"Eikskild" von Ithildin ("Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)) ================================================================================ Kapitel 26: eine tierisch unerfreuliche Gesellschaft 1 ------------------------------------------------------ An diesem Abend und auch in den nächsten Tagen sprachen wir nicht mehr viel darüber, was uns emotional bewegte. Eikskild wich mir anstatt dessen spürbar aus...ich merkte es daran, wie er sich mir gegenüber verhielt. Er war so gradlinig und respektvoll wie immer, aber zumeist verschwand er fluchtartig außer Haus, wenn ich auch nur ansatzweise auf der Bildfläche erschien....so als wollte der Trapper jeglicher Art der Kommunikation und vor allem der Konfrontation mit mir absichtlich aus dem Weg gehen. Für ihn war somit zweifellos die beste Lösung sich schleunigst in Richtung seiner Fallen zu verkrümeln, um zu kontrollieren ob sie noch „Beute“ enthielten...denn damit musste er sich nicht mit mir abgeben. Allerdings wurde es kaum noch hell...weder am Morgen noch den ganzen Tag über, die Sonne schob sich gerade noch in so weit mit einem schalen Streifen über den Horizont, dass ihr letztes sterbendes Licht alles um sich herum in ein seltsam unwirklich anmutendes düsteres Grau tauchte….in dem sich nun nicht mehr viel erkennen ließ. Schon gar nicht die trostlose Umgebung, die mich langsam aber sicher depressiv werden ließ..ständig diese Ödnis vor Augen zu haben, hob meine miese Stimmung nicht unbedingt an, dabei hatte der Winter ja noch nicht einmal richtig begonnen. Und so fragte ich mich, wie es wohl sein würde, wenn sich die Sonne überhaupt nicht mehr blicken ließ und das für sage und schreibe knapp drei bis vier Monate? Eine wahre Horrorvorstellung, die ich erst jetzt, wo es fast soweit war, erst so richtig realisierte. Aber es half alles nichts, ich hatte es so gewollt, also musste ich es durchstehen koste es was es wolle. Um mich in der Zeit in der er fort war zu beschäftigen..kümmerte ich mich gewissenhaft um unsere gemeinsame Behausung und die Vorratslagerung, von der ich inzwischen um einiges mehr verstand wie zu Beginn, als ich kam..was im Klartext so viel bedeutete, dass ich das Fleisch versorgte, das er von seinen verschiedenen Streifzügen mitbrachte..wobei ich jedoch nicht so genau wissen wollte, WAS es war, das ich da an Tierkadaver in die entsprechenden Portionen zerlegte und auf den Vorratsspeicher schaffte...aber es war ja auch nicht für uns, sondern überwiegend für die Hunde vorgesehen, die allesamt etwas zu fressen haben wollten. Dennoch war es ein ekelhaftes blutiges Geschäft...das aber doch getan werden musste. Und da ich mittlerweile begriffen hatte, dass nichts..von nichts kommt...also dass man hier in der Wildnis durchaus seinen Hintern bewegen und etwas tun musste, wollte man überleben...so fiel es mir lange nicht mehr so schwer mich zu überwinden, wie am Anfang. Um in Übung zu bleiben nahm ich mir außerdem regelmäßig die alte Winchester vor, die Eikskild mir aus Longyearbeyen besorgt und als Übungsgewehr anvertraut hatte...mit der ich meine Schießübungen brav wie Mann es von mir erwartete nahe des Hauses absolvierte. Aber zumeist erst dann, wenn der Trapper nicht anwesend war...was bedeutete, dass ich meinen wachsenden Frust zumeist an den alten Bretterpfosten der ohnehin dürftigen Umzäunung ausließ, die ich mit allerlei alten Blechdosen und sogar einer alten ausgedienten Pelzmütze von IHM präpariert hatte, wobei ich der sogar ein Gesicht verpasste, das ich mit weißer Kreide auf den Zaun malte und mir vorstellte es wäre SEINS...so sauer war ich zwischenzeitlich auf ihn...diesen elenden Feigling von einem Trapper, der mir ständig mit irgend einer Ausrede auswich...und das immer dann, wenn ich ihn stellen und ernsthaft mit ihm reden wollte und zwar über UNS...und wie das noch den ganzen Winter lang so weitergehen sollte… Aber wie ich es auch anstellte, hatte ich keine Chance auch nur ansatzweise an ihn heran zu kommen...Eikskild blockte alles an Annäherungsversuchen meinerseits höflich aber entschieden ab...und ich spürte intuitiv, dass er es genau deshalb tat, weil er wusste, dass ich im Frühling fort gehen und ihn hier allein zurück lassen würde. Er wollte gefühlsmäßig nichts in mich investieren, das er vielleicht bereuen könnte oder ihm am Ende so schmerzen würde, dass es ihm beinahe das Herz brach… ...das verstand ich sogar...ja ich verstand es nur zu gut...denn es erging mir ähnlich, wie ihm. Ich hatte angefangen mehr in dem schweigsamen nordischen Mann zu sehen, als gut für mich war...und wollte es dennoch noch immer nicht wirklich wahr haben. Aber an diesem Tag, der so unscheinbar wie alle anderen zuvor begonnen hatte, sollte uns dies jedoch zu unser beider Verhängnis alles einholen….weitere Ausflüchte schier unmöglich…. Es war einer der wenigen klaren Tage Ende Oktober, an dem die Sonne sich noch einmal mit letzter Kraft über den Horizont schob und mir das trübsinnige Gemüt erwärmte...Eikskild hatte sich wie jeden anderen Tag zuvor längst im Morgengrauen aus dem Staub gemacht, um wie üblich seine Fallen zu kontrollieren...ich war mit Keira allein, also alles war wie immer. Nachdem ich mich gewissenhaft um die Vorbereitung des Futters für die fünf Hunde gekümmert und meine Schießübungen absolviert hatte, die inzwischen immer besser wurden und außerdem so ziemlich die einzige Abwechslung in dieser öden Langeweile boten...ging ich umgehend zurück zum Haus, denn heute hatte ich andere Pläne als sonst. Der Trapper hatte am Abend zuvor mehr oder minder zufällig ein uraltes schwarz weiß Fernsehgerät samt Antenne im Geräteschuppen ausgegraben...vermutlich weil er dachte, ich bräuchte jetzt wo der Winter kam ein wenig mehr an „Unterhaltung“...die er mir schlicht nicht bieten konnte oder wollte. Das bedeutete im Umkehrschluss, ich war durchaus versucht entsprechenden Empfang für das uralt Fernsehgerät zu erlangen. Dazu musste die Fernsehantenne aber erst einmal auf s Dach der Blechhütte gelangen, andernfalls würde vollkommene Funkstille herrschen...denn ohne Antenne, kein Fernsehprogramm...das war wenigstens mir vollkommen klar. Die ja von diesen Dingen nun auch nicht unbedingt das Vollprofiwissen eines Fachmanns auf diesem Gebiet hatte….dennoch wusste ich noch aus den Zeiten vor dem Kabelfernsehen, dass mein Dad früher öfter über das heimatliche Dach unseres Hauses geturnt war, um die Antenne für den Fernseher wieder entsprechend auszurichten, vor allem wenn es den einen oder anderen ordentlichen Orkan gegeben hatte. In dem Fall versuchte ich mich also als Handwerker..ich schnappte mir das sperrige Ding und wuchtete es unter einigem Ächzen und Stöhnen auf das nicht unbedingt vertrauenerweckend wirkende Dach unserer Unterkunft, wo ich es schließlich unter einigem Fluchen bei dem ich mir mit dem Hammer mindestens drei mal ordentlich auf den Daumen drosch an einen der drei Dachbalken nagelte, die selbiges wohl tragen und zusammen halten sollten. Als ich es geschafft hatte, versuchte ich die Antenne auszurichten, musste aber feststellen, dass dies allein völlig unmöglich war. Dazu benötigte ich ob es mir nun gefiel oder nicht den Trapper, denn einer von uns beiden musste im Haus vor dem altersschwachen Gerät prüfen, in welcher Himmelsrichtung das verdammte Bild denn so klar wurde, das man etwas vom Programm erkennen konnte und nicht etwa andauernd Ameisenrennen auf der Mattscheibe hatte. Also erst mal völlige Fehlanzeige..ich war gefrustet...aber so was von...aber das war noch längst nicht alles was mir an diesem Nachmittag an Problemen bevorstehen sollte, von denen ich jetzt noch nichts ahnte. Merklich frustriert stieg ich also wieder vom Dach hinunter...und zwar OHNE Antenne, denn die ließ ich der Einfachheit halber an Ort und Stelle hängen. Es war inzwischen später Nachmittag geworden und es dämmerte bereits...doch anstatt wieder ins Haus hinein zu gehen, wie ich es hätte tun sollen, wenn ich denn vernünftig gewesen wäre und mitgedacht hätte...entschied ich anders. Ich stampfte anstatt dessen nicht besonders gutgelaunt in Richtung des Bretterverschlags, der unsere Fleischvorräte möglichst vor dem Übergriff eines Eisbären schützen sollte...kurz gesagt führte mich der Weg zu unserem „polaren Frischluftkühlschrank“ der im Augenblick noch die heutigen Futterportionen enthielt die ich einige Stunden davor für die Hunde vorbereitet und anschließend wieder in einem entsprechend großen Eimer per Flaschenzug in gut fünf Metern Höhe über mir deponiert hatte… ...dabei hatte ich dummerweise eins nicht bedacht...nämlich, dass ich jetzt im nahen Winter durchaus Gesellschaft bekommen konnte, die mir sicherlich nicht besonders wohl gesonnen war, sprich die mir durchaus gefährlich werden konnte. Auf die Idee, dass sich ein Eisbär ausgerechnet direkt in der Nähe aufhielt und sich damit auch um unsere Hütte herum treiben könnte, war ich nicht mal im Traum gekommen, ja ich hatte das bis dato völlig ausgeblendet… ….gewissermaßen verdrängt…bis jetzt! Denn noch als ich quasi auf dem Weg zum Holzverschlag war, auf den auch eine Treppe führte damit man etwas komfortabler an seine Vorräte gelangen konnte...da hörte ich bereits das verräterische Brummen im Nacken, das eigentlich nur eines bedeuten konnte…und zwar... ….EISBÄR! Und DAS ganz in meiner Nähe! Ja um genau zu sein direkt hinter mir! FUCK...und nochmal FUCK! Und ich blöde Kuh hatte auch noch nachlässig wie ich gewesen war...ausgerechnet das lebensrettende Gewehr in der Hütte liegen lassen, als ich vorhin auf das Dach gestiegen war um die Antenne zu montieren. Mein GOTT...wie beschränkt konnte man eigentlich sein? Hastig fuhr ich herum..und keinen Moment zu früh...denn ich sah ihn bereits kommen… ..ein kapitales Männchen das gut und gerne an die 800 Kilo wiegen mochte… ...und er hatte mich bereits gewittert! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)