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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

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Polterabend - 1

Eikskild sah mich noch immer dementsprechend nachdrücklich an, er wartete tatsächlich auf die alles erklärende Antwort von mir...die ihm meine Entscheidung mitteilen sollte.
 

Ich seufzte tief und wollte gerade ansetzen, als es plötzlich ein, zweimal kräftig gegen unsere Zimmertüre hämmerte.
 

„Hmmm..hallo...Onkel?
 

Hallo bist du da...?“
 

Ich sah, wie Eikskild unwillkürlich erschrocken in sich zusammen fuhr und den Blick fast sofort zur Türe richtete…während ich seinem Blick ebenso verwirrt und nicht minder überrascht folgte. Denn ich ahnte in etwa, WER da vor unserer Zimmertüre stand.
 

„Das sein wieder mal typisch...immer dann, wenn man sie am wenigsten brauchen können!“ Konnte ich den Trapper leise und alles andere als begeistert vor sich hin brummen hören.
 

„JA..natürlich, wo sollen ich deine Meinung nach sonst sein?“
 

Polterte der Trapper fast sofort danach ansatzlos in Richtung der geschlossenen Türe los, wobei er zeitgleich Anstalten machte hinzugehen, um sie dann für meinen Geschmack ein wenig zu schwungvoll zu öffnen.
 

Eikskild riss sie förmlich auf und herein stolperte halb erwartet, der Älteste seiner beiden Neffen...es war kein anderer als Fili, der Hellblonde mit den stahlblauen Augen...der allerdings ein wenig zerknittert drein schaute.
 

Den stürmischen Empfang hatte er dann wohl doch nicht ganz erwartet. Eikslid wirkte dazu nicht eben erfreut.
 

„Was wollen du hier, ich sein beschäftigt?!“
 

Bekräftigte der Trapper seine nachdrückliche Ansage an seinen Neffen umgehend und zwar mit dem entsprechenden Unterton in der Stimme, der man seinen darin mitschwingenden Unmut deutlich anhören konnte.
 

Über Filis Gesicht zog sich daraufhin ein spontanes, breites Grinsen mit dem unübersehbaren Hauch von leicht provokanter Herausforderung.
 

„Ach tatsächlich...womit denn, wenn man fragen darf?“
 

Erfolgte die prompte ehrlich überraschte, aber auch leicht sarkastische Nachfrage, seitens des um einige Jahre jüngeren Mannes.
 

„Nein, das dürfen du nicht Neffe, denn das gehen dich nichts an! Also was wollen du hier Fili?“
 

Blaffte Eikskild ihm abermals nicht eben begeistert und daher dementsprechend kurz angebunden entgegen.
 

„Das ist ja eine wirklich umwerfend freundliche Begrüßung Onkel. Eigentlich wollte ich dich darum bitten, Kili und mir ein wenig Gesellschaft zu leisten.
 

Ich meine, bis heute Abend ist noch massig Zeit und wir haben uns alle so lange nicht gesehen. Kili und ich fänden es daher schön, die Familie etwas näher zusammen zu bringen. Außerdem wollen dich die beiden Kinder gerne besser kennen lernen...und ehrlich gesagt sind Thalia und Siri auch ziemlich neugierig, was deine Person anbelangt.“
 

Konnte ich den jungen Mann ernsthaft bemüht um diplomatische Gelassenheit in Eikskild s Richtung argumentieren hören und befand angesichts dessen kurzerhand, dass das einen ausgezeichneten Vorschlag darstellte, den alten „Brummbären“ mal aus seiner Höhle zu lozen und mir damit zeitgleich etwas Luft zu verschaffen, die ich ehrlich gesagt ziemlich nötig hatte.
 

Aber so was von!
 

„Das ist finde ich eine ganz hervorragende Idee Fili..nimm ihn am Besten gleich mit, ich glaube nämlich, dass ihm das sehr gut tun wird. Davon bin ich überzeugt!“
 

Schaltete ich mich zwar unangesprochen, aber nicht weniger entschlossen ein, um den nett gemeinten Vorschlag des jungen Mannes zu bekräftigen, denn er hatte völlig Recht und wenn der ach so eigenbrödlerische Kerl von einem Trapper jetzt etwas nötig hatte, dann eines und zwar die so lange vermisste Gesellschaft seiner Liebsten...kurz gesagt die seiner Familie!
 

Ich gönnte es ihm von ganzem Herzen und war fest davon überzeugt, dass es ihm und seiner wunden Seele gewiss nicht schaden könnte...etwas Fürsorge und Liebe derjenigen Menschen, die ihm emotional am Nächsten waren, würden ihm nur gut tun.
 

Aus diesem Grund hatte ich es gewagt, mich in etwas einzumischen, das mich an sich ja gar nichts anging. Doch „mein Kerl“ reagierte ohnehin wie erwartet und geradezu bildhaft wie aus dem „Bilderbuch“ entstiegen.
 

Eikskild sah entgeistert von mir zu ihm und wieder zurück, er wirkte ehrlich verblüfft, angesichts meines spontanen Kommentars an seinen ältesten Neffen.
 

„Ah ja..und was machen du solange in der Zwischenzeit?“ Konnte ich ihn daraufhin fast sofort entsprechend eindrücklich nachhaken hören, wobei er ziemlich unentspannt wirkte.
 

„Oh ich bleibe so lange hier und kümmere mich besser mal um meinen Hund, der muss nämlich dringend raus an die frische Luft und ich auch. Nun ja und was unser beider Garderobe für heute Abend betrifft mein lieber Eikskild, so sollte sich ja auch noch irgend jemand um die kümmern, oder etwa nicht?“
 

Antwortete ich ihm liebevoll aber mit dem nötigen Nachdruck, der ihm aufzeigen sollte, was ich für ihn im Augenblick das Beste hielt und das war eindeutig die Gesellschaft seiner so lange vermissten Familie.
 

Ich sah ihn daraufhin etwas resigniert mit den breiten Schultern zucken, ehe er seinem Neffen und mir antwortete.
 

„Na schön, ihr beiden haben mich überredet. Ich werden wohl besser mitkommen Fili, auch wenn ich glauben, dass ich im Augenblick keine so besonders gute Gesellschaft abgeben werden.“
 

„Ach das glaube ich nicht Tho...ähhh Onkel….du wirst sehen, es wird schön werden...alle freuen sich so sehr auf dich.“
 

Das Gesicht das Eikskild zog, als Fili ihm das antwortete, sprach lebhaft Bände. Doch er verlor keine weitere Silbe mehr und ließ es schließlich mit stoischer Mine über sich ergehen.
 

Knappe zwei Minuten später waren beide Männer fort und ich heilfroh dieser brenzligen Situation gerade nochmal so entronnen zu sein. Denn „tacheles“ reden, bezüglich meiner Absichten, die das brisante Thema, „ob ich denn bei ihm zu bleiben würde oder nicht“ betrafen, wollte ich zwar schon, aber doch nicht gerade jetzt.
 

Ein anderes Mal genügte mir das dann immer noch, denn meiner Meinung nach hatte das wirklich noch etwas Zeit.
 

Wenigstens bis morgen!
 

Kaum war er gegangen, stand Keira, die sich mit dem Fremden an der Türe vorsorglich in eine der Ecken verkrümelt hatte schon vor mir, ehe ich auch nur im Ansatz nach der Leine hätte greifen können.
 

Mein Hund besaß den siebten Sinn...wirklich, das meinte ich ganz im Ernst. Sie wusste, dass wir jetzt gleich „Gassi“ gehen würden und zwar immer mindestens zwei Minuten vor mir...immer!
 

Noch ehe ich den Gedanken daran richtig gefasst hatte, stand sie zumeist mit der Leine im Maul, sachte mit dem Schwanz wedelnd vor mir und mir wurde spätestens in dem Moment klar, dass ich genau daran jetzt im eigentlichen Sinne gedacht hatte.
 

Das fand ich bisweilen etwas unheimlich...aber gut, mein Hund war ja nicht dumm. Ich meine, vielleicht sendete ich auch irgendwelche entsprechenden „Botenstoffe“ aus, die ihr mein Vorhaben unbewusst signalisierten und sie konnte so am Ende riechen, was ich vor hatte?
 

Wer wusste das alles schon so genau?
 

Niemand..ich selber war mir darüber nämlich in den seltensten Fällen im Klaren, ich merkte es zumeist erst dann, wenn sie wieder einmal mit ihrer Leine im Maul vor mir auftauchte!
 

So auch jetzt.
 

Keira hatte sich ihre Leine längst geschnappt und direkt vor mir Sitz gemacht, wobei sie tatsächlich leicht mit dem Schwanz wedelte. Der kluge Hund beobachtete derweil aufmerksam was ich tat. Und ich hatte demnach mehr oder minder spontan beschlossen, dass JETZT erst einmal Gassi gehen angesagt war.
 

Ich nahm also meine warmen Sachen samt meinem Gewehr von der Garderobe und streichelte ihr kurz zärtlich über das weiche Fell am Kopf und Ohren, bevor ich mich gewissenhaft in die warme Kleidung packte, schon weil es draußen immer noch verdammt kalt und jetzt bereits wieder kurz vor dem dunkel werden war.
 

„Na komm schon mein Mädchen, lass uns verschwinden und etwas Frischluft schnappen, das kann uns beiden sicher nicht schaden.“ Forderte ich sie mit leisem Zungenschnalzen zum Gehen auf.
 

Meine Schäferhündin reagierte sofort mit einem kurzen aber überglücklich freudigen Kläffen, dann war sie wieder still, wie es sich für einen äußerst gut erzogenen Hund gehörte.
 

Knappe fünf Minuten später standen wir gemeinsam auf der Straße, im spät nachmittäglichen Dämmerlicht, das den bevorstehenden Einbruch der Nacht nur um so deutlicher Aufzeigte, da es bereits dunkel zu werden begann.
 

Ich atmete ein paar Mal tief durch und genoss die kalte aber lange nicht mehr so eisige Luft, wie ich sie hier im polaren Winter hatte kennen lernen dürfen. Gewissenhaft legte ich mir das leichte und für mich daher gut geeignete Jagdgewehr schussbereit in den Arm, um streunende Eisbären notfalls mit einem gezielten Warnschuss vor den „Bug“ zu vertrieben, dann packte ich die Leine und forderte Keira auf mir zu folgen.
 

Es war ein ausgedehnter und schön langer, wenn auch verflucht kalter Spaziergang, der wir beide in vollen Zügen genossen. Erst knappe zwei Stunden später konnte ich mich dazu aufraffen, wieder zurück ins Motel zu gehen. Es musste meinem Gefühl nach längst an der Grenze zur Abendessenszeit sein, also sollte ich mich besser sputen, wenn ich halbwegs pünktlich zu diesem rituellen „Hochzeits Spektakel“ erscheinen wollte.
 

Dort angekommen schlich ich mich so unauffällig, wie nur irgend möglich in Eikskilds und mein gemeinsames Zimmer.
 

Im Hotel ging es bereits lebhaft zu...das Brautpaar war der Lautstärke nach ganz eindeutig noch schwer damit beschäftigt, die letzten nötigen Vorkehrungen für den heutigen Polterabend zu treffen und die darauf folgende morgige „hochzeitliche Sitz- und Festordnung“ im kleinen Speisesaal zu organisieren und entsprechend festzulegen.
 

Darauf konnte ich im Moment herzlich gerne verzichten. Ich störte da meiner Ansicht nach ohnehin nur, also verkrümelte ich mich, dankbar von niemandem entdeckt worden zu sein, hastig auf des Trappers und mein Zimmer.
 

Dort stellte ich mit einiger Erleichterung fest, dass ER offenbar noch immer bei seiner Familie weilte. Was ich durchweg als gutes Omen wertete und obendrein überglücklich darüber war, dass mein Vorschlag offenbar doch eine ganz annehmbare Option für ihn gewesen zu sein schien.
 

Außerdem verschaffte es mir wenigstens noch ein paar Minuten kostbarer Privatsphäre, die eine Frau wie ich sicherlich für sich zu nutzen wusste und wenn es sich nur, um die simple Angelegenheit einer einfachen Achselrasur handelte….wobei ich diesen dringlichen Gedanken allerdings auf etwas später und definitiv für unter die Dusche verschob.
 

Also versorgte ich zunächst erst einmal meinen Hund, indem ich ihr zu fressen und zu saufen gab, erst dann kümmerte ich mich um mich selbst.
 

Ich überprüfte die Abendgarderobe des Trappers und meine eigene für heute und auch morgen gewissenhaft auf deren Vollständigkeit und stellte bei der Gelegenheit fest, dass ich mangels passenden Schuhwerks zweimal die gleichen Schuhe würde tragen müssen.
 

Ich hatte auf diese Expedition in den polaren Winter leider nichts passenderes, als mein einziges Lieblings Paar, der nahezu absatzlosen, schwarzen Glanzleder Ballerina Schuhe mitgenommen. Schlichtes aber dennoch schönes Schuhwerk, das zudem mit einem dezenten quer über den Fußrist verlaufenden Schmuck Accessoire einer schmalen Samtborte versehen war und zugleich in einer zierlichen aber ungleich kunstvoll verzierten Silberschnalle an der Außenseite des Schuhs mündeten.
 

Alles in allem annehmbar, aber leider nicht wirklich zu meiner übrigen deutlich edler ausfallenden Abendgarderobe passend. Nun ja egal, die würden es trotzdem tun müssen, ansonsten war ich gezwungen Barfuß zu laufen und das war so ziemlich die letzte, aller mir verbleibenden Optionen, die ich dafür in Betracht ziehen wollte.
 

In diesem Fall war ich gedanklich schwer damit beschäftigt, den weiteren Ablauf dieses Abends zu planen, vor allem was das „hübsch“ machen für die heutige Party im engsten Familien und Freundeskreis anbelangte, die dem Brautpaar alles Glück dieser Erde wünschte.
 

Denn eigentlich sollte nur das alte Geschirr an diesem Abend zerbrechen und je mehr um so besser, denn es prophezeite dem Paar doch, dass diese Ehe dafür ewig halten würde. Ich wünschte es ihnen so sehr und das wirklich aus tiefstem Herzen, denn ich fand dass sie ein schönes Paar abgaben.
 

Aber ich hatte zunächst meine eigenen Probleme, die es zu lösen galt. Irgendwie wusste ich nämlich nicht so recht, wie ich das mit dem entsprechend aufwendigen „Styling“ für diesen Abend bewerkstelligen sollte, vor allem wenn ER anwesend war.
 

An sich fand ich ungebetene „Zaungäste“ bei solchen Angelegenheiten alles andere als erbaulich...und der Trapper würde mir vermutlich ständig auf die Nerven gehen. Sagen wir mal so….ich ahnte es bereits, obschon er bisher noch nicht einmal von seiner kleinen Besuchstour im Kreise der Familie zurück gekehrt war.
 

Aber ich hatte ohnehin keine andere Wahl. Es sei denn, ich war mit dem Duschen schnell genug und fertig, bevor er zurück war. Dann...ja dann hatte ich das Bad tatsächlich ganz für mich allein.
 

Nun gut, also DAS ließ ich mir nicht zweimal sagen...und so dauerte es nicht lange bis ich etwas mehr als 20 Minuten später frisch geduscht in den Hauch eines Stoffes meines neuen Kleides gewandet und mit noch feuchten Haaren in diesem Miniaturbad stand und gerade im begriff war mir selbige trocken zu föhnen….
 

...als ich von draußen auf dem Flur ganz plötzlich merkwürdige laute Geräusche vernahm, die sich ganz eindeutig nach Gesang anhörten und zwar entsprechend lautstarkem.
 

Ahhmm ja also, wer immer da auch den Flur herunter getrampelt kam, näherte sich inbrünstig und damit aus vollster Kehle vor sich hin singend…
 

.....was ähhhhh singend?
 

Ich konnte kaum fassen, was ich da gerade vernahm?!
 

Denn es handelte sich nämlich ganz eindeutig um den tiefen Bass eines Mannes...einer, der an sich sogar eine recht gute Stimme zu haben schien. Aber dennoch seltsam schief und eindeutig so daneben klag, dass mir umgehend klar wurde weshalb, das so war?!
 

Wow, also DER da, wer immer es auch sein mochte, war so ziemlich ALLES aber sicherlich nicht mehr ganz nüchtern.
 

Der halb besoffene Kerl, der da draußen sein Liedchen zum Besten gab und so gutgelaunt in die friedliche Stille des Flurs hinein schmetterte, war wohl vermutlich auf der Suche nach seinem Zimmer.
 

UPPSS….ich war drauf und dran breit zu grinsen, denn ER klang schon sehr lustig. Allerdings blieb es mir wie direkt ins Gesicht gemeißelt stehen, als ich bemerkte, dass die Stimme wie es der Zufall wollte just und damit ganz genau vor MEINER Türe anhielt….und zwar ohne wenigstens die Tonlage etwas zu dämpfen.
 

« OH SHIT...verdammter Mist, bitte...bitte nicht!
 

FUCK...bitte tu mir das jetzt nicht an!
 

Nicht DU...oder...oder doch?!»
 

Fuhr es mir noch kurz durch den Kopf, als ob ich es bereits ahnte, denn da stand tatsächlich jemand vor unserer Türe und trällerte weiterhin lautstark so etwas vor sich hin, das wohl annähernd eine Melodie sein sollte, aber wenn dann war es eine, die ich nicht kannte.
 

Verblüfft, mit entsprechend ungutem Magengrummeln in der Vorahnung ging ich hin und öffnete sie einen Spalt bereit...und herein stolperte sogleich prompt kein anderer, als mein momentaner Mitbewohner und zwar allein und dazu alles andere, aber gewiss nicht mehr nüchtern!
 

„Gamut manun men gajamu...liebste Lyria. Haben du mich etwa vermisst? Uhh...wenigstens eine klein wenig? Du sehen da sein ich wieder, du haben mich zurück, unversehrt und an eine Stück. Du stellen dir vor, mein Familie haben mich nicht gefressen?!“
 

Hörte ich ihn mich daraufhin mit einem anschließenden lauthals dröhnenden Lachen und ungewohnt gutgelaunt begrüßen. Ich war gelinde ausgedrückt baff...also damit hatte ich nun am Allerwenigsten gerechnet.
 

Ja der gute Eikskild klang fast schon überschwänglich..etwas, das ich von diesem Mann normalerweise nicht gewohnt war.
 

Woha und da kam es auch schon….ich roch es noch im selben Moment, als er im Begriff war, sich leicht schwankend an mir vorbei ins Zimmer hinein drücken zu wollen. Ihm dies aber mittels leichter Gleichgewichtsprobleme mehr recht als schlecht gelang und zu allem Überfluss nicht, ohne die verlorene Haltung wieder zu gewinnen, indem er sich kurzerhand an mir fest hielt.
 

Kaum an mir vorbei und in unserer gemeinsamen Wohnstätte angelangt, nahm ich ihn mir entsprechend unentspannt zur Brust.
 

„Du hast getrunken…Eikskild und das jetzt schon, noch bevor es richtig los geht. Na wunderbar, ich bin begeistert!“
 

Grollte ich ihn daher nicht gerade freundlich an, woraufhin ich einen unschuldig verblüfften Blick und einen versuchsweisen Ansatz eines Schulterzuckens erntete, der mich nur noch mehr aufregte, was bedeutete, dass ich erst richtig in Rage geriet und meinem Unmut so richtig Luft machen musste, indem ich zumindest verbal, ungebremst weiter in die selbe Kerbe schlug.
 

„Ohh...iiiihhhgitttttt...puhhh Mann, du stinkst ja wie ein ganzer Schnapsladen!
 

Meine Güte, wie viel von dem Teufelszeug haben die beiden idiotischen Kerle dir da bloß eingeflößt, die sich deine Neffen schimpfen? Etwa die halbe Bar in diesem verdammten Motel?
 

Von wegen "zum betrunkenen Eisbären"...betrunkener "Eikskild" trifft es da im Moment wohl deutlich besser, oder wie darf ich das jetzt verstehen Herr Trapper?"
 

Fuhr diese Erkenntnis demnach ebenfalls wenig erfreut und vor allen Dingen erwartungsgemäß streng aus mir heraus, als ich sah, in welch desolatem Zustand ihn mir Fili wieder vor die Türe gestellt hatte.
 

Na prima...also SO hatte ich mir dieses Familientreffen aber gewiss NICHT vorgestellt. Nun gut, Eikskild war zwar nicht gänzlich betrunken oh nein...aber nüchtern war der Mann gewiss auch nicht mehr.
 

Und so durfte ich gleich darauf zu meiner größten Verwunderung eine ganz andere und bis dahin noch völlig unbekannte Seite von meinem rauen „Nordmann“ kennen lernen. Ich sah ihn nämlich grinsen...breit und entsprechend des Zustands dem Mann da mehr oder minder unfreiwillig erlegen war, auch leicht anzüglich.
 

Ich sah zum ersten Mal, inwiefern das dunkle leuchtende Blau seiner Augen einen merkwürdig einnehmend faszinativen Glanz annahmen, gegen den jeder noch so scharfe Schlafzimmerblick eines möchte gern Machos …..nicht den Hauch einer Chance aufweisen konnte.
 

ER legte da nämlich noch ganz andere Briketts auf...na olala…aber hallo, da musste ich mich aber schwer in Acht nehmen, sonst würde ich mich vermutlich ungleich schneller in der Horizontale wiederfinden, als mir das lieb sein konnte.
 

Denn genau so schätzte ich ihn in dem Moment ein und das vermutlich zurecht.
 

„Ohh nun kommen schon Lyria, du nicht böse auf mich sein?!
 

Ich...ich haben es erst gar nicht gewollt, aber sie haben mich dazu überreden und sie haben sagen, wenn man trinken, dann lösen sich die Zungen von selber und man können besser miteinander sprechen.“
 

Indem merkte ich wie, er einen raschen Schritt auf mich zumachte, um mich im Anschluss daran an den Händen zu fassen und schwungvoll einmal im Kreis herumwirbeln ließ und mich galant wieder auffing, noch ehe ich ganz begriffen hatte, was hier im eigentlichen Sinne vor sich ging.
 

Ich landete demnach ebenso schwungvoll in seinen Armen, wo mich das so seltsam einnehmende Grinsen des attraktiven nordischen Mannes erwartete und mir augenblicklich weiche Knie verschaffte und ich den schwachen, aber dennoch leicht anzüglich vertraulichen Klaps auf meinem Po, nur zu deutlich zu spüren bekam.
 

Oh wow...voll der Wahnsinn...also das hatte ich nun ganz sicher nicht erwartet. Ich meine schon gar nicht von ihm?!
 

Den Mann den ich liebte so wenig kontrolliert und enthemmt zu erleben, also das Vergnügen hatte ich bisher nur ein einziges Mal gehabt und auch da waren wir beide nicht mehr ganz nüchtern gewesen und ich wusste, wohin es uns beinahe geführt hatte.
 

Denn spätestens in dem Augenblick bekam ich hautnah zu spüren...wohin es uns beide führen KÖNNTE….wenn ich es denn zulassen würde.
 

„Jahaaaa mein Lieber, ich fürchte, dass sich da bei dir nicht nur die Zunge sondern auch noch was ganz anderes gelöst haben dürfte Herr Eikskild. Na..na komm schon lass mich los, das..das schickt sich nicht.
 

Schon gar nicht, für einen solchen Mann wie dich Herr Trapper.
 

Mutig, stark...und so...so..ähhhh...grundanständig?!
 

Bitte Eikskild...ich...ich liebe dich, aber...da..das geht jetzt nicht und du weißt das im Grunde so gut wie ich.
 

Wirklich ich meine es ernst, glaub mir doch, sie warten auf uns und zwar alle. Wir können sie nicht versetzen. Verdammt, du bist sein Trauzeuge und damit heute Abend Yokkys Ehrengast. Es ist ohnehin schon recht spät. Das Fest beginnt gleich und du bist noch nicht einmal annähernd fertig angezogen.
 

Wie willst du das denn bitte schön schaffen?
 

Mir fehlt im Übrigen auch noch die passende Frisur für den heutigen Abend...also komm schon, lass mich los bitte..ich..ich…!?“
 

Stotterte ich somit entsprechend verzweifelt drauf los, als ich eine seiner Hände nur all zu vertraulich auf meiner Hüfte, die andere aber ganz woanders auf dem leichten Stoff des hübschen hellblauen Kleides zu spüren bekam und zwar dort, wo sie ganz bestimmt nichts zu suchen, hatte jedenfalls nicht im Moment.
 

Ich wusste, dass dies der denkbar ungünstigste Augenblick war….erstens hatte er getrunken und das mochte ich ohnehin nicht sonderlich gerne, schon gar nicht, wenn ER solch ehrgeizige Ambitionen in Bezug auf mich an den Tag legte wie die, die ich da just in der selben Sekunde von ihm zu spüren bekam.
 

Also musste ich mir etwas einfallen lassen, ihn mir möglichst behutsam aber doch mit Bestimmtheit vom Hals zu schaffen….denn JETZT war das, was er von mir haben wollte, auf keinen Fall möglich...auf gar keinen!
 

Betrunken würde ich ihn nie ran lassen...niemals, das hatte ich mir geschworen. Ich hatte diese Erfahrung einmal gemacht und in meiner Jugend Sex mit einem betrunkenen Kerl gehabt. Gott bewahre, es war trotz aller emotionalen Bindungen an den jungen Mann ungelogen der denkbar Schlechteste gewesen, den ich jemals gehabt habe.
 

Also wenn, dann wollte ich IHN schon so haben, dass wir beide etwas davon hatten...und zwar gleichberechtigt und bei vollem und vor allen Dingen klarem Verstand.
 

Ich sah noch als ich Eikskild das sagte, den enttäuschten Ausdruck in seinem Gesicht, doch er ließ auf der Stelle los, denn er hatte trotz seiner „momentanen geistigen Beeinträchtigung“ verstanden, dass dies jetzt wirklich nicht gerade der günstigste oder richtige Augenblick für so „gewisse Dinge“ war, die er oder ich damit wohl oder übel auf später vertagen mussten.
 

„Hmmm du haben ja recht...verdammt ich...ich wissen es ja selber...aber ich können kaum noch klar denken, wenn du mit mir zusammen sein.
 

Verstehen du mich denn nicht?
 

Ich...ich lieben dich Lyria“…
 

...“das weiß ich ja, ich liebe dich doch auch, du nordischer Dickkopf von einem Trapper. Aber trotzdem müssen wir jetzt vernünftig sein...also lass uns gehen!“
 

Unterbrach ich ihn leise. wobei ich ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen drückte, ihn dabei jedoch mit sanftem Nachdruck von mir löste und anschließend entsprechend energisch in Richtung Badezimmer schob.
 

„Aber vorher musst du wirklich noch dringend duschen Eikskild...meine Güte, du stinkst nämlich wie ein ganzer Schnapsladen. Also mach schon. Wenn du fertig bist, wirst du zudem deine gute Hose und das blaue Hemd anziehen, das ich für dich mitgebracht habe...den Anzug kannst du erst morgen an der Trauung tragen.
 

Soweit alles klar?“
 

Hakte ich entsprechend eindringlich nach, nachdem ich ihn quasi an der kaum vorhandenen „Türe“ abgestellt hatte und mich schon zurück ziehen wollte.
 

„Ja..ich haben dich sehr gut verstanden, ich haben lediglich etwas getrunken, nicht meinen Verstand verloren. Du können mir vertrauen...ich wissen was ich zu tun haben!“
 

Mit diesen Worten drehte er sich ein letztes Mal halb zu mir herum, dann fühlte ich den leichten Druck seiner kratzig bärtigen Lippen auf meiner Wange, mit dem er mir nochmals seine Zuneigung bekunden wollte, ehe er mit einem leisen aber tiefen Seufzer im Bad verschwand und tatsächlich erst wieder erschien, als er halbwegs ernüchtert und vollständig in der für ihn bereit gelegten Abendgarderobe angezogen auf der Bildfläche erschien.
 

Ich hatte indessen ebenfalls Zeit gefunden, mich selbst entsprechend dem Anlass des heutigen Abends „auf zu brezeln“ und mir meinen derzeit bis in den Nacken nachgewachsenen rötlichen Haarschopf mit ein paar der mit weißem Strass-Steinen besetzen Glitzernadeln zu drapieren, die ich hier im Laden erstanden und zu einer eleganten Hochsteckfrisur arrangiert hatte.
 

Sie war aufgrund der Kürze meiner Haare denkbar fragil und noch instabiler...sah aber selbst für meine eigenen Begriffe wirklich sehr schön aus, auch wenn ich eine Unmenge an Haarspray dafür verbraucht hatte, um das filigrane Kunstwerk an Ort und Stelle zu fixieren.
 

Dezent, aber doch weiblich geschminkt und so hübsch hergerichtet wie in der kürze der Zeit nur irgend möglich, wartete ich unruhig und mit entsprechend verknoteten Fingern und extra weichen Knien darauf was er sagte, wenn er gleich aus dem Bad kommen und mich SO sehen würde.
 

Hastig versuchte ich den feinen Stoff mit schweißnassen Händen glatt zu streichen...ein sinnloses Unterfangen, also ließ ich es schließlich sein, wusste aber nicht so recht, wohin mit meinen Händen.
 

Also versuchte ich mich an dem kleinen Handtäschchen fest zu klammern, das ich zu den beiden Kleidern erstanden hatte. Nur einen Moment später als ich mich übernervös und mit zitternden Knien in entsprechende Pose gebracht hatte, öffnete sich die Türe…
 

„So ich denken ich sein soweit...wollen du sehen...was..ich….?“
 

Im selben Augenblick als der das sagte und zugleich aus der Türe heraus trat, hob sich sein Blick und fiel auf mich.
 

Eikskild klappte im wahrsten Sinne des Wortes, die Kinnlade herunter...und zwar augenblicklich.
 

Ich sah es und konnte meine Hände nicht still halten mit einer entsprechend verlegenen Geste, strichen sie eine meiner im Moment nicht vorhandenen Strähnen zurück hinter mein Ohr.
 

Eine gänzlich überflüssige, wie dumme Geste, bei der ich mich just ertappte…und mich heftig räuspern musste.
 

Aber ER....er sah mich an.
 

Ich weiß nicht wie...aber So hatte mich zuvor noch nie einer angesehen, wie Eikskild!
 

So sprachlos, wie in diesem Augenblick hatte ich den Mann noch nie zuvor erlebt. Ich hörte wie er sich kurz räusperte, ehe er etwas sagen konnte.
 

„Du..du sehen sehr schön aus Lyria…wirklich...wunderschön!“
 

Mehr brachte er nicht heraus und selbst dabei klang seine Stimme merkwürdig belegt.
 

„Ich...oh danke sehr...du aber auch! Na aber hallo, wer ist dieser ungemein gutaussehende Mann?
 

Sagen Sie kennen wir uns?“
 

Antwortete ich ihm mit meinem charmantesten Lächeln, wobei ich die peinliche Situation zwischen uns beiden so galant wie nur irgend möglich umschiffen wollte.
 

Denn ich hatte eines nicht bedacht und das war die deutlich unterschätzte Wirkung, die ER auf mich erzielte, die vermutlich ebenso ungeplant und ungewollt erfolgte aber dennoch nicht länger zu verleugnen war.
 

Nachdem er frisch geduscht und in seiner deutlich respektableren Abendgarderobe aufgetaucht war, stockte auch mir kurzzeitig der Atem.
 

Das schöne dunkelblaue Hemd, das er am Mitwinterabend schon einmal getragen hatte und dazu die schwarze Hose aus dem feinem wollenen Tuchstoff, der er mit dem breiten dunkelbraunen Ledergürtel mit der extravaganten Silberschnalle das gewisse Etwas verliehen hatte.
 

Genau die, versetzte mich in erneutes Staunen. Ich hatte fast vergessen wie ungemein gut ihm diese Farbe zu Gesicht stand. Das intensive Königsblau wirkte geradezu umwerfend harmonisch zu seinen Augen. Dazu kam dann ja noch, das dichte etwa schulterlange schwarze Haar mit den auffälligen Silbersträhnen, das er eher nachlässig im Nacken zusammen gefasst hatte...all das machte mir augenblicklich weiche Knie.
 

Ich hatte fast vergessen, was für ungemein attraktive Merkmale für ihn sprachen und dass ich mir was das anbelangte durchaus einen ganz ansehnlichen Kerl angelacht hatte.
 

Ich hatte nicht gelogen, als ich ihn gefragt hatte ob wir uns kennen? Denn ich hätte ihn in diesem auffallend edlen Aufzug ehrlich gesagt beinahe nicht mehr wieder erkannt und das durchaus im positiven Sinne gesehen.
 

Durchaus im positiven Sinne…
 

Indem sah er mir leicht zweifelnd entgegen.
 

„Was haben du? Sein alles in Ordnung mit dir?“
 

Erfolgte die denkbar verwirrte Anfrage seitens des Trappers, der offenbar nicht so recht verstand, was jetzt in mich gefahren war.
 

Ich hingegen straffte mich rasch.
 

„Ähhh ja..ja natürlich alles okay, es war nichts. Ich habe nur kurz über etwas nachgedacht. Und nun was ist nun mit uns beiden? Nachdem wir uns so hübsch in Schale geworfen haben, wird es wohl höchste Zeit das Brautpaar zu beehren, nehme ich an.
 

Kommst du?“
 

Er nickte kurz, wobei sich ein überraschend entspanntes Lächeln über seine markanten Züge legte.
 

„Lass uns gehen, das wird sicher ein sehr schöner Abend werden.“
 

Hörte ich ihn mir eien Moment später antworten.
 

» Hmmm...davon bin ich überzeugt! «
 

Doch das sagte ich ihm nicht, das...ja das, dachte ich genau in diesem Augenblick, den ich wohl niemals wieder vergessen würde!
 

Ich nahm den Mann, den ich liebte sachte an der Hand und forderte ihn mit einem aufmunternden Lächeln auf mir zu folgen...ja dies würde gewiss ein sehr schöner Abend werden und wer weiß, vielleicht eine noch viel bessere Nacht?!



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