My love bite on your neck von Fara_ThoRn ================================================================================ Love bite 48 - Jahrestage und Hochzeitsfieber --------------------------------------------- Love bite 48 - Jahrestage und Hochzeitsfieber Verdammt nochmal! Warum will das nicht? Ich fummle, und fummle, aber ich bekomme es nicht hin! Argh! Dann eben nicht! Ich gebe auf und lasse einen Fachmann ran. "Kannst du mal nachschauen? Der Kragen will nicht." Ich schaue flehend rüber zu Meilo, der gerade sein Jackett anzieht. "Klar." Er kommt auf mich zu und geht mir helfend zur Hand. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum, während Meilo mir den Kragen richtet. "So geht's", grinst er und klopft mir auf die Schulter. "Danke." "Du zitterst. Immer noch Angst vor meiner Familie?" "Und wie!", japse ich und kontrolliere noch einmal mein Aussehen in mannshohen Spiegel vor mir. "Sind sie schon alle da?" "Soweit ich weiß, sind die Meisten schon heute morgen eingetroffen. Mama meinte, sie genießen erstmal die Vorzüge des Hotels, dass die Meute für sich ganz alleine hat." Ich atme tief ein. "Hey. Nur die Ruhe", wispert mein Schatz und umarmt mich. Sein Kinn ruht auf meiner rechten Schulter und sein Blick, der mir im Spiegel begegnet, beruhigt mich tatsächlich ein klitzekleines Bisschen. "Meine Familie ist vielleicht manchmal anstrengend, aber sie sind alle ganz nett." "Wenn du das sagst", antworte ich und versuche ihn optimistisch anzulächeln. "Wann geht es eigentlich los?" "Um zwei Uhr ist Messe. Eine halbe Stunde davor treffen wir uns alle vor dem Hotel und fahren mit einem extra angemieteten Bus in die Kirche." Ein extra angemieteter Bus? Oh Mann! Ich will nicht! "Das wird sicher lustig. Alle im Bus. Wie auf einer Klassenfahrt." "Ja ... bestimmt." Auf Klassenfahrten kann viel passieren. Man kann mit Papierkugeln beschmissen werden, beschimpft und bespuckt werden, auf der hintersten Bank verprügelt werden ... Ja, ja. Ich gebe zu, das mag jetzt gewaltig übertrieben sein, aber Gott! Ich mach mir gleich in die Hose vor Aufregung! Das fing heute Morgen schon an. Kaum war ich wach, spürte ich dieses ungute Druckgefühl im Magen. Wieder bekam ich beim Frühstück keinen Bissen runter. Ich zwang mir meinen Pfannkuchen förmlich hinein, aber wenigstens waren Doro und Eberhard ganz begeistert von meinen bescheidenen Backkünsten gewesen. Sie haben sich richtig darüber gefreut, was mich ein klein Wenig verlegen gemacht hat. Danach zogen Meilo und ich uns wieder in sein Zimmer zurück, um noch etwas allein sein zu können, doch Dasiy blieb beharrlich an unserer Seite. Seit gestern Abend hängt sie wie ein Klette an uns. Zweisamkeit ade, denn nachdem wir vom Badezimmer ins Bett wollten, um ... na ihr wisst schon, blieb Daisy stur auf Meilo Bett hocken. "Sie schläft immer bei mir, wenn ich zuhause bin", erklärte Meilo. "Im Bett?" "Ja. Sie kennt es nicht anders." Seufzend rieb ich mir über die Stirn. Es hatte gestern einfach nicht sollen sein, also legten wir uns unter die Decke, kuschelten uns aneinander, während es sich die große Hundedame am Fußende gemütlich machte und nach wenigen Minuten anfing, leise zu schnarchen. Ohne Scheiß! Der Köter schnarcht! Nicht ganz Ladylike, aber dank Ohrenstöpsel, die Meilo zum Glück vorrätig hatte, ging es. "Wir haben noch eine Stunde. Wollen wir solange hier bleiben, oder runter gehen?", fragt mich Meilo. Ich überlege kurz. "Sind deine Eltern noch hier?" "Ja." "Dann gehen wir runter", beschließe ich. "Bevor der ganze Trubel losgeht, würde ich ihnen gerne mein Geschenk geben." "Gute Idee." Ich werde losgelassen. Jeder schnappt sich sein Geschenk, wobei Meilo nicht allzu viel zu tragen hat. Bloß einen Umschlag mit den erwähnen Tickets für die Schiffsreise. Ich dagegen habe eine Holzkiste zu schleppen, die mit lauter Leckereien aus dem Weinkeller gefüllt ist, plus einer Karte, die von meinen Eltern kommt. "Hoffentlich gefällt ihnen mein Geschenk", überlege ich laut. "Ganz bestimmt. Meine Eltern lieben Essen und guten Wein. Etwas Besseres hättest du ihnen gar nicht schenken können." Ein Kuss landet auf meinen Mund, ehe wir die Treppenstufen nach unten marschieren. Meilo packt mit an und hilft mir, die Kiste heile nach unten zu bekommen, was gar nicht so einfach ist, denn Daisy schiebt sich an uns vorbei und stürmt nach unten. Die Tür wurde geöffnet und leises Geklimper ertönt. "Mama?!" "Ja?" "Warte mal!" Unten angekommen, stehen wir vor Meilos Eltern, die mit dicken Jacken und Hundeleinen bewaffnet sind. "Wir wollten nochmal schnell mit den Hunden raus", erklärt Eberhard. "Bevor ihr das macht, wollen wir euch eure Geschenke geben", grinst Meilo. "Geschenke? Aber das müsst ihr doch nicht", sagt Doro. Man sieht ihr aber an, dass sie sich darüber freut. "Zu spät", lacht mein Schatz und läuft voran ins Wohnzimmer. Seine Eltern, ich und die ganze Hundeschar laufen ihm nach. Was für ein Gewusel! Meilos Eltern nehmen auf der großen Couch Platz, während Meilo und ich uns neben auf den Sessel quetschen, nachdem wir die Geschenke zuvor auf den Tisch verfrachtet haben. "Welches zuerst?", fragt Doro aufgeregt. "Egal", meint Meilo. "Dann machen wir zuerst das Große auf. Ist das von euch beiden?" "Äh nein. Das ist nur von mir", antworte ich verlegen. Ich bin so nervös! Noch nervöser als sowieso schon. Ich habe die Kiste nicht noch extra eingepackt, sondern bloß ein silbernes Band drumherum gebunden. Das dunkle Holz der Kiste war Verpackung genug, dachte ich. Hibbelig schaue ich Doro zu, wie sie die Schleife löst und von dem Deckel streift. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Meilo versucht ein Grinsen zu unterdrücken. Ja, lach mich nur aus! Ich kann doch auch nichts dafür, dass ich so dermaßen nervös bin! Vorsichtig hebt Doro den Deckel an und guckt zusammen mit Eberhard neugierig hinein. "Oh sieh mal, Eberhard!", sagt Doro zu ihrem Mann und hebt eine der beiden Weinflaschen empor, die ich mit in die Kiste gepackt habe. "Aus diesem kleinen Weingut in der Nähe von diesem kleinen Dorf. Weißt du noch?" "Ja", schmunzelt er. "Woher wusstest du das?" Ich wusste was? "Hast du ihm das verraten Meilo?" "Was denn?", fragt er nach. "Na hier! Der Wein kommt aus dem Weingut, wo wir damals unseren ersten gemeinsamen Urlaub miteinander verbracht haben!" "Echt?" "Ja!" "Von mir weiß er das nicht. Ich wüsste auch gar nicht mehr genau, wo ihr damals Urlaub gemacht habt", erwidert Meilo. Ich sitze einfach nur verblüfft da und wundere mich über diesen Zufall. Ein Glückstreffer, sozusagen. "Jean hat den Wein ausgesucht", erkläre ich. "Er meinte, das sei der beste Rotwein in ganz Italien." "Das stimmt", lacht Eberhard. "Jedenfalls gibt es für uns keinen Besseren." Die beiden sehen sich verliebt an. Es ist schön zu sehen, dass die zwei nach über 25 Jahren immer noch so glücklich miteinander sind. Sie inspizieren den weiteren Inhalt meiner Italien-Kiste, bedanken sich dafür mit einer festen Umarmung bei mir, und sehen wirklich so aus, als würde ihnen mein Geschenk gefallen. Das liegt hauptsächlich wohl an dem Rotwein, von dem ich ihnen auf jeden Fall noch mehr Flaschen zusenden soll. KP wird sich freuen. Als nächstes lesen sie die Karte, die mir meine Mutter mitgegeben hat. Sie schreibt immer ganze Romane und hat für jeden Anlass gleich mehrere Sprüche parat, von denen sie sich einen aussucht und ihn dann mit ihrer schönsten Schrift in die Karte hineinschreibt. "Wie lieb", lächelt Doro. "Wir müssen uns alle unbedingt mal treffen." "Genau das hat meine Mutter auch zu mir gesagt", lache ich. "Am liebsten wäre sie mitgefahren." Und wenn sie erfährt, wie die Haugs wohnen, will sie erst recht hier her. "Ihr seid jederzeit herzlich eingeladen. Zimmer haben wir genügend." Doro zwinkert mir zu. Wieder so etwas, das Meilo so ähnlich ist. Nun ist Meilos Geschenk dran. Ich lehne mich zurück und warte gespannt. Langsam zieht Doro den Inhalt des großen Umschlags heraus. "Oh Meilo ...", haucht sie ungläubig, als sie erkennt, was sie in den Händen hält. "Bist du verrückt?!" "Ja. Aber das weißt du doch schon seit Jahren", gluckst er. "Eine Kreuzfahrt?!" Doro hält den Prospekt vor Eberhards Nase. "Spinnst du?!" "Auch das weißt du doch." "Meilo!", japst sie und schüttelt den Kopf. "Das muss doch ein Vermögen gekostet haben! Drei Wochen!" "Drei Wochen?" Eberhard horcht auf. "Wer leitet solange das Hotel." "Niemand, weil ihr im Februar fahrt", antwortet Meilo. "Ist schon alles gebucht. Und um die Tiere kümmert sich Klaus so lange." "Du bist wahnsinnig!", krächzt Meilos Mutter und steht auf, um sich in seine Arme zu schmeißen. "Du tust ja gerade so, als hätte ich euch noch nie was geschenkt", schmunzelt er. "Och du", brummelt sie und knutscht seine Wange. Meilo verzieht das Gesicht und schielt doch tatsächlich peinlich berührt zu mir rüber. Hi hi! Geschieht ihm recht! *** Leider vergeht mir das Lachen ziemlich schnell wieder. Spätestens, als es an der Zeit ist, nach draußen zu gehen, um uns am vereinbarten Sammelpunkt für die Fahrt zur Kirche zu treffen, bin ich wieder ganz das nervöse Nervenbündel an Meilos Seite. "Die Hunde sind hinten im Haus!", ruft Meilo in den Flur. "Danke!", dröhnt Eberhards Stimme von irgendwo her. "Wir gehen schon mal! Bis nachher nach der Kirche!" "Ist gut!" "Dann mal los", treibt mich mein Schatz voran und hält mir die Hand hin. Ich schließe meinen Mantel, ehe ich sie ergreife und halte sie so fest, als ob mein Leben davon abhinge. "Auf in den Kampf!" Muss er sowas sagen?! Schweigend laufen wir den Weg, der zum Hotel führt, entlang. Wir sind noch nicht mal in dessen Nähe, da kann man schon laute Stimmen und Lachen hören. "Wie viele Leute sind da?", frage ich Meilo. "So genau weiß ich das gar nicht. Meine Familie, und ich schätze auch viele Freunde von meinen Eltern, die von Außerhalb kommen. Ich glaube, die Nachbarn fahren auch mit." "Hier gibt's Nachbarn?" "Ja. So circa zweihundert Meter in diese Richtung stehen zwei Häuschen. Familie Bremers und Familie Stock. Sie sind eng mit meinen Eltern befreundet." Noch mehr fremde Menschen, die mich aufmerksam mustern werden. Meine Hand um Meilos verkrampft richtig. Wäre es doch nur schon vorbei! Als wir in Sichtweite kommen, bekomme ich einen riesigen Schrecken. Sind das viele Leute! Ich zähle an die vierzig Personen. Ein bunt gewürfelter Haufen an Frauen und Männern, Jung und Alt, Kinder und Erwachsene. Sie stehen in kleinen Grüppchen, unterhalten sich und scheinen sich alle prächtig zu verstehen. Ich komme mir vor, wie bei meiner Einschulung, und wie damals, halte ich mich verzweifelt an dem Menschen fest, den ich liebe und der mir als einziger vertraut ist. Auf einmal ruft jemand Meilos Namen. Wir wurden entdeckt. Meilo winkt der rufenden Person zu. Eine Frau. Ich schätze sie auf Mitte vierzig. Sie ist elegant gekleidet, und ungeachtet der Kälte, auch ziemlich spärlich. In diesen Strumpfhosen friert man doch mit Sicherheit wie Sau! Sie lässt den Mann, mit dem sie sich unterhalten hat, stehen, und läuft auf uns zu. Meine Hand wird losgelassen. Leichte Panik steigt in mir auf. Ich versuche mich zu beruhigen, schließlich ist Meilo noch immer neben mir, und löst sich nicht einfach in Luft auf, nur weil er meine Hand nicht mehr hält, und versuche, ein freundliches Gesicht aufzusetzen. "Wie lange ist es her?", fragt die Frau ihn und drückt ihn fest. "Mensch! Du siehst total gut aus! Richtig verändert!" "Tue ich das?", fragt Meilo sie. "Oh ja. Und ich glaube, ich kenne den Grund." Plötzlich schaut sie mich an, löst sich von Meilo und streckt mir die Hand hin. "Ich bin Gwen. Meilos Tante." Ah. Das ist also die Halbschwester von Meilos Vater. "Ich bin Niclas", stelle ich mich ihr vor. "Meilos Freund." War das jetzt unnötig, es zu erwähnen? "Ist schwer zu übersehen gewesen", grinst sie. "Kommt ihr mit rüber? Dann kann ich vor den anderen angeben, dass ich dich zuerst entdeckt habe." Sie lacht und gesellt sich neben mich, als wir weitergehen. "Wie lange seit ihr schon zusammen, wenn ich fragen darf?" "Seit etwas mehr als vier Monaten. Kennengelernt haben wir uns aber schon einen Monat vorher", sagt Meilo. Ich rechne kurz nach. Das stimmt sogar. Mit Daten kennt sich Meilo echt hervorragend aus. Oller Angeber. Ich kann froh sein, wenn ich mir meinen eigenen Geburtstag merken kann. "Das heißt, ihr feiert bald euer halbjähriges. Meinen Glückwunsch." Sie lächelt uns freundlich an. Bald ein halbes Jahr. Wie die Zeit vergeht. Ich wünschte, sie würde jetzt genauso schnell vergehen. Dann hätte ich das ganze Vorstellungs-Prozedere hinter mir. Aber nun gut. Es lässt sich nicht ändern, und wenn alle so freundlich sind wie Gwen, will ich mich gar nicht beschweren. Augen zu und durch. "Carl? Schau mal, wen ich hier habe!", ruft Gwen in die Gruppe. Ein Mann mit schütterem, braunen Haar dreht sich um. Das muss ja dann Carl sein, Gwens Ehemann. Er sieht uns erst leicht ausdruckslos an, dann breitet sich ein freundliches Lächeln auf seinen Mundwinkeln aus. "Meilo! ... Kinder schaut mal. Meilo ist da." Aus dem Wust aus Menschen löst sich eine kleine Schar Kinder. Alle Altersgruppen sind vertreten. Von einem mürrischen Teenager bis zum plärrenden Kleinkind, das von einem Jungen, den ich auf zwölf, dreizehn schätze, an der Hand gehalten wird. "Na ihr?", lacht Meilo und fängt ein kleines Mädchen auf, das auf ihn zugerannt kommt. "Helena! Was bist du schwer geworden", kichert er. "Gar nich", motzt die Kleine, die bestimmt noch keine sechs Jahre jung ist, und zieht eine beleidigte Gusche. "Wer issn das da?" Ihr kleiner Mädchenfinger zeigt auf mich. "Das ist mein Freund. Niclas. Sagst du ihm hallo?" Vehementes Kopfschütteln. Gwen seufzt. "Sie hat Angst vor Leuten, die sie noch nicht kennt", erklärt sie. Willkommen im Club, Helena. Carl kommt hinzu, begleitet von den anderen vier Kindern. Das Jüngste hält nun er auf dem Arm. Er begrüßt zuerst Meilo, dann stellen wir uns einander vor. Die Kinder sind, bei der Jüngsten angefangen, Pauline, Helena, Emil, Torben und Jan. Jan ist der mürrische Teen, der mit Kopfhörern im Ohr und verschränkten Armen dasteht, als ginge ihn das alles hier nichts an. Er hat lediglich ein Kopfnicken für mich über. Seis drum. Mit mürrischen pubertären Gören kenne ich mich aus. Am besten in Ruhe lassen, solange sie einen selbst in Ruhe lassen. Nach dieser eher ruhigen Phase des Kennenlernens, stürmen plötzlich alle möglichen Leute auf mich ein. Ich habe gar keine Zeit, mir groß Gedanken darüber zu machen, schüttele Hände, bekomme Namen und Familienangehörigkeiten um die Ohren geschmissen, lächle und sage meinen Namen so oft, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Familie, Freunde, Nachbarn. Der Wahnsinn, wie viele Leute das sind! Und das sollen noch nicht mal alle sein. Das wird heute Abend bestimmt voll im Gewächshaus. Wenigstens scheinen alle nett zu sein und haben keine Vorurteile gegenüber dem schwulen Pärchen, oder sie zeigen es nicht offen, wie eine gewisse Tante meinerseits. Wie auch immer, ich bin froh, als der erste Ansturm auf meine Person vorerst vorbei ist. Meilo kommt dagegen nicht so leicht weg. Er ist begehrter als eine Weihnachtsgans am Heilig Abend. Umarmungen hier, freudige Rufe dort, Küsschen hier und da. Mir schwirrt der Kopf bei so vielen neuen Eindrücken und Namen, sodass ich mir ein ruhiges Plätzchen suche, um mal durchatmen zu können. An einen Baum gelehnt, der keine fünf Meter von dem Begrüßungsspektakel entfernt steht, finde ich dieses Ruheplätzchen. Zur Tarnung tippe ich wahllos auf meinem Handy herum. "Ganz schön viel auf einmal, was?" Ich erschrecke furchtbar. Rechts, schräg hinter mir, taucht ein großer, schmaler Kerl auf. Blondes Haar, Sommersprossen. Wo kommt der denn auf einmal her? "Oh. Hab ich dich erschreckt?" "Hast du", antworte ich und hole tief Luft. "Das tut mir leid. Das wollte ich nicht." "Schon gut", winke ich ab. "Du bist also Meilos Partner, wie ich mitbekommen habe", sagt er grinsend und stellt sich neben mich. "Ja, der bin ich. Niclas." Ich strecke ihm die Hand entgegen. "Thomas", stellt er sich mir vor. "Ich bin mit Gerhard hier." Gerhard ... Gerhard ... Ah ja! Jetzt weiß ich es wieder. "Dann bist du der Partner von dem Enkel des Großonkels von Meilo", erinnere ich mich an die ganzen Erklärungen, die mir Meilo heute Morgen versucht hat, noch schnell einzubläuen. Thomas runzelt die Stirn, scheint selbst nachzudenken, nickt dann aber. "Ich glaube, das war richtig", lacht er. "Meist blicke ich selbst noch nicht ganz durch, bei dem ganzen Verwandtschaftsdurcheinander." "Da bin ich aber froh, dass es nicht nur mir so geht." Dieser Thomas scheint wirklich in Ordnung zu sein. "Komm mit. Dort hinten kommt meine bessere Hälfte. Denn musst du unbedingt kennenlernen", grinst er und winkt mich hinter sich her. "Auf einen mehr oder weniger kommt es heute auch nicht mehr an", scherze ich und folge ihm. "Oh da kommen noch mehr", meint Thomas beschwörend. "Das habe ich mir schon gedacht, aber so viele können das doch nicht mehr werden, oder?" "Das glaubst auch nur du. Da kommen noch viel mehr", sagt er. "Keine Angst, das Gröbste, sprich die Familie, hast du hinter dir. Es kommen nur noch Freunde von Doro und Eberhard. Auch ein paar Stammgäste des Hotels." "Dann bin ich aber beruhigt", erwidere ich, da steht auch schon Gerhard vor uns. "Gerhard? Darf ich dir Niclas vorstellen? Meilos Partner." Gerhard ist etwas kleiner als Thomas, aber genauso schmal. Auch er hat blondes Haar, doch es ist dunkler als das seines Partners. "Meilos Freund?", fragt er aufgeregt. "Jetzt sag nicht, Meilo ist wieder vergeben?" "Doch ist er", lache ich, weil Gerhard trotz des eleganten Anzugs und dem langen Trenchcoat darüber, sich anhört, wie das schwule Klischee schlechthin. Ich sehe ihn richtig vor mir, wie er ansonsten in den grellsten Klamotten durch die Gegend spaziert. "Hach wie toll! Das freut mich aber!", ruft er. "Unser Kleiner ist endlich wieder unter der Haube!" Unser Kleiner? Meilo ist mindestens einen Kopf größer als er. "Komm her und lass dich drücken!" Öhm ... Zwar hat mich Gerhard vorgewarnt, dennoch presst mir die Heftigkeit seiner Umarmung die Luft aus den Lungen. Hat der eine Kraft! Das meint man gar nicht. "Ist ja mal gut jetzt", kichert Thomas. "Mach ihn nicht kaputt." "Genau. Sonst bekommt du ein Problem mit mir." Meilo! Gott sei Dank! Ich werde wieder losgelassen. Ein mir vertrauter und höchst willkommener Arm legt sich um meine Taille. Viel besser. "Hallo Meilo, mein Lieber!", flötet Gerhard. Jetzt darf Meilo sich den Rücken brechen lassen. Gerhard scheint ein sehr geselliger Typ zu sein. Küsschen rechts, Küsschen links. Thomas ist dagegen nicht so stürmisch, tätschelt Meilo zur Begrüßung lediglich den Rücken. "Wieso sagst du denn nichts? Kaum zu fassen, dass du wieder unter der Haube bist!", fragt Gerhard ihn. "Und dann auch noch mit so einem Schnuckelchen!" Oh bitte nicht! Bitte nicht dieser alberne Kosename!* Nicht, dass Meilo ihn sich noch merkt. "Ich wollte ihn eben noch eine Zeitlang nur für mich haben", gluckst Meilo und tupft mir einen Kuss auf die Schläfe. Ich lehne mich noch dichter an ihn ran. Mehr davon! "Das sieht dir ähnlich", schnaubt Gerhard, lächelt jedoch. "Ey ihr vier Damen! Nicht so lange quasseln, der Bus kommt!" Meint Gwen etwa uns? "Vier Damen? Ich sehe hier nur eine", sagt Meilo und schielt Gerhard an. "Und was für eine", erwidert dieser, hebt das Kinn an und stolziert an uns vorbei. Thomas folgt ihm grinsend. "Jetzt weiß ich, woher du diesen fabelhaften Hüftschwung hast", flüstere ich Meilo zu. "Ich habe vom Besten gelernt." "Solange es nur beim Hüftschwung geblieben ist ..." Meilo lacht leise und nimmt wieder meine Hand, ehe wir den beiden hinterherlaufen und uns zu den anderen gesellen, die schon vor dem Bus Schlangestehen. Dann kann die Klassenfahrt ja losgehen. *** Wie lange war ich schon in keiner Kirche mehr? Keine Ahnung. Als ungetaufter Bengel war ich noch nie besonders oft in so einem Gebäude. Dennoch ist es recht schön und die Atmosphäre ist auch entspannter, als vermutet. Ich meine, als schwules Paar händchenhaltend auf einer Kirchbank zu sitzen, und sich dabei nicht den Zorn aller Anwesenden einzuhandeln, hat schon was arg Entspannendes, finde ich. Die Kirche ist bis zum Anschlag gefüllt. Eine Menge Leute sind zur Feier gekommen. Als wir mit dem Bus hier angekommen sind (die Busfahrt war tatsächlich wie eine Klassenfahrt. Alle riefen wild durcheinander, lachten und sangen sogar ein paar Kinderlieder, was die Kleineren unter ihnen begeistert lachen ließ), war die Kirche schon halb gefüllt. Meilo schien jeden von ihnen zu kennen, grüßte freundlich, lächelte und winkte. Ich bliebt brav neben ihm, zerquetschte seine Hand, bis wir an unserem Platz angekommen waren. Als direkte Angehörige durften wir ganz vorn Platz nehmen. Na ja, ich sitze auch nur hier, weil Meilo eben jeder direkter Angehörige ist. Ob das nun ein Vorteil ist, oder nicht, dessen bin ich mir noch nicht ganz sicher. An und für sich, ist die Messe ganz schön und auch relativ modern gehalten, obwohl ich da beileibe kein Vollprofi bin. Doch der Pfarrer scheint ganz locker zu sein, und das färbt auch auf die Messe ab. So ganz kann ich dem vor uns zwar nicht folgen, aber ich schätze mal, dass alles wie gewünscht abläuft. Meilo lächelt die ganze Zeit über, schießt hin und wieder ganz dezent ein paar Fotos und wirkt richtig happy. Sein Daumen streichelt unaufhörlich über meinen Handrücken. Ich wüsste zu gern, was in seinem Kopf vorgeht. Als die Messe schließlich vorbei ist, stehen wir alle auf dem Platz vor der Kirche. Meilo ist davon gedampft und knipst noch mehr Fotos. Auf Geheiß seiner Eltern hin, werden alle Gratulanten bildlich festgehalten. Doppelt hält anscheinend besser, da auch ein extra angeheuerter Fotograf hier herumschwirrt. "Na? Am Pläne schmieden?" "Was?" Ich drehe mich um. Schon wieder steht Thomas hinter mir. "Was für Pläne?", frage ich nochmal nach. "Heiratspläne." "Wie bitte?! Im Leben nicht!" Das zuvor gezeigte Grinsen in Thomas Gesicht verschwindet. Meine Reaktion war wohl ein klein wenig zu heftig. "Ich ... ich hab nicht vor zu heiraten", erkläre ich daher bemüht ruhiger. "Schon gut. War ja bloß eine Frage." Thomas hebt entwaffnend die Hände. "Ich meine, Meilo und ich sind ja auch noch nicht so lange zusammen, also stellt sich die Frage noch gar nicht." Warum habe ich das dumme Gefühl, mich gerade um Kopf und Kragen zu reden? "Seid ihr denn verheiratet?", weiche ich unelegant aus. "Noch nicht, aber verlobt. Seit drei Monaten." "Oh. Meinen Glückwunsch." Kein Wunder, dass Thomas so geguckt hat, nachdem ich so abwehrend auf das Thema Hochzeit reagiert habe. Für ihn ist das sicherlich das größte Glück überhaupt, während es für mich einfach nicht mal der Rede wert ist. Dieses ganze Verpartnerungszeug ist für mich nichts Halbes und nichts Ganzes. Klar, es ist ein großer Schritt zur Gleichberechtigung für uns gewesen, aber trotzdem haben wir immer noch nicht die gleichen Rechte wie ein 'normales' Paar. Wenn ich schon irgendwann einmal den Bund fürs Leben schließen werde, dann möchte ich das voll und ganz. Mit allen Rechten und Pflichten, und nicht anders. "Wir haben zwar noch keinen konkreten Termin, aber du bist natürlich auch herzlich eingeladen." "Oh, wie schön. Danke." Bei einer Silberhochzeit gleich zur nächsten Hochzeit eingeladen zu werden, passiert mir auch nicht alle Tage. "Irgendwelche speziellen Hochzeitswünsche?" Gleich mal fragen, bevor ich wieder kopflos auf der Suche nach einem Geschenk bin. "Bis jetzt noch nicht. Wir sind uns noch nicht einig, welche Art von Hochzeit wir feiern wollen. Weißt du, da gibt es so viele Möglichkeiten!" "Ach echt?" "Ja!" Und schon geht es los. Niclas Ittninger in der Hochzeitshölle. Thomas erzählt von allen möglichen Hochzeitsfeiern, von traditionellen, sowie von welchen, die abgedrehter nicht sein könnten. "Eine Feier im kleinen Kreis wäre mir auch recht. Mitten in der Natur zum Beispiel, aber ich fürchte, dann gäbe es nur Zank, wen wir einladen, und wen nicht. Ganz zu schweigen von den Leuten, die wir nicht einladen, die dann sehr wahrscheinlich sauer werden." Und so weiter und so fort. "Eine schwierige Angelegenheit, eine Hochzeit zu planen, kann ich dir sagen." Thomas seufzt. "Finde ich nicht. Ich wüsste schon, wie meine perfekte Hochzeit auszusehen hätte", höre ich jemanden hinter mir sagen. Und zwar einen ganz bestimmten jemand. Meilo! Ich erstarre zur Salzsäule, während er mir locker den Arm um die Schultern legt. "Konntet ihr euch noch immer nicht einigen?", fragt er Thomas, der daraufhin wieder munter los plaudert. Ich höre gar nicht zu, denn in Gedanken bin ich mit was ganz anderem beschäftigt. Meilo weiß, wie seine perfekte Hochzeit aussehen würde? Heißt das, er ... Unmöglich! Das kann er doch nicht wollen! Und wenn doch? Was, wenn er eines Tages mit einem Ring in der Hand vor mir kniet und mir die Frage aller Fragen stellt? Was tue ich dann? Plant er so etwas in der Richtung etwa schon? Nach Eigenheim folgt die Hochzeit, oder wie? Mein Brustkorb zieht sich zusammen. Das kann er nicht wollen! Doch nicht jetzt schon! Nach nur fünf Monaten! "Oder Nic?" "Äh was?" Ich war so abwesend, dass ich gar nichts vom Gespräch zwischen Meilo und Thomas mitbekommen habe. "Ich finde, eine kleine Hochzeit hat auch was für sich. Man muss ja nicht gleich alle Verwandten und Freunde einladen." "Ja ... Kann sein." Ich zucke unbeholfen mit den Schultern. "Hab mir noch nie über sowas Gedanken gemacht." Fast reuevoll blicke ich in Meilos Augen. Bitte sag irgendwas! Sag, dass du erst vor hast zu heiraten, wenn du alt und grau bist! "Ich stelle es mir einfach romantisch vor, nur man selbst mit seinem Liebsten, den Standesbeamten und den Trauzeugen. Nichts Großes, nur das was zählt: Die Liebe und Verbundenheit, die man füreinander empfindet." Meilos grüne Augen strahlen. Oh Shit! Shit, Shit, Shit! "Hm ... so wie das jetzt formuliert hast ... Ich muss nochmal mit Gerhard reden", lacht Thomas und sucht gleich darauf seinen Partner. Und ich stehe noch immer wie eine Statur aus Granit an Meilos Seite. Ich hole tief Luft und schlucke den aufkommenden Klos in meinem Hals runter. Hochzeit ist ein Thema, das wir noch kein einziges Mal miteinander auch nur ansatzweise besprochen haben. Wieso auch, nach fünf Monaten Beziehung? Dazu ist es doch auch noch viel zu früh, nicht? Doch sieht Meilo das auch so? Am besten, wir klären das gleich hier und jetzt, oder? Inmitten von Meilos Familie und Freunden ... "Alles klar Nic?" Meilo mustert mich teils amüsiert, teils fragend. "Ja! Natürlich." Ich kann das jetzt nicht klären. Auf keinen Fall! "Die Kirche war schön", plaudere ich einfach drauf los und versuche mich zu entspannen. "Nicht wahr? Meine Eltern sahen so glücklich aus. Wie auf den Fotos vor fünfundzwanzig Jahren." Und wieder strahlt Meilo wie eine ganze Legion Atomkraftwerke. Normal liebe ich es, wenn Meilo mich so glücklich anlächelt, doch in diesem Moment macht es mir nur Angst. Angst und ein schlechtes Gewissen. Wir müssen das klären ... Irgendwann ... Bald ... In naher Zukunft ... 'Bevor wir das Gebot für das Haus abgeben', schießt es mir durch den Kopf. "Ich mache noch ein paar Fotos. Willst du mitkommen?" "Ich komme nach", sage ich, erwidere Meilos flüchtigen Kuss und gerate leicht ins Schwanken, als er mich loslässt und wieder davonhuscht. Das Gebot für das Häuschen. Bis dahin ist es nicht mehr lange. 'Im Januar wird es ein halbes Jahr' 'Falls Sie an der Immobilie interessiert sind, müssen Sie bis zum elften Januar ein höheres Gebot abgeben.' Ironie des Schicksals, dass das Gebot genau an dem Tag endet, an dem wir uns seit fast genau einem halben Jahr kennen? Plötzlich fühlt sich dieses Datum wie ein Ablaufdatum an. Ein Datum, an dem ich mit Meilo alles Wichtige geklärt haben muss. An dem große Entscheidungen getroffen werden und an dem wir, möglicherweise, zu Hausbesitzern werden. Ja gut, eigentlich wird nur Meilo zum Hausbesitzer, aber vom Gefühl her kaufen wir es gemeinsam, gemeinsam für uns, und wenn wir es kaufen, und Meilo mir irgendwann, vielleicht, einen Antrag macht, was dann? Will ich das? Und wenn nicht, trennt sich Meilo dann von mir? ... Oh Gott! Bitte nicht! In meinem Kopf summt es. Die lauten Stimmen um mich herum machen es mir unmöglich, auch nur einen weiteren, klaren Gedanken zu fassen. Ich muss einen ruhigen Ort suchen. Ich muss nachdenken, weshalb ich mich davonschleiche und außen am langen Schiff der Kirche entlanggehe. Dort steht eine der Seitentüren offen. Neugierig spähe ich hinein. Alles leer, also schlüpfe ich hinein und lasse mich seufzend auf die nächstgelegene Bank fallen. Ruhe. Genau das, was ich brauche. Ich lehne mich vor, stütze die Ellenbogen auf meine Oberschenkel und reibe mir mit beiden Händen über das Gesicht. Wieso muss jetzt wieder alles so kompliziert sein? Oder ist es das gar nicht? Spiele ich nur verrückt, weil die letzten beiden Tage über meine Nerven quasi blank lagen? Rede ich mir hier Dinge ein, genauso, wie es Meilo manchmal tut, wenn er mal wieder zu viel Zeit zum Nachdenken hat? Laut pustend lehne ich mich auf der knarrenden Kirchenbank zurück und starre nach vorn zum Altar. Unwillkürlich stelle ich mir die Frage, wie wir beide da vorn wohl aussehen würden, beziehungsweise, generell vor einem Traualtar. Nach einer Weile des Vorstellens wird mir klar, was mir schon vorher klar war: Ich brauche das nicht. Das heißt nicht, dass ich es generell ablehne, aber es für mich halt keine Notwendigkeit zu heiraten. Da mir schon früh klar war, dass ich schwul bin, war die Frage nach einer Heirat für mich längst geklärt. Selbst meine Mutter mit ihrem schwulen Tortenplastikpärchen hat nichts daran geändert. Doch wenn, also ich meine, falls, irgendwann einmal, in ferner, ferner Zukunft, wenn der Begriff Homo-Ehe einfach nur noch Ehe heißt, so, wie es das auch sollte, dann eventuell, könnte ich es mir vorstellen. Aber auch nur, wenn Meilo dann neben mir steht. Ich senke den Kopf und spüre, wie meine Mundwinkel nach oben zucken. Meine Mutter wurde schier ausflippen, wenn sie um meine jetzigen Gedanken wüsste. Wahrscheinlich würde sie sofort das Aufgebot bestellen. Geht das eigentlich als Brautmutter? Moment mal! Das heißt doch nicht Brautmutter! Bräutigamsmutter? Wenn schon, dann eher Mutter des Bräutigams, oder? "Nic?" Aus meinem kleinen Lächeln wird ein Großes. "Hier Meilo!" Hört sich richtig sexy an, wie unsere Stimmen durch die leere Kirche hallen. "Ich habe dich schon überall gesucht!", motzt mein Schatz. "Wieso sitzt du hier drinnen?" "Hab nachgedacht", sage ich wahrheitsgemäß. "Nachgedacht? Worüber?" Soll ich es ihm sagen? "Ist dir schon aufgefallen, dass die Frist für das Gebot des Hauses fast genau auf das Datum unseres halbjährigen Kennenlernens zusammenfällt?" "Ach? Wirklich?" Ich fange laut an zu lachen. Darf man das in einer Kirche? "Das ist dir noch nicht aufgefallen?" Meilo verneint. "Der König der Daten und Jahrestage hat mal etwas nicht gewusst. Wunder geschehen doch immer wieder!" Mit gerunzelter Stirn lässt sich Meilo neben mich fallen. "Was ist denn mit dir los?", fragt er mich. "Nichts", gluckse ich und schwinge mich auf seinen Schoß. Ja, motzt nur, dass man sowas in einer Kirche nicht macht. Mir doch egal! "Ich liebe dich Meilo Haug." Leise hallt meine Stimme von den Wänden. Ein Lächeln umspielt Meilos Mundwinkel. "Ich dich auch, Niclas Ittninger." "Ich will für immer bei dir sein." Ich sehe, wie sich seine Augenbrauen für eine Millisekunde verwirrt zusammenziehen. "Was wird das?", will er wissen. "Ein Eheversprechen? Du weißt, dass das ohne einen Pfarrer in einer Kirche nicht funktioniert." "Das interessiert mich nicht", winke ich ab. "Es muss ja nicht vor der Kirche funktionieren, sondern vor dir." "Tut es", bestätigt er grinsend. Ich muss ihn einfach küssen! "Mit einem Kuss besiegelt", flüstere ich gegen seine Lippen. "Was will man mehr?" Gute Frage. Ich schaue rüber zum Seiteneingang, doch niemand in Sicht. Ich bleibe deshalb weiterhin auf Meilos Schoß sitzen, und lehne meine Stirn gegen seine. "Kann ich dich was fragen, ohne, dass du da zu viel hineininterpretierst, oder gar sauer wirst?" "Kommt ganz auf die Frage an", lacht er. "Ich meine es ernst!" "Ich auch." Ich seufze und verdrehe die Augen. "Schon gut, schon gut", sagt er entwaffnend. "Frag mich. Ich werde nicht sauer oder interpretiere zu viel hinein." "Schwöre es!" "Ich schwöre." Fein. Dann glauben wir ihm das mal und hoffen das Beste. Ich suche mit meinen Händen nach seinen, die praktischerweise in Griffweite auf meinen Oberschenkeln liegen, und schiebe meine Handflächen unter seine. "Ohne, dass du mich jetzt missverstehst, aber ... Hast du wirklich vor ... in der Zukunft ... eventuell ..." "Zu heiraten", beendet Meilo mein Henning-Gestottere. Unsicher sehe ich ihn an und nicke schwach. "Darüber hast dir eben die ganze Zeit über Gedanken gemacht?" Wieder nicke ich. "Oh Nic! Natürlich möchte ich heiraten!" ... WAS?! "Aber nicht heute und nicht morgen. Übermorgen auch noch nicht, aber später, wenn wir länger zusammen sind, warum nicht?" Er zuckt mit den Schultern. Mein Herz klopft unnatürlich schnell. Was soll ich darauf antworten? "Und wenn ich nein sage?", bricht es aus mir heraus. "Dann warte ich ab, und frage dich ein anderes Mal noch einmal. So lange, bis du ja sagst", sagt er, lächelt mich dabei verliebt an und stupst mit seiner Nase gegen meine. "Hauptsache, wir sind zusammen. Ob verheiratet, oder in wilder Ehe." Glücklich falle ich ihm um den Hals. Das nimmt mir wirklich den zuvor aufgebauten Druck. "Eins verspreche ich dir", sage ich zu ihm und drücke meine Nase in seinen Nacken. "Falls ich jemals in meinem Leben heiraten werde, dann nur dich." Meilo lacht leise. "Das will ich doch auch schwer hoffen!" "Ernsthaft! Lach nicht!" "Tue ich gar nicht." Von wegen! Ich lehne mich zurück und mustere Meilos Gesicht. Seine Augen leuchten amüsiert, und er versucht wahrhaftig nicht mehr zu lachen. "Aber unter einer Bedingung", fahre ich fort. "Das tun wir erst, wenn wir auch richtig heiraten können." "Richtig?" "Ja. Keine Verpartnerung. Wenn schon, dann ziehen wir das richtig durch." "Das heißt, sobald die Homoehe gleichgestellt ist, heiratest du mich?" "Ja", sage ich, beiße mir dann allerdings auf die Unterlippe. War das eben ein Eheversprechen? Eigentlich nicht. Meilo hat mir ja keinen Ehering angesteckt. "Fein. Ich nehme dich beim Wort", kichert mein Schatz und zieht mich für einen Kuss zu sich heran. Meilo scheint das doch etwas ernster zu nehmen, als gedacht. Was habe ich mir denn nun schon wieder eingebrockt? Wenn das meine Mutter erfährt!** Wir bleiben noch eine Weile lang in der Kirche sitzen. Ich weiterhin auf Meilos Schoß, meinen Kopf auf seine Brust gebettet. So gemütlich ... "Du hast wirklich Panik geschoben wegen dem Thema, kann das sein?", fragt er mich leise und streichelt meinen Hinterkopf. "Und wie!" "Irgendwie lustig. Wir haben in Sachen Panikschieben mal wieder die Rollen getauscht." "Mal wieder?", frage ich nach. "Ich sage nur Homepage und Dementieren." Ah ja. Da war doch was. Die Sache mit dem Post, dass Keith Kandyce in keiner Beziehung ist. Kichernd löse ich mich ein Stück von ihm. "Erinnere mich bloß nicht daran!" Ich hatte wirklich Panik geschoben an diesem furchtbaren Tag. "Eigentlich stehe ich ja total auf Rollentausch, aber Panikschieben ist so gar nicht mein Fall." "Auf was für einen Rollentausch stehst du denn sonst?" "Das weißt du genau", raune ich ihm zu und beiße ihm leicht in den Hals. "Oh du böser Junge. Und das in einer Kirche", schmunzelt Meilo. Wie gesagt: Ist mir vollkommen egal! ****** * Theo: Was hatt'n der für'n Problem? Schnuckel ist doch ein sehr schöner Kosename. Matthi: Genau! Nic: Wer seid'n ihr? Kennen wir uns? Oo Fara: Wer Theo nicht kennt, hat die Welt verpennt Matthi: Genau! Theo: Oó Nic: Wer ist Theo? … Hallo? Würde mich mal jemand aufklären? Meilo: Das ist einer der Typen aus dem Velvet. Nic: Ach? Meilo: Jepp. Nic: Dann kann es ja nur ein Idiot sein. Theo: ÒÓ WAS? Fara: Ruhig Theo! Schön ruhig! … Matthi! Hol Theo hier weg! Ich will Nic noch an einem Stück durch die Story bekommen! Matthi: ^^“ Oky. Komm Theo. Wir gehen in der Wanne planschen. Fara: Och. Da komm ich mit. *Laptop schnapp und flitz* Verdammt! Zu spät. Die haben mir Tür vor der Nase zugeschlagen. Olle Spielverderber! ** Hehe. Hoffen wir mal, das bei Nic und Meilo bald die Hochzeitsglocken läuten. Und nicht nur für sie. ;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)