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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

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allerlei merkwürdig(e) phantastische Geständnisse

Am Motel angekommen stellte ich mit wenig Überraschung fest, dass ich hier tatsächlich schon einmal bei meiner Ankunft auf Svalbard für die Dauer von zwei Nächten abgestiegen war, ehe mich die beiden einheimischen Männer mit dem Helikopter nach Barentsøya zu Eikskild geflogen hatten.
 

Es war nett und sehr heimelig im typischen skandinavischen Stil mit viel hellem Nadelholz und in schlichten Nuancierungen von verschiedenen Rottönen eingerichtet...an die Besitzerin konnte ich mich noch so vage erinnern...eine junge Frau von knapp unter dreißig Jahren mit langem blondem Rastalook und sehr..sehr ökologischer Einstellung zum Leben.
 

Lalê Valdredsdøtter hieß sie und dem Namen nach zu urteilen offenbar Schwedin, die es wohl mehr oder minder zufällig hier her nach Longyearbyen geweht hatte. Vermutlich eines Mannes wegen...von dem allerdings zumindest im Augenblick keine Spur zu sehen war.
 

Die zu erledigenden Formalitäten fielen zu meiner grenzenlosen Erleichterung ungewohnt kurz aus...ich musste noch einmal ein einseitiges Formular bestehend aus überwiegend norwegischen Hyroglyphen ausfüllen mit dem ich ihr meine Identität, samt der unvermeidlichen Vorlage meines Reisepasses bestätigte und dass ich obendrein lequide also «flüssig» war.
 

Jedenfalls was meinen momentanen Kontostand betraf, dann händigte sie mir mit einem gewinnenden Lächeln...und dem freundlichen Hinweis auf keine «unangekündigten» Männerbesuche in ihrem Hotel die zugehörigen Schlüssel aus...bei dem es sich oh Wunder und wie es der Zufall wollte, tatsächlich um ein kleines gemütliches Dopelzimmer mit zusätzlicher recht geräumiger Schlafcouch für den üblichen Familienzuwachs handelte...wie ich wenig später bei der ersten Sichtung des Etablissements ernüchtert fest stellte.
 

Zunächst aber nagelte sie Yokky und mich am Thresen fest und zwar mit dem üblichen «Begrüßungstrunk» der unter Nordländern an sich völlig normal und somit gängige Praxis war, wenn man sich irgendwo zu einem geselligen «Zusammensein» traf...und so konnten wir ihr erst nach knapp zwei Runden der extra heftigen Rachenputzer entkommen, die sie uns mit Unschuldsmine aufnötigte...wobei sie den Hünen überaus charmant nach dem Tagesgeschehen auszufragen versuchte.
 

«Mein Bester was hat dich denn so unverhofft hier her verschlagen...die Hochzeit ist doch erst in knapp sechs Wochen?»
 

Yokky lächelte kurz...ehe er ihr auf seine für ihn so bezeichnende trockene Art antwortete.
 

«Das stimmt auffallend liebste Lalê, aber leider konnte unser guter Eikskild offenbar nicht mehr so lange warten. Der elende Höllenhund von einem Trapper hat sich mal wieder aufs Übelste zugerichtet...wir mussten ihn somit gezwungenermaßen per Luftfracht ins Hospital schaffen.
 

Ein Rudel hungriger Wölfe, die es auf seine Hunde angesehen hatten sind Schuld daran. Leider war der gute Eikskild dazwischen..bis die Biester nämlich gemerkt hatten, dass Trapper dummerweise nicht so besonders gut schmeckt, war es schon zu spät. Sie haben ihn zumindest teilweise tanciert wie ein hübsch zurecht geschnittenes Robbensteak...sehr dumm...aber leider Tatsache.
 

Im Augenblick liegt er also noch auf der Intensivstation...die Ärzte konnten ihn gerade noch so wieder zusammen flicken. Man kann ohne zu übertreiben sagen, dass er momentan eher eine frappierende Ähnlichkeit mit einer Patchworkdecke aufweist, denn derer eines getandenen Kerls....aber er wird es wohl überleben denke ich.
 

Ach ehe ich es vergesse...darf ich vorstellen...das ist übrigens Lyria»..
 

..»die leicht exentrische Engländerin, die unbedingt zu ihm auf Barentsøya wollte, um dort zu überwintern?! Ich weiß...wir kennen uns bereits Yokky.» Wurde er mit einem hörbar amüsierten aber auch leicht gefriergetrockneten Lachen unterbrochen, mit dem sie mich aufmerksam musterte, ehe sie unbeirrt fortfuhr.
 

«Willkommen in Longyearbyen....ich hoffe, dass es dir hier gefallen wird...und wie lange willst du bleiben Lyria?» War so der durchaus ehrlich gemeinte aber merklich verhaltene Willkommensgruß an mich, der mir allein schon der Tonlage wegen latentes Unbehagen bereitete, das ich mir beim besten Willen nicht erklären konnte.
 

Ich sah sie daraufhin entsprechend irritiert an, bevor ich in der Lage war ihr darauf zu antworten.
 

«Mindestens solange bis es Eikskild wieder gut geht...ich..ich»....
 

Verwirrt brach ich ab, was hätte ich ihr in dem Zusammenhang auch an weiteren Erklärungen abgeben sollen?!
 

Etwa dass ich ihn liebte...dass ich ihn in dieser beschissenen Situation gewiss alles aber nicht im Stich lassen wollte?
 

Das hörte sich selbst in meinen Augen so lächerlich und so dermaßen bescheuert an, dass ich es kaum glauben konnte...also verstummte ich betreten..ich konnte nicht weitersprechen, selbst wenn ich gewollt hätte.
 

Doch sie begriff die Zusammenhänge offenbar auch ohne, dass ich ihr sagen musste, was ich in Wahrheit für den Trapper empfand.
 

«So ist das also...hat der einsame Wolf nach all den Jahren also doch noch eine gefunden, die für ihn und ihre Liebe kämpfen will? Du musst mir nichts sagen, ich kenne ihn gut.....zu gut...und ich weiß drchaus um seinen überaus gewinnend rauen Charme, dem wir Frauen nur zu gerne verfallen können. Allerdings hatte er bisher keine erhört, die er nur annähernd in seiner Hütte dulden wollte...keine andere...bis auf DICH.
 

Ich war schon ziemlich überrascht als ich von dir bei deinem ersten Aufenthalt erfuhr, dass er es ausgerechnet dir zugestehen wollte...dir der Engländerin...aber so ist es wohl. Du liebst ihn, man sieht es...und ich hoffe für dich, dass er dich nicht entäuschen wird, dass er es wert ist für ihn zu kämpfen. Wünschen wir ihm also, dass er überlebt um den Hoffnungen die du in ihn gesetzt hast gerecht zu werden...ich hoffe es um deinetwillen!» Kam es von ihr mit einem mal merkwürdig distanziert und mit neuerlich hörbar bitterem Unterton in der Stimme aus ihrem Mund gestolpert.
 

Ich sah Lalê abermals verblüfft an, denn der eigenartige Unterton mit dem sie die Worte an mich richtete irritierte mich sichtlich...schon weil ich ihn mir nicht im Ansatz erklären konnte.
 

«Ääähh ja danke...ich..ich...wir werden sehen»...fuhr es mir indessen wenig geistreich und ebenso bruchstückhaft heraus, weil ich in dem Moment nicht recht wusste, was ich zu ihr sagen sollte.
 

Als Yokky und ich etwa fünf Minuten später alleine waren und er mich höflich zuvorkommend auf mein Zimmer begleitete damit ich mich häuslich einrichten konnte..ehe ich zurück ins Hospital kehren wollte, da erfuhr ich von ihm den Grund für ihre eigenartige Reaktion.
 

«Nimm es ihr nicht übel...den kleinen Anflug von Eifersucht. Weißt du, sie war mal sehr in den Trapper verliebt...es ist jetzt schon einige Jahre her, da wollte Lalê ihn mit allen Mitteln für sich gewinnen. Aber Eikskild hat sich damals nicht im Mindesten für sie oder gar für irgend eine andere Frau interessiert...sehr zu ihrem größten Leidwesen. Schon deshalb konnte sie es kaum fassen, dass er es jetzt vor kurzem zugelassen hat...eine Frau zu sich kommen zu lassen und dann noch eine völlig Fremde...und zwar genau genommen DICH.
 

Mittlerweile hat sie es über die Jahre hinweg verwunden, sie ist inzwischen glücklich mit Erik Olesøn verheiratet...aber ihren Worten zufolge nagt es unterschwellig doch noch ziemlich an ihr, von Eikskild verschmäht worden zu sein...nur um sich jetzt an eine wie dich zu verschwenden...eine einfältige fremde Insulanerin. Das ist es was sich vermutlich im Moment in ihrem Inneren abspielt...deshalb verhält sie sich dir gegenüber so merkwürdig.
 

Lalê wird es dich sicher nicht wieder spüren lassen, dazu ist sie zu stolz...dazu liebt sie Erik zu sehr, aber glücklich ist sie darüber Eikskild ausgerechnet an dich verloren zu haben gewiss nicht und dazu kommt noch die in ihren Augen gescheiterte Hoffnung, er möge niemals eine andere Frau wählen, wenn schon nicht sie.
 

Das zu verkraften fällt sicher jeder Frau schwer, die einmal abgelehnt worden ist von dem Mann den sie geliebt hat. Also geh ihr vorerst besser aus dem Weg...wenn ich dir einen guten Rat geben darf...zumindest solange bis sie sich vollständig damit abgefunden hat.»
 

Ich sah ihn verunsichert an...»oh ich..ich verstehe...das tut mir sehr leid für sie...aber ich konnte doch nichts dafür. Ich konnte ja nicht mal ansatzweise ahnen, dass er es MIR gewähren würde....ausgerechnet mir...der ungeschickten Großstädterin, die von alle den Dingen nicht die geringste Vorstellung hatte, was das Leben hier von einem fordern kann?!»
 

Yokky sah mich derweil mit einem gutmütig breiten Grinsen an.
 

«Nun das weiß ICH...und das weiß mittlerweile auch ER. Das genügt würde ich sagen, bis auf die kleine nicht zu unterschätzende Tatsache, dass DU es jetzt auch weißt. Du hast wirklich verdammt schnell dazu gelernt in der kurzen Zeit Mädchen, ich bin sehr stolz auf dich und Eikskild wäre es mit ziemlicher Sicherheit auch wenn er es denn könnte, aber ich fürchte der Mann hat im Augenblick wahrlich genug mit sich selbst zu tun, um wieder der Alte zu werden und auf die Beine zu kommen.
 

Und mach dir um des Himmels Willen keine unnötigen Sorgen um Lalê, die kriegt sich früher oder später schon wieder ein und sie ist im Übrigen ein prima Kumpel. Sie hat mich noch nie im Stich gelassen, du kannst ihr in allem vertrauen...deshalb wollte ich meine Hochzeit auch unbedingt hier in Longyearbyen bei ihr feiern.»
 

Yokky lächelte mich noch einmal freundschaftlich an, als er verstummte.
 

Ich merkte wie ich heftig schlucken musste...
 

...»wie..wie lange wirst du noch bleiben?»
 

Der Riese mit den bernstenfarbenen Augen zuckte kurz seine mächtigen Schultern.
 

«Ich denke meine Aufgabe ist im Augenblick so gut wie erfüllt. Eikskild ist in Sicherheit gebracht. Du bist hier ebenfalls sicher und sogar halbwegs komfortabel untergebracht...also werde ich wieder verschwinden. Ich habe noch einiges zu erledigen vor der Hochzeit, außerdem wartet meine Svetlana auf mich..und was soll ich sagen, meine Braut ist nicht die geduldigste Frau. Ein Rasseweib ganz ohne Frage...slavisches Temperament ohne Ende...aber manchmal auch sehr unerbittlich...und....

eifersüchtig...du verstehst?»
 

Yokky sah mich mit einem entschuldigenden Grinsen an als er mir geantwortet hatte, woraufhin ich ebenfalls herzlich lachen musste.
 

«Ich verstehe...ein «Rasseweib»...so ist das also?! Na dann ist es wohl besser, wenn du sie nicht mehr länger warten lässt, deine Svetlana, ich denke ich komme desweiteren allein klar. Wir sind hier ja nicht am Ende der Welt. Ich habe immerhin ein Dach über dem Kopf...und es gibt hier einiges an Möglichkeiten sich mit Essen und noch so allem was man zum Leben braucht zu verpflegen. Also mach dir keine Sorgen um mich, ich werde die Sache schon schaukeln...und ich gebe dir natürlich sofort Bescheid wenn sich mit Eikskilds Zustand etwas verändern sollte, ganz gleich in welche Richtung auch immer, ich verspreche es dir.»
 

Ich sah ihn daraufhin nur noch breiter grinsen. «Na das möchte ich doch meinen, denn das wäre wohl das Mindeste, was ich von dir an regelmäßigen Informationen erwarten könnte meine liebe Lyria. Lalê verfügt im Übrigen über ein funktionstüchtiges Telefon und meine Nummer.
 

So und jetzt werde ich besser mal gehen...es wird langsam Zeit...»
 

Mit diesen Worten stand er unvermittelt von seinem Stuhl auf in dem er eben noch in meinem kleinen Zimmerchen gesessen hatte und zog mich zu einer kurzen aber herzlichen Umarmung an seine breite Brust.
 

Ich hörte ihn dabei leise flüstern...»wir bleiben in Kontakt und noch etwas, gib gut acht auf dich Mädchen...denk stets an die Eisbären. Heißt im Klartext geh niemals ohne eine Schreckschusswaffe auf die Straße, selbst im Zentrum von Longyearbyen nicht, hast du gehört?! Eikskild könnte mir das nie verzeihen, wenn dir ausgerechnet deswegen etwas geschehen würde.»
 

Indem löste er sich von mir....ich sah ihn mit einem entschlossenen Nicken an, bevor ich ihm mit einigem Nachdruck lebewohl sagte.
 

«Versprochen...ich werde gut auf mich acht geben...und jetzt...geh Yokky!»
 

Etwa eine Stunde später nachdem Eikskilds bester Freund gegangen war und ich mich in meiner vorläufigen Bleibe wenigstens warm geduscht, frisch umgezogen und eine Kleinigkeit gegessen hatte, war ich schon wieder auf dem Weg zurück ins Hospital.
 

Ich war nicht im Ansatz müde, obwohl ich es nach dem ganzen Stress eigentlich sein sollte...aber die ständige Sorge um den Mann den ich liebte, hielt mich wohl ganz automatisch aufrecht auf den Beinen. Ich nahm so nicht einmal mehr am Rande wahr, dass mein Körper längst an seiner Leistungsgrenze angelangt war und bald schon seinen Dienst versagen würde.
 

Im Moment hatte ich schlicht ganz andere Probleme zu lösen, die da Eikskild hießen.
 

Als ich kurz darauf in Hospital zurück gekehrt war, ließ man mich zu meiner grenzenlosen Verwirrung ohne weiteres zu ihm auf die Intensivstation, auf der sie ihn sofort nach der OP «zwischengeparkt» hatten...denn auf eine «normale» Station konnten und wollten sie ihn vorerst noch nicht verlegen, da sein allgemeiner Zustand als zu kritisch zu bewerten war, wie Schwester Luisê es mir freudlicherweise bereitwillig erklärte, als sie mich auf dem Weg zu seinem Zimmer abfing, in das sie ihn derzeit verfrachtet hatten.
 

«Ahh Miss Lyria, sie sind es...warten sie bitte, sie müssen zuerst noch kurz ihre Hände desinfizieren, bevor sie zu ihm rein dürfen. Verzeihung aber so sind die Vorschriften...sie verstehen?!» Hörte ich sie mir freundlich aber bestimmt entgegnen..wobei sie dezent auf den Handspender mit Sterillium deutete, der am Waschbecken hing und auf dieser Station offenbar zum unerlässlichen Interieur zählte.
 

Hastig machte ich also einen Satz zum Waschbecken hin, um die notwendige Prozedur hinter mich zu bringen, ohne die ich sein Zimmer nicht betreten durfte. Als ich das erledigt hatte ließ Luisê mich endlich mit einem aufmunternden Lächeln und dem sachten Hinweis eintreten, sie würde vorsorglich in der Nähe bleiben, nur für den Fall dass ich sie benötigen würde.
 

Ich konnte mir im Moment zwar nicht vorstellen weshalb...aber gut zu wissen, dass es diese Option wenigstens gab.
 

Ich hielt für eine Sekunde lang die Luft an und dann...dann war ich endlich drinnen angelangt...



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