"Eikskild" von Ithildin ("Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)) ================================================================================ Kapitel 20: einige (überraschende) Beobachtungen - 3 ---------------------------------------------------- Als ich am anderen Morgen recht unschön aus meinen Träumen erwachte, die soweit ich mich daran erinnern konnte, aus unerfindlichen Gründen allesamt irgendwie etwas mit dem Mann zu tun hatten, mit dem ich seit einiger Zeit unter diesem Dach zusammen lebte, war es noch stockdunkel...zu meinem größten Erstaunen waren es leise und zum Teil gänzlich ungewohnte Geräusche, die mich geweckt hatten. Ich hörte zunächst jedoch das leise typisch ungeduldige Brummeln meines Hundes, am Kopfende meines Bettes, der zur Abwechslung mit sachte wedelnder Rute vor mir stand und damit zweifellos vor mir wach geworden war, mit der unmissverständlichen Aufforderung, ihn doch hoffentlich bald für sein Morgengeschäft vor die Türe zu entlassen. Aber es war nicht Keira, die meine Aufmerksamkeit auf sich zog, denn trotz meiner all morgendlichen Schwierigkeiten aus dem Bett zu kommen, war ich ganz plötzlich hellwach….denn ich hörte IHN...Eikskild! Der Mann war noch nicht fort, wie das um die Zeit zumeist schon der Fall war...nein er war noch da, ein Umstand der mich merklich verwirrte, schon weil er so selten war und er tat obendrein etwas, was ich jetzt nicht wirklich von ihm erwartet hätte, mal abgesehen von dem eher nicht so angenehmen Erlebnis mit der Pfeife von gestern Abend. Zu meiner Verblüffung hörte ich ihn nämlich singen...leise und überraschend melodisch. Ich konnte wieder einmal keins der Worte verstehen, die er dabei von sich gab...aber sie klangen angenehm melodiös...und ungewöhnlich klar, seine unverwechselbare tiefe Stimme war warm und voll tönend wie der Klang eines gut gestimmten Instrumentes...ja seine Stimme hatte interessanterweise vom Volumen her etwas von einem Tenor an sich...aber weitaus tiefer...einfach schön, um es schlicht beim Namen zu nennen. Es gefiel mir ihn singen zu hören...fasziniert davon verfolgte ich seine vermutlich eher ungeplant spontane Gesangseinlage, ohne mich dabei bemerkbar zu machen. Er war beschäftigt...aber mit was genau der Trapper sich da gerade beschäftigte, konnte ich nicht erfassen, vordringlich deshalb weil ich ihn im anderen Raum nicht sehen konnte...dennoch tat er etwas, wobei er sich zweifelsfrei die Zeit mit einem kleinen Liedchen auf den Lippen zu vertreiben gedachte. Keira die mir weiterhin demonstrativ ihre feuchte Hundeschnauze aufs Kopfkissen drückte und mich dabei schon fast vorwurfsvoll anschaute, weil ihr Frauchen ihr den Gefallen aufzustehen einfach nicht tun wollte...gab plötzlich einen leisen entrüsteten Kläffer von sich...wobei sie sich mit einem auffordernden Schwanzwedeln vor mich hinsetzte...und sobald sie saß, nochmals mit aufgestellten Ohren bellte...und zwar so, dass es beileibe nicht länger zu überhören war. „Schhhttt...Keira sei doch still...du erschreckst ihn ja!“ Zischte ich sie daraufhin selbst zutiefst erschrocken und zugleich tadelnd an...weil sie mich eben so unverhofft laut angebellt hatte und es kam wie es kommen musste, der Trapper war augenblicklich verstummt, als er das auffordernde Bellen meines Hundes vernommen hatte. Wie schade...das war s dann wohl schon oder wie? Ich weiß nicht weshalb aber seine markant tiefe Stimme übt auf mich seinen ganz eigenen Reiz von Anziehung aus...den ich mir nicht erklären kann. < Fuhr mir dabei just im selben Moment schlagartig als einen kurzen Gedankenblitz durch den Kopf. Denn das ein Mann eine derart erotische Stimme haben konnte, wollte sich mir einfach nicht erschließen...aber es war so, seine wirkte auf mich nahezu wie hypnotisch. Ja man konnte zu recht behaupten, dass ich mich zwischenzeitlich in diese Stimme verliebt hatte...aber wohl leider allem Anschein nach nicht nur in die allein... „Siehst du jetzt hat er aufgehört...das hast du nun davon!“ War somit das Resultat meines neuerlichen Tadels an Keira, mit dem ich zwar leise aber nicht sehr begeistert in ihre Richtung fortfuhr, wo mich mein kluger Hund jedoch aus seinen großen braunen Augen heraus bittend ansah...denn SIE wollte ja nichts weiter von mir als jetzt endlich raus vor die Türe zu kommen...warum wollte ICH das nur nicht verstehen? Mit einem leisen ergebenen Seufzer auf den Lippen, wollte ich mich, als ich es schlussendlich doch registriert hatte aus meinem Bett erheben, um ihrem eindeutigen, sowie drängenden Wunsch nachzukommen...da sah ich IHN ganz plötzlich den Kopf zur Türe in den Nebenraum herein strecken, wo er mir mit einem breiten sowie sichtlich amüsierten Grinsen entgegen sah. „Ach was...du eigentlich immer andere Leute heimlich bei ihren morgendlichen Gesängen belauschen wollen Englischfrau?“ War dabei die knappe, sowie leicht anzügliche Bemerkung, die dabei sogleich als Morgengruß an mich erfolgte. „Wie wäre es denn erst mal mit einem anständigen „Guten Morgen“ Trapper...und oh entschuldige bitte werter Herr, aber ich wusste ja nicht, dass dies verboten ist?! Weißt du was Eikskild? Dann halt so früh am Morgen der Einfachheit halber doch vorsorglich den Mund, vor allem wenn du es nicht riskieren möchtest, dass man dir irgendwie zuhören könnte..oder?“ Fauchte ich ihn daher entsprechend brüskiert an...schon weil ER mich ungewollt schon wieder bei etwas ertappt hatte, was mir sichtlich unangenehm war und auch wenn es weiterhin unausgesprochen zwischen uns im Raum lag, so hatte ich langsam aber sicher doch das dumpfe Gefühl, dass er es unbewusst spürte… Der Trapper bemerkte wohl auf eine mir völlig unklare Art und Weise, dass ich langsam aber sicher anfing, mich für ihn zu interessieren...ich meine richtig zu interessieren… Der Mann hatte aber auch etwas an sich, dass es einer Frau äußerst schwer machte, sich dem auf die Dauer langfristig erfolgreich zu entziehen. Es war so eine gewisse Weise von latenter Attraktivität, die selbst seiner geringen Körpergröße keinen Abbruch tat...im Gegenteil seine Anziehungskraft wuchs gewissermaßen täglich weiter an. „Nun das sein auch nicht verboten, du haben mich wieder falsch verstanden..ich haben dich nur ein wenig damit aufziehen wollen...Lyria und warum du eigentlich immer gleich so...so wie eine wütende Katze auf mich reagieren, die mir die Augen auskratzen wollen? Ich haben doch bloß einen kleinen Scherz machen?!“ War somit die prompte Antwort, die ich dabei von ihm als eindeutige Botschaft erhielt. Ich, die dazu gerade im Begriff war, mich endlich von meinem nächtlichen Lager zu erheben, sah ihm damit wie soeben vom Blitz erschlagen entgegen. „Ähhhh...WA...was ein Scherz? Meinst du das Ernst? Es..es tut mir ehrlich leid, wenn du das jetzt so aufgefasst haben solltest, das war sicher nicht beabsichtigt Eikskild. Aber ich fand das im Gegensatz zu dir eben nicht besonders lustig und wenn du es ehrlich wissen willst, du nordisch brummiges Mannsbild! Ja stell dir vor, ich mag deine Stimme….und ich mag es auch, wenn du singst. War das jetzt deutlich genug? So nun weißt du s also, freu dich und mach ruhig damit weiter, deine geschmacklosen Späße mit mir zu treiben, vielleicht hilft s dir ja…für deinen….?“ Fauchte ich ihm damit nicht eben freundlich entgegen, aber noch während ich weiter wütend vor mich hin wetterte, hatte ich ihn ganz plötzlich so schnell vor mir stehen...dass ich kaum darauf reagieren konnte. Ich spürte derart perplex, wie sich seine kräftigen Arme nur einen Augenblick später bereits spontan zu beiden Seiten um meine Taille schlossen und er mich dabei gleichzeitig schwungvoll nahe an sich heran zog...so dicht, dass wir uns unweigerlich berühren mussten. Dabei sah MANN mir tief in die Augen...eindeutig einen Tick zu tief, um die Botschaft an mich nicht zu verstehen, die unterschwellig aber doch ziemlich eindeutig darin mitschwang. So in etwa wie..ich mag dich und du gefällst mir, also warum zierst du dich noch so...nun komm schon...und es war dabei so ein Blick in seinen anziehend dunkelblauen Augen, der mir augenblicklich weiche Knie bescherte. Was sich dann aber in der Realität doch nicht ganz so einfach gestaltete, schon weil ER ja ein gutes Stück kleiner war als ich...aber das störte IHN der das nicht bedacht hatte offenbar trotzdem nicht die Bohne. Ich hingegen starrte vollkommen sprachlos in diese Augen und war von ihnen wie paralysiert... Im Zuge dessen, hörte ich auch das unverwechselbare leise kehlige Brummen aus seiner Brust mit dem er mir auf meinen merklich brüsken Spruch antwortete. „So dir gefallen meine Stimme...und..wie ich sie benutzen...ja Lyria? Ich meinen du mögen es also, wenn ich etwas singen?“ War die nicht ganz unerwartete Gegenfrage an mich, wobei ich ihn auch weiterhin in etwa anstarrte, wie das Kaninchen die Schlange, kurz vor dem gefressen werden...gänzlich unfähig mich zu rühren und dazu brachte ich nichts als ein schwaches Nicken zustande. „Hmm ja ich..ich denke schon…!?“ Konnte ich mich ihm dann doch noch etwas entgegen stottern hören...völlig verunsichert von soviel ungewohnter Nähe. Und dann zu allem Übel auch noch die eines Mannes, den ich ungemein attraktiv zu finden begann...ein Desaster...aber ich hielt mich standhaft...aufrecht. >Jetzt nur nicht schwächeln Mädchen..sonst hat er dich vollends durchschaut! Dachte ich dabei reichlich verstört, das war aber leider so ziemlich alles was ich angesichts der Umstände von diesem Mann im Arm gehalten zu werden noch denken konnte, während ich ihm sozusagen von "Angesicht zu Angesicht" gegenüber stand. Jetzt fehlte eigentlich nur noch, dass er noch einmal versuchen wollte mich so dreist zu küssen, wie er es vor kurzem in der Tundra schon einmal gewagt hatte...aber den Gefallen tat er mir dieses mal wiederum nicht…vielleicht schon deshalb nicht, weil ich es insgeheim sogar von ihm erwartet hatte. „Das ich finden sehr schön...ich freuen mich ehrlich darüber, wenn du aufrichtig zu mir sein, du mir einen Grund nennen weshalb ich sollen das lächerlich finden...?“ Sagte er anstatt dessen leise zu mir, wobei ich mir jetzt nicht so ganz sicher war, ob ich darüber froh sein sollte, dass er es nicht versucht hatte oder doch ein wenig enttäuscht? Zu meinem Entsetzen merkte ich, dass ein seltsam latentes Gefühl von Enttäuschung in mir aufzukeimen begann, das mich erschrak und zwar mehr noch als Wissen darum, dass er mir eindeutig viel zu nahe gekommen war, um das noch als schicklich einzustufen. Eikskild der elende Schuft hatte es tatsächlich gewagt diesen Übergriff auf mich zu starten, ohne zu wissen oder zu ahnen, wie ich darauf nun eigentlich reagieren würde...aber da ich ihn mochte, beschloss ich nicht ganz so harsch mit ihm ins Gericht zu gehen, so versuchte ich ihn anstatt dessen lediglich so elegant und unbedarft wie möglich wieder los zu werden. Was so zwangsläufig in einem sichtlich peinlich berührten von mir weg zu schieben mündete, damit wir wieder auf den nötigen Höflichkeitsabstand kamen. Er ließ es ohne jedweden Widerstand geschehen, fast so als ob er es erwartet hatte. Aber erst dabei fiel mir auf, dass sein Oberkörper bis zum Gürtelansatz hin vollständig unbekleidet war. Also entweder hatte er sich vollends anziehen oder aber waschen wollen, wobei ich ihn offenbar unterbrochen hatte….da ich aber eben bei unserer kurzen Tuchfühlung noch den Hauch von Restfeuchtigkeit auf seiner nackten Haut gefühlt hatte, schloss ich auf das Letztere...also damit zweifelsfrei auf das sich waschen, was wir bei den Nachttemperaturen seit neusten beide im Übrigen freiwillig ins Innere der Hütte hinein verlegt hatten. Wenn da auch nur die sogenannte „Katzenwäsche“ am kleinen Waschbecken in der Küche statt fand, die wir so einigermaßen bewältigen konnten, ohne uns ständig gegenseitig auf den Nerv zu gehen. Ich sah ihn an...spürte mir die Hitze meines Blutes ins Gesicht schießen, unaufhaltsam sowie unübersehbar… „Ich weiß nicht, was du meinst...ich..ich bin immer ehrlich..und..und du, was ist mit dir? Weißt du unverschämt bist du gar nicht oder wie darf ich das hier deuten Trapper? Sag weshalb hast du das eben gemacht Eikskild? Willst du mich absichtlich ärgern?“ Fauchte ich ihn entsprechend abweisend an, um wieder an der nötigen Haltung zu gewinnen...wobei ich ihn jedoch nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. Er reagierte dabei jedoch überraschend gelassen ja fast schon belustigt, als er mir darauf etwas entgegnete...wobei er jedoch nicht versuchte sich mir erneut zu nähern, sondern den sogenannten „Sicherheits“ Abstand zwischen uns einhielt. „Was sollen ich gemacht haben? Ich haben dir lediglich sagen, dass ich es schön finden, wenn du ehrlich zu mir sein..auch was dein Gefühle anbelangen. Ich wissen, dass du mich mögen Lyria.“ Kam es indessen entsprechend selbstsicher aus ihm heraus und in meine Richtung. Er wollte, dass ich seine Botschaft verstand, daran konnte es keinen Zweifel mehr geben. „Ach ist das so? Du hast recht...mögen ja...aber sicher nicht mehr...also bilde dir nur ja nicht ein, dass da mehr sein könnte.“ Fauchte ich ihn daraufhin einen Tick zu kratzbürstig an, um glaubhaft zu wirken..woraufhin ich ihn prompt lächeln sah und damit schlicht selbst fest stellte, dass er es offenbar schon längst begriffen hatte. „Hmm ich schon verstehen...aber bevor du mir jetzt gleich die Augen auskratzen werden, wollen ich dir eigentlich nur noch sagen, dass ich etwas für dich haben.“ Antwortete er mir daraufhin abermals in einer Seelenruhe, die mich verblüfft sprachlos zurück ließ. „Ach..?“ Ich sah ihn mit großen Augen an…mehr brachte ich in dem Moment nicht zustande. Er nickte knapp, wobei er nachdrücklich entschlossen wirkte. „Ja du wollen es sehen?“ War die entsprechende Gegenfrage an mich, auf die ich ebenfalls nichts weiter als schwach nicken konnte, während ich ihn weiterhin verwirrt anstarrte. Mit diesen Worten sah ich ganz plötzlich das in seinen Händen, was er mir bereits gestern Abend offeriert hatte...es war der Bernstein, sein Geschenk an mich, den er dem Anschein nach noch mitten in der vergangenen Nacht in eine schöne, sowie gut gearbeitete zierliche, sowie dezent unauffällige Silberfassung gebracht hatte, denn der schöne herzförmige Anhänger baumelte jetzt unübersehbar an einer langen Silberkette…. Überrascht entschlüpfte mir zunächst nichts weiter als ein leises Keuchen. „Ohhh..er...er ist wunderschön...ganz ehrlich, ich bin beeindruckt...“ hauchte ich ihm schließlich nahezu atemlos entgegen, woraufhin ich ihn spontan lächeln sah. „Hmm ja das sein er wohl, so wie du...dürfen ich ihn dir umlegen?“ Fragte er mich leise, wobei mich seine intensiv blauen Augen seltsam fragend fixierten. Ich nickte erneut und gänzlich verdattert angesichts dieses doch sehr eindeutigen und direkten Kompliments an mich...das ich versuchte standhaft zu ignorieren. „Ääähh sicher“…antwortete ich ihm darauf schließlich ein wenig schüchtern, schon weil ich spürte wie es mich merklich verunsicherte. „Na du müssen dann aber schon ein wenig näher kommen, sonst es schwierig werden.“ Sagte er unübersehbar amüsiert zu mir, wobei Eikskild mich mit einem auffordernden Blick taxierte. Ich hörte mich selbst leise seufzen und trat danach einen zögernden Schritt an ihn heran...wobei ich den Kopf leicht neigte. Aber noch als ich spürte, wie er mir im Anschluss daran vorsichtig die schlichte Silberkette um den Hals legte...sah ich etwas… ...etwas das mich derart verblüffte, dass mir beinahe die Atemluft stockte. Ich war ihm so nahe, dass ich eine neuerliche und ausgesprochen gute Sicht auf seinen nackten und durchaus muskulös, kräftig geratenen Oberkörper hatte, der mir bereits von Anfang an eine gewisse Atemnot bescherte. Aber erst jetzt in diesem Zusammenhang bemerkte ich etwas, das mir wohl erst jetzt beim zweiten Hinsehen aufgefallen war. Vielleicht auch erst angesichts der kuriosen Umstände, mit dem was ich da ganz zufällig im Geräteschuppen gefunden hatte...denn auf seiner Brust nahe des Herzens, etwa in der Mitte direkt unterhalb des Brustbeins verlief eine deutlich sichtbar ausgeprägte silberne Linie, die auch der dichte dunkle Flaum auf seinem Oberkörper nicht gänzlich verdecken konnte...eine alte Narbe...und eine sehr lange dazu, die ganz eindeutig von einer tiefen aber lange verheilten Verletzung her rühren musste. In meinem Gehirn arbeitete es indessen auf Hochtouren...ja Himmel Herrgott nochmal, wo in aller Welt hatte er die sich denn so unschön eingefangen...und warum war sie mir vorher noch nie aufgefallen? Denn sie sah ehrlich gesagt ganz schön übel aus...und dazu war sie beileibe nicht die Einzige, die er davon getragen hatte, denn als ich ihn so weit mir das möglich war, weiterhin unauffällig begutachtete, fiel mir nämlich auf, dass da noch so einige andere an Armen und seiner Gürtellinie entlang verliefen, die irgendwie auf alte Hieb oder Stichverletzungen schließen ließen und irgendwie so gar nicht nach irgendwelchen zufälligen Unfällen anmuteten?! Ja zur Hölle, WAS hatte dieser Mann in seinem früheren Leben getan? Hatte er am Ende wirklich wie ich es vermutete so einer komischen Gruppe angehört, die das Leben im Altertum nachstellten, um das harte Leben von damals zu demonstrieren oder war er vielleicht sogar doch so etwas wie ein „Stuntman“ gewesen? Ich meine vielleicht war ja so etwas in der Art eines ungewolten "Arbeitsunfalls" vorgefallen, dass ihn letztenendes dazu angehalten hatte, dieses risikoreiche Leben für immer hinter sich zu lassen? Immerhin war dies eine plausible Erklärung dafür, weshalb er was das anbelangte so heftig aussah...denn jetzt wo ich sie durch Zufall entdeckt hatte, sprangen mir die vielen alten Narben an ihm regelrecht ins Auge. Aus einem völlig spontanen Impuls heraus, den ich mir selbst nicht erklären konnte, ertappte ich mich dabei, wie meine Fingerspitzen sich dahin verirrten und der silbernen Linie sachte forschend, sowie ungemein neugierig nachfolgten, indem ich ihn dort schlichtweg ungefragt berührte. Ich hörte ihn leise überrascht, sowie heftig aufkeuchen.. "Wa..was...machen du da?“ War seine plötzliche und merklich verwirrte Reaktion, woraufhin ich spürte wie seine Hand hastig nach meiner griff, um sie fest zu halten und mich weiter daran zu hindern, ihn dort so unverfroren zu berühren. Ich hob den Kopf und sah ihn an...ich sah ihm direkt und ohne jede Scheu in diese ungemein faszinierend blauen Augen, die jetzt überraschend verwirrt wirkten..ganz anders als sonst, wo sie zumeist selbstsicher wirkten...nein es war im Augenblick beinahe so, als hätte ich ihn bei etwas ertappt. Ja als hätte ich an etwas gerührt, was mich beim besten Willen nichts anging...an seinem Geheimnis vielleicht? Denn dass er eins hatte...war mir längst klar geworden. „Wo..woher hast du die?“ Fragte ich ihn leise aber doch mit Nachdruck..weil ich mich nicht wieder so einfach von ihm abschütteln lassen wollte...ich wollte wirklich wissen, wie er zu diesen üblen Verwundungen in seiner Vergangenheit gekommen war. Doch seine schlichte Antwort die darauf sogleich erfolgte, war nicht mehr als einige kurze Worte, woraufhin er mich unerbittlich sowie gänzlich verschlossen musterte...es war mir, als wäre das ein vollkommen anderer Mann mit dem ich es jetzt zu tun hatte. „Lyria du mich deswegen besser nicht weiter fragen...das sein ein Unfall gewesen, das aber sein schon lange her...bevor ich hier leben...ich darüber nicht sprechen wollen. Du keine Antwort darauf von mir erwarten!“ Als er mir das geantwortet hatte, trat er unwillkürlich einen Schritt zurück, wobei er fast sofort schlagartig auf dem Absatz kehrt machte und zurück in den Nebenraum ging ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen. Ich blieb sprachlos verwirrt zurück, mit der nagenden Erkenntnis, versehentlich an etwas gerührt zu haben, an das besser hätte nicht gerührt werden sollen...an einem schmerzlichen Stück seiner Vergangenheit, die mich weder etwas anging..noch an der er mich teilhaben lassen wollte… Hosted by Animexx e.V. 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