Independence Day von Writing_League ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Musste es unbedingt so eine große Schüssel sein?“ Ronon stand der Schweiß auf der Stirn, während er eine große Wanne durch den Gang schob. Teyla Emmagan half ihm dabei, schließlich war sie es, die den Salat zubereitet hatte. Colonel John Sheppard hatte sie extra darum gebeten und sie fand es nett, dass ihr Freund und Vorgesetzter bei der Feier etwas anbieten wollte, was nicht typisch für sein Heimatland war. So hatte die junge Frau ihren Stamm aufgesucht, der auf dem Festland wohnte, und zusammen mit den anderen Frauen eine typische Beilage ihres Stammes zubereitet. Es ähnelte etwas einem Süßkartoffelsalat. „Tut mir leid“, meinte sie. “John sagte, dass er ein paar mehr Besucher erwarte...“ „Ich verstehe sowieso nicht, warum sie ihre Feiertage nicht zusammen feiern. Das ist doch voll umständlich, wenn sie letztendlich was feiern, was eigentlich das gleiche ist...“ „Ich bin mir nicht so sicher. Ich denke, dass es schon wichtig ist, einen Unterschied zwischen ähnlichen Feiertagen zweier verschiedener Nationen zu machen...“, antwortete Teyla. Sie schoben die Wanne mit dem Salat um eine Ecke und dann hinaus auf einen großflächigen Balkon, den John Sheppard als Hauptort seiner Feierlichkeiten zum US-amerikanischen Unabhängigkeitstag auserkoren hat. Als der Gastgeber sie sah, kam er zu ihnen und half ihnen. „Vielen Dank! ... Das ist ja echt verdammt viel...“ Sheppard zog von der anderen Seite her und zu dritt schafften sie es dann endlich, den Salat zu den anderen Beilagen zu bugsieren. Danach zog der Gastgeber den Deckel von der Wanne runter und schnupperte einmal theatralisch. „Das sieht lecker aus und es riecht lecker!“ Schnell hatte er sich eine Gabel geholt und probierte den Salat. „Ist die Feier denn schon eröffnet?“ „Noch nicht, aber lang dauert es nicht mehr...“, meinte John. Er legte die Gabel wieder zurück auf den Tisch und holte sich eine große leere Schüssel, in die er dann den Salat schaufelte, den Teyla mitgebracht hat. „Können wir noch was helfen?“, fragte sie. „Nein vielen Dank. Ich bin der Gastgeber, da muss ich selber schauen, dass alles so läuft, wie es soll“, antwortete er. „Aber Sie können ja schon mal das Bier probieren, ich habe vorhin das Fass angezapft.“ Das ließ sich Ronon nicht zweimal sagen und Teyla folgte ihm schmunzelnd. Am Getränkestand war ein ordentliches Fass aufgebaut und einige Gläser standen darum herum verteilt, die hauptsächlich mit Schaum gefüllt waren. Der Sateder ignorierte sie, nahm sich ein frisches Glas und zapfte sich was. „Wollen Sie auch?“, fragte er Teyla. „Gerne!“ Ronon füllte das Glas entsprechend und reichte es der jungen Frau dann. Sie wartete, bis er sich selbst etwas gezapft hatte und gemeinsam stießen sie an, obwohl die Feier noch nicht eröffnet war. „Und?“, fragte John, als er zu ihnen trat. „Nicht schlecht...“, meinte der Sateder. „Ich hoffe, es gibt auch so viel Fleisch und Würstchen wie bei Rodney.“ John warf ihm einen schiefen Blick zu und nahm dann eines der Gläser, dessen Schaum sich schon fast gesetzt hatte. „Und was haben Sie für eine Attraktion vorbereitet?“, fragte Teyla. John überlegte kurz. Sollte er den beiden wirklich davon erzählen, dass es zum großen Finale 50 Salutschüsse geben würde, je einen pro Bundesstaat und dass er dafür extra entsprechend viele Kanonen von der Erde in die Pegasus-Galaxie hat liefern lassen? Zugegeben, die beiden konnten ein Geheimnis für sich behalten, wenn es darum ging, jemand anderen von der Atlantis-Expedition zu überraschen. Und sein Freund Rodney würde Bauklötze staunen, wenn das Geballer los ging. Aber auch seine beiden Teamkollegen, die nicht von der Erde stammten, wollte er überraschen, ihnen zeigen, dass die US-Bürger ihren wichtigsten Nationalfeiertag besser feiern konnten als die Kanadier den ihren. Ein Feuerwerk, hah! Das war sowas von typisch, dass Dr. McKay mit so etwas kommen würde. John ärgerte sich immer noch, denn er selbst war auch ziemlich angetan davon. Und schwer beeindruckt, als die Feuerwerksfunken in rot und weiß das Motiv der kanadischen Fahne erzeugten, ein rotes Ahornblatt auf weißem Grund mit rotem Rand. So etwas würde bei der Fahne der USA noch viel besser aussehen, aber dummerweise kannte er niemanden, der so etwas organisieren konnte. Vielleicht hätte Radek ihm helfen können, Rodneys direkter Stellvertreter. Aber andererseits wollte er ja auch nicht etwas kopieren, was sein Kontrahent davor schon präsentiert hatte. Und er wollte den Tschechen nicht über Gebühr strapazieren, nachdem dieser schon Spion für ihn gespielt und bei Rodney heraus gekitzelt hatte, dass dieser ein Feuerwerk vorbereitete. John hatte zu Beginn auch damit geliebäugelt, dann seine Planungen aber umwerfen müssen. „Ist etwas?“, fragte eine weibliche Stimme neben ihm. „Hm?“ „Sie wirken so verbissen“, fügte Teyla hinzu. „Ach nichts. Ich habe mir nur noch mal den Ablauf der Feier durch den Kopf gehen lassen.“ “Zum ändern ist es jetzt zu spat”, kommentierte Ronon, der sich scheinbar noch mal ein Bier gezapft hatte. „Wenn Sie so weiter machen, muss ich das zweite Fass anstechen, noch bevor es losging.“ Aber egal, er hatte schließlich genügend besorgt. *** Der Balkon war gerappelt voll, gerade so, wie John Sheppard sich das erhofft hatte. Andererseits war der Menschenauflauf auch verständlich, denn der Hauptteil der Mitglieder der Atlantis-Expedition kam aus den USA. Von daher war es kein Wunder, dass so viel los war und er gar nicht mit dem Grillen hinterher kam. Ronon hatte ihm zwischendurch mal geholfen, der Colonel hatte ihn aber wieder weggeschickt, als der große Ansturm vorbei war. Von Teyla’s Salat war nichts mehr zu sehen und John hatte selbst noch nicht gegessen. Ein Jammer! Er würde sie wohl bitten müssen, die Tage extra für ihn noch mal eine Portion zu machen. Seine beiden Teamkollegen standen gerade mit Dr. Weir und Dr. McKay zusammen und unterhielten sich. John schnappte vereinzelt Wörter auf. Täuschte er sich, oder hatte er gerade das Wort „Vereinigte Königreich“ gehört, wie schon drei Tage zuvor? Die Diplomatin und Leiterin der Atlantis-Expedition schien den beiden auch dieses Mal wieder den geschichtlichen Hintergrund des Feiertags zu erläutern. ‚Gut so!‘, dachte sich John. ‚Sie kann das eh viel besser als ich...‘ Er hoffte nur, dass Elizabeth zeitnah mit ihrer Erklärung fertig war, denn in wenigen Minuten würde die Attraktion des Feiertages beginnen, die 50 Salutschüsse. Der Colonel legte sich die letzten paar Würstchen auf einen Teller, legte die Grillzange beiseite und ging mit einer Gabel bewaffnet zu der kleinen Gruppe hinüber. „Haben Sie endlich etwas Luft bekommen?“, fragte ihn Dr. Weir zur Begrüßung. „Ja.“ „Dr. Weir hat uns gerade von der Geschichte dieses Feiertags erzählt“, berichtete Teyla. ‚Wusste ich’s doch...‘, dachte John. „Dieses England scheint ja eine ziemliche Macht gewesen zu sein“, fuhr die junge Frau fort und schaute dabei zu Ronon, um sich zu vergewissern, dass er dasselbe dachte. „Na ja, jede Weltmacht, die ihre Bürger über Gebühr strapazierte, ist früher oder später zusammengebrochen“, antwortete der Colonel im Kauen. „Bei England war es nur eine Frage der Zeit. Die Unabhängigkeitserklärung der USA, die wir heute feiern, hat nur eine Kettenreaktion ausgelöst, die ...“ Der Rest von Johns Satz verstarb im Donnern eines Kanonenschusses. Zunächst herrschte gespenstische Stille auf dem Balkon, während der Gastgeber grinsend seine Würstchen aß. Als immer mehr Kanonenschüsse erklangen, es aber nicht den Eindruck machte, dass Atlantis von Aliens angegriffen wird, beruhigten sich die meisten Feiernden wieder und versuchten, die Herkunft der Schüsse auszumachen. „Sie haben nicht wirklich Salutschüsse...?“, fragte Dr. McKay entsetzt. „Doch...“ „Ich fass es nicht...“, grummelte der Kanadier. „Och Rodney, nach Ihrem fulminanten Feuerwerk könnten Sie mich ruhig zu meiner Attraktion beglückwünschen“, meinte John lapidar. „Ich weiß überhaupt nicht, wieso ich... Moment... Haben Sie mein Feuerwerk gerade gelobt?“ John grinste nur und wandte seine Aufmerksamkeit dem Spektakel zu. ~ FIN ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)