Die Erbin Angmars von DerdunkleEngel ================================================================================ Kapitel 15: Veränderungen und Entscheidungen -------------------------------------------- Anmerkung der Autorin: Ich denke der Titel des Kapitels spricht für sich. Kapitel15 Veränderungen und Entscheidungen Zögerlich öffnete Iëll die Augen und schaute sich um- sie lebte! Doch weswegen? Es war doch ihre Bestimmung gewesen auf den Feldern im Kampf mit ihrem König zu sterben und doch lebte sie noch. Was hatte der Tod ihr damals sagen wollen? Hatte sie nun ihre Zukunft verändert, indem auch Éowyn auf den Nazgûl König eingeschlagen hatte und ihn eventuell sogar getötet hatte? Oder war nicht dieser König und nicht diese Felder gemeint? Seufzend wandte sie ihren Blick zur Seite und erblickte neben ihrem Kopf eine Schüssel mit dampfenden Wasser- Athelas! Doch schien die sonst so wirksame Heilpflanze ihr kein wenig zu helfen. Denn immer noch hatte sie starke Schmerzen und Hitze, Kälte, beides in extremen Ausmaße durchströmte ihren Arm und darüber hinaus schien die Wunde sich entzündet zu haben. Mühselig richtete sie sich auf und schaute sich um. Éowyn und Faramir lagen schlafend an ihren Seiten. "Oh nein bleibt liegen," bat sie der Heiler und lehnte sie zurück, "eure Wunden sind schwer." Und er rieb ihren Arm mit einer Flüssigkeit ein. "Und sie werden nur noch schwerer, wenn sie nicht nach meinen Maßstäben versorgt werden." Antwortete sie erregt und zog ihren Arm weg. "Denn meine, nicht eure Heilkünste verstehen sich mit von Morgul vergifteten Wunden." "Hört auf ihre Worte," hörten sie Aragorn, "sie versteht etwas von diesen Dingen." Der Heiler nickte. "Sagt was ich für Euch tun soll." Und Iëll diktierte ihm verschiedene Kräuter aus denen er eine Paste herstellen sollte. "Wie geht es dir jetzt?" Fragte Aragorn nachdem der Heiler gegangen war. "Wenn die Wunde neu gereinigt und verbunden ist wird es mir besser gehen. Wo ist der junge Heermeister?" Fragte Iëll erregt. "Bei Legolas," antwortete Aragorn, "keine Angst, es geht ihr gut." Er lächelte bei diesem Satz und Iëll nickte sich zufrieden zurücklegend. "Hast du es also doch herausgefunden," sagte sie, "ich hatte gehofft es vor dir geheim zu halten." "Wer ist diese junge Frau das sie dir so viel bedeutet?" Fragte er und Iëll grinste. "Ich muss dir nicht alles erzählen," konterte Iëll und der Heiler kam mit der Salbe wieder, "besonders nicht wenn es Dingen aus meiner Heimat sind." Und sie beobachtete wie der Heiler die Salbe in ihre Wunden schmierte. "Du bist der Antwort ausgewichen." Meinte Aragorn und bat den Heiler zu gehen. "Ich bin nicht ausgewichen, sondern sagte dir das es dich nichts angeht." Aragorn nickte unbeeindruckt und beschmierte ihren ganzen Arm, auch die wenigen gesunden stellen, mit der Salbe. Früher waren ihre Angelegenheiten auch seine Angelegenheiten gewesen und sie hatten alles geteilt, das hatte er zumindest geglaubt. Ihre Geheimnisse ihm gegenüber hatte mißtrauisch ihr gegenüber gemacht und trotzdem übernahm er die Aufgabe des Heilers und verband ihren Arm, so wie früher. "Du musst ihn ganz fest an den Körper binden, so das ich ihn nicht mehr bewegen kann." Und er nickte verstehend. "Das ist wohl das letzte mal das du mich verbindest." Meinte Iëll lächelnd als Aragorn einen Knoten band. "Weswegen, steht wieder einer von uns beiden vor dem Tod?" Scherzte er und Iëll verneinte. "Nein," antwortete Iëll, "ich werde nicht mit euch gehen." Aragorn war verwundert und sah sie fragend an. "Aber bisher hat dich doch noch nie eine Wunde gestört... ." "Es ist nicht wegen meinem Arm," unterbrach sie ihn, "oder wegen dir." Und sie sah auf den Boden. "Ich bin der Grund weswegen ich nicht mit euch gehe, schließlich hast du in den Palantír gesehen, dich deinem schlimmsten Feind gestellt, ihm gesagt das du gegen ihn kämpfen wirst und ich? Ich habe meine Angst besiegt, mich ihr gestellt und nun kann ich nicht mehr." Sagte sie und blickte ihn an. "Ich habe keine Kraft mehr im Körper und auch mein Wille kann nicht länger kämpfen." "Dann werden sich unsere Wege hier trennen und wir uns nur wiedersehen wenn ich diese Schlacht überleben." Stellte Aragorn fest. "So ist es." Antwortete Iëll und beide schwiegen sich kurz an. "Wann werdet ihr wieder aufbrechen?" Fragt sie ihn. "Sobald die Sonne wieder aufgeht." Und wieder beschwiegen sich die beiden, denn was hatten sie sich nun noch zu sagen? Sie wussten es nicht und somit verabschiedete sich Aragorn von ihr und ging wieder hinaus. Leise schloss er die Tür hinter sich und schaute seufzend in den nun helleren Himmel. Noch nie hatte er Iëll so schweigsam gesehen. Zurückhaltend und schüchtern war sie gewesen und es war als wenn sie nicht die junge Frau gewesen wäre die sie sonst immer war. "Wie geht es ihr?" Fragte Legolas, der zusammen mit Arin auf Aragorn gewartet hatte. "Sie will nicht mit uns kommen; doch ansonsten geht es ihr gut." Antwortete er und verschwieg dabei das Iëll weder wegen den Wunden, noch wegen ihm bleiben wollte. Aber Arin schien sein Schweigen zu wittern. Doch sprach sie ihn nicht an, nicht jetzt, denn die Zeit drängte. Von den Zinnen aus beobachtete Iëll wie sich das übrige Heer wieder auf den Weg machte. Arin ritt ganz vorn bei den Männern und blickte von einmal kurz zurück zur Stadt. Es schien als wenn sie ihre Mutter genau sehen konnte; und sie grüßte scheu. Ein "Auf bald", lag ihr auf den Lippen und auch Iëll flüsterte ein "auf bald" in den Wind und winkte kurz. "Möget ihr diese Schlacht überleben." "Ist etwas mit dir?" Fragte Chíl und Arin wendete ihr Pferd. "Es war als wenn der Wind zu uns geflüstert hätte." "Er hat uns Glück gewünscht." Antwortete Arin und schaute zu Aragorn der an der Spitze des Feldes ritt und erinnerte sich an die Worte ihrer Mutter, die ihr verboten hatte ihrem Vater zu sagen wer sie in Wirklichkeit war und woher sie kam. * Schweigend stand Iëll auf den Wällen und starrte in Richtung Osten. All die Tage und selbst manche Nächte, seit der Abreise der Männer hatte sie dort gestanden und darauf gewartet sie am Horizont zu sehen, oder zumindest einen Reiter der Nachricht von ihnen brachte. Die Entzündung ihres Armes war zurück gegangen und ihre Kraft wieder in ihren Körper zurückgekehrt, trotzdem verspürte sie weder den Willen noch den Drang ihnen nach zu reisen. Nicht etwa weil es eventuell zu spät war, auch weil sie nicht wollte. Der Himmel im Osten war immer noch beinahe schwarz und die Luft drückend und sie stand schauend da wie eine Säule. "Guten morgen Herrin." Begrüßte Faramir sie und gesellte sich zu ihr. "Was bringt Euch der Morgen?" Fragte er und schaute ebenso in die Ferne. "Nichts," antwortete sie, "so wie der letztem Morgen und der Abend; und ich fürchte das es so bleiben wird." Und sie klang sehr besorgt. "Aber wenn ihr Euch Sorgen macht, weswegen seit ihr dann nicht mit ihnen geritten?" Fragte und sie seufzte schmerzhaft. "Weil wir in diesem Krieg nichts mehr bewirken können," sagte sie, "nur doch der Hobbit hat die Macht alles zu beenden, denn anders als beim dunklen Herrscher ist unsere Zahl begrenzt und jeder Verlust schmerzlich," und sie hielt kurz inne, "...aber lasst uns nicht weiter von solchen Dingen sprechen," wechselte sie das Thema, "sagt wie geht es euren Wunden?" Fragte sie und er klopfte an seine Brust. "Die Wunden sind verheilt und die Kraft kommt in den Körper zurück; und ihr?" "Schmerzen," antwortete sie, "und ich mache mir Sorgen um die anderen." Und sie schaute bedrückt zum Horizont. Ihr helles Gesicht wurde dunkel und tauchte sich plötzlich in Sorgen und sie wirkte sehr traurig. Schon oft hatte Faramir Iëll in diesen Tagen so gesehen: Schweigend und in Gedanken versunken in die Ferne blickend; ebenso wie Éowyn. Beide warteten auf Nachrichten oder darauf das der Himmel im Osten wieder hell wurde. Und da! An diesem Tag war etwas anders am Horizont und plötzlich durchdrang ein kurzes Beben die Stadt und die Flammen des Schicksals-Berges verblaßten am Horizont; der Himmel wurde langsam wieder hell. "Was ist dort geschehen?" Fragte Faramir. "Das Ende." Sagte Iëll und beide schauten staunend genn Osten. Ein Reiter kam am Abend und brachte die lang ersehnte Nachricht von Aragorn und Éomer und bat Iëll, sowie Frau Éowyn mit ihm zu kommen, da beide erwartet wurden; doch Éowyn lehnte ab. Sie wollte bleiben und auf die Rückkehr der beiden warten, denn sie hatte keinen Grund mehr zu ihnen zu reisen zu wollen: Denn sie hatte Faramir, denn sie nicht verlassen wollte. Iëll hingegen machte sich so schnell wie möglich auf den Weg. Es war schwierig für sie mit gebrochenen Arm im Galopp über die Ebene zu reiten, ohne Halt, ohne hinunter zu fallen und am Morgen des nächsten Tages hatten sie Nort-Ithilien erreicht, wohin sie gerufen worden waren. Im Galopp ritt sie ins Lager ein und wurde sogleich begrüßt. "Iëll!" Riefen Elb und Zwerg ihr entgegen und Legolas half ihr vom Pferd zu steigen. "Es ist schön dich gesund zu sehen." "Gesund mein Freund?" Fragte sie und zeigte auf ihren eingebundenen Arm. "Gesund bin ich noch lange nicht, es wird dauern bis der Bruch vollkommen verheilt ist; und so lange bin ich auch nicht gesund." Und sie lachte, hell und laut aus Freude am Leben und darüber das sie Freunde besaß; und Legolas betrachtete sie von oben nach unten. "Was ist mit dir?" Fragte sie ihn und er lächelte. "Das ist das erste mal das ich dich lachen sehe," sagte er, "es ist schön, solltest du öfter machen." Und sie nickte dankbar für dieses Kompliment und sah sich um. In den letzten Jahren hatte sie nur wenige solch unbeschwerte und strahlende Gesichter gesehen und suchte mit den Augen nach Arin, Frodo und Sam, Merry, Gandalf und natürlich Éomer und Aragorn. Sie fand es eigenartig das sie sie nicht finden konnte, besonders Arin. Sie kam früher immer angelaufen, wenn sie wussten das ihre Mutter irgendwo in der Nähe war. "Ontare, ontare!" Hörte sie auch schon Arins Stimme und sah sie auch schon auf sich zu laufen. "Oh ontare!" Rief sie und fiel Iëll in die Arme, die gleich schmerzend aufstöhnte; und Arin wich beschämt zurück. "Verzeih, ich habe deine Verletzung nicht bedacht." "Ihr müsst ihre Ungestürmtheit verzeihen Herrin," richtete Chíl das Wort an Iëll und trat langsam zu ihr hinüber, "sie freut sich, genau wie wir alle das Ihr gesund zu uns gefunden habt." Und er küsste ihre Hand. "Kommt," sagte er, "ich führe Euch zu euren Gefährten." Mit leicht gesenkten Kopf führte er sie durch die Reihen der Männer. Und mit einem mal. Ein Mann trat aus dem Schatten der anderen hervor in Blau und Silber gekleidet direkt auf sie zu und ergriff ihre Hand. Bekannt kam ihr diese Hand vor doch war der Mann zu dem sie gehörte ihr unbekannt, und sie wich einen Schritt zurück. "Weswegen weichst du vor mir zurück?" Fragte Aragorn und tat einen Schritt auf sie zu; und sie wich wieder zurück. Es war Aragorns Stimme, sein Gesicht und seine Hände, aber das war nicht Aragorn! Dieser Mann, in Blau und Silber, war nicht der Aragorn, der Wanderer, den sie im Wald getroffen hatte, der sie aufgenommen und bei dem sie ein kurzes Glück gefunden hatte: Sondern ein König! Und sie machte einen weiteren Schritt zurück, drehte sich und ging, nein, floh vor ihm, ohne ein Wort, direkt zu Arin. Doch lief er ihr nach. Denn noch nie hatte Iëll sich ihm, oder einem anderem gegenüber so benommen. "Was ist mit dir?" Fragte er und packte sie am Arm. "Was hab ich dir getan?" Fragte er sie an sich heranziehend und umarmte sie. Tränen stiegen in Iëlls Augen auf. Früher hatte sie das gewollt, gehofft das er es tun würde, und nun war er nun nicht mehr wirklich er. "Es ist mir nicht erlaubt einen König zu umarmen." Antwortete sie und löste sich aus seiner Umarmung. "Was redest du da?" Fragte er und strich ihr durchs Haar. "Ich bin kein König, noch nicht und wenn eine das Recht hat einen König in die Arme zu schließen dann bist du es: Meine zukünftige Königin." Grinste er und küsste sie auf die Stirn, doch Iëll schüttelte traurig mit dem Kopf. "Deine Königin bin ich nicht," zerschlug sie sein Lachen, "und ich zweifle daran das ich es jemals sein kann. Denn ich bin nur eine Wanderin und diese Wanderin liebt einen Mann der Euch ähnlich ist." "Also liebst du einen anderen und nicht mich?" Fragte er, doch Iëll verneinte. "Nein, weder noch Hoheit," antwortete sie eine Träne unterdrückend, "denn ich liebte den Mann der ihr früher einmal wart." Und plötzlich erkannte Aragorn was Iëll ihm hatte sagen wollen: Er hatte sich innerlich verändert, so sehr verändert das sie ihn nicht erkannte, nicht erkennen konnte. Denn was sie in den Menschen sah war etwas anderes als das was er in den Menschen sah, das hatte er ihr einst gesagt und nun verstand er es. Und mit einem male senkte sie ihren Blick, ihren Kopf und beugte ihr Kniete vor ihm. Beinahe erschrocken sah er auf sie herab. Auf sie! Die stolzeste und tapferste aller Frauen, die stärker und mutiger war als viele der Männer und sich noch nie einem Mann unterworfen hatte! Jetzt war sie gebrochen. Und er bat sie aufzustehen und er sah sie an. Doch sie sah ihn nicht an, konnte seinen Blick kaum ertragen und Tränen stießen ihr in die Augen und er wischte sie weg. "Weswegen kniest du vor mir, du die stolzeste Frau die je mein Herz eroberte?" Fragte er. "Ihr wisst genau was ich in Euch sehe und das Ihr nicht der seit der mich einst aus einem Fluß gefischt hat." Dann ging sie, ohne jedes weitere Wort und ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen, denn zu schmerzlich und unerträglich war der Anblick dieses Mannes für sie; und er traute sich nicht sie vom Gehen abzuhalten. Zu überrascht war er durch ihre Worte und ihre Unterwerfung das er einfach nichts weiter wollte als sie anzusehen. Eine Frau, die nach ihren eigenen Worten es nicht wert war von einem König geliebt zu werden. "Was habt ihr getan?" Hörte er Arins Stimme und wandte sich zu ihr um. "Wie konntet Ihr diese Frau so erniedrigen das sie vor Euch kniet; die die Euch das Leben rettete indem sie Euch von den Toten zurückholte und ihr eigenes Leben dafür gab?" Fragte sie und schritt auf ihn zu. Aragorn verstand was sie meinte. "Aber wenn diese Frau nicht Iëll ist, wer ist sie dann?" "Oh sie ist Iëll," antwortete Arin und begann um ihn herum zu schreiten, "sie ist nie eine andere gewesen- doch hat ihr Leben sich auf einen Schlag verändert: Denn plötzlich hat sie mich wiedergesehen, nach siebzehn Jahren und Aragorn, der Wanderer mit dem sie so viele Jahre wanderte, ist aus ihrem Leben getreten und ein König den sie kaum kennt hat ihr einen indirekten Antrag gemacht; den sie ablehnen musste." "Wieso "musste" sie ihn ablehnen?" Fragte er und Arin blieb stehen. "Weil sie als Nachfahrin eines Verräters nicht das Recht besitzt die Frau des Königs von Gondor zu werden, das verbietet unser Gesetz; weil sie weiß was die Zukunft ihr bringen wird und das ihr mit einer anderen Frau, die ihr schon länger kennt und auch mehr liebt als sie, glücklicher werdet; und ich weiß das auch sie mit dieser Entscheidung besser leben kann." Mit diesen Worten verließ sie den König um ihrer Mutter zu folgen die von nun an den ganzen Tag traurig und keineswegs stolz und alles überragend wirkte, was selbst die merkten, die sie nicht kannten. Eine Woche war vergangen und die Gemeinde hatte sich nach Edoras zu einer großen Trauerfeier begeben. Am Abend hatte Iëll sich von ihren Freunden entfernt. Allein saß sie an einem Baum gelehnt und spielte mit ihrer Pfeife. Sie hatte anfangen zu rauchen weil es die Männer auch taten und sie somit ein weiteres Stück ihrer verletzlichen Weiblichkeit abgeworfen hatte. Später tat sie es nur aus Gewohnheit und um in Hose und mit langen Haar nicht als Frau unter Männern aufzufallen. Jetzt saß sie in einem Kleid im Gras unter den Sternen, so wie früher in Bruchtal und beobachtete die Männer, wie sie aßen, tranken und lachten. Früher hatte sie bei solchen Anblicken sich nichts weiter gewünscht als ebenso unbeschwert bei ihnen zu sitzen, mit ihnen zu reden und all das zu tun was sie getan haben. Doch jetzt wo sie das alles selbst erlebt hatte wünschte sie sich das sie niemals neidisch auf Elronds Söhne gewesen und niemals davongelaufen wäre um das Recht zu haben wie ein Mann zu leben. Von oben wurde sie von Aragorn aus einem der oberen Fenster beobachtet. Ihre Worte von der Wiedersehensfeier ließen ihn nicht mehr los und er hatte manche Nächte wach gelegen um darüber nachzudenken. Seit diesem Tag hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen und sie ging ihm aus dem Weg, wenn sie ihn im Flur traf. Leise wurde an seine Tür geklopft und Éomer kam herein. "Was seht Ihr da?" Fragte er und trat zu Aragorn ans Fenster. Aragorn sagte nichts. "Sie ist schön nicht war?" Fragte Éomer. "Das ist sie." Bestätigte Aragorn. "Sagt mir Aragorn, was ist Iëll für Euch?" Fragte er und Aragorn seufzte. "Ein mutiger Krieger, eine wunderbare Verbündete und ich wüsste nicht was ich bis her ohne sie getan hätte." Antwortete er schwer. "War sie denn nie mehr für Euch? Seht sie an," Éomer zeigte aus dem Fenster, "solch eine Frau werdet Ihr nie wieder finden!" "Ich weiß," antwortete Aragorn, "und ich würde liebend gern mit ihr alt werden, doch sie hat mich abwiesen." Und er sah seinen Freund an, der etwas traurig auf den Boden schaute und er konnte sich denken was in ihm vorging. "Geht zu ihr," sagte er, "fragt Ihr sie ob sie für euch das sein will was sie mir verwehrte: Eure Königin." Und freudig begab Éomer sich hinaus und lief zu ihr in den Garten. "Wieso sitzt Ihr hier allein?" Wurde sie von Éomer gefragt, der sich zu ihr setzte und sie versteckte schnell ihre Pfeife weg, rutschte ein winziges Stück von ihm weg und blickte weiter zu der Runde von Männern. Éomer würdigte sie nicht mit einem Blick und saß einfach nur da. Traurig wirkte diese sonst so stolze Frau auf ihn, trauriger als es seine Schwester jemals hätte sein können. "Wie geht es Eurem Arm?" Fragte er um sie vom jeglichen traurigen Gedanken abzulenken und sie blickte ihn etwas verwirrt und zugleich fragend an. "Wie soll es ihm gehen?" Fragte sie ihn und rutschte das Stückchen was sie zuerst von ihm weg gerutscht war wieder an ihn heran. "Schmerzen tut er und bewegen darf ich ihn nicht: Also geht es ihm schlecht und es wird dauern bis diese Wunde verheilt ist." "Und Eure anderen Wunden? Wie steht es mit Eurem Herzen?" "Gebrochen war es noch bis vor kurzem, doch erfreut es sich nun an der Freude von Freunden und Verwandten." "Und Eure Liebe?" Fragte er und rutschte ebenso ein Stück näher an sie heran. "Erfreutet Ihr Euch bei unserem zweiten Treffen nicht einer Liebe und schwärmtet davon?" Und Iëll erinnerte sich wie sie Éomer von dem Mann erzählt hatte mit dem sie hatte alt werden wollte. Sie hatte vergessen wie glücklich sie gewesen war als sie davon gesprochen hatte und jetzt war dieses Gefühl verschwunden- und dieser Mann auch. "Dieser Mann ist aus meinem Leben getreten," antwortete sie, "denn seine Liebe zu mir verwechselte er mit freundschaftlicher Zuneigung und ich klammerte mich durch ihn an meine erste Liebe; die jedoch schon lange vergangen ist." Und sie blickte in traurig an, so als ob sie von sich und allen anderen enttäuscht worden wäre und Éomer legte seinen Arm um sie. "Lang, lang scheint es mir her das ich Euch in Rohan traf und ihr mir ein Messer an die Kehle hieltet, weil ich Euch beleidigte; das Ihr mich im Schwertkampf herausgefordert habt, weil ich Euch beleidigte und siegtet obwohl eure Kraft im Arm nicht da war. Und ich hätte Euch bereits in der Ebene, als ich Euren Blick im Rücken spürte, am liebsten mit mir genommen. Denn als ich Euch fragte an was Ihr denkt, hatte ich gehofft das Ihr ebenso an mich denkt wie ich an Euch. Doch als Ihr in der Klamm mein Leben rettetet saht Ihr mich stolz an, Euer Blick hätte selbst die Feuer Mordors zu Eis erstarren lassen können, so kalt und verachtend saht Ihr auf mich herab. Ihr habt Euch diesen Moment der Verachtung mir gegenüber nicht anmerken lassen, aber ich erkannte das ein Mann wie ich einer Frau wie Euch nie etwas bieten könnte. Denn Ihr wolltet keinerlei Reichtum oder Macht. Ihr habt für Euer Überleben gekämpft und dafür das andere auch leben, keine Angst, keine Scheu, kein Unwille war an Euch zu spüren. Nur Stolz und Tapferkeit konnte man in Eurem Blick erkenne, und jetzt Frage ich: Wo ist diese Frau aus Rohan, dessen durchdringenden Blick ich immer noch im Körper spüre und die meinetwegen eine Narbe davontrug?" Fragte er und sie lachte und lehnte sich an seine Schulter. Sie hatte bisher nicht gemerkt das er solche Gefühle für sie hatte, hatte es nicht einmal gespürt! Aber weswegen nicht? War sie zu arrogant gewesen um auf die Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse anderer zu achten und hatte nur ihre eigenen eigensinnigen Ziele im Blick? Es musste so gewesen sein, denn sonst hätte sie es spätestens in der Klamm bemerkt- und nun schämte sie sich dafür das sie in seiner Gegenwart immer nur von ihrer Liebe zu einem anderem gesprochen oder ihrer Liebe zu Kampf und Krieg geredet hatte die ihr beides nichts als Unglück gebracht hatten und ohne das sie doch nicht Leben konnte; zumindest hatte sie das glaubte. Und nun wusste sie genau was sie sagen musste. "Diese Frau ist zerbrochen," sagte sie und schmiegte sich an ihn, "und starb auf den Feldern des Palennor." Und sie ergriff seine Hand, lächelte ihn an und sagte: "Doch vielleicht könnt ihr die neue Frau lieben die sie geworden ist, die die Euch nun gegenübersitzt, die Rüstung abgelegt hat und sie nie wieder tragen will." Und er küsste sie. Anmerkung der Autorin: Wem das eben gelesene Kapitel nicht gefällt, der braucht das letzte erst gar nicht anzufangen! Das gefällt ihm dann nämlich erst recht nicht! Für alle anderen: viel Freude. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)