My love bite on your neck von Fara_ThoRn ================================================================================ Love bite 59 - Fest der Triebe ------------------------------ Hey. Dieses Kapitel wollte ich schon gestern hochladen, aber ich lag flach. Die Medis machen mich fertig -___- Helfen tun sie allerdings immer noch nicht richtig. Langsam hab ich die Nase echt voll. Na ja. Wie auch immer, hier nun das nächste Kapitelchen. Das nächste kommt dann zum Jahreswechsel. Wenn ich es nicht wieder verpenne xD Eure Fara Ach ja! Eure Reviews habe ich natürlich nicht vergessen. Im Urlaub fange ich mit meinen Antworten an. Versprochen ;-) Love bite 59 - Fest der Triebe Ich schließe kurz die Augen und atme tief die kühle Luft ein, ehe ich meinen Blick über die nur spärlich besuchte Stadt schweifen lasse, die im weihnachtlichen Licht erstrahlt. Eigentlich bin ich gar nicht der Typ Mann, der sich von so etwas schnell beeindruckt zeigt, doch heute ist irgendwie alles anders. "Ist das schön hier", säusle ich sogar noch, als müsste ich auf diesem mit Weihnachtsglitzer überzogenen Puderzuckertag noch ein zuckersüßes Sahnehäubchen obendrauf setzen. Meilo nickt stumm, scheint jedoch auch zufrieden und entspannt. Gemütlich schlendern wir an den geschlossenen Läden in Münchens Innenstadt vorbei. Unsere Hände, die sich umfasst halten, tief in der Seitentasche von Meilos Parkar verborgen, bummeln wir von Geschäft zu Geschäft. Hier und da bleiben wir mal stehen, schauen uns die noch weihnachtlich dekorierten Auslagen an, und laufen danach weiter. Es ist schön. Ruhig, friedlich und ganz ohne Zeitdruck. Himmlisch! Ich bin so froh, dass ich mich gestern dazu entschlossen hatte, hier her zu kommen. Nicht nur, weil München eine wunderschöne Stadt ist und ich noch nie hier gewesen bin, sondern natürlich hauptsächlich wegen Meilo. Mit Sicherheit wäre ich spätestens heute Mittag verrückt geworden vor lauter Sehnsucht und Unruhe unter dem Wissen, dass er Weihnachten allein verbringen muss. "Wenn ich mir vorstelle, jetzt eigentlich bei meiner Großmutter hocken zu müssen, meine gesamte Familie um mich herum, wird es mir ganz anders", murmle ich. Meilo geht ein Stück langsamer und schaut mich kurz an. "Dir wird es anders, wenn du an deine Familie denkst? So schlimm ist deine Familie doch gar nicht." "Ansichtssache", scherze ich. "Ich meine damit, weil du dann hier alleine wärst." Ist doch wohl klar! Meilo schmunzelt und bleibt stehen. Ich renne fast in ihn hinein, da er sich vor mich schiebt und unvermittelt an seine Brust zieht. "Wie konnte ich das nur übersehen?", gluckst er und tupft mir einen Kuss auf die Lippen. Mehr! Leider bekomme ich nicht mehr von seinen Kusskünsten zu spüren, denn er zieht mich gleich darauf wieder weiter. Ist vielleicht auch besser so. Fest der Liebe schön und gut, doch wenn zwei Kerle an einem der heiligsten Feiertage in Münchens Altstadt herumknutschen und ihrer Liebe frönen, stößt das sicher so manchem sauer auf. Schade. Sehr, sehr schade ... "Wollen wir langsam wieder zurück gehen?", möchte Meilo plötzlich wissen. "Jetzt schon?" "Du willst nicht?" Ich schüttle den Kopf. "Echt nicht?" "Nein." Was hat er denn? "Warum sollte ich?" "Na du beschwerst dich doch sonst immer, es sei zu kalt und dir tun vom vielen Laufen die Füße weh." "Hm ..." Ich überlege. Eigentlich ist mir heute gar nicht kalt. Und meinen Füßen geht es auch hervorragend. Wirklich ein komischer Tag heute. Ein schöner, komischer Tag. An was das nur liegen mag? Oder sollte ich besser fragen: An wem? "Im Moment ist es mir ganz kuschelig warm", sage ich einfach nur, drücke mich dichter an Meilos Seite und grinse ihn an. Er lächelt zurück, doch dann verschwindet sein Lächeln und er schaut irgendwie erschrocken an mir vorbei. "Ist was?", frage ich, folge seinem Blick, sehe aber nichts Ungewöhnliches. "Shit", zischt Meilo. "Komm." Ich stolpere fast, so abrupt zieht mich Meilo vorwärts. "Meilo! Was hast du denn?" "Da sind ein paar meiner Bandkollegen", antwortet er mir gehetzt. "Was? Wo?" Ich drehe den Kopf wieder in die Richtung, in die Meilo zuvor gestarrt hat. "Nicht hinschauen!" "Okay, okay." Himmel noch eins! Ade gemütliche Weihnachtsstimmung. Wir schlittern in eine Seitenstraße hinein, doch kaum sind wir um die Ecke gebogen, bleibt Meilo stehen, sodass ich regelrecht in ihn hineinrenne. Schon wieder. "Verdammt!", fluche ich und starre sauer auf Meilos Rücken. Kannst du dich mal entscheiden, Meilo? "Meilo!", ruft jemand vor uns. Oh oh. "Du hast dich ja doch noch rausgewagt." Ein mehrstimmiges Lachen, das von mindestens zwei Personen kommt. Nervös schiele ich an Meilo vorbei uns ziehe vorsichtig meine Hand aus seiner Jackentasche. "Kann ja nicht die ganze Zeit über in meinem Zimmer hocken", sagt Meilo und lächelt verkniffen. "Meine Rede! ... Und wen hast du da hinter dir versteckt?" Man hat mich entdeckt. Notgedrungen trete ich hinter Meilo hervor. Meine Hand, die eben noch so warm und geborgen Meilos gehalten hat, fühlt sich unglaublich kalt und klamm an. "Das ist Niclas. Er ist ..." "Ich bin ein Bekannter von Meilo", springe ich ein, da Meilo keine Ausrede parat zu haben scheint. "Ich war zufällig in der Stadt und dachte mir, besuche ich ihn doch mal." Hoffentlich nehmen Meilos Bandkollegen mir das ab. "Das hat ja gut gepasst", grinst einer von den dreien jungen Männern, die vor uns stehen. "War sicher nicht leicht, ihn aus der Bude zu bekommen." "Nein", lüge ich. "Hauptsache, du hast es geschafft. Meilo ist in letzter Zeit immer so miesepetrig", meint ein Anderer. Soll ich raten, warum Meilo in letzter Zeit so miesepetrig sein soll? "Ich bin übrigens Chad. Und das hier sind Steven und Roddie." "Hallo." Die drei scheinen ganz nett zu sein. Trotzdem sollte ich mich vorsehen, was ich sage. "Und wohin seit ihr unterwegs?", frage ich sie ganz unverfänglich. "Wir suchen den Rest der Band. Ihr habt sie nicht zufällig gesehen?" Meilo und ich schütteln einträchtig den Kopf. Gesehen habe ich sie streng genommen ja wirklich nicht. "Schade. Die sind uns irgendwie verschütt gegangen." "Wie kann denn sowas passieren?", möchte ich von Chad grinsend wissen. "Sagen wir es so: Die Nacht war lang." Leises, dreckiges Gelächter. Da bin ich aber froh, dass Meilo nicht mitgegangen ist! "Wie wäre es? Wollt ihr euch uns anschließen?" Roddie sieht uns fragend an. "Äh ..." "Wir können leider nicht", helfe ich Meilo erneut aus der Patsche. "Ich muss bald wieder los und Meilo wollte mich noch bis zu meinem Auto begleiten." Noch eine Lüge. Aber eine höchst effektive. Die drei Bandkollegen von Meilo verabschieden sich von uns und laufen weiter, auf der Suche nach ihren verschütt gegangenen Freunden. Meilo atmet tief durch und schaut ihnen nach. "Das ist noch mal gut gegangen", pustet er. "Wieso auch nicht? Oder spitzeln die für Gerd?" Das sollte eigentlich bloß ein Scherz sein, aber er kam wohl nicht so rüber. "Ich hoffe, sie erzählen ihm nichts", brummt mein Schatz. "Meinst du, das tun die?" Meilo zuckt mit den Schultern. "Fuck!" "Ach, das wird schon", winkt er ab und wechselt von besorgt auf optimistisch. Ein komischer Stimmungswechsel. "Ich bin nur erleichtert, dass sie nicht mehr über dich wissen wollten. Die Nacht schien für die Bande wirklich lang gewesen zu sein." Ein Lächeln huscht über Meilos Lippen. "Komm. Lass uns lieber wieder zum Hotel gehen, bevor uns der Rest meiner Band auch noch aufspürt." "Ist gut", nicke ich und fummle meine Hand wieder in Meilos Jackentasche, wo sich unsere Finger sofort miteinander verhaken. "Erkunden wir eben andere Dinge, als Münchens Innenstadt", raune ich ihm dreckig grinsend zu. Noch ein Zwinkern in Meilos Richtung, schon lächelt mein Herzallerliebster bis über beide Ohren. *** "Irgendwie schade, dass wir nicht noch mehr von München sehen konnten." Zurück im Hotel, kicke ich die Schuhe von den Füßen und schmeiße ich mich aufs Bett. "Ein anderes Mal", verspricht Meilo mir. "Vielleicht im Frühjahr, oder im Sommer." "Nicht im Winter?", feixe ich und drehe mich in seine Richtung. Mit der Handfläche klopfe ich auf die freie Seite des Bettes. "Ich liebe es immer so, wenn du mich warm hältst, während draußen der eisige Wind weht." Meilo schmunzelt und steigt ebenfalls aus seinen Schuhen. "Tust du das?" "Hm hm", nicke ich. "Wenn dir kalt ist, decke dich doch mit der Bettdecke zu." Was?! "Oh du ...!" Ich greife mir eins der Kissen und werfe es in Meilos Richtung. Der duckt sich aber und das Kissen fliegt genau auf unseren hübsch-hässlichen Plastikbaum zu. Er wird getroffen, schwankt und stürzt kopfüber vom Tischchen. "Ey unser Baum!", beschwert sich Meilo lachend bei mir. "Was hat er dir nur getan?" "Sehr witzig. Heb ihn auf." "Muss ich?" "Ja." "Gut …" Meilo bückt sich und "AH!" Das zuvor von mir geworfene Kissen kommt zurückgeflogen. Direkt in mein Gesicht. Meilo kringelt sich vor lachen. "Ja, ja! Immer noch sehr witzig!" "Finde ich auch", gackert Meilo und klettert zu mir ins Bett. Umgehend begräbt er mich unter sich. Meine Arme links und rechts neben mir auf die Matratze gepinnt, sieht er mich belustigt von oben herab an. Ich bin gefangen im Meilo-Käfig. Eine recht angenehme Sache, doch: "Erst den Baum aufheben", knurre ich. "Zuerst will ich besagte Dinge erkunden, von denen du vorhin so verlockend gesprochen hast. Erst löst du dein Versprechen ein." Mein Versprechen? "Ich habe dir gar nichts versprochen." "Doch, hast du." "Daran würde ich mich erinnern." Meilo guckt mich aus unergründlichen Augen an. Ich weiß, was das bedeutet. Nur zu gut … Unsere Lippen finden sich binnen Sekunden. Magnetisch voneinander angezogen, könnte man auch sagen. Verlangend und stürmisch küssen wir uns, wälzen uns miteinander im Bett, reiben uns aneinander und entledigen uns dabei nach und nach, mal hastig, mal langsam, unserer Kleidung. Hände, die auf Wanderschaft gehen, feuchte Haut, die gegen andere feuchte Haut reibt. Wir sind wie in einem Rausch, sind süchtig nach dem anderen und können einfach nicht genug voneinander bekommen. Und als Meilo mich erobert, hallen unsere rauen und voller Lust geschwängerten Stimmen von den Wänden wider. Erst nachdem wir völlig ausgepowert und nach Luft schnappend halb aufeinander liegen, das sanfte Wogen in unseren Körpern spüren, welches langsam abklingt, kehrt wieder Ruhe im Hotelzimmer ein. Jedenfalls so lange, bis mein Mund wieder Kontakt zu meinem Sprachzentrum aufgenommen hat. "Heb den Baum ... auf", fordere ich postwendend Meilo erneut auf. Das ich mich überhaupt noch daran erinnern kann, verwundert mich im Übrigen selbst ein klein wenig. "Mach schon", sage ich nochmal mit mehr Nachdruck und Bocke leicht. Meilo, der die Augen geschlossen hat, öffnet diese langsam und dreht den Kopf müde zu mir. "Nö", brummelt er, doch ich sehe, wie seine Mundwinkel zucken. "Fauler Kerl", feixe ich und stehe auf. "Alles muss man selbst machen." "Du hast ihn ja auch umgeschmissen", erinnert er mich, schnurrt dabei geschafft und rollt sich in Rückenlage. "Du hättest aber auch mal ein Gentleman sein können, und ihn für mich aufheben können. Kaum ist man verlobt, gehen die Manieren flöten, oder was?" Sorgsam stelle ich das Bäumchen wieder an Ort und Stelle, und schalte ihn auf diesem Wege auch gleich an. Hinter mir höre ich Meilo leise schmunzeln. Stoff raschelt und kaum male ich mir in Gedanken aus, was mein fauler Freund wohl vor hat, legen sich auch schon zwei Arme von hinten um mich und eine warme Wange schmiegt sich an meinen Rücken. "Komm wieder ins Bett", säuselt er sirenenartig und beginnt mit seinen Lippen an meiner Wirbelsäule nach unten zu fahren. Gänsehautalarm, jedoch stoppen sie Kurz vor dem Steißbein wieder. "Weiter", schnurre ich deswegen heiser und wackle leicht mit dem Hintern. Meilos Lippen zucken, ehe sie sich ganz zurückziehen und mich enttäuscht knurren lassen, was sich dann allerdings in ein leises Japsen verwandelt, denn plötzlich bekomme ich, was ich eben eingefordert habe. Seufzend halte ich mich am Tisch vor mir fest und lege den Kopf in den Nacken. Die Zunge taucht quälend langsam tiefer. Sehr viel tiefer ... Ohne Vorwarnung werde ich auf einmal nach hinten gezogen. Ein spitzer Schrei entfleucht mir, als ich von Meilo zurück aufs Bett befördert werde. Dieser verrückte Kerl! "Was soll das?!", lache ich und winde mich halbherzig in Meilos Klammergriff. "Ins Bett mir dir habe ich gesagt", lautet seine Antwort, die er vehement in die Tat umsetzt, indem er mich in die Bettdecke wickelt. Bewegungsunfähig liege ich auf der Seite, Meilo halb auf, halb hinter mir. Über die Schulter hinweg grinst er mich überlegen an. "Meins", haucht er und beißt mir verspielt in die Schulter. "Alles, alles meins ..." Mein Bauch fängt Feuer. "Davon träumst du", kichere ich kurz danach spaßeshalber. "Jede Nacht, wenn du nicht bei mir bist." Und wieder kribbelt es in meinem Unterleib. Meilos Augen mustern mich dabei intensiv. Ich lächle milde, befreie unter einiger Anstrengung meinen rechten Arm und lege die Hand auf Meilos Wange. "Es sind nur noch vier Nächte, die wir voneinander getrennt sind", sage ich. "Wenn ich mich nicht verrechnet habe." Viel mehr dürften es aber nicht sein. "Was für ein Glück!", gluckst mein Schatz und strahlt mich happy an. "Oh ja", sage ich nicht weniger glücklich. Lippen landen auf meinen. Meilo fummelt sich mit unter die Bettdecke, schmiegt sich von hinten an mich und schiebt einen Arm unter meine Schultern. So aneinandergekuschelt spielen wir gegenseitig träge mit unseren Fingern und schauen ihnen dabei zu. "Wie machen wir das eigentlich an Silvester? Möchtest du mit ins Studio kommen?", fragt Meilo mich nach einer Weile. "Du meinst, Backstage?" Meilo nickt. "Willst du unbedingt, dass ich mitkomme?" Um ehrlich zu sein, habe ich keine große Lust darauf, im Hinterstübchens eines hektischen Fernsehstudios herumzuhocken, während Meilo seinen Auftritt absolviert. Ich kann jetzt schon die fragenden Blicke auf mir fühlen, die mir dort sicherlich begegnen werden. "Nur wenn du willst", meint er zu mir. "Du kannst auch in meiner Wohnung warten. Bis zum Jahreswechsel gehört sie ja noch mir." "Und du kommst dann nach der Show zu mir?" Meilo nickt. "So ist es bestimmt am einfachsten", denke ich laut nach. "Mal sehen. Dass können wir ja spontan entscheiden. Hauptsache, ich bin bis zum Jahreswechsel bei dir." Meilo beißt sich grinsend auf die Unterlippe. "Für den Neujahrskuss?" "Wofür den sonst?" Ist doch wohl logisch. "Schließlich sollst du der Erste sein, den ich im neuen Jahr küsse." "Der Erste?" Ich nicke. "Wen willst du denn sonst noch küssen?" Meilo macht ein ernstes Gesicht. "Niemanden", beruhige ich ihn. "Aber ich wollte es nur mal angemerkt haben." Meilo legt den Kopf schief und stippt mir mit dem Zeigefinger auf die Nase. Ich kräusle sie und strecke ihm die Zunge heraus, was ihn leicht lächeln lässt. "Versprich mir, dass du nie wieder jemand anderen küsst", flüstert er. Ich runzle die Stirn. "Niemals wieder? Auch nicht meine Mutter?" "Du weißt, wie ich das meine", brummt mein Herzallerliebster. "Keine verlangenden Neujahrsküsse, außer für mich." "Versprochen, du Spinner", lache ich. "Und wie sieht es mit deinem Versprechen aus?", frage ich ihn. "Dass wir nach deinem letzten Auftritt Berlin unsicher machen?" "Das machen wir auf jeden Fall", lacht Meilo. "Meine Freiheit muss schließlich gefeiert werden." Das sehe ich ganz genauso. "Ich freue mich schon so", seufze ich und kuschle mich noch dichter an meinen Schatz. "Das wird toll." "Hmhm", brummt es neben mir. "Wann kommst du eigentlich? Morgens schon?" "Leider nicht. Ich arbeite bis zwölf. Erst dann kann ich nach Berlin fahren." Da ich Clem auf die Idee mit der Reise als Weihnachtsgeschenk für Kilian gebracht habe, muss ich nun auch für ihn einspringen. Außerdem schulde ich es ihm auch. So oft, wie er für mich in die Presche gesprungen ist, weil ich unbedingt zu Meilo wollte. "Dann sehen wir uns vielleicht ja noch kurz. Ich muss erst am späten Nachmittag zum Studio." "Cool. Also begrüßen und verabschieden in einem?" "So in etwa", schmunzelt Meilo und auch ich lache leise. "Schade, dass wir nicht zusammen den Countdown runterzählen können." Das müssen wir wohl oder übel auf das nächste Jahr verschieben. "Das wird schlecht möglich sein. Es sei denn, du kommst mit ins Studio und ich schleiche mich irgendwie zu dir." "Ginge das? Kannst du einfach so von der Bühne verschwinden?" Ich drehe meinen Kopf zu Meilo. "Könnte gut sein. Mein Auftritt dürfte zum Jahreswechsel schon vorüber sein." "Ergo, dein Vertrag wird damit erfüllt sein", schlussfolgere ich. "Genau. Danach gehöre ich ganz exklusiv dir." "Dazu musst du aber erst noch bei mir unterschreiben", wende ich ein. "Du hast den Vertrag schon aufgesetzt?", lacht mein Schatz. "Schon lange", antworte ich. "Wenn das so ist, kann ich das Aufgebot ja schon bestellen. Wie fändest du eine Hochzeit im Frühling?" Er nun wieder. "Du hast wohl zu viel Glühwein inhaliert", schnaube ich. Meilo schmiegt sich lachend fester an mich und sieht mich amüsiert an. Sein Zeigefinger beginnt, kleine Kringel auf meiner Brust zu zeichnen. "Selbst wenn", säuselt er "hat das nichts mit dem Alkohol zu tun. Wenn, dann bin ich betrunken vor Liebe." Meine Augenbrauen zucken nach oben, dann bricht es aus mir. Laut lachend schüttle ich den Kopf. "Sag nie wieder so etwas Kitschiges zu mir", gackere ich. Trunken vor Liebe! Ich brech ab! Während ich mich weiter halb totlache, guckt Meilo leicht pikiert auf mich nieder. "Was ist daran so lustig? Das ist doch nicht kitschig." "Doch, ist es." Irgendwie süß, aber eben kitschig. "Guck nicht so beleidigt", kichere ich und rapple mich auf. Meilo tut noch eine Spur beleidigter und schiebt sogar seine Unterlippe ein Stück vor. "Kindskopf", flüstere ich grinsend und lege meine linke Hand in seinen Nacken. Ihn küssend ziehe ich ihn wieder mit mir runter, bis er schräg auf mir zum Liegen kommt. Meine andere Hand findet ebenfalls ihren Weg in Meilos Nacken. Zärtlich lasse ich dort meine Finger über die Haut wandern. Schnell wird unser Kuss verlangender. Meilo schnappt nach meiner Zunge, saugt sie in seinen Mund und fordert sie zu einem kleinen Duell heraus, welches ich natürlich annehme. Meilos Schoß beginnt sich in langsamen Kreisen gegen meinen rechten Oberschenkel zu reiben. In meinem Unterleib prickelt es warm. Deshalb drehe ich mich ganz zu Meilo herum, schlinge mein oberstes Bein um seine Hüfte und intensivere unseren Körperkontakt, ahme eindeutige Bewegungen nach. Hände greifen nach meinem Hintern und plötzlich liege ich auf dem Rücken, Meilo thront abermals über mir. Stöhnend biege ich mich ihm entgegen und löse unseren Kuss, um einatmen zu können. "Schon außer Atmen?", feixt er. "Das müsstest du doch am besten wissen. So oft, wie du ihn mir raubst." Meilo leckt sich über die Lippen, grinst dabei und bekommt dieses ganz spezielle Glitzern in den Augen, das er immer hat, wenn er sich dazu entschließt, mich zu ärgern. "Sag doch nicht sowas Kitschiges." Da haben wir es. "Das war nicht kitschig", erwidere ich. "Sondern die pure Wahrheit." "Ist es das?" "Hmhm." "Hoffentlich erstickst du mir nicht irgendwann. Gleich mal Mund-zu-Mund-Beatmung üben." Seufzend schließe ich die Augen. Eigentlich versteht man unter Mund-zu-Mund-Beatmung ja was ganz anderes, als das, was Meilo gerade bei mir übt. Diese Art Wiederbelebung würde nur klappen, wenn er ein Prinz, und ich ein verwunschenes Irgendwas wäre, fürchte ich. Trotzdem muss ich zugeben, der Kuss weckt doch schon so einiges in und an mir ... "Meilooo!" Harte Schläge auf die Hotelzimmertür. Meilo und ich zucken erschrocken auseinander, schauen erst uns perplex an, dann Richtung Tür. "Meiheiiiilo!", ruft jemand von jenseits der Tür. "Um Himmels Willen", zische ich. "Was ist den jetzt kaputt?" Meilo ist schon aufgestanden und sucht fluchend nach seiner Hose, während der Störenfried immer wieder laut und fest gegen die Tür Hämmert. Was für ein Irrer ist das denn? "Weißt du, wer das ist?" "Jared", antwortet Meilo trocken. "Was?" Jared soll da vor unserem Hotelzimmer herumrandalieren? "Was hat der hier zu suchen?", will ich wissen. Skeptisch beobachte ich Meilo dabei, wie er in seine Hose steigt. Er zieht die Stirn kraus und schließt den Reißverschluss. "Bestimmt wegen gestern", meint er. "Wie, wegen gestern? Was ist denn gestern vorgefallen?" Eventuell hört sich meine Frage gerade ein wenig zu panisch an, doch da ich schon selbst mitbekommen habe, wie Jared sein kann, ist das nur allzu verständlich. "Hat er dich wieder belästigt?" Eindringlich mustere ich Meilo, der erstaunlicherweise ziemlich gelassen wirkt. Noch, wie ich befürchte. "Er hat auf der Bühne wieder ein paar seiner Annäherungsversuche gestartet." "Was hat er?!" Oh dieser kleine Mistratte! "Reg dich nicht auf. Hinterher habe ich ihn ordentlich zurechtgestutzt." Ich knirsche mit den Zähnen und frage mich, warum ich davon gestern im Fernsehen nichts mitbekommen habe. "Der kann es einfach nicht lassen." Wenn ich nur daran denke, wie er mit seinen Klebefingern an Meilo herumkrabbelt ... Zorn brandet in mir auf. "Diese miese Kröte", knurre ich und stehe ebenfalls auf, um nach meiner Hose zu suchen. "Was hast du vor?", fragt Meilo mich mit großen Augen. "Was ich vorhabe? Nach was sieht es denn aus? Ich verpasse dieser kleinen Schmalzkröte mal einen gehörigen Einlauf!" Einfach meinen Mann anbaggern! Wo sind wir denn?! Ich schlüpfe hastig in meinen Pullover und mache mich auf den Weg hinaus aus dem Schlafzimmer, aber Meilo hält mich am Arm fest. "Ich regle das", sagt er. "Du kannst nicht zu ihm raus." Erst will ich sauer protestieren, doch dann begreife ich, auch wenn es mir nicht passt. Es wäre taktisch höchst unklug, mich jetzt vor Jared zu präsentieren. Er wird sich sicher fragen wer ich bin, und was ich in Meilos Hotelzimmer zu suchen habe. Vielleicht würde er mich sogar als Logan wiedererkennen, und das kann ich auf keinen Fall riskieren. Nicht so kurz vor dem Ziel. Ich sammle mich deshalb notgedrungen, atme tief durch, trete zur Seite und lasse Meilo an mir vorbei schreiten. "Aber sobald diese Kröte meint, dich belästigen zu müssen, komme ich, und lege ihn übers Knie." Meilo grinst schelmisch, und ich kann mir auch denken wieso. Hundert pro stellt er sich das von mir beschriebene Szenario bildlich vor. Er beugt sich zu mir, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und zwinkert mir zu. "Das ist lieb", meint er "aber Jared schaffe ich auch alleine." "Das werden wir sehen", murmle ich, als Meilo um die Ecke ist, und mich nicht mehr hören kann. Ich bleibe neben dem Türrahmen des Schlafzimmers stehen, verschränke die Arme vor der Brust und lausche hinaus in den kleinen Flur. Jared klopft immer noch wie ein Bescheuerter gegen die Zimmertür. Falls ich mich nicht irre, und ich denke, das tue ich nicht, hört er sich beschwipst an. 'Das kann ja heiter werden.' Die Türverriegelung klickt. "Jared, was tust du hier?" "Oh Meilo!" Und wie beschwipst der Typ ist! "Endlüsch sind wir susammen!" Bei dem Satz wird mir schlecht. Zusammen! Pah! Es rumpelt kurz, dann ein Ächzen. Nach Meilo hörte sich das nicht an. Zum Glück, sonst wäre ich schon auf dem Sprung. Das könnt ihr mir glauben. "Lass das und hör auf mit dem Scheiß! Verschwinde wieder von hier." Das war aber jetzt eindeutig mein Schatz. "Verswinden?", fiepst das Küken erschüttert. "Aber isch liebe dich do...hoch!" Ich beiße so fest meine Zähne aufeinander, das es beinahe schon weh tut. Wenn ich könnte wie ich gerne möchte, hätte Jared jetzt schon die Hotelzimmertür im Gesicht kleben. Und das nicht nur als Revanche wegen des kleinen Erlebnisses letztens bei den Dreharbeiten. "Ich dich aber nicht! Ich will nichts von dir und werde auch nie was von dir wollen, also lass mich endlich in Ruhe." Nach Meilos eindeutiger Ansage, entkommt Jared ein Wimmern, dann rumpelt es ein weiteres Mal. Ich spitze die Ohren und lehne mich weiter vor. Das Rumpeln ist immer noch zu hören, nur leiser. Rangeln die miteinander? Könnte gut sein, so, wie ich das dreiste Küken kenne. Weitere Laute, die sich verdächtig anhören. Erkannt werden oder komplizierte Fragen aufwerfen hin oder her, ich muss da jetzt eingreifen! Ich spurte um die Ecke auf die Hotelzimmertür zu und was sehe ich? Jared hängt in Meilos Armen, der ihn in diesem Moment mit einem festen Schubs gegen die Wand neben der Tür befördert. "Raus jetzt!", brüllt Meilo ihn ungehalten an. "Sonst rufe ich den Hotelsicherheitsdienst!" "Aber ... Aber ..." "Hau ab!" Meilo funkelt ihn überaus sauer an. Ich kann ihn gut verstehen. "Meilo! Bitte!" Jared sieht wie ein verwaister Welpe aus, der soeben von seiner Mutter im kalten Regen zurückgelassen wurde. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Meilos Kiefermuskeln arbeiten hart. Ich kann sie beinahe knacken hören. Er ist total angespannt. Zeit, endgültig einzuschreiten. Ich stelle mich neben Meilo, lege beruhigend meine Hand auf seinen Rücken, um ihm Beistand zu leisten, sage jedoch nichts, aus Angst, Jared könnte meine Stimme erkennen. Meilo, der noch immer Jared bedrohlich anstarrt, lehnt sich leicht gegen mich. Dabei kann ich regelrecht spüren, wie sich seine Rückenmuskulatur angespannt hat. "Verschwinde", knurrt er leise, aber gefährlich Jared zu. Dieser zieht die Nase hoch (heult er?), blickt dann jedoch zu mir. Ich scheine ihm erst jetzt auszufallen. "Wer ist das?", fragt er und wechselt von verheult auf hasserfüllt. Die Frage war abzusehen, doch ich sage noch immer nichts, hebe bloß eine Augenbraue und glotze stoisch zurück. "Was macht der hier?" "Was geht es dich an?", blafft Meilo. "Raus. Sofort. Sonst helfe ich dir dabei." Man sieht regelrecht, wie es in Jared arbeitet, wie die kleinen Plastikrädchen in seinem Kükenhirn beginnen sich zu drehen und sich selbst eine Antwort zurechtschustern. Ich befürchte, diese Antwort wird gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt sein. Und als hätte ich es geahnt, versteinert sein Gesichtsausdruck plötzlich. Schleppend richtet er sich auf, schält sich von der Wand und schluckt hart. "Das da ist also dein kleines Fickstück, ja? Das Flittchen, das du dir ins Bett holst, wenn du es nötig hast?" Mir bleibt für ein, zwei Schläge lang das Herz stehen. Fickstück? Flittchen? Wenn er es nötig hat? Hallo?! Sag mal, geht es noch?! Ich bin zu perplex über die charmante Beschreibung meinerseits und meines Lieblings, dass ich viel zu spät bemerke, wie Meilo nach vorn schnellt und Jared am Kragen packt. "Du verdammter ...!" "Meilo! Nicht!" Erschrocken hechte ich hinterher, schnappe mir seine erhobene Hand, ergreife sie und halte sie fest, ehe er etwas tut, was er hinterher vielleicht noch bereuen wird. "Das bringt doch nichts", rede ich leise auf ihn ein und drängle mich zwischen ihn und dem erschrockenen Küken Jared. Nur zögernd lässt Meilo Jareds Kragen los. Mit einem Blick, der selbst mich zum Frösteln bringt, sieht er an mir vorbei auf Jared. "Wenn du nicht augenblicklich von hier verschwindest, dann Gnade dir Gott. Und wehe, du redest noch einmal so über einen meiner Freunde. Ist das klar?" Mit diesen Worten lässt er Jared wieder los, greift stattdessen an ihm vorbei und öffnet die Tür unseres Hotelzimmers. "Verschwinde." Meilos Ton duldet keinen Widerspruch. Jareds Blick huscht zwischen Meilo und mir hin und her, dann wendet er sich endlich und verlässt unser Zimmer. Keine Ahnung, ob er mich in irgendeiner weise erkannt hat. Im Moment gilt meine Sorge eher Meilo, der immer noch die Tür anguckt, als wolle er sie gleich in Flammen aufgehen lassen. "Oh Mann", seufze ich um die bedrückende Atmosphäre etwas zu verjagen und wische mir übers Gesicht, doch Meilo guckt immer noch verbissen drein. Ich komme ins Grübeln. Ist da noch mehr als 'bloß' Jareds unangenehmer Auftritt? Ist eventuell mein eingreifen Schuld? Ich beuge mich leicht vor zu Meilo. "Meilo? Entschuldige, dass ich nicht die Füße still halten konnte. Bist du jetzt sauer auf mich?" Bitte nicht! Ein saurer Meilo ist keine schöne Angelegenheit, wie wir soeben beobachten konnten. Meilo schluckt und schließt für einen kurzen Moment die Augen. "Nein", brummt er. "Vielleicht was es ganz gut so, dass er dich gesehen hat." "Ach? War es das?", frage ich. Bis auf die zugegebenermaßen klitzekleine Befriedigung, die ich verspürte, als Jared klar wurde, dass Meilo sein Bett mit mir teilt, kann ich nichts Gutes daran finden. "Vielleicht hat er jetzt endgültig begriffen, dass er sich das mit uns abschminken kann." "Hm ... Vielleicht." Oder auch nicht. Ich befürchte, dieses Küken ist noch leicht begriffsstutzig. Aber soll er. Noch ein Auftritt zusammen mit Meilo, dann werden sie sich nie wiedersehen. Was mich jedoch gerade viel mehr beschäftigt: "Meinst du, er hat gerafft, wer ich bin?" Sorgenvoll schaue ich Meilo an, der sich endlich zu mir dreht und mich ebenfalls anschaut. "Glaube ich nicht", meint er. "Und selbst wenn, ich habe keinen Bock mehr auf diesen Scheiß! Es ist Schluss!" Es ist Schluss? Mit was ist Schluss? Etwa ...? Mir kullert das Herz in die Hose und rollt sich dort zu einem kleinen, ängstlichen Häuflein zusammen. "Du hast keinen Bock mehr?", japse ich leise. "Nein. Es steht mir bis hier", erklärt er mir mit der entsprechenden Geste. Ich habe das Gefühl, dass mich gleich meine Beine nicht mehr tragen werden. Alles um mich herum dreht sich wie ein düsteres Karussell. "Das findest du?", frage ich nochmal heiser nach. "Natürlich. Geht es dir etwa nicht auf den Keks?" "Ich ... ich ..." Fange gleich an zu flennen! Das kann er doch nicht ernst meinen! So plötzlich und ohne die leiseste Vorankündigung! 'Es ist Schluss', höre ich Kilian aus der Vergangenheit zu mir sagen. Mir wird kotzübel. "Nic? Geht es dir nicht gut?" Da fragt er noch?! "Nic?" "Das kannst du nicht!", bricht es mit brüchiger Stimme aus mir und ich fühle neben dem Brechreiz etwas noch etwas anderes in mir aufsteigen: Entschlossenheit und Kampflust. Ich liebe diesen Mann! Und diesmal werde ich nicht wieder meine Sachen packen und zu meinen Eltern zurück ziehen, sondern ich werde um ihn kämpfen! "Du kannst uns doch nicht einfach aufgeben! Nicht so kurz vor dem Ziel!" Ich klinge verflucht flehend, doch das ist mir völlig egal. "Ich will dich nicht verlieren", krächze ich und blicke in Meilos Augen. Der sieht mich erstaunt an, was mich leicht irritiert. "Ähm Nic? Kann es sein, dass du gerade etwas total missverstehst?" Meine Verwirrung nimmt zu. Fragend schaue ich Meilo an, sage jedoch nichts, weil ich immer noch mit meiner Fassung ringe. "Ich will doch nicht mit dir Schluss machen. Wie kannst du das bloß denken?" "Ja aber, du sagtest doch, dass ... also ..." Ich stocke und allmählich kommen Meilos Worte in meinem Bewusstsein an. Erleichterung durchflutet mich, dann trifft mich die Erkenntnis mit großer Wucht. "Du willst gar nicht mit mir Schluss machen, sondern mit dem Versteckspiel?" Mit was anderem sollte er sonst auch Schluss machen wollen? Viel Auswahl bleibt ja nicht. "Jetzt hast du es", grinst Meilo frech. Ich bleibe skeptisch, obwohl ich erleichtert durchschnaufe. "Willst du Jared etwa auf die Nase binden, dass du vergeben bist?" "Nein." Meilo schüttelt leicht den Kopf und legt seine Arme um meine Hüfte, um mich näher an ihn heran zu ziehen. Derweil beruhigt sich mein armes Herz wieder und kehrt an seinen angestammten Platz zurück. "Aber ich werde dich nicht mehr verstecken, sobald einer von meiner Band, mein Manager oder Jared in der Nähe ist. Sollen die sich ihren Teil denken, es wird mir in Zukunft total egal sein. Mein Vertrag ist so gut wie erfüllt. Was wollen die schon großartig machen, falls die hinter unsere Beziehung kommen?" "Dir zum Beispiel daraus einen Strick drehen und dir für deinen Ausstieg gehässig ans Bein pinkeln?", antworte ich mit einer Gegenfrage. "Das werden sie nicht. Die haben genug andres zu erledigen nach meinem Weggang. Glaube mir." Ich gebe nur ein nachdenkliches Brummen von mir. "Hey", schnurrt Meilo und küsst mich. "Lass uns aufhören, uns darüber Gedanken zu machen. Es ist doch nur noch bis Silvester." "Ja, du hast ja Recht", seufze ich und lasse mich gegen Meilos Brust fallen. Wie gemütlich ... "Nochmal zu vorhin", sagt Meilo. "Dass du wirklich dachtest, ich würde mit dir Schluss machen wollen, dafür muss ich dich jetzt leider bestrafen." Wie bitte? Ich hebe den Kopf. Meilos Augen funkeln amüsiert. "Bestrafen?" "Oh ja", haucht er. "Damit du dir nie wieder so einen Unsinn zusammenreimst." "Und wie willst du mich bestrafen?", frage ich vorsichtig nach. Dass diese Bestrafung ganz und gar nicht schlimm für mich enden wird, ist mir schon längst klar. "Lass dich überraschen", grinst mein Freund süffisant. "Aber eins kann ich dir schon im Vorfeld verraten: Hinterher wirst du nie wieder auch nur ein Gedanken daran verschwenden, dass ich jemals wieder ohne dich leben könnte." "Da bin ich aber jetzt mal gespannt", schmunzle ich und werde schon von Meilo Richtung Schlafzimmer gezogen. Mal ehrlich. Könnte es eine schönere Bestrafung geben? Ich denke nicht ; -) *** Im Nachhinein frage ich mich selbst, wie ich auch nur den leisesten Gedanken daran verschwenden konnte, dass Meilo aus einer Laune heraus tatsächlich mit mir Schluss machen wollen würde. Wahrscheinlich steckt mir der damalige überraschende Rausschmiss von Kilian doch noch mehr in den Knochen, als ich auch nur geahnt habe. Plötzlich war das Gefühl von früher wieder so präsent und beängstigend real, war sogar noch schlimmer als bei Kilian. Ich hatte panische Angst, dass mir das Selbe wie damals vor einem halben Jahr nochmal passiert. Meilo zu verlieren ... eine schreckliche Vorstellung. "Nic? Kommst du endlich?" "Was?" Aus meinen Überlegungen gerissen schaue ich zu Meilo, der über mir aufragt. "Wie lange brauchst du denn fürs Schuhe binden?", fragt er mich belustigt. "War in Gedanken", brabble ich und beeile mich. "Immer noch wegen dem kleinen Missverständnis?" Meilos Grinsen wird immer breiter. "Soll ich dir nochmal einen Nachschlag in Sachen 'nie wieder ohne dich leben' geben?" "Gern, aber bitte ein anderes Mal", entgegne ich, richte mich verrichteter Dinge auf und schmuse mich an Meilo an. "Sonst kann ich bis nächstes Jahr nicht mehr schmerzfrei sitzen." Mein Schatz schmunzelt. "Bis dahin dauert es doch nicht mehr lange." Ein Knuff in meinen Po folgt. "Bist du aber lieb zu mir heute." Ich ziehe einen traurig-beleidigten Schmollmund. "Soweit ich mich erinnere, war ich heute besonders lieb zu dir." "Hnnn... Ja, stimmt", kichere ich und tupfe meinem Liebling einen Kuss auf die Lippen. "So! Gehen wir?" Ohne auf seine Antwort zu warten, marschiere ich los. Keine Sekunde später folgt Meilo mir auf dem Fuße. Wir verlassen das Hotel. Nachdem wir so gut wie den ganzen Tag zusammen im Bett verbracht haben, wollen wir nochmal raus in die Stadt. Frische Luft schnappen und uns noch einmal an der weihnachtlichen Stimmung erfreuen. Inzwischen ist es dunkel draußen, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tut. Sogar der einsetzende Schnee macht mir nicht viel aus. Und zugegeben: Mit all den festlich geschmückten Straßenzügen und Wohnhäusern ist es sogar ziemlich romantisch im Schnee spazieren zu gehen. Besonders mit Meilo an meiner Seite. Ich lehne mich im Gehen dichter an ihn und so laufen wir eine Zeit lang schweigend dahin, bis in mir die Frage aufkommt, wohin wir eigentlich gehen. "Haben wir ein bestimmtes Ziel?", möchte ich von Meilo wissen. "Nein", antwortet er und schüttelt leicht den Kopf. "Ich dachte, wir laufen einfach ein Stück und gehen dann irgendwann auf der anderen Straßenseite wieder zurück." "Ist mir recht", seufze ich wohlig. Selbst Jareds Auftritt vorhin ändert nichts daran, dass ich mich unglaublich wohl fühle. Man könnte wirklich behaupten, dass ich auf Wolke sieben schwebe. Das liegt vor allem an dem nahenden Jahreswechsel. Dem, und die Vorfreude auf unser neues Zuhause. Endlich nicht mehr bei Muttern wohnen! Und keine nervige Schwester mehr, die in mein Zimmer platzt, gerade wenn Meilo und ich es uns miteinander gemütlich machen. Himmlisch! "Was grinst du so?", fragt mich Meilo leise lachend. "Ich grinse?" Das war mir gar nicht bewusst. "Ja. Tust du. An was für schmutziges Zeug hast du nun wieder gedacht, hm?" Wir bleiben stehen. Direkt neben einem kleinen Lädchen. "Ich habe an nichts schmutziges gedacht", verteidige ich mich, doch Meilo grinst sich weiter einen ab. "Wirklich nicht!" "Ja ja", kichert er, stellt sich vor mich und legt den Kopf schief. Seine Hände beginnen an den Knöpfen meiner Jacke zu fummeln. "Ja ja?" Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue nach oben. "Wer hat jetzt schmutzige Gedanken?" "Also ich nicht." Gespielte Unschuldsmiene, wobei sich bei mir wieder die Frage auftut, weshalb Meilo heute so extremst (wie sage ich es am besten, ohne zu vulgär zu klingen?) ... Ah ja! So extremst Liebesbedürftig ist? "Lass gut sein Meilo. Auf diesen Blick falle ich schon lange nicht mehr rein." "Nicht?" Ich schüttle den Kopf. "Mist!" Erst stürzt mein Schatz die Lippen, lacht dann allerdings und greift mach meiner linken Hand und zieht mich, nachdem er mir noch einen Kuss spendiert hat, weiter. Es dauert nicht lange, da vollführt sein Daumen kleine, eindeutige Bewegungen, die zwischen unseren aneinanderliegenden Handflächen stattfinden. Ich schiele Meilo schief an. Er macht ein fragendes Gesicht. Na schön. Frage ich ihn eben. "Bist du heute irgendwie dauergeil? Kann das sein?" "Wer? Ich?" "Nee. Der Weihnachtsmann", blöke ich. "Bei dem roten Zipfel und dem großen Sack wäre das auch kein Wunder", lacht Meilo. Wieder schenke ich ihm einen schiefen Blick. "Ist doch so." Ich schüttle den Kopf und schaue wieder gerade aus. "Ach Nicilein. War doch nur Spaß." "Nenn mich nicht so", brummle ich. "Wie denn dann, mein kleines Nicilein?" In Meilos Stimme schwingt ein eindeutiges Kichern mit. "Hör auf damit! Das weißt du genau." Ich hasse diesem dämlichen Kosenamen. Wie Meilo nun mal ist, lacht er daraufhin vergnügt, bleibt wieder stehen und stellt sich vor mich. Mein Kinn wird gepackt, sodass ich Meilo direkt ins Gesicht schauen kann. "Wollen wir umdrehen?" "Lass mich raten", sage ich. "Du willst Weihnachtsmann spielen." Sein verklärter Blick sagt alles. "Keine schlechte Idee. Schließlich haben wir das Fest der Liebe." "Ah ja", lächle ich ein klein wenig fassungslos. "Fest der Liebe ..." Oder besser gesagt: "Fest der Triebe würde heute eher passen, mein süßer Weihnachtsmann." *** "Was ist denn ...? ... Och verdammt!" Ungeduldig zerre ich am Reißverschluss meiner Tasche, der sich irgendwie verhakt hat. Nichts geht mehr. Weder vor noch zurück. "Verdammter Mist!" Es knirscht ungesund. "Ey. Mach doch deine Tasche nicht kaputt." Meilo hockt sich neben mich. "Sag das nicht mir sondern der dummen Tasche!", fluche ich genervt. "Mach mal deine Finger weg." Meilo tippt mir auf die Handfläche, bis ich nachgebe und den Reißverschluss loslasse. "Lass mich da mal ran." "Bitte", knurre ich und schaue meinem anscheinend Alleskönner von einem Freund dabei zu, das Problem zu lösen. Er beugt sich vor und begutachtet den Fall. "Da klemmt was dazwischen", stellt er fachmännisch fest. "Etwas rotes." "Rot?" Was habe ich denn rotes eingepackt? Meilo kichert frech. "Hast du heimlich Reizwäsche eingepackt?" "Witzig Meilo." Also wirklich! "Falls ja, wüsstest du das schon längst." Meilos Kopf ruckt zu mir. Nun kichere ich und zwinkere ihm zu. Er leckt sich kurz über die Lippen, wobei ich meine ein kleines Leuchten in seinen Augen erkennen zu können, und versucht dann weiter den Reißverschluss meiner Tasche wieder freizubekommen. Es gelingt ihm auch nach kurzem Fummeln. "Da haben wir den Übeltäter", verkündet Meilo und hält mir ein zerknittertes, rotes Geschenkband vor die Nase. "Oh." Das kenne ich doch. "Das habe ich ja total vergessen!" Ich Trottel! Meilos Blick spricht für sich. Er möchte wissen, wozu ich rotes Geschenkband in meiner Tasche herumschleppe und was es damit auf sich hat. Ich schnappe mir das Band und wickle es um meine Finger. "Ich hatte eigentlich vor, mir das Band umzubinden. So als Bonus-Weihnachtsgeschenk", erkläre ich. "Soll ich fragen, wo genau du dir ein Schleifchen drumbinden wolltest?", fragt Meilo verschmitzt. "Wenn du es wissen willst, um meinen Bauch." Das hatte er sicherlich nicht im Sinn. "Um deinen Bauch? Wie langweilig." "Wo hätte ich das Band denn deiner Meinung nach sonst umbinden sollen?", will ich spaßeshalber von Meilo wissen. "Soll ich es dir zeigen?" Frecher Blick. "Ich fürchte, dafür haben wir keine Zeit mehr", seufze ich. "Ich muss langsam mal los." Ich knäule das Band zusammen, verstaue es so, dass es sich nicht mehr im Reißverschluss verklemmen kann, und schließe die Tasche. "Schade, dass du jetzt schon gehen musst", seufzt mein Schatz und zieht mich an sich. "Finde ich auch. Aber wir sehen uns ja in Kürze wieder." "Und das dann für immer." "So gut wie", lache ich. "Oder willst du mit mir zusammen im Weinkeller arbeiten?" "Wieso nicht?", schmunzelt Meilo. "Dann könnte ich dir bei der Arbeit zusehen." "Glaube mir, das würde dir schnell langweilig werden", sage ich und schäle mich notgedrungen von Meilos warmen Körper. "Glaube ich nicht", meint Meilo. "Ich werde es nie satt, dich anzusehen." "Meine olle kitschige Schmalzlocke." Ich kneife in Meilos linke Wange und greife mir meine Tasche. "Begleitest du mich nach draußen?" "Natürlich mein Augenstern." Ich wusste gar nicht, wie dümmlich Meilo grinsen kann. Anstatt ihn wieder anzublaffen, puste ich laut die Atemluft aus und übergehe seine Versuche mich aufzuziehen. Ich kann aber seine gute Laune und seine Scherze durchaus verstehen. Mir geht es nicht anders. "Noch vier Tage", frohlocke ich. "Und noch vier Nächte. Dann gehörst du mir." "Das tue ich doch schon längst." "Stimmt. Aber dann kann ich es dir auch jeden Tag zeigen. ... Und vor allem auch jede Nacht ..." Den letzten Satz lasse ich zweideutig ausklingen, unendlich glücklich, dass wir es bald geschafft haben. ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)