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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

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Tag der Erkenntnis

„Ich...aber...ich dachte?“...unterbrach ich ihn entsprechend überrascht, als ich ihn das zu mir sagen hörte. Eikskild straffte sich und urplötzlich wirkte er noch unnahbarer als sonst, wenn ihm etwas gegen den Strich ging…
 

„WAS aber Lyria? Ich haben dir doch eben erklären, dass ich sie nicht sehen können...das müssen dir genügen, mehr können ich dazu nicht sagen!“
 

Fuhr der Trapper mich daraufhin so harsch und unterkühlt an..wobei ich einen seltsam wild lodernden Blick aus diesen eisig klaren dunkelblauen Augen auffing, der mir sofort unmissverständlich klar machte, dass ich diesbezüglich keine weiteren Fragen mehr an ihn zu stellen hatte.
 

Wenn Eikskild tatsächlich so etwas wie eine Familie besaß, so wollte er gewiss nicht darüber sprechen und schon gar nicht mit MIR, die im Grunde immer noch eine Fremde für ihn war...weshalb sollte er mir so ohne weiteres vertrauen..nur..weil er mich auf irgend eine mir völlig unerklärliche Art mochte oder mich vielleicht besonders gut leiden konnte?
 

Ich wusste, dass das nicht genügte um mir anzuvertrauen, was wirklich in ihm vorgehen mochte...was er wirklich dachte und was ihn emotional bewegte. Dazu verschloss er es so sorgsam wie einen kostbar gehüteten Schatz vor mir und sperrte es tief in sein einsames wundes Herz hinein, das mich ohne es zu wissen längst im Sturm erobert hatte…
 

...ja ich liebte diesen oftmals so einsilbig anmutenden eigenbrödlerischen Mann auf meine Weise und hatte dennoch nicht die geringste Ahnung davon, dass dies längst zu einer Tatsache geworden war...die außer uns beiden sehr wahrscheinlich so ziemlich jeder andere Mensch um uns herum hätte wahr nehmen oder fest stellen können, der Augen im Kopf besaß und vielleicht auch greifbar in der Nähe gewesen wäre.
 

Nur wir beide waren vollkommen blind auf diesem Auge und konnten es nicht sehen, selbst wenn wir es gewollt hätten...oder sagen wir besser, ER sah es vermutlich schon irgendwie..nur ICH...ich wollte es weder sehen, noch wahr haben….zumindest zu jenem Zeitpunkt, an dem der lange kalte Winter eigentlich gerade erst begonnen hatte, uns bis aufs Knochenmark zu prüfen und unsere Grenzen bei weitem noch nicht vollständig ausgelotet worden waren oder in wie weit sie dieser enormen emotionalen Belastung überhaupt stand halten konnten, der sie auf so engem Raum unterlagen.
 

Denn es gab keine Fluchtpunkte mehr, wenn der polare Winter erst einmal mit voller Macht einsetzen würde….und er kam, wir spürten es beide bis ins Mark hinein und zwar nicht erst seit gestern...er lag bereits wie ein dunkler Vorbote des Schicksals über uns und lachte uns hämisch mitten ins Gesicht.
 

Doch ich schob all diese beileibe nicht unwichtigen Gedanken und Überlegungen, die sich mir inzwischen immer häufiger aufdrängten und mich zum Nachdenken zwingen wollten weit von mir und versuchte mir statt dessen, weiterhin krampfhaft etwas vor zu machen, was zwar nicht der Tatsache entsprach, mir aber wohl ein weitaus besseres Gewissen verschaffte…
 

...das einer Unwissenden, für die ich mich angesichts meiner naiven Vorstellungswelt, was die Gestaltung meines weiteren Lebensweges anbelangte auch weiterhin hielt.
 

Noch als Eikskild den Mund nicht wieder ganz zugemacht hatte, antwortete ich ihm somit also in etwa eben so unterkühlt und brüsk…
 

„Weißt du was? Sollte ich irgendwann noch einmal in meinem Leben in die Verlegenheit kommen, dich je wieder etwas privates fragen zu wollen, dann darfst du mich getrost übers Knie legen, wie eine Vierjährige...versprochen Trapper!“
 

Meine Stimme triefte nur so vor offenkundig liebenswürdigem Sarkasmus, den ich ihm da entgegen brachte..schon weil ich mich ohne es recht erklären zu können verletzt und abgelehnt von ihm fühlte. Aber als ich seinen Blick sah den er mir nur einen Augenblick später zuwarf, verstand ich plötzlich, dass ich mich ihm gegenüber nicht nur schlecht sondern auch völlig kindisch benommen hatte...denn er war ernst und tieftraurig.
 

Der Trapper trauerte offenbar um etwas, das ich weder sehen noch spüren konnte und es auch nicht durfte...und sein Verlust saß tief..tiefer als alles, was ich jemals in meinem Leben als verloren geglaubt hatte.
 

Eikskild sah mich einen Moment lang durchdringend an...bevor er mir schließlich überraschend gefasst und mit einiges an Bedacht antwortete.
 

„Du sollten dir besser überlegen WAS du dir da wünschen Lyria? Es könnten nämlich gut sein, dass ich dich beim Wort nehmen werden, wenn du mir solche eindeutige Angebote machen, wie diese!?“ Hörte ich ihn mir hinsichtlich dessen mit beinahe gleichgültiger Stimmlage antworten, wobei er keine Mine verzog.
 

Ich wusste es war nichts weiter, als die verdiente Retoure für meinen hirnlosen Spruch von eben..also beließ ich es dabei und sagte anstatt dessen leise…
 

„Manche Wünsche sollten wohl besser unausgesprochen bleiben, wer weiß schon was sie uns in Zukunft bringen mögen!? Aber komm wir sollten zusehen dass wir nach Hause kommen Eikskild, langsam wird es ungemütlich hier draußen findest du nicht?“
 

Der Trapper gab mir darauf keine direkte Antwort, ich sah ihn lediglich kurz nicken, wobei er mir mit einer knappen Geste bedeutete, dass ich zu ihm kommen sollte und so sah ich Minuten später wie er den Buggy mit wenigen geübten Handgriffen wieder flott machte, um ihn dann noch einmal gänzlich neu mit den Hunden einzuspannen.
 

Meinen eigenen Hund ließ er diesesmal jedoch ganz entgegen meiner Erwartungen mit im Geschirr laufen und zwar zu meiner größten Verblüffung direkt als Leithund an der Spitze..den Platz den normalerweise seine eigene Hündin „Dis“ einnahm….doch überraschenderweise verweigerte sich Keria dem Geschirr nicht mal ansatzweise, als er es ihr mit ruhigen Worten und vielen zärtlichen Streicheleinheiten überstreifte…während er seiner eigenen Huskyhündin den Platz rechts hinter ihr im Gespann gab...direkt neben dem altehrwürdigen Kempen den er den merkwürdigen Namen"Dwalin" gegeben hatte.
 

Doch als der Trapper wenig später wieder hochkam sah er mich kurz an…sein Blick hatte dabei etwas eigenartig melancholisches an sich, etwas das ich nur schwer deuten konnte...
 

...“SIE sein eine Hund in dem das wilde Wesen der Tundra sich zeigen...deine Hündin nehmen es an, als sein sie eigens dafür geboren worden...du es ganz sicher wissen, dass sie in eine vorherige Leben keine Schlittenhund gewesen sein?“ Sagte er mit einem Mal völlig unvermittelt und in einer Ernsthaftigkeit zu mir, die mir regelrecht den Mund offen stehen ließ...
 

Ich sah ihn zuerst völlig verdattert an doch dann lachte ich lauthals los aber es klang merklich verunsichert und er spürte es...denn ich konnte nicht glauben, was er da eben zu mir gesagt hatte.
 

Sprach der Mann mir gegenüber etwa allen Ernstes von nichts geringerem als dem Schicksal?
 

Ich konnte es nicht fassen….
 

„NEIN..ich glaube nicht an solchen ausgemachten Unsinn von Wiedergeburt und Schicksal Trapper...das ist etwas für Träumer! Ich bin Realist genug um zu wissen, dass unser Leben von nichts wunderbar Übersinnlichem geleitet wird...nicht einmal wenn wir in den Himmel blicken, um für den Bruchteil von Nanosekunden dem wunderbaren Klang des Universums zu lauschen!
 

...wir sind nichts als winzige Sandkörner im Getriebe der Unendlichkeit….was also sollte Anteil nehmen wollen...an unserem Schicksal?“
 

Entgegnete ich ihm merklich verwirrt und doch in seiner solchen Überzeugung, dass ich ihn leise seufzen hörte als ich ihm antwortete.
 

"Das glauben du…..aber vielleicht sein da mehr als du jetzt sehen können Menschenfrau? Ich wissen von Dingen, die du niemals werden verstehen können. Oh ich haben so viel gesehen in meinem Leben...mehr als du es je ahnen können und ich wissen, dass es Mächte zwischen Himmel und Erde geben, die weit stärker sein, als du es dir vorstellen Lyria!“
 

Ich sah ihn mir während dieser Worte ungewöhnlich ernsthaft entgegenblicken wobei seine streng zerfurchten aber auch edel geschnittenen Gesichtszüge für eine Sekunde lang seltsam verklärt wirkten, so als könne er tatsächlich Dinge sehen oder wahr nehmen die ich nicht einmal ansatzweise erahnte.
 

Verwirrt starrte ich ihn angesichts solch ungewohnt philosophischer Ausführungen an, unfähig ihm darauf eine Antwort zu geben, die auch nur halbwegs angemessen gewesen wäre. Was hätte ich ihm daraufhin auch schon sagen sollen?
 

Denn DAS war zweifellos eine Sache des eigenen Glaubens...UND eine der völlig unterschiedlichen Ansichten, die wir beide vertraten...darüber konnte es keine Einigung geben und ich glaube er erwartete auch keine von mir...zumindest nicht ernsthaft.
 

ER war in meinen Augen ein hoffnungsloser Träumer und ich ein Realist...was also konnte es für Hoffnung für uns beide geben, die nicht an unseren völlig unterschiedlichen Weltbildern zerbrechen würde?
 

Ich wusste es nicht und so blieb mir nichts als die nackte Erkenntnis darüber ihn sanft aber mit Nachdruck bei der Hand zu nehmen...
 

„Komm lass uns besser zurück fahren Eikskild..die Hunde haben Hunger...und wir beide auch“…
 

Komm lass uns nach Hause fahren!“



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