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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

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kennenlernen mit Hindernissen

„Nein sicher nicht...ich bin gleich fertig! Halt jetzt still, sonst könnte es schief gehen und das wollen wir vermutlich beide ganz gerne vermeiden!“ Grollte ich ihn entsprechend unwirsch an, den Umstand so gut wie möglich ignorierend, dass ich so plötzlich mir nichts, dir nichts einen mir vollkommen fremden Mann auf dem Schoß saß und das obendrein noch einen Tick zu vertraulich, um es jetzt nicht missverstehen zu können.
 

Doch er reagierte erstaunlich cool auf diese Tatsache, die mir ganz im Gegensatz zu ihm mächtig weiche Knie bescherte...auch weil ich den leichten Druck, den seine kräftigen Oberschenkel unter meinem Gesäß erzeugten dabei schon ziemlich deutlich spürte...was mir vermutlich wesentlich mehr zu schaffen machte als ihm. Ich bemerkte bei der Gelegenheit aber auch sehr deutlich, dass er mich intensiv musterte, so als wollte er meine Reaktionen auf ihn in Erfahrung bringen oder besser noch testen. Doch den Gefallen, Eikskild irgend eine Angriffsfläche von mir zu bieten, nun den würde ich ihm ganz bestimmt nicht frei Haus liefern...also riss ich mich zusammen und tat damit so, als wäre dies das vollkommen Normalste auf der Welt.
 

„Es sein schon gut...du das schaffen Lyria, ich mir völlig sicher!“
 

War einen Moment später die entsprechende Antwort an mich und auf meine Reaktionen, worauf im Anschluss ein etwas unsicheres aber durchaus offenes Lächeln in meine Richtung erfolgte...das so kurz wie es gekommen war, sogleich wieder wie nie dagewesen von seinen markanten Gesichtszügen verschwand. Anscheinend war die Handlung seinerseitens ebenso unvorhersehbar gewesen...denn er wirkte eigentlich nicht so, als hätte er es aus reiner Berechnung heraus getan oder gar geplant...offenbar hatte ihn sein spontaner Übergriff auf mich ebenso sehr überrascht wie mich.
 

Eikskild hatte das nicht tun wollen, es hatte ihn in gewisser Weise einfach überkommen.
 

Der Trapper war meinen Beobachtungen zufolge, die ich bisher von ihm gemacht hatte, ein durch und durch praktisch veranlagter Charakter...Lösungen für Probleme zu finden, war ihm in einer solchen menschenleeren Umgebung wie dieser demnach in Fleisch und Blut über gegangen.
 

Wie also sollte ich ihm deswegen einen Vorwurf machen?
 

Er hatte die Schwierigkeit der Sachlage erkannt und die einzige praktikable Lösung, die ihm dafür in den Sinn gekommen war hieß...so nahe als möglich ran an die Problemzone...die da bedeutete mich ihm also kurzerhand auf den Schoß zu wuchten.
 

Dass es im Nachhinein irgendwie anstößig erscheinen könnte, war ihm vermutlich ebenso wie mir, erst hinterher in den Sinn gekommen, als es dafür definitiv schon zu spät war...denn da saß ich ja bereits auf ihm.
 

„Du müssen keine Angst haben, ich dir bestimmt nichts tun werden...es...ach...ich nicht wissen warum ich das gemacht haben, ich nicht weiter nachgedacht. Du mir verzeihen können?“
 

Kam es in diesem Fall anschließend nochmals überraschend deutlich in meine Richtung. Die unverwechselbare Mischung aus englischen und nordländischen Vokabeln war dabei geradezu umwerfend komisch, ich hatte trotz der unangenehm peinlichen Situation alle Mühe nicht zu grinsen....denn ich spürte intuitiv, dass er es ehrlich meinte.
 

Mit diesen Worten nahm er ganz brav seine Hände von meinen Hüften und legte sie anstatt dessen überraschend entspannt auf den Tisch und um die Kaffeetasse herum, die ich kurz zuvor vor ihn hin gestellt hatte. Ich sah dabei wie seine Augen jeder meiner Bewegungen folgten. Eine gewisse Art der Neugier stand unübersehbar in ihnen geschrieben...ja er war neugierig auf mich...das war es wohl das es am Bezeichnendsten traf.
 

„Schon okay, ich bin dir nicht wirklich böse...aber mach sowas nie wieder Trapper!
 

Niemals wieder, hast du gehört?
 

Ich mag solche Übergriffe auf meine Person egal aus welchen Aspekten heraus nicht übermäßig und ich werds demnach auch nicht bei dir tun. Ich sehe das als geltende Abmachung für die Zukunft zwischen uns an...immerhin leben wir jetzt die nächsten Monate zusammen unter einem Dach. Also bitte zwing mich möglichst nicht dazu, das Pefferspray zu selbstverteidigungs Zwecken heraus auspacken zu wollen..ist das soweit klar?“
 

Entgegnete ich ihm daraufhin betont gelassen.
 

Ich sah wie sich seine Pupillen einen Moment lag verblüfft verengten...doch dann nickte er, einmal nur ganz knapp aber deutlich.
 

„Gut die Abmachung gelten, das für mich in Ordnung sein...ich es werden beherzigen!“ Erfolgte unmittelbar danach, die von mir erwartete Antwort von ihm.
 

Mit einem leisen Stoßseufzer machte ich schließlich Anstalten mich schleunigst wieder von seinem Schoß zu erheben...und möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen, worauf von ihm keinerlei Reaktion mehr erfolgte, mich irgendwie zurück halten zu wollen.
 

„Ich bin fertig...du..du kannst dir das Ergebnis ansehen, wenn du willst!“
 

Sagte ich leise, als ich mit reichlich klopfendem Herzen zu meiner Kaffeetasse griff, um einen tiefen Schluck des extrem starken schwarzen Gebräus zu nehmen, den ich jetzt wirklich nötig hatte.
 

Mit zitternden Fingern stellte ich sie danach hastig auf den wackligen Küchentisch ab.
 

Ich sah ihn unwillkürlich lächeln....wobei es allerdings äußerst schwer zu deuten war. Ich empfand es als eine eigenartige Mischung aus sichtbarer Belustigung und einer gewissen Resignation, die nicht zu übersehen war.
 

„Danke aber das nicht nötig sein..ich wissen, dass ich gut aussehen!“
 

Kam nur den Bruchteil von Sekunden später, die pompte Antwort an mich, die mir wahrlich den Mund offen stehen ließ.
 

» Na also von dir überzeugt bis du ja gar nicht Mann ?! «
 

Schoss es mir just durch den Kopf, bis mir schließlich und endlich in den Sinn kam, dass er mir damit eigentlich nur hatte sagen wollen, dass er mir vertraute...und dass eine Kontrolle meiner Bemühungen in seinen Augen nicht nötig war. Ich hatte ihn aus seiner Sicht heraus nicht verunstaltet...das war alles was für ihn zählte.
 

Es war gewissermaßen seine Art der Dankbarkeit an mich, für den kostenlosen Haarschnitt, dem ich ihm verpasst hatte. Das war es, was er mir hatte mit dem „gut aussehen“ klar machen wollen.
 

Ich räusperte mich hastig. „Oh äh..ja sicher..jetzt kannst du wieder als halbwegs zivilisiert durchgehen und musst keine Leute mehr erschrecken.“ Entgegnete ich ihm den Umständen entsprechend mit einem etwas schrägen Grinsen auf den Lippen.
 

„Welche anderen Leute?“
 

Fragte er mich daraufhin postwendend mit argwöhnisch hochgezogenen Augenbrauen, wobei er zeitgleich Anstalten machte sich wieder in das speckige Holzfällerhemd zu schälen, das noch auf dem Stuhl gelegen und dort einsam vor sich hin stinkend auf ihn gewartet hatte.
 

„Ach das war nur so daher gesagt. Herrgott nochmal, ich weiß auch, dass er hier auf dieser verdammten Insel außer dir und mir weit und breit keine andere Menschenseele gibt!“ Grollte ich ihm angesichts dieser Erkenntnis nicht eben erfreut entgegen.
 

„Oh das so nicht ganz stimmen...einen es hier schon noch geben...meinen Freund.“
 

Er brach kurz ab und versuchte mit einem erneuten Anlauf in sein vergammeltes Hemd zu kommen..als er es beinahe schon drüber gezogen hatte und wieder im Halssaum des Hemdes erschien, machte er weiter...“ja meinen Freund..Yokky. Er auch Trapper aber auf der anderen Seite der Insel leben.
 

Wir uns manchmal zufällig treffen, er mich machmal aber auch hier besuchen“...vervollständigte er den Satz und wollte sich das Hemd dabei gänzlich überziehen.
 

Indem stieß ich einen leisen Seufzer aus und ging entschlossenen Schrittes auf ihn zu...bei ihm angekommen zog ich ohne weitere Umschweife mit einem kräftigen Ruck an seinem ausgefransten und völlig verwaschenen Hemdsaum.
 

„Hey..das Ding stinkt barbarisch nach altem Schweiß und Mief Trapper...los zieh dir ein frisches an...du hast es nötig! Dann kannst du mir herzlich gerne weiter etwas über deinen Freund erzählen!“ Sagte ich ihm im Angesicht dieser Sachlage mit einem solchen Nachdruck in der Stimme, dass er mich verblüfft anstarrte.
 

Dann zog er es ruckartig hoch und unter seine Nase..indem verzogen sich seine markanten Gesichtszüge bereits zu einer sichtlich angewiderten Grimasse.
 

„Uhhh..du haben völlig recht...es riechen furchtbar...ich es zuvor nicht merken!“ War der darauf folgende Kommentar von ihm, der meine demonstrative Bitte nach einem frischen Hemd nur noch verstärkte.
 

„Hmm nun hast du es gemerkt, also bitte tu mir doch den Gefallen und wechsle es, Mann ich muss mit dir spätestens heute Abend wieder in dieser Hütte sitzen...siehst du und mit einem frischen Hemd am Leib würdest du meiner und deiner Nase sicher einen Gefallen tun.“ Bemerkte ich abermals knochentrocken, woraufhin ich ihn plötzlich lachen hörte..es war ein tiefes, dröhnendes aber irgendwie auch sympathisch anziehendes Lachen.
 

„Gut du mich überredet haben...es wirklich sein nötig. Du hier warten, ich gleich wieder da!“ Mit diesen Worten machte er ohne irgend einen Kommentar von mir abzuwarten der mir schon auf der Zunge gelegen hatte auf der Stelle kehrt und verschwand in Richtung seines eigenen Schlaflagers.
 

„Haha sehr witzig du Scherzbold...wo soll ich schon hingehen?“
 

Kam nur einen Augenblick später entsprechend resigniert aus meinem Mund, was er aber zum Glück nicht hören konnte, da er noch immer mit der Suche nach einem frischen Hemd beschäftigt war, wie ich mit einem teilweise amüsierten Grinsen fest stellte.
 

Wenig später hatte er eines gefunden...auch so ein widerliches Teil von Holzfällerkluft. Allerdings nicht ganz so verwaschen, wie das Prachtstück, das er wohl die letzten zwei Monate ununterbrochen am Leib getragen haben musste, jedenfalls der intensiven Geruchsentwicklung nach zu urteilen.
 

Als Eikskild zu mir zurück kam, grinste er über das ganze vollbärtige Gesicht...es hatte irgendwie was von einem kleinen Jungen, der seine unbändige Freude an seinem neuen Spielzeug zum Ausdruck bringen wollte. Wieder mal typisch Mann...kam mir dabei just in den Sinn. Von Klamotten und Mode nicht den geringsten Schimmer...aber gut was wollte ich auch erwarten? Hier am Rande der Arktis würde es sicher keine Modeschau geben und Klamotten besaßen nur einen einzigen Wert und zwar den hoffentlich möglichst strapazierfähig und wärmeisolierend zu sein. Etwas anderes war völlig unerheblich, das hatte ich zwischenzeitlich auch schon begriffen.
 

„Was du sagen? Das besser so?“
 

Fragte er mich einige Sekunden später merklich erleichtert...offenbar fühlte er sich selbst ebenfalls sehr viel wohler in seiner „neuen“ zweiten Haut.
 

Ich nickte nur knapp.
 

„Viel besser...jetzt siehst du wenigstens aus wie ein Mensch und nicht mehr wie ein Wildschein!“ Kommentierte ich diese Ansicht nochmals betont trocken, um nur ja keine Missverständnisse zwischen uns aufkommen zu lassen. Doch er zuckte angesichts meiner Antwort nur kurz mit den breiten Schultern.
 

„Oh danke, ich mich sehr viel besser fühlen Englischfrau, dann ich jetzt gehen und endlich nach meinen Fallen sehen können!“ Entgegnete er mir ebenso trocken, wobei er fast sofort danach seinen nachtschwarzen Kaffe mit einem Zug hinunter stürzte und sich als er das getan hatte, ein nicht eben kleines Stück Trockenfleisch vom Ren zwischen die Zähne schob, auf dem er demonstrativ herum zu kauen anfing.
 

„Hmm das sein mein Frühstück...ich das immer so machen, dann gut...bis nachher! Ich erst aber noch nach den Hunden sehen müssen...die auch was fressen wollen!“ Sagte er zwischen kauen und schlucken zu mir, dass ich ihn kaum verstand...worauf ich ihm am Liebsten eine ordentliche Watsche verpasst hätte, angesichts solcher Manieren einer Frau gegenüber. Aber der Mann war eben sehr lange allein gewesen, was sollte ich ihn dafür verurteilen?
 

Also nickte ich hastig, wobei ich die Brauen jedoch gefährlich weit nach oben zog.
 

„Tu das...ich will sehen, was ich hier solange ausrichten kann“. War mein Kommentar auf seine Ansage.
 

Wenig später war er nachdem er sich seine Ausrüstung für den Tag zusammen gesucht hatte auch schon verschwunden und ich allein mit mir selbst....
 

Der Tag verging nur schleppend. Ich versuchte ihn mit dem gewissenhaften Säubern der Hütte und dem Ausführen meines Hundes um das kleine Häuschen samt Schuppen herum auszufüllen. Die Stunden zogen sich dennoch quälend langsam in der ruhigen Einsamkeit der Tundra dahin. Es war rein landschaftlich gesehen wunderschön...das leuchtende graugrün des Rentiermooses, die bunten Flechten, der weite Himmel grau und klar...all das war atemberaubend, aber für mich als Stadtfrau, die diese absolute Stille nicht gewohnt war trotzdem erschreckend und ungewohnt.
 

Außerdem musste ich auf der Hut sein, er hatte mir klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass die Bären bald auftauchen würden. Denn jetzt im Herbst begannen sie sich zu sammeln, um auf das Packeis zu warten, damit sie auf die Beringsee hinaus kommen konnten, vordringlich um dort Robben zu jagen, die ihre eigentliche Hauptnahrung darstellten.
 

Als er einige Stunden später in der beginnenden Dämmerung zurück kam, die jetzt jeden Tag ein wenig früher begann, wirkte er nicht sehr zufrieden mit sich. Ich stand vor der Wellblechhütte und sah in meine dicke Daunenjacke gewickelt dabei zu, wie er seine vier Schlittenhunde versorgte, was er im Übrigen sehr gewissenhaft tat...dann kam er zurück zur Hütte. Ich sah ihm die Unzufriedenheit schon von weitem an, die sich über sein von Leben in der freien Natur zerfurchtes Gesicht gebreitet hatte.
 

„Was ist los Trapper, stimmt etwas nicht?“ Fragte ich ihn leise, als er in etwa auf meine Höhe gelangt war. Er räusperte sich und straffte sich danach sichtlich, wobei er kurz die breiten Schultern hochzog.
 

„Ach verdammt..alle ausgelegten Fallen sein leer gewesen...und das Fleisch für die Hunde sein auch fast verfüttert. Ich morgen damit wohl auf Robbenjagd gehen müssen. Du mich dabei gerne können begleiten. Ich Hilfe gut gebrauchen..die Viecher schwierig zu jagen und obendrein schwere Brocken. Ich denken zu zweit wir viel stärker sind!“ War die Antwort von ihm, die ich jetzt eigentlich hatte nicht von ihm hören wollen.
 

Ich schluckte hart.
 

„Was ich und jagen? Bist du irre Trapper...ich kann kein Tier töten.“ Sprudelte es nur einen augenblick später ohne dass ich in irgend einer Weise darüber nachgedacht hatte aus meinem Mund heraus.
 

„Ach ja? Essen können du es aber schon oder?!“ Knurrte er mich darufhin merklich ungehalten an. Ich zuckte erschrocken zusammen, doch indem machte er schon munter weiter noch bevor ich in der Lage war ihm darauf etwas zu antworten.
 

„Ihr Stadtmenschen so fürchterlich verlogen...mich das so anwidern..ihr immer so tun, als sein über Natur so völlig erhaben. Shazra...das gehören nun mal zum Leben dazu! Des einen Sterben ist des anderen Leben..du verstehen? Wovon meine Hunde sollen den Winter über leben.....und wovon dein Hund sollen fressen Englischfrau?"
 

„Ich heiße Lyria...verdammt nochmal und ja ich habs verstanden..okay..okay ich komm ja mit dir mit, wenn du drauf bestehst? Und zufrieden Eikskild?“ Fauchte ich ihm daraufhin nicht eben sehr freundlich entgegen. Ich merkte wie mir der Zorn den Hals hinauf stieg, das gefährliche Funkeln in meinen Augen, das ich schon eine ganze Weile niemandem mehr gegenüber hatte anwenden müssen...das Funkeln das er eben so unverblümt bei mir heraus gefordert hatte.
 

Aber ich sah auch, dass er angesichts meines Verhaltens nicht eben erfreut war. Sein Hals hatte ebenfalls einen hübschen dunklen Rotton angenommen und seine Augen bekamen einen eigenartigen Glanz der mir überhaupt nicht gefiel...er versuchte seinen Zorn zu unterdrücken und knurrte damit nur deutlich hörbar.
 

„Wir das morgen zusammen erledigen! Ich sehen wollen, zu was du taugen. Du hier in Wildnis leben wollen, dann du tun was ich dir sagen..oder du irgendwann tot...so einfach das sein! Naturgesetze sein hart...aber einfach...du es jetzt endlich verstehen?“
 

Und da hatte ich es schlussendlich wirklich verstanden. Er hatte recht und ich wusste, dass er es wusste. Ich zog den Kopf ein und schluckte. Dann gab ich klein bei...schon um die angespannte Situation nicht noch weiter eskalieren zu lassen...der klügere gab nach und der war im Moment eindeutig ICH.
 

„Gut ich habe es vermerkt...wie du willst Eikskild..also werden wir morgen Robben jagen! So und nun wäre es wohl besser wenn wir drinnen weiter diskutieren, denn hier draußen wird es langsam ungemütlich...willst du nichts essen? Ich habe aus den Resten die ich im Haus gefunden habe, was hoffentlich genießbares fabriziert. Eigentlich sollte es ein kleines Dankeschön für die Aufnahme sein...aber jetzt sehe ich es wohl eher als Friedensangebot zwischen uns an.
 

"Und was ist..kommst du?“
 

Ich verstummte wobei ich ihn keinen Moment lang aus den Augen ließ.
 

Er sah mich ebenfalls an...sein Gesichtsausdruck wechselte in etwa zwischen maßlosem Staunen und deutlichem Unmut hin und her und zwar so lange, bis er sich offenbar entschieden hatte zu kooperieren.
 

"Du haben recht, es nichts bringen sich zu streiten..und ich haben tatsächlich großen Hunger!“ Kam es entsprechend kurz angebunden von ihm.
 

„Na dann komm rein...ich weiß nicht wies schmeckt aber immerhin ist es was warmes.
 

Wenig später hatte er seine Ausrüstung verstaut und ich ihn sogar noch dazu gebracht sich die Hände mit Seife zu waschen ehe ich ihm und mir selbst das vor die Nase setzte, was ich am Nachmittag zuvor als warme Mahlzeit fabriziert hatte. Besonders spannend sah es nicht aus...die Mischung war auch etwas gewöhnungsbedürftig, da ich in seinen Vorräten nur noch Dosentunfisch und Dosen Mais gefunden hatte...gut gewürzt mit skandinavischer Fischsoße...und ordentlich Ketchup.
 

Mehr gab es an Gewürzen in diesem Haushalt nämlich nicht aufzufinden. Tapfer wagte er es einen Bissen in dem Mund zu schieben nachdem er äußerst vorsichtig und nachhaltig daran gerochen hatte. Doch kaum im Mund verzog sich seine Mine sichtbar und zwar nicht eben sonderlich erfreut. So ehrlich war Mann was das betraf zweifellos, denn es schmeckte grauenhaft, ich sah es ihm regelrecht an.
 

„Wow man immer sagen, Liebe durch den Magen gehen? Das sein bei dir aber wohl nicht der Fall Lyria. Uhh du echt eine miserable Köchin sein...das schmecken fürchterlich!“
 

Erfolgte damit sogleich der prompte Kommentar in meine Richtung.
 

Mit dem Ergebnis, dass ich ordentlich angesäuert darauf reagierte. Verdammt da hatte ich mich mit dem Fraß abgemüht und wofür das alles?
 

Dem Herrn Trapper schmeckte also nicht was ich für ihn gekocht hatte...na das wurde ja immer besser.
 

„NA DANN NICHT..DANN LASS ES DOCH, DANN ESS ICHS EBEN SELBER!“
 

Fuhr ich ihn somit sichtlich ungehalten an, wobei ich demonstrativ Anstalten machte, mein Essen zu probieren....was ich aber wohl lieber hätte bleiben lassen sollen, wenn ich vernünftig gewesen wäre, was ich aber in meiner gekränkten weiblichen Eitelkeit natürlich nicht war.
 

„Puhh ich brauchen erst mal einen Klaren um das runter spülen“...sagte er jedoch nur schlicht, wobei er rasch aufstand um nach der Schnapsflasche zu fahnden, die er offebar irgendwo im Küchenschrank gebunkert hatte, für schlechte Zeiten oder so ähnlich.
 

Als er sie ein paar Sekunden später gefunden hatte, zog er sie heraus und öffnete routiniert den Verschluss. Er setzte an und nahm einen ordentlichen Zug aus der Pulle..dann grinste er mich breit an, als er mein Gesicht sah, das ich nach dem Genuss meiner eigenen Kochkünste zog.
 

„Oh du offenbar auch einen nötig haben?!“
 

Sagte er mit einem noch etwas breiteren Grinsen in meine Richtung, woraufhin er mir die Flasche gönnerhaft entgegen hielt.
 

„Gib schon her!“
 

Konterte ich knapp, wobei ich ihm die Flasche rasch aus der Hand nahm und ebenfalls zu einem tiefen Zug ansetzte...das Zeug brannte fürchterlich meinen Rachen hinunter, aber es half den widerlichen Geschmack hinunter zu spülen. Er hatte recht, das was ich da gekocht hatte, konnte man wirklich nicht genießen...und insgeheim musste ich dies auch zugeben...wenn ich es auch nicht offen aussprechen würde.
 

„Uhh was n das, etwa Franzbranntwein oder noch besser Spiritus?“ Entkam es mir einen Augenblick später spontan nach dem Genuss des Hochprozentigen, der locker als Grillanzünder durchgegangen wäre, woraufhin ich mich wie zur Bestätigung dessen heftig schüttelte.
 

Er lachte nur belustigt als er es sah.
 

„Nein, das sein russicher Wodka...ein ziemlicher Fusel, aber leider das Einzige, was man hier bekommen können!“
 

Antwortete er mir noch immer sichtlich amüsiert.
 

Ich besah die Flasche mit ganz neuen Interesse.
 

„Ah ha..Wodka also...na ja das Zeug brennt einem zwar den Hals weg..aber es beamt dafür ganz ordentlich...und von innen warm machts auch..vielleicht doch gar nicht so schlecht, wenn ich noch einen Schluck davon nehme, dann lässt sich deine Gesellschaft auch gleich viel besser ertragen Trapper!“
 

Kommentierte ich meine Erkenntnis angesichts meines Schnapskonsums entsprechend sarkastisch...wobei ich prompt noch einmal ansetzte..bevor er mir die Flasche entschlossen aus der Hand zog.
 

„Halt du dich nicht sollen betrinken, das sein gefährlich...kommen ich haben ein bessere Idee..wir etwas spielen können...ich ganz gut, ich dir gerne zeigen..besser als betrunken sein...das nur einen schlechten Kopf geben morgen und ich dich noch zum Jagen brauchen.“
 

Ich sah ihn entgeistert an, doch dann zuckte ich mit den Schultern. „Du hast recht, sich die Sache schön zu saufen bringts wohl nicht wirklich. Na schön..dann zeig mir was du kannst...was willst du spielen..Black Jack oder lieber Poker?“
 

Er sah mich irritiert an.
 

„Ääähh nein..ich haben da eher an Schach gedacht!“ Antwortete er mir ein wenig verunsichert.
 

„Was du spielst Schach Trapper?“ Fuhr mir merklich verwirrt heraus, ich konnte es schier nicht fassen. Soviel an Intelligenzquozienten hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Entsprechend säuerlich wirkte Eikskild auch als er meine Gedankengänge in etwa nachvollzogen hatte.
 

„Ja ich sein ganz gut darin!“ Fuhr er mich daraufhin etwas brüsk an.
 

„Na schön ich auch, also dann lass uns spielen!“
 

Das hätte ich besser nicht zu ihm sagen sollen...der Mann war nämlich gut...jedenfalls sehr viel besser als ich zunächst angenommen hatte. Wir sprachen an diesem Abend nicht mehr viel miteinander was aufgrund unserer sprachlichen Hürden ohnehin nicht leichter wurde...aber die Schachpartie gegen ihn entpuppte sich als absolutes Desaster...zumindest für mich.
 

Er zog mich sowas von ab...meine Königin hatte er in nur neun Zügen Schach matt gesetzt, ehe ich überhaupt begriffen hatte, was seine Strategie war.
 

Ich versuchte ganze dreimal gegen ihn anzukommen, immer mit dem selben absolut niederschmetternden Ergebnis. Eikskild gewann jedes Mal gegen mich.
 

Ich sah ihn fassungslos an, als er mich zum drittenmal in die Knie gezwungen hatte.
 

„Du..du bist richtig gut..alle Achtung, das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht...danke für die spannenden Spiele.“
 

Ich beugte mich zu ihm vor und gab ihm einen spontanen flüchtigen Kuss auf die Wange, gewissermaßen als kleine Annerkennung für seine außerordentlich gut durchdachten Strategien, die mich wirklich beeindruckt hatten...mehr als ich zugeben wollte.
 

Indem sah ich ihn lächeln...es wirkte leicht belustigt..aber auch ein wenig verklärt.
 

„Du dir nichts daraus machen, dass du verloren haben...dann du eben Glück in der Liebe haben...das man nicht sagen so?
 

Pech im Spiel...
 

....und Glück in der Liebe!“
 

Ergänzte ich seinen begonnenen Satz leise.
 

„Ja den Spruch kenne ich Eikskild, aber ich glaube nicht an so was, das ist alles rein illusorischer blanker Unsinn. Es gibt keinen strahlenden Ritter in weißer Rüstung...ich glaube nicht an die verklärte Romantik a la Hollywood...schon lange nicht mehr ich fürchte aus dem Alter bin ich schon lange raus!“ Meine Worte klangen bitter und hart..aber sie entsprachen der Realität...dazu hatte ich eindeutig zu viele negative Erfahrungen in meinem vergangenen Leben gemacht.
 

Er sah mich an...seine Züge waren undurchdringlich dennoch wirkte er auf eine merkwürdige Art zuversichtlich...denn es kam mit Nachdruck aus seiner Kehle, was er mir aus seiner Ansicht heraus sagen wollte.
 

„Das du dürfen nicht sagen..das du auch nicht wissen...das Leben manchmal gehen seltsame Wege...vielleicht auch dein Ritter irgendwann kommen...du ihn nur noch nicht sehen können.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ai-lila
2016-06-26T11:55:35+00:00 26.06.2016 13:55
Hi~~

Oh ha, Lyria und die Robbenjagd.
Der gute Herr Trapper glaubt tatsächlich daran, das eine Stadtfrau ihm beim Robbenjagen helfen kann?
Der hat ja Gottvertrauen. <.<

Tscha, da sind die langen dunklen Tage ja schon durchgeplant. Schach, heißt da wohl das Zauberwort. *grins*
Das war wie nicht anders erwartet, ein sehr schönes Kapi.
LG Ai


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