Verspätete Rache von Leya ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Disclaimer: Alle Charaktere sind nur ausgeliehen und werden ohne Kratzer zurückgegeben. @tinki: Wow. Bisher habe ich glaube ich nur zweimal so ein langes Review bekommen. Ich danke dir, das du dir so viel Mühe gemacht hast. Und jetzt zur Antwort auf die Antwort: Als ich meine Definition von einer Psychopathen Story aufgeschrieben habe, hatte ich irgendwie an nichts gruseliges gedacht, aber du hast recht, meine Antwort legt den Verdacht nahe, dass mir genau dies durch den Kopf ging. Irgendwie muss ich noch mal daran arbeiten, genau das zu sagen, was ich auch meine (sich selbst vor den Kopf schlägt). Mir schwebte eine Psychostory vor, die dem Leser eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagt, eben weil sie (im Gegensatz zu Horrorgeschichten) durchaus passieren könnte und diese Möglichkeit des Realitätwerdens ist es, was mich so fasziniert. Aber dein Kommentar hat mich total beeindruckt und ich ziehe meinen Hut vor dir, weil du dir so viel Gedanken gemacht hast und Anteil nimmst. Das ist so selten geworden, das ich jedesmal völlig hin und weg bin, wenn ich jemanden treffe, der sich so viel Mühe macht.^^ @Taito-Girl: Ehrlich gesagt habe ich mir deinen Respekt noch gar nicht wirklich verdient, aber trotzdem vielen Dank! @Ryuu-chan: 100% Mensch? Ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass es mir gelingt, aber dein Kommentar hat mich beruhigt. Ich danke euch allen (reihum abknuddel). Ich hoffe nur, ich langweile euch nicht. (hoffentlich gehen mir nicht die Ideen aus^^) -*-*- Verspätete Rache 03 -*-*- Mit jeder verstreichenden Stunde fühlte Eiri, wie die Verantwortung, die ihm so unvermutet aufgebürdet worden war, auf seinem Gewissen lastete, die Barrieren zermürbte, die er so mühsam um seine Seele errichtet hatte und ihn hilflos und einsam zurückließ. Der Druck nahm zu. Eiri wusste genau, es würde nicht allzu lange dauern und er würde unter diesem Druck zerbrechen wie eine gesprungene Glasfigur. Das Klappern der Briefkästen, dass durch die halbgeöffneten Fenster zu ihm empordrang trieb ihm den Angstschweiß auf die Stirn. Eigentlich wollte er es nicht wissen. Vielleicht wenn er so tat, als sei er nicht da. Vielleicht würde dieser Mann dann aufgeben. ,Nein,' korrigierte sich Eiri in Gedanken. Kitazawa meinte es ernst. Er würde niemals aufgeben, das wer in jedem seiner Worte deutlich geworden. Dieser Mann war besessen von der Idee, für seinen Bruder Rache üben zu können und niemand würde ihn von diesem Ziel abbringen können. Mit zögernden Schritten trat Eiri den Weg zum Briefkasten an. Wie erwartet fand er einen Briefumschlag darin, der auf Grund seiner Form und Dicke nur eine weitere Videokassette enthalten konnte. Sein Herz klopfte wie wild, als er die harmlos wirkende Kassette in den Rekorder schob und auf ,play' drückte. Gleich darauf erfüllte Kitazawas lächelndes Gesicht den Bildschirm, dass Gesicht des Mannes, der bereits seit so vielen Jahren tot war, aber dennoch seine Hand auch aus dem Grabe heraus noch nach ihm ausstreckte. "Guten Morgen, mein lieber Eiri." Die Stimme klang anders als die seines früheren Lehrers und der Schriftsteller war unglaublich dankbar dafür, auch wenn die übrige Ähnlichkeit ihm beinahe körperliche Schmerzen bereitete. "Wie du siehst, habe ich meinem Bruder zu Ehren eine Maske mit seinen Gesichtszügen anfertigen lassen. So ist es fast, als würde er persönlich Rache an dir nehmen. Ist das nicht eine wundervolle Idee?" Maske? Erst jetzt fiel Eiri auf, dass das Gesicht merkwürdig reglos wirkte, viel zu starr, um lebendig zu sein. Das einzig lebendige waren die Augen, diese in brennendem Haß auf ihn gerichteten Augen, die sich ihren Weg direkt in sein Herz zu bahnen schienen. "Nun hast du mich schon wieder gezwungen, dir ein Video zu schicken." Kitazawa trat näher an den Bildschirm heran und tippte mit der Fingerspitze gegen die Kamera. "Warum tust du das, Eiri? Warum forderst du mich heraus?" Sekundenlang schwieg der Mann, dann entspannte er sich ein wenig. Eiri konnte es am leichten Absinken seiner Schultern erkennen und für einige Sekunden war er sicher, dass der Mann unter seiner Maske lächelte. Schließlich trat Kitazawa zurück und gab den Blick frei auf das, was hinter ihm lag. Eiri beugte sich mit einem erstickten Aufschrei vor, als er seinen Freund erkannte. "Tohma," flüsterte er kaum hörbar und suchte in der reglosen Gestalt seines Freundes nach einem Lebenszeichen, irgendetwas, das ihm versichern würde, das mit Tohma alles in Ordnung war. Doch natürlich war es das nicht. Tohma lebte, soviel konnte er an den regelmäßigen Atemzügen erkennen, die seinen Brustkorb kaum merklich auf und ab senkten. Aber ansonsten schien der andere alarmierend teilnahmslos. Kitazawa trat wieder ins Bild und setzte sich neben Tohma auf das Bett. Seine Hand glitt spielerisch über die nackte Brust seines Gefangenen, der sich immer noch nicht rührte und schob sich Millimeter für Millimeter zu dessen Hals hinauf. "Armer Tohma. Ich möchte ihm eigentlich gar nicht weh tun. Warum also zwingst du mich dazu?!" Der Mann streichelte beinahe liebevoll über die weiche Haut unter seinen Fingern. "Er gefällt mir. Wußtest du das? Nein, woher solltest du es wissen. Aber es ist die Wahrheit. Er gefällt mir sogar sehr. Vielleicht werde ich ihn behalten." Eiri hielt es kaum noch aus, achtete kaum auf die Worte des Mannes. Was war mit seinem Freund? Warum bewegte er sich nicht? Es war, als hätte Kitazawa seine Gedanken gelesen. "Du fragst dich sicher, was mit Tohma los ist, nicht wahr? Ich habe ihm ein Schlafmittel gegeben. Nichts starkes, keine Sorge. Gerade genug, um ihn für einige Stunden ruhig zu stellen." Seine Finger gruben sich in Tohmas Wange, drehten dessen Gesicht der Kamera zu. "Er ist wunderschön, Eiri. Ist dir das jemals aufgefallen?" Kitazawa beugte sich vor, der Kamera dabei den Rücken zudrehend und zog die Maske beiseite. Gleich darauf presste sein Mund sich auf Tohmas Lippen. Eiri fühlte ein leichtes Gefühl der Übelkeit in sich aufsteigen als der Kuss andauerte. Endlich ließ Kitazawa von seinem Opfer ab und rückte die Maske wieder gerade, ehe er sich umdrehte. "Ich möchte, dass du eines begreifst, Eiri. Es gibt nichts, was ich nicht mit Tohma machen könnte. Ich dachte, das hätte ich letztes Mal schon deutlich gemacht, doch anscheinend brauchst du für diese Lektion länger, als ich dachte. Wenn du das nächste Mal entgegen meinen Wünschen handeln willst, dann erinnere dich daran, dass er vollkommen in meiner Gewalt ist. Ich könnte ihn vor deinen Augen nehmen und es gäbe nichts, was du dagegen tun könntest. Wie würde dir das gefallen, Eiri?" "Nein!" Unwillkürlich schrie Eiri auf, auch wenn der andere ihn wohl kaum würde hören können, doch es kümmerte ihn nicht. "Bitte!" "Keine Sorge, ich werde Tohma nichts antun. Zumindest heute nicht. Sieh es als eine gutgemeinte Warnung, Eiri. Enttäusch mich nicht noch einmal." Der Bildschirm wurde mit erschreckender Plötzlichkeit schwarz und Eiri, der nicht damit gerechnet hatte, zuckte erschrocken zusammen. Eiri schloß die Augen, doch das mitleiderregende Bild, das Tohma in seiner Hilflosigkeit geboten hatte, ließ sich nicht verdrängen. Auf einmal gab die Anspannung in seinem Inneren nach und zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren rann eine einsame Träne seine Wange herab. -*-*- "Schläft er noch?!" Segawa nickte. "Ich fürchte, ich habe ihm ein bisschen zu viel gegeben. Die nächsten zwei Stunden wird er schätzungsweise mindestens noch schlafen." "Danke. Das wäre alles." Kitazawa entließ ihn mit einer kurzen Handbewegung und konzentrierte sich wieder auf die Unterlagen, die vor ihm ausgebreitet waren, doch irgendwie konnte er seine Gedanken nicht sammeln. Schließlich schob er mit einem resignierten Seufzer die Papiere beiseite und ging zu dem Bildschirm, auf dem er die Bilder, die aus Tohmas Zimmer übertragen wurden, betrachten konnte. Segawa hatte recht gehabt. Tohma schlief immer noch tief und fest. Kitazawa lächelte und fuhr auf dem Bildschirm die Konturen von Tohmas Körper nach. Wie sehr er sich danach sehnte, diesen Körper in Besitz zu nehmen, ihn zu seinem Eigentum zu machen. Manchmal konnte er nicht einschlafen, so sehr verlangte es ihn nach Tohmas Nähe. Was faszinierte ihn nur so sehr an diesem Mann? Kitazawa schüttelte über sich selbst den Kopf. Jetzt Gefühle für seinen Gefangenen zu entwickeln paßte überhaupt nicht in seinen Plan. Schwächen konnte er sich nicht leisten, dafür war die Angelegenheit zu riskant. Eigentlich wollte er mit seiner Arbeit weitermachen, doch zu seiner Überraschung fand er sich auf einmal in dem Gang wieder, der zu Tohmas Zimmer führte. Als er in das Zimmer eintrat, hoffte er, Segawa habe sich mit seiner Einschätzung geirrt und Tohma sei aufgewacht, doch er wurde enttäuscht. Nachdenklich sah er auf den Schlafenden hinunter und fragte sich wieder einmal, wie jemand, der mittlerweile dreißig Jahre alt war, immer noch so jugendlich aussehen konnte. Die Haut war ebenso weich, wie ihr Aussehen versprach, das hatte er in den letzten Stunden mehr als einmal feststellen können und allein der Gedanke an ihre seidige Kühle genügte, ihn in Erregung zu versetzen. Aus einer plötzlichen Laune heraus legte er seine Kleidung ab und schlüpfte zu dem anderen ins Bett. Er zog den reglosen Körper in seine Arme und presste ihn dicht an sich. Mit überraschender Leidenschaft presste er seine Lippen auf Tohmas Hals und saugte so lange, bis er einen dunkelroten Bluterguß hinterlassen hatte. "Was hast du nur mit mir gemacht? Warum muss ich immer an dich denken?" Natürlich erhielt er keine Antwort, doch er erwartete auch keine. Zufrieden, für einige Stunden alles vergessen zu können, schloß er die Augen und fiel neben seinem Gefangenen in tiefen Schlaf. -*-*- Ich schaffe es nicht allein. Zu dieser Erkenntnis war Eiri in den letzten Stunden gelangt, in denen er immer noch versucht hatte, die Bilder des letzten Videos aus seinem Kopf zu verdrängen und kläglich gescheitert war. Deswegen stand er jetzt hier, vor der Eingangstür zu diesem kleinen Apartment und hoffte, dass er hier finden würde, was er suchte. Noch einmal atmete er tief durch, dann drückte er auf den Klingelknopf und wartete darauf, eingelassen zu werden. Es dauerte nicht lange und die Tür öffnete sich vorsichtig. "Ja?" Eiri sah den anderen beinahe flehend an, bevor er auf ihn zutrat. "Ich brauche Ihre Hilfe, K. Kann ich reinkommen? Es...es geht um Tohma Seguchi." tbc Hosted by Animexx e.V. 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