Warum ich es hasse ein Zwerg zu sein von REB ================================================================================ Kapitel 20: Morga, Tochter von Mokrima -------------------------------------- 20. Morga, Tochter von Mokrima Am nächsten Morgen wachte ich total erschlagen auf. Lustlos starrte ich mein Frühstück an, was ich dann den dicken Zwerg Bombur weiter reichte. „Kein Hunger?“, brummte er verwundert. „Nicht wirklich.“ Ich ging zu meiner Tasche und nahm dieses mysteriöse Buch hervor. Bevor ich die Hütte verließ warf ich Gandalf einen bedeutungsvollen Blick zu. Eine ganze weile später erschien der Magier. Ich machte es mir einigermaßen bequem und hörte dem alten Zauberer zu, als er mir aus dem Buch vorlas. Wir saßen von den anderen entfernt da, weil ich meine Ruhe haben wollte. Das Buch stellte sich als das Tagebuch einer Zwergin namens Morga heraus. Sie war die Tochter von einer rothaarigen Zwergin Namens Mokrima war und einem Schwarzhaarigem Zwergen Namens Thráin. Morga hatte noch eine Zwillingsschwester namens Mara und einen kleinen Bruder namens Miro, den sie über alles liebte. Sie lebte mit ihrer Familie etwas außerhalb von Rohan. Sie war ein recht fröhliches Kind, auch wenn sie und ihre Geschwister von den Menschen Kindern oft geärgert wurde, wegen ihrer Haare. Dort in der Menschenstadt hatten fast alle dunkelblondes Haar und so stach ihre Familie mit ihren roten Haar sehr hervor. Auch wegen ihrer geringen Größe fielen sie auf. Später, als sie älter wurde, traute sich keiner mehr Morga oder ihre Geschwister zu ärgern, weil sie alle verprügelt hatte, welche sie ärgerten. Ihr Vater lehrte ihnen allen das Kämpfen und schien sehr oft in sich gekehrt zu sein. Die Mutter kümmerte sich immer fürsorglich um alle. Ich hörte gespannt zu was sich Morga zu ihren 53. Geburtstag gewünscht hatte. Sie schrieb dass sie auch mal andere Zwerge kennen lernen will. Ihre Familie reiste daraufhin nach Bree. Auf dem Weg wurden sie von Trollen gefangen genommen. Morga musste zusehen wie ihre Eltern und ihre beiden Geschwister ermordet und verspeist wurden. Sie gab sich die Schuld daran, weil diese Reise nur auf ihren Wunsch erfolgt war. Sie wünschte sich nur noch den Tod. Diese letzten Zeilen waren schlecht zu lesen, laut Gandalf, da alles so verwischt war. Ob sie da so geweint hatte? Bestimmt. „Das ist ja schrecklich“, bekundete ich mein Mitleid zu dieser Zwergin. „Das ist äußerst beunruhigend, aber auch erfreulich“, beurteilte Gandalf es unerwartet. „Wie meinst du das?“ Ich war sehr verwirrt vom alten Mann. „Ich muss da ausholen, damit du es verstehst. Du erzähltest doch in einer Troll Höhle erwacht zu sein.“ Ich nickte bestätigend. „Du weißt doch, dass du den Körper einer anderen übernommen hast.“ Wieder nickte ich und fragte mich worauf er hinaus wollte. „Dieses Buch beschreibt die Geschichte von Morga, welche in dieser Höhle endet. Sie verliert da ihren Lebenswillen.“ „Das bedeutet, ich habe den Körper dieser Morga übernommen?“, vermutete ich. „Ja das bedeutet es, aber nicht nur das. Thráin ist der Vater von Thorin wie auch von Morga. Das bedeutet zum einen, dass du und Thorin Geschwister seid und zum anderen das Azog es auch auf dich abgesehen hat, sollte er davon erfahren.“ Ich brauchte einige Minuten ehe ich ihn verstand. Meine Augen wurden riesig und unbewusst fuhren meine Hände zu meinen Bauch wo einer seiner Untergebenen mich verletzt hatte. Im Stillen gab ich dem Zauberer Recht, aber mir wurde gerade noch etwas klar. „Thorin ist mein Bruder?“ Man war das schräg. „Halbbruder wenn man es genau nimmt. Das macht Euch zu einer Prinzessin.“ „Niemals. Ich will keine Prinzessin sein“, protestierte ich wild entschlossen und stand auf. „Ihr seid nun einmal eine Prinzessin des Erebors.“ „Das will ich aber nicht sein. Ihr wisst doch das Prinzessinnen immer entführt werden in den Geschichten. Besonders gerne von Drachen und dann müssen sie jemanden Heiraten den sie nicht kennen oder lieben und… und...“, äußerte ich immer schriller und stellte mir das alles vor. Darauf bekam ich eine richtige Gänsehaut. „Macht Euch keine Sorgen. Die meisten Geschichten sind oft übertrieben und nachträglich ausgeschmückt. Denkt Positiv. Ihr habt eine Familie, welche für Euch da sein kann in dieser Welt. Was gedenkt Ihr mit diesem Wissen zu tun?“ „Sie sind nicht meine wirkliche Familie. Meine Familie ist in meiner Welt und nicht in dieser“, stellte ich erst einmal klar. „Seid Ihr euch so sicher?“, versuchte Gandalf auf mich einzureden, aber ich wollte sie nicht als Familie sehen. So schüttelte ich meinen Kopf ganz Wild hin und her. „Ich bin mir ganz sicher alter Mann.“ „Seid ihr fertig?“, informierte sich Bilbo und trat zu uns. Ich erbleichte. Ob er etwas gehört hatte? Hoffentlich nicht. „Das Mittagessen ist fertig. Lasst uns zu den anderen gehen“, äußerte Gandalf. Erst jetzt merkte ich wie spät es doch geworden war. Trotz dieser schockierenden Informationen aß ich etwas, wenn auch nicht viel. Bombur hatte gekocht. Seit wir hier beim Bärenmann waren, kochte er nur noch alleine für unsere Gruppe. Wahrscheinlich ließen die anderen mich damit in Ruhe, damit ich mich ausruhen konnte. Ich saß dann wieder draußen und überlegte trotz Gandalf´s Bedenken die Welt zu wechseln. Laut ihm konnte ich ja alles werden. Ein Mensch zu werden wäre unwahrscheinlich, da dieser seinen kompletten Lebenswillen verloren haben musste, sodass er einen unbewusst seinen Körper anbietet. Ich stellte mir einige Szenarien vor. Eine Frau um die 50 Jahre mit Magenkrebs. Eine drogensüchtige junge Frau, welche gerade ihr Kind verloren hatte. Ein Typ, der in eine Geiselnahme geraten war und dessen Ehefrau gerade ermordet wurde oder eine Person, die durch die Börse oder durch Wetten alles Geld verloren hatte und von allem Freunden verlassen wurde. Es war deprimierend. „Hannah?“ Ich sah auf. „Was ist Bilbo?“ Dieser wirkte Neugierig. „Fíli fragte mich neulich ob ich deinen geheimen Namen kenne.“ Ich muss wohl richtig verdutzt drein gesehen haben da er noch hinzufügte. „Er erzählte mir das ihr Zwerge alle einen zweiten Namen besitzt. Einen geheimen Namen.“ Ich errötete und dachte an meinen zweiten Namen. An sich konnte man schon sagen, dass er ein geheimer Name ist. Okay nicht so geheim wie bei den Elben. Die sollen sogar drei Namen besitzen. Einen offiziellen und zwei geheime. Der erste Name war der offizielle. Den bekamen sie von ihren Vätern bei der Geburt. Den Zweiten erhielten sie von ihren Müttern. Dieser beschrieb, wie man war und den dritten Namen erhielten sie von ihrer wahren Liebe. Wie es bei den Zwergen war hatte ich keine Ahnung. „Und hast du so einen?“ Ich nickte Zaghaft. „Das kann man so sagen.“ Ich zögerte etwas. „Wenn du willst verrate ich ihn dir aber du musst mir schwören ihn nicht weiter zu erzählen.“ Dieser nickte eifrig. Schwerfällig stand ich auf und flüsterte ihm meinen Zweiten Namen ins Ohr. „Liebesgeflüster?“, ärgerten Kíli und Fíli uns. „Ganz sicher nicht“, knurrte ich sie an. Mir war ihre Anwesenheit gerade nicht recht. Ich wollte doch eigentlich alleine sein. „Ja, Hannah hat mir nur ihren geheimen Namen verraten.“ Beide sahen sich und dann uns an. „Verrätst du ihn auch uns?“ „Ganz sicher nicht“, entgegnete ich leicht eingeschnappt. „Warum darf er ihn kennen?“ „Na, weil er mein bester Freund ist“, antwortete ich ihnen bestimmt und verschränkte meine Arme. „Lasst mich mit Bilbo alleine.“ „Hey nicht so kratzbürstig.“ Sie setzten sich ungefragt zu uns. „Sag mal. Wie sind eure Eltern?“, fragte ich um von mir abzulenken. Die beiden Zwerge schienen von meiner Frage verblüfft. „Unsere Mutter ist ganz toll, aber unseren Vater kennen wir nicht. Dieser starb als wir noch ganz klein waren, aber er soll sehr mutig und gutmütig gewesen sein“, berichtete mir Kíli. „Was ist mit deinen Eltern?“, wollte Fíli von mir wissen. „Ich habe eine ganz tolle Mutter mit der ich mich sehr gut verstehe. Mit meinen Vater verstehe ich mich überhaupt nicht. Ja als ich klein war hatten wir viel Spaß und ich habe mit meinen Geschwistern viel mit ihm unternommen.“ Ein trauriges lächeln war auf meinen Lippen. „Aber dann nicht mehr. Er machte mir in letzter Zeit nur noch Vorwürfe. Ich sei keine gute Tochter und ich solle mehr Verantwortung übernehmen und mich mehr um meine Familie kümmern und wenn ich versuche dem nachzukommen, hat er hinterher immer geschimpft. Ich würde alles falsch machen. Ich kann ihn einfach nicht ausstehen und vielleicht… und vielleicht ist es gut das ich ihn nie wieder sehen muss“, waren meine bitteren Worte. „Zumindest hast du deinen Vater noch“, meinte Kíli. Ich konnte ihn einfach nur anstarren. Hatte ich das wirklich? Ich stand auf. „Ich bin müde und leg mich hin“, behauptete ich. „Es ist doch gerade mal Mittag und Dwalin will noch etwas mit dir heute Nachmittag üben.“ „Na und?“, keifte ich Kíli an und entfernte mich und das gerade rechtzeitig da mich die Trauer übermannte. Ich sackte in mich zusammen und weinte hemmungslos vor mich hin. Nie wieder würde ich meine Eltern sehen. Nie wieder einen meiner Geschwistern, Tanten, Onkels, Vettern oder sonst jemanden aus meiner Familie. Ich hörte leise Schritte. Es war Bilbo. „Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sich dieser sehr zaghaft. „Oh Bilbo“, schluchzte ich und Umarmte ihn. „Was ist nur los?“ „Halt mich einfach nur fest. Bitte“, flehte ich ihn an. Nur ganz langsam beruhigte ich mich. „Was ist nur los?“ „Ich werde sie nie wieder sehen. Nie wieder.“ Das letztere wiederholte ich wie ein Mantra. „Wen siehst du nicht wieder?“ „Mein… meine Familie. Sie ist weg. Ich bin ganz alleine auf dieser Welt“, flüsterte ich und starrte ins Leere. „Du hast ja noch mich“, meinte er aufmunternd. „Wenn… wenn alles vorbei ist. Darf… darf ich dann wieder bei dir Leben?“ Alles in mir war angespannt. „Warum nicht. Du bist bei mir immer willkommen. Das weißt du doch Hann.“ Bei diesen Worten musste ich ihn wieder fest drücken. Ich schluchzte, aber diesmal aus Freude. Solange er bei mir wäre, bräuchte ich mir keine Sorgen machen. Er war doch der Held. Einer der Guten auf der Lichtseite und mein bester Freund. Langsam wurde es Abend. „Na komm zu den anderen und esse mit ihnen zu Abend.“ „Ich will nicht, dass sie mich so sehen“, wehrte ich mich dagegen. Ich musste ja ganz verheult aussehen. Der Hobbit seufzte tief. „Dann bringe ich dir etwas mit.“ Es dauerte eine Weile und ich bekam von Bilbo eine heiße Suppe. „Die Anderen machen sich langsam Sorgen um dich.“ „Wirklich?“ „Ich lüge doch nicht. Du kennst mich doch.“ Ich lächelte sanft. „Ja das tue ich“, bestätigte ich seine Worte. Er saß noch eine ganze Weile bei mir. Während wir aßen redeten wir über Hobbingen und die schöne Zeit, welche wir dort bisher gemeinsam verbracht hatten. Langsam fühlte ich mich bereit wieder zu den anderen zu gehen. Ich hörte wie sie ein Lied sangen und einige mit Instrumenten spielten. Sie spielten sehr schön. Ich setzte mich schweigend hin und beobachtete Thorin. Er war also mein „Halbbruder“. Mein echter Bruder sah ihm zwar etwas ähnlich aber sonst waren sie ganz verschieden. Eine Liebesbeziehung mit ihm oder einen seiner Neffen konnte ich nun abschreiben. Natürlich könnte ich es auch geheim halten mit ihm verwandt zu sein, aber würde das auf Dauer funktionieren? Garantiert nicht. „Du Bilbo. Wir müssen etwas besprechen“, begann ich ernst. „Was meinst du?“ „Naja es geht dabei um meine Zukunft. Unserer Zukunft.“ Er wirkte leicht nervös. „Und?“ „Wenn wir wieder in Beutelsend sind, werde ich nur noch vier Mahlzeiten pro Tag zubereiten. Ich habe echt keine Lust den ganzen Tag in der Küche herum zu stehen. Ich dachte daran nur noch das zweite Frühstück sowie Mittagessen zu kochen. Auch würde ich nur noch das Kaffeetrinken sowie das Abendbrot zubereiten. Natürlich würde ich dadurch um einiges weniger verdienen aber durch dieses Abenteuer werde ich so viel Geld haben, dass ich es mir leisten kann“, erläuterte ich meine Pläne. „Wolltest du nicht wieder zu deiner Familie zurück“, wunderte sich Thorin, welcher dazu gestoßen war. Ich erstarrte. „Es kamen unvorhersehbare Dinge dazwischen. Ich werde bei Bilbo bleiben. Außer ihn habe ich doch niemanden mehr.“ Meine Stimme wurde immer stockender bis sie ganz abbrach. „Außerdem kann ich mir ein Leben bei den Zwergen nicht vorstellen. Wie soll das schon aussehen? Mein ganzes Leben verbrachte ich doch bisher bei den Menschen.“ „Und dann willst du bei den Hobbits leben?“, hakte er nach. „Auch wenn sie am Anfang sehr verschlossen auf mich wirkten sind sie sehr freundlich. Zudem ist Bilbo dort. Außerdem ist es da so Friedlich und Idyllisch und eines Tages werde ich sicher dort eine neue Familie gründen. Mit der Zeit werde ich dann meine alte Heimat vergessen.“ Meine Hände zitterten wieder. Ich ballte sie zu Fäusten und stand auf. „Sowie meine alte Familie wie auch alles andere“, sagte ich, ehe ich fluchtartig den Raum verließ. Dort schnappt ich nach Luft. Wann würde dieser Schmerz in meinem Herzen nachlassen? Wann würde dieses Heimweh vergehen? Ich merkte wie die Tränen wieder meine Wangen herunter rannen. Ärgerlich wischte ich sie weg und nahm mein Schwert zur Hand. Ich machte ein paar Schwertübungen um mich abzulenken. Es half mir etwas diese Unruhe in mir zu bekämpfen, welche mich erfasst hatte. Wir verbrachten noch zwei Tage beim Bärenmann. Ich nahm mein Training wieder auf. Ich versuchte in dieser Gemeinschaft meine Familie zu sehen, was mir nicht recht gelang. Sie waren Freunde, gute Reisegefährten aber niemals könnten sie meine Familie ersetzen. Niemals! Zudem sollte es doch wie in der Geschichte gehen, würde ich sie bald verlieren. Dann würde ich wieder eine Familie verlieren. Einen Schmerz, den ich mir nicht antun wollte. So verschloss ich diese Gedanken ganz tief in mir. Ich wollte alles geben, sodass ich zumindest kein schlechtes Gewissen haben musste, sollte ich versagen Thorin sowie seine Neffen nicht retten zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)