A Fork Stuck In The Road von Puppenspieler (Aliens, Armdrücken & andere Absurditäten) ================================================================================ Kapitel 1: Make The Best Of This Test ------------------------------------- Bringt Fahrräder mit! ۹(ÒہÓ)۶   Das war die letzte Nachricht gewesen, die von Kaneo gekommen war, zusammen mit ihrem Treffpunkt und einer Uhrzeit (verdammt früh!), um die erste Station ihres verrückten Ausflugs zu erreichen. Es war acht Uhr abends, Motomu saß noch über seinen Hausaufgaben (die er machte, obwohl niemand sie kontrollieren würde), und er starrte eine geschlagene Minute auf sein Handy, ehe er es einfach nur noch ausseufzte und wieder weglegte. Die Hausaufgaben konnte er eigentlich auch schon weglegen, denn eigentlich konnte er schon ins Bett gehen, wenn er am Morgen pünktlich sein wollte. Sein Blick fiel auf den längst gepackten Rucksack, an den ein Schlafsack gebunden war. Kaneo war verrückt. Wahrscheinlich waren sie alle noch viel verrückter dafür, dass sie bei dieser verrückten Kiste mitmachten. Motomu seufzte leise, klappte sein Englischbuch zu und schob es achtlos zusammen mit seinen anderen Schulunterlagen beiseite. Bett. Wenn er sich schon um fünf Uhr mit den anderen treffen wollte, müsste er spätestens um vier aufstehen.   Allein der Gedanke machte ihn schon müde.     Es erstaunte Motomu nicht nur beinahe, dass tatsächlich alle pünktlich ankamen, Fahrräder schiebend und riesige Reiserucksäcke auf den Rücken tragend. Oikawa und Iwaizumi waren die letzten, die ankamen, zusammen, wie immer. Iwaizumi sah genervt aus, während Oikawa jammernd neben ihm herlief. „Iwa-Chan hat mich viel zu früh geweckt!“, klagte er, kaum, dass er angekommen war – „Hab ich nicht, Oikawa. Hätte ich dich länger pennen lassen, wären wir jetzt zu spät.“ Oikawa schüttelte den Kopf und hob belehrend den Finger. „Das ist nicht wahr, Iwa-Chan. Wären wir später aufgewacht, hätte ich mich im Bad beeilt.“ – „Das heißt, ich habe umsonst eine Stunde vor deiner Badezimmertür verbracht?“ – „Oh Iwa-Chan, glaubst du wirklich, ich würde jeden Morgen so lange im Bad stehen? Normalerweise reicht eine halbe Stunde!“ Motomu und Shido packten Iwaizumi vorsorglich, ehe er Oikawa zu Brei schlagen konnte, und ringsum wurden resignierte Blicke getauscht.   „Eine Woche“, kommentierte Hanamaki mit einem Grinsen an Matsukawa, der ebenso grinsend antwortete, „Jap. Eine Woche.“ Auch wenn Motomu nicht so ganz daraus mitnahm, was in den Köpfen der beiden vor sich ging, es schien lustig zu sein, denn sie grinsten nur noch breiter, ehe sie sich voneinander abwandten. Es unterschied sich kaum von einem normalen Schulmorgen, wenn Motomu es recht betrachtete. Der gleiche alte Zank zwischen Iwaizumi und Oikawa, die gleichen alten, geheimen Witzchen, die Hanamaki und Matsukawa teilten. Shido und Kaneo tuschelten über irgendetwas, das Motomu wahrscheinlich nicht einmal interessieren würde. (Schlechte Filme, vermutlich.) Es war friedlich, nach ihren Standards. Motomu hatte Zweifel daran, dass sich das eine ganze Woche halten würde. Er hatte auch Zweifel daran, dass das hier überhaupt eine so gute Idee war. Nicht einmal nur deshalb, weil sie wichtige Vorbereitungszeit auf die Abschlussprüfungen vergeudeten, auch wenn das wohl das wichtigste Argument sein sollte. (War es nicht. Motomu waren seine Freunde wichtiger, auch wenn er das nicht laut sagen würde.) Was ihm mehr Sorge bereitete war die Tatsache, dass Kaneo fast im Alleingang ihre gesamte Reiseroute geplant hatte – was dazu führte, dass Motomu abgesehen von seinem eigenen Tagesprogramm keinerlei Ahnung hatte, was ihn wann wo und wie erwarten würde. Es gefiel ihm nicht. Motomu mochte es, den Überblick zu haben. Andererseits war es Kaneo so wichtig gewesen, dass er es nicht übers Herz gebracht hatte, sich einzumischen.   „Also, Kumpel? Erzähl mal, was geht nun genau ab?“ Hanamaki stellte die Frage, die tatsächlich jeden der anderen dazu brachte, seine Aufmerksamkeit von was auch immer er gerade getan hatte abzuwenden. Kaneos Antwort war ein Grinsen und er zog sein Telefon aus der Tasche. „Wir werden jetzt eine Weile unterwegs sein“, begann er, deutete dann auf sein Smartphone und die darauf aufgerufene Straßenkarte, „Bis wir Marumori erreichen. In der Nähe ist ein Campingplatz, das ist unsere erste Station!“ – „Camping“, echote Oikawa mit großen, weit aufgerissenen Augen, „In einem Zelt?!“ Er sah regelrecht entsetzt aus bei dem Ausblick auf eine Nacht in einer so unbequemen Umgebung. Motomu fragte sich, wieso ihm das Drama nicht schon früher eingefallen war – der Schlafsack, den er hatte einpacken sollen, hätte doch Aufschluss darüber geben sollen. Fand scheinbar auch Iwaizumi, der Oikawa einen leichten Schlag auf den Hinterkopf verpasste. „Das hättest du schon wissen können, Oikawa.“ „So gemein, Iwa-Chan!“ „In einem Zelt“, beeilte Motomu sich, das Drama zu unterbrechen, ehe Oikawa und Iwaizumi die nächste Stunde damit verbrachten, zu streiten, während Oikawa ohne Zweifel über den mangelnden Komfort der bevorstehenden Nacht jammern würde. Er wusste noch nicht, ob er froh sein sollte, dass der Auftakt gleich sein geplantes Camping war, oder unzufrieden, weil er danach einfach gar nichts mehr hatte, woran er sich orientieren konnte. Wahrscheinlich eher letzteres; es gefiel ihm wirklich nicht, planlos zu sein. „Sorry auch, dass es so weit entfernt ist, aber dummerweise haben zu dieser Zeit des Jahres beinahe gar keine Campingplätze geöffnet, und das war der nächste, der in irgendeiner Form unseren Ansprüchen entsprochen hätte.“ – „Was sind eigentlich unsere Ansprüche?“, hakte Matsukawa mit einem trägen Grinsen nach, völlig anspruchslos aussehend dabei. Wahrscheinlich hätte ihm ein Schlafsack mitten im Wald auch gereicht, solange es nicht regnete. Motomu begann ebenfalls zu grinsen, während er den Rucksack auf seinen Schultern bequemer zurechtrückte.   „Survival.“   Oikawas entgleistes Gesicht war herrlich genug, dass sie alle in irgendeiner Form in Gelächter ausbrachen (Kaneo so nett, es hinter einer Hand zu verbergen, und Iwaizumi schnaubte unverhohlen schadenfroh).     Die Fahrt nach Marumori dauerte fünf Stunden. Sie hätten bedeutend schneller sein können, hätten sie nicht so oft halten müssen. Neben den kurzen Pinkelpausen gab es auf halber Strecke eine Pause zum Essen, und irgendwie schaffte Oikawa es, aus einem einfachen Toilettenbesuch ein solches Theater zu machen, dass sie mehr als fünfzehn Minuten auf der Stelle standen. Zweimal suchten sie in irgendeinem Kaff am Wegesrand nach einem Supermarkt, damit sie neue Getränke kaufen konnten, weil irgendein Depp einfach immer zu wenig hatte. Eigentlich hatte Motomu fest erwartet, dass sie mit der Bahn fahren würden, einfach, weil die Strecke doch weiter war. Andererseits hätte er ahnen können, dass Kaneo irgendetwas Verrücktes planen würde, nachdem Motomu ihm die Adresse gegeben hatte, und schlussendlich war er sogar froh darum, dass sie auf ihren Rädern losgezogen waren. Zugegeben, sein Hintern schmerzte nach der langen Fahrt, und er war trotz Essenspause viel zu hungrig, aber vor allem hatte er einiges an überschüssiger Energie abbauen können, von dem ihm gar nicht einmal so ganz bewusst gewesen war, dass sie überhaupt existiert hatte. Und gemessen an über die Fahrt hinweg gebrüllten Unterhaltungen zwischen Kaneo, Oikawa und Iwaizumi, Wettrennen zwischen Hanamaki und Matsukawa und Shidos unruhigem Gezappel in jeder Pause, war er da eindeutig nicht der einzige, der einiges abzubauen gehabt hatte.   „Das war eine furchtbare Idee!“, beklagte Oikawa sich, nachdem sie ihre Fahrräder angekettet hatten und die letzten Meter zum Check-In des Campingplatzes zu Fuß zurücklegten. Er hatte sein Handy mit eingeschalteter Frontkamera in der Hand und betrachtete unglücklich sein nicht mehr ganz so penibel hübsch gestyltes Haar, das vom Fahrtwind doch sichtlich in Mitleidenschaft gezogen war. „Hier sind eh keine Mädchen, die den Boden unter deinen Füßen anbeten könnten, Oikawa“, brummte Iwaizumi schroff, „Aber Iwa-Chan! Ich muss doch deine fehlende Attraktivität ausgleichen…“ – „Ich geb dir gleich fehlende Attraktivität, Trashykawa!“ Hanamaki und Matsukawa tauschten Blicke, dann grinsten sie wie auf Kommando. Hanamaki wedelte schließlich aufmerksamkeitsheischend mit der Hand, nachdem sie noch einige Augenblicke schweigend den neu entbrannten Zank verfolgt hatten. „Heeey! Jungs, wer von euch will wetten, wer von den beiden am Ende der Woche lauter jammert, wie froh er ist, endlich Ruhe zu haben?“ – „Ich setz auf Iwaizumi“, erwiderte Motomu sofort grinsend. Kaneo lachte. „Tooru!“, rief er aus. Hanamaki grinste noch breiter und zückte sein Handy. „Alle Mann, die mitmachen wollen, kommen jetzt bitte zu mir~“, singsangte er in einer faszinierenden Mischung aus schadenfroh und tonlos. Innerhalb von wenigen Sekunden hatte sich die gesamte Truppe minus der beiden Betroffenen um ihn geschart, völlig ignorierend, dass Oikawa nun dazu übergegangen war, darüber zu jammern, dass sie Wetten auf seine Kosten abschlossen:   „Ihr könnt euch doch nicht an meinem Leid bereichern!!! Makki, Mattsun, das ist nicht nett! Yudacchi, Shicchi, Ucchi, macht doch nicht auch noch mit!“     „Eigentlich ist es hier doch gar nicht übel“, kommentierte Shido achselzuckend, als sie nach ihrem Rundgang zurück zu ihren Zelten kamen, „Ich meine, wir haben fließendes Wasser, Duschen und sogar ein Bad, und eine Küche, wenn das Lagerfeuer uns nicht reicht… Was will man denn mehr?“ – „Ein Bett“, kam die prompte Antwort von Oikawa, der sich mit einem theatralischen Ächzen auf den Boden vor seinem und Iwaizumis Zelt plumpsen ließ; weil die Zelte klein waren, teilten sie – Oikawa und Iwaizumi, Hanamaki und Matsukawa, und Motomu würde sich mit Shido und Kaneo in ein Zelt quetschen. Er beweinte im Stillen seinen ruhigen Schlaf, weil Kaneo ein Zappler sondergleichen war. „Sei nicht so ein Weichei“, schalt Shido streng. Oikawa ignorierte ihn vollkommen, während er weiter lamentierte, dass das nicht gut für seinen Rücken war, und für seine Haare sowieso nicht, er brauchte doch sein fluffiges Kissen, damit seine Frisur nicht völlig plattgelegen wurde, und außerdem schnarchte Iwaizumi so entsetzlich laut, dass er bestimmt gar nicht schlafen könnte, und dann – oh Schock! – würde er Augenringe bekommen und „Ist das nicht tragisch?!“ – „Das einzig tragische hier ist deine Stimme, Shittykawa.“   „Achtung, ich ruiniere mal die romantische Stimmung“, kündigte Kaneo lachend an, als er sich zwischen Oikawa und Iwaizumi auf den Boden fallen ließ, „Aber ich hab da mal ne Frage!“ Konnte nichts Gutes heißen, befand Motomu. Er sah zu, wie Kaneo die Knie anzog und die Arme darum schlang, und dann sah Kaneo aus blitzenden Augen übermütig zu ihm auf. „Was genau ist eigentlich der Survival-Part des Trips?“ Für Kaneo-Verhältnisse eine verblüffend sinnvolle Frage. Motomu war beeindruckt. „Nun, normalerweise hätte das wohl Angeln impliziert. Oder jagen. Pilze sammeln.“ Mit jedem Wort mehr rümpfte Oikawa die Nase ein bisschen weiter, bis sein Gesicht völlig zerknittert aussah. Sagen dürfte man ihm das natürlich niemals, und Motomu schwieg es auch konsequent aus – wenn auch mehr, weil er aus dem Augenwinkel sah, wie Shido heimlich Fotos machte, und er ihm das Motiv nicht ruinieren wollte. „Aber zu dieser Jahreszeit gibt’s noch nicht so viel, huh?“, kommentierte Iwaizumi mit einem schiefen Grinsen. Motomu nickte ihm zu. „Genau. Deshalb gibt es weder Angeln, noch irgendetwas anderes, das irgendwie Survival-mäßig wäre.“ – „Aber du hast gesagt, wir campen auf Survival, Ucchi!“ Wahrscheinlich hatte Oikawa anklagend klingen wollen, jedenfalls sah sein aufgeblasenes Hamstergesicht danach aus, aber Motomu fand, in seiner Stimme klang viel zu viel Erleichterung mit, als dass das noch überzeugend wäre.   „Kann hier irgendjemand kochen?“   Motomus Frage wurde mit verwirrten Blicken beantwortet, die einmal quer durch die Gruppe wanderten, ehe sechs Köpfe mehr oder weniger synchron begannen, sich zu schütteln. Motomu grinste breit.   „Ich auch nicht. Deshalb Survival-Camping.“     „Reis kochen kann nicht so schwer sein“, meinte Kaneo, und er schaffte es, auf beunruhigende Art unsicher dabei zu klingen, obwohl die Grimasse auf seinem Gesicht wohl eine schlechte Karikatur von Optimismus sein sollte. Sie hatten Lose gezogen; drei von ihnen kümmerten sich um das Mittagessen, drei um das Abendessen (mit Resten fürs Frühstück!), und der letzte durfte den Abwasch machen. Motomu war sich sicher, dass sich Matsukawa noch nie so sehr übers Tellerwäschern gefreut hatte. Er selbst hatte die unehrenhafte Aufgabe, sich mit dem Mittagessen zu prügeln, zusammen mit Kaneo, und, dem Himmel sei Dank, nicht Oikawa – stattdessen hatte er Iwaizumi neben sich hocken, der skeptisch eine Packung Reis anstarrte, als könne er sie allein durch seinen Blick zum Garen bringen. „Ohne Reiskocher?“, fragte er, hob die Augenbraue und den Blick in Kaneos Richtung. Kaneo zuckte mit den Schultern und grinste schief. „Hajime, deine Falten!“, mahnte er liebevoll. Er angelte Iwaizumi die Reispackung aus der Hand, während der die Stirn nur noch tiefer runzelte. Irgendwo aus dem Inneren eines Zeltes hörte er Oikawa „Iwa-Chan, das macht dich auch nicht attraktiver!“ hinüberrufen, und inzwischen glichen die Falten zwischen Iwaizumis Augenbrauen tiefen Schluchten.   „Reis“, wiederholte Kaneo noch einmal, hob die Reispackung demonstrativ hoch, „Und Omelette. Kann nicht so schwer sein. Also los!“   Es war nicht schwer. Nein. Es war eine Katastrophe. Der Reis schaffte es, gleichzeitig halbroh und verbrannt zu sein, und das Omelette war eher ein klägliches Rührei geworden. Wie auch immer sie das geschafft hatten, nachdem sie vergessen hatten, den Reis zu salzen, war immerhin das Ei überraschend gut gewürzt. „Wenn man genug Sojasauce draufschüttet, schmeckt es sogar passabel“, lobte Hanamaki mit einem spöttischen Grinsen, das Kaneo nur ein schadenfrohes Lachen entlockte – „Warte ab, wie ihr euch heute Abend schlagt!“ Bei Oikawa im Team konnte es nur schlechter werden, darauf wollte Motomu sich verlassen. Sein Stolz ließ gar nichts anderes zu. „Träum weiter, Yudacchi! Wir werden ein großartiges Abendessen auf den Tisch bringen, warte es nur ab.“ Irgendwie schien das niemand so recht glauben zu wollen.   „Wer den Abend überleben will, sollte über einen Fahrradtrip ins nächste Kaff nachdenken, und sich Proviant kaufen.“ – „Iwa-Chan!!!“     Sie überlebten den Abend. Ohne Kotztüten oder spontane Fahrradausflüge nach Marumori hinein, weil sie dringend etwas anderes zu essen brauchten. Sehr zu Motomus Missfallen war es Oikawas Kochkurs sogar gelungen, den Reis nicht anbrennen zu lassen – dafür war er völlig verwässert und verquollen, und sie hatten Reisbrei in ihren Schalen, den sie löffeln mussten, weil er von den Stäbchen runterrutschte. Die Idee, einfach Gemüsespieße über dem Lagerfeuer zu grillen (wie Motomu erfuhr, hatte Oikawa sich die Holzspieße bei einem jungen Mädchen ein paar Zelte weiter erschnorrt), war leider so gut, dass sie den matschigen Reis wieder wettmachte, und am Ende wurden sie alle satt, weniger wegen dem Reis als wegen dem Gemüse, aber in jedem Fall reichte es.   Inzwischen war das Abendessen vorbei, das Geschirr gespült, die Reste fürs Frühstück beiseitegelegt und sie saßen beieinander um das Lagerfeuer herum, ließen sich die Gesichter und Hände wärmen, wo die Nacht mit ausgesprochen unschönen Temperaturen Einzug gehalten hatte. Immerhin würden sie so keine Sorgen haben müssen, dass ihr Frühstück die Nacht nicht überstand. Das warme Flackern des Lagerfeuers malte tanzende Schatten auf ihre Gesichter. Eine Weile war es still. Irgendwann – viel zu bald – begann Oikawa wieder zu plappern, erzählte von irgendwelchen Belanglosigkeiten, die Motomu sich nicht einmal zu merken versuchte. In den ewig gleichen Singsang von Oikawas Stimme mischte sich manchmal Iwaizumis harsches Bellen oder Kaneos krächzige Stimme. Vielleicht war es doch gar keine so schlechte Idee gewesen. „Ich wusste gar nicht, dass du etwas für Camping übrig hast“, kommentierte Shido sanft. Er stieß seine Schulter gegen Motomus und grinste ihn flüchtig an. Seine Augen glühten in einer faszinierenden, feurigen Farbe. „Schon seit ich denken kann“, gab Motomu achselzuckend zurück, „Mein Vater ist ein totaler Outdoor-Narr. Wir campen mindestens einmal im Jahr. Früher war es öfter, aber seit mein Bruder ausgezogen ist und ich zur High School gehe…“ Er ließ den Satz unfertig in der Luft hängen und zuckte mit den Schultern. Dinge änderten sich eben. Motomu vermisste es häufiger, als er zugeben wollte, aber mit allem Volleyballtraining hätte er auch gar nicht mehr die Zeit dazu gehabt, allzu oft hinaus in die Natur zu flüchten. Und er hätte das Training nicht sausen lassen, und das nicht nur, weil Oikawa ihm dann ewig in den Ohren gelegen hätte.   „Apropos. Motomu, du gehst wo zur Uni?“   Kaneos Einmischung kam unerwartet, weil er so in sein Gespräch mit Oikawa vertieft schien. Jetzt war es still, und sechs Paar feuerglühender Augen lagen auf Motomu. Er seufzte leise, zog die Schultern hoch und schob die Hände tiefer in die Jackentaschen. „Ishinomaki. Hab das Eingangsexamen für die Senshu in Tokyo nicht geschafft. Na ja. Wenn es gut läuft, will ich mein Studium sowieso im Ausland beenden.“ – „Waaas? Ucchi, du lässt uns hier allein?! Wie gemein von dir!“ „Lass ihn gefälligst, Oikawa.“   „Ist ja nicht, als wäre ich aus der Welt, huh?“ Motomu wollte lachen, aber sein Grinsen fiel so schief aus, dass es sich nicht einmal mehr nach Grinsen anfühlte. Er mochte solche Gespräche nicht besonders. All das Theater darum, dass man sich nicht mehr so oft wiedersehen würde, schlug ihm auf den Magen. „Wir sehen uns schon oft genug wieder, und wenn nicht, dann schick ich euch nette Postkarten aus Amerika.“ – „Amerika also! Ucchi will uns wirklich für fettiges Essen und grobschlächtigen Sport allein lassen!“ – „Shittykawa!“ „Wir sollten das positiv sehen!“, beschloss Kaneo, grinste breit in die Runde. Er gestikulierte wild. „Wenn wir jetzt auseinandergehen, dann haben wir eine richtig gute Ausrede, die verschiedensten Orte zu besuchen! Wir sollten Motomu alle die Daumen drücken, dass er sein Auslandsstudium hinkriegt, und dann können wir ihn irgendwann gesammelt in Amerika besuchen und brauchen kein Hotel zu zahlen!“ Motomu schnaubte amüsiert. „Oikawa wird nicht bei mir übernachten!“   Alle lachten, außer Oikawa, der laut jammerte und sein Leid beklagte, und Motomu verspürte mit einem Mal eine riesige Vorfreude auf sein Leben im Ausland und auf den Tag, an dem völlig unverhofft diese Idioten vor der Tür zu seiner viel zu kleinen Studentenbude stehen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)