Warum ich es hasse ein Zwerg zu sein von REB ================================================================================ Kapitel 3: Eine Begegnung ------------------------- 3. Eine Begegnung Leise hörte ich einen Gesang, welcher immer lauter wurde. Ich zog meine Hose wieder hoch. Vorsichtig, mit dem Rucksack auf dem Rücken, schlich ich mich auf den Weg und entdeckte eine Gruppe von Menschen in der Ferne, welche mir entgegen kamen. Sie trugen weite Gewänder. Sie waren meist in Weiß und einige eher gräulich gekleidet. Ein paar von denen saßen sogar auf Pferden. Warum waren diese Menschen nur so hochgewachsen? Sie kamen noch näher und jetzt konnte ich sie gut erkennen. Ich staunte nicht schlecht. Es waren keine Menschen sondern Elben. „Man, der Traum ist echt genial!“, dachte ich und lief ihnen entgegen. Einige blickten mich kurz überrascht an, gingen aber weiter. Je näher ich kam, desto mehr wurde mir der Größenunterschied bewusst. Nachdem ich mich gesammelt hatte, sprach ich einen von ihnen an. „Guten Tag, darf ich fragen, wo ihr hin geht?“ Die Elbin hielt inne und blickte neugierig zu mir herab. „Wir reisen nach Aman, kleiner Zwerg“, antwortete sie mir freundlich. „Darf ich euch ein Stück begleiten?“, erkundigte ich mich. „Macht, was euch beliebt“, erwiderte sie und schritt weiter. Es war ein seltsamer, doch schöner Traum. Mir wurden langsam die Worte dieser Elbin so richtig bewusst. Sie hatte mich kleiner Zwerg genannt. Eine ungewohnte Beleidigung. Im Vergleich zu gleichaltrigen Mitmenschen war ich immer recht groß gewesen. Wegen der Körpergröße hatte ich deshalb nie Komplexe gehabt. Aber nun sah es anders aus. Als die Gruppe fast schon an mir vorbei gelaufen war, reagierte ich wieder und folgte ihnen nach. Mir war längst klar, das dieser Traum in Mittelerde abspielen musste, da ich kaum Geschichten mit Elben und Zwergen kannte. Nur die Zeit war mir nicht bekannt. Wo in der Geschichte war ich gelandet? Gab es in Herr der Ringe sowas wie Jahreszahlen woran ich mich orientieren könnte? Ja, in der Geschichte von „Harry Potter“ kannte ich mich aus, aber doch nicht in der Story von „Herr der Ringe“. Es gab so vieles, was ich nicht wusste. Wie es aussah war ich in ein Abenteuer gelandet. Nicht, wie in einem Buch am Anfang, sondern mitten in das Geschehen. In den meisten Träumen von mir hatte ich eine ungefähre Ahnung, was geschehen würde. Doch diesmal war das nicht der Fall. Ich wusste nicht wohin mit mir. Das Einzige, was mir klar wurde war die Erkenntnis, dass ich nicht alleine sein wollte. Langsam plagte mich der Hunger. Die Elben schienen nun eine Rast einzulegen. Er war nicht mehr Nachmittag, sondern später Abend. Sie lagerten abseits vom Weg und entfachten ein Feuer. Zuerst traute ich mich nicht, doch dann ging ich bis ans Feuer und setzte mich davor. Aufregung breitete sich bei mir aus. Jetzt hatte ich die nötige Ruhe und konnte meinen Fund aus der Höhle in Augenschein nehmen. Es war keine Schatztruhe aber sein Inhalt würde für mich genauso aufregend sein heraus zu finden was sich darinnen verbarg. Ich durchwühlte meine Tasche nun endgültig. Es befand sich ein altes Brot, ein Buch, eine kleine Puppe, Binden sowie eine Decke darinnen. Die Decke wickelte ich um mich herum. Ich aß das Brot, nachdem ich vorsichtig daran gerochen hatte ob es noch gut war. „Was macht ihr so allein?“, fragte mich eine braunhaarige Elbin mit grünen Augen. Ich blickte zu ihr auf. Sie schien traurig zu sein. „Ich habe mich verlaufen“, antwortete ich ihr ehrlich. „Und warum seid ihr allein Unterwegs? Ist es denn nicht Gefährlich?“ Ich hielt inne und dachte darüber nach. Sollte ich ihr die Wahrheit sagen? Ich dachte an die Unheimlichen Stimmen aus der Höhle. „Bis Gestern war ich nicht alleine unterwegs aber dann...“ Ich stockte und fasste meinen Mut zusammen. „Aber dann wurden alle meine Kameraden auf gefuttert. Ich bin der einzige Überlebende davon.“ Sie blickte mich betroffen an. „Mein Beileid“, bekundete sie. Auch die Elbin nahm nun etwas zu sich. „Woher kommt ihr?“, erkundigte ich mich bei ihr. Sie zögerte etwas mit einer Antwort. „Ich komme aus Lothlórien.“ Szenen aus dem Film kamen in mir in das Gedächtnis. Davon habe ich gehört. „Stimmt es, dass die Bäume wirklich so groß sind das man die Spitzen derselben nicht erkennen kann und das der Wald so groß ist das man wochenlang wandern muss um ihn zu durchqueren?“, bombardierte ich sie mit meinen Fragen. „Das kann man so sagen, aber ich kann nicht mehr zurück“, flüsterte sie bekümmert. „Kommen auch die anderen aus Lothlórien?“ „Nein nur ich komme von dort. Ich habe mich erst vor kurzen ihnen hier angeschlossen, um in die Unendlichen Lande zu reisen“, informierte sie mich. „Ihr solltet schlafen. Wir reisen früh weiter. Ihr wollt uns sicher noch ein Stück begleiten, oder?“, wechselte sie das Thema. „Das hatte ich wirklich vor“, stimmte ich ihr zu. Ich betrachte die Elbin näher. Sie trug so wie einige von denen ein graues Gewandt. Sie hatte langes braunes Haar, welches sie offen trug. Im Vergleich zu den anderen sah sie noch sehr jung aus, aber offensichtlich wollte sie weg. Weg von diesem Land. Nachdem die Nacht vorbei war, kamen wir an eine Weggabelung. Der eine Weg führte nach Bree und der andere wohl zu den Anfurten, wo die Elben Boote anlagen um nach Aman zu reisen. Die Elben reisten weiter. Ich folgte ihnen nicht mehr, da ich nicht vorhatte Mittelerde zu verlassen. Jetzt war ich wieder alleine auf mich gestellt. Die Reise nach Bree ging noch einige Stunden. „Mal sehen wie der „Tänzelnde Pony“ ist“, murmelte ich Gedanken verloren und betrat diese Kneipe. Es war laut und stickig vom Rauch. Ich bestellte mir erst einmal eine Suppe und dann ein Wasser. Im Schankraum waren auch andere Reisende unterwegs. Menschen, Zwerge und Hobbits. Ich bezahlte mit dem gefundenen Geld und fühlte mich gesättigt. Danach trat ich zu einem Mann, der von einer Frau auch Butterblume genannt wurde. Ich bestellte mir ein Zimmer, in dem ich mich hinlegte und einfach schlief. Das Bett war sogar in Zwergengröße, sodass ich nicht klettern brauchte, wie befürchtet. Als ich erwachte, wurde mir gewahr das es nicht mehr Abend war, sondern ein neuer Tag angebrochen war. Mein dritter Tag in dieser Welt. Ob meine Familie mich schon vermisste? Ich wusch mich in einem Badezuber und untersuchte meines Körpers. Er war wie gesagt klein und ich bemerkte kleine Narben auf meiner Haut. Nicht nur in meinen Gesicht war ein wilder Haarwuchs, sondern auch unter meinen Achseln, wie auch zwischen meinen Beinen. Ich betrachtete meinen Körper, so gut es ging. Wenn ich schätzen müsste, würde ich 1,20 m sagen. Diese Größe war beschämend. Warum konnte ich nicht als wunderschöne Elbin in dieser Welt erscheinen? Wie diese welche ich am Vortag begegnet war. Als mir gelungen war den Schmutz an meinem Körper zu entfernen war ich rundum glücklich. Mit meiner stinkenden Kleidung war ich nicht zufrieden. Widerwillig zog ich diese an da es keine andere Wahl gab. In meinem Zimmer öffnete ich das Buch, welches ich in der Höhle gefunden hatte und entdeckte seltsame Schriftzeichen, die ich nicht lesen konnte. Es musste wohl die Sprache und Schrift der Zwergen sein. Ich entdeckte ein Bild auf dem vier Rothaarige sowie ein Schwarzhaariger zu sehen waren. Unter ihnen standen einige Worte. Wahrscheinlich deren Namen. Sicher war ich mir nicht. Natürlich hätte ich das unnütze Buch liegen lassen können, aber irgendwie konnte ich mich nicht davon trennen, sodass ich es wieder in meine Tasche packte. Im Dorf kaufte ich mir eine Hose, wie auch ein Hemd in meiner Größe. Ein Kleid traute ich mich noch nicht zu kaufen, wegen des Bartes, der total verfilzt war. Ich kaufte mir deshalb noch einen Kamm. Ich verließ die Stadt und folgte der Straße. Dort entdeckte ich eine allzu bekannte Elbin am Rande des Weges. Sie war an einen Baum gelehnt und schien fasziniert ein Messer zu betrachten. Als ich bei ihr ankam grüßte sie mich und wirkte irgendwie seltsam abwesend. „Warum seid Ihr noch da? Wolltet Ihr nicht in dieses Paradies. Ich meine nach Aman?“ Sie schien mit sich zu hadern und mied meinem Blick. „Stimmt etwas nicht?“, fragte ich besorgt. Irgendetwas war Faul an dieser Sache. „Sagen Sie. Finden Sie das ich eine gute Elbin bin?“, wollte sie von mir Wissen und schien mich mit ihren Blick zu durchbohren. „Ich finde, dass du eine nette Person bist.“ Ein warmes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Und eine wunderschöne Elbin noch dazu, obwohl, um ehrlich zu sein, bin ich noch nicht vielen Elben begegnet. Es ändert nichts daran, dass Ihr es seid“, versicherte ich ihr. Sie fuhr sich mit der Hand durch ihr unordentliches Haar. Was war nur geschehen? Auch wenn ich sie nicht kannte machte ich mir Sorgen um sie. „Obwohl. Darf ich Eure Haare kämmen. Dann seht Ihr bestimmt viel besser aus.“ Sie musterte mich neugierig. „Warum seid Ihr so freundlich zu mir.“ „Ihr seid doch auch freundlich zu mir. Es gibt keinen Grund garstig zu Euch zu sein“, erklärte ich ihr bestimmt. Sie willigte ein und ich kämmte ihr Haar, dabei war ich besonders achtsam damit ich ihr nicht wehtat. Ich wusste, wie es ist, wenn man nicht aufpasste. Ich erinnerte mich noch an damals, als meine Mutter mir die Haare gekämmt hatte und ich mich andauernd beklagt hatte, das es so weh tat. „Geht das so?“, fragte ich sie vorsichtig. „Es geht“, antwortete sie. Plötzlich fing sie an zu weinen. „Was ist los?“, wollte ich besorgt wissen. Sie umarmte mich und schien nicht antworten zu können. Unbeholfen hielt ich sie fest. „Erzähl mir was dich bedrückt.“ Sie sah mich mit verweinten Augen an und begann stockend zu erzählen. Sie erzählte mir, dass sie früher einst mit ihren Eltern und ihrer Schwester in Lothlórien gelebt hatte, ehe ihre Eltern nach Aman weg gezogen waren. Wie sie begonnen hatte, die Freunde ihrer Schwester weg zu schnappen und zu töten. Ich bekam eine Gänsehaut. Sie erzählte mir noch, dass sie zum Tode verurteilt wurde und es gerade noch geschafft hatte zu flüchten. Dies verdankte sie dem Geschick eines Elben, den sie aber nur für ihre Flucht missbrauchte und dann mit Intrigen hinterging. „Ich bereue es. Ich war sowas von selbstsüchtig gewesen und nun… Ich weiß nicht was ich machen soll. Nach Aman kann ich nicht reisen. Ich verdiene es nicht. Das Einzige, was ich verdiene, ist der Tod.“ Sie drückte mich von sich und wollte sich umbringen, doch ich hielt sie auf, indem ich ihr eine Ohrfeige verpasste. „Das ist schäbig von dir. Du willst dich nur aus deiner Verantwortung drücken“, warf ich ihr vor. Sie sah mich fragend an. „Wenn es dir wirklich so leid tut, dann mach etwas und arbeite diese Schuld ab.“ „Aber in meiner Heimat würden sie das niemals zulassen. Ich bin des Todes.“ Ich runzelte meine Stirn. „Dann lebe in Bruchtal. Es ist doch ein Ort für Flüchtlinge und dort helfe da anderen Flüchtlingen, welche keine Heimat mehr haben. Wenn du da nicht hin willst, dann gehe in diesen „Verfluchten Düsterwald“. Soweit ich gehört habe, haben sie eine Spinnenplage und freuen sich sicherlich über jeden Elben, welcher dort helfen möchte“, schlug ich ihr hart vor. Sie schien darüber nachzudenken. Das Messer, welches sie verloren hatte hob ich vom Boden auf und drückte es ihr wieder in ihre Hand. „Nehmt dieses Messer und beschütze das Leben. Auch wenn das Leben schwer ist, lohnt es sich zu leben. So wie es das Schlechte gibt, gibt es auch das Gute auch wenn es ganz verborgen ist, sodass man es nicht auf den ersten Blick erkennt.“ „Danke“, flüsterte sie und steckte das Messer weg. „Was habt Ihr vor?“ Sie schwieg erst einmal, sodass ich schon fast glaubte sie würde nicht mehr antworten. „Ich werde zum Düsterwald reisen. Auch wenn es ein gefährlicher Weg ist, soll es nicht heißen das ich es nicht versucht habe, meine Schuld abzuarbeiten“, beschloss sie. Das Zittern fiel von ihr ab. „Wie heißt Ihr?“, fragte ich die Elbin. „Ich heiße Nenya, Tochter von Arya. Das bedeutet in meiner Sprache - Kleines Mädchen“, offenbarte sie mir bereitwillig. „Ich heiße Hann...“ Bevor ich meinen Satz beenden konnte musste ich Niesen. „Gesundheit“, wünschte sie mir. „...Grünwald. Also mein Name bedeutet ein Geschenk der Valar.“ Ich trennte mich von ihr. Die junge Frau reiste zum Düsterwald. Den Weg würde sie aber alleine beschreiten müssen, da ich nicht vorhatte, ihr zu folgen. Mir war der Düsterwald einfach zu gruselig. Eines war ich mir sicher. Sie würde schon ihren Weg finden, wie ich den meinigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)