"Eikskild" von Ithildin ("Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)) ================================================================================ Kapitel 6: allerlei Ärgernisse ------------------------------ Ohne weitere Umschweife zu machen oder sich etwas anmerken zu lassen, trug er mich schweigend aber doch merklich vorsichtig zu meinem Schlaflager, wo er mich anschließend sachte absetzte und auf die Bettkante gleiten ließ. Er sah mich kurz forschend an, es war ein lediglich angedeutetes Lächeln, das seine eher schmalen aber markant, gezogenen Lippen teilte. Kaum dass er mich abgesetzt hatte, ging Eikskild sofort danach auf die gewohnt respektvolle Distanz, die in der Regel zwischen uns herrschte und die im Normalfall auch keiner von uns beiden irgendwie anzutasten wagte. „Ich dich allein lassen Lyria. Du dich ausruhen müssen, daher du jetzt schlafen. Ich denken, wir morgen weiter sehen und ich sehr hoffen, dass dein unfreiwilliges Abenteuer keine Folgen haben werden. Ich jetzt besser gehen, denn auch ich möchten mich noch aufwärmen. Es sein verdammt kalt gewesen, dich da aus dem Wasser holen, du mir das glauben können!“ Ich für meinen Teil sah den Trapper sichtlich verwirrt an, dessen gelinde gesagt katastrophalen Sprachkenntnisse noch immer keine erheblich nennenswerten Fortschritte gemacht hatten..ihm zu antworten sah ich mich in dem Moment kaum in der Lage, so nickte ich nur schwach. Aber dann gelang es mir doch noch den Mund auf zu bekommen, wohl auch, weil er vermutlich eine von mir erwartete. „Ja ich verstehe, sicher ich denke, du solltest dich besser schleunigst aufwärmen, es wäre wohl nicht sehr erfreulich, wenn ausgerechnet du wegen diesem dummen Unfall von mir krank werden würdest. Das täte mir sehr leid. Ich meine, du hast dein Leben für mich riskiert….dafür möchte ich dir aufrichtig danken, es war etwas, dass Andere vielleicht nicht getan hätten oder jedenfalls nicht so selbstverständlich und ohne zu zögern. Danke schön Trapper. Ich bin nicht so naiv, um nicht zu wissen, dass ich dir viel zu verdanken habe und ich hoffe sehr, dass du es in unser beide Interesse ohne Schaden zu nehmen überstehst.“ Das was ich ihm da geantwortet hatte, war meine aufrichtige Meinung und mein voller Ernst, ich schämte mich auch nicht, ihm dies so offen zu sagen….denn es entsprach ja eindeutig der Wahrheit, denn ohne ihn und seine Hilfe, wäre ich hier auf diesem einsamen Flecken Erde wirklich aufgeschmissen und das wussten wir im Grunde beide. Ich sah ihn spontan lächeln, als sich unsere Blicke für einen Moment lang offen und zugleich neugierig kreuzten. „Ich dir für diese ehrlichen Worte danken Lyria...ich es haben aber auch so gern getan, doch ich jetzt werden gehen. Wir uns morgen sehen. Du dich dringend ausruhen müssen.“ Mit diesen Worten machte er umgehend auf dem Absatz kehrt und ohne noch auf mich zu achten ging er in den Nebenraum, wo ich ihn nur wenige Sekunden später mit dem Kessel hantieren hören konnte, der erfreulicher Weise dafür sorgte, dass auch der Trapper noch einen ordentlichen Schwung warmes Badewasser abbekommen würde, um sich daran zu erwärmen. Als er es eingegossen hatte, hörte ich mehr oder minder unfreiwillig dabei zu, wie er seine Kleider ablegte. Da war das leichte, unüberhörbare Klimpern seiner Gürtelschnalle...das unverwechselbare leise Geräusch das, das Ausziehen einer Hose verursacht und auch jenes, das schwere, klobige Stiefel auf einem Holzfußboden hinterlassen, wenn sie dort abgestellt werden. Allein die Vorstellung daran, den mir um etliche Jahre älteren nordischen Mann mit dem schwarzen schon leicht angegrauten Haarschopf noch einmal so unbedarft zu Gesicht bekommen zu können, wie an dem Tag, als er sich für meine Augen ungewollt freizügig unter der Dusche gewaschen hatte...allein der beflügelte meine Phantasie aufs Heftigste. Ich wusste insgeheim jedoch genau, dass ich es nicht wagen würde, ihn noch einmal so unverblümt und dazu obendrein mit voller Absicht anzustarren, als wäre er der noch einzig lebendige Mann auf dieser schönen Welt. Schon gar nicht jetzt, auch wenn die Vorstellung daran, in meinem an Zuneigung und Liebe, sowie dem simplen Bedürfnis, von wenigstens annähernd ausgelebter Sexualität, über Jahre hinweg völlig ausgehungerten Verstand vielleicht noch so verlockend sein mochte. Und so musste ich mir aus einem vollkommen unerklärlichen Grund wohl oder übel erneut eingestehen, dass Mann mir auf eine gewisse Art imponierte und irgendwie gefiel ER mir schon auch, obwohl ich nicht wusste weshalb das der Fall war. Denn eigentlich entsprach der Trapper nicht im Geringsten meinem Männertyp, den ich bisher bevorzugt hatte. Die waren in der Regel nämlich alle durch die Bank blond und von der Körperstatur her eher groß und sehr schlank gewesen…allein deswegen hatten sie also schon rein äußerlich gesehen, das komplette Gegenteil von ihm dargestellt. Und dennoch, irgend etwas an Eikskild wollte mich mit aller Gewalt dazu antreiben, dem mir an sich völlig absurd erscheinenden Wunsch nach seiner Nähe nachzugeben, den ich nicht im Ansatz verstehen konnte. Ich musste mich schlussendlich mit aller Gewalt dazu zwingen, nicht aufzustehen und ihm heimlich nach zu spionieren. Vor allem, als ich einige Augenblicke später deutlich mitbekam, dass auch er sich nun endlich mehr als verdient im warmen Wasser unserer provisorischen Badewanne nieder gelassen hatte. Aber in dem Moment als ich hörte, wie er sich im Waschzuber hinsetzte, um sich mit einem leisen aber durchaus zufriedenen Brummen zurück zu lehnen, mit dem er das warme Wasser verdient genießen durfte, verstand ich es endlich...da wusste ich wenigstens ansatzweise, warum ausgerechnet ER mich so beeindruckte. Es hatte an sich nichts oder nur sehr wenig mit seinem Äußeren zu schaffen. Nein, ich war offenbar langsam aber unaufhaltsam im Begriff, seinem aufrichtigen und grundehrlichen Wesen Vertrauen zu schenken und dazu auch noch seinem allzu spröden Nordmanns Charme zu erliegen. Das also war der Grund...jetzt hatte ich es endlich verstanden. Ich mochte ihn…so simpel war die Erklärung. Ein Mann mit Rückgrat, der noch die dazu nötige Courage besaß, so wie er, nun einen solchen Mann, hatte es in meinem vorherigen Leben zumeist selten gegeben. Ich besaß nämlich leider ein untrügliches Talent dafür, mir grundsätzlich immer die falschen Männer anzulachen...aber so was von. Allein daher kannte ich so etwas wie ehrliche Aufrichtigkeit, Mut und die nötige Kraft um Verantwortung für sich selbst und andere tragen zu können, so gut wie gar nicht von den Männern mit denen ich in der Regel zu tun gehabt hatte oder mit denen ich zusammen gewesen war. Dazu kam angesichts dieser Erfahrungen erschwerend hinzu, dass mir jemandem anderem als mir selbst zu vertrauen, Zeit meines Lebens schon immer äußerst schwer gefallen war. Ich nannte dies insgeheim angeborenes Misstrauen... „Hilf dir selbst Mädchen, dann wird dir geholfen“...war somit stets meine Devise gewesen und ausgerechnet jetzt, in dieser schwierigen Lebenssituation auf ihn angewiesen zu sein...auf IHN diesen brummigen und an sich wenig gefälligen Kerl von einem Trapper, das fiel mir einerseits ungeheuer schwer. Andererseits aber gab es mir eine völlig neue Art von Gefühl und zwar das, das jemand da ist, auf dem an sich verlassen kann, wenn s denn drauf ankommt. Dies hatte er mir ja jetzt schon einmal mehr mit der ungewollten Rettungsaktion auf See bewiesen und genau DAS war es, was mir die notwendige Sicherheit gab. Ich konnte ihm bedingungslos Vertrauen schenken..und mehr wollte ich auch gar nicht. Es war eine verdammt lange Zeit, die wir beide gezwungenermaßen miteinander verbringen würden, schon aus dem Grund war es wahrscheinlich unerlässlich, sich gegenseitig zu vertrauen. Dass ich es nun endlich verstanden hatte, wertete ich als großen Vorteil, denn es würde unser beider Zusammenleben vielleicht in Zukunft etwas einfacher gestalten. Ich nahm mir insgeheim vor, nicht mehr gar so fürchterlich brüsk zu ihm zu sein….wobei ich mir diese Art der Abwehrreaktionen auf unangenehme Situationen über die Jahre hinweg erfolgreich antrainiert hatte...vor allem, wenn ich mir die Menschen vom Hals halten wollte, konnte ich es mit dieser Taktik hervorragend umsetzen. Doch da es bei ihm ohnehin nicht so viel Wirkung zeigte, wie ich anfangs angenommen hatte, nahm ich mir damit also vor, in Zukunft etwas netter zu ihm zu sein. Gut, aber ob ich das, was ich mir da vorgenommen hatte, auch so einfach schaffen konnte, hing wohl auch noch maßgeblich von seinem Verhalten mir gegenüber ab. Nun ja, aber das wollte ich dann doch besser auf mich zukommen lassen. Weiter als damit sollte ich mit meinen allzu verworrenen Gedankengängen allerdings nicht mehr kommen..erstens weil ich mich körperlich tatsächlich wie erschlagen fühlte und zweitens weil meine Hündin Keira inzwischen vor meinem Bett aufgetaucht war und mir mit leisem Winseln, sowie leichtem Schwanzwedeln anzeigen wollte, dass sie heute noch nicht einmal so richtig Hunde freundlich draußen gewesen war, wenigstens um ihr Geschäft zu verrichten. Ich wusste aber auch, dass ich selbst dazu nicht mehr in der Lage war...ich fiel ja so schon mehr oder minder von alleine um und ich spürte es mit jeder Sekunde deutlicher und deutlicher werden, wehrte mich jedoch innerlich vehement dem Gefühl der Schwäche weiter nachzugeben, bis ich es schlussendlich doch irgendwann einsehen musste. „Keira meine Süße, oh ich kann nicht mit dir raus...ich bin so müde….ich fühl mich furchtbar...verzeih mir“..flüsterte ich meinem Hund schließlich leise entschuldigend entgegen, wobei ich mich herzlich gerne erschöpft wie ich war, zurück auf mein Bett sinken ließ und hastig unter die warme Schlafsack Daunendecke schlüpfte, weil ich merkte, dass ich wieder unkontrolliert zu zittern begann. Keira stupste mich indessen noch ein paar mal ungeduldig mit ihrer Schnauze an, wobei sie mich mit ihren treuen braunen Hundeaugen bittend ansah. Ich versuchte sie beruhigend zu streicheln, doch es gelang mir nur mehr schleppend...“geh..geh und sag s ihm...er wird dich raus lassen...ganz bestimmt wird er das tun...ich weiß er ist ein guter Kerl“….flüsterte ich ihr dabei leise entgegen, während ich ihre weichen Ohren sanft durch meine Handflächen gleiten ließ und mich dabei prompt hinlegen musste, weil ich mich mit einem mal alles andere als gut fühlte. Mir war eiskalt und ich ahnte schon, was das in etwa bedeuten konnte, doch ich versuchte es abermals zu verdrängen… Keira hingegen trollte sich irgendwann, nachdem sie gemerkt hatte, dass ich sie bestimmt nicht mehr raus lassen würde. Also machte sie sich schließlich zögernd davon, in Richtung der Hauptstube unserer kleinen Hütte, wo der Trapper sich noch immer dem vermutlich äußerst seltenen Luxus von warmen Wasser hingab und ich ihn dabei zu meiner außerordentlichen Verblüffung in seiner etwas kehlig klingenden Sprache leise singen hören konnte. Es waren wohl ausnahmslos nordische Lieder und Sagen, denn sie klangen wehmütig von einer seltsamen Trauer um den Verlust von Heimat erfüllt...und seine schöne tiefe und glasklare Stimme ließen sie somit noch eindrucksvoller und wehmütiger klingen, so dass sie mit ungewollt tief unter die Haut gingen, obwohl sie ganz sicher nicht für meine Ohren bestimmt waren, das wusste ich. Seine Heimatsprache war seltsam, ich hatte wie so oft den Eindruck, sie noch nie zuvor gehört zu haben. Vor allem in diesen mir gänzlich unbekannten Liedern, kam dieser Umstand noch mehr zum tragen, als ich es ohnehin schon im Gespür hatte. Norwegisch war wirklich eine äußerst merkwürdige Sprache, sie klang manchmal so, als hatte sie zwei vollkommen unterschiedliche und verschiedene Klangbilder. Das konnte ich nicht so recht nachvollziehen...doch noch als ich in meinem Dämmerzustand darüber nach zu grübeln versuchte, hörte ich ganz plötzlich etwas völlig anderes…. „Hey du das lassen...ich nicht sein dein Abendessen. Los gehen weg...ich schließlich sein schon gewaschen!“ Kam es ganz plötzlich etwas überrascht sowie merklich belustigt aus dem Nebenraum, mit dem ich annahm, dass mein Hund genau das getan hatte, was ich ihm geraten hatte. Keira war daher Eikskild anstatt mir auf den Pelz gerückt...und sie konnte in solchen Sachen obendrein sehr nachdrücklich werden, wenn sie etwas durchzusetzen versuchte. Nun ja und raus zu kommen, um wenigstens noch ihr tägliches Geschäft zu machen, war etwas sehr Nachdrückliches….zweifellos. Außerdem wusste ich inzwischen auch, dass sie ihn mochte...also hatte mein Hund vermutlich recht aufdringlich versucht, seine vollständige Aufmerksamkeit zu erlangen, indem sie ihm während der Trapper noch in der Wanne saß ein wenig näher zu kommen versuchte...was man ihr ja irgendwie nicht verdenken konnte. Ein kurzes beherztes Bellen ihrerseits folgte, das meinen Verdacht nur noch bestätigte. Aber anstatt dessen, dass er böse wurde, wie ich jetzt eigentlich vermutet hatte, erfolgte ein knappes aber sichtlich amüsiertes, sowie herzhaftes Lachen, das ohne jeden Zweifel von ihm kam...dem unverzüglich das plätschernde Geräusch von Wasser folgte, das immer dann jemand machte, der sich zügig aus einer Wanne erhob, um dann im Anschluss aus ihr heraus zu steigen. Dem nicht genug, folgte kaum, dass er die Wanne verlassen und sich vielleicht noch ein Handtuch hatte greifen können, bereits eine neuerliche Angriffsattacke meines Hundes auf ihn...die sich sogleich in einem leicht unwilligen, sowie abermals hörbar belustigten Unterton seinerseits abzeichnete… „Gehen weg von mir du elendiger Plagegeist von einem Hund. Shazra...ich dich ja noch raus lassen und du mich auch nicht immer gleich ablecken müssen...uhh Mahal das sein ja lästig. Los..ab mit dir auf dein Platz, bis ich fertig sein!“ War somit der darauf folgende und wie zu erwarte trockene Befehl an meine Hündin, die dem offensichtlich Folge zu leisten gedachte, denn ich konnte hören wie sie sich schließlich mit einem leisen Brummeln auf ihren Platz trollte, auf dem sie tatsächlich geduldig ausharrte, bis er sich wieder angezogen hatte, was auch mir nicht entgangen war. Doch irgendwann kam die Dunkelheit über mich und ich spürte nicht einmal mehr, wie mich die Müdigkeit und die bleierne Schwere meiner geschundenen und dazu noch unterkühlt gewesenen Glieder völlig dahin raffte…. ….in dieser Nacht kam das Fieber...es war hoch...ich glühte wie ein Backofen….und ohne es zu merken, wälzte ich mich so im Fieberwahn stöhnend und unruhig in meinem Bett hin und her...solange bis ich ihn, der aus irgend einem unerfindlichen Grund nur leicht geschlafen hatte weckte. Er tat ohne zu zögern für mich das, was andere an seiner Stelle vermutlich nicht so ohne weiteres für jemanden Fremden getan hätten. Er versuchte mein Fieber zu senken, von dem ich nicht wusste, dass ich es hatte, denn ich kam nicht einmal zur Besinnung...bis zum nächsten Morgen nicht. Im Morgengrauen weckte mich unbändiger Durst. Ich fühlte mich schrecklich, mir war heiß und ich merkte, dass ich heftig schwitzte, meine Haare klebten in wirren Strähnen an meiner Stirn. Mir war dermaßen schlecht und ich fühlte mich zum Übermaß so, als hätte mich ein Panzer überrollt. Ich spürte, dass es mir sehr schlecht ging und das ich sicher alles andere als gesund war, aber dass ich hohes Fieber hatte, wollte ich mir noch immer nicht eingestehen. Als ich die Augen aufschlug, wollte ich mich sofort danach aufsetzen...doch ich hatte kaum den Kopf ein wenig angehoben, drehte sich alles in schwarzen Flecken vor meinen Augen...ich ließ ihn mit einem leisen Keuchen sofort wieder in meine Kissen zurück sinken. „Halt du besser liegen bleiben. Lyria du hohes Fieber haben...du können jetzt nicht aufstehen. Das wären töricht und dumm. Es dich das Leben kosten können. Ich versucht haben, es etwas zu senken, doch es nicht so recht anschlagen, dein Körper es wollen offensichtlich alleine nieder kämpfen. Du dich daher schonen müssen...du viel trinken und schlafen. Ich immer wieder werden nach dir sehen. Du dir keine Gedanken machen...ich schon viele gesehen, die Wundfieber und noch schlimmeres haben, ich denken du nicht daran sterben müssen. Aber dennoch sein große Vorsicht geboten, ich es dir befehlen, du im Bett bleiben, ich es dir sagen...du haben mich gehört?“ Ertönte eine Männerstimme ziemlich dicht an meinem Kopf..eine die ich zweifellos kannte….es war seine! Verblüfft drehte ich den Kopf in die besagte Richtung und sah ihm gewissermaßen direkt in die Augen, Eikskild saß an meinem Bett...ich hatte es bis dahin nicht einmal bemerkt, dabei spürte ich, wie seine kräftigen Hände etwas von meiner glühenden Stirn nahmen, um es gegen etwas kühles, feuchtes auszutauschen. Dabei blieb mein Blick unwillkürlich an seinem hängen, der Blick in diese mir vollkommen unergründlich dunkelblauen Augen war äußerst verwirrend, denn er zeigte eine latente Besorgnis, aber auch eine unbändige Neugier...in ihnen, die mich überraschte. War es die Neugier an mir...oder nur allgemein? Ich wusste es ehrlich gesagt nicht...und doch, dieser Blick. Das dunkle Blau seiner Augen, es war ungewöhnlich selten und erschreckend zugleich...ungewollt fing es mich ein, doch als er bemerkte, dass ich versuchte ihn oder besser noch sein Wesen durch sie zu ergründen, verschloss sich das Fenster in seine Seele unverzüglich, das bis dahin offen gewesen war und in das ich für einen Moment hatte unverhüllt wie durch einen Spiegel blicken können. Ich sah so seine unendliche Einsamkeit...seine Standhaftigkeit, aber auch den unbändigen Wunsch nach einer verlorenen Heimat, die ich mir beim besten Willen nicht erklären konnte, denn er hatte doch in gewissem Sinne eine. Ich meine ER war doch hier zu Hause, an diesem Flecken Erde auf Svalbard. Was also hatte er verloren, das ihm so überaus wichtig erschien und damit mehr als offensichtlich in seinen Augen abzulesen gewesen war...wenn auch nur für den Bruchteil von Sekunden, an denen Eikskild es mir gestattet hatte? WAS war es, das er verloren hatte? Eine Frage die mich gleichermaßen faszinierte, wie zutiefst erschreckte. Ich hatte demnach etwas gesehen, was er mir hatte nicht zeigen wollen und das wusste sowohl er, wie auch ich und so taten wir das Einzige, das in dieser Situation möglich war....wir schwiegen es beide tot. „Ich weiß dass ich Fieber habe...und es tut mir leid...schon wieder musst du dich um mich kümmern Trapper, also langsam wird es zu Gewohnheit wie mir scheint?“ Flüsterte ich ihm schließlich leise mit einem sichtlich matten Lächeln entgegen, wobei ich ihm noch einmal direkt in die Augen sah. Er wich meinem Blick wider erwarten nicht aus...ein kurzes, schmales Lächeln teilte seine markanten Züge, ehe er mir antwortete. „Das ich auch schon bemerkt haben, aber es nicht schlimm sein Lyria. Du wissen müssen, ich sein schon ein sehr lange Zeit allein gewesen, ich sein daher froh, dass jemand da sein mit dem ich reden können, so wie du. Es mir nichts ausmachen...ich werden auch gerne nach dir sehen, solange du so krank sein. Ich aber nicht die ganze Zeit bei dir bleiben können, denn ich auch noch andere Pflichten haben...dein Hund versorgen, der immer mit hinaus wollen...meine Fallen und die Jagd...wir ja von irgend etwas leben müssen, wenn der Winter kommen, was jetzt nicht mehr lange dauern.“ Er sah mich an...ich bemerkte die Sorge und die Ernsthaftigkeit die aus seinem strengen Gesicht, vordringlich aber aus seinen Augen sprach...ich spürte, dass er mich mochte...ich wusste nicht weshalb aber es war so, ich konnte es fühlen. „Danke..ich..ich weiß gar nicht was ich dir sagen soll Eikskild. Du bist so freundlich zu mir und beschützt mich obendrein auch noch vor allem, was da draußen an Gefährlichkeiten herum läuft. Das habe ich wenn wir ehrlich sind gar nicht verdient Trapper. Ich bin zum Dank dafür ein absolutes launenhaftes Ekel zu dir...ohhh es tut mir unendlich leid, dass ich zeitweise so garstig zu dir gewesen bin...kannst du mir das verzeihen?“ Ich konnte ihn dabei nicht ansehen, als ich ihm das sagte und ich spürte zu allem Überfluss auch noch wie mir die Verlegenheitsröte heftig ins Gesicht schoss, mehr noch als das Fieber….es war sicherlich dumm von mir in diesem Zustand. Vielleicht hielt er es für reine Einbildung oder irgendwelche Phantastereien über das, was ich ihm da eben gesagt hatte...aber es musste aus mir heraus. Ich wollte ehrlich zu ihm sein...soweit klar im Kopf war ich dann schon noch, sogar selbst auf die Gefahr hin, dass er es jetzt nicht ernst nehmen würde was ich zu ihm gesagt hatte. Doch ich hatte mich gewaltig in diesem Mann getäuscht, der zwar rein äußerlich vom Körpermaß her betrachtet sicher nicht der Größte unter der Sonne war, aber dafür ein um so beeindruckend sympathisches und obendrein noch überraschend gutmütiges Gemüt verfügte. Ich spürte wie er seine linke Hand hob und mir anschließend sachte eine meiner längeren Pony Strähnen sanft, aus der Stirn strich, die sich vorwitzig unter dem kühlen Tuch heraus gestohlen hatte und mich prompt blinzeln ließ, weil sie mir zu meinem Ärgernis direkt bis übers Auge gerutscht war. Er wirkte dabei eigenartig entspannt...ja fast schon zärtlich. Doch ganz plötzlich sah ich wie der Trapper unwillkürlich stutzte und sich seine Fingerspitzen fast sofort danach in meinen Haarschopf bis zum Ansatz hin verirrten...wo er kurz verharrte, ehe er sie wegzog, als hätte er sich daran verbrannt. „Oh es sein in Wahrheit ja rot und gar nicht schwarz, wie ich bisher denken...das sein ja sehr interessant“..konnte ich ihn verblüfft und dazu sehr leise flüstern hören, so dass ich das was er sagte gerade noch so verstehen konnte...aber noch bevor ich mich in der Lage sah im darauf etwas zu antworten, fuhr er bereits in einer ganz normalen Tonlage fort, die dieses mal eindeutig in meine Richtung abzielte. „Ich dich gut verstehen können, dass du so sein Lyria. Du haben anfangs große Furcht vor mir und vor dem was dich hier bei mir erwarten. Das du haben nicht wissen können...ich hätten ja auch gut ein übler Bursche sein können, der dir als eine Frau ständig nachsteigen wollen. Das also sein völlig normal wie du reagieren, ich haben sogar damit rechnen, dass du so sein. Aber du kein Angst haben müssen, ich sein ein grundanständiger Mann, ich so etwas bestimmt nicht tun werden….es sei denn die Frau mich auch wollen, dann sein das etwas völlig anderes. Ich eine Frau aber nur dann nehmen, wenn sie mich aufrichtig mögen...und ich sie...dann und nur dann sein es auch schön...also das ich jedenfalls meinen.“ Ich merkte, dass ich angesichts dieser deutlich klaren Worte ungewollt schlucken musste...er hatte die Wahrheit gesprochen, ungeschminkt und erschreckend ehrlich, so wie er nun einmal von seinem Wesen her war. Damit konnte ich nicht mehr tun, als es ihm mit einem schwachen Nicken meiner seitens zu bestätigen. Dennoch oder gerade deshalb konnte ich noch immer nicht wirklich verstehen, weshalb er mich schon gleich am vierten Tag gefragt hatte, ob ich mit ihm ins Bett steigen wollte...das ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Nicht nachdem was er mir eben gesagt hatte...aber vielleicht musste ich das auch gar nicht verstehen...es war ohnehin Vergangenheit, die zwar nicht gerade zu einem sehr erfreulichen näheren Kennenlernen geführt hatte..aber an sich auch keinen größeren Schaden erzeugt hatte, weil ich ihm jetzt wo ich ihn besser kannte immerhin etwas mehr über den Weg zu trauen bereit war. „Ist schon gut...ich habe es verstanden. Ahmm..Trapper kannst du mir einen Gefallen tun bitte ich..ich habe großen Durst...ich würde gerne etwas trinken.“ Hörte ich mich somit selbst sehr leise in seine Richtung flüstern, denn es war wirklich so, innerlich hatte ich das eigenartige schwammige Gefühl gänzlich in Flammen zu stehen...vielleicht sogar im doppelten Sinne gesehen, aber dessen war ich mir nicht sicher. Doch soviel wusste ich, dass das Fieber noch nicht so weit gesunken war, um einen anderen Grund dafür verantwortlich machen zu können. Mir war heiß und kalt zugleich….aber sehr zu meinem Erstaunen antwortete er mir nur einen Augenblick später freundlich. „Ich dir gleich etwas bringen...du einen Moment warten. Ich dir haben einen Tee gekocht aus Weidenrinde, die es hier manchmal in zwergwüchsiger Form geben. Das schmecken zwar ganz widerlich, so wie russischer Wodka in etwa aber es gut das Fieber senken können... ich gleich wieder kommen.“ Mit diesen Worten stand er unverzüglich auf, um mir im Nebenraum den Tee zu besorgen, den er eigens für mich fabriziert hatte. Sagen wir ich hoffte innerlich schwer, dass er wusste was er da tat und mir nicht noch versehentlich irgendwelche Naturdrogen verabreichen würde, die mir das Gehirn gänzlich aus dem Schädel pusteten. Geschweige denn, das Zeugs so widerwärtig schmecken würde, wie das, was ich ihm vor ein paar Tagen einmal als gutgemeinte warme aber leider gänzlich verpfuschte Mahlzeit vorgesetzt hatte...na hoffentlich war Mann jetzt nicht nachtragend. Aber meine Sorge sollte sich als völlig unbegründet erweisen, denn als er nach etwa zwei Minuten wieder kam, hielt Eikskild eine Tasse in seiner kräftigen und leicht gebräunten Hand, die ganz eindeutig nach Tee roch...wenn auch nach einem sehr ekelhaften, denn allein der Geruch war schon abstoßend. Aber wie hieß es doch so schön, wenn man krank war, galt es manchmal eben den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben, wie es der Volksmund so schön nannte. Er balancierte sie geschickt an mein Bett, ohne auch nur den kleinsten Tropfen zu verschütten, während sein markant strenges Gesicht ein äußerst zufriedenes Lächeln zierte, das auch mich trotz meines elenden Zustandes lächeln ließ. Kaum war er bei mir angekommen, spürte ich wie er sich erneut ganz selbstverständlich an den Bettrand setzte… „So du das jetzt trinken müssen, dann es dir bald besser gehen!“ Sagte er dabei mit einem gut gemeinten Zwinkern. Ich sah in zweifelnd an, wobei ich mich aufzurichten versuchte, damit ich es leichter trinken konnte...aber das war völlige Fehlanzeige...ich kam einfach nicht hoch, wie ich es auch anstellen wollte. Mein fiebrig matschiger Kopf ließ es einfach nicht zu. „Es...es tut mir leid, aber ich fürchte ich kann mich nicht aufrichten, dann wird mir schlecht.“ Murrte ich so leise und nicht eben begeistert in seine Richtung...woraufhin ich ein prompt amüsiertes wie gutmütiges Lächeln von ihm erntete „Oh das sein nicht weiter schlimm, warten ich dir helfen.“ Kam so schnell aus ihm heraus gesprudelt, noch ehe ich irgendwie weiter etwas dazu sagen konnte...und noch bevor ich überhaupt auf ihn reagieren konnte...merkte ich, wie Eikskild sich ganz nahe zu mir herunter beugte und er dann anschließend leicht einen Arm unter meinen Kopf schob, der ihm wohl als Stütze dienen sollte, damit ich besser trinken konnte, mit der anderen Hand hielt er mir unmissverständlich den Ekeltee unter die Nase… „So du jetzt trinken können...das sein gut so oder?“ Ich legte den Kopf leicht nach hinten, um ihm direkt in die Augen zu blicken, auch weil seine jetzt genau über meinen waren. Doch das war es nicht, was mich davon abhielt, den Tee meine völlig ausgedörrte Kehle hinunter zu würgen oder ihm auch nur irgend einen Ton als Antwort geben zu können. Gott allmächtiger im Himmel...ich hatte urplötzlich nämlich erneut seinen für mich diesesmal sehr deutlich wahrzunehmenden Eigengeruch in der Nase, als er mir unversehens so nahe kam, um mir den Tee einzuflößen. Sein männlich dominanter Duft, verschlug mir im wahrsten Sinne des Wortes regelrecht die Sprache und nicht nur die allein… Ich hatte den Trapper davor zwar schon einmal gerochen, aber es da lange nicht so intensiv empfunden, wie JETZT.....auch weil wir uns bisher nur einmal so nahe gekommen waren, wie just in diesem Augenblick. Doch dort war er quasi frisch geduscht gewesen...sein unverwechselbarer Eigengeruch damit vermutlich durch das intensive Waschen abgeschwächt worden. Aber jetzt..jetzt hatte ich IHN noch wesentlich intensiver in der Nase…wahrscheinlich weil er sich gestern Abend nicht mehr extra abgeseift hatte. Ich war mehr als verwirrt darüber, wie verflucht gut so ein Kerl eigentlich riechen konnte...ich kam mir in etwa vor wie einer der frühen Urzeitmenschen, auch weil ausgerechnet ICH ihn so ungemein intensiv wahr nahm, wie es mir noch nie zuvor im Leben passiert war. Keiner meiner Männer hatte einen solch atemberaubend anziehenden Duft an sich gehabt wie der, der nicht mal im Ansatz so etwas wie ein Deodorant oder gar irgendwelches Parfum verwendete. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb warf sein Eigengeruch mich nahezu gänzlich um...und zwar durchaus im positiven Sinne betrachtet. Dazu kam, dass Eikskild zur Abwechslung den Nackenzopf gelöst hatte und seine schöne, dichte Mähne damit offen trug...etwas was mir vorhin irgendwie gar nicht aufgefallen war. Ich ertappte mich selbst dabei, wie ich kurz die Augen schloss, um ihn im wahrsten Sinne des Wortes einzuatmen...mich diesem trotz meiner miesen gesundheitlichen Lage seltsam prickelnden Gefühl hinzugeben und wenn es nur für einen Moment war. Zu verlockend geisterte mir sein verführerischer Duft vor der Nase herum, der einerseits eine verwirrend metallische Note von erzhaltiger Erde und dazu leichte Essenzen von Moschus verströmte...stark gepaart mit den herben Komponenten von frischem Harz, wie man es zuweilen auch auf Kiefern oder Fichten finden konnte. Ein ganz leichter femininer Zug von wilden Bergblumen schwang lediglich als eine feine Nuance darin mit. All das zusammen ergab eine Duftnote seiner ureigenen Schweiß Zusammensetzung ab, die mich geradezu aus den Latschen kippen lassen könnte, wenn ich denn nicht schon liegen würde. Ich konnte es nicht fassen, dass ich das nicht schon zu Anfang bemerkt hatte und ich konnte auch nicht fassen, was es für eine fatale Wirkung auf mich erzielte. Ja auf MICH...die hier eigentlich nichts weiter, als hatte überwintern wollen und zwar völlig ohne irgend einen Hintergedanken...schon gar nicht wegen eines Mannes. Noch weniger konnte ich fassen, jemals einen Mann gerochen zu haben, wie DIESEN...ausgerechnet DEN, der mir da ganz unbedarft meinen Tee einzuflößen gedachte und sich nicht das geringste an Gedanken dazu machte...was ICH wohl von diesem durchaus gutgemeinten, aber für mich derartig desaströsen Unterfangen halten mochte. „Du riechst gut Trapper...weißt du das eigentlich? Ich..ich meine jetzt, wo du endlich mal gründlich gewaschen bist. Das solltest du des öfteren machen...mir würde es jedenfalls gefallen.“ Hörte ich mich zu meinem grenzenlosen Erstaunen zu ihm sagen, als ich ein paar kleine Schlucke des widerlich bitteren Gebräus das sich Tee nannte, erfolgreich meine Kehle hinunter gewürgt hatte. Er nahm die Tasse von meinen Lippen und lehnte sich leicht zurück, ließ mich aber nicht los...dabei fiel seine dichte Mähne zurück auf seine Schultern und legte seine markanten Gesichtszüge frei...zumindest die, die nicht unmittelbar von seinem dunklen Vollbart überwuchert wurden. Wir sahen uns an...und ich spürte, dass ich ungewollt abermals errötete, zum Glück aber nicht mehr so heftig wie vorhin. „Ach so ja? Du das wirklich finden? Dann ich das wohl häufiger tun sollten?“ Hörte ich ihn mir darauf gelassen antworten, wobei ich den überraschten und leicht skeptischen Unterton in seiner Stimme allerdings sehr deutlich heraus hörte, den seine offenkundige Verblüffung über meine Andeutung nicht länger überdecken konnte. „Das solltest du wohl tun!“ Entgegnete ich ihm somit ein wenig kurz angebunden, woraufhin ich ihn plötzlich unvermittelt lächeln sah. „Hmm...also das mir noch keine Frau gesagt haben, solange ich leben. Zuerst sie zu mir sagen, ich furchtbar für sie stinken und dann nur einen oder zwei Tage später sie ihre Meinung plötzlich ändern und sagen, ich für sie gut riechen. Ganz ehrlich, du wirklich wissen was du wollen Englischfrau?“ War der trockene, sowie bestechend ehrliche Kommentar des Trappers, der daraufhin an mich folgte. Und ich musste wenn auch ungern zugeben, dass er recht hatte...ich wusste wirklich nicht was ich wollte...oder besser noch wen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)