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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

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..und ihre (emotionalen) Tücken

An diesem Abend hegte ich angesichts dieser unangenehm angespannten Situation jedenfalls ein nicht besonders großes Interesse daran ihm freiwillig Gesellschaft zu leisten...ich wusste, dass es nicht sonderlich nett oder höflich war, ihn allein in der „Wohnstube“ sitzen zu lassen...aber ich wusste auch, dass es besser sein würde, wenn wir uns vorerst aus dem Weg gingen, so gut es eben möglich war.
 

Was also hieß, dass ich mich wieder anzog, mir anschließend etwas essbares in der Küche beschaffte und mich dann ohne noch weiter von ihm Notiz zu nehmen in Begleitung meines Hundes auf meine Koje fallen ließ, um den ganzen restlichen Abend mit meinem Tagebuch zu verbringen und um etwas zu lesen...wenn ich mich auf den Inhalt meines hochvergeistigten Romans auch nicht recht konzentrieren konnte, weil meine Gedanken immer wieder zu ihm hin abdrifteten. Ich musste entgegen meinen Willen immer wieder an Eikskild denken...an den Mann, der dort allein in der Stube saß und sich vermutlich ebenso den Kopf darüber zerbrach, wie das nur mit uns beiden weitergehen sollte?!
 

Er, der es vermutlich ebenso wenig wusste wie ich...
 

...und damit bemerkte ich schließlich auch, wie ich mich tatsächlich bei dem Gedanken ertappte darüber nachzudenken, was sein würde wenn ich es tat...wenn ich es tatsächlich zulassen würde, mich in ihn zu verlieben...nein, wenn ich zuließe dieses GEFÜHL, das ich immer deutlicher zu spüren begann auch wirklich ernsthaft zu LEBEN und verdrängte diesen Gedanken irgendwann merklich ernüchtert und obendrein zutiefst erschrocken überhaupt über so etwas abwegiges wie DAS nachgedacht zu haben.
 

Ja über etwas, was weder sein durfte, noch sein konnte….diese Option existierte einfach nicht in meiner beschränkten kleinbürgerlichen Vorstellungswelt, denn ich war hier an sich nichts weiter als ein Gast auf Zeit...nicht mehr und nicht weniger….
 

...aber was sind schon kindlich unreife Vorstellungen entgegen solch starker Emotionen wie die, die mich seit einiger Zeit gegen meinen Willen beschäftigten. Emotionen und Gefühle, die ganz eindeutig mit Eikskild zu tun hatten, auch wenn ich es weiterhin nicht wirklich wahr haben wollte.
 

Die schiere Ernüchterung darüber, dass Herz und Verstand längst nicht immer einer Meinung sein müssen und es auch nicht sein können, sollte mich allerdings einige Tage später bitterböse einholen….
 

Etwa drei Tage später war es soweit...die Dunkelheit hatte sich längst dauerhaft auf das Land am Polarkreis gesenkt. Die Nordlichter tanzten in allen Farben am Himmel und beleuchteten die Szenerie in einem unwirklichen Licht...immerhin war der Himmel klar geblieben und es gab am „Morgen“ als wir aufwachten zur Abwechslung mal keinen Schneesturm.
 

Wobei das Eikskild im Übrigen auch nicht sonderlich zu stören schien, denn der Trapper ging trotzdem dick in seine Winterkleidung eingepackt raus, um wie üblich nach seinen Fallen zu sehen...ganz gleich bei welchem Wetter, wenn auch längst nicht mehr so regelmäßig wie noch im Spätherbst.
 

Heute war so ein Tag, er war schon seit dem frühen Morgen unterwegs und so hatte ich ihn mehrere Stunden lang nicht gesehen...doch jetzt sah ich als ich zufällig aus dem Fenster blickte den Schlitten des Trappers zurück kommen...das Licht der kleinen Gaslaterne die er mitgenommen hatte schien einsam wie ein nackter Strohhalm in der immerwährenden Dunkelheit und hatte mich letzten Endes darauf aufmerksam werden lassen.
 

Außerdem hatte der Trapper wie es seit einiger Zeit immer öfter der Fall war Keira mitgenommen...und so wollte ich nachsehen ob alles in Ordnung mit ihr war, denn immerhin war sie kein reinrassiger Schlittenhund, sondern nur ein einfacher Schäferhund. Somit lief ich zur Garderobe stieg eilig in meine dicken gefütterten Fellstiefel hinein und schlüpfte noch im Hinausgehen in meine warme Daunenjacke, die ich während des Verlassens der Hütte gewissenhaft zu machte. Ich zog meine Mütze rasch über den Kopf und lief ihm jedoch nicht ohne mich noch kurz zuvor aufmerksam vergewissert zu haben dass kein Bär in der Nähe war entgegen.
 

Der Trapper machte Anstalten den Schlitten genau vor mir zu stoppen und ich bekam so eine ganz ordentliche Ladung des aufwirbelnden Pulverschnees ab...als er entsprechend schwungvoll bremste und die völlig erschöpften und hechelnden Hunde anhalten ließ. Keira bellte einmal kurz als sie mich sah und wollte schon an mir hoch springen, als ich neben ihr stehen blieb, doch sie war so fertig, dass ihr das nicht gelang...ich sah sie nur hecheln und die Zunge hing ihr dabei schier bis zum Boden hinunter.
 

„Bist du jetzt ganz wahnsinnig geworden Trapper? Ja Himmel A..... und Zwirn, wie kannst du die Hunde so überanstrengen...wie kannst du MEINEN Hund so überanstrengen Eikskild?!“ Fuhr ich ihn zur Begrüßung erst einmal entsprechend aufgebracht an, wobei mein Zeigefinger vorwurfsvoll wie eine Lanze direkt in Richtung meines völlig erschöpften Hundes schnellte und ich den Nordmann dabei mit Blicken beinahe aufspießte, so zornig war ich in dem Moment auf ihn...und ich schwor mir just in diesem Augenblick, ihm meinen Hund gewiss niemals wieder freiwillig anzuvertrauen.
 

Doch Eikskild sah mir überraschend gelassen entgegen...er sprang geschickt vom Ausleger des Schlittens und zog im Anschluss daran ein dickes Bündel weißer Felle herunter, wobei er mir mehr oder minder beiläufig antwortete…
 

„Du können stolz auf deine Hund sein Lyria..sie haben heute an die 30 Meilen geschafft. Ich haben leider eine größere Runde machen müssen, als ich es planen. Die äußeren Fallen haben ich vor einigen Tagen vergessen zu kontrollieren und ich haben dazu noch einen Bär sehen, ihm haben ich lieber nicht zu nahe kommen wollen. Daher ich haben den Umweg machen müssen. Siehst du Keira haben es gut gemacht..also was du von mir wollen? Du lieber stolz auf sie sein!“
 

Entgegnete er mir derweil in stoischer Ruhe, wobei er sich nicht von seiner Arbeit abbringen ließ...was bedeutete, dass er zunächst einmal die Felle in Richtung des Schuppens schaffte und dann damit begann, die Hunde aus dem Schlittengeschirr zu lösen, wo er sie an ihren Stammplatz im Schuppen brachte und ihnen ihre tägliche Ration an Fleisch verfütterte, während ich ihm vor Kälte bibbernd dabei zusah.
 

Mein Hund war der letzte den er aus dem Geschirr heraus holte...dabei sah ich, wie Eikskild sie liebevoll streichelte und ihr kräftig den Rücken klopfte..er sprach beruhigend mit ihr, wobei sie die gutgemeinten Streicheleinheiten freudig über sich ergehen ließ, ja sogar kurz bellte, als er sie endlich los ließ, damit sie zu mir laufen konnte.
 

Keira schmiegte ihre weiche Schnauze noch einmal kurz in seine Hand und löste sie dann, wobei sie schnurstrax zu mir kam um mich endlich zu begrüßen. Sie wirkte noch immer erschöpft..aber irgendwie hatte mein Hund sich seither auch verändert...ihr Fell glänzte mehr und sie war auch von ihrer ganzen Statur her kräftiger muskulöser geworden und das trotz des Winters...ebenso wie sich ein gewisser Hauch von Wildnis in ihrem Blick bemerkbar zu machen schien, den sie vorher nicht gehabt hatte...ich musste plötzlich an seine Anmerkung denken..an den Tag, an dem er mich gefragt hatte, ob sie in ihrem früheren Leben vielleicht ein Schlittenhund gewesen sein mochte?
 

Unwillkürlich musste ich darüber schmunzeln und das entgegen meinem Willen...der eigentlich noch immer stinksauer auf ihn sein wollte...es aber doch nicht ganz schaffte.
 

Dieser Mann war schon so ein Unikat....also das musste man ihm zweifelsfrei lassen. Irgendwie konnte ich ihm nicht lange böse sein..ganz gleich, wie sehr er mich zuweilen auf die Palme brachte.
 

Doch was darauf folgen sollte, das hatte weder er noch ich wirklich berechnet...geschweige denn beabsichtigt.



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