihrer Mutter. Aber plötzlich meint sie kurzfristig mit ihrem Neuen und meinem Baby zu seinen Eltern auf irgendeine Feier verreisen zu müssen.“ Deprimiert seufzte er und exte den halben Becher. Jim legte den Kopf schief. „Wow“, stellte er fest „Das ist echt scheiße.“ Er wusste von Bones' Scheidung vor einigen Jahren und dass er immer noch keinen allzu guten Draht zu seiner Ex hatte. „Ich weiß“, erwiderte der Arzt bloß. „Kann man da nichts machen? Du hast doch Besuchsrecht und so.“ Doch Leonard schüttelte den Kopf. „Wenn ich nicht wieder einen Anwalt einschalten will, dann nicht. Und dafür habe ich im Moment weder Nerven noch Geld.“ Er blickte den Blonden an. „Außerdem will ich das nicht Joanna schon wieder antun.“ Jim nickte verstehend. „Klar. Hey, wenn es etwas gibt, das ich für dich tun kann..“, bot er an, wusste aber schon, dass es nichts groß gab. Zumindest nichts, worum Bones ihn auch wirklich bitten würde. Er wechselte das Thema, um seinen Freund auf andere Gedanken zu bringen, doch es brachte nur wenig. Leonard leerte seinen Kaffee und verschwand dann wieder. Er fragte nicht nach seiner Flasche und Jim erinnerte ihn auch nicht daran. Um nichts in der Welt wollte er den Arzt jetzt mit einer vollen Flasche Alkohol alleine lassen ~ „Krisensitzung“, hatte Jim einberufen und jetzt saß der harte Kern bei ihm im Café. Uhura, Sulu, Chekov, Spock und Scotty warteten neugierig darauf zu erfahren, worum es ging. Der Blonde erzählte es ihnen in wenigen Sätzen. „Und was hast du jetzt vor?“, fragte Uhura. „Es ist ja nicht so, als könnten wir Doktor McCoys Tochter kidnappen und zu ihm bringen, damit er Zeit mit ihr verbringen kann“, fügte Sulu hinzu. Jim schaute ihn an und fing an breit zu grinsen. Die ganze Gruppe starrte zurück und ahnte schlimmes. „Jim, ich möchte dich daran erinnern, dass Kindesentführung strafbar ist“, versuchte Spock ihn sofort von der Idee abzubringen. „Wenn man uns erwischt, und das ist wahrscheinlich, dann drohen uns etwa zehn Jahre Gefängnis.“ „Ich weiß, Spock, aber Fakt ist, dass wir die beiden zusammenbringen müssen.“ „Wenn wir sie kontaktieren könnten, könnten wir sie doch einfach fragen, ob die Kleine nach dem Urlaub nicht zum Doktor kommen kann“, schlug Chekov dann das offensichtliche vor. Alle blickten ihn an. „Mit einem Namen finde ich sie, selbst, wenn sie keine Einträge im Internet über sich hat.“ Jetzt blickten alle Spock an. Niemand wollte genau wissen, wie er das anstellen würde. Sicher war nur, dass es weniger illegal als Kindesentführung war. „Ich werde aber mit ihr reden“, warf Uhura nach einem Moment der Stille ein. „So von Frau zu Frau.“ Ansonsten würde die Mutter wahrscheinlich sie alle für verrückt erklären. „Und ich kenne eine der Schwestern, die mit Bones arbeiten. Sie kann mir bestimmt helfen Urlaub für ihn zu organisieren“, grinste Jim. „Du willst das also wirklich durchziehen, ohne, dass der Doc etwas davon weiß?“, fragte Scotty. „Natürlich. Wo bleibt sonst der Spaß?“ „Er wird uns dafür hassen.“ „Ach was, er wird uns lieben.“ ~ Die nächsten vier Wochen vergingen, ohne, dass Leonard McCoy irgendetwas sonderbares aufgefallen wäre. Er ging zur Arbeit, tauchte partiell in der Enterprise auf, und nahm irgendwann die Tatsache hin, dass er seine Tochter noch eine ganze Weile nicht sehen würde. Außer über Skype. Aber das war okay, denn so war nun mal sein Leben. Scotty überredete ihn in dieser Zeit ein paar Mal mehr mit in eine Bar zu kommen, um ihn ein wenig abzulenken und gleichzeitig aufzupassen, dass der Arzt es mit dem Alkohol nicht übertrieb. Aber das hatte dieser gar nicht vor. Einmal trafen sie an so einem Abend Jim, oder Jim auf sie, und der Blonde beschloss einfach mit ihnen um die Häuser zu ziehen. Sie leerten ein paar Flaschen Bier zusammen und sprachen über dies und das. Als Scotty dann nach Hause aufbrach, weil er in eine paar Stunden eine Vorlesung halten musste, liefen McCoy und Kirk, beide gut angeheitert, alleine durch die Straßen, bis sie zur Enterprise kamen. Jim zückte seine Schlüssel. „Setzen wir uns rein.“ „Ich habe keinen Bedarf nach Kaffee“, warf Leonard ein, doch der Blonde schüttelte den Kopf. „Du hast doch mal den Fusel bei mir stehen gelassen.“ Der Arzt brauchte einen Moment, bis er sich erinnerte. „Das war doch kein Fusel.“ Er zog die Brauen zusammen und stolzierte an Jim vorbei durch die geöffnete Tür. „Das ist bester Tennessee Whiskey!“ Na, das würden sie ja gleich sehen. Jim suchte die Flasche hervor und brachte auch zwei Gläser mit. Zusammen setzten sie sich auf zwei bequeme Sessel an einen Tisch. Kirk öffnete die Flasche und schenkte ihnen ein. „Auf den Morgen, der damals einen griesgrämigen Arzt durch diese Türen gebracht hat“, meinte er und hob sein Glas. Leonard blickte ihn an. „Warum ausgerechnet darauf?“ „Weil ich sonst nicht hier sitzen würde, mit einem meiner besten Freunde und dieser Flasche Fusel.“ „Du hast doch keine Ahnung von Fusel“, erwiderte Leonard, doch als Jim lachte, musste auch er lächeln. Endlich hob er auch sein Glas. „Auf den besten Coffee Shop der Stadt.“ „Des Landes“, erwiderte Jim. „Des Planeten.“ „Des Universums.“ „Das kann ich nicht beurteilen. So weit bin ich noch nicht gekommen“, meinte der Dunkelhaarige, bekam jedoch ein Zwinkern von Jim. „Ich wette um zehn Dollar mit dir.“ „Deal.“ Beide lachten und stießen an. ~ Das erste Mal, dass Leonard irgendwie Verdacht schöpfte, war, als er Freitag Feierabend machte und ausnahmsweise mal ein freies Wochenende vor sich hatte. Das hatte er sich seiner Meinung auch verdient. Christine Chapel, die Schwester seines Vertrauens, jedoch hatte die letzten zwei Stunden damit verbracht, sämtliche Patienten, die er betreute, durchzugehen und aufzulisten. Außerdem stellte sie ihm eine Menge Fragen, für die Zeit seiner Abwesenheit, was sie sonst nicht tat. „Jetzt ist aber mal gut“, meinte er schließlich als er seinen weißen Kittel gegen seine Jacke tauschte. „Ich bin am Montag ja wieder da.“ Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie lächelte und nickte. „Ja, stimmt.“ Christine begleitete ihn bis zur Tür. „Haben Sie eine schöne Zeit“, wünschte sie ihm. Leonard hob bloß die Hand zur Abschied und verschwand. Kurz darauf betrat er die Enterprise. Jim hatte ihm geschrieben und gebeten vorbeizukommen, und, dass es sehr dringend war. Durch die Scheiben hatte er bereits einige Leute hektisch herumlaufen gesehen und fragte sich, was der Junge jetzt schon wieder ausgefressen hatte. Drinnen sah er die üblichen Stammgäste und Freunde zusammenstehen. Und sie blickten ihm alle gespannt entgegen. Leonard verlangsamte seinen Schritt. Er hatte ein ungutes Gefühl. „Was habe ich verpasst?“, fragte er und sah sich um. Doch er konnte weder einen Schwerverletzten, noch eine Geburtstagsüberraschungsparty entdecken. Jim kam durch die Tür aus dem Lager und lächelte breit, als er ihn sah. „Da bist du ja, Bones.“ Er legte ihm freundschaftlich den Arm um die Schultern und schob ihn mit sich in die Mitte der Anderen. „Ich..hab da noch diese Sache“, gestikulierte Leonard zur Tür, in der Hoffnung doch noch zu entkommen. Egal, was hier geplant wurde, er sah sich nicht gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Doch Jim lachte bloß. „Weißt du, Bones, wir haben nachgedacht“, fuhr er unbeirrt fort und ignorierte auch McCoys gemurmeltes „Himmel hilf.“ „..und gefällt uns nicht, dass du immer so alleine und muffelig bist, und deswegen haben wir dir eine nette, junge Dame eingeladen.“ Jetzt blickte Leonard ihn mit blanken Entsetzen an. „Ihr..was?!“ Doch bevor er seine Entrüstung noch weiter zum Ausdruck bringen konnte, unterbrach ihn der Ruf seiner Tochter. „Daddy!“ Sie hatte bis eben giggelnd hinter der Theke gesessen, hielt es aber nicht länger aus, sondern wollte endlich ihrem Vater um den Hals fallen. Und das tat sie jetzt auch. Mit offenen Mund hatte Leonard sich umgedreht, als er die vertraute Stimme hörte, und da lag sie auch schon in seinen Armen. Gerührt beobachteten die anderen wie der sonst so bissige Doktor sprachlos war. Seine Gesichtszüge wurden so weich wie geschmolzene Butter und möglicherweise versteckte er sogar eine Träne, als er seiner Kleinen einen Kuss auf die Stirn drückte. „Jojo..“ „Überraschung, Daddy!“ Quietschfidel ließ sie sich von ihm auf den Armen tragen, obwohl sie mit ihren fast zehn Jahren wohl schon langsam etwas zu groß dafür wurde. Leonard wandte sich an Jim. „Ich verstehe nicht ganz..“ „Wir dachte, du hättest deine Tochter gerne für eine Weile zu Besuch“, erklärte dieser. „Ach, und du hast übrigens die nächsten zwei Wochen Urlaub.“ „Und die nächste halbe Stunde solltest du Joannas Mutter anrufen und ihr sagen, dass alles in Ordnung ist, weil sie uns sonst die Polizei auf den Hals hetzt“, fügte Uhura schmunzelnd hinzu. Leonard blickte sie alle an, seine Tochter noch immer in den Armen. „Ich habe keine Ahnung wie ihr das geschafft habt und augenscheinlich seid ihr der größte Haufen an Verrückten, den ich kenne“, stellte er fest. „Aber..?“ „Nichts. Das war alles. Danke“, lächelte der Arzt so ehrlich, dass sie nicht anders konnten, als es zu erwidern. Dann griff er allerdings nach dem Telefon und rief Jocelyn an, denn er wusste, dass sie sonst ihre Drohung mit der Polizei wahr machen würde. Seine Ex war nicht gut zu sprechen und machte wohl Leonard für seine durchgeknallten Freunde verantwortlich. Und was die sich überhaupt denken würden. Aber das war Leonard egal. Er war glücklich. Endlich hatte er sein kleines Baby, das ja eigentlich schon lange keines mehr war, wieder bei sich. Zur Feier des Tages gab Jim den beiden je ein Stück Cheesecake aus und drehte die Musik dann lauter. Danach verabschiedeten sich die beiden McCoys jedoch, denn durch den ungeplanten Besuch, musste Leonard noch einiges erledigen. Einkaufen, Aufräumen, Umplanen. Es war ihm eine Freude. Die nächsten zwei Wochen kamen die beiden oft in der Enterprise vorbei, tranken Tee oder aßen etwas. Jim hatte seinen Freund noch nie so ausgelassen gesehen. Er schien wie verändert, glücklich. Und das gefiel ihm. Und Joanna hatte einen Narren an Jim gefressen. Nicht zuletzt, weil dieser jeden Spaß mitmachte, ihr hinter dem Tresen alles zeigte und sie sogar eine Bestellung unter Anleitung machen ließ. Und sie klebte stolz einen Stern mit ihrem Namen auf die große Weltkarte zu den anderen. „Jetzt gehöre ich auch dazu“, kicherte sie und kletterte von den Schultern ihres Vaters, um zurück zu Uhura und Spock zu hüpfen. Erstere gab Vater und Tochter an einem Nachmittag sogar einen Rundgang durch die Universität. Joanna war der Idee aufgeregt begegnet und wollte unbedingt sehen, wo 'die ganzen coolen Erwachsenen ihre Zeit verbrachten'. Die Linguistin hatte Leonard versichert, dass es wirklich keine Umstände machte. Joanna fand es dann aber doch nur so mittelmäßig spannend, denn die Räume sahen sich alle ähnlich und vieles verstand sie auch einfach nicht. Das änderte sich jedoch, als sie zufällig Chekov trafen und der Junge sie in das hauseigene, kleine Planetarium schmuggelte. Insgesamt waren die beiden Wochen ein Traum, so kam es Leonard zumindest vor. Doch selbst nachdem seine Ex Joanna wieder abgeholt hatte, verflog seine gute Laune nicht gleich, und er zeigte noch wochenlang jedem, der es sehen wollte, Fotos von ihren gemeinsamen Ausflügen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)