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Dear Great Britain

UsUk
von

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Dear Great Britain

Dear Great Britain,
 

Er schrieb die drei Worte betont langsam, mit schwungvollen Buchstaben und mit Feder und Tinte, weil er wusste, dass Arthur dies mochte.

Es hatte einer Meinung nach mehr Stil und es sollte, nein, es musste ihm gefallen.

Schließlich sollte dies kein gewöhnlicher Brief werden...
 

Please, lies diesen Brief erst zu Ende, bevor du ihn zerreißt und wegwirfst.
 

Leicht schüttelte der Schreiber des Briefes den Kopf und knüllte das teure Briefpapier, dass er sich extra besorgt hatte, zusammen.

Wenn er so anfangen würde, nahm sich Arthur bestimmt nicht die Zeit und warf den Brief sofort weg, ohne ihm eine Chance gegeben zu haben.

Also holte er einen neuen Bogen heraus und fing von vorne an.
 

Dear Great Britain,
 

es wundert dich bestimmt, weshalb ich - ausgerechnet ich - dir einen Brief schreibe, nicht wahr?
 

Wieder ein sachtes Kopfschütteln und der junge Mann nahm ein neues Blatt, die Feder in das Tintenglas tunkend.

Gute Formulierungen waren ihm schon immer schwer gefallen, das merkte er auch jetzt wieder.

Nur hatte es ihn bis dato nie gestört.
 

Dear Great Britain,
 

Ich habe ein dringendes Anliegen.
 

Ein Seufzen verließ die Kehle des blonden Mannes.

Wenn er wieder mit sich selbst anfangen würde, dann wäre der Ältere sicherlich genervt.

Frustriert nagte er an seiner Lippe und fuhr sich durch die Haare, bevor er neu anfing.

Hoffentlich würde das bei ihm noch etwas werden.
 

Dear Great Britain,
 

da ist etwas, was du wissen solltest. Etwas wirklich Wichtiges. Ich verlange nicht, dass du diesen Brief zu Ende liest. Aber es läge mir sehr am Herzen, würdest du dies tun.
 

Endlich zufrieden nickte er.

Das klang doch gut!

Arthur wurde zu nichts gezwungen, da er so etwas nicht ausstehen konnte, und trotzdem wurde seine Dringlichkeit vermittelt.

Kurz tunkte er die Feder in die Tinte und schrieb dann weiter.
 

Aber vielleicht fange ich besser von vorne an. Dann wirst du mir besser folgen können.
 

Ein frustriertes Ausatmen entkam ihm und er raufte sich die kurzen Haare.

Es konnte und durfte doch nicht so schwer sein, einen Brief zu schreiben!

Er rückte seine Brille zurecht und schrieb die ersten Zeilen, mit denen er zufrieden war, ab.

Das andere Papier zerknüllte er und warf es fort, sodass es irgendwo bei den anderen, schlecht gewordenen, Briefen landete.
 

Ich möchte vom Anfang starten. Von ganz vorne, meine ich. Damals, als du mich gefunden hast, in der weiten Grünlandschaft Bostons, wo wir uns das erste Mal getroffen haben. Ob es Schicksal war und so kommen musste, das weiß ich nicht. Eigentlich glaube ich auch nicht an so etwas. Aber eins weiß ich ganz sicher. Es war gut, dass es so kam. Kannst du dich noch daran erinnern? An unser erstes Treffen, als ich noch ganz klein und unerfahren war? Du hast mit Francis um mich konkurriert, hast alles für mich gegeben und ich, ich habe mich an dich geklammert. Du warst damals wahnsinnig gruselig gewesen, hast mich zum Weinen gebracht und beinahe hätte ich mich für deinen Feind entschieden. Aber weißt du was, Arthur? Als ich aufgehört hatte zu weinen, mich beruhigt hatte, da war es mir möglich, tief in dein Inneres blicken können, so schien es mir. Ich hatte das erfüllende Gefühl, dich verstanden zu haben. Obwohl ich vor dir noch immer schreckliche Angst hatte, bin ich zu dir gekommen. Deinen zutiefst traurigen Blick, als du dachtest, du hättest verloren, werde ich nie vergessen können. Die Melancholie in deinen Augen und einen Hauch von Resignation. Er hat sich tief in meinem Herzen eingebrannt, Arthur. Du hast dich tief in meinem Herzen eingebrannt.
 

Alfred atmete leise durch und legte die Feder vorsichtig ab, da seine Finger zu stark zitterten, als dass er weiter schreiben konnte.

Wenn er daran dachte, wie schön die Zeit damals gewesen war und wie sich alles verändert hatte, könnte er fast heulen.

Er verstand auch nicht, wie ihr Verhältnis zueinander so stark hatte zerbrechen können..

Die Vergangenheit war so schön gewesen, dass die alleinige Erinnerung an diese Zeit Schmerzen in seiner Brust bereitete.

Eigentlich war Arthur sonst der große Nostalgiker von ihnen, der der Vergangenheit hinterher schwärmte, aber das Schreiben des Briefes wühlte ihn gerade gefühlsmäßig ziemlich auf, was ihn melancholisch stimmte.

Tatsächlich standen ihm bereits die Tränen in den Augen, die er wegblinzeln musste, um wieder etwas sehen zu können.

So konnte er unmöglich weiter schreiben.

Ein paar Minuten verharrte der Amerikaner regungslos und versuchte sich wieder in den Griff zu bekommen, bis er sich tatsächlich wieder gefangen hatte und nach seinem Schreibutensil griff.

Als er die Feder ansetzte, um den nächsten Buchstaben zu schreiben, stellte er fest, dass er zu viel Tinte genommen hatte, da sich nun ein Klecks auf dem Blatt befand, der sich in das Papier fraß und langsam weiter ausbreitete.

Seufzend beließ er es dabei.

Dies war sein letztes Blatt, sein letzter Versuch, er konnte nicht erneut anfangen.

Zwar wäre es möglich, sich neues Papier kaufen zu gehen, aber dann würde er wieder Ewigkeiten brauchen, sich erneut zu überwinden, bis er sich an den Schreibtisch setzen würde.

Wäre er hier erst mal weg, bekäme man ihn nicht so schnell zurück auf den Stuhl.

Nicht mal er selbst.

Ein paar Zentimeter weiter rechts setzte er die Feder wieder an, um weiterzuschreiben, wobei ihm ein stummes Seufzen entwich.

Die Frage, warum er sich das überhaupt antat, schob er in den Hintergrund und konzentrierte sich wieder auf das Blatt vor sich.
 

Du fragst dich jetzt bestimmt, wie es mir damals möglich gewesen war, so tief in dein Inneres zu blicken und ich will es dir auch nicht verschweigen. Es waren deine Augen, Arthur. Diese satte algengrüne Augenfarbe hat es mir damals schon angetan, als ich noch klein und unwissend war. Aber deine Augen waren schon immer etwas Besonderes, das ist selbst mir nicht entgangen. In ihnen hatte ich alles sehen können, was ich geliebt habe, kann es noch immer sehen. Der dunkle Grünton von Algen, die tief im Meer ihre Schönheit verbergen und es vielen unmöglich machen, an sie heranzukommen. Dieses saftige Grün, wie die weiten Graslandschaften in meinem Land, im Sommer nach einem erfrischenden Regen, wenn die Wassertropfen noch von den Gräsern abperlen und das Grün noch stärker hervorzuheben scheinen. Der satte Grünton der dicht bewachsenen, gesunden Wälder, durch die wir oft spaziert sind. An so viele Orte, die vor Schönheit strahlen, in denen das wirkliche Leben stattfindet, in denen man so viel entdecken kann und immer wieder etwas Neues lernt, mit dem Wissen, trotzdem nie alles zu erfahren. Viel wertvoller und funkelnder als es jeder Smaragd je sein könnte. Dein einmaliges Grün, dass eine belebende Wirkung auf jeden hat, der sie zu schätzen weiß. Der weiß, wie unverzichtbar sie ist, der das Gefühl kennt, wenn man im feuchten Gras liegt und glaubt, das Grün förmlich riechen zu können, wenn man die Augen schließt und sich nur darauf konzentriert. Der, der das Grün von dem Meeresgrund bereits von der Wasseroberfläche aus erahnen und fühlen kann, obwohl es einem nicht möglich ist, es von so weit oben zu erblicken. Der, der das Grün der Dinge nicht nur sieht, sondern auch lebt und in sich aufnimmt. Der, der immer weiß, dass es da ist, auch, wenn man es mal nicht wahrnimmt. Der, der nicht sofort die Hoffnung aufgibt, sondern weiter daran glaubt. Jeder, der dies verstehen kann, versteht auch die Tiefgründigkeit hinter dem satten Grün deiner Augen und kann durch deine tiefen Seelenspiegel blicken, ohne sich selbst darin zu spiegeln. Wobei ich zugeben muss, dass es mir selbst nicht immer gelingt, sondern nur in besonderen Momenten, da sich das kräftige Grün deiner Iriden wie ein dichter Nebelschleier schützend über deine Seele legt, damit sie nicht jeder einsehen und zerbrechen kann. Deine Augen ziehen mich magisch an, Arthur. Man könnte fast sagen, sie besitzen mehr Magie, als all deine Zaubersprüche zusammen, da dieses leuchtende Grün mich fesselt und nicht mehr loszulassen vermag. Jedes Mal, wenn ich selbst die Augen schließe, sehe ich die deinen vor mir, obwohl du gar nicht da bist, ich dich länger nicht gesehen habe. Jedes Mal, wenn ich etwas sehe, dass eine ähnlich grüne Farbe hat, muss ich an dich denken. Und jedes Mal muss ich daran denken, dass trotzdem nichts dieser Dinge jemals auch nur annähernd an den vollen Ton deiner grünen Iriden ankommt. Es gibt nur einen Gedanken, wenn es um deine Augen geht, der mich zum Schaudern bringt. Der die Kälte durch meine Adern jagt und ein unwohles Gefühl der Hilflosigkeit in mir hervorruft. Was, wenn dieses Grün, dass ich so liebe, irgendwann verblasst? Wenn der Ausdruck in deinen Augen nachlässt, die Kraft schwindet und die Gefühle ergrauen? Mir wird ganz anders, wenn ich auch nur daran denke, dass dies irgendwann passieren könnte, dass jemand deine Seelenspiegel dazu zwingt, in tausende Splitter zu zerbrechen und du sie für immer vor allen verschließt. Ich kann nicht zulassen, dass das Grün deiner Iriden ihr Strahlen verliert und mich aus ihnen sperren. Wenn ich mich nicht mehr in ihnen verlieren kann, in dem tiefen Grün, dass nur du besitzt. Ich habe mir fest vorgenommen, dies zu verhindern. Und ich werde dir auch das Versprechen geben, dass ich es zu verhindern weiß.
 

Erneut musste Alfred die Feder neben dem Blatt ablegen.

Er hob seine Hand in die Luft und direkt vor sein Gesicht, um dem Zittern seiner Finger zuzusehen.

Auch seine Schrift war immer unordentlicher und kleiner geworden, wie er feststellte, und er hoffte, dass einige der Wörter nicht unleserlich geworden waren, doch er traute sich partou nicht, nochmal darüber zu lesen.

Am Ende würde ihm der Mut verloren gehen, wenn er seine eigenen Worte las.

Das starke Beben seiner Finger ignorierend fuhr er mit dem Verfassen des Briefes fort.

Viel war immerhin nicht mehr zu sagen und das würde er jetzt auch noch schaffen!
 

Aber das ist nicht das Einzige, dass ich dir versprechen will, Arthur. Ich will dir auch versprechen, dass du nie mehr einsam sein wirst, nicht wie damals, dich nie mehr allein fühlst, wie du bereits häufig zu gezwungen wurdest, verlassen oder vergessen, was du nicht verdienst. Ich will immer für dich da sein, egal, was passiert. Du sollst keine Sekunde in deinem Leben erneut diese erdrückende Kälte der Einsamkeit erleben. Ich will diese Leere für dich füllen.

Arthur Kirkland, ich liebe dich.
 

Alfred Franklin Jones
 

Dieses Mal endgültig legte Alfred die Feder auf dem Tisch ab und schraubte das Tintenglas zu.

Kurz wartete er, bis die Tinte auf dem Blatt getrocknet war, bevor er das gefüllte Blatt hochnahm und nun doch aus Reflex die Zeilen überflog.

Dabei verzog sich sein Gesicht immer mehr.

Das konnte er dem Briten doch nicht schicken!

Sein Kopf schüttelte sich langsam und er umfasste das Papier mit beiden Händen, um es in zwei Hälften zu reißen.

Das wiederholte er mit den Fetzen immer wieder, bis er viele kleine Stücke vor sich liegen hatte.

Alfred biss sich verzweifelt auf die Lippe und verließ das Büro fluchtartig, die Tür hinter sich knallend, um mit dem Brief erst mal nicht mehr konfrontiert zu werden.

Er brauchte jetzt einen Kaffee, am Besten einen mit einem kräftigen Schuss Whisky.

Oder direkt puren Whisky.

Irgendwie musste er sich doch wieder beruhigen und womit ging es besser, wenn nicht mit Alkohol?

Der Amerikaner verschwand in die Küche und bemerkte so nicht, wie jemand behutsam die Tür zu seinem Büro öffnete.

Toris, der derzeit bei dem Brillenträger lebte, hatte zufällig mitbekommen, dass Alfred einen Brief schreiben wollte und hatte nur vor, diesen für ihn abzuschicken, wollte er dem Amerikaner doch etwas Arbeit abnehmen.

Als er die Schnipsel auf dem Schreibtisch entdeckte, war allerdings seine Neugierde geweckt und er konnte nicht anders, als sie wieder so zusammenzulegen, wie sie zusammengehörten, wobei er unbewusst die Zeilen des Briefes überflog.

Von den gefühlsvollen Worten, die er Alfred eigentlich weniger zugetraut hatte, wurde er ganz gefesselt.

Wie konnte der Amerikaner so etwas nur zerreißen?

Toris beeilte sich, alles so ordentlich wie möglich zusammenzukleben und packte den Brief in einen Umschlag, den er hastig beschriftete, bevor er unbemerkt das Zimmer verließ.

Er würde ihn gleich heute noch bei der Post abgeben, damit das Schreiben so schnell wie möglich nach Großbritannien kam.

Alfred würde ihm das schon noch danken...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Meni
2016-07-07T14:29:26+00:00 07.07.2016 16:29
Awwwww, oh mein Gott, das ist so niedlich, ich bin begeistert *-*
Das ist so schön geschrieben~
Hoffentlich kommt der Brief gut bei Arthie an :D
Antwort von:  NightcoreZorro
07.07.2016 16:32
Naw, danke :3
Und das wird er bestimmt ^^


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