"Eikskild" von Ithildin ("Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)) ================================================================================ Kapitel 53: ...unschöner Zusammenstoß mit Folgen ------------------------------------------------ Das Gesicht des Trappers sprach sichtbare Bände, als ich meine denkbar motivierende Ansage an ihn los gelassen hatte. Ich sah wie seine Gesichtszüge lang und länger wurden. „Du machen mir Spaß Lyria, sollen das etwa eine schlechte Scherz sein?“ Fragte er mich einen Moment später dementsprechend verwirrt. Ich lächelte ihn indessen gewinnend an. „Nun ja nein, eigentlich hatte ich das durchaus ernst gemeint Eikskild. Aber mir wird wohl kaum etwas anderes übrig bleiben als es zu versuchen, wenn du nicht riskieren möchtest, dir eine Infektion oder gar schlimmeres einzuhandeln. Du darfst froh sein, dass der Biss nicht die Hauptarterie getroffen hat, denn dann wärst du vermutlich schon verblutet oder wenigstens nahe dran.“ Entgegnete ich ihm daraufhin mit einem tiefen Seufzen, während ich ihn genau im Auge behielt, um seine Reaktionen darauf abzuschätzen. Doch dem Mann vor mir war es wohl langsam so ziemlich gleich, was ich anstellen würde ihm behilflich zu sein...Hauptsache ich tat überhaupt irgend etwas. Indem hörte ich ihn seinerseits tief und entsprechend geräuschvoll einatmen. „Du haben recht, wir es versuchen werden. Ich wissen auch, dass wir die nächsten drei oder vier Tage nicht nach Longyearbyen kommen können, ich haben es heute Morgen selber hören, als ich mit der Station sprechen. Der aufziehende Schneesturm werden das nicht zulassen, das sein mir schon bewusst, wir uns damit eben allein helfen müssen...werden du das schaffen?“ Sein Blick fixierte mich scharf und durchdringend, als wollte er seinerseits abschätzen wie ich darauf reagieren würde. Ich zuckte jedoch nur kurz mit den Schultern und antwortete ihm anschließend leise...“habe ich eine andere Wahl?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein..ich fürchten nein!“ Das entlockte mir ein schiefes Grinsen. „Siehst du das wusste ich...und hey ich wollte schon immer mal ne schicke Trapper Patchworkdecke nähen. Jetzt fehlt eigentlich nur noch sie dabei möglichst effektiv wieder zu einem Stück zusammen zu setzen.“ Versuchte ich es anschließend auf die humorvolle Art zu entschärfen, doch es rang ihm nicht mehr als ein müdes Lächeln ab. „Du sein ja sehr witzig Lyria...wollen du dein Energie nicht lieber darauf verwenden endlich anzufangen?“ Kam so die prompte Antwort an mich, die mir augenblicklich vor Schreck sämtliche Gesichtszüge entgleisen ließ. „Was gleich?!“ Quiekte ich in etwa wie eine Maus, die soeben der Katze in die Falle gegangen war, ob des Wissens dass ich von solchen Dingen absolut null Ahnung hatte. Entsprechend groß war meine Angst etwas falsch zu machen oder es komplett zu versemmeln. Doch es sollte mir keine andere Wahl bleiben es wenigstens zu versuchen...das wusste ich in dem Moment als er mich ansah. Sein Blick war so durchdringend und streng, dass ich spürte wie mir die Hitze unmittelbar peinlich berührt ins Gesicht schoss und ich knallrot wurde. „Ja sicher worauf wollen du noch warten? Ich wissen, das du das schaffen werden. Ich vertrauen dir.“ War die neuerliche denkbar knappe Antwort von ihm an mich, die mich schließlich tief seufzen ließ. „Na schön, ich werde es dir zuliebe versuchen, aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich das kann...okay?“ Ich sah ihn verzweifelt an, wobei ich kurz verstummte, ehe es mir gelang meine Stimme halbwegs wieder zu finden. „Ich hab schlicht und ergreifend eine scheiß Angst zu versagen...ich..ich habe noch nie so etwas tun müssen...verstehst du? Ich will dir nicht weh tun!“ Flüsterte ich ihm einige Augenblicke tonlos und mit bebenden Lippen entgegen, doch sein Blick war unerbittlich. „Das wissen ich...aber wenn du ruhig bleiben und tun was ich dir sagen, werden du es schaffen. Ich sein mir ganz sicher. Bitte Lyria ich brauchen dich, du sein eine Frau, deine Hände sein in solchen Sachen geschickter als meine...und ich haben sicher mehr als genug damit zu tun mir die Schmerzen zu verbeißen, denn es werden sicher nicht sehr spaßig werden.“ Hörte ich ihn mir schließlich entsprechend eindringlich resigniert antworten und ich wusste, dass er es Ernst meinte. Damit gab es kein Zurück mehr, ich musste es tun, ganz gleich was daraus entstand, ob ich denn versagen würde oder es mir gelang...es lag jetzt allein in meinen Händen. Ich nickte, hörte mich anschließend noch einmal tief einatmen, um ihn dann direkt in die Augen zu blicken. „Okay...dann los. Wo hast du den Erste Hilfe Kasten? Ich meine wenn du hoffentlich so etwas wie das im Haus hast Trapper, sonst wird es mehr als denkbar unangenehm werden.“ Noch als ich ihn das fragte, hörte ich ihn erleichtert aufatmen. „Er sein unter meinem Bett...denken ich, ich haben ihn schon lange nicht mehr brauchen.“ Kam die erwartungsgemäße Information an mich so nur einen Augenblick später. „Na dann kannst du nur hoffen, dass du noch genug Verbandszeug hast, von steril ganz zu schweigen.“ Kommentierte ich es derweil denkbar trocken...doch dann fiel mir ganz plötzlich etwas ein... Moment mal…?! Ich hatte doch ebenfalls einen eingepackt...in Lonyearbyen im Survivalshop. Dort hatte die Verkäuferin mir das Ding geradezu aufgenötigt und zwar mit dem notwendigsten Zubehör an Medikamenten für die Wildnis. So wie beispielsweise Kohle- und Schmerztabletten, sowie diverse Mittelchen gegen Durchfall und Kreislaufprobleme. Allerdings war ich mir nicht sicher ob auch ein Breitbandantibiotikum dabei war, denn das hatte ich nun wirklich nicht explizit überprüft. Aber wer rechnete auch schon damit, für so etwas wie DAS überhaupt irgend eine Verwendung finden zu müssen. Aber vielleicht hatte ich ja Glück und es waren wenigstens genügend sterile Verbandspäckchen und Mullbinden dabei, denn die würde ich zweifellos brauchen, sonst konnte ich mir am Ende noch eins seiner sauberen Hemden in Streifen schneiden und das war ganz bestimmt keine besonders prickelnde Aussicht. „Ääähh warte mal mir fällt da was ein, bin gleich wieder da“…keuchte ich hastig in seine Richtung, dann fuhr ich augenblicklich auf dem Absatz herum und stürzte zu meinem Rucksack hin. Dort angekommen wühlte ich solange in dessen Tiefen, bis ich gefunden hatte was ich suchte. Mein Nähzeug und den Erste Hilfe Kasten den ich besaß. Ich packte alles und kam umgehend zu ihm zurück, wobei ich es ihm wortlos in die Hände drückte und noch einmal postwendend kehrt machte, um nach dem Verbandskasten zu suchen, den MANN unter seinem Bett im „Reich der Dämonen“ hatte verschwinden lassen, in der vagen Hoffnung ihn vielleicht nie mehr wieder sehen zu müssen...was diesmal wohl eindeutig und im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose...oder sollte ich besser sagen ins Bein gegangen war?! Nur drei Minuten später hatte ich das Ding tatsächlich entdeckt. Es war eine alte rostige Blechkiste, die halb verdeckt unter alten Zeitungen steckte und ich wollte meinen Augen nicht trauen auch einem so hübsch erotischen Heftchen mit einigen doch sehr freizügigen jungen Damen in entsprechend eindeutigen Posen, dass mir beinahe der Atem stockte. »Uhhh wieder mal typisch Kerl, die nackten Weiber ganz pragmatisch direkt unterm Bett bunkern.« Fuhr es mir angesichts dieser Entdeckungen unwillkürlich belustigt durch den Kopf, als ich es mit spitzen Fingern von der Kiste herunter pflückte und dabei lieber nicht genauer wissen wollte, wozu ihm das wohl gedient haben mochte. Aber ganz gleich wie oder weshalb es dahin gekommen war wo es nun mal lag, hatte ich im Moment andere Probleme, als mich darüber zu echauffieren, dass ein denkbar einsamer Mann wie er eben auch so seine Bedürfnisse hatte, die irgendwie gestillt sein wollten. Mit dieser schlichten Erkenntnis schob ich das Thema diskret auf Eis und schnappte mir anstatt dessen die Kiste und zog sie heraus. Ohne mir irgend etwas davon anmerken zu lassen, was ich da rein zufällig gesehen hatte, lief ich zu ihm zurück...doch es war, als hätte ich es mir unfreiwillig auf die Stirn tätowiert. Denn als ich zu ihm zurück kam, um ihm das zweite Erste Hilfe Kit zu bringen merkte ich, wie der Trapper kurz schluckte und meinen Blick suchte, wobei er leicht peinlich berührt wirkte. „Ich hoffen, du werden jetzt nicht schlecht von mir denken?!“ Das war alles, mehr sagte er nicht, wobei ich den ernsten fast schon bitteren Gesichtsausdruck auffing, der dabei auf seinen markanten aber inzwischen deutlich blassen Zügen sichtbar wurde und so beschloss ich es nicht weiter zu thematisieren, denn ich wusste genau, was er in dem Moment dachte und auch was mir dabei durch den Kopf ging. „Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst Eikskild, aber ich würde niemals schlecht von dir denken. Weißt du ich mag dich und zwar so wie du bist...und das will ICH dir damit sagen. Also vergiss es, was auch immer du damit andeuten wolltest. Es ist mir gleich! So und jetzt werden wir beide sehen, WAS wir anstatt dessen tun können, um dich wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen.“ Hörte ich mich entschlossen und überraschend energisch antworten, wobei ich den Trapper ganz offen und direkt ins Gesicht blickte und es mir gelang ihm dabei sogar ein zuversichtliches Lächeln zu schenken. Ich sah Eikskild mir kurz und entsprechend dankbar entgegen lächeln, ehe er noch einmal ansetzte, was schon etwas zuversichtlicher und deutlich entspannter klang. „Hmm...gut ich haben das verstanden, aber du müssen dich später auch noch um die Hunde kümmern, das können ich leider nicht selber tun fürchten ich. Du sehen ihre Wunden sollten auch versorgt werden. Sie sich sonst böse entzünden können. Ich haben irgendwo in meine Schrank in der Küche noch ein Dose „Blauspray“ und etwas zum Einreiben das verhindern, dass es sich entzünden können. Yokky haben es mir letztes Jahr aus Longyearbyen mitbringen...werden du das für mich tun?“ Kam somit noch einmal die ungewöhnlich eindringliche Botschaft von ihm, die mich abermals an erster Stelle darum bat mich um seine Hunde zu kümmern. Daran sah ich, wie wichtig ihm seine Tiere waren und wie sehr er an ihnen hing. „Natürlich das mache ich Eikskild, aber zuerst werde ich mich um DICH kümmern. Du bist wichtiger und jetzt los, wir haben ohnehin schon zu viel Zeit vertan.“ Kommentierte ich seine Anfrage an mich daher ruhig aber mit Nachdruck, denn ich musste langsam handeln...während wir uns hier beide weiter mit Diskutieren die Zeit vertrödelten ging es ihm nämlich nicht besser...im Gegenteil, es würde eher noch schlimmer werden, also war alles Gerede müßig…ich musste anfangen. Ohne noch einen eventuellen Protest von ihm abzuwarten, der ganz überraschend ausblieb überbrückte ich mit einem neuerlichen tiefen Seufzer die Distanz zu ihm und blieb direkt vor ihm stehen. Er sah zu mir auf und wirkte das erste Mal seit ich ihn kannte alles andere als gefestigt...ich sah seinen blassen Gesichtszügen an, dass er große Schmerzen haben musste und das er sich vor dem fürchtete, was er mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten hatte. Das bedeutete im Umkehrschluss auch, dass ich nichts oder nur sehr wenig hatte, um es ihm zu erleichtern...örtliche Betäubung Fehlanzeige, das hätten sie vielleicht im Krankenhaus in Longyearbyen machen können, um die Wunde ordnungsgemäß zu versorgen und gegebenenfalls zu nähen. Aber ich musste improvisieren...und so blieb mir nichts anderes übrig. Ich kniete mich vor Eikskild hin und legte ihm meine Hände kurz auf seine, wo ich sie leicht drückte und ihn dabei eindringlich ansah. „Das wird schon wieder...zusammen schaffen wir das.“ Flüsterte ich ihm kaum hörbar entgegen, woraufhin ich ihn abermals schwach lächeln sah. Er nickte kurz und ich zog meine Hände eilig fort, um mich anstatt dessen mit großer Sorgfalt und Konzentration den Gerätschaften zu widmen, die ich für den Eingriff oder besser die anliegende Wundversorgung benötigen würde. Mit merklich zitternden Fingern öffnete ich die beiden Verbandskästen und sah mir alles genau an, was darin zu finden war...Einmalhandschuhe..sterile Mullbinden...Verbandspäckchen...eine Flasche mit Mercuchrom, bei dem es sich offenbar um ein Desinfektionsmittel handelte, das ich noch vage aus meiner Kindheit kannte und ebenfalls aus meinem Kasten gezogen hatte. Als da waren da noch eine Verbandsschere und Verbandspflaster..also schon mal eine ganz gute Basis. Fehlte nur noch eine Nadel und Faden...die hatte ich glücklicherweise in meinem Reisenähzeug mitgebracht, das ich weiß ich nicht weshalb mitgenommen hatte...und jetzt wenn nötig seinen Zweck erfüllen sollte. Allerdings nicht so wie von mir angedacht. Als ich alles heraus genommen und fein säuberlich neben ihm auf die Bank gelegt hatte...hörte ich ihn mir leise entgegen flüstern. „Du müssen es alles noch desinfizieren...und ich glauben ich brauchen etwas für mein Nerven.“ Mittlerweile hatten seine markanten Gesichtszüge schon Aufgrund des Blutverlusts ein deutlich sichtbares Leichenblass angenommen und so sah ich ihn mitleidig an und lächelte...“na klar warte...ich geh s dir holen“. Mit diesen Worten sprang ich auf und lief eilig in die Küche...besorgte mir bei der Gelegenheit noch kurz eine saubere Schüssel und natürlich auch das, nachdem er ganz eindeutig verlangt hatte...die Wodkaflasche! Als ich sie ihm ein paar Sekunden später in die Hand drückte, sah ich ihn eindringlich an, ehe ich ihm meine Meinung sagte. „Aber hey, du sollst dich damit nicht betrinken...hast du gehört? Nur einen Schluck für die Nerven okay? Du musst bei klarem Verstand bleiben, ich brauche deine Hilfe.“ Eikskild grollte indessen leise in meine Richtung. „Sicher ich sein ja nicht dumm...denken du ich werden mich betrinken? Nein...ich wollen nur, dass es nicht so höllisch weh tun, das sein alles...und jetzt werden du anfangen!“ Damit hatte er mich zurück in die brutale Realität geschleudert vor der ich mich so fürchtete...aber ich hatte keine Wahl. Wortlos kniete ich erneut vor ihm nieder und sah mir das Dilemma an...sein verletztes rechtes Bein das noch immer in der zerfetzten Hose fest steckte, die deutlich mit feuchten dunklen Blutflecken durchtränkt war. Ich überlegte einen Moment lang angestrengt, wie ich die wohl am besten entfernen sollte, ohne ihm noch mehr an Schmerzen zu bereiten, wie der arme Mann sie ohnehin schon haben musste und dann hatte ich ganz plötzlich die zündende Idee… Ich nahm die Verbandsschere in die Hand und setzte sie kurzerhand unten am Hosenbein des verletzten Beins an. Er sah mich einen Augenblick lang entsprechend verwirrt an sagte jedoch wider erwarten keinen Ton. Aber allein der verblüffte Gesichtsausdruck den ich dafür von ihm bekam ließ mich kurz grinsen und ihm mit einem leicht sarkastischen Unterton kund tun, was ich im Augenblick darüber dachte. „Das gute Stück ist ohnehin hinüber, daraus kannst du besten Falls noch Putzlappen machen Eikskild. Ich muss dich da raus holen oder willst du sie dir lieber direkt über den Hintern herunter quälen?“ Ein kurzes aber heftiges Kopfschütteln bestätige meine Annahme und so setzte ich schließlich beherzt an. Ich schnitt sie ihm erst an der Außenkante entlang vorsichtig der Länge nach oben hin bis zum Hosenbund auf, was ich im Anschluss daran auch mit der anderen Seite seiner Hose machte, wobei ich dann über zwei schöne identische Stücke an kaputten Beinteilen verfügte. Dann machte ich das selbe an der Innenseite, wobei ich jedoch tunlichst darauf achtete den Schritt auszusparen und nur bis etwa zur verletzten Stelle zu schneiden, damit hatte ich die Hose so gut wie unten, auf eine sehr unkonventionelle Art zwar aber viele andere Möglichkeiten sie halbwegs sinnvoll herunter zu bekommen blieben mir ja ehrlich gesagt auch nicht übrig. Etwa fünf Minuten später hatte ich den Trapper somit lediglich noch in seinen langen Unterhosen vor mir sitzen...mit einem denkbar verkniffenen Gesichtsausdruck und ich ahnte in etwa auch weshalb. Aber das war ein Problem, bei dem ich ihm jetzt auch nicht mehr helfen konnte, da musste Mann jetzt schlichtweg durch. Ohne weiter darauf einzugehen um es nicht noch unangenehmer für ihn zu machen setzte ich mit der Schere noch einmal an, um mit dem Hosenbein der verletzten Seite auf die selbe Weise zu verfahren, bis ich an der verwundeten Stelle angelangt war...vorsichtig setzte ich die Schere ab und seufzte leise. „Hör zu Trapper, ich muss da ran kommen um es zu säubern, das kann jetzt etwas unangenehm werden, wird es gehen?!“ Ich sah ihn wieder direkt und eindringlich an, als ich ihm das sagte...und ihn dabei ganz überraschend eilig nicken. „Du werden schon wissen was du da tun müssen Lyria.“ War seine denkbar knappe Antwort an mich, die ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen von ihm erhielt, wobei ich obendrein noch einmal vorsichtig ansetzte, um so auch noch den Rest des zerrissenen Stoffs seiner Hose zu entfernen. Ich musste ihn dabei bis knapp unterhalb des Schritts, also schlicht gesagt das obere Drittel des Oberschenkels frei legen, um den Biss fachgerecht versorgen zu können. Als ich die Schere schließlich aus der Hand legte, hörte ich ihn erleichtert aufatmen. Doch das war ja an sich nur der Auftakt gewesen, denn jetzt musste ich mir ansehen, wie schlimm es wirklich war. „Ich werde jetzt versuchen den restlichen Stoff von der Wunde zu entfernen...ich bin so vorsichtig wie ich nur kann, ich verspreche es dir.“ Flüstere ich ihm dabei leise mit vor Nervosität bebenden Lippen entgegen, wobei ich mir die Handschuhe über streifte, schon um keinen zusätzlichen Schmutz in die Wunde zu bringen. Eikskild stöhne indessen leise...“gut ich sein bereit, du können anfangen.“ Ich merkte wie ich ebenfalls hart schluckte, doch dann leerte ich meinen Kopf mental und konzentrierte mich ganz auf das, was ich zu tun hatte. Mit zitternden Fingern klappte ich die zerschnittenen Stoffteile übervorsichtig auseinander und versuchte die vom Blut verklebten Stofffetzen, die noch an der Wunde klebten zu lösen. Eine äußerst schmerzhafte Prozedur, denn ich hörte ihn das eine oder andere heftige Keuchen unterdrücken, mit dem seine Zähne unwillkürlich aufeinander bissen. Doch dann hatte ich auch das geschafft….und die ganze Misere gewissermaßen „offen“ gelegt. Aber im Zuge dessen sah ich auch, dass es glücklicherweise nicht ganz so schlimm war, wie ich es anfangs eingeschätzt hatte. Das viele Blut und die zerrissene Hose hatten es weitaus übler aussehen lassen, als es letztendlich wirklich war. Ein Umstand der mir die Felsbrocken Lawinenweise vom Herzen purzeln ließ. „Ohhh gut, dem Himmel sei dank Eikskild, es ist offenbar weit weniger dramatisch als ich anfangs dachte. Das was da heraus hing war deine zerrissene Hose und nicht dein halbes Bein. Die Biester haben dir dein Fell dem Anschein nach doch nicht so heftig über die Ohren gezogen. Es ist ein ganz ordentlicher Biss, aber sie haben dir nichts heraus gebissen, wie ich erst dachte. Es blutet trotzdem noch immer ganz schön übel, um einen leichten Druckverband werden wir so wohl nicht herum kommen. Ich weiß auch nicht ob es sinnvoll ist es zu nähen. Denn wenn auch nachdem ich es nachher desinfiziert habe noch Keime in der Wunde bleiben sollten wird es sich verschlimmern. Vielleicht wäre es besser, es erst einmal ohne nähen zu versuchen?“ Sagte ich merklich zweifelnd zu ihm, als ich es entsprechend kritisch begutachtet hatte, denn ich war mir nicht sicher was ich jetzt tun sollte. Doch er schüttelte energisch den Kopf...“nein wenn du es rechtzeitig versäumen, dann können du es gar nicht mehr nähen. Wir werden es versuchen. Ich müssen ohnehin nach Longyearbyen sobald es das Wetter zulassen und danach im Hospital sehen lassen oder wissen du, ob die Viecher nicht so etwas wie Tollwut haben?“ Sein Blick war von Schmerzen verhangen aber trotzdem unerbittlich mit dem er mich im Anschluss daran taxierte, als er mir das entgegnete. Ich schluckte unmittelbar als ich es hörte. Verdammt..schöne Sch….daran hatte ich ehrlich gesagt als allerletztes gedacht, aber er hatte natürlich völlig recht, was wenn sie tatsächlich krank gewesen waren?! Das Einzige was mir dazu einfiel war der Gedanke an ein Antibiotikum, das ich weder im einen noch im anderen Verbandskasten gefunden hatte, um das würde er auf keinen Fall herum kommen. Aber das hatte ich nicht...zumindest nicht hier. Eine antibiotische Salbe für die Hunde ja gut okay, das hatte er mir gesagt, dass er das hatte aber es genügte bei weitem nicht. Er musste es in Form von Tabletten oder sogar in flüssiger Form gesetzt bekommen und damit konnte ich nun beim besten Willen nicht aufwarten...das hatte ich einfach nicht hier. Also blieb mir nichts anderes übrig als ihn so gut wie möglich zu versorgen, bis ich den Helikopter rufen konnte und das waren im schlechtesten Fall drei Tage oder sogar noch mehr als das. Was das hieß konnte ich mir an fünf Fingern abzählen...da würde ihm selbst die beste Desinfektion der Wunde nicht mehr helfen, wenn er Pech hatte. Wundstarrkrampf oder aber eine Blutvergiftung war die wesentlich größere Gefahr, als die von ihm befürchtete Tollwut...vor allem wenn er keine intakte Tetanusimpfung besaß, was ich fast vermutete. Und das war es was mir richtig Angst machte, denn ich wollte ihn ganz bestimmt nicht verlieren, schon gar nicht an so etwas dummes wie eine Wundinfektion...und so war mir völlig klar, dass ich ihn früher oder später nach Longyearbyen ins Hospital schaffen musste...ganz gleich wie. Aber zuerst musste ich ihn selbst so gut wie irgend möglich versorgen...und das war die unangenehme Aufgabe, die ich jetzt gleich im Anschluss zu bewältigen hatte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)