My love bite on your neck von Fara_ThoRn ================================================================================ Love bite 09 - Händchenhalten und Plastikwände mit Holzoptik (Ohne Adult) ------------------------------------------------------------------------- Hy Leute! Tut mir wirklich leid, dass ich das nächste Kapitel erst jetzt hochlade, aber wir rennen wegen Papa schon wieder von einem Krankenhaus ins nächste -__- Und zu allem Überfluss habe ich vorhin einen üblen Geruch an meiner Katze bemerkt. Madam hatte sich letztens eine Kralle rausgezogen und das ist anscheinend auch noch entzündet. Also vom Krankenhaus morgen gleich wieder zum Tierarzt. Irgendwie ist das nicht unser Jahr -________- Euch trotzdem viel Spaß beim nächsten Kapitel. Ich bin dann mal beim Tierarzt *schnauf* Love bite 09 - Händchenhalten und Plastikwände mit Holzoptik (Ohne Adult) "Morgen", rufe ich in die Küche und winke meiner Mutter zu. "Morgen? Es ist fast fünfzehn Uhr! Wo warst du denn?" "Weg", antworte ich lapidar und kann nicht aufhören zu grinsen. "Weg? Die ganze Nacht über?" "Kann sein." Ich betrete die Küche und mopse mir eine Banane aus dem Obstkorb, der schon seit meiner Kindheit immer neben der Brotmaschine steht, und stets gut gefüllt ist. "Wie, kann sein? Warst du bis eben weg, oder nicht?" "Vielleicht, aber vielleicht auch nicht", flöte ich und beiße genussvoll in die gelbe Frucht. Meine Mutter lehnt sich gegen die Küchenzeile und mustert mich eingehend. "Wie auch immer, du hattest sicher eine Menge Spaß." Hatte ich. Aber "Woher willst du das wissen?", frage ich sie scheinheilig. "Weil du die gleichen Klamotten wie gestern trägst. Und die da" sie tippt mir auf den Hals "waren gestern auch noch nicht da." Erwischt. "Und?", frage ich unschuldig und zucke mit den Schultern. "Ich bin Single und erwachsen." "Manchmal bezweifle ich das", grinst sie. Ich werfe ihr einen beleidigten Blick zu und vertilge den Rest meines 'Frühstücks'. "War die Nacht schön?" "Und wie", kaue ich. "Lass mich raten. Du warst bei Meilo." Erstaunt schlucke ich den Bananenbrei runter. "Ich habe also recht? Das freut mich aber für dich." "Wie machst du das? Woher nimmst du diese hellseherischen Kräfte?" Mit den Fingern fuchtle ich ihr vorm Gesicht herum, um die unsichtbaren Kräfte zu demonstrieren. "Berufsgeheimnis", lacht sie und klopft mir auf den Rücken. "Aber so schwer war das auch gar nicht zu erraten." Wenn ich es recht bedenke, stimmt das wahrscheinlich sogar. Wo sollte ich mir die Knutschflecken auch sonst eingefangen haben? Außerdem weiß sie davon, dass Meilo in der Nähe ist. "Werdet ihr euch wiedersehen?" Ich nicke. "Nachher. Er hat noch einen Termin in der Stadt. Danach treffen wir uns dort." Sein Interviewtermin ist um sechzehn Uhr vorbei. Treffen wollen wir uns vor dem großen Kaufhaus in der Altstadt. Was wir dann machen wollen, weiß ich nicht. Aber es ist auch egal. Hauptsache, wir sind zusammen. Und er hat sein Keith Kandyce Outfit gegen sein Meilo Outfit gewechselt. Er hat es mir jedenfalls versprochen. "Ist Kilian jetzt endgültig vergessen?" Wir setzen uns an den Küchentisch. Wie zwei alte Klatschweiber. "Ist er", bestätige ich. "Ich kann es gar nicht fassen, wie schnell das eigentlich ging. Und noch weniger, wie ich mich wieder so schnell verlieben konnte." Mein Blick schweift in die Ferne. Und wie ich verliebt bin. "Das ist doch ein gutes Zeichen. Trotz deines gebrochenen Herzens, konntest du dich neu verlieben. Vielleicht ist Meilo ja endlich der Richtige für dich." Nichts sagen Niclas. Ja keinen Ton. Meine Mutter ist ganz versessen darauf, dass ich endlich den Mann meiner Träume finde, und ihn vor den Traualtar schleife. Sie hat sogar schon so ein kleines Schwulenpärchen aus Plastik gekauft. So eins, das oben auf die Torte drauf kommt. Gruselig, oder? "Noch sind wir nicht verlobt, und werden es auch vorerst nicht sein", grolle ich dann doch, weil meine Mutter mich wieder mit diesem merkwürdigen Blick mustert. "Was nicht ist, kann ja noch werden." Sie grinst, als wolle sie sagen: Ich weiß etwas, das du nicht weißt. Dabei ist es genau anders herum. Soll ich es ihr sagen? Es wäre bestimmt besser. Dann kann sie mir beiseite stehen, wenn Nicole erfährt, dass ich mit ihrem Lieblingssänger in die Kiste springe. Und mit unter die Dusche ... "Niclas?" "Hm?" Ich bin wohl etwas abgeschweift. "Möchtest du noch etwas vom Mittagessen?" "Nein, danke." Achtung. Gleich kommts. "Mensch Junge! Du fällst noch vom Fleisch. Du brauchst Proteine! Gerade wenn man eine frische Beziehung hat. Oder willst du, dass du mitten beim Se..." "STOPP! Noch ein Wort, und ich träufle mir Wachs in die Gehörgänge!" Mütter, die über Sex reden. Das ist noch gruseliger als das kleine schwule Plastikbrautpaar, das sie im Küchenschrank neben ihrem Backzeugs verstaut hat. Meine Mutter verschränkt die Arme vor der Brust und schnaubt. "Von mir aus. Dennoch kann ein bisschen Tinte aufm Füller nicht schaden." Oh Gott! Ich donnere mit dem Kopf auf den Tisch, während meine Mutter mir einen Teller Tinte für meinen Füller aufwärmt. Als ob ich das brauchen würde. Ich stehe in der Blüte meines Lebens, bin frisch verliebt, und auch falls mir mal die Tinte ausgehen sollte, Meilo leiht mir bestimmt seine ... Okay! Schluss jetzt! Pfui und aus! "Lebst du auch noch?" "Hallo Schwesterherz." Nicole schleicht auf den Kühlschrank zu. Dabei hatte der Tag doch so wundervoll begonnen! "Willst du die Videos sehen, die ich vom Konzert gemacht habe?" Mit einem Joghurt in der einen, und ihrem Handy in der anderen Hand, setzt sie sich neben mich. "Bitte Nicole. Das Gedröhne mussten wir uns jetzt schon den ganzen Tag anhören." Hehe. Sag bloß, diesmal ging Nicole meinen Eltern auf die Nüsse? Allerdings kann mich auch diese Vorstellung nicht aufheitern, wenn ich daran denke, ihr das sagen zu müssen, was ich ihr bald sagen muss. Sie bringt mich um! Ob Meilo an meinem Grab weinen wird? Vielleicht singt er mir ja wieder ein Ständchen und meine Schwester kippt daraufhin bewusstlos auf meinen Sarg. Das wäre doch mal eine Gaudi! "Guck hier! Das war der Anfang." Ein unscharfes, verwackeltes Handyvideo wird mir vors Gesicht gehalten. Nicole fängt an zu quietschen und zappelt auf ihrem Stuhl herum. Jetzt erkenne ich gar nichts mehr vom Video. "Er ist so süß!" Da gebe ich ihr ausnahmsweise mal recht. Obwohl süß es nicht ganz trifft. Eher heiß, sexy und verdammt geil. Besonders, wenn er diesen Hüftschwung, den er da gerade auf der Bühne vollzieht, auf meinem Schoß macht ... "Erde an Niclas. Hallo?" Nicole wedelt mit ihrer Hand vor meinen Augen herum. "Wasn mit dir los?" "Lass ihn doch Nicole. Niclas hat gerade ganz andere Dinge im Kopf." Danke Mama! Häng doch gleich alles an die große Glocke. "Ach? Haben diese Dinge was mit den ganzen Knutschflecken zu tun, die du da mit dir spazieren trägst?" Nicole grinst fies. "Hat es", blaffe ich sie an. "Uhhh! Wie heißt er denn? Sag bloß, du hast ihn gestern auf dem Konzert kennengelernt." Ich schlucke hart und starre meine Schwester nachdenklich an. Jetzt wäre doch der richtige Zeitpunkt, um es ihr zu sagen. Warum auch nicht? Besser, es gleich hinter mich bringen. "Falls ja, dann habe ich was gut bei dir, denn ohne mich ..." "Es ist Keith. Die Knutschflecken habe ich von ihm", platzt es aus mir heraus. Nicole runzelt die Stirn und öffnet den Mund. Erst kommt kein Ton, doch dann: "DU ARSCH! WARUM ÄRGERST DU MICH IMMER?!" Wütend steht sie auf, mit so viel Schwung, dass sie den Stuhl umreißt, und rast aus der Küche. Wumms! Das war wieder ihre Zimmertür. "Niclas! Was sollte das denn eben wieder? Ihr habt euch die ganze Zeit über doch so gut verstanden. Warum musst du sie immer wieder ärgern? Du weißt doch, wie sensibel sie momentan ist", keift meine Mutter mich an. Sie bückt sich, um den Stuhl aufzuheben. Ich helfe ihr dabei und packe mit an. Mein Herz schlägt so laut, dass es in meinen Ohren dröhnt. Jetzt habe ich es Nicole gesagt, aber sie glaubt mir nicht. "Geh zu ihr und entschuldige dich! Aber pronto!" "Das kann ich nicht", flüstere ich. "Und ob du das kannst! Mir reicht es langsam mit eurem Gezanke! Du bist ein erwachsener Mann, also benimm dich auch so!" "Aber Mama! Du verstehst das nicht!" So sauer habe ich sie ja noch nie erlebt. Ihr Gesicht ist ganz rot. "Ich verstehe das ganz gut, glaub mir!" Diesmal nicht. Diesmal versagen ihre hellseherischen Fähigkeiten. Aber zu ihrer Verteidigung, DAS konnte niemand voraussehen. "Was auch immer das für ein Kleinkrieg zwischen euch ist, er endet hiermit." "Hör mir doch mal zu." Ich stehe auf und laufe meiner Mutter nach. Wenn sie wütend ist, läuft sie immer im Eilschritt herum, wischt mit den Händen über die Möbelstücke und räumt ziellos irgendwelchen Kram hin und her, als müsse sie sich Luft machen. "Mama! Bleib doch mal stehen!" Ich schiebe mich vor sie. Sauer funkelt sie mich an. In solchen Momenten komme ich mir wieder wie ein zwölfjähriger Junge vor. "Ich höre Mister." Sie verschränkt die Arme vor ihrer Brust, wobei einer ihrer Zeigefinger nervös auf und ab tippt. "Ich kann mich nicht bei ihr entschuldigen, weil ..." "Weil was? Weil du zu stol..." "Meilo ist Keith!", unterbreche ich sie, betone jedes einzelne Wort dabei, versuche aber nicht allzu laut zu werden. Sie verstummt für einen Moment. "Was redest du denn da? So ein Schwachsinn!" "Das ist kein Schwachsinn. Meilo ist Keith Kandyce. Nicoles Lieblingssänger." Die Wut weicht aus ihrem Antlitz und wird durch verwirrte Fassungslosigkeit ersetzt. "Du musst dich irren. Das ist doch lächerlich!" "Das dachte ich zuerst auch, aber es stimmt. Keith Kandyce ist bloß eine Kunstfigur. Meilos Kunstfigur." Stille. Sie mustert mich für eine Weile, versucht wohl in meinem Gesicht abzulesen, dass ich lüge, findet aber keine Anzeichen dafür. Wie auch? Es ist die Wahrheit. "Ach du liebes Bisschen", seufzt sie schließlich. "Oi! … Ich muss mich setzen." Ich halte sie fest, bis sie sich auf einen der Küchenstühle gesetzt hat, und lasse mich neben ihr nieder. "Und du bist dir ganz sicher, dass Meilo dieser Sänger ist?" "Und wie ich das bin." "Oi." Sie seufzt erneut und schüttelt leicht den Kopf. "Oh je, oh je, oh je." Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. "Was soll ich denn jetzt machen?", frage ich meine Mutter und schaue sie flehend an. "Wegen was?" "Ähm ... Wegen Nicole?" "Erkläre es ihr." "Aber wie denn? Sie reißt mir den Kopf ab. Kannst du mir dabei nicht helfen?" Meine Mutter lehnt sich zurück und zupft an der Morgenzeitung herum. "Erstens, warum sollte sie dir den Kopf abreißen? Und zweitens, ich dachte ja eigentlich, du seist erwachsen. Also erkläre es ihr selbst, oder besser noch, tu das zusammen mit Meilo." Ich habe es geahnt! "Wenn Nicole meinen Meilo in die Finger bekommt, dann war es das mit ihm." Das hätte ich nicht sagen sollen. Mein Mütterchen guckt mich schon wieder ganz böse an. "Bildlich gesprochen", setze ich nach. "Außerdem wird sie mich dann noch mehr hassen, als sowieso schon." "Das glaube ich nicht." "Nicht?" "Nein. Warum auch?" "Weil ich ihren Liebling an Land gezogen habe, ohne dass ich es wusste." Ist das nicht offensichtlich? "Ich denke eher, sie wird dich für alle Zeiten lieben, weil du ihren Star nach Hause bringst. Sie wird erst mal daran zu knabbern haben, aber bestimmt arrangiert sie sich damit." "Toll. Und so lange bin ich ihr Feind Nummer eins." "Der bist du doch sowieso schon", lacht sie doch tatsächlich und klopft mir aufs Bein. Mütter! *** Ich hatte dann doch noch mal einen Versuch gestartet, mit Nicole zu reden, aber sie drehte wie immer die Musik lauter und ignorierte mich. 'Bitte schön!', dachte ich. 'Dann eben nicht.' Zudem hatte ich was besseres zu tun, als mit einer Holztür zu reden. Mich umziehen nämlich, damit ich mich in die Stadt aufmachen konnte. Und genau da bin ich jetzt. Wie verabredet stehe ich an einem schattigen Plätzchen vor dem großen Einkaufszentrum und warte auf Meilo. Ich bin total aufgeregt. Unser zweites Date. Unser Erstes, seit ich weiß, als was er seine Brötchen verdient, und ich habe keine Ahnung, was da auch mich zukommen wird. Wird er erkannt werden? Werden Scharen von Menschen hinter ihm herjagen, ihn nach Fotos und Autogrammen anflehen? Mich erschießen, wenn sie spitz bekommen, dass ich mit ihrem Idol im Bett war? Mir wird ganz flau im Magen. Auf was habe ich mich da denn bloß eingelassen? "Nic!" Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben und mein Herzschlag verdoppelt sich. Vergessen sind die Heerscharen von wütenden Mädchen, die mich in Stücke reißen. Da ist er ja! "Hey!", begrüße ich ihn aufgeregt. Grinsend kommt er auf mich zu. Die Hände locker in einer hellen, kurzen Jeans vergraben, schwarze Sneakers und ein weißes, ärmelloses Hemd, auf dem Madonna abgebildet ist, und auf der Nase eine dunkle Sonnenbrille. Nein. Er sieht nicht im Geringsten aus wie Keith Kandyce, sondern viel besser. Ich bin so froh! "Na endlich!", lache ich und nehme Meilo kurz in den Arm. "Wartest du schon lange?" "Nicht wirklich, aber ich war etwas zu früh da. Ich musste Zuhause raus." "Dicke Luft?" "Wie man es nimmt", seufze ich. Meilo ist sofort ganz besorgt. "Ich wollte Nicole das mit uns sagen, aber irgendwie ging das daneben." "Oh." Meilo schiebt sich die Brille auf den Kopf und mustert mich neugierig mit seinen grünen Augen. "Ich habe es meiner Mutter erzählt. Sie war überrascht aber gefasst." "Und dein Vater?" "Der war nicht da, aber ihn kratzt das wenig. Hauptsache, dein Führungszeugnis ist sauber." Meilo lacht auf und legt seinen Arm um meine Schulter. "Noch ist es das", gluckst er. "Aber vielleicht ändert sich das ja bald." "So?" Er nickt. "Und weshalb?" Er beugt sich zu mir runter und flüstert: "Wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses." Hopla! Da bin ich doch sofort dabei! Unauffällig schmusen seine Lippen über meine, dann legt er seinen Arm um meine Schulter. "Und? Wohin?", will er wissen und sieht mich voller Tatendrang an. "Wollen wir erstmal einen Kaffee trinken?", schlage ich aus Ermangelung anderer Ideen vor und zeige hinter mich ins Kaufhaus, wo es unzählige kleiner Cafés gibt. "Gern." Dann also Kaffee trinken. Wir betreten das große Kaufhaus. Hier gibt es neben den ganzen Cafés und Eisdielen alles, was das Herz sonst noch begehrt. Das erste Café, das wir erblicken, gehört uns. Neben einem kitschigen Wasserspiel, das in der Mitte der Einkaufsmeile vor sich hinplätschert, setzten wir uns an einen der kleinen, runden Tische. Eher lustlos blättere ich in der Karte herum. Wie wäre es mit Kuchen zum Kaffee? Ich bin ganz vertieft in die Betrachtung der angebotenen Kuchensorten (ich habe schon wieder Hunger, und die kleinen Törtchen und Kuchenstücke sehen so lecker aus), dass ich heftig zusammenzucke, als mich plötzlich etwas am Bein berührt. Mit aufgerissenen Augen starre ich Meilo an. Dieser grinst spitzbübisch. "Ups", kichert er. "Du bist aber schreckhaft." "Und du bist heute ganz schön übermütig", säusle ich ihm zu und genieße seine Wade, die sich immer noch an meiner reibt. Da ich ebenfalls eine kurze Hose trage, ganz ohne störenden Stoff. "Haben Sie schon gewählt?" Muss der Kellner ausgerechnet jetzt angeschlichen kommen? "Einen Cappuccino bitte und ein Glas Wasser", bestellt Meilo. Und ich? Ich habe mich noch gar nicht entschieden. "Einen Milchkaffee und ... äh ... Ein Stück Schokotorte." Mit Schokotorte kann man nichts falsch machen. "Sehr wohl." Huh, drückt sich der Kellner vornehm aus. Jedenfalls für ein Kaufhauscafé. Während wir auf unsere Bestellung warten, schaue ich mich im Kaufhaus um. Viel ist nicht los. Wer geht bei so einer Hitze aber auch schon Shoppen? Dafür machen die Schwimmbäder sicher Rekordumsätze. Ein paar ältere Leute schauen sich das Wasserspiel an. Darunter auch ein rüstiges Ehepaar, das Händchen hält. "Wie süß", kommentiere ich und nicke zu ihnen rüber. Meilo sieht ebenfalls in ihre Richtung. "Wie lange sie wohl schon zusammen sind?" "Vielleicht erst seit Kurzem", schmunzelt Meilo. "Bestimmt haben sie sich bei einem Tanzabend kennengelernt, und betrügen gerade ihre jahrelangen Partner." "So wird es sein." Wir grinsen uns an. Dann legt er seine linke Hand auf den runden Tisch und hält mir seine offene Handfläche hin. Dabei blickt er mir tief in die Augen. "Oder willst du das hier nicht?", fragt er. Kommentarlos ergreife ich seine Hand. Händchenhaltend in einem Café sitzen. Das wäre mit Kilian nicht möglich gewesen. Jedenfalls nicht außerhalb der Schwulenszene. In dieser Hinsicht war er ganz schön verklemmt und ängstlich. "Wie war eigentlich dein Termin vorhin?", will ich von Meilo wissen. "Interessiert dich das wirklich?", fragt er mich. "Schon." Ich zucke mit den Schultern. "Läuft so was immer gleich ab?" "Meistens." Meilo nickt. "Und immer ist es sau langweilig." "Weil sie immer das Gleiche fragen?" "Ja, das auch. Aber diesmal war es besonders nervig." Ich drücke seine Hand. "Was wollten sie denn von dir wissen?" "Hm ... Zeug eben. Keine Ahnung." Ich runzle die Stirn. Keine Ahnung? Weicht er mich gerade aus? "Du musst doch irgendwas geantwortet haben." Bei einem Interview zu schweigen, wäre ja auch doof. Obwohl es so etwas auch schon gegeben hat. Was da nicht mal was mit einem Fußballspieler? Ach, egal! "Habe ich ja auch, aber ich war die ganze Zeit über mit den Gedanken wo anders ..." Sein Daumen streichelt über meinen Handrücken. Verstehe. "Warst du?" Er nickt und ich versinke in seinen grünen Augen ... Die Liebe zu ihm übermannt mich für einen Moment beinahe und alles drängt mich danach, diesen unglaublichen Mann sofort um den Hals zu fallen.. Ich räuspere mich und schaue vor mir auf den Tisch. Schöne Maserung, der Marmor. "Ihr Cappuccino und Ihr Milchkaffee. Bitte sehr. Der Kuchen und das Wasser kommen sofort." "Danke." Der Kellner mal wieder. Er stellt uns zwei Tassen vor die Nase und eilt wieder von Dannen. Unsere Hände trennen sich. Schade. "Ich habe dir eben nicht ganz die Wahrheit gesagt", meint Meilo plötzlich und rührt in seinem Cappuccino herum. "Was meinst du?" Über was haben wir eben nochmal gesprochen? "Das interview", erklärt er. "An eine Frage kann ich mich noch recht gut erinnern." "Ja? An welche?" Ich puste in meinen Kaffee. Ist der heiß! Hab mir beinahe die Lippe verbrannt. "Der Reporter hat mich auf dein Lied angesprochen." Ich höre auf zu pusten und muss dabei ziemlich dämlich aussehen, mit den gespitzten Lippen und meinen weit aufgerissenen Augen, mit denen ich Meilo angucke, denn er beginnt zu kichern, als er mich anschaut. "Was hat er dich denn genau gefragt?", möchte ich unbedingt von ihm wissen und stelle die Tasse ab, ohne einen Schluck daraus getrunken zu haben. "Er wollte wissen, wer die Glückliche ist, die mir den Kopf verdreht hat." Da ich nicht weiß, ob ich jetzt lachen oder den Kopf schütteln soll, tue ich einfach beides. "Und was hast du geantwortet?" "Nichts." "Nichts?" "Was hätte ich schon darauf erwidern sollen?" "Du hättest lügen können!" Ich bereue diesen Satz sofort. "Also ... wegen deinem Vertrag. Nicht, dass du noch eine Strafe zahlen musst", murmle ich. Eigentlich macht es mich insgeheim total glücklich, dass er nicht gelogen, sondern einfach geschwiegen hat. Trotzdem will ich nicht, dass er deswegen Ärger von seiner Plattenfirma bekommt. "Hätte ich vielleicht, aber ich wollte nicht." "Und jetzt? Die werden sich doch denken können, dass da etwas Wahres dran ist." "Wahrscheinlich", meint er seelenruhig und hebt die Tasse zum Mund. Das er so relaxt dabei bleiben kann! Entweder es macht ihm nichts aus, dass er deswegen Ärger bekommen könnte, oder ... "Macht deine Plattenfirma schon Stress?" Meilo stürzt die Lippen und leckt sich den Milchschaum aus den Mundwinkeln. Das lenkt mich jetzt aber extremst ab! "Bis jetzt noch nicht", sagt er leise und zieht sein Handy aus der Tasche. "Aber nach diesem Konzertbericht, werden sie mich bestimmt sprechen wollen." "Was für ein Konzertbericht?" Meilo reicht mir sein Handy. Irgendein Onlinemagazin. Ein großes Bild von der gestrigen Show ist zu sehen und darunter "Ach du Scheiße!" 'Keith Kandyce vergeben? Wer ist sein Sweetheart?' "Verdammt!" "Sweatheart ist auch nicht schlecht, aber Sweety gefällt mir trotzdem besser", lacht er und angelt sich sein Handy zurück. "Wie kannst du da noch Scherze machen?", fahre ich ihn an. "Sich darüber aufzuregen bringt auch nichts." "Und deine Plattenfirma?", zische ich ihm leise zu. Hoffentlich bekommt niemand unser Gespräch mit. "Die flippen doch sicher aus!" "Mach dir keine Sorgen. Die werden das dementieren und gut ist. Bald werden es alle als PR-Gag halten und sich dem neusten Promiklatsch zuwenden. So geht das doch immer." Ich schlucke mein Unbehagen runter. "Wenn du meinst." "Meine ich. Und jetzt lass uns über ein anderes Thema unterhalten, ja?" Ich nicke und trinke endlich meinen Milchkaffee. Meilo nimmt das ja wirklich total gelassen hin. Bleibt die Frage, warum mir das nicht aus dem Kopf geht. *** "Zieh sie doch wenigstens mal über." "Aber warum denn?" "Weil sie dir sicher steht." "Und? Ich brauche aber keine neue Hose." "Man muss ja nicht erst eine Hose brauchen, um sich eine Neue zu kaufen. ... Los! Anziehen!" Meilo ist unerbittlich. Er sieht mich auffordernd an und hält mir die helle Jeans hin. "Also gut!", gebe ich nach. "Aber nur die eine!" Grimmig schnappe ich sie mir und eile zur Kabine. "Wenn du schon gehst, dann nimm die hier auch noch mit!" Was? "NEIN!" "Ach komm schon!" Bevor Meilo mir das nächste Teil aufs Auge drücken kann, bin ich in der Kabine verschwunden und ziehe den Vorhang hinter mir zu. Ich bin in der Modehölle gelandet! "Nic? In welcher Kabine bist du?" Als ob ich dir das sagen würde, du Klamotten-Terrorist! "Nihiic? Bist du hier?" Ein spitzer Schrei folgt. "Oh ... Pardon! Hab nichts gesehen." "Mensch!" Ich reiße den Vorhang beiseite und stecke den Kopf in den Gang. "Ich bin hier." Schelmisch grinsend kommt Meilo auf mich zu. "Wusste ich doch." "Und warum schielst du in fremde Umkleiden?" "Ich wollte mal eine nackte Frau sehen." "WAS?!" Meilo fängt laut an zu lachen. "Reg dich ab! Ich hab dich nur veräppelt." "Und der Schrei?" "Das bin ich gewesen." So ein hinterhältiger Kerl! "Du glaubst doch nicht ernsthaft, ich gucke einfach auf gut Glück in irgendwelche Umkleidekabinen rein." "Weiß mans?" Meilo legt den Kopf schief und drängelt sich an mir vorbei. "Was wird das?", frage ich ihn. "Ich will dir beim Umziehen helfen." "Das kann ich aber schon ganz alleine." "Echt?" Ich nicke wie ein kleiner Junge, der gleich vor Stolz platzt. Schau her Mami, was ich kann! "Dann zeig doch mal." "Hm, ich weiß nicht. Mama hat mir verboten vor fremden Männern die Hose runter zu lassen." "Na gut, aber dann zeige ich dir auch nicht wie schnell ich meine Hose runter lassen kann." Seine linke Hand wandert zu dem Knopf seiner Jeans. "Siehst du? Weiter komme ich nicht." Hitze steigt in mir auf. "In Ordnung. Aber verrate nichts meiner Mama." "Niemals", gluckst Meilo und schiebt mich gegen die Kabinenwand. "Runter mit dem Ding." Ich kichere leise. "Was, wenn uns jemand erwischt?" "Wenn wir schön leise sind, passiert schon nichts." "Oh. Sprichst du aus Erfahrung?" "Leider nein. Aber in einer Umkleide wollte ich es schon immer mal machen." "Ach ja? Woher kommt dieser Wunsch denn?" "Einer meiner Freunde ist so mit seinem jetzigen Partner zusammengekommen." "Na die Story musst du mir mal erzählen." Hört sich ja spannend an. "Lieber demonstriere ich sie dir", keucht er und zieht sich sein Shirt über den Kopf. Uhyeah! Ein Anblick für die Götter! * Heftig atmend und mit weichen Knien bleiben wir an die Wand gelehnt stehen. Na ja, eigentlich lehnt Meilo gegen mich, aber ist ja auch Wurst. "Meinst du ... jemand hat was mitbekommen?", keucht mein Liebster. Ich schiele zum Vorhang. "Denke ... nicht." Falls einer der Verkäufer bemerkt hätte, was wir hier tun, stände jetzt mit Sicherheit schon ein Ordnungshüter neben uns. "Ich guck mal nach." Meilo taumelt zurück und späht durch den Vorhang. "Keiner da", grinst er. "Verflucht, siehst du geil aus." Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und drehe den Kopf zum Spiegel. "Du aber auch", kommentiere ich Meilos Anblick, der aus dieser Perspektive halb hinter mir steht, die Hose noch immer in seinen Kniekehlen. "Und wohin damit?" Er deutet auf das Kondom. "Ich hab noch Taschentücher einstecken." Glaube ich zumindest. Die Sauerei an der wunderhübschen Holzoptikplastikwand muss ja auch noch beseitigt werden. Beim Anziehen lassen wir uns Zeit. Wer soll uns jetzt noch erwischen? Wenn jemand fragt, na das hier ist doch eine Umkleidekabine, und dazu gemacht, sich umzuziehen, oder nicht? Immer wieder treffen sich unsere Blicke, dann grinsen wir und küssen uns. Mein Bauch kribbelt wie verrückt. Mann, bin ich verliebt! Ich wiederhole mich, oder? Aber scheiß drauf! Ich bin sowas von verliebt! "Hast du Taschentücher?", fragt Meilo mich, als wir Arm in Arm auf dem kleinen Hocker sitzen, ich rittlings auf ihm. "Hab noch nicht geschaut", gebe ich zu und krame gleich mal in meinen Hosentaschen. Und tatsächlich finde ich noch ein Paar. Benutzt zwar, aber das macht ja nichts. Während Meilo das Verhüterlie verstaut, wische ich die verräterischen Flecken auf der Wand weg. Von wegen, ich bräuchte Tinte für meinen Füller! Über einen niedrigen Tintenstand kann ich mich weiß Gott nicht beschweren. Aber ich werde mich hüten, und meiner Mutter hiervon erzählen. Fertig damit, legen sich sofort zwei Arme von hinten um mich. "Ich könnte schon wieder", schnurrt Meilo mir ins Ohr und schmust durch meine Haare. "Unterstehe dich! Ich habe keine Taschentücher mehr." Hinter mir brummt es beleidigt. "Nachher", verspreche ich ihm. "Im Hotel haben wir mehr Zeit. Außerdem ist es dort auch viel bequemer und wir müssen nicht leise sein." "Überredet." Wieder ein langer, tiefer Kuss, und dann gleite ich aus seinen Armen. Wir wollen die Umkleide gerade verlassen, da fällt mir was ein. "Und die da?" Ich zeige auf die Hosen, die ich doch so dringend anprobieren sollte. "Willst du die kaufen?" "Nein." "Dann lass sie liegen", sagt Meilo und geht an mir vorbei. Moment mal! "Du wolltest doch, dass ich die anprobiere." Mit hochgezogenen Mundwinkeln dreht sich Meilo wieder zu mir um. "Rate mal warum ..." Dieser gerissene Popsänger! Der wollte mich nur in die Kabine bekommen! Ich packe mir meinen hinterhältigen Umkleidekabinenverführer und lege meine Arme um seinen Nacken. "Das nächste Mal, wenn du mich vernaschen willst, dann sag es mir doch ganz einfach", wispere ich ihm mit verruchter Stimme zu. "Ich werde es mir merken." Und schon versinken wir wieder in einen verlangenden Kuss. "Ich gehe das schnell anprobieren." "Warte! Ich komme mit ..." Ich reiße die Augen auf. Die eine Stimme kenne ich doch! Ich schaue über Meilos Schulter und erstarre. Kilian! "Du musst nicht mitkommen", höre ich ihn zu jemanden sagen. Dieser jemand blickt ganz enttäuscht drein. "Schade", meint er, läuft Kilian aber weiterhin nach. Ich versteife mich. Die beiden kommen direkt auf uns zu! "Was ist denn?", fragt Meilo mich und streichelt über mein Kinn. "Nic?" Ich blinzle, bringe aber kein Wort heraus. Stattdessen sind meine Augen weiter auf Kilian gerichtet, der mich noch nicht entdeckt hat, und schnurstracks auf eine der Kabinen zuläuft. Dann, plötzlich, zucken seine Augen für nur einen winzig kleinen Moment zu uns rüber, doch dieser Moment reicht, um ihn zur Salzsäule erstarren zu lassen. "Niclas!" Jetzt dreht sich auch Meilo um und mustert meinen Exfreund. "Wer ist das? Ein Freund?" Ich schüttle leicht den Kopf. "Eher nicht", antworte ich, mit wiedergefundener Sprache. "Das ist Kilian." Meilos Haltung verändert sich schlagartig. Er zieht mich fest an sich und richtet sich zu seiner vollen Größe auf. "Das ist er?", fragt er laut mit einem abfälligen Tonfall. "Kilian? Wie wäre es hier mit? Schau doch ... mal. ... Hallo." Der andere Typ bleibt hinter Kilian stehen und guckt erst ihn, dann uns verdutzt an. Als er Meilo erblickt, blinzelt er einige Male und lächelt vielsagend, ehe er sich räuspert, schuldbewusst zu Kilian starrt und seine Hand auf dessen Rücken legt. "Ist er das?", frage ich meinen Ex. "Dein Neuer?" Kilians Kiefermuskeln arbeiten. Er ist nervös und ich kenne ihn zu gut, als dass er dies vor mir verbergen könnte. "Ja", sagt er schließlich, das aber so leise, dass ich es gerade so verstehen kann. Mein Blick wandert von Kilian zu seinem Neuen, bei dem er schon eingezogen ist, und mit dem er sich so schnell von mir hat hinwegtrösten lassen. Eine Durchschnittstucke. Durch und durch. Blondes Haar, eine leicht schiefe Nase und verwaschen blaue Augen. Das Einzige, das an ihm hervorsticht, ist seine Größe. Er ist größer als Kilian, aber auch ziemlich schlaksig. Diesem Kerl würde ich keine Sekunde hinterher schauen, falls er mir auf der Straße begegnen würde, und obwohl ich Meilo direkt an meiner Seite habe, seinen schützenden Arm um mich fühle, frage ich mich insgeheim, warum er. Warum hat sich Kilian nach nur vier Wochen Trennung für dieses Durchschnittchen entschieden und mir damit so viele Schmerzen bereitet? Was soll an ihm so besonders sein, dass er nach der kurzen Zeit bei ihm einzieht? Nun, es muss höchstwahrscheinlich an seinem Charakter liegen. "Und du? Wie ich sehe hast du auch nicht lange um mich getrauert", zickt Kilian mich an. Böse schaue ich wieder zu ihm rüber. Oh, wenn Blicke töten könnten, würde Kilian jetzt in tausend Stücke explodieren. "Warum auch?", schieße ich zurück. "Du hast mich abserviert und ich bin dir sogar dankbar dafür." Ich schmiege mich dichter an Meilo, der mir einen Kuss auf den Kopf tupft und mich beruhigend streichelt. Das tut mir unsagbar gut. Kilians Augen weiten sich, dann heften sie sich auf Meilo. Ja, guck nur! Das ist mein Kerl! Stolz erfüllt mich. Mein Kerl. Mein Meilo. Und mit einem mal fühle ich es. Nämlich ... nichts! Ich schaue Kilian an und fühle nichts. Der absolute Beweis, dass ich über ihn hinweg bin. Für mich gibt es nur noch den wundervollen Mann in meinen Armen. "Ich sehe, wie dankbar du bist", sagt Kilian und schaut wieder mich an. "Das freut mich für dich." Von wegen! Ich sehe es ihm an, jede Gefühlsregung, jedes missgünstige zucken in seinen Augenwinkeln. Wie gesagt, er kann mir nichts vormachen, und ich wette, er weiß, dass er mir gleichgültig geworden ist. Und das wurmt ihn, warum auch immer, schließlich hat er mich verlassen und diesen ... diesen Lulatsch da an seiner Seite an Land gezogen. "Und mich erst", erwidere ich zufrieden grinsend und nehme Meilos Hand. "Viel Spaß noch beim Shoppen." Den hat Kilian bestimmt nicht, denn er findet Shoppen noch viel grausiger als ich, im Gegensatz zu seiner neuen Perle, der den Anschein macht, als würde er jeden Tag nur mit Einkaufen verbringen. Ohne weiter auf meinen Ex und seinem Durchschnittsfreund zu achten, laufe ich mit Meilo im Schlepptau an ihnen vorbei. Meine Schritte sind langsam, selbstbewusst, ja fast schlendernd, und ich fühle mich fantastisch dabei! Als wir aus dem Modegeschäft hinaus sind, schiebt sich Meilo vor mich und zwingt mich zum Stehenbleiben. "Alles gut bei dir?" "Ja. Alles bestens." "Sicher?" Er sieht mich besorgt an. Ich verliebe mich immer mehr in ihn. Ich lächle ihn an und nicke. "Sehr sicher. Ich habe mich noch niemals besser gefühlt." Und das stimmt. "Diese Begegnung gerade hat mir nur noch mal gezeigt, dass er mir inzwischen völlig egal ist." "Ehrlich? Du sahst so erschrocken aus." "Natürlich war ich das. Wer begegnet schon gern seinem Ex, nachdem man mit seinem Neuen eine heiße Nummer in der Umkleide geschoben hat?" Auf Meilos Gesicht schleicht sich ein freches Grinsen. "Komm! Lass uns weiter gehen." Ich laufe an Meilo vorbei, der sich sofort an meine Seite gesellt. "Wollen wir nach oben? Da gibt es einen guten Griechen." "Hm ... Wenn du willst. Aber ich esse nicht so gern Knoblauch." "Da gibt es auch Gerichte ohne Knoblauch", lache ich. "Also?" "Gut. Probieren wir es." Gemütlich schlendern wir an den Läden vorbei, auf die Rolltreppe zu. Innerlich mache ich einen Harken an meine Vergangenheit mit Kilian. Aus und vorbei. Endgültig. Ich fühle mich so befreit und leicht, dass es mich beinahe erschreckt. Ich habe Meilo bei mir, bin so verliebt, wie schon seit langer Zeit nicht mehr, und bin gespannt, was die Zukunft mir noch bringen mag. Einen guten Job, viel Zeit mit Meilo verbringen (wenn er endlich aus seinem Plattenvertrag raus ist) und vielleicht ein Leben in einer neuen Stadt. Die ganze Welt liegt offen vor mir und ich kann tun was ich will. Nur eine Sache, die schwebt noch unbeantwortet in meinem Hinterkopf herum. Sind Meilo und ich ein Paar? Haben wir so etwas wie eine Beziehung? Es fühlt sich so an, aber darüber gesprochen haben wir ja noch nicht. Doch auch das wird sich noch weisen. Da bin ich mir vollkommen sicher. Oben angekommen, suchen wir uns diesmal ein abgeschiedenes Plätzchen in dem kleinen griechischen Restaurant. Es ist viel mehr ein Imbiss, größenmäßig gesehen, aber wir wollen mal nicht kleinlich werden. Ich studiere gemeinsam mit Meilo die Karte, zeige ihm, dass man auch etwas ohne Knoblauch bestellen kann, und suche mir auch was Leckeres aus, ehe ich die Bestellung an den Kellner weitergebe. Aus Rücksicht auf Meilo ebenfalls nichts mit Knoblauch. "Warum hast du eigentlich so eine Abneigung gegen Knoblauch?", will ich von ihm wissen. "Ich hatte mal eine üble Lebensmittelvergiftung. Von einem Döner, der ordentlich Knoblauch intus hatte. Seitdem dreht sich mir bei Knoblauch der Magen um." "Autsch." Das erklärt natürlich seine Abneigung nach der scharfen Knolle. "Ich musste sogar ins Krankenhaus und war nur am Kotzen und ... Na ja. Du kannst es dir sicher denken." Oh ja, das kann ich. Und ich bin dankbar, dass Meilo mir die unschönen Details erspart. "Du, sag mal ... Hast du bemerkt, wie mich der Stecher von deinem Ex angegafft hat?" Von Lebensmittelvergiftung zu dem Stecher meines Ex. Passender Übergang, das muss ich zugeben. "Habe ich", antworte ich und trinke an meinem Wasser. "Und ich fand es lustig." Meilo grinst mich an. "Mit dem wird er bestimmt noch seine Freunde haben." "Das fürchte ich auch." Ist es gemein, dass ich Kilian das gönne? Das er mir jetzt egal ist, muss ja noch lange nicht bedeuten, dass ich ihm nicht wenigstens ein einziges Mal gönne, dass er das Selbe durchmachen muss wie ich. Obwohl ... "Aber dass er dich angeflirtet hat, heißt ja nicht, dass er Kilian gleich betrügt, oder es jemals wird." "Stimmt. Aber was geht es uns an?" Meilo zuckt mit den Schultern. "Na ja. Ihr Fremdgehen geht uns ganz sicher nichts an." Eingehend mustere ich meinen Sänger. Meinen viel umherreisenden, begehrten, angehimmelten Sänger ... Er wird doch sicher ständig von willigen Jungs und Mädchen umlagert, wobei die Mädchen mir keinen Kummer bereiten. Meilo sieht mich ebenfalls neugierig an. Er scheint zu ahnen, auf was ich hinaus möchte. "Bist du jemals fremd gegangen?", fragt er mich nach ein paar Momenten scheu. Genau die Frage, die mir soeben auf der Zunge gebrannt hat. "Nein. Du?" Er verneint und ich glaube ihm. "Mein letzter Freund hat mich betrogen", flüstert er und schiebt die Speisekarte hin und her. "So was tut verdammt weh." "Das tut mir leid." Ich fange seine Hände ein und drücke sie fest. "War das der Freund, von dem du mir erzählt hast?" "Ja." Meilo seufzt und erzählt, ohne, dass ich ihn darum beten muss, weiter. "Wir kannten uns schon bevor ich berühmt wurde. Zwar sind wir da noch nicht zusammen gewesen, aber wir waren gute Freunde. Mein Leben wurde von heute auf morgen komplett auf den Kopf gestellt und nach dem anfänglichen Höhenflug kam bald der tiefe Fall. Emotional gesehen. Als Außenstehender muss der ganze Ruhm verlockend wirken, die ganzen Fans, die einen anhimmeln, aber es macht einsam und man kommt nie zur Ruhe." Das kann ich mir vorstellen. "Benedikt half mir, war immer da, wenn ich ihn brauchte und wir kamen schließlich zusammen. Doch es hielt noch nicht mal ein halbes Jahr lang." "Was war passiert?" "Wir stritten uns immer öfter. Er wurde eifersüchtig auf meine Fans, auf Kollegen mit denen ich zusammenarbeite, und all den Musikern, mit denen ich Kontakt habe. Und dann, eines Abends, kam ich früher von der Aufnahme meiner neuen CD nach Hause und da fand ich ihn. Mit einem anderen Kerl in meinem Bett." "Scheiße", sage ich kopfschüttelnd. "Was für ein Arschloch! ... Tut mir leid." Meilo lächelt dünn. "Muss es nicht. Du hast doch recht. Ich hatte ihm nie einen Grund gegeben, eifersüchtig zu sein. Ich war immer bei ihm, wenn es meine Zeit zuließ. Aber er? Er hüpfte mit einem anderen ins Bett. Und dann auch noch ausgerechnet in Meins." "Scheiße, wie dreist! Hat er dazu auch was gesagt? Ich meine, wenn er doch so eifersüchtig war, warum tat er dann genau das, wovor er bei dir Angst hatte?" "Er sagte, er hätte die Einsamkeit nicht mehr ausgehalten." Meilo lässt den Kopf hängen. "Dabei habe ich doch alles versucht, damit wir beide zusammen sein konnten. Ich schickte ihm für jedes meiner Konzerte Karten zu, und er Besuchte sie auch immer, wenn es sein Job zuließ. Wir telefonierten ständig, simsten uns, skypten. Aber es hatte nichts gebracht." Ich schaue Meilo traurig an. Dann zieht er seine Hände unter meinen hervor und legt die Speisekarte weg. "Unser Essen", erklärt er. Wir warten, bis der Kellner uns wieder alleine gelassen hat und beginnen zu essen. Nachdenklich schiebe ich das gegrillte Gemüse auf meinem Teller herum. Eifersucht. Ein wirklich hässliches Gefühl, aber bei einem Job wie Meilos wohl auch nicht unvermeidbar. "Du denkst darüber nach, ob es uns auch so gehen wird", holt er mich aus meinen Gedanken. "Ja", gebe ich zu. Wozu lügen. "Aber du wirst nicht ewig durch die Lande ziehen." "Nein. Werde ich nicht." "Außerdem war ich noch nie der eifersüchtige Typ." War ich wirklich noch nie. "Und die ganzen Jüngelchen, die ich gestern Abend auf deinem Konzert bewundern durfte, sind sowieso keine Konkurrenz für mich", grinse ich und schiebe mir die Gabel in den Mund. "Da bin ich aber froh, dass du das genau so siehst wie ich." Hört hört! "Dann brauche ich ja keine Angst zu haben, dass das mit uns nicht klappt." Meilo grinst mich an und mein Herz fängt an wild zu schlagen. "Bedeutet das jetzt also ... das wir ... also wir beide ..." "Zusammen sind?", unterbricht er mich und lässt das Besteck sinken. Ich nicke, innerlich total angespannt. "Willst du das?" "Du?" "Ich habe zuerst gefragt." Mist! Na gut. Irgendwann müssen wir das ja klarstellen. Warum nicht jetzt, in einem griechischen Kaufhausimbiss? "Ja, das will ich", antworte ich mit fast schon schmerzhaft klopfenden Herzen. Meilo legt das Besteck nun ganz weg. Irritiert schaue ich ihm dabei zu, wie er aufsteht, um den kleinen Tisch herum geht, und sich neben mich auf die Eckbank setzt. "Ich will auch", wispert er und küsst mich. Ich schmelze dahin, und es ist mir egal, dass uns der ergraute Grieche drüben hinter der Theke dabei beobachten kann. Meilo und ich sind jetzt ein Paar! Ist das zu fassen?! ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)