Café Enterprise von Janora ================================================================================ Kapitel 5: Schottischer Whisky ------------------------------ Tee in Schottland – eine Schnapsidee Die Enterprise war ein Coffee Shop, ohne Zweifel. Dennoch gab es natürlich noch mehr als nur Kaffee und ein bisschen was zu Essen. Mehr noch als Saft und gute Gesellschaft. Nämlich Tee. Doch um ehrlich zu sein, machte dieser nicht gerade den Hauptverkaufsteil aus, sondern war eher eine Ausnahme unter den Bestellungen. Generell gab es überhaupt nur einen, der sich regelmäßig einen bestellte. Und das war Montgomery C. J. Scott. Viele rätselten, weshalb er seinen frisch aufgebrühten Tee in einem roten Becher trank und was der Professor der Uni wohl mit Uhura gemein hatte. Währenddessen saß er an einem der Tische, interessierte sich nicht für Becherfarben, sondern korrigierte Hausarbeiten und Klausuren. An sich keine so interessante Sache, aber manchmal hörte man dabei auch so Aussagen wie: „In welcher Welt soll das denn physikalisch möglich sein?“ oder „Ich wette diese Statistik hier hat er sich selbst ausgedacht.“ und der beliebte Klassiker „Warum benutzt sie hier einen roten Stift? Niemand hat im Test einen roten Stift zu benutzen außer mir!“ Jim brachte ihm dann meist ein Sandwich und klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter. „Schwieriger Tag heute?“, hatte er einmal dabei gefragt und sich auf den anderen freien Stuhl am Tisch fallen lassen. Er biss in ein eigenes Brötchen, das er sich zum Mittagessen genehmigte. Scotty nickte. „Ich habe denen extra gesagt sie sollen über Thanksgiving lernen..“, seufzte er. Aus seiner Jackentasche zog er einen kleinen Flachmann und gab seinem Tee einen Schuss. „Captain“, rief da einer seiner Mitarbeiter nach seiner Aufmerksamkeit. „Ich hab hier einen Händler am Telefon.“ Der Blonde gab ein Zeichen, dass er verstanden hatte und stand auf. „Die Arbeit ruft“, meinte er und biss erneut in sein Essen. „Captain?“, fragte Scotty nach der Bezeichnung. Dieser grinste. „Aye.“ Ein anderes Mal stolperte der Schotte über einen jungen Lockenkopf, der über Aufzeichnungen gebeugt technische Begriffe vor sich hin murmelte. Neugierig warf Scotty einen prüfenden Blick darauf. „Das ist nicht schlecht. Aber du hast die Federkonstanten hier durcheinander gebracht“, deutete er auf die entsprechende Stelle. Der Junge schaute auf. „Professor Scott“, erkannte er ihn und Scotty nickte. „Du bist in einem meiner Kurse, oder?“ „Ja, Professor. Erweiterte Fertigungstechnik.“ „Das ist ein Fortgeschrittenenkurs. Wie kommst du zurecht“, wollte der Schotte wissen. „Oh, es ist nicht so schwer“, wehrte der Russe ab „Nur versteh ich nicht immer alle Worte.“ „Ah, sprachliche Barrieren legen sich mit der Zeit. Und jetzt rück mal zur Seite und lass sehen, was du da machst.“ Er zog sich einen Stuhl heran und ging mit Chekov dessen Projekt durch. Der Schotte war beeindruckt davon und wies Chekov an, dass er, wann immer er Fragen hatte oder etwas nicht verstand, er zu ihm kommen sollte. Der Russe war ihm dafür sehr dankbar und ab da sah man die beiden hin und wieder an einem Tisch sitzen und über technische Dinge fachsimpeln. ~ Es gibt einige Maschinen und Automaten in der Enterprise, die müssen einfach funktionieren, um einen reibungslosen Ablauf garantieren zu können. Hin und wieder kam es jedoch vor, dass das ein oder andere Gerät ausfiel oder einfach Mätzchen machte. Mit Maschinen war es eben manchmal wie mit Menschen: sie hatten ihre guten und ihre schlechten Tage. Und an manchen Tagen brachten sie Jim auch zum verzweifeln. Der Blonde kannte sich zwar einigermaßen mit seinen Sachen aus, aber er war eben kein Fachmann. So war es beinahe eine mittelschwere Katastrophe als an einem Vormittag die Maschine für den Milchschaum ausfiel. Wobei das eigentlich die falsche Wortwahl war. Denn sie verweigerte nicht nur ihren Dienst. Oh, nein. Denn sie war wie Jim manchmal eine kleine Dramaqueen, und deswegen verkündete sie das ihrer Schicht heute mit einem lauten Knall, dann einem Zischen und schließlich mit einer Menge Milchschaum in Jims Gesicht. Dieser fluchte. Zum Glück war gerade nicht viel los, aber das würde sich zum frühen Nachmittag ändern, wenn die Hauptverkaufszeit losging. Und dann hatte er ohne Milchschaum ein Problem. Mit einem Lappen wischte er erst sich und dann die Maschine sauber. Diese reagierte noch nicht mal, als er versuchte sie aus- und dann wieder einzuschalten. Normalerweise war das ein Allheilmittel. Doch heute sah es schlecht aus. Sehr, sehr schlecht. „Was ist denn hier passiert?“, fragte ihn ein schottischer Akzent und als Kirk den Kopf drehte, erblickte er Scotty, der sich die Sauerei besah. „Kurzer Zwischenfall. Dauert kurz bis zur nächsten Bestellung“, informierte er ihn mit angestrengter Stimme. Scotty legte den Kopf schief. Kurz schien er zu überlegen, dann kam er jedoch einfach um die Theke herum. „Lass mich das mal anschauen“, meinte er und schob den Blonden beiseite. „Es ist wirklich nicht nötig, dass-..“, setzte dieser an, wurde jedoch unterbrochen. „Ich kenn mich damit aus. Außerdem hast du ja noch Kundschaft, oder?“ Jim schloss den Mund und nickte. Damit hatte er nicht ganz unrecht. „Hast du Werkzeug?“ „Hol ich dir, Moment.“ Der Blonde verschwand kurz nach hinten und kurz darauf schraubte Montgomery an dem Milchschäumer herum, während Jim sich um die weiteren Bestellungen kümmerte. „Jim, ich hab das Leck gefunden. Da sind ein paar Schläuche hinten total durch und dann sind noch Leitungen nass geworden. Das zu reparieren kann ein paar Tage dauern“, war die Sachlage nach einiger Zeit. Jim verzog das Gesicht. „Ich brauche die Maschine in knapp vier Stunden wenn hier die Hölle ausbricht.“ Scotty blickte ihn an, dann grinste er schief. „Aye, Captain, ich mach's in zwei.“ Und wirklich: er zog direkt los in den Baumarkt um neue Schläuche und Dichtungen zu besorgen und machte sich dann an das Einbauen. „Das ist ein Wunder“, meinte Jim, als ihm die reparierte Maschine vorgeführt wurde. „Wie viel bekommst du von mir?“ Doch der Schotte lehnte ab. „Wenn es die Enterprise am laufen hält, reicht das“, erwiderte er. Jim nickte, machte sich jedoch eine Gedankennotiz sich bei seinem Helfer zu revanchieren. Das war ihm wichtig. „Sag mal“, fragte er dann „kennst du dich eigentlich auch mit Warmwasserboilern aus?“ Natürlich tat er es. Das war der Tag, an dem Montgomery Scott der Chefingenieur der Enterprise wurde. Jeder Mitarbeiter, und auch viele andere denn der nette und offene Schotte entging kaum einem, wussten: gab es ein technisches Problem, dann war Scotty genau der Mann dafür. ~ „Das denke ich nicht“, meinte Scotty und biss von seinem Sandwich ab. „Ach, und was denken Sie dann?“ „Ich, denke, dass sie, mein lieber Doktor, keine Ahnung von Tee haben.“ Leonard schnaubte. „Sie können ja gerne Tee trinken, wenn Ihnen die Brühe schmeckt. Aber Kaffee hat eindeutig den besseren Effekt!“, widersprach er Scotty. Dieser machte eine abweisende Handbewegung. „Wenn Sie damit meinen, dass die Wirkung des Koffeins langsamer eintritt, aber dafür länger anhält, und außerdem viel besser für die Gesundheit ist, dann haben Sie wohl recht. Als Arzt sollten Sie das ja wissen.“ „Als Arzt“, McCoy betonte diese beiden Worte „weiß ich, dass Kaffee vor Diabetes und Gischt schützt.“ „Na bitte, da haben Sie im Alter ja nichts zu befürchten. Außer vielleicht starken Bluthochdruck.“ Die Diskussion der beiden war nicht unbemerkt geblieben in dem Café. Nicht zuletzt deswegen, weil ihre Stimmen nicht gerade leise waren. Schottische Leidenschaft traf auf das Temperament der Südstaaten. Wie es übrigens genau dazu gekommen war, hatte niemand so richtig mitbekommen. Leonard schnaubte verächtlich. „Jetzt sind Sie hier anscheinend der Arzt von uns beiden. Macht mich das dann zum Mechaniker?“ „Ingenieurwissenschaftler. Und scheinbar ja. Also lassen Sie sich sagen, dass schwarzer Tee sogar krebsvorbeugend ist.“ „Ja ja“, knurrte McCoy „Genau wie grüner Tee.“ Bei dieser Aussage haute Scotty plötzlich mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es knallte und einige an den benachbarten Tische zusammenzuckten. „Grüner Tee?“, rief er entgeistert „Warum geben Sie mir nicht gleich eine Kugel?“ Über so viel Theatralik konnte Leonard nur die Augen verdrehen. „Schotten“, murmelte er so leise, dass der Professor ihn in seiner Rage nicht hören konnte. Und dann etwas lauter: „Jetzt beißen Sie in Ihr Sandwich und kommen Sie mal wieder runter.“ Scotty tat wie geheißen, wenn auch allerdings mehr aus Appetit. „Tee beugt Karies und Rheuma vor“, gab er mit vollen Mund von sich. „Überbrühter Ingwer ist übrigens auch sehr Kreislaufanregend, um das mal in den Raum zu werfen. Fast wie Koffein“, kam es auf einmal von Jim, der an den Tisch der beiden getreten war. Als Reaktion bekam er einen doppelten, vernichtenden Blick. Nervös lachend kratzte er sich am Hinterkopf und verzog sich wieder an die Arbeit. „Zu viel Kaffee kann Halluzinationen hervorrufen“, wusste Scotty. Leonard hob den Finger, um etwas zu sagen, senkte ihn dann aber wieder langsam. Diese Erfahrung hatte er auch schon gemacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)