Ezêlhen - ye Varya Nornotaure ya ar Nogoth von Ithildin (Grünauge - Die Hüterin des Eichenwaldes und der Zwerg) ================================================================================ Kapitel 20: Verhandlungen ------------------------- Als die hochgewachsene silberhaarige Nymphe kurze Zeit später im Dorf eintraf, befand sich dieses bereits in heller Aufruhr. Dorna war also inzwischen dort angekommen und hatte Albian den jungen Zwerg, tatsächlich ganz dreist als ihre persönliche „Jagdtrophäe“ präsentiert. Besser gesagt, schien die Unterredung mit der Herrscherin aller Hüterinnen noch in vollem Gange zu sein, denn als sie von den übrigen Wächterinnen überraschend unbehelligt zum offiziellen Audienzplatz ihrer Mutter unter der etwa tausend Jahre alten mächtigen Eiche durchgelassen wurde, sah sie nicht nur ihre Mutter und Dorna dort stehen, die Thorin noch immer als ihren Gefangenen in Gewahrsam hatte. Nein, zu ihrer grenzenlosen Verblüffung hatte auch Ezêlhen es gewagt, sich dort ganz offen blicken zu lassen und das, obwohl ihre Mutter längst ahnen musste, wie es dem jungen Zwerg gelungen war, diese üblen Verwundungen lebend zu überstehen, die ihm die hellhaarige Kriegerin beigebracht hatte….in dem Fall also keine andere als sie selbst! Morênna stockte einen Moment lang der Atem vor Entsetzen, denn Albian hatte sicher noch nicht vergessen, wie sehr sich Ezêlhen dortmals für ihn eingesetzt hatte. Und um dieses Thema ging es offenbar auch noch, denn sie konnte Albian s klare Stimme sichtlich streng und unterkühlt über den inzwischen mit den anderen Nymphen gut gefüllten Platz hallen hören. „Ich bin überrascht, dich auf den Beinen zu sehen Zwerg und das zudem auch noch so schnell, denn eigentlich solltest du Tod sein...zumindest ist das vor ein paar Tagen mein unmissverständlicher Befehl an zwei meiner Kriegerinnen gewesen...den sie, wie ich sehe, offenbar nicht für notwendig hielten auszuführen. Normalerweise wäre das nach unseren Sitten und unserem Recht ein Grund sie dafür beide hart zu bestrafen, im schlimmsten Falle sogar mit dem Tod. Dummerweise sind beide jedoch auch meine Töchter und so steht es mir im Moment nicht zu, ein vorschnelles Urteil darüber zu fällen, zumindest nicht, bis ihnen die Gelegenheit zum Sprechen gewährt worden ist!“ Thorins Blick ging noch in der selben Sekunde, als Albian das aussprach, sichtlich erschrocken zu Ezêlhen hin...die er damit zum ersten Mal ganz offen ansah. Sie stand etwas abseits in dem ihr gebührenden Abstand zu ihrer Königin. Die junge Heilerin mit dem dunkelroten Haarschopf hielt ihren Kopf demütig gesenkt, als untrügliches Zeichen der Unterwerfung, im Angesicht der alles überstrahlenden Macht der Herrin des alten Waldes...ihrer Mutter. Ezêlhen bemerkte daher den forschenden Blick nicht, mit dem der junge Zwerg sie ganz offen maß, ehe er sich erneut der Königin zuwandte. Nein, die junge Nymphe sah in diesem Moment tatsächlich nicht, mit welchen derartig tiefgründigen Blicken Thorin sie bedachte, wohl aber die anderen Frauen unter anderem auch Albian, die sich ihren Reim selbst darauf zu machen schien...denn nur einen Augenblick später konnte sie bereits seine ungewöhnlich tiefe und voll tönende Stimme vernehmen. Brüchig und sichtlich verunsichert klang der junge Zwergenmann...aber auch einen Hauch von Standhaftigkeit und unüberhörbarem Starrsinn lag darin verborgen. Er verfügte ohne jeden Zweifel über ein Klangvolumen, das sie augenblicklich an das ihres letzten und vor vielen, vielen Jahren geliebten Gefährten erinnerte. Die Stimme und Ausdrucksweise des jungen Zwerges klang derer von Thrain so ähnlich, dass sie eine Sekunde lang erschrocken zusammen zuckte, als sie es erkannte. Doch dann gewann sie rasch wieder die Kontrolle über sich und straffte sich ohne dass es der Zwerg bemerkte. Wohl aber ihre zweitälteste Tochter, die sie weiterhin aufmerksam beobachtete, während der Zwerg es tatsächlich wagte, das Wort an sie zu richten. „Bitte Herrin des Waldes. Ich...wollte nicht….sie hat es doch nur gutgemeint mit mir. Ezêlhen wollte mir lediglich helfen und nichts weiter. Herrin ich erbitte nichts für mich selbst...aber ich flehe euch an, bestraft nicht sie für etwas, das ehrlich und von ganzem Herzen gekommen ist…sie ist eine Heilerin...und ich...ich…“ Albian unterbrach ihn harsch, wobei sie ihn gleichzeitig mit einer brüsken Geste das Wort abschnitt. „Was…..und “ICH“..Zwerg?! Du gibst also selbst offen zu, dass es meine zweitälteste Tochter gewesen ist, die deine schweren Verwundungen geheilt hat? Ohhh...nein, ich bin gewiss nicht blind Zwerg, zumindest nicht so blind, um es nicht zu verstehen. Sagen wir, ich sehe was das anbelangt noch sehr gut...zu gut, als dass ich nicht begreifen müsste, was hier vor sich geht. Denkst du nicht, dass ich bereits sehr gut verstanden habe, was das bedeutet...und dass mir das, was ich da sehe zudem nicht besonders gut gefällt?! Du sagst, du erflehst nichts für dich? Willst SIE jedoch unbestreitbar vor meinem Zorn beschützen. Meinst du nicht Herr Zwerg, dass das einige sehr interessante Rückschlüsse darauf zuließe, weshalb das wohl der Fall sein könnte? Was wäre, wenn ich ihr jetzt in diesem Augenblick befehlen würde, dich hier vor aller Augen zu töten….und wahrlich, das könnte ich tun und zwar auf der Stelle. Ich könnte es verlangen, wenn ich grausam wäre und meine Tochter für ihrem törichten Ungehorsam demütigen und bestrafen wollte….und ja ich sage dir, dass sie es tun würde und zwar ohne zu zögern, denn sie kennt die Gebräuche und Regeln ihrer Sippe gut, nur damit du begreifst wie es um dich steht. Dein Leben liegt in meinen Händen...MANN...allein in meinen!“ Thorin schluckte heftig, angesichts der harten Worte die Albian an ihn richtete. “Da..das würdet ihr wirklich tun? Beim Schöpfer, ich hatte euch nicht für so grausam gehalten. Herrin bitte...tut das nicht!“ Brach es schließlich eher verwirrt, denn furchtsam aus ihm heraus. Thorin wirkte trotz seiner üblen Lage nicht so verzweifelt, wie er es vielleicht sein müsste. Indem fiel ihm Ezêlhen jedoch unvermittelt und dazu ungewohnt emotional aufgewühlt ins Wort, wobei sie ihn mit einer hastigen und überraschend herrischen Geste regelrecht das Wort abschnitt. „Nicht Thorin schweig...es ist besser so. Sag nichts, es macht alles nur noch schlimmer! Bitte!“ Um Albians Mundwinkel zog sich fast sofort ein harter und bitterer Zug, als sie Ezêlhens flehenden Worte an den jungen Zwerg vernahm. Entsprechend harsch fiel ihr Kommentar dazu aus, als sie abermals zu sprechen ansetzte. „Ist es also schon soweit gekommen? Lediglich ein paar Tage und nicht mehr sind es gewesen, seit ich dir befahl ihn fort zu schaffen und dort sterben zu lassen, wo ihr ihn gefunden habt Mahtara* Kriegerin*! Lange hat es ja nicht gedauert! Sieh an, dieser junge Einfaltspinsel will dich beschützen und ist sogar bereit sein Leben zu opfern, um deines zu retten...dabei weiß er vermutlich noch nicht recht einmal wofür? Was hast du dazu zu sagen meine Tochter?!“ Indem hielt es Morênna nicht länger auf ihrem Platz, als sie die harten und unüberhörbar von Sarkasmus und Spott durchtränkten Worte ihrer Mutter vernahm, beschloss sie im selben Moment, ihrer jüngeren Schwester endlich zu Hilfe zu kommen. „MUTTER...NEIN! Bestraf nicht sie dafür, wenn es einen Schuldigen gibt, dann mich. Ich habe ihn so schwer verletzt...dass er drauf und dran war zu sterben. Es war nicht Ezêlhens Schuld, sondern meine...allein meine Mutter. Ich hätte nicht schießen müssen...und er wäre früher oder später wieder von selbst fort gegangen. Niemand wäre zu schaden gekommen und alles wäre gut gewesen. Dummerweise habe ich aber auf ihn geschossen...so schlimm, dass er daran gestorben wäre, hätte Ezêlhen ihm mit ihrer Gabe nicht geholfen Ihr gutes Herz wollte ihn nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Mutter du weißt, dass sie in erster Linie Heilerin und keine Kriegerin ist. Meine Schwester wurde dazu ausgebildet, das Leben zu bewahren...alles Leben und in jeder Form...bedeutet das dann nicht auch, das eines Unwürdigen...das eines Mannes?! Was willst du ihr also vorwerfen? Mutter! Etwa dass Mitleid und ihre Herzensgüte, sie davon abgehalten haben, ihn elendiglich krepieren zu lassen? WAS...Mutter, sag es mir!?“ Mit diesen Worten trat sie ins Licht unter dem alten Baum direkt neben ihre jüngere Schwester hin, die überrascht den Kopf hob und sie just mit einem seltsam ungläubigen Blick bedachte. Albain geriet derweil merklich ins Stocken...Morênna sah es, als ihre Mutter scharf durchatmete, ehe sie erneut ansetzte. „DU...meine Abonnena* (Nachfolgerin*) ausgerechnet du, als meine legitime Erbin hättest wissen müssen, WAS für Konsequenzen euer leichtsinniges und unbedachtes Handeln nach sich ziehen würde. DU hättest sie davon abhalten müssen. Du bist die Ältere, du solltest deutlich mehr an Vernunft und Verstand zeigen, schon deshalb, weil du einmal meinen Platz in diesem Volk einnehmen wirst. Wie also soll ich diesen schändlichen Ungehorsam deiner Meinung nach beurteilen? Mathara!“ Indem unterbrach Morênna ihre Mutter kurzentschlossen sanft, aber mit unüberhörbarem Nachdruck. „Mutter ich weiß, dass du eine gerechte Entscheidung fällen wirst. Ich weiß, dass das was wir getan haben, nicht rechtens war...zumindest nach unseren Gesetzen und doch bitte ich dich ihn zu verschonen...für Ezêlhen. Strafe mich meinetwegen, wenn es sein muss auch hart, ich bin bereit jedewede Strafe klaglos zu ertragen...selbst die schlimmste, die es für uns gibt. Aber verschone meine Schwester und den Naugol!“ Albian sah Morenna verwirrt und merklich argwöhnisch an. Das selbstlose Verhalten ihrer ältesten Tochter überraschte sie, normalerweise war es nicht Morênnas Art solche heroischen Taten zu vollbringen und lag demnach ganz und gar nicht an der Tagesordnung. Um so mehr verblüffte es die Königin, ihre Älteste zugunsten der jüngeren Schwester dabei zu erleben, dass diese freiwillig eine Strafe auf sich nehmen wollte, die eigentlich der zweitältesten zugedacht war….und zwar eine denkbar harte, wenn man die Umstände betrachtete, die dazu geführt hatten. In diesem Fall war Albian sich nicht sicher wie sie weiter zu verfahren hatte. Sie konnte und wollte sich diese Blöße jedoch nicht geben schon gar nicht vor aller Augen, denn sie wusste, dass sie von ihrem Volk mit Argusaugen beobachtet wurde und so fällte sie eine Entscheidung. "Ich werde darüber nachdenken und dann mein Urteil fällen. Solange wirst du dein Quartier hier im Dorf nicht verlassen Mathara. Meine Tochter, ich stelle dich hiermit offiziell unter Hausarrest, bis die Entscheidung gefallen ist und ich mich mit den anderen Ratsmitgliedern beraten habe. Die drei weisen Frauen werden wissen, wie im Fall deiner Strafe weiterhin verfahren werden soll! Und jetzt tritt beiseite…ich habe noch etwas zu erledigen.“ Mit diesen Worten drehte sich die Königin noch einmal zu dem jungen Zwerg um, wobei sie ihn direkt ansprach. „Du hast es gehört, ich werde dein Leben verschonen mein junger Freund...vorerst jedenfalls, denn du hast unverschämtes Glück, dass dich nicht nur eine meiner Frauen geheilt hat, obwohl sie das nicht hätte tun sollen. Nein zu allem Überfluss möchte dich eine der Unseren für das heilige Fest der Frühlings Tag und Nachtgleiche zu ihrem Gefährten machen. An Beltaine werden wir uns damit zweifelsfrei wiedersehen...und jetzt führt ihn ab! Sperrt ihn ein, aber behandelt ihn gut. Er ist solange unser Gast, bis er seinen Zweck erfüllt hat, dann kann er meinetwegen gehen...wohin sein Weg ihn auch immer führen mag! Geh jetzt Dorna, bring ihn die Zelle im heiligen Baum und verwahre ihn gut dort, denn du bürgst mit deinem Leben dafür...vergiss nicht, was ich dir zum Gebot gemacht habe. Wenn der Zwerg vorzeitig entkommen sollte, wirst du es als Erste zu spüren bekommen. Und jetzt geht...alle...fort mit ihm...schafft ihn mir aus den Augen!“ Die Königin wandte sich ab, nachdem Dorna sich mit einem kurzen untertänigen Nicken zurück zog,den jungen Zwergenmann dabei jedoch ohne jede weiteren Umschweife zwang ihr und ihren beiden Gefährtinnen zu folgen, die zweifellos scharf und sehr gewissenhaft über ihn wachten. Ezêlhens Gesicht wurde derweil bleich wie eine Wand. Sie hatte die Worte ihrer Mutter zweifellos mitangehört und wollte sie nicht wahr haben. Sie konnte sich noch gerade soweit beherrschen, die Haltung zu wahren, bis Thorin im Gewahrsam seiner Wächterinnen den Platz unter dem Baum verlassen hatte, um als Gefangener der Königin dem nahen Beltainefest und somit seinem Schicksal entgegen zu treten. Sie sah wie er mühsam versuchte noch einen kurzen Blick auf sie zu erhaschen, das ihm mehr schlecht als recht gelang, doch kaum war er außer Sichtweite gelangt, fiel alle mühsam gewahrte Beherrschung von ihr ab. Sie drehte sich zu ihrer Mutter um...und Albian sah in dem Moment genau das, was sie bereits vermutet hatte, in den vor Zorn wild blitzenden Augen ihrer zweiten Tochter. „Es hat ihn tatsächlich jemand für Beltaine als Gefährten für sich gefordert? Ist das wahr? WER?! Mutter sag mir, wer ihn haben will….ich will es wissen, denn das werde ich nicht zulassen. Niemals…er gehört mir, mein Recht ist älter als das jeder anderen hier. Ich habe ihn dazu noch geheilt..und ihm das Leben bewahrt das er ohne mich ganz sicher verloren hätte...dem alten Recht nach, kann ich ihn schon aus diesem Grund für mein erstes Beltaine verlangen Mutter! Er hat eine Schuld zu begleichen...eine die ich einfordern kann und werde!“ Ezêlhens Stimme überschlug sich vor Überraschung aber auch vor mühsam unterdrücktem Zorn und dazu vor kaum zu mäßigender Furcht, ihn unter Umständen doch an eine der anderen Frauen verlieren zu können. Denn sie hatte mit so ziemlich allem gerechnet aber nicht damit, ihn gegen eine der anderen Frauen behaupten zu müssen. Entsprechend heftig war ihre Reaktion auf diese für sie mehr als überraschende Tatsache. „Ach...und was willst du dagegen unternehmen, dass ihn jemand anders für sich gefordert hat meine Tochter? Vor allem weil DU im Grunde keine Wahl hast.“ Fragte Albian sie hingegen gewohnt streng, wobei sie ihre Zweitälteste argwöhnisch musterte. Ezêlhens Augen blitzten ihr indessen noch immer wütend entgegen. „Oh doch, die habe ich, denn ich kann beim ersten Mal selbst wählen, mit welchem Mann ich das Feuer und das Lager teilen will...so ist es seit je her Sitte und davon will ich ich Gebrauch machen. Du schreibst mir dieses eine Mal nicht vor, was ich zu tun habe Mutter. Ich will IHN und keinen anderen Mann..notfalls werde ich einen âmarth maeth* einen sogenannten Schicksalszweikampf* fordern, wenn du mir keine andere Wahl lässt! Das ist mein gutes Recht…der Zwerg und ich sind füreinander bestimmt...ich habe es gespürt Mutter...das Band verstehst du? Er ist mein Schicksalsgefährte, ich fühle es, ich weiß es einfach. Ich sage dir Mutter, es ist als ob und etwas unsichtbar aneinander gebunden hätte...als ich ihn von seinen schlimmen Verwundungen geheilt habe, hat mich die Erkenntnis einfach so wie aus heiterem Himmel überkommen….da habe ich es zum ersten Mal gespürt. Es ist das Band...das es nur einmal im Leben einer Nymphe gibt und er weiß es auch, er hat es gefühlt so wie ich.“ Ezêlhen verstummte. Sie sah ihre Mutter an, die plötzlich sichtbar schluckte, ehe sie ihr eine Antwort darauf geben konnte. „Du liebst ihn also, willst du mir das damit kund tun meine Tochter?!“ Albian blickte Ezêlhen während dieser Worte mit ehrlicher Bestürzung entgegen. Sie konnte nicht fassen, was ihre zweitälteste Tochter ihr da gerade eben offenbart hatte. Doch die junge Nymphe war in der Zwischenzeit so richtig in Zorn geraten und daher entsprechend unbeherrscht. „Genau DAS will ich dir damit sagen Mutter!“ Antwortete sie ihr demnach in mädchenhaft widerspenstigem Trotz, der nicht zu überhören war. „Woher willst ausgerechnet DU wissen was Liebe ist...du hast doch noch nicht einmal bei einem Mann gelegen. Also sprich nicht von Dingen, die du nicht verstehst!“ Hielt ihre Mutter erwartungsgemäß ungehalten und mit ebensolch wachsendem Zorn entgegen. „Ich muss nicht bei ihm gelegen haben, um zu wissen, dass unser beide Schicksal aneinander gebunden ist Herrin, du magst das nicht verstehen...aber ICH weiß es. Ganz tief in meinem Herzen spüre ich es und ich weiß sehr wohl, was Liebe für ein mächtiges und starkes Gefühl ist. Also versuche du mich nicht darüber zu belehren Mutter, vor allem du nicht, die so standhaft behauptet, ein solches Gefühl existiere gar nicht. Gerade du, die den Vater ihrer jüngsten Tochter gehen ließ, weil es ihn umgebracht hätte, wenn er weiterhin unter unseren Sitten als dein Schattengefährte hätte existieren müssen. Ich wage es sogar so weit zu gehen und zu behaupten, dass du ihn gerade weil du ihn geliebt hast gehen ließest...also WAS willst du mir über Gefühle sagen? Ich glaube dir kein einziges Wort mehr Mutter!“ Fuhr es regelrecht erzürnt aus der jüngeren der beiden Frauen heraus, wobei sie ihrer Mutter die auch ihre Königin war mit gestrafften Schultern entgegen blickte. Sie hatte keine Furcht mehr vor ihr, denn sie wusste, dass sie recht mit dem hatte, was sie ihr da an den Kopf warf. „Ach ja...denkst du? Nun dann will ich dir für deine freimütigen Feststellungen danken, die dich zwar nicht das Geringste zu kümmern haben...aber wenn du schon die Kühnheit besitzt, mir in dieser Hinsicht die Stirn zu bieten Tochter, dann muss ich dir sagen, dass du dich irrst und zwar in jeder Hinsicht. Aber das ist wohl die Unüberlegtheit und leichtsinnige Naivität der Jungend und somit will ich Nachsicht walten lassen Ezêlhen. Es gibt nur einen einzigen Grund, weshalb ich Thrain gehen ließ. Er ging, weil ER es so wollte, denn wir waren einander mit der Zeit überdrüssig geworden, das ist die reine und wenig romantische Wahrheit mein Kind, auch wenn sie dir nicht schmecken wird, so entspricht das doch den Tatsachen. Wie vieles im Leben nutzen sich irgendwann auch überaus starke Empfindungen ab….und die leidenschaftliche Emotion L i e b e, wie du es so schön ausdrückst, wird zu nichts weiter als belanglosem Alltag degradiert. Siehst du ich habe dich nicht belogen...so und nicht anders ist es gewesen. Das was du Liebe nennst oder für ihn zu empfinden glaubst...ist demnach nichts weiter als eine Illusion. Ganz besonders für unser Volk, das seit undenklichen Zeiten ohne die Bevormundung der Männer lebt und ihren Besitz und Machtansprüche somit auch nicht anerkennt. Keine Nymphe bindet sich jemals freiwillig an einen Mann….und sie unterwirft sich ihm auch nicht, so wie die Männer das gerne hätten. Aber nun zu dir Ezêlhen, du bist bereits einem Anderen für Beltaine versprochen worden meine Tochter. Du bist einem wirklichen König versprochen und das schon vor langer Zeit....hast du das etwa vergessen? Ezêlhen sah ihrer Mutter mit unvermindert loderndem Zorn entgegen, ehe sie ihr zähneknirschend antwortete. „Das weiß ich...aber du kannst mich nicht dazu zwingen Mutter. Ich hatte es dir gesagt, den Ersten darf sich eine Jungfrau nach alter Sitte selbst erwählen..und ich wähle IHN. Verdammt Mutter, ich will deinen ach so edlen Elbenfürsten aus dem Düsterwald nicht. Ich will den Zwerg und keinen anderen Mann, also sag mir, wer uns an dich verraten hat, damit ich sie herausfordern kann Mutter!“ Die Stimme der Heilerin war im Verlauf des vieraugen Gespräches zwischen Mutter und Tochter deutlich angeschwollen und inzwischen so laut geworden, dass es nun auch die Frauen mitanhören konnten, die gerade mit dem Wachdienst betraut waren und Albian eigentlich vor Gefahren schützen sollten, wenn man Ezêlhens wütendes Geschrei denn als solche bezeichnen konnte...zumindest für das überaus empfindliche Gehör der Herrscherin stellte sie demnach doch ein gewisses Gefahrenpotenzial dar, das nicht zu unterschätzen war. Entsprechend ungehalten reagierte die Königin aller Nymphen auch, als sie Anstalten machte die berechtigte Frage ihrer Tochter zu beantworten. „Dorna, es war natürlich Dorna. Oh Kind, hättest du dir das nicht denken können, nachdem sie hier mit ihm aufgetaucht ist?! Du hast vorhin den Anfang unseres nachdrücklichen Gesprächs nicht mitangehört und es war dort so ziemlich das Erste, das sie von mir einforderte, nachdem sie ihn mir als ihren Gefangenen präsentiert hatte.“ Entgegnete ihr Albian schließlich entschlossen, ehe sie mit einem leisen resignierten Seufzen fort fuhr. „Du wirst dich also mit ihr um den Zwerg schlagen müssen, wenn dir soviel daran liegt ihn für Beltaine für dich zu gewinnen meine Tochter. Ich frage dich hiermit in aller Ernsthaftigkeit...ob er dir wirklich soviel wert ist, dass du tatsächlich auch für ihn sterben würdest? Denn bedenke Ezêlhen, der âmarth Maeth* (Schicksalskampf*) ist eine Herausforderung auf Leben und Tod….oder zumindest solange bis eine vom beiden Kampfunfähig gemacht ist und aufgibt, was bisher jedoch selten vorgekommen ist, denn meistens endet es mit einem vorzeitigen Tod der jeweiligen Kontrahenten. Willst du dein Leben wirklich für diesen..diesen dahergelaufenen Zwerg verschwenden? DU bist meine zweitälteste Tochter und damit ebenfalls eine mögliche Herrin über dieses Volk, für das du so wie Morênna eine nicht unerhebliche Verantwortung trägst!“ Albian verstummte, woraufhin sie ihr Kind einen Moment lang forschend und sehr nachdrücklich ansah. Doch sie wusste noch ehe Ezêlhen ihr antwortete, welche Entscheidung sie gleich erwarten würde. „Ich will und ich werde es tun Mutter! Lass Dorna ausrichten, dass ich gewillt bin den âmarth Maeth mit ihr auszufechten. Die Siegerin erhält das Recht den Mann ihrer Wahl zu fordern...in diesem Fall ist das also kein anderer als Throin Doronthand* (Eichenschild*)...der Zwerg!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)