A Fork Stuck In The Road von Puppenspieler (Aliens, Armdrücken & andere Absurditäten) ================================================================================ Kapitel 4: Symphonies In A World Without Sound ---------------------------------------------- „Eigentlich hat es mir ja ganz gut gefallen da draußen in der Pampa“, kommentierte Shido, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und den Kopf schief gelegt, während er die Autos betrachtete, die vor seiner Nase vorbeifuhren. Neben ihm lachte Sawauchi barsch auf, „Abgesehen vom Essen zumindest.“ Eigentlich, dachte Takahiro sich, während er zusah, wie die Fußgängerampel umsprang und die Menschen sich in Bewegung setzten, um über die Straße zu strömen, gefällt es mir hier besser. Trotz Landeileben war Takahiro immer jemand gewesen, der sich eher von der Stadt angezogen fühlte. Natürlich hatte Käfersammeln im Sommer seinen Reiz, genauso wie Baden im nächsten Bach oder Versteckspielen zwischen den Feldern. Oder all die anderen tollen Dinge, die Landeier eben so machen konnten, aber im Endeffekt hatte er, einmal alt genug gewesen, um alleine unterwegs sein zu dürfen, lieber den Bus oder die Bahn in die nächste größere Stadt genommen und hatte seine Freizeit dort verbracht. „Mir ist es hier lieber“, unterbrach Oikawa naserümpfend seine Gedanken, „Hier gibt es ordentliche Betten.“ Takahiro grinste. Er erinnerte sich an ein Märchen, das er als Kind gelesen hatte, von einer Prinzessin, die auf viel zu vielen Matratzen schlief. „Prinzessin auf der Erbse“, murmelte Matsukawa ihm ins Ohr und Takahiro schnaubte heiter.   Schade, dass sie nie in Verlegenheit gekommen waren, ein peinliches Theaterstück aufzuführen. Das würde doch wunderbar zu Oikawa passen. Wobei jedes peinliche Märchen zu Oikawa passen würde.   „Makkiiiiiii, was machen wir eigentlich?“ – „Stadtbummel. Und heut Abend Karaoke.“ So richtig, richtig angetan schien kaum jemand zu sein, aber Oikawa strahlte wie eine frisch gekaufte Glühbirne und verkündete lautstark, er könne es kaum erwarten, bis endlich Abend war. Takahiro war sich jetzt schon nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee gewesen war. Mit Sicherheit konnte Oikawa singen. Und mit Sicherheit war sein Ego absolut unerträglich dabei. Dann erinnerte er sich wieder daran, dass Oikawa vermutlich der einzige war, der hier großartig singen konnte, und dass Iwaizumi sich wahrscheinlich genauso gut anstellen würde wie beim Autorennen, und er konnte es selbst kaum noch erwarten, bis der Abend kam.     Als er sich im Vorfeld mit Matsukawa darüber unterhalten hatte, was sie tun wollten, hatten sie natürlich spekuliert, wie es laufen würde. Eigentlich hatten sie mit mehr Protest der Spielhalle gegenüber gerechnet. Und natürlich hatten sie auch überlegt, wie sich ein Shoppingtrip mit dieser Truppe realisieren ließe. Ihnen war einiges in den Sinn gekommen, das passieren und nicht passieren konnte, angefangen dabei, dass Oikawa mit Sicherheit schon im ersten Klamottenladen von einer Mädchentraube umringt sein würde. Was das anging behielten sie Recht. Sie kamen nicht einmal bis in die Herrenabteilung eines trendigen Modekaufhauses, das Oikawa unbedingt von Innen sehen wollte, da standen schon die Mädchen um ihn herum und redeten aufgeregt auf ihn ein, während er sein typisches Oikawa-Schmierlächeln lächelte und in seiner anstrengenden Singsangstimme mit ihnen säuselte. In ihrer Spekulation war es darauf hinausgelaufen, dass Iwaizumi den Tag rettete, indem er die Mädchen vertrieb, und dafür irgendein armer Idiot Iwaizumi davon abhalten musste, Oikawa der Länge nach in zwei Teile zu reißen. Was das anging, behielten sie auch Recht – auch wenn Iwaizumi nicht aussah, als würde er Oikawa in zwei Teile reißen wollen, festgehalten wurde er vorsorglich trotzdem von Shido und Yuda.   Das erste Mal, dass sie an diesem Tag mit ihren Spekulationen falsch lagen, war bei der Erkenntnis, dass Yuda ein überraschendes Modegespür hatte – das sie übrigens eigentlich eher bei Sawauchi gesucht hätten, der sich aber lieber mit Holzfällerhemden und groben Jeans herumschlug. „Iwa-Chan würde der Holzfällerlook sicher auch stehen.“ Das Schlimme daran war, dass Oikawa ernsthaft so aussah, als würde er das glauben. Er rieb sich nachdenklich über das Kinn und maß Iwaizumi mit einem Blick von oben bis unten. „Also. Noch besser wäre es natürlich, wenn Iwa-Chan sich einen stattlichen Bart dazu wachsen ließe, aber Iwa-Chan kriegt ja nicht einmal ordentliche Stoppeln zustan–“ – „Shittykawa, halt die Klappe!“ Und schon ging es wieder los.   Es dauerte keine halbe Stunde, bis ein Mitarbeiter des Ladens sie freundlich darum bat, doch bitte zu gehen, wo sie doch scheinbar nur gekommen waren, um Radau zu machen.   Takahiro fand es lustig. Shido meckerte, was er geflissentlich ignorierte, Oikawa jammerte, denn „das ist alles Iwa-Chans Schuld!“, Iwaizumi zeterte. Matsukawa grinste, Sawauchi schüttelte den Kopf und Yuda sah trotz allem Ärger ausgesprochen zufrieden aus und schlug völlig unbekümmert vor, sie könnten sich doch den nächsten Laden ansehen und eben ein bisschen besser aufpassen.     Takahiro hatte ganz verdrängt, was für ein Chaos es war, nicht alleine – oder in sehr kleiner Gruppe – shoppen zu gehen. Er war es gewöhnt, mit Matsukawa durch die Straßen zu streifen, und der war zufrieden, wenn sie nach einigen Läden eine Spielhalle ansteuerten und eine Pause machten. Wenn man ihm noch ein bisschen ungesundes Fastfood entgegenwarf, dann war Matsukawa absolut glücklich und Takahiro konnte ihn problemlos durch dreißig verschiedene Läden schleifen, ohne auch nur ein einziges Murren zu hören. Das war einfach.   Leider stellte sich heraus, dass Matsukawa so ziemlich der einzige in der Gruppe war, der ernsthaft einfach war.   Es fing an mit Oikawa. Schuhe. Klamotten. Accessoires. Sobald er einen Laden sah, der wahlweise nach furchtbar trendy und modisch aussah, oder nach gehobener Preisklasse, musste er unbedingt hinein. Nach dem ersten Dämpfer, den sie bekommen hatten, flogen sie immerhin nicht mehr aus den Läden raus. (Auch wenn Takahiro es sich wünschte, wenn Oikawa das dreißigste Kleidungsstück in Iwaizumis Arme drückte mit dem Kommentar „Probier das noch an, Iwa-Chan!“, dann war es einfach genug. Zumal Iwaizumi einfach nichts von dem Zeug haben wollte und Oikawa am Ende dann jedes Mal nur klagte, dass es ja kein Wunder sei, dass „Iwa-Chan nie eine Freundin bekommt, wenn du rumläufst wie der letzte Langweiler.“) Takahiro musste ihm ja lassen, dass er tatsächlich ein Händchen für Mode hatte, und dass es Spaß machte, vor allem die modischen Katastrophen mal in etwas vorteilhafteren Outfits zu bewundern, aber trotzdem war es anstrengend. Oikawa kannte einfach keine Grenzen. Er war genauso unermüdlich hier wie beim Volleyballtraining. (Hinzu kamen natürlich noch all die Mädchen, die ständig im Weg standen wegen Oikawa. Dank Iwaizumis beherztem und griesgrämigem Eingreifen waren die aber schnell wieder beiseite geschafft.)   Iwaizumi war genau das Gegenteil von Oikawas Shoppingverhalten – aber darin mindestens genauso anstrengend. Er schien eine absolute Abneigung gegen Shopping zu haben, und bei jeder sich bietenden Gelegenheit brummte und meckerte er. Es dauerte nicht lange, bis Yuda anfing, alle Nase lang zu kommentieren, dass die Falte zwischen seinen Augenbrauen wieder einmal da war. Das einzige, das Takahiro an Iwaizumis Verhalten als wirklich positiv verbuchte war die Tatsache, dass sie ohne ihn noch wesentlich länger durch Oikawas Läden geschlurft wären.   Sawauchi hatte es mit Buchläden. Wann immer sie an einem vorbeikamen, musste er unbedingt hinein. Es waren immer die gleichen Ecken – Historienromane, Geschichtsbücher, Fremdsprachen, und die Do-it-yourself-Abteilung. Es wäre kein Problem gewesen, wäre er schnell dabei. Aber er war nicht schnell. Er stand gefühlte Ewigkeiten vor einem Regal, ignorierte jedes Jammern von Oikawa und jedes Meckern von anderer Seite aus, und obwohl sich Takahiro sicher war, dass die Auswahl eigentlich in allen Buchläden gleich war, an denen sie vorbeikamen, schaffte Sawauchi es immer wieder, neue Bücher zu finden, die er unbedingt durchblättern musste.   Bei Shido war es Musik. Seien das Geschäfte, die Instrumente verkauften, oder simple Plattenläden, aber er musste sich das unbedingt näher ansehen – und er war nicht nur unglaublich ausdauernd darin, durch CDs zu blättern, von deren Interpreten Takahiro noch nie gehört hatte, er war auch genauso wortreich darin. Er redete und redete und redete, bis ihm auffiel, wie viel er redete – dann wurde er rot und hielt den Mund, ungefähr so lange, bis seine Gesichtsfarbe sich wieder eingependelt hatte, und dann ging der Spaß wieder von vorne los. Das einzig Gute an der ganzen Sache war, dass sie an so wenigen Läden vorbeikamen, die Shido interessierten, dass es verschmerzbar war, wenn sie sich eine halbe Stunde am Stück seine Vorträge über Indiebands und alte Klassiker anhören mussten.   Der Schlimmste, mit Abstand, war Yuda. Zuerst war Takahiro noch absolut sicher gewesen, dass er der Harmloseste neben Matsukawa war, denn er war der einzige, der nicht plötzlich vermeldete, dringend in irgendeinen Laden zu wollen. Das hielt ungefähr so lange, bis sie an einem Laden für Sportlerbedarf vorbeikamen und ihm mit einem Mal einfiel, dass Kindaichi sich doch letztens beschwert hatte, dass seine Knieschoner langsam ziemlich alt wurden. Es endete darin, dass er sich völlig irrsinnig in den Kopf setzte, er musste Abschiedsgeschenke für ihre jüngeren Teammitglieder besorgen, und plötzlich schleifte Yuda sie durch die verschiedensten Läden. Takahiro war sich bei mindestens dreiviertel der Geschenke sicher, dass sie danebengegriffen waren, aber andererseits war Yuda gar nicht schlecht darin, das Team zu kennen, also vielleicht…? Auch wenn die Backformen für Watari genauso seltsam gewesen waren wie das Hörbuch für Yahaba, und wie Yuda darauf kam, dass Kyoutani sich über einen Plüschhund freuen würde, wollte Takahiro wirklich nicht mehr wissen. Es war nicht einmal der Zeitaufwand, der schlimm war. Im Gegensatz zu den Anderen, die eigentlich mehr um des Bummelns Willen durch die Läden streiften, wusste Yuda immerhin jedes Mal genau, was er wollte.   Es war die Tatsache, dass es sie jedes Mal daran erinnerte, dass das Schuljahr bald vorbei war.     Sie waren mit Ladenöffnung in die Stadtmitte gekommen, und sie blieben bis Ladenschluss. Abgesehen von ein paar Pausen zwischendurch, um etwas zu futtern – „Schon wieder Süßkram?“, beklagte Oikawa sich jammernd, als sie die dritte Bäckerei des Tages ansteuerten, „Davon kriegt man doch Pickel! Makki! Willst du wirklich verantworten, dass Iwa-Chan noch unattraktiver wird?!“ – „Shittykawa…!!!“ –, verbrachten sie die ganze Zeit in irgendwelchen Geschäften, obwohl sie am Ende des Tages abgesehen von Yuda und seinen Bergen an Abschiedsgeschenken kaum etwas gekauft hatten. Takahiro hatte sich einen neuen Hut gekauft, der ihm ausgesprochen gut gefallen hatte, und den sogar Modepolizei Oikawa guthieß. Schlussendlich war er froh darum, dass sie nicht schwer bepackt waren, als sie am Abend in die Karaokebar stolperten, in der Yuda ihnen schon einen Platz reserviert hatte. Takahiro war beeindruckt, wie ernst er seine Planungsaufgaben eigentlich nahm.   Der Raum, den sie von der Karaokebar bekamen, war gerade so groß, dass sie gut hineinpassten, ohne direkt kuscheln zu müssen. Hätten sie noch zig Tüten bei sich gehabt, wäre Kuscheln vermutlich unausweichlich geworden, und Takahiro war nun weit davon entfernt, ein kuscheliger Typ zu sein. (Matsukawa auch, das wusste er, und Iwaizumi oder Sawauchi sahen nun auch nicht so aus, als wären sie große Schmusetierchen. Yuda würde er es zutrauen. Oikawa auch. Aber nein.) Ein paar Minuten saßen sie einfach auf den Sofas verteilt, die Beine ausgestreckt. Nicht, dass sie nicht anstrengenderes gewöhnt wären, aber Takahiro war nach einem ganzen Tag, den sie durch die Stadt gelaufen waren, erschöpft genug, dass er es als Wohltat empfand, seine Beine einfach mal ausruhen zu können. „Gibt’s hier eigentlich Ohrenstöpsel?“, fragte Matsukawa völlig aus dem Nichts, so unverhofft, dass es sogar Takahiro überraschte. Er warf seinem Freund einen verwirrten Blick zu, der mit einem trägen Grinsen und einem Schulterzucken beantwortet wurde. „Na. Wenn hier irgendjemand allzu schlecht ist…“ Takahiro grinste amüsiert. Das sagt genau der Richtige.   „Ich hoffe, wir brauchen keine Ohrenstöpsel. Allerdings muss ich zugeben, seit der Grundschule hab ich auch nicht mehr gesungen – außer unter der Dusche.“ Shido grinste, und obwohl an seiner Enthüllung nichts wirklich Peinliches war, lief er – oh Wunder! – rot an. „Du wirst rot!“, foppte Yuda lachend (Shido wurde noch dunkler). Er lehnte sich zur Seite, bis er seine Schulter gegen Shidos stoßen konnte, dann grinste er herzlich in die Runde, „Ich kann nicht singen! Wenn ihr also Ohrenstöpsel wollt, wäre mein Einsatz genau der richtige Zeitpunkt dafür!“ „Zu dumm, dass wir hier keine haben, Yudacchi. Du wirst wohl einfach leise singen müssen.“ Yudas Protest, dass das doch gar keinen Spaß machte, war vollkommen richtig. Man musste schon laut sein beim Karaoke.   Dass laut dabei ganz schön relativ war, realisierte Takahiro erst, als Iwaizumi zum Mikrofon griff.   Er war nicht schlecht. Takahiro war richtig beeindruckt davon, dass Iwaizumi sogar ein verblüffendes Talent darin hatte, Töne zu treffen. Aber er war laut. Vielleicht machte er es auch mit Absicht, um Oikawa zu nerven, der sich demonstrativ die Ohren zuhielt und das Gesicht zu einem empörten Schmollen verzogen hatte, die Wangen kugelfischmäßig aufgebläht. Ob Oikawa sich wirklich an der Lautstärke störte allerdings… Takahiro vermutete, es lag viel mehr daran, dass er vorher noch so selbstbewusst verkündet hatte, „Iwa-Chan trifft sowieso keinen einzigen Ton!“ Dass es noch Dinge gab, die Oikawa über Iwaizumi nicht wusste, war selbst für Takahiro überraschend, aber für Oikawa selbst musste das doch schon einer Lebenskrise gleichen.     Es glich einer Lebenskrise. Oikawa schmollte noch gefühlte Stunden, während Yuda mit Bravour unter Beweis stellte, dass er tatsächlich nicht singen konnte, Shido eine erstaunlich hübsche Singstimme preisgab und Sawauchi zeigte, dass man ihn niemals ein Duett mit Iwaizumi singen lassen durfte. Oikawa selbst lehnte mehrfach das Mikrofon ab. Takahiro fand, so konnte es nicht weitergehen. Ein Blick zu Matsukawa zeigte, der war ganz seiner Meinung, und nach einem stummen Meinungsaustausch nickte er dem Schwarzhaarigen zu. Zur Antwort reichte Matsukawa ihm sein Mikrofon, und zusammen mit seinem eigenen lief Takahiro zu Iwaizumi hinüber, der gerade in einer Ecke stand und den ausgedruckten Songkatalog studierte, der dort lag. Takahiro machte sich nicht die Mühe, allzu viel zu erklären, als er Iwaizumi beide Mikrofone in die Hand drückte. „Ihr seid dran.“ Er musste nicht einmal spezifizieren, wer ihr eigentlich war. Iwaizumi runzelte die Stirn, sah auf die Mikrofone hinunter, dann zum schmollenden Oikawa hinüber, dann wieder zu Takahiro. Die Falte war wieder da, und sie war ganz schön steil, als Iwaizumi den Kopf schüttelte. „Aber–“ – „Kein aber. Beweg dich, wir wollen auch nochmal dran.“ Iwaizumi sah alles andere als überzeugt aus, aber mit noch enger zusammengezogenen Augenbrauen nickte er schließlich und trottete zu Oikawa hinüber, der immer noch den Kugelfisch mimte. Er sah albern aus. Er benahm sich albern, und es war eindeutig genug von dem Drama, fand Takahiro.   Das Mikrofon, das Iwaizumi ihm schließlich vors Gesicht hielt, bedachte Oikawa mit einem Blick, der an Abscheu und Feindseligkeit glatt mit dem mithalten konnte, den Kageyama in der Regel abbekam. Dann wandte er den Blick ab und rümpfte die vorgereckte Nase. „Wieso hat Iwa-Chan mir nie erzählt, dass er singen kann?“ – „Was?“ Es war beinahe lustig, wie völlig verdattert Iwaizumi war. Er blinzelte, dann hob er die Augenbrauen, wobei sich seine Falte wieder glättete. „Bist du deshalb so beleidigt?“ – „Du hast doch keine Ahnung, Iwa-Chan.“ Offensichtlich. Matsukawa grinste müde. Er ließ sich aufs Sofa plumpsen, neben Takahiro, und verschränkte abwartend die Arme hinter dem Kopf. „War halt nicht wichtig.“ Stille. Oikawa sah immer noch so beleidigt aus, dass selbst ein wortwörtlicher Klotz es gemerkt hätte. Der Anblick sorgte dafür, dass Iwaizumi resigniert seufzte, bevor er Oikawas Hand packte und das Mikrofon einfach hineindrückte. „Sei doch einfach froh, dass ich deine atemberaubend schöne Stimme in einem Duett nicht mit meinem grausigen Krächzen ruiniere.“ Oikawa sah groß zu ihm auf, die Augen weit und rund und Takahiro hörte neben sich ein heimlich gehustetes Fishykawa, das ihn selbst erstickt lachen ließ. Es schien zu helfen, obwohl Iwaizumis Stimme vor Ironie nur so troff. Aber Oikawa war schon immer gut darin gewesen, die Dinge auszublenden, die ihm nicht in den Kram passten, und Takahiro vermutete, dass das in diesem speziellen Fall auch gar nicht so verkehrt war. „Iwa-Chan…“   Er musste zugeben, zusammen klangen die beiden wirklich hübsch – Iwaizumi hatte es sogar geschafft, seine Stimme auf humane Lautstärke runterzuschrauben.     Sie kehrten zur Herberge zurück, als Shido einschlief und auf seinem Platz zur Seite kippte, bis sein Kopf mit Sawauchis Oberschenkel kollidierte. Weil sie zu müde zum Laufen waren und die letzten Bahnen längst verpasst hatten, teilten sie sich auf zwei Taxis auf. Takahiro war selbst todmüde und wäre am liebsten einfach ins Bett gefallen, als sie zurück waren, doch am Ende stand er noch vor der Tür zu seinem Zimmer, Matsukawa ihm gegenüber. „Und das willst du zukünftig echt jeden Tag haben?“ Takahiro zuckte mit den Schultern. „Hab nie gesagt, dass ich täglich Party machen werde.“ Aber ja. Er mochte es, das Stadtleben, und er freute sich am Ende auch darauf. „Fukuoka, huh?“ – „Hm.“ „Mein Vater hat nen Bruder da“, erzählte Matsukawa weiter, völlig nebensächlich scheinbar. Takahiro blinzelte nicht einmal, „Echt?“ „Er will eh schon seit Jahren, dass ich ihn besuche, statt dass er immer zu uns ins Kuhkaff kommen muss. Ist besser, als in ner kleinen Studentenbude unterzukommen, oder?“ Ein Grinsen zupfte an Takahiros Mundwinkeln. Er schlug Matsukawa gegen den Oberarm.   „Da würdest du eh nicht reinpassen.“   Matsukawa lachte.   „Also, wir sehen uns in den Ferien.“ – „Verlauf dich nur nicht in der großen Stadt, Landei.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)